Marie Kalann - Rainer Bressler - E-Book

Marie Kalann E-Book

Rainer Bressler

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Beschreibung

Theaterstücke Band I Trilogie über gute Menschen der Gegenwart 3 Farcen Marie Kalann Farce In einem Fantasieland rangeln ein General, ein Poet und eine Frau um die vakant scheinende Staatspräsidentschaft und veranstalten so einigen Trubel, der sich zum Schluss, o Wunder, für ein hübsches Bild in Minne auflöst, während ein vom System an den Rand Gedrängter und Ausgeschlossener seinen Frieden in seinem Gärtchen findet.

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Seitenzahl: 88

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Rainer Bressler, Jurist im Ruhestand und Schriftsteller, geboren 1945, ist Schweizer und lebt in Zürich. In den Jahren 1980 bis 1993 profilierte er sich als Hörspielautor, dessen Hörspiele von Radio DRS produziert und ausgestrahlt wurden.

Bisherige Veröffentlichungen:

7 Hörspiele:

Tom Garner und Jamie Lester; Morgenkonzert; Folgen Sie mir, Madame; Aufruhr in Zürich; Nächst der Sonne;

Geliebter / Geliebte; Gaukler der Nacht; Beinahe-Minuten-Krimi

Produziert und ausgestrahlt in den Jahren 1979 bis 1993

Geliebter / Geliebte. 8 Hörspiele, Karpos Verlag, Loznica 2008

Privatzeug 1856 bis 2012. Versuch einer Spurensuche, 5 Bände:

Spur 1 Reisen; Spur 2 Spielen; Spur 3 Schreiben; Spur 4 Dichten; Spur 5 Weben

BoD 2012 bis 2016

Pink Champagne, satirischer Roman, BoD 2020

Schattenkämpfe, Roman, BoD 2020

Kraut & Rüben, Kurzgeschichten, BoD 2020

Reise-Impressionen, Erzählungen, BoD 2020

Fenstersturz, Krimi-Satire, BoD 2020

Texturen, Krimi-Satire, BoD 2020

Theaterstücke Band I bis …, BoD 2020

Personen

August von Lasendorf, genannt der Poet Wunda, des Poeten Sekretär General Helter, Oberleutnant Trass, Leutnant Kalann, Leutnant Marie, Kalanns Frau Vorsitzender Paule Kirsta Hausbesitzer Volk, Männer und Frauen, ca. 6 Personen

Ort

Sankt Nimmerleinsland

Zeit

Sankt Nimmerleinstag 1473

Inhaltsverzeichnis

Erstes Bild

Zweites Bild

Drittes Bild

Viertes Bild

Fünftes Bild

Sechstes Bild

Siebentes Bild

Achtes Bild

Neuntes Bild

Zehntes Bild

Elftes Bild

Zwölftes Bild

Dreizehntes Bild

Vierzehntes Bild

Fünfzehntes Bild

Sechzehntes Bild

Siebzehntes Bild

Achtzehntes Bild

Neunzehntes Bild

Zwanzigstes Bild

Einundzwanzigstes Bild

Erstes Bild

Kommandoposten

Der General geht, einen Brief lesend, auf und ab. Kalann folgt ihm Schritt auf Tritt. Trass und Helter stehen daneben.

General

„Sao Salvador da Baia de Todos os Santos, den 15. Juno 1473. To whom it may concern. Schweren Herzens geben wir bekannt, dass unser gesundheitlicher Zustand uns zwingt, alle öffentlichen Verpflichtungen abzusagen. Gezeichnet blablabla.“ Kreuz-Blitz-und-Donnerwetter!

Trass

Hatschi. Hatschi. (

Alle starren Trass an)

General

Wo sind wir stehen geblieben?

Kalann

(

befliessen)

Herr General hat die Note des Präsidenten verlesen und daraufhin Kreuz-Blitz-und-Donnerwetter gesagt.

General

Sehr gut, Kalann. Kreuz-Blitz-und-Donnerwetter! Wir sind verkauft. Der Alte kratzt zur ungeschicktesten Zeit ab.

Trass

Tut er nicht. Entschuldigung. Ich meine: falls der Herr General gestatten. Seine Exzellenz, der Präsident, erfreut sich der besten Gesundheit. Er kratzt nicht so schnell ab. Hatschi. Hatschi.

General

Wie will er es wissen, Trass?!

Trass

Falls er General gestatten, ich weiss es mit Bestimmtheit. Seine Exzellenz, der Präsident, hat genügend Geld zusammengescheffelt und will es

zusammen mit seiner Geliebten in Monte Carlo verprassen. Offiziell wird er zurücktreten, um an der Meerluft zu gesunden.

General

Halte er mir Hintertreppengerede vom Leibe, Trass!

Trass

Hatschi. Hatschi. Ich weiss es von einer Dame, die dem Präsidenten sehr nahe steht. Hatschi. Hatschi.

General

Trass, ein Offizier ist nicht erkältet.

Trass

(

Flüsternd zu Helter)

Er hat gut reden! Beim Strampeln rutscht die Decke runter. Dann schläft man abgedeckt.

General

Angenommen, seine Vermutung trifft zu, ändert es nichts an der uns überraschenden Tatsache eines baldigen Rücktritts des Alten.

Trass General

Jawoll Herr General! Kreuz-Blitz-und-Donnerwetter! Diese Kanaille verarscht uns.

Helter

Ist kein Problem nicht, Herr General, überhaupt nicht.

General

Helter, erkläre er uns, wie wir – unvorbereitet überrascht vom Rücktritt des Alten – zum Präsidenten gewählt werden.

Helter

Die Mehrheit des Volkes muss bloss ihren Namen auf die Wahlzettel schreiben.

General

Unseren Namen!

Helter

Zugegeben, viele Menscher kennen ihren Namen nicht. Dem kann abgeholfen werden, indem wir ihren Namen bereits auf die Wahlzettel drucken. (

Der General wehrt ab)

Zudem interessieren sich die Menscher

nicht für Wahlen. Bei den letzten Zwölf Wiederwahlen des Präsidenten betrug die Stimmbeteiligung jeweils ein Prozent. Wäre doch gelacht, wenn wir nicht die Mehrheit dieses einen Prozents des Volkes gewinnen könnten.

General

An der Verlässlichkeit des Volkes ist zu zweifeln.

Helter

Das Volk wird sie wählen. Wen sonst sollte es wählen?

General

„Sollen wählen“ tut es niemand anderen. Unterschätze er von Lasendorf nicht.

Helter

Den Poeten?!

General

Seit 37 Generationen stellen die von Lasendorfs Präsidenten.

Helter

Dieser Plüsch-Pudel Präsident?!

Trass

Hatschi. Hatschi. Herr General gestatten? Herr von Lasendorf gedenkt sich gegebenenfalls um die Präsidentschaft zu bewerben.

General

Da hat er es, Helter! Trass, woher, zum Teufel, hat er diese Information schon wieder?

Trass

Herr General, von einer Dame, die dem neuen Sekretär des Barons sehr nahe steht. Der neue Sekretär übrigens war früher Werbefritze. Er hat den Auftrag gefasst, das Image des Barons aufzumöbeln. Hatschi. Hatschi.

General

Kreuz-Blitz-und-Donnerwetter! Hat er weitere Informationen auf Lager?

Trass

Nein, Herr General!

Helter

Ist kein Problem nicht, Herr General. Überhaupt nicht. Sagen wir dem Volk, dass sie besser sind als von Lasendorf. Dann wählt das Volk sie.

General

Versuche er, Helter, dies dem Volk mitzuteilen.

Helter

(

Geht zum Fenster, öffnet es und schreit)

Der General ist der Beste. Der General ist der Beste. Der General ist der Beste. (

Schliesst das Fenster und kommt zurück)

Niemand hört zu. Den Menschern ist nicht zu helfen. Sie verweigern sich der Wahrheit.

General

Eben!

Helter

Ist kein Problem nicht, Herr General. Überhaupt nicht. Wir machen das Volk uns zuhören.

General

Hat er, Helter, nicht soeben am eigenen Leibe erfahren, dass die Menscher von uns keine Notiz nehmen?

Trass

Neineineineinein!

General

Wir schätzen Neinsager nicht, Trass!

Trass

Herr General irren.

General

Lasse er sich nicht zu unbesonnenen Worten hinreissen. Wir irren nie.

Trass

Herr General möge bedenken, dass unsere schnittigen Uniformen auf Weiber Eindruck machen. Weiber mit prallen Brüsten und üppiger Hinterhand nehmen durchaus Notiz von uns. Hatschi. Hatschi.

General

Weiber! Komm er mir nicht mit seinen Weibergeschichten, Trass! Das Volk nimmt keine Notiz von uns. Und damit basta!

Helter

(

Mit einem Kratzfuss)

Ich sehe den Herrn General bereits als Präsidenten.

General

Sein Vertrauen, Helter, ehrt mich, rührt mich. Verliere er ob seinem Vertrauen nicht den Blick dafür, dass seine Vision von uns als Präsident einen Teilaspekt darstellt. Visioniere er auch das Volk, Helter.

Helter

(

Mit verklärt ins Nichts schweifendem Blick)

Die Menscher schreien hurra, hurra, hurra.

General

Den Menschern ist ein Hang zum Hurrarufen nicht abzusprechen. Leider jubeln sie oft den Falschen zu. Kreuz-Blitz- und-Donnerwetter, Kalann! Schleiche er nicht so dicht hinter uns her!

Kalann

Pfehl, Herr General!

Trass

Hatschi. Hatschi. (

Pause)

Kalann

Wir sind stehen geblieben bei, Pfehl, Herr General!

General

Kalann, er ist ein Wüstenpferd! Nehme er sich ein Beispiel an Trass. Ein richtiger Mann mit strammen Waden. Was ein richtiger Mann ist, hat stramme Waden. Wer keine strammen Waden hat, ist ein Wüstenpferd. Schaffe er sich stramme Waden an, Kalann!

Kalann

Pfehl, Herr General! Stramme Waden anschaffen!

General

Herren Offiziere, habe die Ehre! Halt. Was wir noch sagen wollten: morgen klock Zwölf unterbreiten sie uns einen perfekten Plan, wie wir die bevorstehenden Wahlen gewinnen. (

Kalann beschäftigt sich mit seinen Waden)

Kalann, nicht herumtrödeln! Dalli

dalli! Stelle er sich gefälligst vor, der Alte haue heute bei Nacht und Nebel ab und wir hätten uns morgen früh dem Volk zu stellen. Herren Offiziere, habe die Ehre! Kalann, was hat er noch?!

Kalann

Herr General, ich würde an ihrer Stelle den weissen Cadillac mit Standarte verkaufen und den Erlös für ein Heim für Kriegswaisen spenden. So etwas spricht die Leute an.

General

Kalann, wir sind nicht er. Ergo sind wir kein Wüstenpferd. Ergo behalten wir den weissen Cadillac mit Standarte.

Helter

Ein Heim für Kriegswaisen?! So ein Quatsch! Eine Kriegswaisen-Auktion! Dann können die Menscher etwas mit nachhause nehmen. Alle Menscher, die eine Kriegswaise erwischen, schenken ihnen ihre Stimme.

General

Wo Kriegswaisen holen und nicht stehlen?! Und wir warnen ihn, Helter. Es darf nichts kosten.

Trass

Hatschi.Hatschi.

General

Unseren weissen Cadillac mit Standarte verkaufen?! Von Lasendorf fährt einen himmelblauen Cadillac mit Louis-Quinze-Plüschausstattung. Der Alte hat seinen grauen Cadillac mit schwarzem Nerz überziehen lassen und die Stossstangen mit Zobel. Wir lassen uns unseren weissen Cadillac mit Standarte nicht vermiesen! Kalann, er ist ein Wüstenpferd!

Kalann

Pfehl, Herr General. Stramme Waden anschaffen.

General

Herren Offiziere, morgen klock Zwölf mit Wahlstrategie!

Helter, Trass, Kalann ab.

Zweites Bild

Stammtisch im Leuen

Helter, Trass, Kalann, Wunda, Paule Kirsta.

Trass

Hatschi. Hatschi. Und Brüste hat sie. Ich sage euch. Brüste, die aus dem Mieder quellen. Die Brüste prall und voll. Und eine starke Hinterhand. Speckig, üppig. Ein Griff ins Volle. Spürst wieder einmal, was ein richtiges Weib ist. Schwebst wie auf Wolken.

Kalann

Und du sagst, die Brüste.

Trass

So. So. So. Ich übertreibe nicht. Ehrenwort. Geh mal hin, schau sie dir an.

Kalann

Reizen täte es mich ja schon.

Trass

Na also.

Kalann

Ich weiss nicht.

Trass

Hält die Deinige dich streng an der Kandare, wie?!

Kalann

Die Marie?

Trass

Wer sonst?

Kalann

Nein. Sie hat einen. (

Flüsternd)

Dort sitzt er. Der mit dem düsteren Blick und dem verqueren Mund. Vorsitzender Paule Kirsta heisst er.

Trass

Du lässt es zu, dass deine Marie?

Kalann

Ach so, Marie und der Paule Kirsta treiben es bloss politisch miteinander. Strampeln will die Marie mit mir. Mir fehlt manchmal die Lust dazu. Sie hat keine prallen Brüste.

Helter

Trass, führe er den Kalann nicht auf Abwege! Das ist Zersetzung der Wehrkraft.

Trass

Blödmann!

Helter

Schluss mit diesem Unfug. Ran an die Aufgabe, die der General uns zugedacht hat!

Kalann

Am meisten Aufmerksamkeit bringt es, wenn er sich eine Kugel in den Kopf jagt.

Helter

Selbst das würde unser Problem nicht lösen. Steht der General nicht mehr zur Verfügung, trete ich an seine Stelle.

Trass

(

lacht)

Helter

Nehme er sich in Acht, Trass!

Trass

Mir ging so durch den Kopf. Ich hätte klar die besseren Chancen. Zumindest bei 52% der Leute.

Helter

Du bessere Chancen als ich?! Willst du ebenfalls kandidieren?!

Trass

Es gibt nun mal mehr Weiber als Männer.

Helter

Da schneidest du dich gehörig in deine Finger! Die Männer füllen die Wahlzettel ihrer Frauen aus.

Kalann

Die Schwulen stehen auf stramme Waden. Sie würden ihre Stimmen dem Trass geben.

Helter

Wüstenpferd! Was schlagen wir dem General als Strategie vor?

Kalann

Trass, wie hast du es geschafft, so stramme Waden zu bekommen? Ich habe Tigerbalsam eingestrichen. Ausser einer Rötung der Haut ist nichts geschehen.

Trass

Hatschi. Hatschi. Was weiss ich.

Helter

Wüstenpferd! Jogging und ein Rennfahrrad! So, und nun an die Arbeit!

Trass

Hatschi. Hatschi.

Kalann

Jogging? Wie eklig.

Helter

Das Volk muss uns wählen!

Trass

Schschsch. Der Wunda.

Helter

Der was?

Trass