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Der Körper ist das Abbild des psychischen Innenlebens, welches der Mensch sich selbst erschafft. Gedanken sind Dinge, die nicht immer von Nutzen sind. Weder die Vergangenheit noch die Zukunft ist bestimmend für mich. Das Jetzt ist mein Leben.
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Seitenzahl: 264
Veröffentlichungsjahr: 2019
Gunther Scheuring
DER WEG ZUR LIEBE
Gunther Scheuring
Der Weg zur Liebe
© 2019 · Gunther Scheuring
1. Auflage 2019
Autor: Gunther Scheuring
Titelfoto: © Gunther Scheuring
Grafische Umsetzung: Kerstin Fiebig
Lektorat: Ina Kleinod
Verlag
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN Paperback: 978-3-7497-3896-0
ISBN Hardcover: 978-3-7497-3897-7
ISBN e-Book: 978-3-7497-3898-4
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und sonstige Veröffentlichungen.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
DIE LIEBE IST DER WEG.
INHALT
Mediales Schreiben
Zum Glück …
Bin ich wirklich?
Allein sein
Erwartungshaltungen
Opa, ich habe eine Sechs
Wieder Totensonntag
Gedankenkontrolle
Angst
Aufstehen, um schlafen zu gehen?
Der Moment
Fragespiel
Zwischen den Gedanken
Der Mensch ist Veränderung
Das Leben fließt
Einsamkeit?
Vorgelebtes prägt
Schweigen und Gelassenheit
Akzeptanz schafft Freiheit
Sich nicht hören wollen
Immer nur müde
Ehe und eigene Echtheit
Meine ersten grauen Haare
Stillstand oder eine Tür öffnen
Lebenszeit
Didgeridoo
Angstfrei vegetarisch
Potenzial der Stille
Allheilmittel Meditation
Langeweile oder Wartung?
Beziehungen
Das tiefere Fühlen
Harmonie wird Liebe
Gott ist der Weg
Fazit und Dankbarkeit
Alles im Nichts
Und selig sind die Unwissenden
Die Liebe leben
Empfindung und Gefühl
Ich stand vor dem Nichts
Nachwort
Anhang
GEDANKENLOS.
Ich sitze am See
in der wärmenden Sonne
und erfreue mich meiner selbst.
Der frühe Morgen hat die Stille
eines Windhauches, der nur
das hohe Schilf bewegt.
Das Wasser, das sich kaum
merkbar wellt, bringt die Wärme
dieses Sommers zu mir.
Erfüllt bis in den tiefsten Grund,
tauche ich kurzweilig hinein,
ohne meine Gedanken.
WÄHLE ICH DIE ANGSTODER DIE LIEBE?
MEDIALES SCHREIBEN
Es gibt zwischen Himmel und Erde mehr Dinge, als der Mensch im Allgemeinen auch nur annähernd kennt und nutzt. Es sind Dinge, die aber für ihn lebensnotwendig sind, die ihm helfen, sein Leben besser zu verstehen. Diese nicht greifbaren und unglaublichen Dinge geschehen zwischen dieser und jener anderen Welt, ob der Mensch es glaubt oder nicht. Sie sind vorhanden, der Mensch ist nur nicht in der Lage, sie wahrzunehmen – genauso, wie er auch sich selbst nicht wirklich wahrnimmt, obwohl er irgendwie bemerkt, dass er existiert. Er hält sich in einer Traumwelt auf, aus der er erwachen kann. Sein geistiges und seelisches Potenzial ist in Wahrheit unerschöpflich. Ob er das je erfahren wird?
Die Fähigkeit des medialen Schreibens entdeckte ich ganz zufällig, sozusagen über Nacht. Nachdem ich über einen längeren Zeitraum täglich morgens und abends meditiert hatte, klopfte die geistige Welt eines Nachts gegen drei Uhr an mein Bett, weckte mich und reichte mir schubweise Gedanken dar, die ich niederlegen sollte. Schlaftrunken und völlig überrascht griff ich zum Laptop und fing an, alles aufzuschreiben. Vier Stunden später war ich dann so erschöpft, dass ich wieder einschlief, aber ich war glücklich und dankbar.
Dies schien der geistigen Welt zu gefallen und ließ es zur Gewohnheit werden, mich jede Nacht zu wecken und schreiben zu lassen. Ich war dankbar, denn ich fand diese Aufgabe von Anfang an sehr erfüllend.
LAUSCHE!
ZUM GLÜCK …
Ich freue mich sehr, dass ich – womöglich mit meinem Buch „Die Chance auf Liebe“ – Dein Interesse für dieses Buch geweckt habe: „Der Weg zur Liebe“ soll Dein wirkliches Empfinden wieder in den Vordergrund locken und Dich einladen, Deine eigentliche Verbundenheit mit der Wirklichkeit etwas intensiver zu würdigen. Dieses tiefe Gefühl soll einen Schritt weitergehen – nicht irgendwohin, du wirst es kaum glauben, sondern genau auf Dich zu. Er führt noch tiefer hinein in die schon gemachten Erfahrungen.
Jeder Lebensweg ist uneben, gepflastert mit Steinen. Und diese Unebenheiten, die sie im Leben hervorrufen, sind sehr wichtige Bestandteile, die Erkenntnisse hervorrufen und zu Lebenserfahrung führen. Aus diesen Erkenntnissen erwächst die geschätzte Altersweisheit. Diese brauchbaren Erkenntnisse sind der Grundbaustein jedes Lebensweges. Viele Erkenntnisse ebnen den Weg ja erst. Das Erkennen ist von größter Bedeutung, es verhindert einen Stillstand.
Das heißt, ein Leben zu führen mit mehr bewussten Erkenntnissen und mehr Aha-Effekten, wird den Tag innerlich heller machen, auch wenn es vor der Tür regnen sollte. Es kann sich wie ein lustvolles Wandeln in der auf Erkenntnis basierenden Imagination anfühlen: wie das Gehen über eine Brücke, die noch gebaut werden muss, aber in der Vorstellung schon existiert. Das Baumaterial ist bereits komplett vorhanden. Es kann die stabilste Brücke werden, die je in einem Leben gebaut werden kann, es kommt immer nur auf den Baumeister an, auf das, was er will: Wie lang soll die Brücke werden und wie weit möchte er darauf gehen? Und das Allerwichtigste dabei ist, wann er damit anfängt, seinen erwählten Weg zu gehen.
Wann sind wir mental dazu bereit, aus der eigenen, innerlich vorhandenen Baustelle – unzählige brauchbare und unbrauchbare Materialien – eine stabilere Brücke zu erschaffen, uns sozusagen eine Lebensbrücke zu bauen, die ein Leben lang das Fundament der ersehnten wahren Liebe darstellt? Wenn wir uns den Wunsch eingestehen, mehr Liebe zu erfahren, führt diese Brücke dann direkt in ihr neu errichtetes Heim – mit großen hellen Fenstern und vielen Sonnenblumen im Garten.
Wenn Du dieses Buch zu lesen beginnst, wirst Du schon nach den ersten Worten erkennen, dass Du wirklich nur Du bist, dass Du die wichtigste Person in Deinem Leben bist und es darum geht, Dich selbst zu leben, nur Dich allein. Und das nicht nur manchmal und auch nicht nur halb.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass alle Menschen, damit es ihnen besser ginge, nur etwas mehr Kraft für sich selbst aufwenden müssten, für ihre Gesundheit und ihr Wirken und ihr Reden: bewusstes Tun, wenn überhaupt. Viele Worte sind überflüssig geworden, für inneren Frieden sorgt Akzeptanz. Erst dann würde sich alles im Leben um die Einfachheit drehen. Dieser Schritt ist einer der ausschlaggebenden, um die eigene Liebe zu erfahren. Momentan ist der größte Teil der Menschen noch getrennt davon, weil das Wort „loslassen“ dazwischensteht.
Dieses freie Sein ist eine besondere Art des Daseins, ein Dasein in voller Achtsamkeit. Ruhe und Stille verlangen von mir, zu lernen, nichts zu tun, die Gedankenpausen auszuweiten und sie bewusst wahrzunehmen – in vielen kurzen Momenten. Das ist das ungeheuer Schwierige an jeder Situation. Der Mensch muss immer etwas zu tun und zu denken haben, sonst kommt er sich nutzlos vor. Dieses Nutzlose zu erkennen und sich heilsam zunutze zu machen, das ist das Paradoxe im Leben. Dieses Nichts-Tun, den Gedankenmüll aus dem eigenen Kopf herauszubekommen, das ist die hohe Kunst des Lebens. Frei zu sein im Kopf, um nur das ureigene Potenzial zu nutzen, das, was wirklich vorhanden ist. Nur dies bringt die ersehnte Leichtigkeit mit sich. Dieses innere Wissen zeigt sich aber nur mit dem Glauben an sich selbst, gepaart mit der dazugehörigen Liebe. Auch in kosmischer Hinsicht stehen die Menschen im Zuge des Wechsels in das Wassermannzeitalter nicht ohne energetische Unterstützung da. Den Menschen steht seit Jahrzehnten – vor der Jahrtausendwende und über 2012 hinaus – durch den Wechsel der kosmischen Energien die immer leichter werdende Chance offen, ein Umdenken zu erlernen und zu vollziehen. Das Bewusstsein erfährt eine Beschleunigung und unter diesem Einfluss macht der Mensch einen Wandlungsprozess durch, der sich bei jedem anders offenbart. Es entstehen neue Sichtweisen auf alle Dinge und das eigene Leben schlägt automatisch eine andere Richtung ein. Der Wille ist dabei von sehr großer Bedeutung und natürlich die Bereitschaft, sich dafür zu öffnen.
Es vollziehen sich zwar ständig in jedem Menschen irgendwelche Veränderungen, hervorgerufen durch die täglichen Erfahrungen, die er macht, jedoch ist es erst der Untergang des alten, überlieferten und festgefahrenen Denkens, der neue Erkenntnisse ermöglicht, wodurch wiederum neues Tun hervorgebracht wird. Jedes veränderte Bewusstsein bringt andersdenkende Menschen hervor. Das heißt nicht, man werde nochmals geboren. Viel einfacher: Der Mensch wird nicht mehr vom Denken gelebt, sondern sein Fühlen rückt in den Vordergrund. Seine wahrhaftige Natur, sein wahres Wesen, kommt plötzlich zum Vorschein. Sein Denken paart sich mit seinen Gefühlen. Das Denken ist dann nur noch eine Begleiterscheinung in jedem Leben. Man steht unerwartet mitten in seinem neuen Leben und man merkt es nicht einmal. Es wird sich für jeden so anfühlen, als wäre es die normalste Sache der Welt. Doch bis es soweit ist, gibt es noch ein wenig zu tun.
Ja, nehmen wir zum Beispiel den Morgen eines jeden Tages. Was sind unsere ersten Erkenntnisse, die wir auf nüchternen Magen erfahren – ohne zu wissen, dass diese ganz wichtig für unser Wohlbefinden sind? Dieser erste Blick ist entscheidend. In dieser Bewertung liegt die Kraft des Tages. Schiebt man seine Zahnbürste, sich selbst ignorierend, lustlos im Mund hin und her mit der ebenso lustlosen Meinung, der Spiegel müsste wieder mal geputzt werden, damit man sich erkennen kann? Das wäre eine Variante, den Tag zu beginnen und dann womöglich auch so zu verbringen. Erfreulicher wäre es jedoch, sich vor dem Spiegel offen und ehrlich ins eigene Gesicht zu schauen und erfüllt zu sein, sich einfach zu freuen und festzustellen, wie gut man aussieht, egal wie man geschlafen hat. Ich sehe gut aus! sollte das Resultat als Fundament für jeden beginnenden Tag sein.
Was wir uns selbst sagen, sollten wir auch so meinen, wir sollten offen, ehrlich und positiv mit uns selbst umgehen. Auch der Tag hält dann mit all seinen Ereignissen und Eindrücken immer etwas Gutes und etwas Schönes für uns bereit. Wenn sich am Morgen schon dieses Empfinden im eigenen Körper entwickelt, hat der ganze Tag etwas zu lachen.
Zu unserer gemeinsamen grundlegenden Situation fällt mir ein Witz ein und ich finde, besser könnte man sie zurzeit nicht beschreiben:
Im Weltall treffen sich seit langer Zeit wieder mal zwei Planeten. Sagt der grüne, blühende und vor Freude strahlende Planet zu seinem Freund: „Oh, ich hätte dich fast nicht wiedererkannt, wie siehst du denn aus?“
„Ach“, jammerte und klagte der abgemagerte und heruntergewirtschaftete Planet. „Mir geht es gar nicht so gut. Seit Jahren versuche ich dagegen anzukämpfen. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll.“
„Was? Ist es denn wirklich so schlimm?“, fragte der überglückliche Planet. „Was ist denn bei dir passiert?“
„Ich fühle mich schon seit längerer Zeit nicht mehr so richtig gesund in meiner Haut. Ich muss mir etwas Zerstörerisches eingefangen haben.“
„Oh“, sagt der wohlgesonnene Planet. „Hast du herausgefunden, was es sein kann?“
„Ich glaube, ich bin im Laufe der Jahre unachtsam mit mir umgegangen und habe mir dadurch einen Virus eingefangen“, schluchzte der Planet deprimiert.
„Wie kann man nur so achtlos sein und so unbedacht mit seinem Hab und Gut umgehen“, mahnte der grün schimmernde Planet. „Ich pflege mich redlich und in aller Achtsamkeit der Naturgesetzte, diese haben für mich höchste Priorität. Sieh, wie bei mir alles blüht, ich bin überall begrünt und sehr glücklich darüber.“
Mit trauriger Stimme erzählte der etwas kahlgerodete Planet seine Vermutung: „Meiner Meinung nach müssen es Homo sapiens sein, die so etwas anrichten.“
„Ach“, sagte sein Planeten-Freund. „Die hatte ich auch schon.“
Zum Glück können wir sagen, dass die Natur noch die Kraft hat, sich selbst wiederherzustellen, zu regenerieren. Ich wünschte, der Mensch würde die Gedankenkraft, die er besitzt, lieber nutzen, um sich selbst zu heilen, statt durch ihre unbewusste Verwendung der Natur zu schaden.
Die Frage bei dieser Aussage ist, ob wir diese Kraft für das Leben selbst verwenden.
Der Mensch wird durch bestimmte energetische Veränderungen auf der Erde aufgefordert, Umdenken zu lernen und zu fühlen. Diese Veränderungen sind ganz einfach, sie werden uns täglich angezeigt. Wir müssen sie nur richtig wahrnehmen und aus einer anderen Perspektive heraus das zu Sehende neu einordnen. Das heißt, dass wir die Angst, die in uns ist und die wir täglich leben, ablegen müssen. Wir sollten all die Illusionen und Angstgebilde loslassen. Wir müssen die Angst in Liebe umwandeln, achtsam in der Wahl unserer Worte sein. Was wir reden und denken, erleben wir auch, werden wir schließlich selbst. Jede Unwahrheit, die wir verbreiten, kommt als doppelte Seelenlast zurück.
Nicht nur das eigene Leben, auch jeder Tag ist Liebe. Jeder Tag ist so richtig, wie er ist. Wir brauchen nur den Willen, ihn auch anzunehmen. Wenn wir Dingen und Worten Glauben schenken, die von Grund auf mit Illusionen behaftet sind, nur weil wir Angst haben und uns an bequemen Mustern festklammern wollen, dann erschaffen wir menschliche Irrtümer, die von großer Tragweite sein können, beispielsweise dass wir Sex für Liebe halten oder für Liebe viel leisten müssen oder wahre Liebe sowieso nicht existiert.
Liebe IST jedoch das wahre Leben und jeder trägt sie in sich. Der Mensch ist geboren worden, um in Liebe leben zu können. Er muss sein Leben nicht in einem ewigen Kampf erfahren. Er hat immer die Chance, Liebe praktisch umzusetzen, doch das muss jeder für sich selbst herausfinden.
Wer sein eigenes Leben erkenntund dieses nach seinen Gefühlen lebt,hat gute Chancen auf liebevolle Resonanz.
DAS LEBEN IST LIEBE.
BIN ICH WIRKLICH?
Ja, ich weiß, wer ich bin! – Mit diesem festen egogestützten Meinungsbild hatte ich jahrelang mein Leben „gemeistert“. So hatte ich das jedenfalls gedacht und es wird wohl den meisten so gehen: Deine Gedanken, sie sind dein Leben. Sie bestimmen und regeln in perfekter Weise deinen Alltag. Du kennst deinen Namen, weißt, wie groß du bist und was du wiegst.
Mir hatte mein Ego eingeflüstert, dass das ausreiche, es in mein Gehirn regelrecht eingehämmert. Daran sollte und musste ich automatisch glauben, ich hatte ja angeblich keine andere Alternative. Ich bin eben so! – mehr kannte und wusste ich damals nicht von mir.
Unbewusst hatte sich über Jahre hinweg in mir etwas entwickelt, was einer Unzufriedenheit gleichkam. Ich hatte in mir etwas erschaffen, was kaum mehr auszuhalten war. Ich stellte mir immer wieder dieselben Fragen, in der Hoffnung, irgendwoher eine Antwort darauf zu erhalten.
Wo kommt dieses Missfallen in mir her?
Was ist die Ursache des vielen Zweifelns?
Wie kann ich diesen Zustand verändern?
Mit der Zeit wurde mir also klar, dass die egolastige Behauptung, zu wissen, wer ich bin, nicht wirklich stimmte und mir nur etwas vorgaukelte. Ich wusste nicht wirklich, wer ich bin! Ich wurde morgens wach und putzte mir als Erstes die Zähne. Ich ging abends zu Bett und putzte mir als Letztes die Zähne. Zwischen morgendlichem und abendlichem Zähneputzen lag der Tag, mal so und mal so, das Wetter mal so und mal so. Oft war es nichts Nennenswertes, was zwischen dem Zähneputzen lag. Dabei war doch jeder Tag gefühlt ein Aktionsmonster für mich! Warum sah ich nicht, was zwischen den Zahnreinigungen wirklich passierte? Wofür war ich denn aufgestanden? Um meine Zähne sauber zu halten und dann wieder schlafen zu gehen? Wieso? Warum? Weshalb?
Hatte ich vergessen, mich zu sehen, oder mich vielleicht ganz und gar übersehen? Ich war jeden Tag einfach so an mir vorbeigegangen, ohne mich einmal zu bemerken. Zumindest hätte ich wenigstens „Hallo!“ sagen können und „Na, wie geht’s dir, Kumpel?“ Nichts war passiert, rein gar nichts – erschreckend, diese Feststellung im Nachhinein. Sollte aber scheinbar so sein, es gehörte zu meinem Weg mit dazu.
War ich denn wirklich so klein und unbemerkbar gewesen? 70 Kilo mit 179 Zentimetern Höhe waren doch zu sehen, die fielen ins Gesicht. Irgendetwas musste vor Jahren mit meiner Wahrnehmung nicht funktioniert haben. Irgendwie war mein Bordcomputer falsch programmiert worden. Ich selbst hatte meinem Navigationsgerät falsche Daten eingegeben.
Dadurch war irgendetwas in mir falsch abgespeichert worden und machte am laufenden Band Aussagen, die nicht der Realität entsprachen. Es wurde größtenteils über Vergangenes geredet und auch danach gelebt. Mir war nicht bewusst gewesen, was ich da machte. Ich ließ täglich Fremdbestimmungen zu, die weit weg waren von meiner eigentlichen Existenz. Es war eben so. Viele Jahre schon, ohne eine Veränderung zu vollziehen, lebte ich so in den Tag hinein. Ich selbst verstand diesen Zustand nicht und wollte ihn auch scheinbar nicht ändern. Er lief automatisch in mir ab, ohne ein Hinterfragen meinerseits und ohne selbst etwas machen zu müssen. Dieses Hinterherlaufen war zur Normalität geworden. Die anderen waren interessanter gewesen als ich selbst. Sich hinten anzustellen und dabei ruhig zu verhalten, das hatte man mir in der Kindheit beigebracht. Diese alten Muster, die mich quälten und die ich nicht verstand, lebte ich viele Jahre. Nach sehr langer Zeit hatte ich diese fremde Prägung in mir bemerkt, welche nichts mit dem momentanen Jetzt und Hier zu tun hatte. Vor allem war sie nicht mein Eigen.
Nach diesem Erkennen fing ich an, Bilder in meiner eigenen Sprache zu suchen. Ich lebte eigene Empfindungen und ließ mich von ihnen tragen. In mir baute sich ein neues Bewusstsein auf, das ich voll und ganz vertreten konnte. Ich empfand zum ersten Mal ein Gefühl der Ehrlichkeit in mir. Ich spürte: Alles, was um mich herum passierte, geschah nicht ohne Grund. Ich bemerkte diesen Nachholbedarf, ich hatte noch viel zu lernen. Das tägliche Erleben gab es mir vor, ich brauchte es nur zu erkennen. Das war das Schöne daran, weil es so einfach geschah. Von nun an verstand ich, dass mein Leben nur von mir gelebt werden kann und dass nur ich allein das ändern kann, was geändert werden sollte. Ich musste es nur tun, von meinem Stuhl aufstehen und losgehen.
Ich bin der Anfang und ich bin das Ende zugleich und für die anderen vielleicht die Verwirklichung einer Erkenntnis.
ICH BIN DAS LEBEN.
ALLEIN SEIN
Es nervte mich, immer wieder von meinen Gedanken dominiert zu werden:
Und was willst du jetzt machen?
Das ist doch langweilig.
Das bringt doch nichts.
Jetzt hängst du wieder alleine rum.
Niemand besucht dich.
Keiner hilft dir.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Eines Tages stellte ich jedoch fest: Ich bin ja gar nicht allein! Es sind meine Gedanken, die allein sind und mir das einreden. Sollen sie sich doch selbst beschäftigen, ich brauche sie nicht ständig. Sie sind mehr störend als hilfreich. Was sie gut können, ist, Ängste, Wut und Verzweiflung zu verbreiten. Es scheint ihr Steckenpferd zu sein. Ich bin aber nicht jeden Tag dazu aufgelegt, Angst zu haben. Für mich war Angst das Schrecklichste, was es geben konnte. Auf eine auftauchende Angst baute sich meist bald eine nächste auf und dann eine weitere – so entstanden Angsttürme, unter denen man begraben werden konnte. Ohne die Ängste konnte ich wieder klar erkennen: Ich habe mich und den Tag und die Zeit, da gibt es immer etwas zu tun.
Ich wusste manchmal nicht, womit ich zuerst anfangen sollte. Es wurde das schönste und erfüllteste Tun für mich, auf meinem Fahrrad zu sitzen und drei Kilometer durch den Wald zu radeln – bis zum Grillen-See. Inzwischen ist dieser gedanklich mein See, weil ich ihn täglich besuche. Die Tiere vom See und die abendlich erscheinenden Waldvögel kennen mich schon. Sie laufen an mir vorüber, als wäre ich gar nicht anwesend. Sie picken emsig die noch zu erhaschenden Mücken und Fliegen, ihr gemeinsames Abendbrot in den letzten Strahlen der Sonne, bevor sie hinter den Bäumen nicht mehr zu sehen ist. Ich sitze einfach nur da, mit dem Rücken an den Stamm einer weißen Birke gelehnt, und beobachte das Farbenspiel des Himmels im Wasser, sehe die Bäume auf der anderen Seite des Sees, wie sie sich auf der Wasseroberfläche spiegeln. Sehe die langsam ziehenden weißen Wolken und höre die Vielfalt der Stimmen der singenden Vögel und schnatternden Wassertiere. Ich verbringe oft die Abendstunden am Grillen-See, in einer Stille, die in Wirklichkeit gar keine ist. Es gibt jeden Tag so eine Menge zu sehen, zu hören und zu erleben, interessant wie ein spannendes Kinoerlebnis.
Je mehr ich also Ruhe und Stille in mir zuließ, umso mehr Bewegung war im Detail. Ich hatte einige Zeit gebraucht, um zu verstehen, dass genau das, was im Moment geschieht, das Erlebte und Erlebende im Hier und Jetzt ist. Einfach zugelassen, so, wie es ist, trug es den Frieden und die Gelassenheit in sich. Und es war – und ist es immer noch – grandios, diese Selbst-Erfahrung zu machen, nur zu beobachten, ohne zu beurteilen. Ich sah die Dinge, wie sie geschahen, und ließ sie geschehen und erfreute mich daran, wie leicht und einfach sich alles bewegt. Es war mir noch nie so deutlich vor Augen geführt worden, wie bei diesem ersten besonderen und initiierenden Erlebnis am See: Wie schön die Natur in ihrer Wirklichkeit und Vielfalt ist, wie sie sich immer wieder neu erfindet und erlebt! Mit der Zeit hatte ich gelernt, in diese Stille einzutauchen, herauszugehen aus allem Unwirklichen, um einfach nur zu sein. Ich ließ jegliche Illusionen hinter mir. Ich sah mit geöffneten Augen nichts und fühlte doch alles – solch eine Begegnung mit der Wirklichkeit wie eben jene Begebenheiten, die einfach da sind, ohne dass man bemerken muss, diesen Moment zu verlieren.
Wieder einmal waren es meine Gedanken, die einen Einfall hatten, um mich abzulenken. Gerade in diesem Augenblick, als ich mit meinem Fühlen in Verbindung trat, sprengten sie diese angenehme Situation. Mit der Zeit jedoch lernte ich, das Gedankenspiel meines Egos zu verstehen, zu akzeptieren und gleichzeitig zu ignorieren. Dadurch war mir fortan ein ohne lästige Ego-Unterbrechung heilsames Verbinden von innerer und äußerer Natur eröffnet – Erlebnisse wie das folgende: Meine Füße lagen ausgesteckt auf dem Waldboden. Mein Rücken lehnte an einem weiß gemusterten Birkenstamm und ich spürte die Abendsonne, wie sich ihre Wärme über mein Gesicht im ganzen Körper verteilte. Zwei bunte Grillen landeten leise und sacht auf meiner rechten Schuhspitze. Sie spreizten ihre Flügel nach unten und senkten dazu ihren Kopf. Ich spürte, dass ihnen dieser Platz sehr angenehm war. Fast in der Stille versinkend bemerkte ich noch auf meinem linken Hosenknie elf schwarze kleine Fliegen, die ebenfalls die Abendsonne sehr angenehm empfanden. Ich hatte das Gefühl, mit der Natur so eng verbunden zu sein, dass ich meinte, ein Stück von ihr zu sein. Ich atmete ganz ruhig und gleichmäßig ein und aus, bis in die tiefste Tiefe meines Körpers hinein.
Vor mir befand sich der kleine See und funkelte in allen Farben des Regenbogens. Die Vielfalt der Spiegelungen und Lichtbrechungen auf der Wasseroberfläche, hervorgerufen durch den Wind im Zusammenspiel mit der Sonne, faszinierten mich immer wieder aufs Neue. Stundenlang hätte ich diesem Naturschauspiel zusehen können. Ich spürte in diesem Moment ein Vergessen der Zeit im Geschehen. Unbemerkt hatte sich eine kleine schwarz-weiße Hundedame neben mich gesetzt und blickte mich mit ihren großen dunkelbraunen Kulleraugen verträumt an. Sie sah wohl Ähnliches und genoss es auf ihre Weise. Die laute und fordernde Stimme ihrer Besitzerin ließ uns beide aufschrecken. Die Libellen flogen weg, auch die Fliegen waren verschwunden. Nur die nette kleine Hundedame drehte ihr Köpfchen hin und her, als wollte sie sagen: „War schön, bei dir zu sitzen, bis zum nächsten Mal.“ Und dann trollte sie unwillig davon. Die Hundebesitzerin entschuldigte sich, falls mich Emma belästigt hätte. Ich lächelte sie an und dachte bei mir: So eine angenehme Belästigung wünschte ich mir öfter.
Auf diesen Moment hatte schon lange jemand anderes gewartet – mein Ego natürlich, das sich wieder in Szene setzen wollte, einfach nur mit mir reden, irgendeine Geschichte erzählen, die ich schon fünfzig Mal gehört hatte. Ego-Geschichten sind immer und immer wieder dieselben, egal aus welchem Jahrhundert sie stammen. Was ich bemerkte, wenn ich meine Gedanken beobachtete, war, dass Stille nicht ihr Ding ist. Irgendein Gedanke hatte immer etwas zu erzählen. Es musste auch unentwegt nach uninteressanten Dingen gefragt werden und alles musste bis ins Kleinste kontrolliert werden. Manchmal erlegte mir meine Angst solch einen strengen Kontrollzwang auf, dass ich fast an den Rand des Verzweifelns geriet. Ich fand heraus, was mein Ego mit dieser unentwegten Gedanken-Dudelei bezweckte. Es war ein gut durchdachtes Ablenkungsmanöver mit einer unerkannten Irreführung, die auf Selbstbetrug hinauslief: Alle anderen und das Materielle sollten wichtiger sein als ich selbst. Mein Ego und meine Gedanken, sie konnten mich nicht kennen. Wir wohnten zwar alle zusammen in meinem Körper, doch ignorierten sie einen weiteren Mitbewohner: vom Gefühl, einem der wichtigsten Aspekte meiner selbst, wollten sie nichts wissen.
Gedanken und Ego können weder spüren noch fühlen, Empfindungen sind ihnen fremd. Sofern aber die Zusammenarbeit aller Aspekte nicht stattfindet, bleibt uns etwas zutiefst Wichtiges verwehrt: die Empathie. Werden wir nur vom Ego und seinen Gedanken regiert, entwickeln wir uns zu einem sterilen Mechanismus.
Dadurch also war mir die Lebensfreude abhandengekommen, eben jene dynamische Kraft und Energie, die für die Gesundheit meines Körpers und für ein aufrechtes Dasein so wichtig ist. Ich hatte mir mein eigenes Grab geschaufelt, indem ich mir den Zugang zu mir selbst verweigern ließ. So hatte ich mir sozusagen selbst die Luft zum Atmen genommen – mich im übertragenen Sinne steril gehalten wie an einem Beatmungsgerät. Mein Denker hatte mir nur das zugeteilt, was ich unbedingt wissen musste, um zu existieren. Durch diese Art von Fremdbestimmtheit war mein Leben perfekt geregelt worden. Dafür war keine Willenskraft, keine Meinung und auch kein Gefühl mehr nötig gewesen. Oft hatte ich die Worte gehört: „Du redest wie ein gefühlloser Affe“, und es schien irgendwie etwas Wahres in dieser Aussage gelegen zu haben.
Durch diese Art der Existenz war auch allen möglichen Krankheiten der Weg geebnet worden. Die gefühllose Gedankenfülle verbrauchte alle Kraft und Energie – gute Bedingungen für Allergien oder Altersdemenz und ein leichtes Spiel für eine Vielzahl von Bakterien. Durch das einknickende Immunsystem waren die ungeschützten Organe dem Zerfall unterworfen. Alles nur eine Frage der Zeit.
Schritt für Schritt wurden mir diese Zusammenhänge bewusst, die ungeheuerliche Dominanz meines Denkers und die zwingenden Auswirkungen auf Körper und Organe. Was ich brauchte, war Ruhe und Stille, um herauszufinden, wer ich bin. Wenn wir denken, Ruhe und Stille seien Langeweile, irren wir uns gewaltig. Innerlich ist es eine enorme Anstrengung, die eigenen Gedanken unter Kontrolle zu halten. Das Denken ist lernfähig und kann durchaus von den alten Reflexen befreit werden. Oft steckt es in alten Mustern fest und will diese um keinen Preis aufgeben, will alles Veränderliche oder Neue auf keinen Fall annehmen oder akzeptieren. Häufig richten wir uns unbewusst nach den überlieferten Mustern der Eltern oder Großeltern und kommen nicht aus diesem Hamsterrad heraus. Meistens werden diese Verhaltensmuster in der Kindheit gestartet und oft bestimmen sie uns reflexartig ein Leben lang und blockieren uns dadurch auch noch. Werden wir uns dessen jedoch bewusst und erkennen wir diese unhinterfragten Muster, können wir uns dem Zwang dieser unerwünschten inneren Anteile entziehen und sie auflösen oder so verändern, dass sie unserer bewussten Entscheidung unterstehen. Die Selbsterkenntnis ist der reinigende Schlüssel.
Ich finde, besser kann man für seine eigene Seele nicht sorgen. Sie wird sich endlich wieder wohlfühlen und es uns auch danken – mit unserer Gesundheit, dem wertvollsten Geschenk, Glück und Liebe inklusive.
Zurück zum Grillensee. Ich sitze fast täglich zwei bis drei Stunden dort, mal früh, mal abends. In dem, was mir der Tag so an Zeit vorgibt, findet sich immer eine ganz private Lücke für mich. Geben meine Gedanken gar keine Ruhe und wollen mir ein Gespräch aufdrängeln, lasse ich mich darauf nicht ein und nehme mir ein Buch zur Hand. So geben sie wenigsten für eine geraume Zeit Ruhe. Wenn ich genug gelesen habe, versuche ich dann, meinen Blicken über den See hinterherzuschauen. Daraus ergeben sich oftmals Momente, in denen mich meine Gedanken vergessen. Diese Wahrnehmungen sind immer die schönsten in der beginnenden Abenddämmerung. Es gelingt mir immer besser, je öfter ich dies tue. Man schafft es, alles nur Übungssache! Es ist wie beim Lesenlernen, erst die Buchstaben, dann sind es Worte, dann erschließen sich die Sätze – eigentlich kinderleicht. Es braucht nur wie alles seine Zeit.
So lernte ich, mit meinen Gedanken umzugehen, damit sie nicht der alleinige Bestimmer meines Tages waren. Die Zeit des Märchenerzählers im Kopf war vorbei, endlich der Tag gekommen, wirklich sich selbst hören zu können, weitaus interessanter und wirklich lohnenswert. Es gab keinen Abklatsch mehr von gestern oder vorgestern. Endlich geschah mir das, was ich schon längere Zeit brauchte – die Vision meines realen Selbst, womit ich glücklich war, wenn ich gedanklich in ihr spazieren ging. In dieser Freiheit für mich selbst gab es nun Raum für etwas, das mit Lebensfreude Hand in Hand geht – das pure Fühlen. Tief in mir erfuhr ich es in allen Variationen. Es zeigte mir vor allem, wer ich bin – und dies in ganz anderer und eigener Weise, getragen vom ureigensten Gespür, das die Führung übernahm. Ohne gedankliche Anhaftungen an irgendwelche Dinge folgte ich ganz entspannt dieser Orientierung. Wenn ich mich darauf konzentrierte und es wollte und zuließ, funktionierte es fast von allein. Ich stand plötzlich mitten in der Zeit, erlebte nur mich, weil ich selbst die Zeit war. Der Tag entschied sich in mir selbst, ich nahm ihn an und ging einfach mit.
Dieses neu erfahrene Lebensgefühl war für mich kaum in Worte zu fassen. Mir standen manchmal die Tränen in den Augen, ohne gleich zu wissen, warum. Das tiefe Gefühl dockte unerwartet an verschiedene Situationen an und ich war plötzlich im Mitgefühl mit den jeweiligen Personen und Ereignissen. Ich erfuhr in den vierundzwanzig Stunden eines Tages so viele Emotionen, dass dadurch in mir eine große Begeisterung für das eigene Empfindungspotenzial entstand, wobei die eigene Selbstwertschätzung enorm an Bedeutung gewann.
Gibst du das Ego auf, hat dein Körper die Chance, sich zu heilen.
FÜHLEN IST TÄGLICHE ERFAHRUNG.
ERWARTUNGSHALTUNGEN
Jahrelang hatte ich an alles, was ich tat, eine Bedingung geknüpft. Wie man so schön sagt: „Du bekommst das von mir – und was bekomme ich dafür von dir? Hast mir nichts zu geben, bekommst du auch nichts von mir!“ Heute tut mir diese Denkweise nur noch weh. Ich fand heraus, dass eine Erwartungshaltung einen innerlichen Druck erzeugt, dem man unbewusst auf unbestimmte Zeit ausgesetzt ist. Er erzeugt Stress, Unzufriedenheit, Neid, Unwohlsein, auch Angst in Verbindung mit einer Kontrollpflicht, einen guten Deal zu machen.
Was verstärkt diese Sache in mir so?
Was macht mich so konfus, wenn nichts geschieht?
Warum muss ich unbedingt etwas zurückbekommen?
Mein sehr angstvolles Ego ist der Übeltäter, der mich seelisch leiden lässt. Es zwingt mich: „Du musst eine Gegenleistung bekommen, und zwar mehr, als du gegeben hast. Das geht einfach nicht, dass du etwas gibst und nichts dafür zurückbekommst. Es ist notwendig, immer mehr zu erhalten als das, was man gibt, sonst lohnt sich die ganze Anstrengung nicht. Ich will dich ja glücklich machen. Wie willst du zufrieden und glücklich sein, wenn man dich nicht beschenkt? So erfährst du nie, was Liebe ist und wirst immer einsam bleiben!“
Welch gut verpackte Unwahrheiten vonseiten meines Egos! Und diese wurden auch noch aufs Wort genau jahrelang von mir geglaubt! Unbewusst staute sich dadurch die steigende Anzahl der Erwartungen, bis es eines Tages gewaltig in mir polterte. Die angestauten Enttäuschungen erzeugten Hass und Wut, die es zu unterdrücken galt, was mich für einen längeren Zeitraum in eine tiefe Depression führte.
Voraussetzende Erwartungshaltungen sollten vermieden werden, der Mensch wäre sonst von vielem, was geschieht, nur tief enttäuscht und dadurch gezwungenermaßen noch kontrollierender oder würde sogar aufgeben.
Bedingungslosigkeit wäre das, womit wir uns selbst und den anderen Freiheit zubilligen sollten, die wir uns selbst und den anderen eingestehen können. Bedingungslos sollte jedes Handeln sein, unabhängig davon, für wen, wie viel und wofür. Erst dieses eigene bedingungslose Annehmen ist Freiheit in Offenherzigkeit. Es trägt die Liebe in alles hinein, sodass alles gedeihen und wachsen kann. Daraus ergibt und damit erfüllt sich die Selbstverständlichkeit des Lebens.
Es gibt kein Vielleicht oder Irgendwann. Es gibt nur das Jetzt. So unverständlich es auch klingen mag: Geben und Schenken sind ein Herzensbedürfnis. Das Herz handelt aus Liebe und die Liebe ist bedingungslos. Da gibt es keine Erwartungen, keine Wut und keinen Frust. Da ist innere Freude und Wohlempfinden angesagt. Umso weniger wir Ansprüche oder Hoffnungen an irgendwelche Dinge knüpfen, die wir verschenken, desto mehr Freude lösen sie im Nachhinein aus. Und je erwartungsloser wir Dinge tun, desto mehr geschieht und fließt zu uns zurück.