Die Chance auf Liebe - Gunther Scheuring - E-Book

Die Chance auf Liebe E-Book

Gunther Scheuring

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Beschreibung

Der Körper ist ein Abbild des psychischen Innenlebens, welches der Mensch sich selbst erschafft. Gedanken sind Dinge, die nicht immer von Nutzen sind. Weder die Vergangenheit noch die Zukunft ist bestimmend für mich. Jetzt ist mein Leben.

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Seitenzahl: 215

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Gunther Scheuring

DIE CHANCE AUF LIEBE

Gunther Scheuring

Die Chance auf Liebe

© tao.de in Kamphausen Media GmbH, Bielefeld

1. Auflage 2018

Autor: Gunther ScheuringTitelfoto: © Gunther ScheuringGrafische Umsetzung: Kerstin FiebigLektorat: Ina Kleinod

Herstellungtredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN Paperback: 978-3-96240-289-1ISBN Hardcover: 978-3-96240-290-7ISBN e-Book: 978-3-96240-291-4

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und sonstige Veröffentlichungen.

Gunther Scheuring

DIE CHANCE AUF LIEBE

DAS LEBEN BIN ICH.

INHALT

Vorwort

Mehr als nur Gedanken

Für Einsteiger

Rahmenbedingungen checken

Das Leben bin ich

Was tue ich für mich?

Fit im Kopf

Fünf Minuten

Worte und Linsen

Gedanken-Zwerge

Der Unterschied

Optimale Nahrung

Immer nur das Jammertal?

Gefühle, bitte vortreten!

Der Kloß im Hals

Einfach nicht hinhören!

Wie ein Harlekin

Zur Ruhe kommen

Wege zur Liebe

Festhalten und Loslassen

Die zwei Seiten

Jeder ist schön

Selbstliebe zuerst!

Beziehung oder ich?

Tabletten schlucken

Immer nur Stress

Mitgefühl statt Mitleid

Urlaub für Gedanken

Seele statt Streit

Zweite Liebe

Kraft der Erkenntnis

Die Kinderwelt

Nachwort

Dank

VORWORT

Dieses Buch ist für diejenigen geschrieben, die etwas mehr über sich selbst erfahren möchten. Es ist das wirkliche Erkennen des eigenen Selbst, worin die Liebe ruht. Je nach Bewusstseinsstand macht es das Erspüren und Wiedererlangen der eigenen Gefühle möglich, auch das Kennenlernen neuer, aber schon immer vorhandener Gefühle. Jede Geschichte spiegelt im Erkennen die Person wider, die sie liest, wenn sie sich hineinfühlt und nicht nur hineindenkt. Meiner Erfahrung nach ist es heilsam, wenn du, nachdem du die Hälfte dieses Buches gelesen hast, für kurze Zeit innehältst, um dadurch deinem eigenen Körper die Chance zu geben, die neuen Gedankengänge zu erfahren. Du brauchst Zeit, um dieses Sichneu-Fühlen und Sich-neu-Erkennen in dir anzunehmen und im Innern wirken zu lassen.

Um etwas Liebevolles für deinen Körper zu tun, reicht es schon aus, bewusst tief durchzuatmen und damit deine Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Schon allein durch dieses Erkennen und dieses bewusste gedankenfreie Atmen geschieht Heilung. Das Unterbewusstsein nimmt alles auf und speichert alles in jeder Körperzelle ab, was du hörst und erlebst und siehst. Wichtiges oder Unwichtiges, alles ist ungewollt in dir verankert und mit dir verbunden. Das, was du heute redest, und das, was du denkst und tust, das alles wirst du morgen erleben, und zwar dein Leben lang.

Unbewusstes Abspeichern von Dingen ist die Last, die wir seit Beginn unseres Lebens mit uns herumtragen. Eben diese Last wird im Laufe der Jahre immer schwerer. Schau dich selbst im Spiegel an, deinen Körper, wie er sich Jahr für Jahr verändert! Es geht dir vielleicht nicht gut und du weißt nicht warum, doch du akzeptierst es einfach. Diese unbewusste Akzeptanz bedeutet, dich aufzugeben, dich nicht erkennen und heilen zu wollen. Ich rede nicht von einem Arzt oder von Tabletten, nein. Ich spreche von dir selbst. Du selbst bist dein bester heilender Arzt. Du bist der, der dich selbst wieder gesund machen kann. Voraussetzung ist natürlich, dass für dich die schwierigsten und wichtigsten Fragen deines Lebens mit einem Ja beantwortet sind. Willst du das? Bist du dir das wert?

Hast du dich für dein eigenes Leben entschieden und für deine Gesundheit, dann ist alles möglich! Du selbst bist dein eigentlicher Heiler, und zwar mit allen dir innewohnenden Kräften. Du hast bereits alles in dir für ein gesundes und glückliches Leben, du musst es nur finden und zulassen. Meiner Erfahrung nach lohnt es sich, diesen Weg zu gehen, sich tiefer zu erleben und sich ganz neu zu orientieren. Erkennst du dich selbst auch nur mit der leisesten Ahnung, werden enorme Kräfte in dir frei, die Berge versetzen können.

An einem bestimmten Punkt in meinem Leben tauchte plötzlich ein Gefühl in mir auf: Hier stimmt etwas nicht! Meine Einstellung zu mir selbst ließ Zweifel an meinem bisherigen Lebensstil erkennen und ich fragte mich: Was kann ich mir in meinem Leben selbst noch geben? Ich kam zu dem Schluss, dass nur ich selbst etwas für mich tun könnte und kein anderer. Dieser alte, seit jeher in jedem Menschen bestehende Irrtum, es wären die anderen, die einen retten könnten, ist bloß das Ergebnis einer Manipulation, die den anderen dient. Meine Bereitschaft, zu mir selbst zu stehen, war also gefragt. Ich musste meine eigene Kraft in mir selbst finden, um etwas für mich verändern zu können.

Der einfachste und bequemste Weg ist natürlich, zu denken: Das will ich nicht, das ist mir zu anstrengend! Okay, das ist in Ordnung so. „... will ich nicht“ ist eine klare Aussage, aber eben auch eine ablehnende Haltung mir selbst gegenüber. Wenn ich mich gegen mich entscheide, dann will ich mich nicht verändern, dann bin ich mir selbst nichts wert. Der Volksmund sagt, des Menschen Wille sei sein Himmelreich. Und ich füge noch hinzu: Einen schönen Gruß ans Ego, das von der Angst gefüttert wird!

Jedenfalls merkte ich zum ersten Mal, wer mein „Bestimmer“ war, wer mein Leben dirigierte und wer meine Lebensfäden in der Hand hielt. Ich wollte mich mehr fühlen, ich wollte mit meinem Herzen Hand in Hand durchs Leben gehen und ich wollte das größte Glück, die größte Glückseligkeit erfahren. Ich träumte sogar auf „Wolke sieben“ und hatte dabei aber nicht bedacht, wie hart man aufschlagen kann, wenn man wieder heruntergeschubst wird. Ich habe noch nie gehört, dass jemand da oben sitzen geblieben wäre. Irgendwann wird sich die Wolke wohl für jeden auflösen wie eine zerplatzende Seifenblase. Schade eigentlich, das Leben könnte doch so schön sein!

Was jetzt?, fragte ich mich bestürzt. Das Glück musste mir irgendwie aus den Händen gerutscht sein. Unbemerkt war sie mir entglitten – die Süße des Lebens. Ich fasste den Entschluss, unbedingt wieder Kontrolle über den Gedankenrummel in meinem Kopf zu bekommen. (Ich meine die vielen kleinen grauen Zellen, die vorgeben, zu denken.) Hurra, ich hatte es getan! Ich hatte mich entschieden für mich selbst! Und seither bin ich sehr vorsichtig mit dem, was mein Kopf unbedingt denken will oder unentwegt reden muss. Seit dieser Begegnung mit mir selbst und der daraufhin ganz persönlich einsetzenden Absprache mit meinen Gedanken, über die ich inzwischen selbst bestimme, bin ich auf dem Weg zur Liebe!

Ein Gedanke ist das Schlimmste, was einem begegnen kann.

MEHR ALS NUR GEDANKEN

Als ich selbst begriffen hatte, dass weder das Fernsehprogramm noch der Radiosprecher – ebenso mein Handy und alle Tageszeitungen – so interessant waren wie ich selbst, standen die nächsten Tage kurz mal auf dem Kopf. In sehr kurzer Zeit änderte sich meine Sichtweise auf die Welt und auf mich. Ich hätte nie gedacht, dass mein Leben auch ohne die Medien funktionieren würde. Ich merkte, dass ich plötzlich nicht mehr mit der Angst konfrontiert wurde. Es fühlte sich auf einmal alles so frei und ungezwungen an für mich. Ich war neugierig geworden auf diese Veränderung, die sich scheinbar ohne mein Zutun in mir ereignet hatte. Ich wollte gerne etwas mehr über mich wissen, damit ich besser mit mir umgehen konnte. Also blieb ich „an mir dran“.

Das war eine sehr kluge Entscheidung, stellte ich im Nachhinein fest. Noch nie hatte ich bis dahin wirklich etwas mit mir zu tun gehabt oder Zeit für mich selbst, um über mich nachzudenken. Es fühlte sich an, als würde ich mir überhaupt zum ersten Mal selbst begegnen, bis dahin hatte ich wohl eine rosarote Brille auf der Nase getragen. Ich hatte zwar keine Ahnung, was daraus werden sollte, aber ich wusste genau: So, wie es jetzt und momentan in mir aussah, konnte es nicht bleiben. Eine Veränderung musste her, aber wie? Keine Ahnung! Zurzeit schrie alles zum Himmel: Hilfe! Hilfe! Wer rettet mich? Klingt blöd, aber ich war am Ende meiner Kräfte. Es ging nichts mehr, es war alles nur ein Durcheinander, den ganzen Tag hoch und runter. Wenn man das erfährt, besser gesagt, in sich selbst erkennt, wird man wach gerüttelt. Da weckt einen nicht nur ein Wecker, da schlagen die Glocken von zehn Kirchtürmen Alarm. Ich wurde so hin- und hergeschüttelt in meiner Gedankenbrühe, dass ich dachte: Ich werde doch nicht schon meinen Löffel abgeben müssen? Ist meine Zeit schon abgelaufen? Ich habe doch noch gar nicht richtig gelebt! Spielen die jetzt ein Spielchen mit mir oder habe ich etwas verpennt? Das war ein gewaltiger Bumerang, den ich mir da in meinem bisherigen Dasein geschaffen hatte – ein ganz schön großes Chaos, welches da vor mir lag, abgesehen von den wenigen Erkenntnissen, die das Leben mir bisher gebracht hatte. Was nun? Dieses Umdenken-Müssen war wie ein Schlag ins Gesicht. Ich konnte dieses Chaos als das Ergebnis von Unachtsamkeit, Vernachlässigung, Nichtbeachtung und Sich-selbst-Vergessen erkennen.

Wo plötzlich dieses Anders-Denken herkam, wusste ich nicht. Irgendwo, irgendwann mussten Worte gefallen sein, auf die eine Synapse in meinem Gehirn nur gewartet hatte, um sie andocken zu lassen. Die innere Reaktion kam prompt mit voller Kraft und Stärke. Es hatte sich etwas in mir losgerissen, es tauchten Gefühle auf, die ich nicht einordnen konnte. Ich musste erst einmal versuchen, damit klarzukommen. So kannte ich mich gar nicht! Solche Gefühle, Gedanken und Erkenntnisse waren mir bisher fremd gewesen. Ich war manchmal sogar der Auffassung, verrückt geworden zu sein.

Ernüchternd, aber nicht sehr ermutigend, war diese Erkenntnis und am liebsten hätte ich mich auf den Boden geworfen und mit beiden Fäusten auf die Erde geschlagen und geschrien: Warum? Wieso?

Da ich wusste, dass das keinen Zweck erfüllen würde, behielt ich diesen gedanklichen Unsinn lieber bei mir. Ich merkte: Jammern brachte mich auch nicht weiter! Ich musste selbst etwas tun, aber was? Als Erstes schaltete ich einen Gang zurück. Das bedeutete für mich: Ich wollte nicht dem Tag zeigen, was ich wollte oder konnte, sondern der Tag sollte mir jetzt mal zeigen, was er so draufhätte. Ob ich es gleich erkennen würde, war jedoch die zweite Frage. Ich wollte erst einmal den Versuch starten, einfach loszugehen und von mir wegzukommen – ich meine, gedanklich mal etwas abzugeben. Ich musste niemandem mehr sagen, was er zu tun hatte. Warum auch! Ich musste nur lernen, dem zuzusehen, was von selbst geschah. Für mich allein musste ich sorgen, keine Frage, aber die anderen müssten selbst sehen, wie sie mit sich alleine zurechtkommen.

Das hatte auch einen großen Vorteil, denn wenn ich bewusster mit mir umgehen könnte, würde ich mich dadurch natürlich auch besser mit dem Nachbarn verstehen. Ich meinte, wenn ich zufrieden mit mir selbst wäre, könnten die anderen auch selbst so sein, wie sie sind. Und ich hätte nicht an jedem etwas herumzumeckern oder auszusetzen. Ich begriff: Jeder ist einfach so, wie er eben ist! Jedenfalls gratulierte ich mir zu dieser Entscheidung, und die Erfahrung, die ich dadurch machte, brachte mir großen Nutzen.

Eine weitere logische Schlussfolgerung war die, dass ich auch meine Mitmenschen besser kennen würde, sobald ich mehr über mich selbst wüsste. Man sähe dann nämlich viel klarer das ganze Umfeld, mit dem man es täglich zu tun hat. Das klingt vorerst etwas unverständlich, ist es aber nicht. Ich werde im Folgenden erklären, wie ich Schritt für Schritt begann, mein Leben bewusster zu erfahren, und wie ich die Abläufe und Zusammenhänge in meinem Leben zu verstehen versuchte. Ich merkte am eigenen Körper, wie einfach das eigene Leben ist, wenn man nur jeden Tag etwas dafür tut. Dafür reichen schon fünf Minuten aus. Diese fünf Minuten bist du dir doch wert!, dachte ich mir am Anfang meiner Selbsterkenntnis. Ich war überglücklich, wenn ich mir die fünf Minuten erlaubte. Inzwischen bin ich bereits bei sechzig Minuten pro Tag angelangt. Ich habe es geschafft, eine Stunde Zeit für mich zu finden, und ich bin richtig glücklich darüber.

Mir persönlich haben am Anfang Bücher geholfen, in denen ich etwas über mich erfuhr. Jeden Tag eine Seite zu lesen, reichte vorerst aus, um etwas zu verstehen. Nicht nur mit dem Kopf, sondern mit dem Herzen zu lesen, war schon die halbe Miete zum eigenen Wohlbefinden, stellte ich fest. Jedenfalls erlebte ich es so und es war fantastisch. Es fühlte sich an, als stiege ich in ein neues Leben ein. Ich glaube, es ist auch wirklich so, denn es blieb ja nicht beim Lesen einer Buchseite pro Tag. In kürzester Zeit hatte sich mein Leben zum Positiven verändert und mein Jammertal hatte sich verabschiedet. Mein Bücherregal füllte sich von Woche zu Woche mehr und ich verstand zum ersten Mal wirklich, was ich las.

Ich erhielt eine andere Sicht auf die Dinge, denn von dieser Seite hatte ich mein Handeln noch nie betrachtet. Alles wurde anders, einfacher, ich musste nur genauer hinschauen. Ich erlebte es damals und erlebe es heute noch. Es gibt nichts Besseres als das eigene Leben. Alles, was ich in diesem Buch geschrieben habe, sind Erfahrungen, die ich in meinem Leben bis jetzt gemacht habe, über die ich jetzt besser Bescheid weiß, über die ich jetzt Kenntnis habe. Jede Person wird ähnliche Erfahrungen machen mit ihren eigenen Erkenntnissen, das ist auch richtig so. Jeder Mensch ist anders, jeder Mensch darf auch anders sein. Meine Geschichten sind aus meiner Sicht lieb gemeinte Hinweise für dich, da sie selbst erlebte Tatsachen sind. Sie ermöglichten mir umfangreiche Erkenntnisse, die mir halfen, die Dinge im täglichen Leben gelassener, aufgeschlossener, verständnisvoller und erkennender anzunehmen und zu nutzen.

Solltest du in deinem Leben selbst schon mehrere Male durch tiefe Täler gegangen sein und dich nun fragen: „Warum gerade ich? Wie viele Male noch?“, dann glaubst du vielleicht auch, das Leben hätte sich gegen dich verschworen. Aber, ohne diese tiefsten Täler zu durchwandern, wirst du nie die höchsten Höhen deines Lebens erfahren! Du solltest aber an dich glauben, auch wenn du meinst, es gäbe keinen Ausweg mehr.

Ich selbst dachte das damals auch, aber gerade diese Ausweglosigkeit war es, die mir half, aus meiner Verzweiflung herauszukommen. Nicht zu wissen, wie es weitergehen könnte, war mein Weg, sie zu überwinden – klingt für den Anfang paradox, ist aber die Lösung. Zurückblickend kann ich sagen, dass ich nie wusste, was als Nächstes kommen oder sich ereignen würde. Doch es war immer genau das Richtige, ohne mein Zutun. Es war faszinierend für mich, es war unglaublich, wie sich eins ins andere fügte, sich mein Leben wie von selbst aufbaute und ich nur zuschauen durfte. Bis ich darauf kam, dass dies der Weg aus der Ausweglosigkeit war, hatte ich vorher noch etwas anderes gespürt: Leid und Verzweiflung, die mich fast zum Aufgeben zwangen. Ich hatte eine so tiefe innere Angst erfahren. Sie hatte mich davon abgehalten, zu erkennen, dass sie nur erdacht war, mich daran gehindert, frei zu entscheiden und mich aus meinen Zwängen zu befreien. Hinterher merkte ich jedoch, dass ich diese Zeit gebraucht hatte, um den Neuanfang zu wollen. Ich spürte ganz tief in mir drin, wie gut mir im Grunde das Leiden getan hatte. Erst das Leiden hatte mir genügend Selbstverständnis gebracht, um aus meinem Tief herauskommen zu können.

Gedankenleid, wie ich es nenne, ist nur echtes Leid, wenn es nach einer bestimmten Zeit erkannt und beendet wird. Hinter jedem erfahrenen Leid wartet immer ein Neubeginn. Leiden muss sein, sonst hat das Glück keine Bedeutung – so, wie Liebe nur erfahren werden kann, wenn man die Angst durchwandert hat. Es gäbe sonst keine Veränderungen, das Leben würde stillstehen und es gäbe kein Fühlen. Gedanken sagen dir, wie du denken sollst und was du denken sollst. Das mag alles richtig sein für den ersten Moment, aber bedenke auch, dass Gedanken sich „irren“ können. Warte nicht darauf, erkenne den Irrtum vorher und sei stattdessen authentisch! Was wir meistens nicht wissen und auch nicht gesagt bekommen, ist, dass man Gedanken kontrollieren kann.

Seitdem ich bemerkte, dass ich mit meinen Gedanken umgehen kann wie mit einem Stück Kuchen, fühlte ich mich gleich viel besser. Ich musste nicht mehr jeden Gedanken zulassen, der mir einfiel, und mich auch nicht nach ihm richten. Ich brauchte nur zu überlegen, ob ich in dieses Stück Kuchen reinbeißen will, um es hinunterzuschlucken, oder ob ich ganz einfach sage: Nein, danke, ich habe jetzt gerade keinen Appetit auf dich. Wenn ich merkte, dass es mir mit einer Gedankengeschichte nicht gut ging, machte ich einfach Schluss – ich lehnte es ab, weiter darüber nachzugrübeln, ich stellte sie beiseite und vergaß sie. Oft ertappte ich mich selbst dabei und sagte dann zu mir: He, Gedanken, ihr habt aber voll einen an der Klatsche. Ich benötigte in meinem Kopf einen Pförtner, der die Gedanken kontrolliert, bevor sie meinen Mund verlassen. Doch wo konnte ich diese außergewöhnliche, sehr starke, selbstbewusste, liebenswerte und lebensbejahende Person finden?

Was Gedanken in Begleitung von Wut, Angst, Verzweiflung und Traurigkeit alles im Menschen anrichten können! (Ich glaube, negative Erfahrungen mit den eigenen Gedanken hat wohl jeder selbst schon einmal gemacht.) Als ich nun bedachte, was meine Gedanken all die ganzen Jahre über ersonnen hatten, erschien mir dieses Wachrütteln und Erkennen als eine kolossale Richtungsänderung in meinem Leben. Mir war so, als ob etwas unglaublich Schönes mit mir geschah, ich konnte es nur noch nicht ganz begreifen. Ich glaubte, ich müsse noch viel mehr darüber erfahren. Es fühlte sich plötzlich alles anders an, viel leichter und spürbar näher.

Woher kam das? Was hatte sich in mir verändert, dass ich mich mit einem Mal auf mich einlassen konnte und dadurch besser fühlte? Ich stellte fest, dass meine Gedanken mein Leben bisher bestimmt hatten und ich immer gemeint hatte, es wäre richtig so. Ich kannte ja nichts anderes als meine Gedanken – bis dahin jedenfalls –, doch das würde sich ändern. Das versprach ich mir selbst.

Glaube an dich selbst!

FÜR EINSTEIGER

Wer ist ein Einsteiger? Was will ein Einsteiger? Warum „Einsteiger“? Ich glaube, ein Einsteiger ist auch ein Aussteiger. Es ist eine Person, die erkannt hat: Das Leben bin ich. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, es ist jemand, der irgendwo herauswill, weil er die Schnauze voll hat. Er kapituliert einfach, er will nicht mehr so weitermachen wie bisher, Punkt. Er hat den Kanal gestrichen voll, denn mit seinem bisherigen Leben kommt er nicht mehr zurecht. Es kotzt ihn dermaßen an, dass er herauswill. Er wünscht sich etwas anderes, etwas, das leichter ist und das sich lohnt im Leben. Ob es eine andere Lebensform, ein anderes Leben, Dasein oder ein anderer Lebensweg ist, den man geht, das bleibt am Ende jedem selbst überlassen. Ich hatte mich für einen anderen Lebensweg entschieden. Ich wollte vor allem aus meinem festgefahrenen und übernommenen Lebensmuster heraus.

Ich bekam eines Tages ganz unerwartet einen Papierfetzen in die Hände, der aus einer Zeitung herausgerissen worden war. Der Wind blies die anstehende Veränderung genau vor meine Füße, und da dieser Zeitungsfetzen unliebsamerweise an meinem Hosenbein wie angeklebt festhing, musste ich mich bücken, um ihn loszuwerden. Ich wollte erst gar nicht genau hinsehen, was auf dem Papier stand, aber meine Augen erhaschten die fetten Großbuchstaben: WENN DU WEISST, WAS DU DENKST, WEISST DU AUCH, WER DU BIST.

So ein Unsinn!, dachte ich bei mir. Wer denkt sich denn so etwas aus? Ich wusste aber auch, dass es keine Zufälle gibt, denn alles, was mir begegnet, hat einen Sinn. Man erkennt nur im ersten Moment nicht, was damit gemeint ist, weil man das Gezeigte nicht für wahr nimmt. Der Wind bläst ja alles Mögliche durch die Gegend, und ausgerechnet zu mir bringt er diesen lächerlichen Papierfetzen? Wenn ich damals schon gewusst hätte, welche Bedeutung diese Buchstaben für mein weiteres Leben haben würden, hätte ich mich damals schon beim Wind bedankt. Klingt komisch, sich beim Wind zu bedanken, ist aber nichts Ungewöhnliches. Der Wind war schließlich die Ursache dafür, dass sich mein ganzes Leben von heute auf morgen verändert hatte. Ja, nur ein Hauch des Windes, kaum zu glauben! Dabei bläst der Wind fast jeden Tag mal mehr oder mal weniger. Ohne es zu wissen oder etwas dafür zu tun, hatte ich den Weg ins Glück gefunden. Und inzwischen habe ich auch herausgefunden, dass hinter dem Glück die Liebe wohnt. Aber es brauchte eine Zeit, um dies selbst zu erfahren. Ich schob mir also zunächst den Zettel in die rechte Hosentasche, ohne mir dabei etwas zu denken. Vier Tage später musste ich meine Taschen leeren, da in der Waschmaschine noch Platz für meine Hose war. Jetzt hielt ich den Zettel wieder in den Händen und das Wort „denkst“ ließ meine Gedanken einfach nicht mehr los. Mir war grundsätzlich klar, dass, wenn ich denke, ich natürlich auch weiß, was ich tue. Warum schrieb man es dann noch extra auf, noch dazu in Großbuchstaben? Das ergab einfach für mich keinen Sinn, Denken und Tun gehörten doch sowieso zusammen.

Wen sollte ich fragen? Wer konnte mir das Denken und das Tun erklären? Wer? Ich dachte: Der Wind hat mir den Zettel an mein Hosenbein geheftet, jetzt muss er mir Rede und Antwort stehen. Beim nächsten Waldspaziergang fragte ich also den Wind: Warum hast du mir den Zettel gebracht, Herr Wind? Ich wartete, fühlte auf dem Gesicht einen leichten Luftzug, aber zu hören war nichts. Wie kann man bloß auf so eine dumme Idee kommen, vom Wind eine Antwort zu erwarten? Aber als ich so wartete und wartete, bemerkte ich, dass meine Gedanken anfingen, etwas zu denken. Und was sie da so dachten, musste ja irgendjemand den Gedanken sagen, oder? In kürzester Zeit schoben sich Gedankenklumpen in meinem Kopf hin und her. Ich erschrak förmlich vor den Gedankensprüngen, die von gestern zu heute und von morgen bis zum nächsten Jahr reichten. Zeitweise hatte ich das Gefühl, gar nicht zu wissen, wo ich gerade war. Die Bandbreite meiner Gedankengänge war mir vorher noch nie so bewusst geworden wie in diesem Moment: Surfen war ich vor fünf Jahren das letzte Mal. Ski fahren werde ich dieses Jahr auch wieder. Meine tollste Silvesterparty war vor 13 Jahren. So schnell kam ich mit meinen Gefühlen gar nicht hinterher, wie mir meine Gedanken die Zeitblöcke einschoben. Irgendetwas schien da nicht so richtig zu funktionieren in meiner Großhirnrinde. Aber was? Ich meinte, mal nachsehen zu müssen, wer da ständig den Gedankenstrom herumdrehte.

Zu diesem Zeitpunkt fing ich an, meine sogenannten Ideen etwas näher zu betrachten. Unentwegt wurden neue Ideen produziert. Ich kam gar nicht hinterher, nachzuvollziehen, worin ihr Ursprung lag. Sie waren einfach da, in meinem Kopf gab es keine Langeweile und auch kein Ausruhen, nur Gedankenhast und Gedankeneile, die mir fast unerträglich vorkamen. Um nicht zu kollabieren, würde ich wohl irgendwann die Bremse ziehen müssen. Ich fragte mich bloß, wie lange das noch dauern sollte. Bis jetzt war mir noch nicht aufgefallen, dass irgendjemand meine Gedanken kontrollierte beziehungsweise aufpasste, was ich dachte oder laut von mir gab. War das überhaupt alles richtig, was meine Gedanken dachten? War das alles ich, was die Gedanken so den lieben langen Tag plapperten, oder wiederholten sie nur das vor Tagen von anderen Gesagte? Was schon gar nicht mehr wichtig, richtig und wahr war, denn es war ja schon vor Tagen gesagt worden oder spätestens gestern. Nichts Aktuelles mehr, nichts unbedingt Wissenswertes, nichts Neues. Und das nur, weil keiner die Gedanken kontrollierte und keiner danach fragte. Warum tut ihr das?, fragte ich meine Gedanken. Warum dieses unnütze Geschwätz? Ich wusste schon, was sie mir antworten würden: Was sollen wir denn sonst tun? Du kümmerst dich doch nicht um uns, also müssen wir uns selbst beschäftigen. Es gibt da das Fernsehen und die Zeitungen, den Rundfunk und das Getratsche der Nachbarn. Was du bloß hast, das Leben ist so! Uns reicht das aus, wir kommen kaum nach, um alles zu erfassen. Und wir müssen dir sagen, was die Nachbarn denken oder erzählen. Was sie über andere reden, ist doch wirklich interessant!

Peng!, dachte ich so bei mir. Interessantes Leben hoch drei, womit sich meine Gedanken da beschäftigen! Und wo bleibe ich dabei? Sieht irgendjemand mich in diesem vollgepackten „Denker“-Tag stehen? Nein? Schade. Ich wäre gerne beim Denken meiner Gedanken anwesend gewesen, zumindest einen Tag im Jahr hätte doch von mir persönlich mal die Rede sein können, nicht nur von den Nachbarn. Ein kleines Lächeln mit dabei, nur ein ganz kleines, das hätte mir gefallen. Am Anfang zumindest, damit ich überhaupt merke, dass ich noch lebe. Seitdem mir aufgefallen war, dass ich das vermisste, legte ich für mich fest, mein Denken und mein Reden zukünftig zu kontrollieren. Aber nicht erst dann, wenn ich schon beim Reden war, nein, vorher schon, beim Denken vor dem Reden. Seitdem ich das tat, redete ich plötzlich anders. Ich formulierte bewusster ausgesprochene Sätze, die eine Aussage hatten – dabei redete ich normalerweise nicht so oft. Es gab für mich eigentlich nicht viel zu reden.

Jeder Mensch weiß allein, was er zu tun hat. Jeder Mensch kann sich selbst helfen und das kräftigt ihn und macht ihn beweglich. Wenn ich glaube, mit meinen Vorstellungen jemandem helfen zu können, obwohl er nicht verstehen kann, was ich damit meine, dann lasse ich es doch lieber sein, oder? Ich habe herausgefunden, dass ein Schweigen oft mehr hilft als der Versuch, jemandem etwas aufzudrängeln. Ich entschied jedenfalls, nun noch öfter den Mund zu halten als bisher. Ich machte die Erfahrung, dass ein Zusehen wegweisend genug war. Wenn ich jemandem „nur“ zusah, war er mehr auf sich selbst angewiesen und konnte das für ihn Richtige tun, mit sich zufriedener und glücklicher sein, in seiner eigenen Kraft sein. Dieses Buch ist für Neugierige, auch für jene, die noch nie etwas von sich selbst gehört oder erfahren haben, die von sich selbst normalerweise nicht mehr wahrnehmen als das Spiegelbild jeden Morgen beim Zähneputzen und Gesicht-Waschen. Ich habe dieses Buch geschrieben für die Menschen, denen bisher noch nicht aufgefallen ist, dass sich hinter ihrem gewaschenen Gesicht noch etwas mehr befindet als nur Haut und Knochen, dass sich dahinter das Fühlen der Seele versteckt, die ihr wahres Ich