Destination Love - Sammelband - Kaiden Emerald - E-Book

Destination Love - Sammelband E-Book

Kaiden Emerald

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Beschreibung

Dieser Sammelband umfasst die komplette „Destination Love“-Reihe und enthält damit die Teile „Destination Love 1: Break the Rules“, Destination Love 2: Find a Way“ und „Destination Love -Sequel: Believe in Yourself“ in grafisch liebevoll aufbereitetem Design.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Impressum

Copyright © Kaiden Emerald, 2023http://www.kaiden-emerald.de/mailto:[email protected]: Kaiden Emerald

Buchcover © Kaiden Emerald © DespositphotosKapitelbild + Trenner: © shutterstock 473589709 / 1714841755 / 1759658234 / 1868603113 / 2182120873Layout/Buchsatz: © Ingrid Kunantz

Originalausgabe, erschienen 09/2023, Auflage 2

Maildrop 24Kaiden EmeraldHolderäckerstr. 870499 StuttgartDeutschland

Alle Rechte vorbehalten.

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Autors ist unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.Alle Personen und Namen in diesem E-Book sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Inhalt
Destination Love 1
Break the Rules
Vorwort
Tag 1
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Tag 2
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Tag 3
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Tag 4
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Tag 5
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Tag 6
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Tag 7
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Epilog
Destination Love 2
Find a way
Vorwort
Prolog
Kapitel 1
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Kapitel 2
Casey
Logan
Kapitel 3
Logan
Casey
Logan
Casey
Kapitel 4
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Kapitel 5
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Kapitel 6
Casey
Mina
Matthew
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Kapitel 7
Casey
Matthew
Logan
Casey
Kapitel 8
Casey
Matthew
Ryan
Casey
Kapitel 9
Mina
Casey
Logan
Casey
Logan
Casey
Logan
Kapitel 10
Casey
Logan
Casey
Kapitel 11
Logan
Casey
Logan
Casey
Kapitel 12
Casey
Rita
Matthew
Ryan
Matthew
Logan
Kapitel 13
Matthew
Logan
Matthew
Splittertraum
Matthew
Logan
Fiebertraum
Logan
Casey
Epilog
Destination Love
Sequel: Believe in Yourself
Casey
Logan
Matthew
Casey
Ryan
Logan
Danksagung

Destination Love 1

Break the Rules

Klappentext

Seit einer besonderen Begegnung auf dem Kinderspielplatz sind Casey und Logan unzertrennliche Freunde. Auch die Tatsache, dass Logan etwas älter ist und eine andere Schule besucht hat, tut ihrer Freundschaft keinen Abbruch. Schade nur, dass sich beide durch ihre beruflichen Wege immer mehr auseinanderleben. Um dem entgegenzuwirken und die guten alten Zeiten wieder aufleben zu lassen, nimmt Logan den Rat seiner besten Freundin an und schlägt dem Tänzer einen gemeinsamen Roadtrip vor. Casey willigt ein und beschließt seine Sommerpause mit einem kleinen Abenteuer zuzubringen. Was er jedoch nicht weiß: Sein bester Freund ist schwul und schwärmt heimlich für ihn.

Widmung

Ich danke dir, lieber Leser, dass du dir die Zeit nimmst, Logan und Casey auf ihrem Roadtrip zu begleiten und hoffe, du wirst gut unterhalten und kannst ein paar Stunden in der Geschichte versinken.Ganz besonders danke ich im Voraus all jenen, die dieses Büchlein rezensieren, besprechen und weiterempfehlen. Ohne diese Unterstützung würden Casey und Logan den Weg zum ein oder anderen Leser vermutlich gar nicht finden.

Vorwort

~ Eine Entdeckungsreise besteht nicht darin, nach neuen Landschaften zu suchen, sondern neue Augen zu bekommen. ~Marcel Proust (1871 – 1922)

Eine jede Reise bietet vielfältige Möglichkeiten, den eigenen Horizont zu erweitern. In kurzer Zeit ist es möglich, fremde Kulturen kennenzulernen und die mit ihnen verbundenen Gebräuche, Speisen, Redensarten zu erleben, auch fremdartige Flora und Fauna zu erkunden. Wir entfernen uns vom Gewohnten. Von unserer täglichen Umgebung, den Leuten, die sie ausmachen, den Gepflogenheiten. Wir machen uns frei für ein Abenteuer.

Doch eine Reise kann uns nicht nur sehr weit fortführen, sie ist auch fähig uns zurückzubringen. Zu dem Ursprung unseres Seins. Zu uns selbst. Eine Entdeckungsreise, die auf mentaler Ebene stattfindet. Ein jeder Schritt, den wir tun, erfordert Mut. Dabei ist jeder, der uns näher zu uns selbst führt, wertvoller aber zugleich auch kraftraubender, als jene, die wir in die Ferne schreiten. Aber was ist, wenn wir bei uns angekommen sind? Können wir ertragen, was der innere Spiegel unserer Seele offenbart? Können wir es annehmen und uns so akzeptieren, wie wir sind? Oder werden wir ein Zerrbild formen, um so zu sein, wie die Gesellschaft uns haben will?

Mut ist der Indikator, der Schlüssel zum Glück. Das Adrenalin in unseren Körpern ist der Antrieb, der den Motor – das Herz – ölt, welches wir nur zu gern selbst betrügen. Wir verschleiern Wünsche, Träume und Hoffnungen unter einem betonschweren Tuch, unter dem wir uns Tag für Tag verstecken. Heimlich aber träumen, ja hoffen wir gar, dass es uns jemand entreißt. Dabei müssen wir uns selbst freistrampeln. Lossagen von allem, was uns in Ketten legt. Von jenem Fluss der Erwartungen, von jener Ideologie der Gesellschaft und den selbst auferlegten Verblendungen, die wie eiserne Masken auf unseren Seelen ruhen.

Gelingt es uns, den Blick freizumachen für das, was unser Herz für uns vorsieht, so können wir einfach nur sein. Leben in seiner reinsten Form. Genießen und entdecken. Ohne Scheu und ohne Angst.

Tag 1

Logan

Mit gekonntem Schwung hievte Logan die schwere Sporttasche in den Kofferraum seines Jeeps. Flüchtig ging er noch einmal die Liste im Kopf durch. Immerhin wäre es ziemlich blöd, wenn er ausgerechnet bei seinem Ausflug mit Casey etwas Wichtiges vergessen würde.

»Es ist alles da«, bestätigte ihm Alice, als hätte sie in ihm gelesen.

Logan nahm sich ihre Worte zu Herzen. Sie wird wohl recht haben. Fehlte nur noch sein Freund.

»Melde dich zwischendurch mal!«, riss seine Freundin ihn aus den Gedanken. Kaum war die Bitte ausgesprochen, hatte sie auch schon die Arme um ihn geschlungen. Dabei kitzelte ihr blondes, zu einem Dutt gebundenes Haar seine Nase und brachte ihn beinahe zum Niesen.

»Werde ich«, versprach er und erwiderte die Umarmung verlegen. »Danke für die Hilfe.«

»Ach, doch nicht dafür.«

Oh doch Alice!, widersprach er gedanklich. Immerhin war es keine Selbstverständlichkeit, dass sie extra mit zu seinem Elternhaus gekommen war und ihn beim Packen für seine große Reise beraten hatte. Seufzend stieg er in den Jeep.

»Viel Spaß euch beiden«, wünschte Alice ihm noch, ehe er sich auf dem Sitz niederließ. Da kam auch schon seine Mum angelaufen. »Logan Mason! Wolltest du dich etwa aus dem Staub machen, ohne Tschüss zu sagen?«, schimpfte sie. Noch ehe er etwas erwidern konnte, drückte sie ihm einen feuchten Kuss auf die Wange. »Fahr vorsichtig, Schatz. Und passt auf euch auf.«

»Machen wir«, erwiderte er und schnallte sich fest. »Drück Dad von mir.«

Diana lächelte und schlug die Fahrertür behutsam zu. Logan parkte den Wagen aus und winkte den beiden Frauen zum Abschied. Es war höchste Zeit, ihn abzuholen.

Casey

Ein lauer Sommerwind wehte über Arlingtons Straßen, als Casey den Parkplatz hinter sich ließ. Schwermütig betrat er das kleine Blumengeschäft neben dem Friedhof. Der Putz war stellenweise von der Fassade gebröckelt, ganz zu schweigen von der allmählich abblätternden Farbe. Einige Ziegel des Daches waren beschädigt und auch der Rahmen, der das milchige Türglas einfasste, hatte schon bessere Tage gesehen. Die weiße Folienschrift, die ihn in Emmys Blumengarten begrüßte, war bereits gelb angelaufen. Dennoch kam Casey gern. Die ganze Aufmachung verlieh dem Ambiente einen liebenswerten Charme. Nicht zuletzt durch die Fülle an allen erdenklichen Gewächsen und bunter Blütenpracht wurde ein beachtliches Flair von Harmonie und Herzensgüte ausgestrahlt, die in dem kleinen Shop wahrhaftig gelebt wurden. Niemals hatte er eine welke Blüte oder ein geknicktes Blatt an seinen Pflanzen ausmachen können. Auch, dass seine Bestellung noch nicht fertiggestellt war, hatte er hier nie erlebt. Kaum öffnete er die nostalgische Tür, hieß ihn ein kleines Glöckchen, das über dem Türrahmen eingespannt war, liebevoll willkommen.

»Ah, Mr. Jones. Ihre Blumen sind schon fertig.«

»Danke«, entgegnete er freundlich und legte wie gewohnt einen Zwanzig-Dollar-Schein auf den Tresen. »Stimmt so.«

Mit einem Lächeln überreichte der Verkäufer, Emmys Mann, ihm den Strauß. Weiße Lilien, deren Eleganz durch Ziergräser betont wurde, und Lederfarn als Bindegrün. Jeder Teil des Straußes war kunstvoll platziert, genau nach seinem Geschmack.

»Bestell Emmy schöne Grüße«, verabschiedete sich Casey. Vermutlich machte die Ladenbesitzerin gerade wieder irgendwelche Erledigungen.

»Das mache ich!«, rief der Mann ihm nach.

Mit einem guten Gefühl verließ er das Lädchen. Immerhin würde er sich nun einige Tage nicht um die Grabpflege kümmern können. Es war also besser, alles noch einmal aufzufrischen und mit einem neuen Bukett zu versehen, das der Ruhestätte seiner Adoptiveltern würdig war.

Ein flüchtiger Blick auf die Uhr versicherte ihm, dass noch genügend Zeit blieb, um wieder zu Hause zu sein, bevor Logan ihn abholte. Mit einem lauten Quietschen gab das alte Eisentor nach und schwang nach innen auf. Kaum eine Menschenseele trieb sich zu dieser Zeit auf dem Friedhof herum, was Casey nur wenig störte. So hatte er seine Ruhe und konnte völlig ungestört den beiden Menschen gedenken, die ihn einst aufgezogen hatten.

Routiniert zog er sich die mitgebrachten Gartenhandschuhe über und kümmerte sich um das kaum vorhandene Unkraut. Viel zu oft war er hier, als dass er eine wirkliche Überwucherung mit wilden Gewächsen fürchten müsste. Ein Vorgehen, das außerhalb der Crew nur auf wenig Verständnis stieß. »Was erhofft er sich davon? Will er sie wieder lebendig machen?« »Glaubt er, es gibt hier einen Preis für übertriebene Grabpflege?« Solche und ähnliche Vorwürfe nahm er seit jeher von der Gemeinde hin. Auch, wenn die Worte nur selten bis zu ihm drangen und er sich bewusst war, dass hinter seinem Rücken mit großer Wahrscheinlichkeit noch viel mehr getratscht wurde, wünschte er sich, den einfacheren Weg gewählt zu haben. Urnen wären wesentlich pflegeleichter gewesen. Er hätte sie zu Hause aufstellen können. Selbst wenn er einen Schrein errichtet und davor gebetet hätte, wäre dies fernab der öffentlichen Blicke geschehen. Doch Casey fand nicht, dass ihm eine derartige Entscheidung zustand. Wusste er doch nicht, ob es den beiden recht gewesen wäre, verbrannt zu werden. Die Frage stand zu ihren Lebzeiten nie im Raum. Dann verstarben sie nur wenige Tage nacheinander. Dabei konnte er es seiner Mum nachfühlen, dass ihr die Kraft gefehlt hatte, ohne ihren Gatten noch weiterzumachen. Hatte Casey selbst doch auch schwer damit zu kämpfen. In seinem Unwissen hatte er sich daher für die klassische Variante entschieden, jedoch eine vasenähnliche Vorrichtung an dem Doppelgrab anbringen lassen. Aus dieser nahm er nun die inzwischen welken Blumen von seinem letzten Besuch und arrangierte die neuen. Mit einer bereitstehenden Gießkanne besorgte er Wasser aus dem Friedhofsbrunnen und goss die durstigen Blumen. Zu guter Letzt kniete er sich auf den Boden, streifte die Handschuhe ab, nahm seine Gebetskette aus der Hosentasche und wickelte sich diese um die Hand. Mit zusammengeführten Händen und geschlossenen Augen sprach er ein gedankliches Gebet. Dabei hoffte er, den beiden würde es dort, wo sie nun waren, an nichts fehlen.

Eine Wolke wurde vom Wind weitergetrieben und machte den grellen Strahlen der Mittagssonne Platz, die sich begierig auf sein Gesicht legten und ihn die Wärme durch seine geschlossenen Lider spüren ließen. Irgendwo, nicht weit entfernt, war Vogelgezwitscher auszumachen. Es klang, als würden sie einander etwas zurufen oder sich gegenseitig durch ihren Gesang übertrumpfen wollen. Eine leichte Windbrise trug einen blumigen Duft, der ihm beinahe Tränen in die Augen trieb. Im Stillen dachte er an das ältere Paar, das selbst keine Kinder bekommen konnte und ihn so liebevoll aufgezogen hatte, wie er es sich nur wünschen konnte. Er erinnerte sich daran zurück, dass es verdammt schwer gewesen war, sie gehen zu lassen. Zu akzeptieren, was er ohnehin nicht ändern konnte und wie wichtig seine Freunde waren. Sie hatten ihn aufgefangen und irgendwie durch diese schwere Zeit gebracht. Mina, seine Managerin, hatte für ihn sogar Adoptionspapiere unterschrieben, da er noch minderjährig war. Mit der Zeit lernte er jedoch, die Trauer zu bewältigen und die freudigen Erinnerungen in sich zu verankern. Heute konnte er sie abrufen und in der schönen Zeit schwelgen, wann immer er wollte. So erhob er sich auch dieses Mal mit einem Lächeln im Gesicht, räumte auf und ließ noch einen letzten Blick über sein Werk schweifen, ehe er sich auf zum Ausgang machte.

Logan

Auf dem Weg zu seinem besten Freund ließ Logan die letzten Monate noch einmal Revue passieren. Zeit hatten sie nur wenig bis gar keine füreinander gefunden, was er inzwischen bitter bereute. Gedanklich in der Vergangenheit vertieft, erinnerte er sich an den Beginn ihrer Freundschaft. Heute war ein Sommertag wie damals, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Er ging bereits zur Schule und spielte mit ein paar gleichaltrigen Jungs Fußball auf der Grünfläche neben dem Spielplatz. Irgendwann rollte der Ball zum Sandkasten, wo ein kleiner Junge mit einer Schaufel den Sand zu einem Haufen auftürmte. Seine Oma, so vermutete er damals, saß dabei auf einer Bank und las eine Zeitschrift. Der Kleine wirkte einsam, was ihn selbst irgendwie traurig stimmte.

»Hallo, ich heiße Logan«, begrüßte er den fremden Jungen. Ein strahlend blaues Augenpaar blickte schüchtern zu ihm auf. Schon damals war er von der intensiven Farbe fasziniert. »Wie heißt du?«

Eine Frage, auf die der Kleine vorerst schwieg. Unbeirrt schaufelte er weiter, dann antwortete er schließlich doch: »Casey.«

Noch immer erinnerte Logan sich an sein eigenes Lachen. »Casey? Wirklich? Das hört sich an wie ein Mädchenname.« Die Schaufel in der Hand des Jungen erstarrte mitten in der Bewegung.

»Hey, was ist? Kommst du nun?«, wollte einer seiner Spielgefährten wissen. Doch Logan konnte den Blick nicht von dem regungslosen Jungen abwenden. Bis heute rätselte er, was damals in Casey vorgegangen war. Einmal hatte er nachgefragt, doch als sein Freund der Frage auswich, bohrte er nicht weiter.

»Macht ohne mich weiter«, antwortete er und warf den Ball endlich zurück. Dann stieg er zu Casey in den Sand. »Darf ich mitspielen?« Erneut fokussierten ihn diese sagenhaften Augen. Doch diesmal glänzten Tränen darin. Der Kleine nickte, wischte sich den feuchten Film aus dem Gesicht und gab ihm ein paar Förmchen ab. »Hey, wollen wir eine ganz große Burg bauen?«, versuchte Logan ihn aufzumuntern. Endlich schenkte der Kleine ihm ein Lächeln, stimmte zu und sie bauten gemeinsam eine riesige Sandburg. Von da an trafen sie sich öfter. Dass Logan ihm drei Jahre voraus war, hatte dabei nie eine Rolle gespielt.

Ein Jahr nachdem Logan sein Architekturstudium begonnen hatte, wechselte Casey von der Highschool zu einer Dance-Academy und fand in seiner Crew eine zweite Familie. Die Leiterin der Academy übernahm sogar Caseys Vormundschaft, nachdem dieser beide Elternteile verloren hatte. Auf diese Weise war es ihm möglich, bereits mit siebzehn Jahren seinen eigenen Haushalt zu führen. Was inzwischen auch schon wieder drei Jahre zurücklag. Wo rannte die Zeit nur hin? Für die kommenden Tage ging die Crew getrennte Wege und würde erst später wieder zusammenfinden. Da Logans Semesterferien gerade begannen und er fürchtete, Casey vielleicht aus den Augen zu verlieren, hatte er den Rat von Alice angenommen und ihm den Roadtrip vorgeschlagen, zu dem er ihn nun abholte. Dennoch war ihm bei diesem Vorhaben etwas flau im Magen. Was, wenn wir uns zu sehr auseinandergelebt haben?

Casey

Casey überquerte die Straße zum Parkplatz. Erst hier riskierte er einen weiteren Blick auf die Armbanduhr. Mit Entsetzen stellte er fest, dass mehr Zeit vergangen war, als ursprünglich geplant. Logan wird wohl kaum böse sein, wenn ich ihm erkläre, wo ich war, und ohne mich losfahren würde er nicht. Ein bisschen was zusammenpacken muss ich auch noch …

Dennoch wollte er ihn nicht noch länger warten lassen. Er ließ den Motor des Mustangs aufheulen und nutzte eine nicht ganz legale Abkürzung durch ein Industriegebiet. Eigentlich wollte er schon gestern Abend packen, aber die Anstrengungen der letzten Tage machten sich bemerkbar. Seine Crew und er hatten nun einige Wochen hartes Training hinter sich und ihre Choreografie für den Herbst einstudiert. Zuvor gab es jedoch noch eine Reihe von Einzelwettkämpfen, an denen er nach seinem einundzwanzigsten Geburtstag im Herbst endlich teilnehmen durfte.

Als er in der Tiefgarage ankam, wartete Logan bereits mit seinem Handy in der Hand. Vielleicht wollte er mich gerade anrufen und fragen, wo ich bleibe? Doch der blickte lediglich auf und grinste ihn frech an. Casey schaltete den Motor ab, stieg aus dem Wagen und schloss ab. »Hey«, begrüßte er seinen Freund und zog ihn kurz in eine Begrüßungsumarmung. »Sorry, ich war noch auf dem Friedhof.«

»Kein Problem«, erwiderte Logan beschwichtigend. »Jetzt bist du ja da.«

»Ja, komm am besten erst mal mit hoch. Ich bin leider noch nicht ganz fertig mit Packen.«

»Macht doch nichts.«

Gemeinsam stiegen sie in den Fahrstuhl. Casey betätigte den Knopf für die fünfte Etage. »Hast du schon lange gewartet?«

»Ach was, ein paar Minuten nur«, antwortete Logan ein wenig zu schnell.

Der will doch sicher nur mein schlechtes Gewissen beruhigen, amüsierte sich Casey innerlich. Nachdem er aufgeschlossen hatte, hielt er seinem Gast die Wohnungstür auf. »Setz dich«, bat er ihn.

Logan streifte sich zunächst die Schuhe ab und nahm dann auf dem Zweisitzer im Wohnzimmer Platz, an das eine kleine Kochnische angrenzte. Verwundert ließ er den Blick schweifen. Stimmt, er war noch nicht wieder hier, ging es Casey durch den Kopf. »Ich hab ein bisschen umgeräumt«, erklärte er und verschwand kurz in der Küche. Letztes Mal hatte die Couch noch in der Ecke des Raumes und die Musikanlage frei auf dem Boden gestanden. Nun hatte er Regale angebracht und die Boxen darauf verteilt. Zusätzlich hatte er eine gemütliche Sitzecke geschaffen. Die Wände waren nun mittelblau statt weiß. An ihnen prangten Poster, auf denen Breakdancer beeindruckende Moves ausführten. Logan wusste inzwischen, dass sie selbst sich B-Boys nannten.

»Das sehe ich.«

»Möchtest du was trinken?«, rief er seinem Freund aus der Küche zu.

»Ein Wasser, wenn du hast.«

»Klar.« Casey kam zurück, reichte ihm ein Glas und bemerkte dabei, dass der Bildschirmschoner seines Laptops nicht mehr aktiviert war. Schuld war eine Nachricht, die sich nun durch penetrantes Blinken bemerkbar machte.

»Was ist?«, erkundigte sich Logan und nahm einen Schluck.

»Ach … Ryan hat mir was geschickt«, erklärte Casey, als er mit dem Mauszeiger über das Symbol fuhr.

»Ryan aus deiner Crew?«

»Ja, genau der.« Casey konnte seine Neugier nicht zügeln und öffnete die Datei. Kurz war er erstaunt, etliche Bilder darin vorzufinden, dann leuchtete es ihm ein. »Ah, das sind die Bilder aus New York.« Dort waren sie im Frühjahr auf Tour gewesen. Bislang hatte sich noch keine Gelegenheit geboten, Logan und die Crew miteinander bekannt zu machen, doch nun konnte er ihm wenigstens Fotos zeigen. Casey setzte sich zu ihm auf die Couch, schrieb Ryan ein kurzes ›Danke‹ zurück und öffnete die Bilder in der Galerieansicht. Gleich das erste war ein Gruppenfoto. »Der Große mit den Stern-Tattoos auf den Armen ist Ryan. Daneben mit dem Afro ist Carrie. Das hier ist Tess. Man sieht sie kaum ohne Basecap und der da ist Matt, unser Captain. Er trainiert uns auch. Ich hab echt schon viel von ihm gelernt«, erklärte er ihm.

Logan war sichtlich neugierig, wollte mehr Details erfahren und musterte die Gesichter eingehend. Casey klickte weiter und kommentierte die nachfolgenden Bilder mit kleinen Anekdoten.

Nach einem alarmierten Blick zur Armbanduhr bemerkte er, dass er sich auf dem Friedhof mit Erde beschmutzt hatte. »Pass auf, ich spring noch schnell unter die Dusche und packe zusammen, damit wir loskönnen. Du kannst in der Zwischenzeit gern weiterschauen. Ich beeile mich.«

»Mach ganz in Ruhe«, beruhigte ihn Logan, als Casey ins Bad hastete.

Logan

Nach kurzer Überlegung, ob das wirklich in Ordnung war, klickte er weiter. Auf den nachfolgenden Bildern waren die beiden Mädchen, Carrie und Tess, auf ausgelassenen Selfies zu sehen. Tess trug tatsächlich auf nahezu jedem ein Cap. Darunter lugte die glatte braune Mähne hervor. Trotz ihrer ausgeprägten Bräune kam sie bei Weitem nicht an den Latina-Teint ihrer Kollegin heran. Eigentlich ganz hübsche Mädchen, wenn man sich denn für solche interessiert.

Als er weiterschaute, sah er die Skyline des Big Apples und Casey, der sich gerade ein belegtes Brötchen in den Mund stopfte. Daneben stand Matt und unterhielt sich mit ihm. Ryan schien wohl der Fotograf zu sein, immerhin war der bislang nur auf dem Gruppenbild zu sehen. Eine andere Aufnahme zeigte eine streng aussehende Dame mit kinnlangem, rot gefärbtem Haar und Nerd-Brille. Sie war etwas älter als die übrigen Crewmitglieder. Vermutlich die Managerin.

Einige Klicks später erblickte er Casey mit freiem Oberkörper. Er wollte fortfahren, doch sein Finger verharrte für einen Moment auf der Maus. Sein Freund sah verdammt gut aus und mit einem Mal kam ihm in den Sinn, dass dieser Roadtrip vielleicht doch eine blöde Idee war. Immerhin war er nur vor seinen Eltern und Alice geoutet. Sein Blick wanderte über Caseys trainierten Brustkorb, die fein definierten Bauchmuskeln, tiefer zum Hosenbund. Ruckartig wechselte Logan zum nächsten Bild, bevor sein Kopf sich irgendwelche Spinnereien ausmalte.

Kneifen geht jetzt nicht. Der Ausflug ist beschlossene Sache und Casey hetero! Die mahnenden Gedanken zeigten Wirkung und seine Fantasie gab Ruhe. Nach ein paar Landschaftsbildern war endlich wieder Casey zu sehen. Er führte einige Moves aus, die denen auf den Postern im Wohnzimmer nahekamen. Es wäre bestimmt interessant, ihn in Aktion zu sehen. Seine Leidenschaft sehe ich ihm jedenfalls an. Erneut folgten Bilder des Captains. Auf einem hatte Matt sogar den Arm um Casey gelegt. Beide blickten in die Kamera und lächelten. Matt scheint etwas älter zu sein als der Rest der Truppe. Caseys strahlend blaue Augen stachen hervor, während die seines Freundes gräulich waren.

Zusammen sahen sie wie zwei typische Playboys aus. Kerle, die mit Frauen spielten. Dann waren Aufnahmen von Ryan zu sehen, den Logan als bodenständiger einschätzte. Plötzlich blinkte die Symbolleiste. Ryan hatte offenbar noch etwas geschickt. Sicher weitere Fotos. Diesmal erschien jedoch ein Video. Hm … die Fotos durfte ich anschauen, warum nicht auch den Film? Mit einem Mausklick überprüfte er die Dauer des Clips. Knappe vier Minuten. Als Duschgeräusche aus dem Bad drangen, startete er den Film.

»Wir sind endlich da!«, riefen die Mädchen und umarmten einander. Aufgeschreckt verringerte Logan die Lautstärke. Der Film zeigte die Bleibe der Crew. Casey und Matt rollten ihre Koffer ins selbe Zimmer, obwohl dort nur ein großes Ehebett stand. Dann filmt wohl Ryan. Wie auf Kommando schwenkte Ryan kurz zu sich und grinste in die Linse, was Logans Verdacht bestätigte.

Danach waren Küche und Wohnzimmer zu sehen. Abschließend filmte er ins Badezimmer und wurde von kreischenden Mädchen mit Gurkenmasken vertrieben. Logan schmunzelte. Diese Crew scheint eine echt verrückte Truppe zu sein. Als Nächstes wurden Casey und Matt aufgezeichnet, die in einer Übungshalle zusammen trainierten. Casey machte Seilspringen, oberkörperfrei, Matt ein paar Liegestütze. Danach übten sie eine Choreografie ein. Zumindest drehten sich beide gekonnt auf dem Boden umher und führten dabei kunstvolle Figuren durch. Wahnsinn! Plötzlich war ein Klatschen zu hören und Logan schreckte hoch. Nein, das Geräusch war Teil des Films. Tess applaudierte ihnen, was die Tänzer verwundert aufblicken ließ. Offensichtlich hatten sie gar nicht mitbekommen, dass sie beobachtet wurden.

In der nächsten Sequenz lag Casey auf dem Boden und rührte sich nicht, sodass Logan einen kurzen Schreck bekam. Scheiße, was kommt jetzt? Angespannt starrte er auf den Bildschirm, wo Matt sich gerade zu ihm hockte. »Hey Kleiner, du kannst hier nicht schlafen. Wir müssen los.«

»Ich schlafe gar nicht!«, protestierte Casey blinzelnd und versuchte sich zu orientieren.

»Nein, natürlich nicht«, stimmte Matt ihm zu und verkniff sich allem Anschein nach das Lachen, während er Casey aufhalf.

Die nachfolgende Szene wurde offensichtlich auf einer Party gedreht. Sie zeigte den Captain in einem Club, wie er sich mit zwei Mädchen in kurzen Kleidchen und Stöckelschuhen aus dem Staub machte. Was für ein Casanova. Casey sah ihm von der Bar aus kopfschüttelnd zu und hatte einen Drink mit Zitronenscheibe in der Hand. Hm …Das ist sicher keine Cola. Das darf er doch noch gar nicht.

Anschließend wurde in einem anderen Club aufgenommen. Die Stimmung auf der Party wirkte ausgelassen und wieder saß der Jüngste von ihnen an der Bar, diesmal gemeinsam mit Matt. Dieser trank ein Bier und sah zu, wie Carrie und Tess miteinander tanzten und sich dabei immer näherkamen.

»Wisst ihr, was jetzt richtig heiß wäre?«, rief Matt den Mädchen zu. »Wenn ihr euch küsst!«

Tess grinste ihn frech an und winkte ab.

»Ich wette, du traust dich nicht!« Nun wandte sie sich vollends um und kam auf ihn zu.

»Ich traue mich nicht?«, ging sie auf sein Spiel ein. »Okay, ich traue mich, mit Carrie rumzuknutschen, wenn ihr zwei das auch macht.« Dabei deutete sie mit beiden Zeigefingern gleichzeitig auf ihn und Casey. Der setzte den Drink ab, von dem er gerade trinken wollte, und sah ihn unsicher an.

»Okay, die Wette gilt!«, gab Matt jedoch von sich und sah zu, wie sie zurückging. Erst dann blickte er zu Casey und bemerkte, wie dieser nervös mit seinem Strohhalm spielte. »Entspann dich, Kleiner. Es ist nur ein Kuss«, sprach er leiser an ihn gewandt. »Und jetzt sieh zu und genieße.« Matt deutete mit seiner Flasche auf die Mädels, zu denen nun auch die Kamera schwenkte. Beide tanzten dicht an dicht, ließen ihre Zungen umeinander kreisen und schauten dabei zu den Jungs. Nach wenigen Sekunden gaben sie den innigen Kuss auf und lösten sich voneinander.

»Jetzt seid ihr dran!«, rief Carrie ihnen amüsiert zu. Ryan wechselte die Position, damit er die beiden besser im Bild hatte.

Die Duschgeräusche verstummten, doch gleich darauf schien Casey in den Badschränken zu kramen. Vermutlich packt er gerade seinen Kulturbeutel zusammen. Logan beschloss weiterzuschauen, ließ die Maus aber über dem Kreuz schweben, um das Video jederzeit schließen zu können.

»Trink«, riet Matt seinem Teamkameraden und nahm selbst noch einen Schluck aus seiner Flasche, ehe er sie auf dem Tresen abstellte. Casey verzichtete auf den Strohhalm und leerte den Rest seines Glases in nur einem Zug. Matt kam näher, ergriff Caseys Gesicht mit beiden Händen und beugte sich vor. Beide schlossen die Augen, als ihre Lippen aufeinandertrafen. Matt ging forscher vor als Casey, saugte an dessen Unterlippe und forderte mit seiner Zungenspitze Einlass. Nur zaghaft öffnete sein Gegenpart den Mund und ließ Matts Zunge ein. Ein kurzes, aber wildes Gefecht entbrannte.

Als die Mädels begeistert applaudierten, merkte Logan, dass er mit offenem Mund dasaß und seine Hose eng wurde. Scheiße!, verfluchte er sich selbst und wollte das Video schon beenden. Doch dann war das gemeinsame Zimmer der beiden zu sehen und Logans Neugierde gewann. Casey lag auf der Seite und Matt quer über dem Bett. Er hatte seinen Arm um ihn geschlungen. »Hilf mir!«, bat Casey Ryan.

»Matt! Lass ihn los.«

Kurz öffnete dieser die Augen, zog die Stirn kraus und drehte sich anschließend zur anderen Seite. Casey konnte sich befreien und bedankte sich bei seinem Retter.

Die nächste Szene zeigte alle beim Frühstücken. »Du und Matt … Seid ihr jetzt ein Paar?«, fragte Ryan, woraufhin sich Casey an seinen Cornflakes verschluckte und Carrie ihm auf den Rücken schlug. Seine Gesichtsfarbe wurde mit jeder Sekunde röter.

»Ich glaube nicht, dass einer der beiden ernsthaft auf Männer steht, Ryan«, warf Tess vorwurfsvoll ein.

»Für dich würde ich eine Ausnahme machen, Kleiner«, sprach Matt und zwinkerte Casey zu, der nun sein Wasser über den halben Tisch spuckte und damit alle zum Lachen brachte. Nein, Casey ist gewiss nicht schwul. Einen Augenblick lang schämte sich Logan, weil er das in Betracht zog. Er sollte es besser wissen, ihn besser kennen. Nun kam nichts mehr, das war der letzte Clip gewesen.

Nur Sekunden später trat Casey angezogen aus dem Badezimmer und hielt eine kleine Tasche in der Hand. »Den kannst du ausmachen, bin gleich da«, versprach er.

Logan nickte und fuhr den Laptop herunter. Einen kurzen Blick erhaschte er von Caseys Schlafzimmer, ehe dieser die Tür schloss. Mintgrüne Wände also. Das Bett ist auch ziemlich groß. Interessant. – Nein, das ist nicht interessant! Casey ist tabu!, rief Logan sich in Erinnerung und trank sein Wasser aus. Er brachte sein Glas in die Küche und spülte es rasch ab. Sein Freund kam inzwischen mit einer großen Sporttasche bewaffnet zurück ins Wohnzimmer. »So wir können«, verkündete er und ging voraus.

»Soll ich dir tragen helfen?«, bot Logan auf dem Weg zum Fahrstuhl an.

»Geht schon, danke.«

Beim Jeep angekommen, verlud Casey seine Sporttasche im geräumigen Kofferraum. »Da sind wir ja für alles gewappnet«, bemerkte Casey, als er einen Blick auf die restliche Reiseausrüstung warf. Selbst einen kleinen Grill und ein Zelt entdeckte er.

»Das hoffe ich doch«, verkündete Logan stolz und bat ihn einzusteigen. Ja, Casey ist schön und ich werde die nächste Zeit mit diesem attraktiven Mann verbringen. Immerhin habe ich mir das selbst eingebrockt.

Casey

Habe ich auch wirklich alles? Die Frage raste zum wiederholten Mal durch seinen Kopf, ehe er die Kofferraumklappe schloss. Es wäre blöd, wenn wir wegen mir umdrehen müssten. Aber viel mehr als Klamotten brauchte er nicht. Für den gesamten Survival-Kram war Logan zuständig. Immerhin hatte sein Dad die ganze Garage damit vollstehen. Vom Zelt über einen Grill und Schlafsäcke bis hin zur Angelausrüstung. Als Kind hatte Logan immer die abenteuerlichsten Geschichten auf Lager gehabt. Damals war es immer ihr Vater-Sohn-Ding gewesen.

Rauszufahren, in die Wildnis. Einmal erzählte er von einem Bären am anderen Ufer des Victory Lakes, den sie beim Fischfang beobachtet hatten. Nur undeutlich erinnerte sich Casey an das eine Mal zurück, als er hatte mitfahren dürfen. Sie hatten geangelt und am Lagerfeuer zusammengesessen. Auf Stöcken hatten er und Logan Marshmallows über den Flammen gegrillt, während Mr. Mason den Fisch zubereitete.

Die Nächte waren so klar gewesen, dass sie Tausende von Sternen am Himmel sehen konnten. Logans Dad hatte ihnen mit einem speziellen, vermutlich ziemlich teuren Laserpointer die einzelnen Sternbilder gezeigt. Casey war damals wahrhaft beeindruckt vom Wissen des Mannes gewesen, aber zugleich auch besorgt, dass der Laserstrahl Aliens auf sie aufmerksam machen würde. Glücklicherweise hatte Logan ihm das ausgeredet, sonst hätte er vermutlich nicht einschlafen können.

Damals war alles noch so einfach, erinnerte sich Casey zurück. Sie konnten unbeschwert die Zeit genießen. Heute hingegen waren sie Gefangene eines ewig währenden Kreislaufes. Ohne Job kein Geld, ohne Geld keine Wohnung, Strom und Essen. Umso befreiender war dieser Ausflug. Das wird klasse! Einfach mal nichts tun müssen. In den Tag hineinleben dürfen. Ganz ohne Zwänge und Verpflichtungen zu einer bestimmten Zeit an einem vorgegebenen Ort sein zu müssen. Einfach nur die Seele baumeln lassen.

Casey stieg in den Wagen und legte den Gurt an. Er war mehr als bereit für diesen Ausflug und mit Logan an seiner Seite würde es sicher spaßig werden. Genau wie damals, als sie noch Kinder waren.

Logan

Logan stieg auf der Fahrerseite ein. Casey saß bereits und hatte sich festgeschnallt. Er roch verdammt gut und seine ungeföhnten Haare wellten sich leicht. Verführerisch legte sich die nasse Pracht an seinen Nacken. Sein Tanktop schmiegte sich eng an seinen Körper und ließ nur noch wenig Spielraum für Fantasie. Logan war, als könnte er die Konturen seiner Muskeln mit den Fingern nachzeichnen, wenn er dürfte.

»Erde an Logan!«, riss Casey ihn aus den Gedanken und schnippte mit dem Finger vor seinem Gesicht. Irritiert blickte er auf, was seinen Freund kurz zum Lachen brachte. »Also, wo fahren wir als Erstes hin?«

Frech grinsend startete er den Motor. »Regel Nummer eins bei einem Roadtrip: Plane keine feste Reiseroute.«

Sein Beifahrer stutzte kurz und zog die Stirn kraus. »Also willst du einfach auf den Highway und dann irgendwann abfahren?«

Lachend schüttelte er den Kopf. »Nein. Regel Nummer zwei: Meide große Straßen wie Freeways. Wir wollen doch was vom Land sehen«, antwortete er mit einem Zwinkern.

»Gut, dann fahren wir, bis es dunkel wird und übernachten dann irgendwo?«

»Klingt gut. Am ersten Tag sollten wir es ruhig angehen lassen«, erwiderte Logan. »Irgendwelche Musikwünsche?«

»Nein, mir ist alles recht.«

»Dann schalten wir das Radio ein«, beschloss Logan und tat dies auch gleich. »Was machen eigentlich die anderen aus deiner Gruppe?«

»Also Carrie und Tess wollten eine ausgiebige Shopping-Tour an der Westküste machen, wenn ich das richtig verstanden habe. Matt fährt wohl zu seiner Familie, da seine Schwester mit ihrem Mann und seinem Neffen zu Besuch kommt und Ryan hilft seinem Vater aus, soweit ich weiß.«

»Seinem Vater?«

»Ja, Ryans Dad hat ein eigenes kleines Restaurant und Ryan …«

»… kellnert«, beendete Logan seinen Satz.

»Ganz genau.«

»Schwer vorstellbar.«

»Was? Ryan als Kellner?«, fragte Casey amüsiert.

»Ja, irgendwie schon. Ich meine, er ist so groß und hat ein breites Kreuz. Ich hätte ihn mir eher als Türsteher oder Geldeintreiber vorgestellt.«

»Da hast du recht. Die Hemden, die er dort trägt, spannen auch immer ganz schön um seine Arme. Das sieht immer aus, als würden sie gleich zerreißen, wenn er nur eine falsche Bewegung macht.«

»Hulk als Kellner.«

»Ja, so in etwa«, stimmte Casey zu. Dann sah er eine Weile zum Fenster hinaus und schwieg.

Logan ertappte sich einige Male dabei, wie er ihn fasziniert aus dem Augenwinkel musterte, und zwang sich immer wieder, den Blick zurück auf die Straße vor ihnen zu richten.

Casey

Verträumt dachte Casey an das letzte Mal zurück, als er in der Gaststätte von Ryans Dad gesessen hatte. Die ganze Crew war da gewesen. Sie wollten den Abend gemeinsam in Jasper’s Steakhouse gemütlich ausklingen lassen. Der Anlass war ihr Sieg bei den regionalen Battles von Nebraska. Ein anstrengender Wettkampf, der das Geschick und den Kampfgeist eines jeden herausgefordert hatte. Ihre Gegner waren gut und bis zur Punktevergabe bangten sie um den Sieg. Alle waren total aufgeregt. Niemand konnte abschätzen, ob es reichte, bis die Jury schlussendlich das Ergebnis bekannt gab.

Es war ein toller Abend und für Casey eine wertvolle Erfahrung. Er liebte diese Battles, bei denen sie als Team gegen verschiedene Crews antraten. Hier spielte sein Alter keine Rolle, er gehörte einfach dazu und durfte sich an anderen messen. Wie das wohl bei den Einzelwettkämpfen im Herbst sein wird? Dort würde er zum ersten Mal völlig auf sich gestellt sein. Eine Herausforderung, die ihm zugleich auch etwas Angst einjagte. Doch der Herbst lag noch in weiter Ferne. Nichts, worüber er sich schon jetzt den Kopf zerbrechen musste.

Während Casey noch seinen Träumen nachhing, bekam er nur beiläufig mit, dass der Wagen immer langsamer fuhr. Haben wir eine Panne? Verwundert sah er sich um. Zu seinem Leidwesen steuerten sie ausgerechnet auf Jackson’s Survival Shop zu. Er erinnerte sich noch lebhaft an das Gespräch mit der Enkelin des Besitzers. Sie hatte sich im Stammlokal der Crew, dem Nightstar, ständig in seiner Nähe aufgehalten. Sie gehörte definitiv zur aufdringlichen Sorte. Beinahe kam es ihm so vor, als hätte er sich eine persönliche Stalkerin angelacht. Verscheuchen konnte er sie jedoch schlecht. Das hätte nicht nur ein schlechtes Licht auf ihn, sondern auch auf die Crew geworfen. Ein Umstand, den er sich immer wieder bewusst machte, bevor er unüberlegt handelte. Irgendwann im Laufe des Abends hatte sie ihn in ein Gespräch verwickelt und bat ihn augenzwinkernd doch einmal vorbeizukommen. »Da willst du rein?«, fragte Casey, als sein Freund gerade nach einem Parkplatz Ausschau hielt.

Logan

Nun war es Logan, der irritiert schien. Was hatte er nur? Das ist doch ein ganz normales Geschäft. Zugegeben, etwas fernab vom Schuss und macht einen etwas heruntergekommenen Eindruck. Eben kein moderner US-Army Store, sondern nur ein einfacher kleiner Survival-Shop. Er selbst war schon einmal hier gewesen. Um Angelschnüre zu kaufen und noch ein paar nützliche Utensilien zu beschaffen, genügte dieses Geschäft allemal. Logan wollte Casey gerade sagen, dass er auch im Jeep warten könnte. Der hatte sein Zögern aber schon überwunden und war bereits ausgestiegen.

Rasch sprang er aus dem Wagen, ließ diesen in der prallen Mittagssonne zurück und folgte Casey zum Eingang. Seine Schuhe machten knirschende Geräusche im Schotter, mit jedem Schritt wirbelte er roten Staub auf. Nur zufällig bekam er mit, wie sein Freund einem der Fahrzeuge einen unsicheren Blick zuwarf. Kennt er etwa den Besitzer des Wagens? Hat er deshalb so rumgedruckst? Augenblicklich bekam Logan ein schlechtes Gewissen, er wollte ihn keinesfalls in eine unangenehme Lage bringen. Zu spät, denn Casey war schon im Inneren des Ladens verschwunden.

Casey wippte auf den Ballen und hatte die Hände in den Taschen vergraben. »Also, wonach suchen wir?«, fragte er, als Logan zu ihm aufschloss.

Er wirkt nervös. »Nach einer Karte und einem Gaskocher. Dads war leider kaputt.«

»Gut, dann sehe ich mich mal bei den Landkarten um.«

Logan nickte und sein Freund verschwand zu den Regalen mit den Landkarten am anderen Ende des Shops. Er selbst begutachtete inzwischen die Auswahl an portablen Kochgelegenheiten und begann, zwischen den drei ausgestellten Exemplaren abzuwägen. Die Preisschilder hatten bereits einen gelblichen Touch. Wie lange die hier schon rumstehen? Kurz verglich er die technischen Daten und nahm einen aus dem Regal. Nur Sekunden später konnte er Gekreische ausmachen. Ist irgendetwas passiert? Mitsamt dem Kocher machte er sich auf die Suche nach dem Ursprung des Lärms. Das hörte sich definitiv nach einer Frau an. Ist sie verletzt? Nein, das Schreien klang eher freudig. Er passierte die vier Quergänge und entdeckte seinen Freund mit zwei Mädchen.Erst jetzt dämmerte es ihm. Sie hatten seinetwegen herumgeschrien. Casey hatte einer Blondine sein Cap aufgesetzt, den Arm um sie gelegt und posierte mit ihr. Ein anderes Mädchen fotografierte derweil mit dem Smartphone. Da störe ich wohl besser nicht.

Casey

Es kam genauso, wie Casey es befürchtete. Das blonde Mädchen, an dessen Namen er sich nicht mal mehr erinnerte, lungerte im Laden ihres Großvaters herum. Natürlich hatte sie ihn binnen Sekunden ausfindig gemacht. Er kam nicht einmal dazu, richtig nach den Karten zu schauen, da flippte sie schon aus. Also war der rote Dodge auf dem Parkplatz wohl doch ihrer. Er versuchte, gut gelaunt zu wirken, posierte mit ihr und setzte ihr sogar sein Basecap auf.

»Tausend Dank! Ich fasse es immer noch nicht! Was treibst du bloß hier?«, fing sie auch gleich an, ihn voll zu quasseln. Ihre Freundin, die nicht minder aus dem Häuschen war, hatte sie zu allem Übel auch mit im Schlepptau.

»Nun, ich …«, begann Casey, wurde jedoch augenblicklich von ihrer Freundin unterbrochen.

»Machst du mit mir auch ein Foto?«

Casey kam der Bitte nach, setzte ein gespieltes Lächeln auf und schlang den Arm um sie. »So Mädels, ich muss los.«

»Musst du wirklich schon gehen, C.J.?«, fragte die Blondine mit dem Cap enttäuscht.

»Ich bin nicht allein hier, wisst ihr? Ich will meinen Freund nicht warten lassen.«

»Ach, der versteht das sicher. Bleib doch noch ein bisschen«, bettelte sie nun.

»Sorry, aber ich muss wirklich los«, entschuldigte er sich, so charmant es ging.

»Aber …«, setzte sie erneut an, als ihre Freundin ihr energisch ins Wort fiel: »Jetzt lass ihn! Er hat doch gesagt, er muss los.«

Das Fangirl gab nun Ruhe und Casey nickte der anderen dankend zu. Schnell verschaffte er sich einen Überblick und nahm eine der Karten aus dem Regal.

»Warte!«, riefen beide im Chor, sodass er sich noch einmal umdrehte.

»Du hast dein Cap vergessen!«, erklärte die Enkelin des Ladenbesitzers und deutete auf ihren Kopf.

»Schon okay, behalte es.«

Beide sahen sich an, kreischten erneut und sprangen mit ineinander verflochtenen Händen im Kreis. Casey nutzte die Gelegenheit und ging nun wirklich zur Kasse, an der Logan bereits auf ihn wartete. Etwas beschämt legte er erst die Karte auf den Tresen, dann einen Geldschein dazu. Ob er das peinliche Szenario mitbekommen hat? Mit Sicherheit. Die beiden waren nicht gerade verhalten. Doch zumindest besaß sein Freund so viel Taktgefühl, ihn nicht direkt darauf anzusprechen.

Logan

Zurück im Wagen rutschte Casey etwas tiefer in den Sitz. Erst als Logan um die Ecke bog, setzte er sich wieder aufrecht hin. Hat er Angst, noch mehr Aufsehen zu erregen? »Hartnäckige Fans, was?«, fragte er vorsichtig.

»Ja, seit den letzten Battles ist es ganz schlimm«, antwortete Casey amüsiert.

»Ihr hattet hier in der Gegend gewonnen, richtig?« Irgendwas darüber stand doch in der Zeitung.

»Ja, die Regionalwettkämpfe«, bestätigte er.

Wusst ich’s doch!

»Das ist doch cool. Aber … C.J.? Ernsthaft?« Logan schmunzelte.

»Meine Initialen eben«, antwortete sein Beifahrer schulterzuckend. »Das ist mein Spitzname innerhalb der Crew.«

Logan runzelte die Stirn. »So was wie ein Deckname?«

Casey lachte herzhaft. »Ja, das könnte man so sagen. Tessa ist ja auch Tess und Matthew ist Matt.«

»Hm, okay. Aber hätte man nicht auch irgendetwas aus Casey machen können?«

»Bestimmt. Aber ein alter Freund warnte mich, weil mein Name sich angeblich weiblich anhört. Ich wollte nicht zur Lachnummer werden, weißt du?«

Schuldbewusst verzog Logan den Mund.

»Du hattest recht. Vermutlich hast du mich damit sogar vor Schikane bewahrt. Außerdem gefällt mir C.J.«, beschwichtigte Casey und stieß ihm freundschaftlich gegen die Schulter.

Logan lächelte kurz und blickte wieder zur Straße. Vermutlich braucht er den Urlaub dringend. Scheinbar habe ich ihn noch nicht weit genug weggebracht, sodass er richtig abschalten kann. Logan fuhr weiter, nahm ein paar Abzweigungen und folgte einer unbelebten Landstraße, die eine schöne Landschaft aus Bergen und Wiesen bot.

»Wollen wir irgendwo anhalten und Abendbrot essen?«, fragte Logan, als der Himmel sich allmählich dunkel färbte.

»Gern«, stimmte Casey zu und hielt ebenfalls Ausschau nach einer Raststätte.

Nach einiger Zeit wurden sie fündig und folgten einem Hinweisschild. Logan parkte den Wagen auf einer der freien Flächen. Die Fassade des Gebäudes wurde vom letzten Sonnenlicht angestrahlt und wirkte überaus einladend. Bereits durch die großen Fenster konnten sie gemütliche Sitzbänke aus Leder ausmachen. Als sie die Eingangstür passierten, fiel ihnen auf, dass sich an das Bistro sogar eine Pension anschloss. »Vielleicht können wir gleich hierbleiben?«, schlug Logan vor.

»Klar, warum nicht?«

»Aber erst essen wir was.«

Casey nickte und betrat mit ihm die Gaststätte. Sie wählten einen Tisch, der etwas abgelegen war, und ließen sich in die gemütlichen Polster der Sitzbank fallen. »Mal schauen, was die hier so haben«, murmelte Logan und studierte sogleich die Karte.

Kurz darauf kam eine Kellnerin zum Tisch und nahm ihre Bestellung auf. Logan stutzte zunächst, als Casey sich lediglich einen Salat und etwas Brot bestellte, während er ein saftiges Steak orderte. Auf seine Figur achten muss er nun wirklich nicht. Aber die Managerin soll recht streng sein. Vielleicht zwingt sie die Crew-Mitglieder zu einer kargen Diät, damit sie bloß kein Gramm Fett zu viel auf den Hüften haben. Was für ein anstrengendes Leben. Glaube, das könnte ich nicht. Umso mehr bewunderte er seinen Freund dafür, dass er ihm stets mit einem Lächeln im Gesicht begegnete. So, wie er es gerade tat. Logan atmete tief ein. Er liebte diesen Ausdruck an ihm, doch er sollte sich von dem Gedanken abbringen, den ganzen Tag nichts anderes sehen zu wollen. Weder war Casey schwul noch sein Partner, und das würde sich auch nie ändern. Ein Lächeln von ihm durfte seine Welt einfach nicht anhalten!

Casey

Die Kellnerin brachte die Getränke. »Essen kommt gleich, Jungs«, versprach sie zwinkernd und zündete die Kerze an. Der Gedanke an ein Candle-Light-Dinner mit Logan brachte Casey zum Schmunzeln. Kurz ließ er den Blick durch den Raum schweifen. Außer ihnen waren noch ein Pärchen und eine Familie zu Gast. An den Wänden hingen Cartoon-Bilder und einige Lichterketten. Von seinem Sitzplatz aus konnte Casey sogar ein Bild von Batman sehen. Aus der Musikanlage erklangen die aktuellen Charts.

Casey trank einen Schluck und lehnte sich zurück. Er genoss das Beisammensein mit seinem Freund, wenn auch langsam seine Müdigkeit überdeutlich wurde. Warum bin ich so kaputt?Ich habe doch heute nicht viel gemacht, außer zu sitzen und zu essen. Kurz grübelte er, kam dann aber zu dem Schluss, dass es wohl die Anstrengung der vergangenen Tage und Wochen sein musste, die nun allmählich von ihm abfiel. Sein Körper, der sich nach Ruhe sehnte, witterte seine Chance und stahl ihm die letzten Energiereserven. Hoffentlich bin ich ab morgen fitter. Immerhin wollte er die Zeit mit Logan nutzen, denn sie hatten ziemlich viel aufzuholen. Er dachte an all die Verabredungen, die immer wieder hatten aufgeschoben werden müssen. Nicht, weil Logan es ihm nicht wert war. Viel mehr, weil ihn das Training mit der Crew zu sehr eingespannt hatte.

Aber nun hatte er die Möglichkeit, Zeit mit einem der wichtigsten Menschen in seinem Leben zu verbringen, und dazu wollte er natürlich ausgeruht sein.

Ausgeruht … War er das denn im Augenblick? Casey versuchte zu realisieren, dass er nun ohne Termindruck genießen konnte. Seinem Charakter entsprechend überspielte er die Müdigkeit und beschloss, sich von nun an ganz auf Logan zu konzentrieren.

Logan

Woran denkst du?«, erkundigte sich Casey.

Logan fühlte sich zunächst ertappt. War er etwa so sehr in Träumen versunken, dass er ihm die gedankliche Abwesenheit ansah? Die Kellnerin rettete ihn vor einer Antwort, indem sie in exakt diesem Augenblick das Essen brachte. »Entschuldige. Mir gehen gerade nur viele Dinge durch den Kopf.«

»Schon okay. Ich kenne das«, erwiderte sein Gegenüber und nippte an seinem Glas. Einige Wassertropfen blieben an Caseys Lippen haften und für einen winzigen Moment wünschte sich Logan, mit ihnen tauschen zu können. Wie es wohl wäre, ihm so nahe zu sein? Sie ihm fort zu küssen? Gerade noch rechtzeitig, bevor er ein Platzproblem in seiner Hose bekam, kehrte die Kellnerin zurück und stellte noch Salz und Pfeffer auf den Tisch. Zwar kannte Logan ihren Namen nicht, doch für ihn war sie die Rettung, da sie immer im richtigen Moment auftauchte. Dankbar blickte er ihr noch einen Augenblick nach, als sie zu einem anderen Tisch ging und die herumstehenden Gläser abräumte.

»Gefällt sie dir?«

Caseys Frage riss ihn aus seinen Gedanken. Was soll ich jetzt bloß sagen? »Sie scheint ganz nett zu sein, aber sie ist nicht mein Typ«, redete er sich heraus.

»So?« Casey zog eine Augenbraue hoch. »Was genau ist denn dein Typ?«

Du!, schrie alles in ihm, doch das konnte er ihm unmöglich offenbaren. Nicht ohne ihn dadurch zu verlieren. »Nun, das lässt sich schwer beschreiben. Ich muss sie sehen und dann muss es einfach passen«, antwortete Logan und drehte die Serviette zwischen den Fingern zu einer Rolle. »Und was ist mit dir?« Er hoffte, weiterer Neugier zu entgehen und die eigene zu stillen.

Casey stopfte sich eine mit Salat beladene Gabel in den Mund und kaute bewusst langsam. Warum macht mich dieses Warten nur so nervös? Worauf hoffe ich?

»Mir geht es ähnlich wie dir. Das Aussehen ist mir ziemlich egal. Der Mensch dahinter ist, was zählt.«

Logan verschluckte sich beinahe an seinem Bissen. Ich glaub es nicht, er ist herzensgut und sieht auch noch toll aus. Dieser einzigartige Blauton in seinen Augen, dazu das pechschwarze Haar und diese Wangenknochen erst. – Verdammt! Ich darf mich nicht in ihn verlieben. Das wäre aber einfacher, wenn er wenigstens einen Makel hätte. Logan nickte nur und beide wandten sich wieder ihrem Essen zu. Das ist wirklich nicht viel, dachte er mit Blick auf das Häufchen Salat, das sein Freund in sich hineinschaufelte. »Davon wirst du satt?«, fragte er nach einer Weile mit zweifelnder Miene.

Casey schmunzelte. »Ich esse abends nie viel. Aber mach dir keine Sorgen, ich habe gut gefrühstückt.«

»Verstehe.« Trotzdem sollte er in seinem Urlaub richtig genießen. Wenn sich hier jemand um seine Figur sorgen sollte, dann ich. Im Vergleich zu seinen Muskeln sehe ich aus wie ein Sitzsack.

Casey

Wenn wir morgen weiterfahren, hast du hoffentlich auch ein bisschen Ruhe vor deinen Stalkern«, äußerte Logan plötzlich aus heiterem Himmel.

»Stalkern?«, fragte Casey lachend. »Ich bin doch in ihren Laden gegangen oder besser gesagt in den ihres Großvaters.«

»Das war dann wohl meine Schuld.« Schmollend verzog er den Mund, was Casey nur noch mehr zum Schmunzeln brachte.

»Es ist alles okay, Logan. Mach dir keinen Kopf. Die wollten doch nur ein paar Fotos machen.«

»Hm, wenn … du das nicht so eng siehst, dann brauch ich ja auch kein schlechtes Gewissen haben.«

Casey nickte bestätigend. »Abgesehen davon kann man ja nie wissen, wo diese Mädels so lauern.«

Sein Gegenüber zog eine Augenbraue hoch. »So? Wo haben sie dir denn schon aufgelauert?«

»Na ja, auf Parkplätzen zum Beispiel.«

Logan lachte. »Dein Mustang ist ja auch nicht gerade unauffällig.«

»Da magst du recht haben. Aber das ist vergleichsweise noch harmlos.«

»Wieso?«, fragte Logan interessiert und beugte sich über den Tisch. »Wo noch? — Jetzt sag nicht, bei dir zu Hause!«

»Nein, dorthin hat’s noch keine geschafft. Aber eine hat mich mal vorm Friedhof abgefangen«, flüsterte Casey mit genervtem Unterton.

Nach der schockierenden Antwort ließ Logan sich zurück ins Polster fallen. »Okay, das ist wirklich makaber.« Nickend pflichtete Casey ihm bei. Aber irgendwie schien es ihm keine Ruhe zu lassen, denn gleich darauf fragte er: »Und was wollte die?«

»Ein Autogramm und sich nach den nächsten Wettkämpfen erkundigen.«

»Dann hast du doch Probleme mit diesen Fangirls«, stellte Logan fest.

»Ach was, bei mir geht das noch. Matt kann nicht mal in Ruhe im Supermarkt einkaufen.«

»Das nennt man wohl den Preis des Ruhmes.«

Casey lächelte. »Ja, das mag sein. Es hat alles seine guten und schlechten Seiten.«

Logan nickte verständnisvoll. Ihm schien klar zu werden, dass nicht immer alles so rosig war, wie in den Boulevardblättern dargestellt.

Die Kellnerin kam derweil wieder und räumte die leeren Teller ab. »Darf’s noch was sein, Jungs?«, erkundigte sie sich mit freundlicher Stimme.

»Nein, nur die Rechnung, bitte«, entgegnete Casey. Sie nickte und verschwand mit dem Geschirr in Richtung Küche.

Logan

Logan hatte schon seine Geldbörse in der Hand, als Casey ihn aufhielt. »Lass nur, heut mache ich das.«

»Okay«, gab er sich geschlagen und ließ seinen Freund zahlen. Dann übernehme ich eben das nächste Mal.

Die Kellnerin lächelte und wollte Casey gerade das Wechselgeld reichen, doch er stoppte sie. »Das stimmt so«, versicherte er ihr. Logan hatte nicht mitbekommen, wie viel Trinkgeld er ihr gegeben hatte. Aber offenbar war es genug, um sie zum Erröten zu bringen. Oder ist das wieder nur Caseys Ausstrahlung? »Danke …«, Casey zögerte einen Moment, »Stacy«, las er von ihrem Schild ab und sah ihr in die Augen.

»Ich habe zu danken«, erwiderte sie nun mit strahlendem Lächeln und warf ihre lange Mähne über die Schulter.

»Ich hoffe, du hast einen schönen Feierabend«, setzte Casey nach.

Flirtet er gerade mit ihr?

»Ja, also … ich will nachher noch tanzen gehen mit ein paar Freunden.« Verlegen zwirbelte sie eine Haarsträhne zwischen den Fingern.

»Na, dann wünsche ich dir viel Spaß«, sprach Casey zwinkernd.

»Wollt … ihr zwei nicht … auch …« Jetzt zupfte sie verlegen an ihrer Schürze herum.

Casey winkte ab. »Danke, aber wir sind ziemlich erledigt.«

Logan meinte die Enttäuschung von ihrem Gesicht ablesen zu können, als sie den Arm niedersinken ließ. »Okay, verstehe. Dann …« Kurz verharrte sie und suchte nach den richtigen Worten. »Einen schönen Abend noch!« Mit hochrotem Kopf machte sie auf dem Absatz kehrt.

Hat er ihr gerade einen Korb gegeben? Womöglich wegen mir? Ohne mich im Schlepptau wäre er doch sicher mit ihr mitgegangen und dann … Nein! Das will ich mir nicht vorstellen. Andererseits wirkt er wirklich etwas angeschlagen. Kein Wunder bei dem anstrengenden Alltag. Logan stockte in seinem Gedankengang. Vermutlich mache ich mir zu viele Gedanken und er war einfach nur nett.

Casey

Im Anschluss machten sich beide auf zur Rezeption, wo eine stark geschminkte Frau mittleren Alters gerade in ein Kreuzworträtsel vertieft war. »Architektonische Richtung mit sieben Buchstaben«, murmelte die Dame abwesend.

»Baustil«, antwortete Logan automatisch.

Überrascht schob sie sich die Hornbrille zurecht und kritzelte die Buchstaben in die Kästchen. »Architekt der Alten Pinakothek mit sechs Buchstaben?«, fragte sie nun und sah ihn herausfordernd an.

»Klenze«, gab er schulterzuckend von sich.

Schnell trug sie es ein und legte die Brille weg. »Verdammt, wer bist du?«

»Logan Mason«, antwortete er amüsiert.

»Elisa Meyer«, erwiderte sie und reichte ihm die Hand.

Casey stand nur verwundert daneben. Was geht hier gerade ab? Ein Battle der Schachklub-Elite?

»Was kann ich für euch tun, Jungs?«

»Wir hätten gern ein Zimmer für heut Nacht, wenn das ginge«, antwortete Logan.

»Klar geht das«, erwiderte sie grinsend und machte eine Kaugummiblase.

»Okay, ich geh schon mal zum Wagen und hole die Taschen«, schlug Logan vor.

Casey nickte ihm kurz zu und wartete, während die Rezeptionistin trällernd nach dem Schlüssel wühlte.

Was hat die bloß und warum grinst sie so?

Freudig hielt sie ihm den Schlüsselbund hin. »Ich kann euch nur noch dieses Zimmer anbieten. Es ist nicht besonders groß und …«

»Wir kommen schon zurecht. Vielen Dank«, unterbrach er sie.

»Der Bursche ist schlau. Den solltest du dir warmhalten«, sprach Elisa zwinkernd und hielt ihm den Schlüssel hin.

Ehe Casey begreifen konnte, wie das gemeint war, kam Logan auch schon mit den Taschen zurück.

»Na, dann viel Spaß ihr zwei«, verabschiedete sie ihn mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Ganz der Profi nickte er freundlich und wandte sich dann seinem Freund zu. »Warte, ich helfe dir«, bot er an und schulterte seine Tasche. Noch einmal schaute er nachdenklich zum Empfang. Elisa fing seinen Blick auf, winkte und ließ die nächste Kaugummiblase platzen. Die Frau hält uns für ein Paar! Vermutlich konnte sie sich den Kommentar deshalb nicht verkneifen. Oh Mann, was für eine merkwürdige Vorstellung. Einige Minuten und Treppenstufen später verglichen sie schließlich die Nummer auf dem Schlüsselanhänger mit den Türschildern im ersten Stock. »Da ist es«, bemerkte Casey und schloss auf. Er machte Licht, verbeugte sich wie ein Butler und bat Logan herein. Dieser lachte und ging kopfschüttelnd an ihm vorbei.

Logan

Während Casey ganz unbekümmert seine Schuhe auszog, inspizierte Logan bereits den Raum. Dabei fiel ihm etwas ganz Entscheidendes auf: Es gab nur ein Bett!

»Ist doch ganz nett hier«, beteuerte sein Freund. Vermutlich hatte er die gemeinsame Schlafwiese noch nicht bemerkt. Oder macht es ihm einfach nur nichts aus?

Casey schien sein Unbehagen zu bemerken. »Was ist los?«

Logan runzelte die Stirn. »Ja, es genügt für eine Nacht. Aber …«

»Aber?«

Irritiert blickte er seinen Freund an. »Störst du dich denn gar nicht an dem Platzproblem?« So, jetzt ist es raus!

Casey stutzte. »Ach, du meinst wegen dem Bett? Warum sollte mich das stören?«

Worte, die Logans Puls schlagartig beschleunigten. Macht er etwa Witze? Oder viel schlimmer: Weiß er es? Provoziert er, dass ich mich oute? Und was dann? Wird er gehen?

»Um ehrlich zu sein, bin ich nichts anderes gewohnt. Wenn ich mit der Crew auf Tour bin, schlafen wir immer alle im Bus. Es sei denn, der Veranstalter zahlt uns Hotelzimmer. Aber selbst dann muss ich teilen«, erklärte er gelassen und ging an ihm vorbei.

Plötzlich kam Logan wieder das Video in den Sinn, das er sich ungefragt angesehen hatte. Erleichterung machte sich breit. Nein, er verarscht mich nicht. Er meinte es so, wie er es sagte. Aber auch, wenn Casey die Nähe nichts ausmachte, ihn schüchterte sie ein. Neben ihm liegen? So richtig neben ihm? Die Nervosität hüllte ihn wie ein Mantel ein. Dass Casey sich bettfertig machen wollte und mit seinem Kulturbeutel ins angrenzende Badezimmer verschwand, machte es nicht besser. Logan griff nach der Fernbedienung und während er durch das Programm zappte, versuchte er, die innere Unruhe unter Kontrolle zu bekommen. Ich darf mich nicht verlieben. In seinem Kopf wusste er das. Dennoch konnte er sich der Schwärmerei für ihn nicht entziehen.

»Du kannst«, riss ihn eine Stimme nach einigen Minuten aus seiner Ablenkung. Ausgerechnet jetzt, wo er sich gerade auf ein Programm festgelegt hatte. Logan blickte auf und zog scharf die Luft ein, als er Casey im Seitenprofil wahrnahm. Sein Freund griff nach seinem Handy und tippte gerade etwas ein und er hatte kein Shirt an! Erst als Casey ihn fragend ansah, erhob sich Logan und ging ins Bad. Die kalte Dusche kam ihm jetzt gerade recht. Er wusste, dass sein Freund als Breakdancer viel trainierte. Doch dass er so gut in Form war, überraschte und überforderte ihn zugleich. Wie soll ich neben ihm nur ein Auge zu tun? Caseys Anblick kreiste in seinem Kopf und wollte sich selbst von kalten Wasserstrahlen nicht vertreiben lassen. Mit schlechtem Gewissen und verbotenen Gedanken, holte er sich unter der Dusche einen runter. Danach fühlte er sich wie ein Perverser und hoffte, das miese Gefühl mit übermäßig viel Duschgel von sich waschen zu können. Wer weiß, wann ich wieder dazu gekommen wäre? Logan versuchte, sich die Sache schön zu reden und war im nächsten Gedanken schon wieder bei Casey. Mit wem er wohl geschrieben hat? Vielleicht mit jemandem aus seiner Crew? Oder doch einem Mädchen? Logan rief sich zur Besinnung. Selbst wenn er mit einem Mädchen geschrieben hat, geht mich das nichts an und ich habe auch nicht das geringste Recht, eifersüchtig zu sein.

Casey

Schmunzelnd blickte Casey auf das Display seines Smartphones. Mina. Wer sonst?Sie hält es wohl nicht einen Tag ohne mich aus. Oder macht sie sich nur wieder zu viele Sorgen? Schnell nahm er das Gespräch an, um es herauszufinden.

»Ja.«

»C.J., na endlich! Hör zu Schatz, dieses Paket ist sehr wichtig. Da sind die Flyer drin für unseren Kunden und …«

Er unterbrach ihren Redeschwall. »Ist alles schon erledigt. Ich hab mich darum gekümmert, bevor ich zurück nach Hause gefahren bin.«

»Aber warum das denn? Ist irgendwas passiert? Du weißt, dass du immer im Loft schlafen kannst.«

Casey lachte. »Ja, es ist alles gut. Ich bin doch mit Logan unterwegs. Du weißt schon, der Ausflug von dem ich dir erzählt habe.«

»Oh, das war heute?« Mina klang überrascht.

»Ja, war es«, bestätigte er amüsiert. »Die Flyer habe ich vorerst ins Lager gebracht. Er kann sie sich also morgen mit einem Transporter abholen oder er schickt gleich seine Verteiler. Das wollte er dir noch mailen.«

»Danke, du bist ein Schatz! Ich schau gleich im Postfach nach. Aber wo genau steckst du denn jetzt?«

»Ich bin in … » Casey grübelte, dann hörte er, dass Logan die Dusche ausgestellt hatte. Er muss wohl fertig sein. »Moment«, bat er sie und hielt sich das Telefon an die Brust. »Logan, wo sind wir gerade?«, fragte er laut.

»In Sterling«, rief sein Freund zurück.

»Sterling«, wiederholte Casey, als er sich das Telefon wieder ans Ohr hielt.

»Wie zur Hölle seid ihr denn so schnell nach Virginia gekommen? Kann euer Wagen fliegen?«, fragte seine Managerin erstaunt.

Erneut musste er lachen. »Nicht Virginia. Das kleine Sterling in Colorado.«

»Ach so. Gut, also ich habe hier noch zu tun. Bestell Lukas …«

»Logan«, korrigierte Casey.

»Entschuldige. Bestell Logan liebe Grüße und pass bitte gut auf dich auf. Auf den Straßen kann viel passieren.«

»Ja, ich passe schon auf. Genieß deinen Urlaub von uns und arbeite nicht so viel.« Dass sie sich daran hält, ist bei ihrem Arbeitseifer eher unwahrscheinlich.

Mina seufzte. »Bis später.«

»Ja, bis später«, verabschiedete er sich und legte auf.

Gleich darauf kam Logan in Shorts und Shirt aus dem Badezimmer. Seine abfrottierten Haare standen in alle Richtungen. Bei der Länge trocknen sie wenigstens schnell, dachte sich Casey. Wäre seine wellige, kinnlange Mähne nicht sein Markenzeichen, würde er auch eher zu einer praktischen Kurzhaarfrisur tendieren. Einen Augenblick lang grübelte er. Was Mina wohl sagen würde, wenn ich mir einfach die Haare kurz schneiden lasse? Doch die Antwort darauf kannte er bereits: Sie würde toben!

»Alles okay?« Logan riss ihn aus den Gedanken.

»Ja, alles gut. Mina hat nur wieder einen ihrer Kontrollanrufe gemacht.«

»Mina …«, Logan überlegte, woher er den Namen kannte. »Eines der Mädchen aus der Crew? Nein, halt. Die hießen anders.«

Ein Lächeln huschte über Caseys Gesicht. »Ja, die heißen Tess und Carrie. Mina ist meine Managerin.«

»Ahhh, stimmt. Du hattest sie mal erwähnt. Hat sie nicht diese Aufsichtspflicht über dich?«, erkundigte sich Logan und setzte sich zu ihm auf die Bettkante.

»Noch ja. Ab Herbst dann nicht mehr.«

»Stimmt, dann bist du einundzwanzig. Aber ob sie dich dann loslassen wird?«

Casey schmunzelte. »Bestimmt nicht. Dafür hat sie sich zu sehr an diese Rolle gewöhnt. Aber etwas Gutes hat das auch.«

»So?«, neugierig zog sein Freund die Stirn kraus.

»Na ja, ich bin der Jüngste in der Crew und durch diese besondere Bindung habe ich so eine Art Welpenschutz. Das heißt im Klartext, dass sie mit mir nicht so streng ist wie mit den anderen.«

»Fühlen die sich dadurch nicht benachteiligt?«

»Ach was.« Casey winkte ab.

Logan senkte den Blick. »Sag mal, rasierst du dir die Beine?«, fragte er plötzlich.

Ein Grinsen breitete sich auf Caseys Gesicht aus. »Nicht ganz. Mina hatte ein paar Shootings organisiert. Matt und Ryan hatten Glück, aber mich wollten sie unbedingt in Shorts und die Damen waren der Meinung, es wäre glatt ästhetischer.« Bei der bloßen Erinnerung daran verzog er das Gesicht. »Ich sag dir, lass dir bloß nie die Beine wachsen! Das ist die Hölle und stell dir vor, die Frauen machen das regelmäßig!«

Logan schien amüsiert. »Hab ich auch noch nie kapiert. Ich meine, es gibt doch Rasierer.«