Die Chaldäischen Orakel - Manfred Ehmer - E-Book

Die Chaldäischen Orakel E-Book

Manfred Ehmer

0,0

Beschreibung

Die Epigramme der Chaldäischen Orakel haben schon immer solche Menschen in ihren Bann gezogen, die an magischer Selbstverwirklichung und Aufstieg zu den höheren geistig-göttlichen Welten interessiert waren. Durchdrungen von einer mystischen Feuerphilosophie, wollen sie ein heiliges Feuer in denen entfachen, deren ganzes Streben der Erlösung gilt, der Befreiung aus den Zwängen dieser relativen und wandelbaren Materiewelt. Die Chaldäischen Orakel sind 226 Aphorismen, die aus dem späten 2. Jahrhundert n. Chr. stammen. Sie werden hier erstmals in einer kongenialen deutschen Übersetzung vorgelegt.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 88

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Manfred Ehmer

DieChaldäischenOrakel

Die Chaldäischen Orakel.

Mystische Botschaften der Götter

Band 10 der Reihe Edition Theophanie

Copyright © 2023 Theophania Verlag

Inhaber: Dr. Manfred Ehmer

Angerburger Allee 9, 14055 Berlin

E-Mail: [email protected]

Webseite: https://www.manfred-ehmer.net

Druck und Distribution: tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5,

22926 Ahrensburg, Germany

ISBN Softcover:

978-3-347-46971-6

ISBN Hardcover:

978-3-347-46972-3

ISBN E-Book:

978-3-347-46987-7

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Die Feuerphilosophie der Chaldäischen Orakel

Die Chaldäischen Orakel

A) DIE FRAGMENTE

B) VERSCHIEDENE CHALDÄISCHE AUSSPRÜCHE

C) ZWEIFELHAFTE FRAGMENTE

Aion – Hekate – Hades

Das Weltsystem der Chaldäischen Orakel

Die Monade, das Urprinzip oder das Unteilbar-Eine

Die Nachwirkung der Chaldäischen Orakel

Über den Autor

Literaturliste

QUELLENTEXTE

SEKUNDÄRLITERATUR

UNTERSUCHUNGEN

Die Chaldäischen Orakel

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Die Feuerphilosophie der Chaldäischen Orakel

Literaturliste

Die Chaldäischen Orakel

Cover

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

34

35

36

37

38

39

40

41

42

43

44

45

46

47

48

49

50

51

52

53

54

55

56

57

58

59

60

61

62

63

64

65

66

67

68

69

70

71

72

73

74

75

76

77

78

79

80

81

82

83

84

85

86

87

88

89

90

91

92

93

94

95

96

97

98

99

100

101

102

103

104

105

106

107

108

109

110

111

112

113

Die Feuerphilosophie der Chaldäischen Orakel

In dem Maße, in dem die klassischen Orakel des Altertums – vor allem das von Delphi – ihre Geltung einbüßten, kamen in der griechischsprechenden Welt allenthalben private Orakelsammlungen auf, die der Verbreitung philosophisch-mystischer Lehren oder theurgischer Praktiken dienten. Besonders in hellenistischer Zeit kam die Orakelpoesie machtvoll auf, mit ganz unterschiedlichen Zielen: politische, antirömische Tendenzen zeigten die ägyptischen Töpferorakel, christliche Theosophie bemüht sich, in heidnischen Sprüchen biblische Gedanken wiederzufinden. Einem ausgesprochen religiös-philosophischem Zweck dienten jedoch die Chaldäischen Orakel, Oracula Chaldaica, eine Sammlung hexametrischer Orakelsprüche, mystische Aphorismen unbekannter Götter, die von einigen Neuplatonikern fragmentarisch zitiert werden, von Porphyrios (234 -305) über Proclus (401-485) bis hin zu Michael Psellos (1019-1078), dem großen byzantinischen Philosophen und Polyhistor.

Die Chaldäischen Orakel sind mit großer Wahrscheinlichkeit das Werk des zur Zeit des Kaisers Mark Aurel (161-180) lebenden Theurgen Julianus, der in ihnen Offenbarungen und Mahnungen der Götter empfängt; als sein Vater gilt Julianus der Chaldäer“, der Kaiser Trajan bei seinen Feldzügen gegen den Osten nach Rom gefolgt sein dürfte. Der Ausdruck „Chaldäer“ weist allgemein auf eine spirituelle Verbindung mit der Weisheit des Ostens hin; es dürfte weniger das alte Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris gemeint sein, gilt doch Syrien als die eigentliche Stammheimat der beiden Juliani. Hierauf weist auch die tiefe Geistesverwandtschaft zwischen den Chaldäischen Orakeln und der syrischen Schule des Neuplatonismus hin; überdies scheint der Ausdruck „Chaldäer“ auch ein Synonym für „Magier“ gewesen zu sein.

Die mystischen Aphorismen der Chaldäischen Orakelgenossen bei den Neuplatonikern der ausgehenden Antike, besonders den mehr religiös und theurgisch interessierten, größtes Ansehen. F. Cummont nannte sie als erster die „Bibel der Neuplatoniker“1, und nach W. Theiler waren sie „für die späteren Neuplatoniker die dem Orient entstammende Bibel“2. Wir haben es also mit einem zentralen Kultbuch einer rein heidnischen Theosophie zu tun, das Seite an Seite steht mit den mystagogischen Schriften des Hermes Trismegistos, dem Corpus Hermeticum, und den verschiedenen Schulen der Gnosis. Vor allem Hermetische und Chaldäische Gedankengänge weisen größte Seelenverwandtschaft auf, wogegen die traditionelle christliche Gnosis mit ihrem ausgeprägten Dualismus und ihrem spezifisch christologischen Erlösungsgedanken eher außerhalb steht.

Die in den Chaldäischen Orakeln dargelegte Philosophie lässt sich am ehesten als eine mystische Feuerphilosophie umschreiben. Dabei handelt es sich doch keineswegs um ein geschlossenes philosophisches Schulsystem noch überhaupt um Philosophie im akademischen Sinne, sondern eher um die philosophische Begründung und Rechtfertigung theurgischer Praktiken und Initiations-Riten, die dem Aufstieg der Seele zur Welt göttlichen Feuers dienen. Die Orakel der Götter, die von Julianus dem Theurgen wohl in mediumistischem Trance oder in einem Zustand mystischer Ekstase empfangen wurden, klingen ebenso dunkel und unklar wie die frühesten Fragmente der Vorsokratiker; sie sprechen teilweise eine bilderreiche poetische Sprache, bleiben aber an anderer Stelle oft nur abstrus, sind insgesamt aber durchglüht von einem heiligen mystischen Eifer, der kein anderes Ziel kennt, als sich in höchster Schau mit Gott als dem namenlosen Einen zu verbinden.

Gott als das oberste Prinzip im Chaldäischen Weltsystem wird als das „Erste Transzendentale Feuer“ (Fragment 5) bezeichnet, auch als „Vater“ (7,14), „Vater-Geist“ (108, 109), als „Quelle“ oder gar „Quelle aller Quellen“ (30,34) und in Anlehnung an pythagoreische Gedanken auch als „Monade“, und zwar als „Vater-Monade“ (11) oder „triadische Monade“ (26). Es ist das höchste schöpferische Weltprinzip, und wenn Fragment 10 lehrt: „Alles ist hervorgegangen aus Einem Feuer“, so denkt man gleich an Heraklits Feuerlehre, aber auch evtl. an iranische Einflüsse etwa aus der Zarathustra-Religion. Anders als im stoischen Weltsystem bleibt dieser oberste Gott vollkommen überweltlich und transzendent; ja die Tendenz des Mittel- und Neuplatonismus, das „Eine“ als völlig attribut- und qualitätslos zu begreifen, bei Plotin deutlich sichtbar, wird hier geradezu gesteigert. Das Erste oder Eine hat keine andere Aufgabe, als in seinem Intellekt die Ideen als die Urbilder allen Seins zu denken. Es „denkt“ – und sonst nichts. Es ist das reine Intelligible.

Daher gibt es unterhalb des Urgottes noch einen Zweiten Geist oder demiurgischen Intellekt, der die Aufgabe hat, nach dem Muster der gleich Blitzstrahlen aus dem Einen ausströmenden Ideen die intelligible oder himmlische, empyräische Welt zu erbilden. „Alles vollendete der Vater und übergab es dem Zweiten Geist, den Ihr – die gesamte menschliche Rasse – den Ersten Geist nennt“ lehrt Fragment 7. Dieser Zweite Geist ist aber keineswegs der bekannte „Demiurg“ der gnostischen Systeme. Denn er handelt bei seiner Weltschöpfung ganz im Auftrag und in der Vollmacht des Vaters; die Schöpfung ist also kein ungewollter Akt und erst recht kein Abfall. Außerdem ist der Zweite Intellekt durch ein verbindendes Drittes mit dem Ersten verbunden, mit einem Mittelglied, das als dynamis oder „Macht“ bezeichnet wird, sodass sich Gott insgesamt als eine Triade darstellt. Gott besteht demnach aus 1. der Vater-Monade, 2. der "Macht" (die auch als „Dyade“ bezeichnet wird) und 3. dem Zweiten oder demiurgschen Geist. Dieser Zweite Geist wird ein „Baumeister des Feurigen Kosmos“ (33) genannt, weil er kraft der Ideen die himmlische Ursprungs-Welt, das Empyräum, erbildet.

Der Zweite Gott wirkt aber auch als ein „Verteiler des lebensspendenden Feuers, auf dass er den lebengebenden Schoß der Hekate anfülle und auf die zusammenfügenden Kräfte eine Portion fruchtbaren und machtvollen Feuers ausgieße“ (32). Es gibt nämlich im Weltsystem der Chaldäischen Orakel auch eine primordiale Materie, die – mythisch mit Aphrodite gleichgesetzt (173) – als sternartig und himmlisch beschrieben wird. Zweifellos handelt es sich hier um die Weltseele als das vermittelnde Bindeglied zwischen Geistwelt und Materie. Diese Weltseele ist eine aufnehmende, rezeptive Kraft. Sie empfängt das in intelligible Ideen aufgespaltete schöpferische Urfeuer, das sie in ihren gewaltigen Schoß aufnimmt, um daraus die sternhaft-ätherische Welt und als Abbild davon die Welt der Materie zu erbilden. Dieser große Mutterschoß der Welt wird in der Chaldäischen Theologie als Hekate bezeichnet. Hekate ist gewissermaßen die Urmutter der Welt, empfangend und gebärend zugleich. Es wird in den Orakeln gesagt, „dass die Natur, die alles durchdringt, von der Großen Hekate abhängt“ (70) und dass „das Zentrum Hekates aus der Mitte des Vaters geboren wurde“ (50).

Unterhalb der Weltseele Hekate befindet sich noch die rein materielle Welt, die mit Hades gleichgesetzt wird, sodass wir insgesamt ein triadisches Universum haben, bestehend aus 1. Empyreum, 2. Ätherium und 3. Materielle Welt. Die triadi-sche Struktur Gottes (Vater / Macht / Geist) spiegelt sich somit wider in der triadischen Struktur der Welt; alles Untere ist ein Abbild des Oberen (vgl. den Hermetischen Satz „Wie oben, so unten“). Fragment 76 spricht von „leuchtenden Welten“ und nennt sie „Welten des Feuers, des Äthers und der Materie“; ein anderes Fragment in den Orakeln sagt: „Es gibt eine Kette von Firmamenten – das Empyreum, das Ätherium und das Hyleum“(203). Die Aufteilung der Schöpfung in Drei Welten wird von einigen Neuplatonikern, etwa Proklos und Psellos, bestätigt. Wird das Ätherium von der Großen Weltenmutter Hekate regiert, so das Empyreum – der Solare Kosmos (59,184) – von der Transzendentalen Sonne, die mit dem Zeitgott Aion assoziiert wird. Aion / Hekate / Hades entsprechen also den drei leuchtenden Welten.

Und, um die Systematik zu vervollkommnen, wird nun jeder der drei Welten ein Teletarch, ein geistig-göttliches Wächterwesen, zugeordnet. „Der erste Teletarch führt den Flügel des Feuers, der zweite vervollkommnet den Äther, und der dritte Teletarch vollendet die Materie“ (85). Die Teletarchen gehören zusammen mit den Iyngen und den Vereinigern zu den zahlreichen Mittler- oder Zwischenwesen, die den Kosmos der Chaldäischen Theologie bevölkern; aber eine Gleichsetzung mit den gnostischen Archonten geht nicht an, da die Teletarchen durchaus den Willen des Vaters, des Einen und Höchsten erfüllen und dem Aufstieg des Menschen zur Lichtwelt nicht feindlich gesinnt sind, sondern diesen im Gegenteil unterstützen. Auf jeden Fall müssen Teletarchen, Iyngen und Vereiniger auch eine Bedeutung in den praktischen magischen Riten der Theurgie besessen haben; sie wurden vermutlich mit Hymnen angerufen und um Beistand beim Aufstieg gebeten.

Als weitere untergeordnete Wesen wären die Engel und Dämonen