Die drei ??? Die Nacht der Gewitter (drei Fragezeichen) - Marco Sonnleitner - E-Book

Die drei ??? Die Nacht der Gewitter (drei Fragezeichen) E-Book

Marco Sonnleitner

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Beschreibung

Peter kann es kaum abwarten! Er will unbedingt am Surf-Wettbewerb in Orange Bay teilnehmen. Auf dem Weg geraten die drei ??? in ein Unwetter und erreichen den Ort gerade noch über einen Schleichweg. Aus Orange Bay kommt jetzt niemand mehr heraus. Die Brücke ist unpassierbar! Zeitgleich zum Wettbewerb findet ein Stadtfest mit Buden und Attraktionen statt. Ein Zauberer zieht das Publikum in seinen Bann. Als ein 1967er Ford Shelby Mustang GT Super Snake nicht mehr an seinem Platz steht, starten die Freunde die Ermittlungen. Wie kann ein Auto verschwinden, wenn niemand den Ort verlassen kann? Ist Magie im Spiel?

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Seitenzahl: 156

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Titel

Die drei ??? Die Nacht der Gewitter

Marco Sonnleitner

KOSMOS

Impressum

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Distanzierungserklärung

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Umschlagsabbildung: © Andreas Ruch, Düsseldorf

© 2024, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG

Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-440-50906-7

E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Die Gestalt im GewitterHeiratsanträgeSurfer unter sichDie silberne KobraHai-AlarmKeine Bewegung!Die drei VerdächtigenDetektive bei der ArbeitDie MonsterwelleErste HinweiseSurfer im NetzSchatten im WasserBrennende FragenDer WaldgeistLauschangriffDas VersteckJustus in PanikFünf kleine Entchen und ein MäuschenDas unsichtbare FensterErster Detektiv: Skinny Norris

DIE GESTALT IM GEWITTER

Ein lauter Knall zerriss die Luft. Wie ein Schuss, der durch die flirrende Luft peitschte. Lauthals zeternd flog ein Schwarm kleiner Vögel aus dem Gebüsch neben der Straße auf.

Auch die drei Detektive zuckten zusammen. Fast gleichzeitig rissen Peter Shaw und Bob Andrews ihre Köpfe herum. Justus Jonas, der hinter ihnen die letzten Meter der Anhöhe hinaufradelte, kam ins Schlingern, rutschte mit dem rechten Fuß vom Pedal und kippte zur Seite. Gerade so konnte er einen Sturz vermeiden.

»Was war denn das?« Bob blieb stehen und sah erschrocken zu seinem Freund.

»Mein Hinterreifen. Mist.« Justus klappte den Fahrradständer aus und kratzte sich verärgert am Kopf. »Das hat mir gerade noch gefehlt. Reifenwechsel unter sengender Sonne. Ich bin sowieso schon ziemlich am Ende.«

Peter wendete und ließ sein Rad neben das von Justus rollen. »Bist du in irgendetwas reingefahren? Einen Nagel vielleicht? Oder einen Kaktusdorn?« Der Zweite Detektiv zeigte auf einen mächtigen Saguaro, einen Säulenkaktus, der nicht weit entfernt von der Straße stand.

Justus zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung.« Er seufzte laut. »In welcher Tasche ist das Flickzeug?«

»In meiner rechten Satteltasche.« Bob umrundete sein Rad und öffnete die Schnallen. »Kopf hoch, Erster. Peter und ich helfen mit, dann ist das im Nu erledigt.«

Die drei Jungen waren unterwegs nach Orange Bay, einem kleinen Küstenort nicht weit von Santa Barbara. Dort würde am nächsten Tag nicht nur die jährliche White Waves Week beginnen, ein in ganz Kalifornien bekanntes Strand-Festival. Zeitgleich fand in der malerischen Bucht des Ortes auch ein großer Surf-Wettbewerb statt, für den sich Peter schon vor langer Zeit angemeldet hatte.

Zwar waren es von Rocky Beach, wo die drei Detektive zu Hause waren, über hundert Kilometer bis Orange Bay. Aber der Wetterbericht hatte für die nächsten Tage Sonnenschein von früh bis spät versprochen und die Strecke führte fast durchweg an der kalifornischen Pazifikküste entlang. Sightseeing pur. Deshalb hatten Peter und Bob den Vorschlag gemacht, mit dem Rad zu fahren. Den Großteil ihres Gepäcks und Peters Surf-Ausrüstung würden sie vorher Peters Vater mitgeben können, der beruflich nach San Francisco musste und die Sachen bei den Knights vorbeibringen würde. Freunden der Familie Shaw, bei denen die drei Jungen unterkommen konnten.

Justus hatte kurz gezögert. Mit dem Rad hundert Kilometer weit fahren? Sich körperlich verausgaben? Bei brütender Hitze? Das war eigentlich nicht so seine Sache. Andererseits fand auch er die Aussicht sehr verlockend, zusammen mit seinen Freunden mal wieder eine Fahrrad-Tour zu machen, fernab von Schule, Schrottplatz und täglichem Einerlei.

So hatten sie gemeinsam mithilfe ihrer Straßenkarten eine Strecke zusammengestellt und diese erwies sich jetzt wirklich als wunderschön. Ein Postkartenmotiv nach dem anderen. Aber sie war auch herausfordernd. Ein Anstieg folgte dem nächsten. Schon gestern, auf dem ersten Teilstück der Tour, waren Justus erneut Zweifel gekommen, ob es wirklich so eine brillante Idee gewesen war, mit dem Fahrrad zu fahren. Und seit heute Mittag waren diese Zweifel umso lauter geworden, je mehr die Schmerzen in seinen Oberschenkeln zugenommen hatten. Aber jetzt, nach diesem Reifenplatzer, fragte er sich nur noch kopfschüttelnd, wie er jemals so dämlich hatte sein können, dieser Schinderei zuzustimmen.

Doch Bob sollte recht behalten. So schlimm war das Ganze nicht, und nach nicht einmal fünfzehn Minuten pumpte Peter die letzten Schübe Luft in den neuen Schlauch.

»Na bitte.« Bob wischte sich die Hände an einem Tuch ab. »Alles erledigt.«

Justus nickte. »Danke euch, Kollegen. War tatsächlich kein Hexenwerk.« Er fuhr sich mit dem Handrücken über die schweißnasse Stirn. »Zweiter, hast du noch was zu trinken? Meine Wasserflasche ist leer.«

»Ja.« Peter hielt seinem Freund die Flasche hin und sah aufs Meer hinaus. »Donnerwetter! Von hier oben sieht man fast bis Japan. Gigantisch, oder?« Er machte mit seinen Armen eine ausladende Bewegung und atmete die Wärme, den spektakulären Sonnenuntergang und die fantastische Aussicht ein.

»Japan. Ganz bestimmt.« Justus setzte die Flasche an und trank in gierigen Schlucken.

»Nicht so hastig«, ermahnte ihn Bob. »Sonst protestiert der Magen.«

Justus winkte ab und trank weiter.

Plötzlich hielt Peter inne. »Oh, oh.«

Justus setzte kurz ab. »Doch nicht Japan?« Er trank noch einmal.

»Ach, du meine Güte.« Jetzt hatte es auch Bob gesehen.

»Hm?« Justus nahm die Flasche vom Mund. »Was ist los?«

»Dahinten.« Bob zeigte nach Nordwesten. »Dahinten braut sich mächtig was zusammen.«

»Ein Gewitter? Ich dachte, Sonne von früh bis spät?«

»Nicht über Orange Bay, wie es aussieht.«

»Du kannst Orange Bay schon erkennen?« Justus kniff die Augen zusammen.

»Das nicht. Aber wenn diese Wolkenungetüme ihre Richtung beibehalten, könnten sie sich genau dort austoben, wo Orange Bay liegt.«

»Wie weit ist es denn noch?«

»Acht, neun Kilometer vielleicht. Der Abzweig vom Highway runter zur Küste müsste bald kommen.«

Justus sah kurz nach hinten, als überlegte er tatsächlich, wieder nach Hause zu fahren. Aber das war Unsinn. Entschlossen drückte er Peter die Wasserflasche in die Hand. »Dann nichts wie los. Ich will endlich ankommen und muss vorher nicht noch nass bis auf die Knochen werden. Beeilung.«

Doch die drei Jungen schafften es nicht. Sie traten zwar in die Pedale, was das Zeug hielt, und sogar Justus entwickelte ungeahnte Sprinterqualitäten angesichts der schwarz-violetten Wand, die sich zügig auf sie zuschob. Beinahe sah es auch so aus, als würden sie den Sturzfluten entkommen. Sie nahmen den Abzweig vom Highway, der hinunter nach Orange Bay führte, und kamen auf dem holprigen Sträßchen noch ein gutes Stück voran. Doch dann fing es urplötzlich an zu schütten. Als hätte jemand den Hahn aufgedreht, rauschten dicke, schwere Tropfen aus den pechschwarzen Wolken, die wie ein See aus Dunkelheit über den Jungen hingen. Dann zerriss draußen auf dem Meer ein greller Blitz den Himmel, dem nach einiger Zeit ein ohrenbetäubender Donnerschlag folgte.

»So ein Mist!«, rief Peter in den aufkommenden Sturm und wischte sich die klatschnassen Haare aus der Stirn. »Wir müssen uns irgendwo unterstellen.«

»Hier gibt es weit und breit nichts zum Unterstellen«, schrie Bob. »Wir müssen schnell nach Orange Bay.«

Wir hätten das Auto nehmen müssen, dachte Justus entkräftet, während ihm ein eiskaltes Rinnsal vom Nacken über den Rücken bis in die Hose lief. Wir hätten einfach nur das Auto nehmen müssen.

Wenigstens ging es ab jetzt immer bergab. Die Straße verlief in engen Serpentinen die steile Küstenklippe hinab, an deren Fuß sich Orange Bay ausbreitete. Im Augenblick war jedoch von dem Ort kaum etwas zu erkennen. Dichte Regenfahnen wehten wie graue Riesenvorhänge über die Bucht, die immer wieder für kurze Momente von gleißenden Blitzen erleuchtet wurde. Dann waren auch vereinzelt Häuser zu sehen, die sich wie ein Rudel nasser Tiere unter dem Donner wegduckten. Dazu hämmerte der Regen auf den Asphalt und die Windböen drohten die Jungen immer wieder von ihren Rädern zu fegen.

»Passt in den Kurven auf«, schrie Peter. »Die Straße ist total glitschig.«

»Schon gemerkt.« Bob krallte die Finger um den Lenker. »Just, alles klar bei dir?«

»Ich war noch nie so nass.« Der Erste Detektiv trat behutsam in die Rücktrittbremse. Die nächste Kurve lag vor ihnen. Rechts zweigte ein kleiner Feldweg ab. Und von irgendwoher drang ein raues, lautes Rauschen zu ihnen.

»Da vorne ist die Brücke«, rief Peter. »Danach ist es nicht mehr weit. Wir haben es bald geschafft.«

»Was rauscht denn da so?« Bob blickte vorsichtig nach rechts und links. Solche sintflutartigen Regengüsse konnten auch Gerölllawinen und Bergrutsche auslösen.

»Ich höre es auch«, rief Justus. »Vor uns. Unter uns.«

Urplötzlich bremste Peter ab. So abrupt, dass sein Hinterreifen ausbrach und er fast gestürzt wäre. »Die Brücke!«, schrie er aus Leibeskräften. »Stehen bleiben! Bremsen!«

Bob griff mit aller Kraft in die Bremshebel. Auch er hatte es gesehen. Die Brücke wankte. Sie schaukelte richtiggehend. Erst kurz vor der Brücke kam er zum Stehen. Und registrierte, dass Justus an ihm vorbeischoss. »Justus! Bremsen!«

»Tu ich doch!« Der Erste Detektiv stand förmlich in den Pedalen. Der Hinterreifen blockierte auch, rutschte aber einfach weiter und Justus rutschte mit, bis auf die Brücke. Erst nach ein paar Metern konnte er vom Rad springen. Er wollte sich gerade umdrehen und zurückrennen, als er abrupt innehielt und zur gegenüberliegenden Seite der Brücke starrte.

Da stand jemand. Mit dem Rücken zu ihm. Eine Gestalt in einem schwarzen Umhang. Aber das war es nicht, was Justus so fesselte und ihn im Augenblick sogar vergessen ließ, dass der Boden unter ihm schwankte.

Die Gestalt hatte beide Arme ausgebreitet. Als würde sie den Regen anbeten, das Gewitter, den Donner. Die Handflächen zeigten nach oben. Und in diesen Handflächen – loderte ein Feuer. Ein blaues, gespenstisches Feuer.

Plötzlich drehte sich die Gestalt zu ihm um. Doch der Erste Detektiv konnte nichts erkennen. Der Kopf und das Gesicht lagen tief im Schatten einer dunklen Kapuze.

Da packte Justus eine Hand am Ärmel. »Runter hier, Just!«, rief Bob und zog seinen Freund mit sich. »Die Brücke kann jeden Moment einstürzen.«

Der Erste Detektiv nickte wie in Trance, sah noch einmal zu den brennenden Händen und eilte dann mit Bob zurück durch den Regen.

HEIRATSANTRÄGE

Als die drei ??? am nächsten Morgen am Frühstückstisch der Familie Knight saßen, herrschte draußen herrlichstes Sommerwetter. Die Sonne lachte von einem tiefblauen Himmel, der Pazifik wiegte sich in ungezählten glitzernden Spiegeln, nirgendwo war auch nur der Hauch einer Wolke zu sehen. Einzig die große Pfütze auf der Abdeckung des Sandkastens im Garten und ein umgekippter Sonnenschirm auf der Terrasse erinnerten noch an das Unwetter von gestern Abend.

»Na, ihr drei, habt ihr gut geschlafen?« Sarah Knight, eine rothaarige Frau Ende dreißig, stellte einen großen Teller mit Pancakes auf den Tisch.

»Tief und fest.« Bob zwinkerte Penelope zu, der fünfjährigen Tochter der Knights, die von allen nur Pebble genannt wurde. Sie saß ihm gegenüber und streckte ihm eine von Schokoaufstrich verklebte Zunge raus.

»Pebble, streck deine Zunge nicht raus«, ermahnte sie ihr Vater. Ted Knight war Anfang vierzig und sah genauso aus, wie man sich einen typischen Kalifornier vorstellte: durchtrainiert, braun gebrannt und immer ein breites Lächeln im Gesicht. »Sonst funktioniert sie irgendwann nicht mehr und bleibt für immer draußen.«

»Gar nicht.« Pebble schnitt ihrem Vater eine Grimasse und wandte sich abrupt Justus zu. »Willst du mich heiraten?«

Justus verschluckte sich an seinem Kakao und musste husten. »Äh … aber … Wie meinst du … wir kennen uns doch gar …«

Sarah lachte. »Das ist seit Kurzem ihre Lieblingsfrage. Irgendwie plagt Pebble gerade eine Art vorpubertärer Hochzeitsdrang, nicht wahr, Mäuschen?« Sie strich ihrer Tochter zärtlich über das blonde Lockenchaos.

Pebble duckte sich weg und sah ihre Mutter böse an. »Gar nicht vorbärtär.«

»Das war ja gestern voll das krasse Megagewitter, oder?« Maddy, eigentlich Madeleine, die 13-jährige Tochter der Knights, schaute sich auf dem Tisch um und entdeckte das Glas Himbeermarmelade in Bobs Hand. »Willst du das mit nach Hause nehmen oder kann ich das auch mal haben?«

»Maddy!« Sarah verdrehte die Augen.

»Äh, klar. Hier, bitte.« Bob reichte ihr das Glas.

»Was denn?« Maddy schaute ihre Mutter entrüstet an und zuckte die Schultern. »War doch nur ’ne Frage.«

»Ja, das Gewitter war wirklich heftig.« Ted schenkte sich Kaffee nach. »Und gut, dass ihr uns gleich von der Sache mit der Brücke erzählt habt. Das Ding hat’s tatsächlich erwischt, ich habe heute Morgen mit unserem Sheriff telefoniert. Nachdem er sie gestern nur provisorisch gesperrt hatte, ist Brad heute Morgen mit Jake und Freddy rauf und hat sich die Brücke im Hellen angesehen. Da muss unbedingt was gemacht werden. So kann man nicht mal jemanden mit dem Fahrrad drüberfahren lassen.«

»Und wie kommt man dann jetzt nach Orange Bay?«, erkundigte sich Justus, den Pebble immer noch hemmungslos anhimmelte. »Denn die Bucht hier ist ja gewissermaßen hermetisch von hohen Küstenklippen eingeschlossen. Die einzige feste Straße in den Ort führt über diese Brücke.«

»Emetisch.« Pebble stützte ihr Kinn in die kleinen Hände und seufzte selig.

»So ist es«, bestätigte Ted. »Daher sind wir für die nächsten Tage autotechnisch von der Umwelt abgeschnitten und nur mit dem Boot zu erreichen. Und natürlich zu Fuß oder per Fahrrad auf einem der Schleichwege, wie ihr einen gestern Abend genommen habt.«

»Aber die Leute vom Strand-Festival, die Schausteller, Artisten, Gaukler und so weiter und die Teilnehmer des Surf-Wettbewerbs?« Bob zog die Stirn hoch. »Sind die denn schon alle hier? Es gibt ja nicht einmal eine Fähre oder so etwas, die in Orange Bay haltmacht. Wer mit dem Camping-Bus oder einem Budenwagen anreisen wollte, wird es wohl nicht mehr rechtzeitig schaffen, oder?«

Ted wiegte unbestimmt den Kopf. »Ich wüsste nicht, wie. Aber das Fest ist seit heute im Gange, da sind wohl schon alle im Ort. Und die Surfer? Keine Ahnung.«

Sarah sah von einem Jungen zum anderen, während sie Pebble half, eine Scheibe Toast mit Erdnussbutter zu beschmieren. »Wie habt ihr denn gestern Abend diesen Schleichweg überhaupt gefunden? Diese Wege kennen eigentlich nur die Einheimischen und es war ja auch fast stockfinster.«

»Ich wusste noch von unseren letzten Besuchen bei euch, dass es da ein paar Pfade und Feldwege gibt«, antwortete Peter. »Und einer ging ein Stück vor der Brücke rechts ab. Zum Glück endete er nicht am Bach, sondern führte über so ein schmales Steinbrückchen.« Der Zweite Detektiv zeigte grob nach Westen. »Das zwar auch knöcheltief unter Wasser stand, aber ansonsten unversehrt war.«

»Die Knutschbrücke.« Maddy kicherte.

Sarah hob eine Augenbraue. »Woher kennst du denn diesen Namen?«

Augenblicklich standen Maddys Ohren in Flammen. »Äh … ich … äh … hab ich gehört. Von Debby.«

Sarah warf ihrer Tochter einen schmunzelnden Blick zu.

Ted wischte sich mit einer Serviette den Mund ab. »Aber von wegen Bach. Ich kann mich nicht erinnern, dass unser guter alter Rosemary Brook, der normalerweise nur ein harmloses Rinnsal ist, schon einmal so außer Rand und Band geraten wäre wie gestern Abend. Der hat tatsächlich die Fundamente der Holzpfähle unterspült, auf denen die Brücke ruht. Und das sind gewaltige Teile. Die Brücke muss ja auch Lastwagen tragen.«

Justus nahm sich noch einen Bagel. »Weiß man denn auch schon etwas über diese ominöse Erscheinung, die wir am anderen Ende der Brücke gesehen haben?«

»Omanös«, echote Pebble und lächelte den Ersten Detektiv mit erdnussbutterverschmiertem Mund an.

Ted nickte. »Wer das war und was der Kerl da trieb, nicht. Aber der Illusionist war heute Morgen bei Brad und hat Anzeige erstattet. Jemand habe gestern Abend in seinen Anhänger eingebrochen und ein paar seiner Utensilien geklaut. Unter anderem diese Feuerhandschuhe, von denen ihr erzählt habt.«

Bob stellte sein Orangensaftglas hin. »Ein Illusionist? Ist der wegen dem Strand-Festival hier?«

»Ja«, sagte Maddy begeistert. »Das ist Zacharias Zeus. Der muss echt mega sein. Lexi hat ihn schon mal in Pasadena gesehen. Voll die coolen Tricks und Effekte. Da würde ich voll supergerne mal hin.« Sie schenkte ihrer Mutter das bezauberndste Tochterlächeln. »Mummy?«

Sarah schürzte die Lippen. »Müssen wir mal voll abwarten.«

»Aber der soll so einen megag–«

»Maddy!«, riefen Ted und Sarah gleichzeitig.

Pebble zog kichernd den Hals ein und ballte die Fäustchen. »Ich weiß, was Maddy sagen wollte. Das böse g-Wort. Hihi.«

»… megaGUTEN Trick haben«, fuhr Maddy fort. »Der geht da in so ein abgespactes Glas-Labyrinth, schrumpft und wird immer kleiner, wie so ein Gnom, ist dann ganz weg und steht im nächsten Moment an einer völlig anderen Stelle im Saal. Wieder normal groß. Das soll echt abgefahren sein, Lexi war voll geflasht.«

Sarah nickte. »Wie gesagt. Voll abwarten.«

Maddy stöhnte und verdrehte nun ihrerseits die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen war.

Justus hatte die letzten Minuten im Stillen nachgedacht. »Noch einmal zurück zu diesem Diebstahl. Gibt es denn –«

»Nein, Just«, fiel Peter seinem Freund ins Wort.

Justus schaute zu Peter. »Was … meinst du?«

Peter schaute zu Bob. »Bob, sag du es ihm bitte.«

Bob schaute zu Justus. »Ich glaube, Peter meint, dass wir nicht hier sind, um Fälle zu lösen.«

Peter schaute zu Justus. »Genau das meint Peter. Er nimmt nämlich am Surfwettbewerb teil, ihr liegt in der Sonne, feuert ihn an, flirtet mit eurer Zukünftigen oder macht sonst was. Aber wir übernehmen hier keinen Fall.«

»Stimmt, ich erinnere mich.« Maddy nickte. »Zu Hause hockt ihr ja dauernd auf so einem Schrottplatz und löst knifflige Kriminalfälle. Geklaute Wäscheklammern, entlaufene Küchenschaben und so.«

»So was in der Art, ja.« Der Zweite Detektiv hatte jetzt keine Lust, diese sehr respektlose Sichtweise geradezurücken. Justus blieb allerdings kurz die Luft weg.

»Ich kenne dich, Erster«, fuhr Peter fort. »Wenn irgendein Spinner dem Zauberer seine brennbaren Fäustlinge klaut und damit durch den strömenden Regen rennt, witterst du sofort eine weltumspannende Verschwörung.«

»Tut er gar nicht«, verteidigte Pebble ihren zukünftigen Ehemann und schaute Peter böse an.

Justus sah irritiert vom einen zur anderen.

»Was sind denn Feuerhandschuhe?« Pebble lächelte den Ersten Detektiv an und präsentierte dabei eine prachtvolle Zahnlücke im Oberkiefer.