Die drei ??? Eine schreckliche Bescherung (drei Fragezeichen) - Marco Sonnleitner - E-Book

Die drei ??? Eine schreckliche Bescherung (drei Fragezeichen) E-Book

Marco Sonnleitner

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Beschreibung

Justus, Peter und Bob sind mit Weihnachtseinkäufen beschäftigt, als plötzlicher der Weihnachtsmann des Kaufhauses überfallen wird. Jemand hat es auf den Sack voller Geschenke abgesehen ... und dieser jemand ist ausgerechnet als Weihnachtself verkleidet. Die drei ??? heften sich an die Fersen des Diebes und finden heraus, auf welches Weihnachtsgeschenk es der Elf abgesehen hat.

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Eine schreckliche Bescherung

erzählt von Marco Sonnleitner

Kosmos

Umschlagillustration von Andreas Ruch, Düsseldorf

Umschlaggestaltung von der Peter Schmidt Group, Hamburg,

auf der Grundlage der Gestaltung von Aiga Rasch (9. Juli 1941 – 24. Dezember 2009)

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele

weitere Informationen zu unseren Büchern,

Spielen, Experimentierkästen, Autoren und

Aktivitäten findest du unter kosmos.de

© 2021, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG,

Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan

Based on characters by Robert Arthur

ISBN 978-3-440-50442-0

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Winterwunderland

»Ich liebe Weihnachten!« Peter Shaw blieb mitten im Eingang stehen und breitete die Arme aus. »Seht euch das an, Leute! Ist das nicht wunderschön?«

»Ey! Kannst du nicht aufpassen?« Ein junger Mann duckte sich gerade noch unter Peters Armen hinweg und warf ihm im Vorübergehen einen genervten Blick zu.

»Du hältst den ganzen Verkehr auf, Zweiter.« Bob Andrews zog seinen Freund ein Stück zur Seite.

»Wahnsinn, oder?« Peters Augen glänzten wie Christbaumkugeln. »Gigantisch!«

»Lasst uns reingehen, Kollegen.« Justus Jonas betrat die Eingangshalle von Garcy’s. Peter folgte ihm mit einem lauten, glücklichen Seufzer.

Das erst vor wenigen Monaten in Santa Monica eröffnete Kaufhaus hatte tatsächlich keine Kosten und Mühen gescheut, sich in ein wahres Winterweihnachtswunderland zu verwandeln. Überall glitzerte, funkelte, strahlte und blinkte es. Unzählige Watteschneeflöckchen baumelten von der Decke, Verkaufsstände versanken in Kunstschneebergen, weiß beflockte Plastikweihnachtsbäume wuchsen überall aus dem Boden, der natürlich ebenso weiß war und wie eine riesige Eisfläche glänzte. Hier türmten sich gewaltige Haufen mit kunterbunt verpackten Geschenken, dort begrüßten lebensgroße Plastikrentiere den Besucher mit einem fröhlichen »Hohoho!«, über den Rolltreppen schwebte eine Schar Engel mit Posaunen und Harfen, und alles, was sich dafür eignete, war mit Lametta, Christbaumkugeln und sonstigem weihnachtlichem Zierrat geschmückt. Dazu erhellten Unmengen an elektrischen Kerzen die Einkaufshallen, es roch nach gebrannten Mandeln, Zimt und Glühwein, und aus unsichtbaren Lautsprechern legte sich ein fröhlicher Klangteppich aus Weihnachtsliedern über die Kunden.

»Ne-hext Chri-histmas, hmhmhmhmhm.« Peter summte den Song mit, der gerade durch die Verkaufsräume hallte, tänzelte an einem Stand mit Weihnachtsbademode vorbei und ließ dabei den weißen Bommel seiner roten Mütze im Takt wippen.

»Nicht hmhmhm. We will meet again«, verbesserte ihn Justus. »Wenn du uns schon mit deinen Sangeskünsten foltern musst, dann richtig. Mehr Text hat das Lied eh nicht, das kannst sogar du dir merken.«

»Hmhmhmhmhm«, jaulte Peter und tippte eine Kette aus leuchtenden Minischneemännern an, die über dem nächsten Stand baumelten.

»Was wolltest du noch mal für deinen Onkel kaufen?«, fragte Bob und sah Justus an.

»Ich dachte an so ein Glöckchen zum Bimmeln.« Justus schlenkerte mit seiner Hand.

»Für seine jährliche Weihnachtsmannrunde?«

»Ja. Oder ein neues Bauchpolster. Das alte ist mittlerweile ziemlich platt, weil es sich Onkel Titus immer beim Fernsehen in den Nacken stopft.«

»Es gibt Weihnachtsmannbauchpolster?«, fragte Peter.

Der Erste Detektiv nickte. »Es gibt die Polster sogar für die Rückseite.«

»Die Rückseite? Gesäßpolster für einen stattlichen Weihnachtsmannhintern? Ich fasse es nicht!«

»Zum Glück braucht er so eines nicht.« Justus grinste. »Habt ihr schon alle eure Geschenke?«

»Mum meinte, dass ich für Dad noch nach einer Krawatte Ausschau halten könnte.« Bob fasste sich an den Hals und tat so, als würde ihn jemand erwürgen.

»Und du, Zweiter?«

»Hmhmhmhmhm …«

»Vielleicht Ohrenschützer für Kelly?«, witzelte Bob. »Damit sie dein grauenvolles Gekrächze nicht dauernd ertragen muss?«

Peter hörte augenblicklich auf zu summen. »Oh Gott! Kelly! Die habe ich ja völlig vergessen.« Sein Blick irrte durchs Kaufhaus. »So ein Mist! Und ich habe keine Ahnung, was ich ihr schenken soll. Sie hat doch schon alles. Habt ihr eine Idee?« Er sah seine Freunde flehentlich an.

»Schmuck kommt immer gut«, meinte Bob. »Vielleicht ein kleiner Diamantring?«

Peter lächelte gequält. »Ja genau. Warum nicht gleich ’ne Jacht oder eine eigene Insel?«

»Etwas zum Anziehen?«, überlegte Justus.

»Klar. Socken. Ich schenke meiner Freundin Socken zu Weihnachten.« Peter verdrehte die Augen. »Warum frag ich euch überhaupt?«

»Ich hab’s. Schenk ihr doch ein Foto von dir.« Bob deutete nach vorne und grinste. »Kannst du gleich hier machen lassen. Du nett lächelnd auf dem Schoß von Santa Claus. Das ist wirklich mal was anderes. Und seeehr persönlich.«

Im hinteren Bereich der großen Einkaufshalle war eine Bühne errichtet worden, vor der in einem weiten Halbkreis zahlreiche Menschen standen, vor allem Eltern mit kleinen Kindern. Auf dem sehr üppig dekorierten, mit grünem Tuch ausgeschlagenen Podium saß ein prachtvoll gekleideter Weihnachtsmann auf einem roten Plüschsessel und lächelte rotwangig in die Menge. Zwischen Zuschauern und Bühne hatte ein Fotograf seine Apparaturen direkt vor dem Weihnachtsmann aufgebaut.

Gerade schob eine Mutter ihr sichtlich ehrfürchtiges Töchterchen die kleine Treppe an der Seite hinauf und bedeutete dem Mädchen gestenreich, dass es auf den Schoß von Santa Claus klettern sollte. Die Kleine näherte sich dem bärtigen Weihnachtsmann aber nur sehr vorsichtig und guckte sich immer wieder nach ihrer Mutter um. Es dauerte daher, bis sie endlich auf der roten Plüschhose saß.

»Zimtkeks!«, rief der Fotograf dem Kind zu. »Sag bitte laut Zimtkeks!«

Ängstlich und weiter den Blickkontakt zur Mutter suchend, starrte das Mädchen mit weit aufgerissenen Augen in die Kamera. Santa Claus holte einen golden verpackten Geschenkkarton mit blauer Schleife aus einem großen Sack, der rechts neben ihm stand, und drückte ihn der Kleinen in die Hand. Er machte »Hohoho!«, das Mädchen murmelte mit ausdruckslosem Gesicht »Zimtkeks« und der Fotograf flutete die Bühne mit seinem Monsterblitzlicht. Dann durfte das Mädchen wieder vom Schoß rutschen und lief auf schnellstem Weg zu seiner Mutter zurück.

Peter tat so, als überlegte er. »Wäre zumindest ein sehr witziges Geschenk. Aber mal ehrlich: Ich bin einen ganzen Kopf größer als das Weihnachtsmännchen da vorne. Wenn ich mich dem auf den Schoß setze, breche ich ihm alle Knochen.«

»So ein Foto gibt es von mir auch«, sagte Bob wehmütig. »Ich war drei oder vier und diese Aktion wurde damals in unserem Einkaufszentrum in Rocky Beach angeboten. Wisst ihr noch?«

»Ich hab geschrien wie am Spieß«, sagte Peter. »Erinnern kann ich mich daran zwar nicht mehr, aber das Foto von der Aktion sagt alles. Gibt es von dir auch so ein Bild, Erster? Vermutlich hast du mit dem Weihnachtsmann über die Unmöglichkeit von fliegenden Rentieren diskutiert, habe ich recht?«

»Nein.« Justus wirkte auf einmal irgendwie bedrückt. »Ich kann mich an nichts dergleichen erinnern.«

Bob legte seinem Freund kurz die Hand auf den Arm. Er ahnte, woran Justus denken musste. Zu der Zeit hatten seine Eltern noch gelebt, die wenig später bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen waren.

Plötzlich teilte sich der samtene, mit zahllosen goldenen Sternen besetzte Vorhang, der hinter der Bühne von der Decke hing. Links und rechts des Vorhangs hatten die Jungen schon vorher die riesigen Schaufenster bemerkt, hinter denen sich eine Art Weihnachtswerkstatt zu befinden schien. Jetzt hatten sie für einige Momente freie Sicht darauf. Dutzende von weihnachtlich verkleideten Wesen wuselten dort geschäftig hinter den Glasscheiben hin und her, schleppten Geschenke, bastelten, verpackten, banden Schleifchen. Es war wie ein Blick in eine andere Welt.

Dann traten zwei putzige Gestalten durch die Öffnung des Vorhanges, der sich hinter ihnen wieder schloss. Es waren als Weihnachtselfen verkleidete junge Männer, die einen vermeintlich schweren Sack auf die Bühne schleppten. Gelbe Strumpfhosen, grüne Jacke und grüne Mütze, spitze Ohren und eine Gesichtsmaske mit knallroten Bäckchen, die nur den Mund und die Kinnpartie frei ließ. Mit theatralischer Mühe wuchteten sie den Sack neben Santa Claus, der ihnen großväterlich zunickte. Dann verbeugten sich die beiden zum Publikum hin, nahmen den leeren Geschenkesack mit und hopsten vergnügt von der Bühne. Einige Kinder klatschten begeistert, Eltern freuten sich, die Elfen schlüpften wieder durch den Sternensamt.

Doch auf einmal entstand Unruhe unter den Zuschauern.

Bob sah nach links. »Was ist denn da los?«

Irgendjemand schien sich durch die Menschen zu drängen. Rufe der Empörung waren zu hören, Köpfe drehten sich. Ein Ehepaar in der vordersten Reihe wurde grob zur Seite gestoßen und ein weiterer Elf drängte sich zwischen den beiden in den freien Raum zwischen Zuschauern und Bühne. Er war deutlich größer und breiter als die zwei Elfen eben, ein erwachsener Mann, der kurz innehielt und zur Bühne starrte. Im nächsten Augenblick lief er los, sprang mit einem Satz auf das Podest und rannte direkt auf den Weihnachtsmann zu.

Angriff auf Santa Claus

»Hey! Was … was …?« Der Weihnachtsmann stützte sich auf die Armlehnen seines Sessels und richtete sich abrupt auf.

Der Elf stoppte kurz vor ihm, beugte sich hinab – und riss den Sack mit den Geschenken an sich. Ohne ein Wort hob er ihn hoch und wollte sich Richtung Vorhang davonmachen.

»Hallo? Was soll das werden?« Santa Claus packte den Elf an seiner Jacke. »Der Sack wurde eben ausgetauscht. Lass ihn hier!« Er stand auf und stellte sich dem Elf in den Weg.

Die Gestalt machte sich mit einer unwirschen Bewegung los und schwang den großen Jutesack auf den Rücken. »Geh mir aus dem Weg!« Mit einem Schritt nach rechts wollte er an dem Weihnachtsmann vorbei.

Die Umstehenden verstummten. Verwirrt beobachteten die Menschen die Vorgänge auf der Bühne. Einige Kinder sahen fragend zu ihren Eltern auf.

»Was … passiert da?« Peter legte die Stirn in Falten. »Gehört das zur Show?«

»Wäre aber sehr ungewöhnlich«, meinte Bob.

»Wie sprichst du denn mit mir?« Der Weihnachtsmann wedelte mahnend mit dem Zeigefinger und versperrte dem Elf abermals den Weg. »Stell diesen Sack wieder hin und geh an deinen Platz!« Er deutete demonstrativ nach hinten zur Weihnachtswerkstatt. »Sofort.«

Der Elf stieß den Weihnachtsmann gegen die Schulter, sodass der zurücktaumelte. »Hau ab!«

Erstaunte Rufe waren zu hören und Justus’ Blick verfinsterte sich. »Ich kann mich nicht erinnern, diese Formulierung jemals in irgendeinem weihnachtlichen Text gelesen zu haben. Das ist definitiv kein Scherz.«

»Jetzt reicht es aber! Schluss mit dem Unfug!« Der Weihnachtsmann ging auf den Elf los und griff nach dem Sack. »Gib das sofort her! Das sind die Geschenke für die Kinder!«

»Finger weg!« Der Elf riss den Sack nach hinten und sah über die Schulter zum Publikum.

Peter blickte sich ebenfalls um. Einige Zuschauer lächelten verkrampft, als wüssten sie immer noch nicht, was sie von dem Schauspiel halten sollten, andere schienen empört, ein paar grinsten belustigt. Manche der Kinder drückten sich an ihre Eltern, ein kleiner Junge fing an zu weinen.

»Hey, das ist nicht lustig«, rief ein braunhaariger Mann.

»Gar nicht!«, stimmte ihm eine Frau mit rotem Schal zu. »Frechheit! Wir haben Weihnachten!«

Der Weihnachtsmann machte einen neuerlichen Versuch, an den Sack zu kommen, griff aber ins Leere. Der Elf schaute hektisch um sich. Dann wirbelte er herum, um vorne von der Bühne zu flüchten. Doch Santa Claus hatte damit offenbar gerechnet und schnitt seinem Widersacher auch hier den Weg ab. Der Elf hielt kurz an, stieß einen wütenden Laut aus und täuschte ein Ausweichen nach rechts an. Der Weihnachtsmann folgte der Bewegung, aber da rannte der Elf links an ihm vorbei. Dabei rempelte er sein Gegenüber so stark an, dass Santa Claus rückwärtsstolperte. Auf den rechten Rand der Bühne zu.

»Vorsicht!«, rief Bob.

Erschreckte Schreie ertönten, ein Kind rief laut »Mama!«. Und während der Elf vorne von der Bühne sprang, trat der Weihnachtsmann mit seinem nächsten Schritt ins Leere. Kurz ruderte er noch mit den Armen, dann fiel er rücklings und mit einem überraschten »Uff!« in den reich geschmückten Weihnachtsbaum, der dort an der Ecke des Podestes aufgebaut war.

»Verdammt!«, entfuhr es Peter.

Wie in Zeitlupe kippte der Baum. Es klingelte und klimperte, Christbaumkugeln zerplatzten am Boden, Lametta flog durch die Luft, ein schwarzer Stiefel ragte aus dem Plastikgrün. Viele Kinder fingen an zu weinen und zu kreischen, und schließlich schlug der Baum samt Santa Claus auf dem Boden auf.

»Er haut ab!« Justus deutete nach links, wo sich der Elf umdrehte und um die Bühne herum wieder Richtung Vorhang rennen wollte. Erschrocken wichen die Menschen zurück, die dort das Ende des Halbkreises bildeten. Eine Mutter konnte gerade noch ihren kleinen Sohn auf den Arm nehmen und den Kinderwagen zur Seite ziehen.

»Den Kerl schnappen wir uns!« Peter lief los.

Auch an dieser linken Ecke der Bühne stand ein großer Weihnachtsbaum, den der Elf erst umrunden musste. Das brachte ihn in die Nähe der drei ???, die so Boden gutmachten. Bob folgte dem Elf um den Baum herum, während Peter die Abkürzung über die Bühne nahm.

Justus entdeckte zwei Männer der Kaufhaus-Security, die gerade am Schauplatz des Geschehens eintrafen, und machte sie auf sich aufmerksam. »Dahin!« Der Erste Detektiv winkte hektisch. »Zur Weihnachtswerkstatt!«

Bob sah den Elf hinter dem Samtstoff verschwinden. Aber rechts von ihm hatte Peter bereits die Stelle des Vorhangs erreicht, durch die vorhin die beiden anderen Elfen mit dem Sack gekommen waren. Wenn er Glück hatte, würde er dem Kerl den Weg abschneiden.

Peter tastete hektisch die Stoffbahnen ab. Hier musste doch irgendwo der Durchlass – Ah! Mit einer schnellen Bewegung teilte er den schweren Samt und stand im nächsten Moment auf der anderen Seite des Vorhangs.

»Was zum – Hau ab da! Aus dem Weg!« Der Elf kam geradewegs auf ihn zu und scheuchte ihn mit einer Hand zur Seite.

»Keine Chance!« Peter ging in die Knie und bereitete sich auf den Aufprall vor.

Der Elf blieb verwundert stehen, atmete stoßweise. Ein Blick über die Schulter verriet ihm, dass da noch ein Verfolger war. Bob. »Na warte!« Der Elf nahm den Kopf runter und hielt auf Peter zu.

Aber der Zweite Detektiv hatte nicht wirklich vorgehabt, den Prellbock zu spielen. Kurz bevor ihn der Elf erreichte, fasste Peter in den Vorhang und schleuderte dem Angreifer mit aller Kraft einen großen Teil der schweren Stoffbahn entgegen.

»Ah – du Ratte!« Der Elf tauchte in den wallenden Samt. Peter sah noch, wie eine Hand in den Stoff fasste und nach Halt suchte. Im nächsten Moment ertönte ein hässliches Reißen und mit einem lauten Rauschen kam die ganze rechte Seite des Vorhangs von der Decke und begrub den Elf und Peter unter sich.

»Peter!« Bob eilte herbei. Vor ihm lag ein großes Knäuel aus rotem Sternensamt und zwei sich bewegenden Auswölbungen. »Wo bist du?«

»Hier.«

»Wo hier?« Bob schaute von einem lebenden Buckel zum anderen. Aus dem Augenwinkel bemerkte er Justus und die beiden Security-Leute sowie die fassungslose Menge vor der Bühne.

»Na hier!«

Aus dem Vorhang wuchs an einer Stelle ein spitzer Kegel. Peters Arm. Bob stürzte sich sofort auf den anderen Buckel, der sich aber genau in dem Augenblick zur Seite rollte. Unsanft landete der dritte Detektiv auf dem Vorhang.

»Bob! Da! Er entkommt!«, rief Justus.

Der dritte Detektiv drehte sich zur Seite und sah, wie der Elf unter dem Vorhang hervorkroch. Er rappelte sich auf – und in dem Moment öffnete sich die Tür zur Weihnachtswerkstatt. Der Elf hetzte dorthin, stieß einen Engel zur Seite, der erschrocken aufschrie, und verschwand in dem Atelierraum.

Sabotage?

»Ungeheuerlich! Un-ge-heu-er-lich!« Balthasar Puckle, der Chef von Garcy’s, lief in seinem Büro auf und ab wie ein Tiger in seinem Käfig. Dabei gestikulierte er so wild mit seinen Händen und Armen, dass sich seine fedrigen, blonden Haare allmählich in ein wirres Vogelnest verwandelten. »Das ist Sabotage!«

Peter verdrehte innerlich die Augen. Seit zehn Minuten ging das nun so. Nach dem Vorfall hatten die beiden Security-Männer den Weihnachtsmann und die drei Jungs in Puckles Büro geführt und auch noch ihren Boss sowie die Leiterin der Personalabteilung hinzugerufen. Und das erste Wort, das Puckle hervorgebracht hatte, nachdem man ihm das Vorkommnis geschildert hatte, war »Sabotage« gewesen.

»Da steckt hundertprozentig dieser Krakowski dahinter. Dieser geleckte Gockel mit seinen Designerschuhen und den albernen Krawatten. Der versucht uns doch schon seit der Eröffnung mit seinen Dumpingpreisen zu ärgern. Und jetzt kann er es nicht ertragen, dass wir das viel schönere Winterwunderland haben.«

Die drei Detektive warfen sich skeptische Blicke zu. Owen Krakowski war der Chef des South Coast Plaza, des alteingesessenen Kaufhauses von Santa Monica. Aber würde der wirklich einen seiner Leute schicken, um den Santa Claus von Garcy’s zu attackieren? Weil das das Weihnachtsgeschäft des Konkurrenten beeinträchtigen konnte?

»Ähm, Mr Puckle«, ergriff Justus das Wort. »Besteht nicht vielleicht auch die Möglichkeit, dass der Unbekannte irgendwelche kriminellen Motive verfolgte, die nichts mit der Rivalität Ihrer beider Kaufhäuser zu tun haben?«

»Hä? Unsinn.« Puckle schaute Justus an, als würden diesem Würmer aus den Ohren kriechen. »Das war ein Akt der Sabotage. Eindeutig.«

»Indem er den Weihnachtsmann angreift?«

»Indem er die Kinder erschreckt!«, rief Puckle aufgebracht. »Und die Eltern.« Er griff sich in die wirren Haare. »Ich sehe die Schlagzeile schon vor mir: ›Angriff auf den Weihnachtsmann im Garcy’s!‹ Da kommt doch keiner mehr. Das ist eine Katastrophe! Wir können uns das ganze Weihnachtsgeschäft abschminken.«

Peter sah dem Mann beim Hin- und Herlaufen zu. So ganz aus der Luft gegriffen schienen ihm Puckles Befürchtungen nun doch nicht mehr zu sein. Die Aktion konnte durchaus abschreckende Wirkung auf die Kunden haben.

Puckle blieb abrupt vor den beiden Security-Leuten stehen. »Wieso konnte der Kerl überhaupt entkommen? Sie waren doch zu zweit. Und die Jungs hatten ihn schon fast gehabt. Wie war das möglich? Und wir haben ja auch jede Menge Kameras.« Er deutete zu dem Monitor auf seinem Schreibtisch. Vier Bereiche das Kaufhauses waren dort gleichzeitig zu sehen, und nach wenigen Sekunden wechselten jeweils die Bilder. Puckle ließ sich die Aufnahmen der Überwachungskameras also auch in sein Büro senden.

Der Security-Mann mit den blonden Stoppelhaaren knetete seine Hände. »Na ja. Wir sind ihm natürlich gleich hinterher durch die Tür zur Werkstatt. Aber ein bisschen Vorsprung hatte er, weil wir erst –«

»Jaja, durch die Tür.« Puckle machte eine ungeduldige Geste. »Und dann? Wo ist er hin? Sie müssen ihn doch gesehen haben.«