Die drei ???, Gefährliches Quiz (drei Fragezeichen) - Marco Sonnleitner - E-Book

Die drei ???, Gefährliches Quiz (drei Fragezeichen) E-Book

Marco Sonnleitner

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Beschreibung

Hochspannung im Studio: Die Kamera läuft, die Scheinwerfer sind auf Justus gerichtet. Wird er alle Fragen in der beliebten Quiz-Show "Wer knackt die Nuss?" beantworten können? Er muss. Das Leben eines Menschen hängt davon ab. Skrupellose Gangster haben einen raffinierten Plan ausgeheckt. Und wieder einmal müssen die drei ??? scharf kombinieren, um den Verbrechern auf die Spur zu kommen...

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Seitenzahl: 158

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Gefährliches Quiz

erzählt von Marco Sonnleitner

Kosmos

Umschlagillustration von Silvia Christoph, Berlin

Umschlaggestaltung von eStudio Calamar, Girona, auf der Grundlage

der Gestaltung von Aiga Rasch (9. Juli 1941 – 24. Dezember 2009)

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele weitere Informationen zu unseren Büchern, Spielen, Experimentierkästen, DVDs, Autoren und Aktivitäten finden Sie unter www.kosmos.de

© 2003, 2005, 2011, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan

Based on characters by Robert Arthur.

ISBN 978-3-440-12877-0

Satz: DOPPELPUNKT, Stuttgart

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Warten auf den Weihnachtsmann

»Der Junge ist krank, ganz sicher.«

»Titus, hörst du? Der Junge ist krank, dem fehlt was!«

Peter blieb wie angewurzelt neben dem offenen Küchenfenster stehen. Gerade hatte er ins Haus gehen wollen, um Tante Mathilda um ein paar Flaschen Cola für Justus, Bob und sich selbst zu bitten, da waren diese seltsamen Worte an sein Ohr gedrungen. Wovon redete Tante Mathilda da? Wer war krank?

Obwohl das sonst nicht seine Art war, näherte sich Peter dem Fenster noch ein Stück und linste dann auf Zehenspitzen stehend vorsichtig in die Küche. Er musste einfach wissen, worum es hier ging.

»Hm«, grunzte Titus Jonas statt einer Antwort.

»Jetzt hör mir doch mal zu! Titus!« Tante Mathilda stemmte die Hände in die feisten Hüften und funkelte ihren Gatten grimmig an, der konzentriert in die vor ihm liegende Zeitung starrte und sie völlig ignorierte.

»Schlachtschiff«, sagte Titus ohne aufzublicken.

»W-was?« Mathilda verschlug es die Sprache. »Sag mal, wie sprichst du denn mit m…«

»Schlachtschiff! Das ist es!«, rief Titus und tippte aufgeregt auf die Zeitung. »Wasserfahrzeug mit 14 Buchstaben! Schlachtschiff!«

»Ach so«, schnaufte Tante Mathilda, »und ich dachte schon, du meintest …«

Peter hielt sich grinsend die Hand vor den Mund und lauschte gespannt weiter.

»Was dachtest du, Mäuschen?« Überglücklich, dem kniffligen Kreuzworträtsel endlich ein weiteres Geheimnis entrissen zu haben, lächelte Titus Jonas seine Frau an.

»Ach nichts. Aber hör mal, der Junge ist krank.«

»Welcher Junge?«, fragte Titus abwesend, dessen Augen schon wieder zur Zeitung wanderten.

Mathilda blies entnervt die Backen auf und ließ die Luft dann geräuschvoll entweichen. Langsam hatte sie den Eindruck, als würde sie heute hier keiner ernst nehmen. »Na, unser Sohn! Wer sonst?«

Titus schaute seine Frau verwirrt an. »Aber … aber wir haben doch gar keinen Sohn!«

»Und das bedeutet?« Mathilda streckte die Arme aus, hob die Schultern und drehte beide Handflächen nach oben.

Titus blickte seine Frau an, als sähe er sie heute zum ersten Mal. »Ich … ich weiß nicht«, stotterte er. So ganz war er noch immer nicht aus seiner Kreuzworträtselwelt aufgetaucht.

»Oh Gott, du Dämel, es geht um deinen Neffen!«

»Ach, du sprichst von Justus. Sag das doch gleich!«, stieß Titus hervor, während er nun endgültig in die Realität zurückfand. »Was ist denn mit ihm?«

»Er ist krank!«

Peters Miene verfinsterte sich. Justus – krank?

»Krank? Wie kommst du denn darauf? Nein, nein!«, wehrte Titus ab. »Er schleppt doch schon den ganzen Vormittag zusammen mit Peter und Bob die alten Holzbalken über den Platz, die ich aus dem eingestürzten Farmhaus unten in Sun Valley noch retten konnte.«

Titus Jonas war stolzer Besitzer eines Gebrauchtwarencenters in dem kleinen Küstenstädtchen Rocky Beach, und auf diesem Trödelplatz stapelte sich so ziemlich alles vom Plastikpuppenhaus aus Taiwan bis zur steinzeitlichen Druckerpresse. Und immer karrte er neue Sachen heran, für die sich seltsamerweise auch meistens irgendwer irgendwann interessierte, so dass das ganze Gerümpel tatsächlich einigermaßen überschaubar gelagert werden musste – eine Arbeit, die oft an seinem Neffen und dessen Freunden hängen blieb. Zwar war das Teil einer Abmachung, für welche die Jungen im Gegenzug den alten Campinganhänger auf dem Schrottplatz nutzen konnten, der die Zentrale ihres Detektivunternehmens darstellte. Aber nach eigenen Aussagen wurden sie dabei meist über die Maßen ausgenutzt und mussten oft schuften wie ägyptische Pyramidensklaven.

»Ja, ja, sie arbeiten durchaus den ganzen Vormittag, wenn man das arbeiten nennen kann, dass sie die Balken immer von einem Haufen zum anderen und dann wieder zurück tragen«, pflichtete Mathilda ihrem Mann bei, dem ein kurzes »Was?« entschlüpfte. »Aber ich habe Justus jetzt schon dreimal zum Essen gerufen, und er sagt immer nur ›gleich‹ und kommt nicht!«

»Wirklich?« Jetzt war auch Titus ernsthaft besorgt.

»Es ist unfassbar«, nickte Mathilda.

Das war denn auch in der Tat höchst alarmierend, denn Justus hatte eine Art sechsten Sinn. Er witterte das Essen immer schon lange, bevor es fertig war, und saß auch stets als Erster am Tisch. Seine nicht ganz ideale Figur war ein schlagender Beweis für diese übernatürliche Fähigkeit. Und wenn Justus selbst nach dreimaliger Aufforderung nicht zum Essen kam, stimmte mit Sicherheit irgendetwas nicht.

Beklommen und voll schlimmer Ahnungen gingen die beiden Eheleute nach draußen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Justus, der seit dem Tod seiner Eltern vor vielen Jahren bei ihnen lebte, war ihr Ein und Alles, auch wenn er das nach einem schweißtreibenden Arbeitstag auf dem Schrottplatz oft anzweifelte.

Peter spielte einen Moment mit dem Gedanken, schnell zu Justus und Bob zurückzulaufen, aber da hörte er schon die Schritte hinter der Haustüre. Gerade noch rechtzeitig versteckte er sich unter der kleinen Treppe, die zur Tür des Jonas’schen Wohnhauses hinaufführte.

»Wo ist denn Peter schon wieder?«, meckerte Tante Mathilda, als sie ins Freie trat. Peter hielt die Luft unter der Treppe an. Jetzt nur keinen Mucks!

Aber bis auf die Tatsache, dass nur noch zwei statt drei Jungs arbeiteten, wirkte für die beiden Eheleute ansonsten alles völlig normal. Justus und Bob mühten sich in der Tat mit riesigen Holzbalken ab und beschimpften sich dabei gegenseitig, mehr tragen zu müssen als der andere.

Doch wenn man lange genug zusah, merkte man, dass die zwei gar nicht so richtig bei der Sache waren. Sie trugen tatsächlich erst ein paar der Balken von einer Ecke des Platzes in die andere und schleppten dann, ohne offenbar recht zu wissen, was sie da taten, genau diese Balken wieder dorthin zurück, wo sie vor wenigen Minuten noch gelegen hatten. Besonders auffallend war dabei, dass beide die ganze Zeit wie gebannt zur Einfahrt des Schrottplatzes starrten, als würde sich dort etwas unglaublich Faszinierendes abspielen. Aber außer einer kleinen Plastiktüte, die der Wind vor sich hertrieb, war da nichts.

»Diesen Blick hatte er früher immer, wenn er auf den Weihnachtsmann gewartet hat«, flüsterte Titus fast andächtig.

»Du hast Recht, so glasig«, erwiderte seine Frau leise. Dann rief sie einer inneren Eingebung folgend etwas lauter: »Justus, der Kirschkuchen ist fertig!«, obwohl das gar nicht stimmte, denn es gab Lasagne zum Mittagessen. Doch Justus starb normalerweise für die Kirschkuchen seiner Tante, und wenn dieser Trick nicht funktionierte …

Justus stutzte zwar kurz, antwortete aber dann sogar ein wenig ungehalten mit »Ja doch, gleich!« und stierte weiter zur Einfahrt.

»Siehst du, was ich meine?«, fragte Mathilda ihren Mann verzweifelt.

»Hol den Arzt!«, sagte Titus entschlossen.

Doch in diesem Moment tat sich etwas am Tor, was die ganze Situation schlagartig veränderte. Kaum war nämlich Dick, der altgediente Postbote für dieses Viertel von Rocky Beach, an der weißen Briefkastenbox der Familie Jonas angekommen, ließen die zwei Jungs den Balken, den sie gerade erst angehoben hatten, wie eine heiße Kartoffel fallen und stürzten zur Einfahrt.

Peter hielt es vor Neugierde zwar ebenfalls kaum aus, aber er konnte seinen Lauschposten ja schlecht verlassen, wenn er nicht den Zorn von Tante Mathilda auf sich laden wollte. Bebend vor Ungeduld biss er sich auf die Lippen, verharrte aber wohl oder übel in seinem Versteck.

»Hallo, Dick!«, hallte es dem Briefträger zweifach entgegen. »Hast du was für uns?« – »… für uns?«

Titus und Mathilda schauten sich verwirrt an. Was hatte denn das zu bedeuten?

»Na, mal sehen«, nuschelte Dick in seinen nicht vorhandenen Bart. »Hier ist ein Werbeprospekt von dem neuen Teppichhaus unten an der Strawberry Road. Ein Riesenteil, kann ich euch sagen! Da gibt es –«

»Di-hick?«

»Ja, verstehe«, grinste der Postbote. »Dann haben wir noch zwei … Rechnungen, wie es aussieht, eine Postkarte von – wartet mal …«

»Sag mal! Das geht dich doch gar nichts an!« Justus entriss dem neugierigen Postboten die Karte und spielte den Empörten. Denn dass Dick alles las, was nicht fest zugeklebt war, wusste ohnehin jeder im Viertel.

»Ja, und das war’s auch schon«, sagte Dick und klappte seine große, braune Tasche wieder zu.

»Nein!«, stöhnte Justus. »Sag bloß, er ist wieder nicht dabei?«

»Tut mir Leid.« Dick zuckte mit den Schultern und stieg auf sein Fahrrad.

»So ein Mist!«, schimpfte Bob. »Die lassen sich aber auch Zeit! Vielleicht sollten wir mal –«

»Ach!«, rief Dick in diesem Moment und bremste sein Fahrrad wieder ab. »Fast hätte ich’s vergessen. Dieser große Umschlag hier ist ja noch für dich gekommen, Justus.« Der Postbote zog einen weißen DIN-A4-Umschlag aus einem Fach seiner Tasche, wo er ihn allem Anschein nach schon lange vorher deponiert hatte, und hielt ihn mit ernster Miene den beiden Jungen hin.

Justus und Bob holten gleichzeitig tief Luft und starrten für mehrere Sekunden von dem Postboten zu dem Umschlag und wieder zurück zu dem Postboten. Und beide dachten in diesem Moment dasselbe: Dieser miese, hundsgemeine, durchtriebene …

»Du … du … du …«, stammelte Justus, dem vor lauter Überraschung kein passender Ausdruck einfiel.

»Ja, du … du …«, setzte auch Bob an und hörte wieder auf, während Justus auf den Briefträger zustürmte, ihm das Kuvert entriss und schließlich laut jubelte: »Er ist es!«

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehten sich er und Bob fast synchron um, preschten in ihren Wohnwagen und schlugen mit einem lauten Knall die Tür zu. Peter blickte ihnen sehnsüchtig nach und sandte ein Stoßgebet gen Himmel, dass Titus und Mathilda endlich ins Haus zurückgehen mochten.

Titus Jonas indes schaute den Postboten reichlich konfus an. »Äh, Dick, kannst du uns vielleicht erklären, was das eben war?«

Der Postbote warf sich die Tasche wieder über die Schulter und zog verschwörerisch eine Augenbraue hoch. »Jetzt werdet ihr reich!«, raunte er geheimnisvoll und trat dann ohne sich noch einmal umzusehen in die Pedale.

Kopfschüttelnd zogen sich die Eheleute wieder ins Haus zurück, und kaum hatte sich die Türe hinter ihnen geschlossen, stürzte Peter aus seinem Versteck und rannte zum Wohnwagen. Dort spielten sich bereits zwischen Computer, Faxgerät, Anrufbeantworter und Telefon, was neben einer kleinen Dunkelkammer, einem Labor und mehreren prall gefüllten Aktenschränken zur Grundausstattung der »Zentrale« gehörte, wie die drei Detektive ihren Campinganhänger nannten, tumultartige Szenen ab. Justus und Bob rangen um den Brief, den jeder als Erster lesen wollte, aber schließlich setzte sich doch Justus durch, da das Schreiben ja auch an ihn adressiert war.

»Und?« Bob trommelte schon nach einer Minute nervös auf die Tischplatte, aber Justus las erst in Ruhe zu Ende.

»Ja was ist jetzt? Ja oder Nein?«, drängte Peter und schielte Justus über die Schulter.

»Tsts! Jetzt aber! Wartet es doch bitte ab! Geduld ist eine Tugend, die sich zu pflegen lohnt.« Justus brachte das Blatt noch näher vors Gesicht.

»Schwätz nicht, lies vor!« Peter hatte im Moment nicht das geringste Bedürfnis, sich einen von Justus’ weisen Sprüchen anzuhören – das er, nebenbei bemerkt, eigentlich nie verspürte.

»Also gut«, stöhnte Justus gnädig. »Hört zu!« Er räusperte sich künstlich, schlug bedeutungsvoll die Augen nieder und hielt sich dann das Schreiben vor die Nase. »›Sehr geehrter Herr Justus Jonas‹ – das bin ich –«

»Ach was? Liest du jetzt weiter?« Bob rollte mit den Augen.

Justus gluckste vergnügt. »›… als Teilnehmer des diesjährigen Superhirn-Rätsels der L.A. Post dürfen wir Ihnen zunächst zu unserer Freude mitteilen, dass Sie dieses äußerst anspruchsvolle Kreuzworträtsel ausgesprochen souverän und richtig gelöst haben.‹«

»Du hast es! Du hast es!«, jubelte Peter und tobte mit hoch erhobenen Armen wie ein Fußballer nach einem Tor durch den engen Wohnwagen, während Bob immer keuchend »Ja! Ja! Ja!« hervorstieß.

»Aber«, würgte Justus die Beifallsbekundungen jäh ab, »aber es verhält sich leider so, dass dies mehreren Bewerbern gelungen ist! Aus diesem Grund musste das Los darüber entscheiden, wer den Hauptgewinn für sich verbuchen darf: eine Teilnahme an der beliebten Quizshow Wer knackt die Nuss?. Und das Los hat ergeben …« Justus ließ den Brief sinken und kniff die Augen zusammen.

»Ja? Was? Lies weiter! Was ist?« Bob vergaß vor Anspannung fast zu atmen.

»Ach komm, Just! Mach nicht wieder einen auf Ich-spann-euch-auf-die-Folter-bis-ihr-vor-mir-im-Staub-bettelt!«, raunzte Peter und schnippte ungeduldig mit den Fingern.

»… daaaaass …«, dehnte Justus das nächste Wort.

»Justuuus!«

»… Siiiiie …«

Peter verdrehte die Augen und Bob schlug sich vor die Stirn.

»… gewonnen haben!«, sprudelte der Erste Detektiv hervor und ließ den Brief durch die Luft flattern.

Für zwei Sekunden starrten ihn seine beiden Freunde sprachlos an, aber dann brach ein unbeschreiblicher Jubel aus. Hüpfend und juchzend feierten sie den Erfolg von Justus, der zwar unzählige Klapse und Frisurverwurschtelungen hinnehmen musste, dafür aber bald Kandidat in einer der bekanntesten Quizshows Kaliforniens werden würde, wo man, wenn man etwas Glück und noch mehr Hirn hatte, eine Menge Geld gewinnen konnte.

»Langsam, langsam, Kollegen!«, beruhigte Justus nach einiger Zeit seine beiden Freunde wieder. »Der Brief ist noch nicht zu Ende.«

Er hob das Blatt vom Boden auf und las weiter: »Hier steht noch: ›Bitte finden Sie sich am 24. August um neunzehn Uhr abends bei den Aufnahmestudios von KTV ein. Zwei Personen Ihrer Wahl dürfen Sie zu Ihrem Auftritt begleiten, die Karten liegen bei. Mit freundlichen Grüßen, Jack Humble, L.A. Post‹.«

Justus blickte etwas irritiert um sich.

»Das ist ja«, Peter stockte, »schon – übermorgen!«

»Die haben’s aber eilig«, meinte auch Bob überrascht.

»Und ich dachte, ich könnte vorher noch ein paar Wochen so richtig reinpauken für das Quiz.« Justus faltete den Brief zusammen und stand eilig auf. »Tut mir Leid, Leute, aber dann muss ich euch jetzt verlassen.«

»Wie? Soll das heißen, dass wir diese höllisch schweren Balken für den Rest des Tages alleine schleppen dürfen?«, motzte Peter.

»Ich fürchte, ja«, lächelte Justus gekünstelt. »Ihr wollt doch sicher auch nicht, dass ich in der Show wie ein Idiot dastehe, oder?«

Peter und Bob grummelten angesäuert in sich hinein, als der Erste Detektiv den Wohnwagen verließ. Aber Justus hätte auch noch monatelang alles Mögliche an Wissen in sich hineinfressen können – für das, was in zwei Tagen auf ihn zukommen sollte, konnte man sich nicht vorbereiten.

Ein grüner Junge

»Hallo, Morton!« Peter freute sich wirklich, nach langer Zeit den stets freundlichen und formvollendeten, aber bisweilen etwas steif wirkenden Chauffeur wiederzusehen.

Es war schon eine Weile her, dass Justus bei einem Preisausschreiben seine Dienste für dreißig Tage gewonnen hatte, in denen der Chauffeur die drei ??? in einem schwarzen Rolls-Royce mit vergoldeten Zierleisten überall hinkutschieren musste, wo es ihnen einfiel. Ein dankbarer Klient hatte dieses Arrangement dann auf unbestimmte Zeit ausgedehnt, und obwohl die drei Detektive das Angebot nicht über die Maßen ausnutzen wollten, nahmen sie die Möglichkeit, sich in einem Rolls fortbewegen zu können, doch hin und wieder in Anspruch. Und wann, wenn nicht auf einer Fahrt zu einem Fernsehauftritt, hätte sich solch ein Wagen je besser gemacht?

»Ich wünsche den jungen Herren einen wunderschönen guten Tag.« Morton deutete eine leichte Verbeugung an, bei der er den Kopf ein wenig schief legte.

»Na, was liegt an?« Peter wusste, dass er den vornehmen Chauffeur nicht unbedingt auf diese Art fragen sollte, wie es ihm ging, aber er wollte ihn ein bisschen aus der Reserve locken.

»Ich kann nicht klagen«, erwiderte Morton und ignorierte damit einfach die allzu saloppe Formulierung von Peter. »Darf ich mich auch nach Ihrem werten Befinden erkundigen?«, setzte er höflich hinzu.

»Klar doch«, lächelte Peter.

Morton wartete … und schwieg.

»Na los doch, nur zu!«, forderte ihn Peter schließlich auf, da Morton nichts sagte.

»Bitte?« Morton wirkte ein wenig irritiert.

»Na, Sie wollten doch was fragen.« Peter wedelte aufmunternd mit den Händen.

»Das hat er doch schon, Peter.« Justus verdrehte die Augen.

»Was?«

»Na, dich gefragt.«

»Er hat nur gefragt, ob er darf!« Peter nickte bestimmt.

»Es geht ihm bestens, Morton, danke der Nachfrage.« Justus warf dem Chauffeur einen vielsagenden Blick zu, der so viel heißen sollte wie manche brauchen eben etwas länger.

»Das hört man gerne«, antwortete Morton, und fast hatte man den Eindruck, als würde er Justus zublinzeln – aber zu solch vertraulichen Gesten hätte sich Morton nie herabgelassen.

»Redet ihr über mich?« Peter hatte den nicht ganz falschen Eindruck, dass man ihn elegant übergangen hatte. »Ich kann durchaus für mich selber sprechen.«

»Selbst«, verbesserte Justus.

Peter schluckte, starrte seinen Freund ungläubig an und sagte schließlich erstaunt: »Weißt du, Justus, an manchen Tagen überkommt mich das unwiderstehliche Verlangen, dich so richtig in den –«

»… Arm zu nehmen und mir zu danken für all das Gute, das ich dir schon getan habe?« Justus grinste, ging aber sicherheitshalber etwas auf Abstand zu Peter.

Doch dem verschlug es vollends die Sprache. »So ungefähr«, brachte er noch mühsam nach ein paar Sekunden hervor und stieg dann kopfschüttelnd ins Auto. Wie konnte man nur so von sich selbst überzeugt sein?

Der Wagen verfehlte dann seine Wirkung vor den Studios von KTV, die im Westen von Los Angeles in der Fairfax Avenue lagen, auch tatsächlich nicht. Ein aufgeregtes »Ah!« und »Oh!« ging durch die Zuschauermenge, die auf den Einlass in die Show wartete, als Morton die Nobelkarosse vor dem Haupteingang zum Stehen brachte. Neugierig drängten sich sogar einige Schaulustige heran, um zu sehen, wer denn da jenem edlen Gefährt entstieg.

Justus kletterte, nachdem ihm Morton die Türe geöffnet hatte, als Erster aus dem Wagen, verabschiedete sich kurz von dem Chauffeur und begann dann, sich zum Eingang durchzukämpfen. Doch plötzlich nahm er aus den Augenwinkeln etwas wahr, was ihn augenblicklich herumfahren ließ.

»Peter! Sag mal, spinnst du?«

»Lass mich doch!«, raunzte Peter zurück. »Bist ja nur neidisch!«

Peter kritzelte noch schnell einem recht hübschen Mädchen, das offenbar nicht so genau wusste, wen es da vor sich hatte, und einfach mal auf Verdacht darum gebeten hatte, ein Autogramm auf ein Blatt Papier, wurde aber dann von Justus energisch durch den Eingang gezerrt. Dort wartete schon ein junger, dunkelhaariger Mann mit Nickelbrille und einer grellorangenen Jeansjacke auf sie, der sie hektisch zu sich winkte und hinter ihnen nun schnell wieder die Türe schloss, um die aufdringlichen Fans draußen zu halten.

»Mann, Peter! Was sollte denn das?« Justus schüttelte verständnislos den Kopf.

»Tja, wer weiß?«, entgegnete der Zweite Detektiv spitz. »Vielleicht ist diese Unterschrift mal eine Menge wert!«

Bob grinste verhalten in sich hinein, während Justus seinem Freund einen Vogel zeigte.

»Du bist Justus Jonas, nicht wahr?«, fragte der junge Mann in diesem Augenblick den Ersten Detektiv. Er hatte einen großen Block in der Hand und einen Bleistift hinter dem rechten Ohr stecken, den er sich jetzt hervorholte und dann in einer Liste damit irgendetwas suchte.

»Ja genau, guten Tag«, antwortete Justus, der am Morgen der Show von zu Hause aus kurz im Sender angerufen hatte, um sich noch einmal zu vergewissern, dass es mit dem Termin auch seine Richtigkeit hatte. Dabei hatte er sich und auch Peter und Bob in groben Zügen beschrieben, damit man sie in dem Andrang vor der Türe gleich erkannte und sie durchwinken konnte.