Die Dreigroschenoper. Königs Erläuterungen. - Rüdiger Bernhardt - E-Book

Die Dreigroschenoper. Königs Erläuterungen. E-Book

Rüdiger Bernhardt

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Beschreibung

Königs Erläuterung zu Bertolt Brecht: Die Dreigroschenoper - Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben. In einem Band bieten dir die neuen Königs Erläuterungen alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Das spart dir lästiges Recherchieren und kostet weniger Zeit zur Vorbereitung. Alle wichtigen Infos zur Interpretation. - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Aufbau, Personenkonstellation, Stil und Sprache bis zu Interpretationsansätzen - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download ... sowohl kurz als auch ausführlich. - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor und Analyse zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick - ideal auch zum Wiederholen. ... und klar strukturiert. - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen ermöglichen dir eine bessere Orientierung. - Klar strukturierte Schaubilder verdeutlichen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. ... mit vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.

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Veröffentlichungsjahr: 2017

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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN

Band 333

Textanalyse und Interpretation zu

Bertolt Brecht

DIEDREIGROSCHENOPER

Rüdiger Bernhardt

Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen

Zitierte Ausgabe: Bertolt Brecht: Die Dreigroschenoper. Nach John Gays „The Beggar’s Opera“. Berlin: Suhrkamp Verlag, 44. Aufl. 2015 (edition suhrkamp 229).

Über den Autor dieser Erläuterung: Prof. Dr. sc. phil. Rüdiger Bernhardt lehrte neuere und neueste deutsche sowie skandinavische Literatur an Universitäten des In- und Auslandes. Er veröffentlichte u. a. Studien zur Literaturgeschichte und zur Antikerezeption, Monografien zu Henrik Ibsen, Gerhart Hauptmann, August Strindberg und Peter Hille, gab die Werke Ibsens, Peter Hilles, Hermann Conradis und anderer sowie zahlreiche Schulbücher heraus. Von 1994 bis 2008 war er Vorsitzender der Gerhart-Hauptmann-Stiftung Kloster auf Hiddensee. 1999 wurde er in die Leibniz-Sozietät gewählt.

Hinweis: Die Rechtschreibung wurde der amtlichen Neuregelung angepasst. Zitate von Bertolt Brecht müssen aufgrund eines Einspruches in der alten Rechtschreibung beibehalten werden.

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.

1. Auflage 2017

ISBN 978-3-8044-7036-1

© 2017 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelabbildung: Ulrich Tukur als Mackie Messer in einer Inszenierung der Dreigroschenoper am St. Pauli Theater Hamburg 2003/04 © ullstein bild – AP

Hinweise zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.

Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).

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INHALT

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

2. Bertolt Brecht: Leben und Werk

2.1 Biografie

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Zwischen Expressionismus und Neuer Sachlichkeit

Vor der Weltwirtschaftskrise 1929 – Brechts ästhetisches Konzept

Polemik gegen die Händel-Renaissance?

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

Die Dreigroschenoper im Umfeld des epischen Theaters

Zusammenhänge mit zuvor entstandenen Werken und Projekten

Werke im direkten Zusammenhang mit dem Stück

3. Textanalyse und -Interpretation

3.1 Entstehung und Quellen

Die Vorlage von John Gay

Die Bedeutung Villons

Wesentliche Veränderungen Brechts gegenüber John Gay

3.2 Inhaltsangabe

Vorspiel

1. Akt

2. Akt

3. Akt

3.3 Aufbau

Die Fabel

Die dramatische Struktur

Der Titel

Die Rolle der Moritaten, Songs und Balladen

Die Rolle der Musik

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

„Liebes“-Konflikt und Personenkonstellation

Jonathan Jeremiah Peachum

Macheath (Mackie Messer)

Jackie Brown (Tiger-Brown)

Polly Peachum

Lucy Brown

Die Spelunken-Jenny

Die Platte

Die Bettler

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen

3.6 Stil und Sprache

Die Stilebenen

Begriffe aus Bibel und Religion

Mittel der sprachlichen Verfremdung

Die Auswirkungen der Parodie

3.7 Interpretationsansätze

Querschnitt eines sozialen Gefüges

Die (noch) fehlende Alternative

Die Dreigroschenoper als Konflikt zwischen Mann und Frau

Die Regulation von Raub, Betrug und Geschäft

4. Rezeptionsgeschichte

Der schwierige Weg zur Uraufführung

Demaskierung oder Verklärung?

Die Verfilmung von 1931

Weitere Verfilmungen und Adaptionen

Der Plagiatsstreit mit Alfred Kerr

Rezeption bis 1945

Rezeption bis heute

Spätere Fortsetzungen und Variationen

5. Materialien

6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen

Aufgabe 1 *

Aufgabe 2 ***

Aufgabe 3 **

Aufgabe 4 **

Literatur

Zitierte Ausgabe

Weitere Quellen

Sekundärliteratur

1.Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

Damit sich jeder Leser in diesem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, folgt eine Übersicht.

 

Im 2. Kapitel wird Bertolt Brechts Leben beschrieben und auf den zeitgeschichtlichen Hintergrund verwiesen:

Bert(olt) Brecht lebte von 1898 bis 1956. Sein umfangreiches Schaffen umfasst alle literarischen Gattungen, seinen literarischen Durchbruch erlebte er 1924 in Berlin.

Nach Berlin kehrte er 1948 aus dem Exil zurück, in das er 1933 von den Nazis gezwungen wurde, und leitete seit 1949 gemeinsam mit seiner Frau Helene Weigel das weltberühmte Berliner Ensemble (BE), das seit 1954 ein festes Haus im Theater am Schiffbauerdamm bekam.

Ein sensationeller Welterfolg Brechts wurde die Dreigroschenoper (1928, mit der Musik von Kurt Weill); sie richtete sich polemisch gegen die „kulinarische Oper“, wirkte jedoch entgegen Brechts Absicht ähnlich wie diese.

Die Dreigroschenoper gehört zu den sozialkritischen, antikapitalistischen Werken Brechts und richtet sich vor allem gegen das Bürgertum.

Im 3. Kapitel werden eine Textanalyse und -interpretation geboten.

Die Dreigroschenoper – Entstehung und Quellen:

Brechts Mitarbeiterin Elisabeth Hauptmann wurde 1927 auf Londoner Aufführungen von John Gays The Beggar’s Opera (1728) aufmerksam und übersetzte das Werk.

Die Dreigroschenoper wurde Brechts erste Auftragsarbeit (für den Theaterdirektor Ernst Josef Aufricht, zur Eröffnung des Theaters am Schiffbauerdamm, Berlin) und entstand 1928, gemeinsam mit der Musik Kurt Weills.

Dichtungen von François Villon und Rudyard Kipling wurden dabei von Brecht ebenfalls verwendet.

Inhalt:

Der Bettlerkönig Peachum betreibt in London ein Geschäft, das Betteln mit Betrug und Manipulationen zum durchorganisierten Wirtschaftszweig entwickelt. Das Geschäft scheint bedroht, als seine Tochter Polly sich mit dem legendären Gangster Macheath (genannt Mackie Messer) eingelassen hat. Bei der Hochzeit von Polly und Macheath stellt sich auch Londons oberster Polizist, Tiger-Brown genannt, ein. Er und Mackie kennen sich aus der gemeinsamen Soldatenzeit in Indien. Peachum will Mackie beseitigen, denn dessen Verbrechen lenken die Aufmerksamkeit auch auf seine Bettler, und durch Polly bekommt Macheath Einblick in Peachums Geschäfte. – Mackie flieht, nachdem Polly das Geschäft übernommen hat. Doch geht er, wie immer donnerstags, zu seinen Huren und wird von ihnen an die Polizei verraten. Lucy, Browns Tochter, auch eine Geliebte Macheath‘, verhilft ihm zur Flucht; Peachum droht Brown daraufhin, die in London bevorstehenden Krönungsfeierlichkeiten mit seinen Bettlern zu stören. Mackie, der erneut zu seinen Huren geht, wird deshalb auf Browns Befehl wiederum verhaftet und in die Todeszelle gebracht. Doch findet die Hinrichtung nicht statt; ein reitender Bote der Königin verhindert sie und verkündet gleichzeitig Mackies Erhebung in den erblichen Adelsstand samt Rente und Schloss.

Chronologie und Schauplätze:

Der Schauplatz ist das verrufene Soho in einem fiktiven London; die Akteure sind vor allem Verbrecher, Bettler und Huren. Die im 18. Jahrhundert John Gays praktizierten moralischen Grundsätze hatten sich, wie Brecht glaubte, seither wenig geändert, und so sind die „soziologischen Anlässe“ (Brecht)[1] zwischen dem fiktiven London von 1728 bei Gay und dem realen Berlin in der Weimarer Republik von 1928 bei Brecht einander ähnlich.

Aufbau:

Die Fabel bezog Brecht im Wesentlichen von John Gay; den Konflikt zwischen Peachum und Macheath verschärfte er. Allerdings gibt es Unterschiede zwischen den Fassungen von 1928 und 1932.

Das Werk ist ein „Versuch im epischen Theater“ und weist Verfremdungseffekte (V-Effekte) auf, die allerdings in einen aristotelischen, also traditionell klassischen Ablauf eingefügt wurden.

Die dramatische Struktur besteht durchgängig aus einem Oben und einem Unten, die gegenseitig durchlässig und austauschbar sind. Es dominiert der Gegensatz von hohem Anspruch (Oper) und polar entgegengesetzter Gossenterminologie (Bettler, Huren).

Die Parallelität von Text und Musik war für Brecht Anlass, in der Dreigroschenoper „den Urtypus einer Oper“ zu sehen, sie wird jedoch wesentlich von Songs bestimmt, die zu den vielfach eingesetzten parodistischen Mitteln gehören.

Personen:

Die Hauptpersonen sind:

 

Jonathan Jeremiah Peachum

Geschäftsmann und „Bettlerkönig”,

strebt nach Herrschaft und Macht,

ein „Schurke im Sinn des älteren Theaters“.

Macheath

genannt Mackie Messer, ca. 40 Jahre,

ein bekannter Krimineller in Soho,

führt seine Bande wie ein Gewerbe,

repräsentiert den Bürger.

Brown

genannt Tiger-Brown, ca. 40 Jahre

befreundet mit Macheath,

sozial als Polizist der Gegensatz zu Macheath, dem Verbrecher,

beteiligt an dessen illegalen Geschäften, daher erpressbar.

Polly Peachum

die ca. 18-jährige[2] Tochter des Bettlerkönigs,

gehört für Peachum zu seinem Betriebskapital,

ihre Liebe zu Macheath ist vorurteilslos,

Widersacherin von Lucy.

Lucy Brown

die ca. 18-jährige Tochter des Polizeipräsidenten,

Geliebte des Macheath,

befreit ihn nach der ersten Verhaftung aus dem Gefängnis,

bestreitet mit Polly den „Kampf um das Eigentum“: Macheath.

Die Spelunken-Jenny

hat eine Parallele in der Songgestalt der Seeräuber-Jenny,

erfahrene ältere Hure,

Macheath war ihr Zuhälter.

Die Platte

österr. Bezeichnung für eine Bande, hier: Verbrecher,

es „sind natürlich gesetzte Männer“,

zeigen „die Nützlichkeit bürgerlicher Tugenden“.

Die Bettler

eine weitgehend anonyme Masse,

nur teilweise die „Armen“, tatsächlich manipuliert,

sind zu kriminellen Machenschaften bereit.

Stil und Sprache Bertolt Brechts:

Das Werk besteht aus einer balladenähnlichen Lyrik (mit Moritaten, Songs, Choräle u. a.)  und einer Prosa, zu der Dialoge, aber auch epische Vorwegnahmen (Überschriften und Spruchbänder) und Regieanweisungen gehören.

Drei Stilebenen bestimmen den sprachlichen Gesamtcharakter: die hohe Sprache einer sozialen Oberschicht, der Jargon der sozialen Unterschicht sowie Sprachmuster der Neuen Sachlichkeit. Die drei Stilebenen werden für die sprachliche Verfremdung verwendet.

Verschiedene Interpretationsansätze bieten sich an:

Das Stück bietet den Querschnitt eines sozialen Gefüges, der von Brecht kritisierten bürgerlichen Gesellschaft. Der Mensch lebt in dieser vorgestellten (bürgerlichen) Gesellschaft davon, dass er ständig „den Menschen peinigt, auszieht, anfällt, abwürgt und frißt“ (70).

Eine (sozialistische) Gesellschaftsalternative wie in späteren Stücken Brechts fehlt in der Dreigroschenoper noch.

Nach der Deutung John Fuegis steht im Zentrum des Stückes der Konflikt zwischen Mann und Frau, biografisch zwischen Brecht und Elisabeth Hauptmann.

Eine besondere Spannung ergibt sich aus dem Dreigestirn Macheath – Peachum – Brown. Durch Brown und seine Polizei wird die Zirkulation von Raub, Betrug und Geschäft reguliert.

Rezeptionsgeschichte:

Die Dreigroschenoper wurde 1928 uraufgeführt. Ihre Wirkung war von Beginn an überragend, fiel aber anders aus, als von Brecht beabsichtigt.

Der Theaterkritiker Alfred Kerr erhob kurz darauf Plagiatsvorwürfe, Brecht entschuldigte sich mit seiner „grundsätzlichen Laxheit in Fragen geistigen Eigentums“.

Die Verfilmung von 1931 wurde gegen Brechts Willen ein unpolitisches Unterhaltungsspektakel (vgl. Brechts Dreigroschenprozess, 1932).

Zur Systemkritik des Kapitalismus gelangte Brecht erst im Dreigroschenroman (1934).

1960 wurde das Stück von Erich Engel (dem Regisseur der Uraufführung) im Berliner Ensemble eindrucksvoll inszeniert.

Peter Hacks schrieb mit Polly oder Die Bataille am Bluewater Creek (1963) eine Fortsetzung, Lars von Trier ließ sich für seinen Film Dogville (2003) von Brechts Stück anregen.

Das Stück ist bis heute eines der erfolgreichsten Werke der deutschen Theatergeschichte (z. B. 70 000 Zuschauer bei Karl Maria Brandauers Inszenierung von 2006 mit dem Toten-Hosen-Sänger Campino in der Hauptrolle).