Die Drillinge Robinson - Rainer Maschke - E-Book

Die Drillinge Robinson E-Book

Rainer Maschke

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Beschreibung

Das vorliegende Buch handelt von einer Familie mit Drillingen in Bad Homburg v.d.H. Als die Familie eine größere Schiffsreise im Pazifik unternahm waren sie leidige Zeugen wie ihr Schiff durch eine Havarie innerhalb kürzester Zeit sank. Die drei Drillinge wurden nach der lebensbedrohlichen Katastrophe getrennt und fanden ihr neues Leben auf zwei Inseln und Bad Homburg. Nach vielen Jahrzehnten der Sehnsucht nach den Brüdern haben sich glückliche Zufälle ergeben. Jeder der Drillinge hat ein völlig ungewohntes und anderes Leben bis dahin geführt. Für die drei war das Leben von Glücksgefühlen im Überleben und von Unfällen bis zu Depressionen begleitet. Sie lebten in drei völlig unterschiedlichen politischen Welten.

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Inhalt

Bemerkung

Vorgeschichte

Kindheit und Jugend der Drillinge

Das Unglück

Ruth, Wolfgang und James

Louis

Nils

Zwei Monate nach dem Unglück

Folgendes Jahr von Ruth, Wolfgang und James

Folgendes Jahr von Louis

Folgendes Jahr von Nils

Folgendes Jahr nach dem Unglück

Folgende 10 Jahre von Ruth, Wolfgang und James

Folgende 10 Jahre von Louis

Folgende 10 Jahre von Nils

Folgende 10 Jahre nach dem Unglück

Viele Jahre später für Ruth, Wolfgang und James

Ein kleiner Teil der wesentlichen Merkmale

Religion

Bevölkerung, Menschen, demografischer Wandel

Volkswirtschaft, Zahlungsmittel, EU

Politik, Regierung, Demokratie

Medizin und Pharma

Justiz, Kriminalität und Waffen

Wohnen und Gebäude

Physik, Technik, Informatik, Wetter und Internet

Finanzen und Zahlungsmittel, Geldpolitik

Energie

Wandel der Erde

Ausbildung, Schulen und Universitäten

Lebensmittel

Mode, Kleidung, Essen

Verkehr und Transport

Altersversorgung, Sozialsystem, Vermögen

Viele Jahre später für Louis

Viele Jahre später für Nils

Nils und Louis

Nils, Louis und James

Eine Meinung aus dem Jahre 2017

Fazit

Bemerkung

Die folgenden Geschichten sind frei erfunden, dies betrifft Personen, ebenso wie Zeiten, politische und soziale Hintergründe. Die Geschichtsteile, die in der Zukunft spielen beinhalten dennoch aus meiner Sicht als Autor einen gewissen Grad an Realität. Es handelt sich dabei um Szenarien, die vorstellbar sind, aber so nicht eintreten müssen. Da wir zwar alle den Begriff „Prophet“ kennen, wissen wir auch, dass man zukünftige Ereignisse erahnen, aber nicht vorhersagen kann. Mancher zweibeinige Vertreter der Gattung Mensch glaubt aber ohne genügend Weitblick und Tiefgang die Zukunft anderen vorbeten zu können. Wieso fällt mir dazu gerade die aktuelle Politik ein? Nun zu meinen Geschichten. Wenn dem Leser der veröffentlichte Artikel von James zu belastend wirkt, so möge er die Themen nach seinen Interessen gewichten und lesen.

Vorgeschichte

Ruth Bellinghof, eine gebürtige US-Amerikanerin aus San Francisco, machte im Dezember 1999 drei Wochen Urlaub auf der Nordseeinsel Juist. Da fragt man sich, wie kommt eine Amerikanerin dazu auf einer international unbekannten deutschen Insel drei Wochen Entspannung zu suchen. Nun – Ruth’s verstorbener Großvater war gebürtiger Insulaner, er war Juister. Mit 25 Jahren zog es ihn in die Ferne, erst zur Freiheitsstatue, dann zu Ellis Island um zwei Tage später endlich in New York anzukommen. Ruth wurde von ihrer sentimentalen Ader angetrieben den Geburtsort ihres geliebten Großvaters kennen zu lernen. Sie hatte gerade ihr Studium der Germanistik an der „State University of New York“ beendet. Ihr kam natürlich sehr zu Gute, dass sie fast perfekt Deutsch sprach und somit keinerlei Hemmungen zeigte sich in Deutschland zurecht zu finden. Etwas ungewöhnlich schien es doch ausgerechnet im Winter auf einer „Sommerinsel“ sich die Zeit zu vertreiben. Die Entscheidung war soweit schon verständlich, denn am Ende des Urlaubes auf Juist fuhr Ruth mit der Bahn weiter nach Kitzbühel. Dort traf sie Freunde um in den Alpen Ski zu laufen. Sie schätzte sich als eine mittelmäßige Skiläuferin ein, und dies war der Grund sich einer Skischule anzuschließen. Mit ihren Freunden, es waren drei, feierte sie im Hotel „Tenne“ Weihnachten und Silvester. Am 2. Januar 2000 wurde sie in der Skischule in eine bessere Gruppe eingeteilt, weil sie doch besser fuhr als sie vorgab. Damit begann eine lange Geschichte.

In diese Gruppe wurde Wolfgang Robinson aus Bad Homburg eingegliedert, für Ruth ein affektierter Fatzke. Aber Wolfgang bemerkte sofort Ruth und konzentrierte seine Aufmerksamkeit nur auf diese hübsche Amerikanerin. Für Wolfgang bot sich eine Flirtfläche mit einem noch fahlen Beigeschmack. Wolfgang war verheiratet, und das pikanteste, seine Frau war auch in der Skischule, eine Klassifizierung unter ihm. Es ergab sich eine Situation, die gar nicht mal so ungewöhnlich ist, war aber mit Ecken und Kanten gespickt. Ruth wusste nichts davon und zeigte Interesse an dem „noch“ Fatzke.

Die Fakten waren: Ruth hatte kürzlich eine Beziehung beendet, Wolfgang war noch unentdeckt verheiratet, beide zeigten Interesse für einander. Dies mag man durchaus als schwierige Ausgangslage bezeichnen. Der Fairness wegen sollte man die Hintergründe von Wolfgangs Ehe erläutern. Zu diesem Zeitpunkt war Wolfgang fünf Jahre verheiratet und lebte mit seiner damaligen Frau in Trennung, eine Trennung im beiderseitigen Einvernehmen.

Magnetischerweise standen und saßen Ruth und Wolfgang immer zusammen, nicht nur während der Skischule. Sie wohnten in unterschiedlichen Hotels, trafen sich aber abends nach dem Abendessen. Wolfgangs Nochfrau verbrachte die Abende mit ihrer Skitruppe. Ruth und Wolfgang besuchten vor dem Abendessen im Hotel, man kann sagen regelmäßig, in voller Skimontur eine Bar. Sie verknoteten ihre Beine so, dass sich die Skischuh-Schnallen so verhakten, dass Dritte helfen mussten. Das war nicht so sehr peinlich, denn niemand kannte die beiden. Immer wenn Wolfgang sein viertes Bier verkostet hatte, dann war der Ruf nach der Porzellan-Abteilung groß, das Entknoten musste also zügig von statten gehen. Bei Regen abends spazieren zu gehen störte beide überhaupt nicht. Beide versuchten Wolfgangs Nochfrau aus dem Weg zu gehen, nicht ohne Grund. Auch wenn einvernehmliche Trennung geplant war konnte sich durchaus ein Eifersuchtsszenario entfachen. In Kitzbühel kann man sich nicht immer aus dem Weg gehen. So geschah dann folgendes im Shizzo:

Die freundliche Skischule bat alle Schüler an einem Abend in die Diskothek im Keller des Shizzo. Wolfgang war Schüler, Ruth war Schülerin und die Nochfrau von Wolfgang war Schülerin - das nur zur Feststellung einer Situation. „Wolfgang, jetzt musst Du Ruth alles erzählen“ sagte er zu sich, sonst wird ein kleines Liebespflänzlein sofort zerstört. Wolfgang war nicht feige, und es war ihm wichtig klare Verhältnisse zu offerieren und er schaffte Klarheit. Dies hat Ruth, wie man verstehen kann, nicht euphorisch werden lassen. Sie hat aber auch keine Rückzugszeichen signalisiert. Sie dachte sich: „Kann ich dem glauben oder will der nur einen kurzen und unverbindlichen Urlaubsflirt?“.

Am Abend in der Diskothek machten Wolfgang, Ruth und Wolfgangs Nochfrau verständlich lange Gesichter. Trotz einem gewissen Geknister in den Gemütern der Drei verlief der Abend ohne Zwischenfälle. Alle Drei waren nun informiert.

So kam dann für alle der letzte Skitag. Ruth und Wolfgang wollten an diesen Tag alleine auf die Piste, alleine den Tag verbringen - sie fuhren den Sonnenrastlift und dies mehrfach. Wolfgang war objektiv gesehen in Vergleich zu Ruth der schlechtere Skiläufer, sie ließ es ihn aber nicht merken. Der Ex-Fatzke musste an diesem Tag nochmal richtig zeigen was er skitechnisch zu bieten hat. Immer vorneweg in auffälliger Breitbeinspur geschah dann etwas lustiges, wie auch tragisches: Wolfgangs Skier verkanteten sich, es hob ihn von der Piste und bettete ihn sehr unsanft nach einigen Metern auf dem Schnee. „Mein Herz ist gebrochen oder zerrissen!“, meine Wolfgang. Es waren lediglich Brustprellungen, allerdings sehr schmerzhafte. Beide fuhren, soweit dies für Wolfgang möglich war, zur nächsten Hütte. Dann schmerzte das rechte Handgelenk und Ruth zeigte ihre soziale Ader. Sie wickelte um das Handgelenk von Wolfgang einen Schal mit Schnee. Für Wolfgang war eine dritte Schmerzquelle zu spüren, Kälte schmerzt auf Dauer. Nun fuhren beide mit der Hahnenkammgondel ins Tal. Wolfgang war, vor dem Unfall, mit einem Auto an die Talstation gefahren und musste nun auch wieder in die Hotelgarage zurück. Hier zeigte sich schon zwischen Ruth und Wolfgang ein später bleibender Teamgeist. Wolfgang lenkte mit einer Hand, er gab Gas, bremste und kuppelte, Ruth durfte schalten. Dies hat recht gut und problemlos funktioniert.

Nach dem letzten Abendessen im Hotel besuchte Wolfgang Ruth in ihrem Hotel. Sie setzten sich an die Bar und baten den Barkeeper um einen Sektkühler mit Eis, damit sollte die Hand gekühlt werden. Auch dies schmerzte so sehr, dass Wolfgang es vorzog ohne Eis die nächsten Stunden zu überleben. Nachdem die Schmerzen immer unerträglicher wurden fuhren Ruth und Wolfgang mit einem Taxi in ein nahegelegenes Hospital. Der diensthabende Arzt sagte als er von der Entwicklung der Röntgenbilder zurückkam: „gebrochen“. Wolfgang wurde Gips angelegt und Schmerztabletten verordnet. Ruth und Wolfgang verabschiedeten sich mit dem beiderseitigen Wunsch sich wieder zu sehen. Sie hatte Tränen in den Augen und er konnte nicht reden. Das war nicht so einfach, Ruth lebt seit wenigen Monaten wieder in San Francisco und Wolfgang in Bad Homburg. Wolfgang hat auch schon während des Skiurlaubes, am vorletzten Tag, Ruth einen langen Brief geschrieben und nach San Francisco geschickt. Diese Beziehung war ihm wichtig. Am nächsten Tag fuhr Ruth zum Airport Zürich und Wolfgang mit seiner Nochfrau nach Bad Homburg. Wolfgang dachte stündlich an Ruth und Ruth dachte ebenso oft an Wolfgang. Es war Mitte Januar 2000.

Wolfgang und Ruth telefonierten täglich mit folgenden monatlichen Kosten über umgerechnet eintausend DM pro Person. Ruth hatte direkt nach ihrem Studium sich zur befristeten Anstellung an einem College verpflichtet. Die Ausübung ihres Berufes machte ihr Spaß, zumal sie die Gabe besaß ihre Schüler begeisternd mitzureißen. Sie verstand es die deutsche Geschichte wertfrei und realistisch zu vermitteln. Man nahm ihr die Vorlesungen ab. Sie zog in ein Haus mit etwa zwölf Parteien, alle Eigentümer und Mieter waren ihr wohlgesonnen, denn sie war freundlich und höflich. Nur einem Stinkstiefel gefiel dies nicht, weil ihm die fröhliche Natur von Ruth störte. Er war eben ein Stinkstiefel, der Ruth das unbeschwerte Wesen neidete. Ruth wurde auch von einigen Mitbewohnern gerne eingeladen, man konnte fast meinen, dass man sich mit dem fröhlichen Wesen von Ruth schmückten wollte. Soweit zu Ruths Hintergründe in San Francisco.

Wolfgang besaß ein Unternehmen der IT-Branche in Bad Homburg. Seine Kernkompetenz waren Software- Entwicklung und System-Analyse, sicherlich für den einen oder den anderen ein trockenes berufliches Betätigungsfeld. Aber dadurch war er geschult mit Weitblick und Tiefgang die zu lösenden Aufgaben anzugehen. Durch die Tätigkeit des Entwickelns müssen zukünftige Ereignisse hochgradig sicher erahnt werden. Er beschäftigte fünfzehn Mitarbeiter, die im Wesentlichen in der IT-Entwicklung tätig waren. Seine Nochfrau war ebenfalls selbständig und lebte seit etwa einem Jahr ihr eigenes Leben.

Ruth und Wolfgang mussten sich wiedersehen, sie hatten Sehnsucht nacheinander. Für beide war die lange Flugreise über den Teich und über Nordamerika nicht ganz so einfach, von den Kosten einmal ganz abgesehen. Hin- und Rückflug nahmen mindestens zwei Tage in Anspruch, dazu kam noch der Jetlag mit Schlafstörungen, Müdigkeit und Schwindelgefühl. Das fliegende Personal gewöhnte sich daran, aber nicht Ruth und Wolfgang. Daher mussten die gegenseitigen Besuche schon einige Tage in Anspruch nehmen, um eine angenehme und harmonische Zweisamkeit genießen zu können.

Wolfgang lernte in San Francisco den Freundeskreis von Ruth kennen. Er war kritisch und mit leichter Eifersucht behaftet. So umgänglich wie Ruth selbst war, so war es auch ihr Freundeskreis. Nach einigen Besuchen fühlte sich Wolfgang wohl, denn er wurde immer herzlich aufgenommen.

Auch Ruth lernte in Bad Homburg den Freundeskreis von Wolfgang kennen. Wobei Wolfgang Wert darauf legte, dass der Bezug zu seiner Nochfrau nicht zu deutlich in den Vordergrund rückte.

Was unternahmen die beiden bei ihren Besuchen in San Francisco und Bad Homburg außer Freunde treffen noch? Eines Tages rief Ruth Wolfgang an: „Wir sind schwanger!“. Alleine aus der Formulierung dieser Nachricht kann man erkennen, dass sich Ruth in der Beziehung mit Wolfgang sicher war. Wolfgang entgegnete nicht: „Ui“ oder „Poh“ oder „na ist ja ein Ding“, nein er antwortete ganz einfach „grandios, super, toll“ er war hin und hergerissen. Man bedenke, dass er mit seiner Nochfrau keinen Kinderwunsch hegte. Damit war der Nährboden für eine kleine Tragik, im Nachhinein Komödie gelegt.

In der kitzbüheler Skigruppe von Wolfgangs Nochfrau tummelte sich ein Bekannter aus San Francisco von Ruth, der bisher nicht in Erscheinung getreten war, ein weitläufiger Bekannter. Dies war im Skikurs allen hier vorgestellten Figuren durchaus bewusst, es wurde getratscht. Wolfgangs Nochfrau, entwickelte sich zu einem angespornten Detektiv mit unglaublichem Spürsinn. Die Trennung der Ehe war zwar klar brachte aber die Nochfrau, durch die Kenntnis der Schwangerschaft von Ruth, in extreme Kampfes- und Hass-Lust. Sie suchte und fand den Kontakt zu Ruths Bekanntem in San Francisco. Geschickt gewann sie ihn für ihre Interessen, Interessen an Informationen. Sie erfuhr fast alles von dem Plappermaul der Westküste.

Als sich Wolfgang und seine Nochfrau in der noch gemeinsamen Wohnung trafen, stellte sie ihn zur Rede. Wolfgang war sicher kein Weichei, aber er hatte noch nie so viel Hass in einem Gegenüber gespürt wie in diesem Moment. „Ich bring dich um!“ reichte, dass Wolfgang wortlos die Wohnung verließ und in einem naheliegenden Hotel Sicherheit suchte. Er hatte wirklich das Gefühl, wenn sie ein Messer in der Hand gehalten hätte, der Stich in Wolfgangs Körper wäre sicher gewesen. Dieser, ich nenne es mal, verständliche und nachvollziehbare Ausraster währte nicht lange an, weil sich für die Nochfrau von Wolfgang im gleichen Skiurlaub eine neue zarte Beziehung anbahnte. Diese Beziehung wurde später mit einem Eheversprechen vor einem Standesamt verfestigt.

Nach Einschätzung der Ärzte sollte das Kind von Ruth und Wolfgang im Januar des Folgejahres zur Welt kommen. Es war aber noch eine Hürde zu meistern, Wolfgang war noch verheiratet. Nun war Ideenreichtum und Tatkraft von Seiten Wolfgangs gefragt. Im Leben muss oft Glück mitspielen um beruflich oder privat voran zu kommen, so auch in diesem Fall. Ein halbes Jahr bevor Wolfgang Ruth kennen lernte, verkaufte er ein Haus in der Altstadt von Kronberg an einen Familienrichter, den er glücklicherweise aus Jugendzeiten noch kannte. Der Richter und Wolfgang verstanden sich gut, dafür sorgte Wolfgang. Der gesamte private Zusammenhang wurde von Wolfgang dem Richter auf den Tisch gelegt und Wolfgang fragte: „Kannst Du, ohne Dir weh zu tun, Einfluss nehmen, dass die Scheidung vor der Geburt meines Kindes erfolgt, vorher möchte ich auch noch heiraten?“. Ja, er konnte und tat es auch. Im Oktober wurde Wolfgang geschieden, nachdem er durch eine Finanzspritze an seine Nochfrau ihr Einverständnis erwirkte - die Rentenfrage wurde abgekoppelt. Im November heirateten Ruth und Wolfgang, im Januar fand die Geburt statt. Die Ultraschalluntersuchung in bereits frühem Stadium der Schwangerschaft zeigte, dass nicht ein Lebenszeichen, sondern drei deutlich zu erkennen waren.

Kindheit und Jugend der Drillinge

Ende Januar 2001 wurden James, Louis und Nils in einer Kronberger Privatklinik geboren. Mutter und Kinder waren gesund und wohl auf. Fast alle Mitglieder aus Ruths und Wolfgangs Familien kamen nach Kronberg um die junge Großfamilie zu beglückwünschen. Presse und regionaler Rundfunk baten um Interviews, die auch von Ruth und Wolfgang gewährt wurden. Die Geburt verlief bei den beiden ersten Kindern problemlos, nur das dritte Kind musste mit der Saugglocke geholt werden. Eine Woche verbrachte Ruth mit ihren Drillingen in der Klinik. Drillinge haben Seltenheitswert, daher bot die Klinikleitung Ruth mehr als die übliche Unterstützung an.

Wolfgang traf in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft Vorkehrungen, denn die bisherige Wohnung war für fünf Personen ganz klar zu klein. Er kaufte ein Haus am Rande des Hardtwaldes in Bad Homburg und lies es kindergerecht renovieren. Dann kam der Tag an dem Wolfgang Ruth und die Drillinge ins neue Heim holte. Die Großeltern überschlugen sich und konkurrierten um die Hilfsbereitschaft. Zu viel Hilfe kann durchaus auch als lästig empfunden werden. Wolfgang stand zur Abholung ein 911er und ein Mitsubishi Pajero zur Verfügung. Natürlich entschied er sich für den Pajero, dieser Wagen war wie geschaffen für die fünf.

Er fuhr aufgeregt von Bad Homburg nach Kronberg in die Klinik. Bei seiner Ankunft war alles vorbereitet, Ruth war schick angezogen und jedes Baby in einem eigenen Körbchen, leicht und sicher zu transportieren. In Bad Homburg angekommen überkam Ruth und Wolfgang immer mehr ein Gefühl der Verantwortung und die Sorge mit der Ernährung der Drillinge. Ruth wollte stillen und sie stillte, aber sie musste Futter für drei produzieren, mit zwei Brüsten. Ein Zufüttern war unumgänglich, eine Amme war unüblich.

Die ersten Nächte und die vielen folgenden brachten keinen ausruhenden Schlaf für Ruth. Es klingt sehr gefühllos, aber die Familie musste ernährt werden, dies geht nur mit Geld und Wolfgang musste Geld verdienen. Nach zwei bis drei Wochen hat sich das Quintett langsam eingespielt, sehr anstrengend für Ruth, denn sie hatte in dieser Zeit noch keine Haushaltshilfe. Das musste sich dringend ändern bei drei Rackern die zu unterschiedlichen Zeiten nach Futter verlangten.

Frau Beckmann wurde halbtags als Haushaltshilfe engagiert, Ruth spürte Entlastung und Wolfgang hatte nun mehr Spielraum für seine Firma. Der Schlafmangel konnte erst nach etwa zwei Jahren einigermaßen in die Normalität geführt werden. Dann konnten auch die Drillinge schon laufen. Während Ruth in den Kinderzimmern alles schön aufräumte chaotisierte James die Ordnung, im gleichen Zeitraum prügelten sich Louis und Nils im Badezimmer. Obwohl das Privat- und Liebesleben von Ruth und Wolfgang gegen Null verlief, blieb es bei dem liebevollen Umgang der fünfen untereinander. Natürlich krachte es hin und wieder, dies war nur natürlich und verständlich.

Nach drei Jahren stellte sich die Frage nach einem neuen „Windelbomber“. Dieses Mal entschied man sich für einen VW Bulli, groß, geräumig und insgesamt ideal für fünf Personen. Der erste gemeinsame Urlaub stand bevor. Wohin? Nach Juist, natürlich. Die Fahrt von Bad Homburg nach Juist dauerte mit zwei Pausen etwas über sechs Stunden. Beachten mussten die Eltern, dass Juist in der Nordsee liegt und den Gezeiten ausgesetzt war. Man konnte nur ein -oder zweimal pro Tag mit der Fähre die Insel erreichen. Da Juist autofrei ist, was wegen der Kinder als sehr angenehm empfunden wurde, musste in Norddeich Mole ein Parkplatz gefunden werden. Immer wieder hörte man von Wolfgang „… dieses Gepröttel …“.Für die Eltern reichten zwei mittelgroße Koffer, für die Drillinge waren drei große Koffer notwendig, dazu noch Kinderwagen und Rädchen. Stress blieb in diesen Situationen nicht aus.

Alle Koffer und Kinderutensilien wurden in einem an Land befindlichen Container verstaut. Das Handgepäck nahm man mit an Bord. Als Außenstehender gesehen war James ein aufgeweckter und lustiger Junge. Aus Sicht der Eltern hätte man James Kiel holen können. Was war geschehen. Ganz einfach und schnell, James nahm die Handtasche von der Mami, kletterte auf die Bank der Fähre und schleuderte die Tasche außenbords. Die Tasche war für einen kleinen Racker wie James schwer und wurde noch schwerer. Den Rest dieser kleinen Impression kann sich der Leser vorstellen. Die Zuschauer öffneten ihre Münder vor Staunen, die Eltern kreischten. Es bewegten sich mit der Anziehungskraft der Erde Ausweise, Tickets, Bestätigungen, Geld und andere wichtige Dinge in Richtung Wasser. Es machte Platsch und die Handtasche bewegte sich mit sechs Knoten vom Schiff wer. Oft zeigt sich im Unglück auch hin und wieder das Glück. Auf einem naheliegenden Polizeiboot lächelten zwei Polizisten, starteten geschwind den Motor und zogen mit einem Bootshaken die Tasche aus dem Wasser. Sie gingen längsseits an die Fähre übergaben das nasse Bündel und wünschten viel Glück. Außer der Handtasche konnte der gesamte Inhalt, jetzt mit Wasserzeichen versehen, gerettet werden.

Als die Fähre Juist erreichte und alle von Bord gingen lächelte Ruth in einer sentimentalen Weise, ein kleines Tränchen konnte man erkennen. Eine bestellte Pferdekutsche vom Strandhotel Juist stand bereit und das Gepäck wurde schnell verstaut. Wolfgang und Ruth besuchten zum ersten Mal dieses schöne und edle Hotel. Eine große Suite mit viel Platz und einer Terrasse zur See hin war für Klein und Groß wunderschön. Es war mittlerweile fast zwanzig Uhr, das Abendessen stand bevor, glücklicherweise im Restaurant des Hauses.

Am nächsten Morgen schlenderten alle fünf nach dem Frühstück im Hotel zum Strand. Die erste Handlung auf dem schönen weißen Juister Sand war das Mieten eines Strandkorbes. Natürlich gab es hier keine normale Erholung für Ruth und Wolfgang. Sternförmig vergrößerten die drei Racker die Entfernung zum Zentrum, dem Strandkorb. Wenn Kinder nicht schwimmen können, und unsere Drillinge konnten noch nicht schwimmen, dann ist größte Vorsicht in Wassernähe geboten. Zwar hatten die Drillinge Respekt vor den Wellen, aber dieser legte sich im Verlauf des Urlaubes.

Eines Tages, es war beispielhaft schönes Wetter, gingen Wolfgang und Nils um die Mittagszeit vom Strand in die Strandstraße um dort Fisch- und Krabbenbrötchen zu kaufen. Denn alle fünf mochten Fisch und Krabben. Nils nahm sein Brötchen in die Hand, die anderen Brötchen wurden in einer Tüte verpackt. Wolfgang und Nils verließen gerade das Fischgeschäft, da flog von hinten kommend eine Möwe gezielt auf Nils zu. Das Ziel der Möwe war natürlich Nils Krabbenbrötchen. Mit dem linken Flügel bekam Nils einen Klapps und mit dem Schnabel krallte sich die Möwe das Brötchen. Es dauerte drei Sekunden und Nils weinte los. Einige Passanten staunten, andere lachten. Als Betrachter und Außenstehender war es auch zum Lachen. Wolfgang beruhigte Nils und kaufte ihm noch ein Krabbenbrötchen, somit war die Welt wieder in Ordnung und der Kleine konnte über sich selbst lachen. Da der kleine Nils schon sprechen konnte, plapperte er, als der Strandkorb immer näher kam, ohne Unterbrechung, welch ein mutiger Bursche er sei.

Die Heimreise nach Bad Homburg verlief unkompliziert und flott. Für Ruth und Wolfgang war der Urlaub auf Juist nur bedingt erholsam. Schnell forderte der Alltag in der kleinen Großfamilie wieder Raum. Die folgenden Jahre verliefen ohne nennenswerte Unglücke, bis auf einen Armbruch von Louis durch einen Sturz mit dem Fahrrad.

Die Drillinge feierten ihren sechsten Geburtstag und wurden eingeschult. Großeltern, Onkel, Tanten und nahestehende Verwandte waren zugegen als die drei Buben mit Schultüten bewaffnet den ersten Schultag erlebten. Alle drei wurden einer gemeinsamen Klasse zugeordnet. Dies hatte schon Vorteile im Laufe der Schulzeit. Wenn einer der Drei bedroht wurde, standen mindestens die anderen zwei parat. Die Drillinge waren eineiig und optisch, sowie auch vom Wesen her sehr ähnlich. Dies machte den Lehrern oft zu schaffen. Einmal klebte James unter dem Lehrerpult einen Handkäse an. Für den Nicht-Hessen sei hier erwähnt, dass der Handkäse die Eigenart hat nach einer gewissen Reifezeit kräftig zu riechen und dann zu stinken. So geschah es bei Lehrer Hülzel. Da James des Öfteren durch derartige Eskapaden auffiel stand er bei Lehrer Hülzel wegen des Handkäses im Visier, natürlich zu recht. James wurde zur Rede gestellt. In diesem Moment kam Louis hinzu und sagte zum Lehrer: „Ich war es!“. Dadurch lenkte sich der Fokus des Lehrers auf Louis. Nils kam hinzu und sagte: „Ich war es!“. Die Drei tricksten ganz einfach den Lehrer nach einer bekannten Technik aus. Eine Sanktion, in welcher Form auch immer, erfolgte nicht. Nach dem Wechsel auf das Kaiserin- Friedrich- Gymnasium in Bad Homburg machten die Drillinge 2017 ihr Abitur, und dies auch mit kleinen Tricks.

James entschied sich für das Jura-Studium, Louis und Nils bevorzugten Human-Medizin. Im Jahr 2020 einigten sich Ruth, Wolfgang und die Drillinge darauf gemeinsam in den Semesterferien eine Schiffsreise im Pazifik anzutreten, und so geschah es.

Das Unglück