Die fitten Jahre sind vorbei - Austrofred - E-Book

Die fitten Jahre sind vorbei E-Book

Austrofred

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Beschreibung

Wenn vom Austrofred die Rede ist, dann geben sich automatisch die Superlative die Türklinke in die Hand: der Größte, der Härteste, der Stimmgewaltigste, der Meistgeklickte, der liebestechnisch Robusteste. Aber – und das hat der oberösterreichische Rock-Tausendsassa in einer nachdenklichen Mittlebensphase erst lernen müssen: Es ist verdammt lonely at the top. Also hat er sich entschlossen, in einen ehrlichen, offenen und menschlichen Kontakt mit seinen Fans einzutreten. Was treibt sie? Was bewegt sie? Was erwarten sie vom Leben? Was essen sie als Beilage? Dieses Buch ist Zeugnis des mutigen Experiments: Die intimen Fragen seiner Fans und die offenherzigen und ehrlichen Antworten des Show-Giganten bieten einen faszinierenden Blick hinter die Kulissen des Phänomens Austrofred. "Die fitten Jahre sind vorbei" ist ein einzigartiger Bericht aus dem Vorhof einer Performance-Macht und ein Geschenk des Champions an sich selbst.

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Seitenzahl: 203

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AUSTROFRED

DIE FITTEN JAHRE SIND VORBEI

AUSTROFRED

Die

fitten

Jahre

sind

vorbei

QUESTIONS und ANSWERS

Gedruckt mit Unterstützung der Stadt Wien, Kultur

Austrofred: Die fitten Jahre sind vorbei / Austrofred

Wien: Czernin Verlag 2021

ISBN: 978-3-7076-0732-1

© 2021 Czernin Verlags GmbH, Wien

Gestaltung: Klaus „Mitter Klaus“ Mitter

Foto Umschlag: Ingo Pertramer

Lektorat: Joe Rabl

Druck: EuroPB

ISBN Print: 978-3-7076-0732-1

ISBN E-Book: 978-3-7076-0733-8

Alle Rechte vorbehalten, auch das der auszugsweisen Wiedergabe in Print- oder elektronischen Medien.

Inhalt

Vorwort

2019

1 Routinen

2 Die fitten Jahre sind vorbei

3 Mondlicht, von Eisenstäben gebrochen

4 Wie ich einmal einen Oscar verliehen bekommen habe

5 Fleisch essen die Leute ja gern

6 Ja, bitte, mit wem denn?

7 Fairer Umgang mit Tieren

8 Bettenfrage

9 Schuhberatung

10 Senile Bettflucht

11 Geografie I

12 Geografie II

13 Ich bin ein emotionaler Mensch

14 Hin und wieder haut auch etwas nicht hin

15 Bezüglich Weltuntergang

16 Beer Price Riots

17 Pensionsvorsorge Musical

18 Insiderfrage

19 Doch ein Cordon?

20 Über den Niedergang der Kulturkritik

21 Eine Stehleiter auf dem Mount Everest

22 Der Körper merkt den Unterschied

23 Der Ficusflüsterer

24 Auf Schiene

25 Ein Mysterium

26 Erwachet!

27 Eine „Gratulation“

28 Reiseberatung

29 Professionalität an sich

30 E und U

31 Paparazzi

32 Performance und Hygiene

33 Wie schreibt man einen Welthit?

34 Kritisch nachgefragt

35 5000 Bierdeckel

36 Die Vögelein schweigen im Walde

37 Wo fängt der Künstler an? Wo hört er auf?

38 Im Rockmuseum

39 Der Arbeitsplatz des Performers

40 Austrofred4Kids

41 Learning English

42 Der Burner hat nicht gezündet

43 Trends im Dialektbereich

44 Wiedergeburt

45 Mit Würde und Anstand durchs Festival

46 Schifoan – das Leiwandste

47 Über Ernährung

48 Meine persönliche Pisa-Studie

49 Wespen und Voices

50 The Making of Stille Nacht

2020

51 Halleluja, halleluja, die Heilign Drei Kini san do!

52 Eine Bitte

53 Medizinische Empfehlungen für den

54 Strecken und dehnen

55 Brasilien

56 In der narrischen Zeit

57 Rock Aid

58 In einer anders narrischen Zeit

59 Ich schaue mir auf meine Sachen

60 Am Sonntag keine Zeit

61 Senf

62 Sissi

63 The Show Must Go On

64 Spitz oder Arsch

65 Das Groupie im alpenländischen Raum

66 Orakel

67 Wir busseln uns ab

68 Ich stehe in der Kälte und warte auf ein Taxi

69 Austro-Scheck

70 Elegant und diskret

71 Impfstoff

72 Die Erde ist rund?

73 Stars in der Waschanlage

74 Optimismus und Zuverdienst

75 Eine sinnstiftende Hand

76 Mein Traum

VORWORT

Liebe Leserinnen und Leser,

werte Fans,

nachdem ich dieses Buch ungern mit einem Satz beginnen möchte, in dem der grausame Begriff Midlife Crisis vorkommt, gehe ich es so an: Vor einiger Zeit habe ich – in einer vergleichsweise philosophischen Lebensphase, zu der ich mich durch meine mittlerweile quasi fortgeschrittenen Jahre genötigt gesehen habe – angefangen, dass ich einmal ein bisschen evaluiere, wo ich denn noch hinwill mit meinem Leben und mit meiner Karriere. Ich meine, an sich geht es mir ja gut, klar, ich habe ein hervorragendes Standing in der Branche, Konzerte in vollen Häusern etc. Aber ist es wirklich befriedigend, langfristig, ein anonymes Publikum allabendlich von oben herab zu berieseln und sich dann den Gagenkoffer zu schnappen, und pfiat eich? Wäre es nicht viel erfüllender, habe ich mich gefragt, in einen ehrlichen, offenen und menschlichen Dialog mit meinen Fans einzutreten? Was treibt sie an? Was bewegt sie? Was erwarten sie vom Leben? Was essen sie als Beilage? Ein halbes Bier später (in Kisten gerechnet) habe ich dann in einem sogenannten sozialen Medium, von dem ich weiß, dass viele von meinen Bewunderinnen und Bewunderern dort sinn- und hirnlos ihre Lebenszeit verplempern, folgenden Aufruf lanciert:

Passts auf, ich hab mir etwas überlegt: Ihr stellts mir eine Frage, was ihr schon immer über mich oder über euch oder über die Welt wissen wolltets & ich beantworte sie euch. Einfach Frage mit Namen & Wohnort [email protected]. Geht schon!

Ich habe nicht geahnt, was ich damit für eine Lawine quasi lostrete. Zwei ganze Jahre lang sind die Fragen nicht abgerissen.

Die Antworten natürlich auch nicht.

2019

1

Routinen

David Priglinger-S. aus Wien 15 schreibt: „Haben Sie, Herr Austrofred, eine morgendliche Routine?“

Lieber David,

wie jeder Künstler habe ich natürlich einen sehr straffen Zeitplan und fixe Routinen, anders wäre mein Beruf gar nicht möglich auf diesem Level, weil gerade in der Früh ist ja die kreative Energie besonders hoch und das muss man kanalisieren. Mein Autorenkollege Thomas Mann zum Beispiel hat jeden Tag von neun bis zwölf geschrieben, egal was, der war da beinhart. Wenn da ein Spezl gekommen ist und gesagt hat, geh Thomas, heute ist so ein schöner Wintertag, gehen wir Eisstockschießen, hat der Thomas Mann gesagt, nix da, geschrieben muss werden, komm um zwölf wieder. Wenn dann um zwölf der Spezl wiedergekommen ist, dann hat er sich den Wintermantel angezogen, auch wenn seine Frau (die Katja) natürlich gesagt hat, heast, jetzt gehst du Eisstockschießen, grad wo die Suppe auf den Tisch kommt! Aber beim Essen war der Thomas Mann halt nicht so genau wie beim Schreiben, er war ja auch ein Schriftsteller und kein Koch. Seine Frau war ihm auch gar nicht böse deswegen, weil erstens hat sie ja sein künstlerisches Naturell geschätzt – das war ja ein Teil seiner Attraktivität, wenn nicht sogar hundert Prozent davon – und zweitens hat sie die Suppe eh nicht selber gekocht, weil natürlich haben solche wie die Manns bzw. Männer zur damaligen Zeit ein Dienstmädchen gehabt.

Meine eigene Routine schaut so aus, dass ich zwischen zehn und zwölf aufstehe – je nachdem ob ich am Vortag einen Gig gehabt habe bzw. wie es mich freut –, dann trinke ich im Bett einen Kaffee oder ein Reparaturseiterl – je nachdem ob ich am Vortag einen Gig gehabt habe bzw. wie es mich freut – und mache ein bisschen Korrespondenz. Nach einem kurzen Nickerchen gehe ich dann frisch an die kreative Arbeit und um eins zum Wirten. Um drei schaue ich ins Austrofred-Kompetenzzentrum, checke, was meine Mitarbeiter an diesem Tag geleistet haben, verteile Lob, Verbesserungsvorschläge und Überstunden, und dann ist es meistens eh schon Zeit, dass ich zu meinem nächsten Auftritt fahre. Wenn ich ausnahmsweise keinen Auftritt habe, gehe ich zum Beispiel gerne Kegelscheiben.

Blöd ist es, wenn ich einen Auftritt weiter weg habe, weil dann muss ich schon früher los und die ganze Routine im Auto oder im Speisewagen absolvieren. Geht aber auch, weil klarerweise habe ich mittlerweile eine gewisse Routine bei meiner Routine.

2

Die fitten Jahre sind vorbei

Hans-Jorgen schreibt: „Herr Austrofred, wie bleibt man so jung, gutaussehend und gleichzeitig erfolgreich wie Sie?!“

Lieber Hans-Jorgen,

Erfolg und gutes Aussehen basieren meiner persönlichen Erfahrung nach auf ein bisschen Talent, auf Fleiß, auf einem gesunden Selbstvertrauen und viel Positive Thinking. Weil ich sage immer, ein Star bist du in erster Linie mental, im Kopf. Und die ganz hohe Kunst ist natürlich – wie ich sinngemäß und richtig aus deiner Frage heraushöre –, langfristig erfolgreich zu bleiben, constantly on the top, wie der Ami sagt.

Dazu muss ich sagen, dass ich als Entertainer ja einen krisensicheren Beruf habe, weil unterhalten werden wollen die Leute immer.* Im Prinzip ist das einzige Risiko, das du in diesem Job hast, dass du deine Stimme verlierst oder dass du so blad oder so huschi wirst, dass die Leute sagen, das ist nicht mehr unser Austrofred, dafür zahle ich keinen Eintritt mehr. Aber auch solche Alters- und Verschleißerscheinungen sind heute kein Drama mehr. Vor kurzem war ich backstage im Happel-Stadion, wie die Madonna gespielt hat, und ich darf dir verraten: Alles, was du bei einem Madonna-Konzert auf der Großbildleinwand siehst, wird live im Schnittraum gephotoshopt. Was da abrennt, das kannst du dir gar nicht vorstellen! Die Madonna hat für eine jede einzelne Krampfader einen eigenen Computergrafiker sitzen!

Aber so ist das halt: Der Körper lässt mit der Zeit nach, das ist eine biologische Unausweichlichkeit. Ich habe einmal gelesen, dass ein zwanzigjähriger Profi-Fußballer nach einem wichtigen Spiel einen Tag braucht, bis er wieder regeneriert ist. Ein dreißigjähriger Fußballer braucht zwei Tage. Ein vierzigjähriger kann stempeln gehen.

Meine eigene Problemzone – und nach Jahren der Selbstverleugnung kann ich heute dazu stehen – ist das Deckhaar, und die beinharte Wahrheit dazu lautet: Es wird weniger. Mittlerweile habe ich aber einen recht tiefenentspannten Umgang damit, indem ich mir angewöhnt habe, dass ich mich von jedem Haar, das mir ausfällt, mit einem kleinen Ritual verabschiede. Das dauert zwar relativ lang, weil der ausgewachsene Mensch hat ja um die hunderttausend Haare am Kopf, aber seelisch tut mir diese tägliche oder sogar stündliche Auseinandersetzung mit dem Unausweichlichen sehr gut.

Als Freddie-Mercury-Interpret habe ich ja das Glück, dass mein Vorbild schon im Alter von nur 45 Jahren von uns gegangen ist, da bin ich schon drüber. Soll heißen: Das Pflichtprogramm habe ich grandios absolviert, und jetzt stellt sich die Frage, wie der Freddie Mercury hätte sein können, wenn er älter geworden wäre. Und da ist halt meine Interpretation, dass er eine Glatze gekriegt hätte. Wieso auch nicht? Eine Glatze hat ja durchaus ihre Vorteile. Wenn du zum Beispiel eine Schädelverletzung hast, dann verpicken dir keine unhygienischen Haare die Wunde und die Sanitäter können sofort mit der Erstversorgung anfangen. Wertvolle Sekunden, die zwischen Leben und Tod entscheiden können! Auch ein Zeckenbiss bleibt nicht so leicht unentdeckt. Und im Übrigen ist es ja nicht so, dass ein Mann ohne Haare nichts mehr zu bieten hätte, optisch, und da rede ich jetzt auch vom vielgeschmähten Maurer-Dekolleté, mit dem sich, subtil in Szene gesetzt, durchaus Erfolge erzielen lassen.

Aber vielleicht mache ich es ja auch wie ein anderes meiner Vorbilder, wie der große St. Florianer Sänger Waterloo nämlich, der sich einen Strauß Eigenhaar vom Steißbereich auf den Kopf verpflanzen hat lassen, woraufhin seine Karriere gleich wieder ordentlich Fahrt aufgenommen hat. Schon in den ersten Tagen seiner neuen Vollhaarigkeit hat er einen Vertrag mit einem Zeltverleiher abgeschlossen, der eng mit der FPÖ zusammenarbeitet – so etwas sind krisensichere Zukunfts-Engagements!* Im Vergleich dazu kann ich mir meine mühsam aufgebauten Kontakte zur Wiener SPÖ einrexen. Da muss man dem Waterloo neidlos zu einer kosmetischen Korrektur gratulieren, die sich wirklich gelohnt hat. Im Gegensatz zu den unzähligen Operationen eines Michael Jackson zum Beispiel, der sich ja auch einiges hat richten lassen – alles eigentlich! – und was hat es ihm gebracht, langfristig? Einen Schas.

Leider habe ich den Moonwalker persönlich nie kennenlernen dürfen; dafür habe ich einmal die Gelegenheit gehabt, den Moonbootser, also den Hansi Hinterseer, in freier Wildbahn zu erleben, indem wir uns zufällig einmal zeitgleich den Kölner Dom angeschaut haben. Und nachdem ich, wenn ich in eine Kirche komme, schnell von absoluter spiritueller Ergriffenheit überwältigt werde, dann aber gleich auch von absoluter Fadheit, habe ich mir gedacht, diese Gelegenheit nutze ich jetzt, dass ich den Hansi ein bisschen verfolge. Weil wer weiß, vielleicht komme ich ihm auf eine Heimlichkeit drauf? Auf ein Pantscherl oder eine kriminelle Zweitkarriere?

Leider, muss ich sagen, hat sich mein Ausflug ins Paparazzitum nicht ausgezahlt. Vor einem sehr teuren Glasfenster eines modernen, glaube ich, Künstlers hat der Hansi ein paarmal mit der Zunge geschnalzt – wahrscheinlich hat er sich überlegt, wie so etwas bei ihm im Stiegenhaus ausschauen täte –, aber sonst hat er sich nicht sonderlich auffällig verhalten. Draußen hat er sich ein Eis gekauft (Heidelbeere und Stracciatella), hat das in aller Ruhe geschleckt, ist noch ein bisschen durch die Gasserl geschlendert – in ganz normalen Wildleder-Mokassins, wie ich dazusagen möchte – und hat sich dann ein Taxi aufgehalten. Ganz unspektakulär und sympathisch. Wahrscheinlich hat er zu einer Fernseh-Aufzeichnung müssen, weil in Köln sind ja sehr viele Studios.

Wer diesbezüglich ebenfalls sehr viel in Köln ist, weil dort ja auch die Millionenshow aufgezeichnet wird, den man aber nicht so leicht auf der Straße trifft, das ist der Armin Assinger, von dem mir nämlich aus gutinformierter Quelle der Ausspruch überliefert ist: „Köln? Bin i amol durchigangen, lauter schiache Weiber, brauch i net!“ Wobei ich dazusagen möchte, dass ich persönlich den Assinger einen guten Typ finde, einfach und aus dem Volk, so wie ich selber auch. Das ist meiner Meinung nach auch der Grund für seinen überragenden Erfolg. Weil der Günther Jauch in Deutschland, der verschreckt teilweise die Menschen, indem er so gebildet ist. Das signalisiert, aha, zu Wer wird Millionär? darf man nur, wenn man eine gewisse Intelligenz hat. Der Assinger wirkt da im Vergleich viel demokratischer.

Interessant eigentlich, dass so Prominente in echt oft ganz anders wirken als im Fernsehen. Kleiner vor allem. Ich kann mich noch gut erinnern, wie einmal der Thomas Forstner nach Schiedlberg gekommen ist, circa zu der Zeit, wo er gerade Fünfter beim Song Contest geworden ist, was immerhin die beste österreichische Platzierung zwischen Udo Jürgens (1966) und Conchita Wurst (2014) war, und das haben wir Jugendlichen in der Gegend uns natürlich nicht entgehen lassen. Und dann fährt der da mit seinem neuen Porsche vor – ein winziges Manderl in einem winzigen Auto! Das waren für uns gleich zwei Schocks auf einmal: Erstens hat keiner von uns damit gerechnet, dass der Thomas Forstner so klein ist (wenn auch mit einem verhältnismäßig großen Kopf), und zweitens habe ich an diesem Tag zum ersten Mal in meinem Leben (mit achtzehn!) einen Porsche in natura gesehen. Ich habe vorher geglaubt, diese Autos werden nur fürs Fernsehen gebaut, in echt dürfen die gar nicht auf die Straße, und wenn, dann können sich so etwas nur sehr reiche Leute leisten. Was nicht heißt, dass es bei uns keine Leute gegeben hätte, die das Geld für einen Porsche gehabt hätten – im Gegenteil! –, aber die haben sich halt einen Traktor drum gekauft.

Übrigens kenne ich das Phänomen, dass Prominente in echt oft anders wirken als im Fernsehen, natürlich auch von der anderen Seite. Vor kurzem habe ich in Öblarn im Ennstal eine Lesung gehabt, und wie ich da im „Hotel“ einchecke, sitzt da schon eine lustige Runde in der Gaststube beieinander, und einer flüstert, „Ich glaube, das ist der, der was heute spielt“, und ein anderer darauf: „Nein, das ist sicher nicht der, weil ich habe ein Plakat gesehen von diesem Autofred, und der hat nicht so ein Mordstrumm Nase gehabt und keine Glatze.“

Was man bezüglich Alterungsprozess nicht vergessen darf: Die meisten Veränderungen, die man im Alter durchmacht, passieren nicht am Kopf, sondern im Kopf. Psychisch, wenn ihr verstehts, was ich meine. Ich selber zum Beispiel habe in den letzten Monaten eine Art Bulimie entwickelt, das ist direkt schlimm. Und zwar habe ich die Einbildung, dass ich mittlerweile einen leichten Bauch habe, ein Bäucherl, wo ich mir fix einrede, dass das mit meinem täglichen Coupe-Dänemark-Betthupferl zu tun hat. (Weil ich bin ja ein großer Coupe-Dänemark-Fan – das ist auch eines der wenigen Gerichte, die ich selber koche.) Das ist natürlich ein Blödsinn, weil ich habe ja immer noch dasselbe Gewicht wie mit achtzehn – plus minus zwanzig Kilo vielleicht –, aber im Kopf bilde ich mir fix diesen Bauchansatz ein. Ja, man glaubt nicht, was das Psychische alles ausmacht, gerade in meinem Beruf.

Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich einmal für ein Schlager-Festival gebucht war, fürstlich bezahlt klarerweise. Ein paar Slots vor mir hat der damals noch blutjunge und vollkommen unerfahrene Andreas Gabalier gespielt, der wie ein Lamperlschweif gezittert hat, so hat es ihn hergearbeitet vor lauter Lampenfieber. Ich habe dann einen alten Trick aus dem Showbiz angewendet und ihm, kurz bevor er auf die Bühne ist, von hinten ein festes Tapperl auf den Kopf gegeben. Auf das hin war der Andi so perplex, dass er ganz auf seine Nervosität vergessen und einen äußerst souveränen Auftritt hingelegt hat. Und seit diesem Tag, hat mir ein Gabalier-Intimus berichtet, ist der Andi so, wie er ist: so furchtlos und … na ja, wie er halt ist.

* Ich möchte anmerken, dass ich diesen Satz fast ein Jahr vor der sogenannten Corona-Krise geschrieben habe. Aber, bei aller Weitsicht, damit habe ich nicht rechnen können.

* Ich möchte anmerken, dass ich diesen Satz Monate vor der sogenannten Ibiza-Affäre geschrieben habe. Aber, bei aller Weitsicht, damit habe ich wirklich nicht rechnen können.

3

Mondlicht, von Eisenstäben gebrochen

Charles aus Mödling fragt: „Lieber Herr Austrofred, im Leben eines ordentlichen Rockstars gehören ja wilde Partynächte mit diversen Genusssubstanzen quasi zum guten Ton, viele leben da ganz nach dem Motto: ,Ein Tag ohne Bier ist wie ein Tag ohne Wein!‘ Hattest du im Lauf deiner außergewöhnlichen Rockmusikerkarriere eigentlich schon einmal zu später Stunde mit unser aller Freund und Helfer eine so intensive Diskussion, dass dir anschließend ein Zimmer auf Staatskosten zur Verfügung gestellt worden ist, respektive eines, in dem das einfallende Mondlicht von Eisenstäben gebrochen wird?“

Lieber Charles,

abgesehen von einer jugendlichen Episode, die in meiner Autobiografie Alpenkönig und Menschenfreund aber ausreichend behandelt ist, weswegen ich sie hier nicht mehr herschreibe – das Buch kostet nur zehn Euros, kauf dirs –, freue ich mich, dir mitteilen zu können, dass ich in meiner ganzen Karriere nie ein Problem gehabt habe mit der Kieberei. Das hängt auf der einen Seite wahrscheinlich mit dem zusammen, dass ich von meinem ganzen Naturell her einfach ein durch und durch braver Mensch bin, der selten etwas tut, was einem Gesetz widersprechen täte, und auf der anderen Seite mit meinem Schnauzbart. Dank meines Bartes, glaube ich, haben mich die Beamten immer als einen der ihren akzeptiert.

Gut, einmal habe ich ein bisschen eine brenzlige Situation gehabt, unverschuldet, weil da sind wir von einem Gig in Dornbirn zurückgefahren, und kurz nach dem Arlbergtunnel wacheln sie uns hinaus. Scheiße, hat da unser Fahrer gesagt und ist ganz kasweiß geworden, ich hab einen Ofen dabei! Aber nicht, was ihr glaubts – weil bei mir im Team dulde ich keine Drogen, dafür verbürge ich mich! –, sondern der hat wirklich für seinen Bruder einen zerlegten Kachelofen dabeigehabt, den der über willhaben.at von einem Wirten in Bludenz ersteigert hat und den wir ihm halt mitgenommen haben, weil wir eh schon mit dem Minibus in der Gegend waren. Leider hat er aber in dem Ofen, wie er mir jetzt erst gestanden hat, ein Sackerl Koks gehabt. Aber nicht, was ihr glaubts, sondern ein Koks zum Heizen, das hat ihm der Wirt noch gratis draufgelegt. Nur, und jetzt kommt das Blöde, waren in besagtem Sackerl auch ein paar lustige Tabletterl versteckt, wenn ihr wissts, was ich meine. Eh nicht viele, fünfzig vielleicht, aber uns ist doch einigermaßen die Muffen gegangen.

Gottseidank habe ich diese brenzlige Situation geistesgegenwärtig abwenden können, indem ich die Beamten darauf hingewiesen habe, dass ich gerade einen Typ mit Dreads in den Wald hineingehen gesehen habe. Und ihr werdets lachen, das war gar nicht gelogen, sondern der war da wirklich. Ui, haben sie den dann sekkiert!

Also, wie gesagt, ich kann von meiner persönlichen Seite her über keinerlei ungute Situationen mit der Polizei berichten.

4

Wie ich einmal einen Oscar verliehen bekommen habe

Martin Hörmann fragt: „Sehr geehrter Herr Austrofred, wie sind Sie mit der Enttäuschung umgegangen, dass Ihnen der Herr Malek die Rolle des Herrn Mercury im Film Bohemian Rhapsodyweggenommen hat?“

Lieber Martin,

es ist natürlich, wie bekannt geworden ist, dass die Queen einen Film über den Freddie Mercury produzieren, viel diskutiert worden, dass das die ideale Rolle wäre für mich. Ich habe aber im Rahmen dieser Diskussionen immer schon zu meinen Spezln im Kaffeehaus gesagt, werdets sehen, den spielt ein Ami, hundertpro. Weil erstens müssten sie mich synchronisieren, und bei so etwas sparen sie gerne in Hollywood, und zweitens haben sie drüben selber sehr fähige Kollegen, erstklassige Freddie-Mercury-Interpreten, da brauchen sie nicht unbedingt den kleinen Fredi aus Austria. Im Übrigen habe ich im Drehzeitraum schon mehrere fixe Engagements (eine Hochzeit, eine Geschäftsauflösung) gehabt, das wäre sich schon rein zeitlich gar nicht ausgegangen bei mir.

Ich finde auch, dass der Rami Malek seine Sache absolut solide gemacht hat, wenn auch nicht herausragend. Das eine Problem, das ich allerdings schon habe mit ihm, ist, dass der Kerl jetzt eh schon von Haus aus Froschaugen hat, und dann verpassen sie ihm für den Film auch noch das Pferdegebiss vom Freddie – das ist einfach zu viel. Weil einen optischen Makel, den machst du mit Ausstrahlung wieder wett, aber Überbiss und Froschaugen – damit wäre sogar ein Freddie Mercury niemals ein Star geworden. Wobei ich selbstkritisch genug bin, dass ich sage: Gar kein optischer Makel ist in Wirklichkeit auch nicht optimal, weil das empfinden viele fast schon als kitschig.

Über den Oscar habe ich mich dann natürlich extrem gefreut. Ich kriege jetzt schon wieder feuchte Augen, wenn ich daran denke. Weil du kannst dir ja gar nicht vorstellen, wie man als Fach-Impersonator teilweise vonseiten der Medien, aber immer wieder auch von Künstler-„Kollegen“ behandelt wird, nämlich wie ein Mensch zweiter Klasse. Aha, dieser Dodl, heißt es da geringschätzig, der singt ja nur den Freddie Mercury nach, oder den Elvis oder den Elton John, das ist ja kein Original-Genie. Ich kenne viele, denen diese ständigen Benachteiligungen wirklich zu schaffen machen, an denen nagt das. Einige von euch können sich sicher an den Thilo von der Chemnitzer Queen-Tribute-Band German Magic Miracles erinnern, ein ganz großer Mercury-Interpret mit einer makellosen Mikrostangl-Technik. Der hat genau wegen dieser Geringschätzung zum Saufen angefangen und in weiterer Folge letztes Jahr einen Schlaganfall gehabt, da hängt er immer noch dran. Mittlerweile singt er aber wieder, gottseidank, in einer U2-Coverband halt.

Auf jeden Fall: Was der Rami geschafft hat, das ist ein Präzedenzfall, weil er hat ja den Oscar nicht für irgendeinen geschissenen Hamlet-Monolog gekriegt oder für eine Ganslhaut-Liebesszene, sondern dezidiert für sein naturgetreues Nachbauen der Live-Aid-Moves vom Freddie – im Prinzip das kleine Einmaleins für einen jeden FM-Interpreten, aber das ist wurscht. Wichtig ist, dass er den Oscar geholt hat, stellvertretend für die vielen, vielen Impersonatoren und Doubles da draußen, die sich Abend für Abend den Arsch aufreißen bei ihrer Arbeit, also auch für mich. Ich möchte mich hiermit herzlich bei der Oscar-Academy bedanken!

5

Fleisch essen die Leute ja gern

Gisela aus Vorarlberg schreibt: „Herr Austrofred, ich verfolge Ihr literarisches Werk schon seit langem und schätze es sehr. Allerdings muss ich sagen, dass mir Ihr hoher Fleischkonsum, wie er immer wieder thematisiert wird, große Sorgen bereitet. Haben Sie Ihre Cholesterinwerte auch sicher im Auge?“

Liebe Gisela,

ich gebe zu, ich bin ein bisschen ein Fleischtiger – was sich ja auch in kulinarischen Buchtiteln in meinem Œuvre wie Pferdeleberkäse oder Ich rechne noch in Schnitzel widerspiegelt –, aber zu sagen, ich esse nur Fleisch, das ist schon eine arge Verkürzung! Weil klar, alle österreichischen und mitteleuropäischen Traditionsgerichte sind Fleischspeisen – aber es gibt meiner Meinung nach genügend Beilagen und Desserts, dass auch der Vegetarier nicht verhungert. Mein Credo ist: Der Mix machts aus! Weil heutzutage glaubt ja der Laie, dass ein Salat nur gesund ist und ein Fleisch nur giftig. Klar, ein Salat hat wahrscheinlich mehr Vitamine als ein Fleisch, aber auf der anderen Seite kannst du, wenn du in ein Lokal gehst, nie wirklich wissen, wie lange so ein Salat schon herumsteht und ob der nicht verdorben ist und schon Keime gebildet hat. Ich meine, ein Fleisch kann natürlich theoretisch auch verderben, aber normalerweise bleibt ein Fleisch bei uns nicht so lange stehen wie ein Salat, weil ein Fleisch essen die Leute ja gern.

Bei alledem, möchte ich ergänzen, ist es mir eklatant wichtig, dass man immer auch schaut, wie geht es den Tieren, haben die ein glückliches Leben gehabt, werden die auch fair behandelt. Erst wenn ich sagen kann, „Bruder Kalb, ich danke dir für diesen Tafelspitz“, ist ein Verzehr auf Augenhöhe möglich. Weil speziell, wenn man sich anschaut, was zum Beispiel in der Pelzindustrie passiert, wo das ja teilweise in Richtung Tierquälerei geht, das finde ich nicht gut. Ich selber, muss ich zugeben, habe zwar auch einen Pelzmantel, aber der ist gebraucht, den trage ich im Prinzip nur auf. Der hat früher einmal einem Fuchs gehört.

PS: Jetzt habe ich mich doch glatt bei meinen eigenen Buchtiteln verdappelt: Ich rechne noch in Schilling hat mein frühes Meisterwerk natürlich geheißen, nicht Ich rechne noch in Schnitzel! Daran sieht man wieder einmal: Ein leerer Bauch studiert nicht gern. Weil vor lauter Schreiben habe ich ganz aufs Essen vergessen. Also, ich hau mich jetzt zum Wirten! Mahlzeit!

6

Ja, bitte, mit wem denn?