Die Frau an seiner Seite - Heribert Schwan - E-Book

Die Frau an seiner Seite E-Book

Heribert Schwan

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Beschreibung

Was verbarg Hannelore Kohl hinter ihrem versteinerten Lächeln? Was hatte es mit ihrer Lichtallergie auf sich? 10 Jahre nach ihrem tragischen Tod deckt Heribert Schwan auf, wie Hannelore Kohl lebte und wie sie starb. Er stand bis 2 Tage vor ihrem Selbstmord in engem Kontakt zu Hannelore Kohl und führte seither ausführliche Gespräche mit den engsten Freundinnen und der Familie. Aus dieser Fülle an Insider-Wissen zeichnet er das einfühlsame, aber auch erschütternde Porträt einer einsamen Frau.

Hannelore Kohl führte eine Ehe mit klassischer Rollenverteilung: Er machte Karriere, und sie kümmerte sich um die Kinder. Doch sein Leben als Politiker forderte mehr von ihr – ein Leben im Rampenlicht. Zögernd ließ sie sich darauf ein, doch während ihr Mann politisch immer einflussreicher wurde, versteinerte ihr Lächeln zur Maske. Heribert Schwan war der Erste, dem es gelang, Hannelore Kohl 1985 für ein Fernsehporträt zu gewinnen, das damals großes Aufsehen erregte. Seitdem stand er in regelmäßigem Kontakt mit ihr. Er erlebte aus der Nähe das ganze Drama ihrer Krankheit mit. Als sie zuletzt das Haus tagsüber nicht mehr verlassen konnte, begleitete er sie bei langen nächtlichen Waldspaziergängen. Sein kritisches Urteil über die familiäre Situation der Kohls: In 42 Ehejahren mit dem Machtmenschen Kohl wurde aus Hannelore Kohl, der Frau an seiner Seite, die Frau in seinem Schatten.

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Heribert Schwan

Leben und LeideN der

Hannelore Kohl

14. Auflage

Copyright © 2011 by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich, unter Verwendung eines Fotos von © Paul Schirnhofer/Agentur Focus

Satz: EDV-Fotosatz Huber/Verlagsservice G. Pfeifer, Germering

ISBN 978-3-641-05846-3

www.heyne.de

VORWORT

Ja, ich musste es tun, ich musste aufschreiben, was ich wusste, was ich neu entdeckte; was meine Recherchen erbrachten und was mir die Frau an seiner Seite anvertraut hatte und was ich jahrelang mit mir herumtrug.

Hannelore Kohl begegnete mir erstmals Mitte der Achtzigerjahre, als ich eine Biografie über ihren Mann schrieb und anschließend ein Fernsehporträt drehte. Ihr abgrundtiefes Misstrauen Journalisten gegenüber bekam auch ich zu spüren. Immerhin lud sie mich nach wochenlangem Warten zu ausgiebigen Interviews ein, in denen sie offen über ihre Doppelrolle als treusorgende Mutter und Kanzlergattin sprach. Über mein Angebot, ihr soziales Engagement als Präsidentin des Kuratoriums ZNS in einem Fernsehfilm zu dokumentieren, kamen wir erneut zusammen. Im Juli 1988 strahlte der WDR mein Hannelore-Kohl-Porträt aus, das auf breite positive Resonanz stieß. In den folgenden Jahren gab es eine Reihe von Begegnungen, bei denen ich spürte, dass sie meine journalistische Tätigkeit als Redakteur und Moderator im Deutschlandfunk ebenso schätzte wie meine zahlreichen Politikerbiografien und Fernsehdokumentationen.

Nach Helmut Kohls Abwahl 1998 gehörte ich zu einer kleinen Gruppe von Wissenschaftlern und Publizisten, die dem Kanzler der Einheit beim Schreiben seiner Memoiren half. Damit begann eine für jeden Historiker spannende Forschungstätigkeit, die mich an vielen Wochenenden und freien Tagen nach Ludwigshafen führte. Zweieinhalb Jahre erlebte ich Hannelore Kohl bis drei Tage vor ihrem Tod als engagierte Mitarbeiterin und verlässliche Ideengeberin bei den Erinnerungen ihres Mannes. In dieser Zeit der Zusammenarbeit ergab sich die Gelegenheit zu ausgiebigen Gesprächen auch mit ihr. Ich erlebte eine Hannelore Kohl, die mir in einer nie gekannten Offenheit Dinge anvertraute, von denen ich zuvor nicht die leiseste Ahnung hatte. Bei stundenlangen nächtlichen Spaziergängen im Maudacher Bruch bei Ludwigshafen oder bei unseren Vieraugengesprächen in ihrem abgedunkelten Bungalow schüttete sie mir ihr Herz aus. Ich erfuhr von menschlichen Tragödien und Geheimnissen, die sie offenbar nicht länger für sich behalten wollte, über die sie nicht länger schweigen konnte. Entgegen ihrer jahrzehntelang praktizierten Strategie, nichts Privates öffentlich zu machen und vor allem auf ihren Mann und noch viel mehr auf ihre Kinder nichts kommen zu lassen, befreite sie ihre Seele vom Druck des Verschweigens, des Vertuschens und Verdrängens. Vieles war für mich nicht gleich erklärbar, und manches erschloss sich erst nach ihrem Tod.

Hannelore Kohl wusste sehr genau, dass ich jener Berufsgruppe angehöre, die nicht zur Verschwiegenheit verpflichtet ist. Die wichtigste Funktion meines Berufes als Journalist, Film- und Buchautor liegt im Publizieren. Deshalb durfte ich ihre ungewohnte Offenheit, ihr ungebrochenes Mitteilungsbedürfnis als ein Vermächtnis verstehen: Hannelore Kohl bedeutete mir, dass ich eines Tages das veröffentlichen soll, was sie mir in den vielen Monaten und Wochen vor ihrem Tod anvertraute.

Mit ihren beiden Söhnen hatte ich über Monate Gesprächskontakte, die in dem Moment abgebrochen wurden, als ich nicht zur Zusammenarbeit an einem gemeinsamen Buchprojekt bereit war.

Mit Helmut Kohl verband mich nach seiner Kanzlerschaft die Mitarbeit an seinen Memoiren. Die Rolle seiner Gattin war dabei ein wichtiges Thema. Eine Woche nach Hannelore Kohls Beisetzung traf ich auf einen tief erschütterten und, so meine Deutung seines Verhaltens, auch vom schlechten Gewissen geplagten Altkanzler. In dieser Verfassung beschrieb er ausführlich die fundamentale Bedeutung der Frau an seiner Seite für sein bewegtes Leben und seine glänzende politische Karriere.

Im vorliegenden Buch versuche ich nach bestem Wissen und Gewissen, das schwere Leben der Hannelore Kohl nachzuzeichnen. Ein Leben, das geprägt war von Verlust, schweren Einschnitten und regelrechten menschlichen Tragödien. Dass die Spendenaffäre ihres Mannes und deren mediale Auswirkungen für Hannelore Kohl der Todesstoß waren, steht nach Meinung Vieler, auch ihrer engsten Freundinnen, außer Zweifel. Hinzu kommen weitere Gründe, die wohl in der Gesamtheit zu ihrem Selbstmord führten: Ihre große Einsamkeit, ihr fortwährendes Gefühl, verlassen zu sein, ihre niemals therapeutisch aufgearbeiteten traumatischen Erlebnisse im Krieg und auf der Flucht und schließlich das Drama ihrer schweren Krankheit. Mit den Werkzeugen des Historikers allein ist eine solche Biografie nicht zu schreiben. Ich habe deshalb zwei namhafte Mediziner um Mithilfe gebeten. Besonderer Dank gilt Professor Dr. med. Luise Reddemann, ausgebildete Nervenärztin und Psychoanalytikerin, langjährige Leiterin der Klinik für Psychotherapeutische und Psychosomatische Medizin des Evangelischen Johannes-Krankenhauses in Bielefeld und derzeit Honorarprofessorin für Psychotraumatologie und Psychologische Medizin an der Universität Klagenfurt. Danken möchte ich auch Dr. med. Bertram von der Stein, Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalytiker, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Rehabilitationswesen. Ohne ihre Unterstützung wäre die vorliegende Biografie unvollständig geblieben.

Mein Dank gilt auch dem Mitbegründer des Kuratoriums ZNS und der Hannelore-Kohl-Stiftung, Professor Dr. med. Dr. phil. Klaus Mayer. Der ehemalige Ärztliche Direktor an der Neurologischen Universitätsklinik in Tübingen war von 1983 an bis zu Hannelore Kohls Tod der wichtigste Sachverständige und einflussreichste Berater der Kanzlergattin. Ohne ihn wäre die Hannelore-Kohl-Stiftung nicht zu diesem großen Erfolg geworden. Zur Geschichte von Hannelore Kohls sozialem Engagement lieferten die ehemalige ZNS-Mitarbeiterin Amalie Barzen und der frühere ZNS-Geschäftsführer Rolf Wiechers unverzichtbare Hintergrundinformationen.

Zu den Freundinnen, die Hannelore Kohl über Jahre hinweg und bis zu ihren letzten Tagen begleitet haben, zählt insbesondere Rena Krebs. Seit den gemeinsam verbrachten frühen Kindertagen in Leipzig war sie für Hannelore Kohl eine der wichtigsten und vertrautesten Gesprächspartnerinnen, vor allem für die großen Familienthemen. Für mich gehörte sie als Vorkriegs- und Kriegskind zu den unverzichtbaren Zeitzeuginnen. Sie hat meine Arbeit konstruktiv und kritisch begleitet und durch ihre Gedanken und Fragen bereichert.

Kohls langjähriger Haushälterin Hilde Seeber und ihrem Mann Ecki, Vertrauter und Chauffeur des Kanzlers, verdanke ich vielfältige Unterstützung, bei der sie niemals die Gebote von Loyalität und Verschwiegenheit verletzten. Beide waren auch für Hannelore wichtige Stützen in allen Lebenslagen.

Danken möchte ich nicht zuletzt den vielen treuen Freundinnen, Nachbarn und Verwandten väterlicherseits, die mir manchen Hinweis gaben und damit das Bild des Menschen Hannelore Kohl abrundeten.

Verlässliche Informationen lieferten Damen und Herren aus kirchlichen, kommunalen und staatlichen Archiven von Berlin, Bremen, Döbeln, Dresden, Grimma, Leipzig, Ludwigshafen, Mutterstadt, Speyer und Taucha. Auch ihnen ein Dankeschön für professionelle Auskünfte und die Bereitstellung aussagekräftiger Dokumente.

Köln, im April 2011

Kapitel 1

WURZELN

Die lateinische Totenmesse mit Giuseppe Verdis »Requiem« war verklungen. Im Dom zu Speyer hatten über tausend Trauergäste aus dem In- und Ausland Abschied von Hannelore Kohl genommen. Es war der 11. Juli des Jahres 2001. Zum Abschluss hatte der Chor das Lied »Nun danket alle Gott« angestimmt. Dann wurde der mit roten Rosen bedeckte Sarg aus dem katholischen Gotteshaus getragen. Ihm folgten tief versteinert Helmut Kohl, seine Söhne und Schwiegertöchter. Hannelores Sarg wurde zum 25 Kilometer entfernten Friedhof Ludwigshafen-Friesenheim gebracht. Gegen 17 Uhr fand dort die Beerdigung im engsten Familien- und Freundeskreis statt. Nach einem kurzen Gebet in der kleinen Friedhofskapelle erfolgte die Beisetzung im Familiengrab. Als der Sarg vor den über sechzig Verwandten und Freunden in die Erde gesenkt wurde, nahm Hannelore Kohl lange Jahre bewusst gehütete Geheimnisse mit ins Grab. Kaum jemand wusste, dass sie noch zu Lebzeiten die Weichen dafür gestellt hatte, dass nach ihrem Tod lange Verschwiegenes einmal öffentlich gemacht werden konnte.

* * *

Der 7. März 1933, ein Dienstag, präsentierte sich im Nordosten Deutschlands als grauer, kühler Tag. Die Temperaturen in Berlin stiegen nur wenig über null Grad. Auf dem Programm der Staatsoper Unter den Linden stand Mozarts Idomeneo, im Staatlichen Schauspielhaus wurde Goethes Faust II gegeben, und das Theater im Admiralspalast warb für die Operette Frühlingsstürme von Jaromir Weinberger mit Kammersänger Richard Tauber in der Hauptrolle. In der Reichshauptstadt blühte das kulturelle Leben, die Berliner sahen hoffnungsvoll dem Frühling entgegen. Seit 36 Tagen amtierte Adolf Hitler als Reichskanzler. Für viele Anhänger der nationalsozialistischen Bewegung war mit Hitlers Machtergreifung am 30. Januar 1933 ein Traum in Erfüllung gegangen. Deutschland hatte eine »historische Wende« vollzogen, die durch das Ergebnis der Reichstagswahlen vom 5. März 1933 untermauert worden war. In der Folge sank die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland erstmals unter die Sechsmillionengrenze, es ging nach Jahren der Rezession endlich wieder aufwärts. Ein teuer erkaufter Erfolg, der nur ein Ziel kannte: Deutschland auf einen Krieg vorzubereiten, den damals kaum jemand kommen sah.

An jenem 7. März erblickte Hannelore Renner morgens um 11 Uhr in der Berliner Bavaria-Klinik im Stadtbezirk Schöneberg das Licht der Welt – zwei Monate vor dem errechneten Termin. Die Klinik in der Münchener Straße war das nächstgelegene Krankenhaus zum Wohnsitz des Ehepaars Wilhelm und Irene Renner in der Kaiser-Wilhelmstraße 153 in Berlin-Lankwitz. Die Geburt selbst war reibungslos verlaufen, obwohl Hannelores Mutter nach damaliger Ansicht mit 35 Jahren bereits zu den Spätgebärenden zählte. Große Sorgen indes bereitete den glücklichen Eltern die frühe Geburt des Kindes. Hannelore war als Siebenmonatskind noch vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt gekommen und wog weniger als 2500 Gramm. Kurz nach der Geburt musste sie intubiert und vorübergehend künstlich beatmet werden. Die Eltern fürchteten, die inneren Organe könnten durch die kurzfristige Unterbrechung der Sauerstoffzufuhr Schäden genommen haben. Die Sorgen um das lang ersehnte Wunschkind legten sich erst, als die Ärzte dem Säugling eine erstaunlich gute Konstitution bescheinigten und eine normale Entwicklung prognostizierten.

Sechs Tage nach Hannelores Geburt erschien der stolze Vater, der wenige Wochen zuvor 43 Jahre alt geworden war, auf dem Standesamt in Schöneberg. In »Anwesenheit des Ingenieurs Renner« – so ist es protokolliert – stellte ein Standesbeamter Hannelores Geburtsurkunde aus, die mit der Nummer 58 versehen wurde.

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