Die geschützten Männer - Robert Merle - E-Book
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Die geschützten Männer E-Book

Robert Merle

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Beschreibung

Eine verheerende Epidemie rafft in den USA die männliche Bevölkerung im zeugungsfähigen Alter dahin. In panischer Angst vor dem Virus lassen viele Männer sich kastrieren. Eine kontrasexuelle Gesellschaft etabliert sich gegen die alte. Phallokratische, und fanatisierte Frauenrechtlerinnen reißen die politische wie die ökonomische Macht an sich.

Fernab dieser aus den Fugen geratenen Welt, in den Wäldern des Vermont, wird eine kleine Gruppe von Wissenschaftlern als "protected men" in strenger Isolation gehalten, unter ihnen der Neurologe Ralph Martinelli mit seinem elfjährigen Sohn. Im Auftrag der Konzernherrin Hilda Helsingforth arbeitet er an der Erforschung eines Serums gegen die tödliche Enzephalitis - rechtlos, als "Phallokrat" verachtet, von Milizionärinnen, Laborantinnen, Kastraten bespitzelt und mit Abhörgeräten rund um die Uhr überwacht. Bis er eines Tages erfährt, daß sein Tod programmiert ist und das rettende Serum vernichtet werden soll. Aber auch unter seinen eiskalten Bewacherinnen ist entgegen allem Anschein die Liebe nicht tot. Burage, seine ärgste Kontrahentin, erliegt Martinellis italienischem Charme und versucht ihn zu retten...

In souveränem Umgang mit allen Registern des Genres, dazu seiner unnachahmlichen Ironie, hat Robert Merle hier einen seiner geistvollsten und spannendsten Romane geschrieben.

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Seitenzahl: 589

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Robert Merle

Die geschützten Männer

Roman

Aus dem Französischen von Anna Mudry

Aufbau-Verlag

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Impressum

Titel der OriginalausgabeLes Hommes protégés

ISBN E-Pub 978-3-8412-0185-0ISBN PDF 978-3-8412-2185-8ISBN 978-3-7466-1223-2

Aufbau Digital,veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, 2010© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, BerlinDie deutsche Übersetzung erschien erstmals 1976 bei Aufbau, einer Markeder Aufbau Verlag GmbH & Co. KGLes Hommes protégés © Robert MerleDie Originalausgabe ist 1974 bei den Éditions Gallimard in Paris erschienen

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlages zulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das öffentliche Zugänglichmachen z.B. über das Internet.

Umschlaggestaltung und Motiv Preuße & Hülpüsch Grafik Design

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Inhaltsübersicht

ERSTES KAPITEL

ZWEITES KAPITEL

DRITTES KAPITEL

VIERTES KAPITEL

FÜNFTES KAPITEL

SECHSTES KAPITEL

SIEBENTES KAPITEL

ACHTES KAPITEL

NEUNTES KAPITEL

ZEHNTES KAPITEL

ELFTES KAPITEL

ZWÖLFTES KAPITEL

DREIZEHNTES KAPITEL

VIERZEHNTES KAPITEL

FÜNFZEHNTES KAPITEL

SECHZEHNTES KAPITEL

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|5|ERSTES KAPITEL

Fensterloser Raum mit Klimaanlage. Eichentäfelung bis auf halbe Höhe. Darüber die Wände, weiß, mit einem einzigen Stich: eine Szene von der Pockenimpfung auf Kuba im Jahre 1900. Dicker Velourteppich, in den ich beim Eintreten bis an die Knöchel eingesunken bin. Großer, komfortabler Sessel, in den ich mich, auf einen Wink, bis zu den Hüften fallen lasse.

Daraufhin ein langes Schweigen. Ich bin hier, um zu reden, doch man scheint mich dazu nicht sehr bereitwillig auffordern zu wollen. Das Wort ist eine Sache, die sich die Großen dieser Welt nicht gerne nehmen lassen: sie ziehen es vor, sich selbst zu hören, statt zuzuhören. Überdies bin ich mir bewußt, keine persona grata zu sein. Weder ich selbst noch das, was ich zu sagen habe. Man läßt mich schmoren. Gleich von Anfang an soll ich mich von meiner Bedeutungslosigkeit durchdringen lassen.

Alle drei sitzen stumm auf der anderen Seite eines ovalen Tisches, dessen übermäßige Größe vermutlich den ganzen Abstand zwischen der Macht und dem einfachen Bürger symbolisieren soll. Mich beschleicht das Gefühl, im Examen zu stehen, was mich zwar verjüngt, mir aber keineswegs zusagt. Und es scheint wohl auch so etwas Ähnliches zu sein, denn obwohl ich ein anerkannter Neurologe bin, frage ich mich, ob ich nicht durchfallen werde. Die Ironie will es, daß meine Karriere überhaupt nicht auf dem Spiel steht und daß ich hier bin, um das öffentliche Interesse vor den Menschen, zu deren Obliegenheiten es gehört, zu verteidigen.

Mir sitzen drei Männer gegenüber. In der Mitte, ebenso massig und vierschrötig wie die »bundesfaschistische« Architektur des HEW1, Staatssekretär Matthews. Zur Rechten von Matthews der Direktor des Gesundheitswesens, Skelton, der sich |6|selbst übrigens, nach seinem abgezehrten Äußeren zu urteilen, nicht bester Gesundheit erfreut. Zur Linken des Staatssekretärs und ihn mit diskreter Geringschätzung betrachtend, Cresby, einer der brillantesten Berater des Präsidenten.

Von den dreien ist mir nur Cresby bekannt. Er ist ein junger Glatzkopf. Er ist lebhaft, klein, schmächtig, mit pechschwarzen Pupillen. »Er gilt als Genie«, sagt meine zweite Frau, Anita, nicht ohne Bitterkeit, denn sie ist der Meinung, es liege nur an der Frauenfeindlichkeit unserer heutigen Gesellschaft, daß sie lediglich die Sekretärin des Präsidenten, nicht seine Beraterin ist.

Und sie hat sicher recht. Auf Anita angewandt, bekommt das Wort »kompetent« fast einen abwertenden Sinn. Ihr Wissen ist unermeßlich, und hinter ihrer schönen Stirn, ihrem herrlichen mahagonifarbenen Haar und ihren grünen Augen steckt ein miniaturisierter Elektronenrechner, der mit hoher Effektivität funktioniert.

Ich spreche davon in aller Objektivität. Ich sehe meine Ehefrau Anita zu selten, um wirklich in sie verliebt zu sein. Karriere verpflichtet: wir leben nicht zusammen. Sie besucht mich zwei- oder dreimal die Woche abends in meinem Haus in Wesley Heights, und sie kommt gar nicht, wenn das Weiße Haus eine Krise durchmacht. Ich muß sagen, daß mich die Rückwirkung der Staatsangelegenheiten auf die Häufigkeit meiner Orgasmen immer wieder in Erstaunen versetzt.

Über Anita habe ich die Aufmerksamkeit des Präsidenten auf die Gefahren der Enzephalitis 16 gelenkt, und der Präsident hat, ohne das HEW zu fragen, Cresby beauftragt, mir die Leitung einer Kommission zur Untersuchung der Krankheit anzuvertrauen.

Mein vertraulicher Bericht liegt nun da, auf dem riesigen Tisch zwischen Matthews’ wuchtigen, behaarten Pranken. Er blättert in ihm herum, um mir zu beweisen, daß er ihn nicht gelesen hat, und um mich seine Feindseligkeit spüren zu lassen, während er mich hinhält. Obwohl mich sein Schweigen mehr und mehr bedrückt, gebe ich Matthews nicht völlig die Schuld. Erst hat ihn der Präsident, Gott weiß warum, in dieser Sache ausgeschaltet, und als der Augenblick gekommen ist, zu konkreten Maßnahmen überzugehen, schaltet er ihn wieder ein. Das ist eine Herausforderung. Schlimmer: es ist demütigend.

|7|Vor diesem Tag habe ich Matthews nur einmal auf dem Bildschirm gesehen: Er hatte den optimistischen Blick des Politikers und ein so markant vorspringendes Kinn, daß man im Prinzip zuversichtlich in die Zukunft der Vereinigten Staaten blicken konnte. Das Kinn hat sich nicht verändert, doch die unter seinen dichten schwarzen Brauen liegenden Augen haben nichts Ansprechendes, wenigstens nicht, wenn sie auf meine Person gerichtet sind. Ich weiß sehr wohl, wie er mich sieht: ein kleiner, zugewanderter Ausländer, den der Präsident – ohne Wissen des HEW – an die Spitze einer medizinischen Kommission katapultierte, um seiner Sekretärin gefällig zu sein.

Noch weniger kann Matthews den jungen, genialen Glatzkopf Cresby ausstehen. Cresby hat bei allen Unternehmungen, die der Präsident hinter dem Rücken seiner Staatssekretäre betreibt, seine Hand im Spiel und ist der Drahtzieher dessen, was Matthews’ Parteigänger voller Bitterkeit die »Schattenregierung« nennen. Matthews’ einzige Hoffnung ist – Anita dixit –, daß der gegenüber aller Welt und manchmal sogar gegenüber dem Präsidenten so arrogante Cresby in Ungnade fällt. Anita teilt diese Hoffnung.

Der Direktor des Gesundheitswesens, der abgezehrte und gelbliche Skelton, sieht aus, als ob ihn seine eigene Galligkeit zerfressen hätte. Ganz offensichtlich haßt er alle: Matthews, Cresby und mich.

In dem Raum befindet sich eine fünfte Person, die wirklich wenig Platz einnimmt. Es ist eine Frau. Beim Eintreten hörte ich, wie jemand sie Mrs. White nannte. Ein recht ironischer Name: Mrs. White ist von Kopf bis Fuß grau. Kleid, Teint, Haare, alles ist von der gleichen mausgrauen Tönung. Sie ist ohne Alter und ohne Reize und macht sich, die Kopfhörer an den Ohren, an einem Tonbandgerät zu schaffen. Wie alle sehr unauffälligen Menschen macht sie auf mich den Eindruck, als ob sie sich selbst aus dem Leben gestrichen hätte.

»Dr. Martinelli, ich erteile Ihnen das Wort, aber fassen Sie sich so kurz wie möglich«, sagte Matthews schließlich mit einer Miene, als überlasse er mir das Wort nur leihweise.

Ich will mich nicht einschüchtern lassen. Letzten Endes ist es nicht meine Schuld, wenn der Präsident eine selbstherrliche Auffassung von seinen Funktionen hat und über die Köpfe seiner Staatssekretäre hinweg regiert. Genausowenig ist es meine Schuld, wenn diese lieber Nattern schlucken, als ihr Amt niederzulegen. Für die ministerielle Größe muß man eben zahlen.

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