Malevil - Robert Merle - E-Book
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Malevil E-Book

Robert Merle

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Beschreibung

Eine utopische Robinsonade.

Im Schutze einer hohen Felswand gelegen, hat die mittelalterliche Burg Malevil die atomare Verwüstung der Erde überdauert. Ihre Bewohner haben für begrenzte Zeit noch Lebensmittel, etwas Vieh, Saatgut. Sie müssen sich der Bedrohung durch Plünderer und Söldnerbanden erwehren, und der Rückfall in eine durch Mangel bedingte Barbarei stellt ihr Überleben täglich aufs neue in Frage. Doch mit der dem Menschengeschlecht eigenen Unverdrossenheit und Energie wagen sie das Abenteuer eines neuen Anfangs.

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Seitenzahl: 923

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Robert Merle

Malevil

Roman

Aus dem Französischen von Eduard Zak

Aufbau-Verlag

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Impressum

ISBN E-Pub 978-3-8412-0186-7

ISBN PDF 978-3-8412-2186-5

ISBN Printausgabe 978-3-7466-1224-9

Aufbau Digital,

veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, 2010

© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin

Die deutsche Übersetzung erschien erstmals 1975 bei Aufbau, einer Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG

Malevil © Robert Merle

Die Originalausgabe ist 1972 bei den Éditions Gallimard in Paris erschienen

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlages zulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das öffentliche Zugänglichmachen z.B. über das Internet.

Umschlaggestaltung Simone Leitenberger

unter Verwendung eines Fotos von Jürgen Sandersfeld Photographs

Konvertierung Koch, Neff & Volckmar GmbH,

KN digital – die digitale Verlagsauslieferung, Stuttgart

www.aufbau-verlag.de

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Inhaltsübersicht

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Anmerkung von Thomas

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An der Lehrerbildungsanstalt hatten wir einen Professor, der in das Sandtörtchen von Proust verliebt war. Unter seinen Fittichen habe ich den berühmten Text mit Bewunderung studiert. Jetzt aber, im Abstand, erscheint mir dieses kleine Backwerk recht literarisch. Ich weiß, ein Geschmack oder eine Melodie können uns einen bestimmten Moment besonders lebhaft wieder in Erinnerung bringen. Doch das ist Sache von ein paar Sekunden. Ein kurzes Aufleuchten, der Vorhang fällt wieder, und tyrannisch ist die Gegenwart da. Die ganze Vergangenheit in einem in Tee aufgeweichten Kuchenstück wiederzufinden – welche Lust, wenn es wahr wäre.

An Prousts Sandtörtchen muß ich denken, weil ich neulich in einer Schublade ein graues Päckchen mit sehr, sehr altem Tabak entdeckte, das sicher einmal dem Onkel gehört hat. Ich schenkte es Colin. Närrisch vor Freude, nach so langer Zeit seinem geliebten Gift wiederzubegegnen, stopft er seine Pfeife und zündet sie an. Ich sehe ihm dabei zu, und mit den ersten Rauchschwaden, die ich einatme, tauchen der Onkel und die Welt von vorher wieder auf. So, daß mir der Atem stockt. Doch wie gesagt, das war rasch vorüber.

Und Colin ist schlecht geworden. Er war schon zu sehr entgiftet, oder der Tabak war zu alt.

Proust beneide ich. Um seine Vergangenheit wiederzufinden, konnte er sich auf etwas Solides stützen: auf eine sichere Gegenwart, auf eine unbezweifelbare Zukunft. Für uns aber ist die Vergangenheit zweimal vergangen, die verlorene Zeit doppelt verloren, da wir mit ihr die Welt verloren haben, in der sie ablief. Es hat einen Bruch gegeben. Der Gang der Jahrhunderte ist unterbrochen worden. Wir wissen nicht mehr, wie es um uns steht und ob es noch eine Zukunft gibt.

Natürlich versuchen wir, uns unser Angstgefühl mit Worten zu verheimlichen. Um den Bruch zu bezeichnen, verwenden wir Umschreibungen. Anfänglich sagten wir, dem stets ein wenig |6|trockenen Meyssonnier folgend, der »Tag X«. Doch das klang uns noch zu kriegerisch. Und wir machten uns einen schamhafteren Euphemismus zu eigen, den wir der Menou und ihrer bäuerlichen Klugheit verdanken: »der Tag des Ereignisses«. Kann man sich etwas Harmloseres ausdenken?

Mit Worten haben wir auch wieder Ordnung in das Chaos gebracht und sogar den linearen Ablauf der Zeit wiederhergestellt. Wir sagen »vorher« – »am Tag des Ereignisses« – »nachher«. Das sind unsere linguistischen Finessen. Mit ihrer Heuchelei verschaffen sie uns ein Gefühl von Sicherheit. Denn »nachher« bezeichnet zugleich unsere ungewisse Gegenwart und unsere hypothetische Zukunft.

Auch ohne Sandtörtchen oder Pfeifenrauch denken wir oft an die Welt von vorher. Jeder für sich allein. Im Gespräch kontrollieren wir uns gewissermaßen gegenseitig: Solche Rückwendungen sind für unser Fortleben wenig förderlich. Wir vermeiden es, sie wuchern zu lassen.

Ist man aber allein, ist das etwas anderes. Obwohl ich kaum über die Vierzig bin, neige ich seit dem »Tag des Ereignisses« wie ein Greis zu Schlaflosigkeit. Und des Nachts erinnere ich mich. Dieses Verb verwende ich ohne Objekt, denn das Objekt ändert sich von Nacht zu Nacht. Um diese Nachgiebigkeit vor mir selbst zu entschuldigen, sage ich mir, daß die Welt von vorher nur noch in meinem Kopfe existiert und zu existieren aufhören würde, wenn ich nicht an sie dächte.

Seit kurzem unterscheide ich zwischen der gelegentlichen und der regelmäßigen Erinnerung: Die regelmäßige Erinnerung dient mir dazu, mich von meiner Identität zu überzeugen, und diese Überzeugung habe ich dringend nötig in diesem »Nachher«, in dem alle Orientierungspunkte verschwunden sind. In meinen schlaflosen Nächten setze ich deshalb in dieser Wüste, in diesem Treibsand, in dieser zweimal vergangenen Vergangenheit hier und da Wegzeichen, um sicher zu sein, daß ich nicht in die Irre gehe. Denn »in die Irre gehen« hieße zugleich »meine Identität verlieren«.

Das Jahr 1948 ist ein solches Wegzeichen. Ich bin zwölf Jahre alt und habe, unvergänglicher Ruhm, als Bester im ganzen Kanton die Grundschule beendet. Zu Hause, beim Mittagessen am Küchentisch in der Grange Forte, versuche ich meine Eltern zu überzeugen, daß wir Land roden müßten. Was am vernünftigsten |7|wäre. Auf fünfundvierzig Hektar Boden haben wir – wie alle hier – nur zehn Hektar Wiesen und Ackerland. Das übrige ist Wald, unnützer Wald, da man jetzt keine Kastanien mehr erntet und keine Reifhölzer mehr fertigt.

Meine Erzeuger hören mir kaum zu. Geradesogut könnte ich mit Erdschollen sprechen. Deren Farbe sie übrigens haben. Haar und Haut brünett. Wie auch bei mir, nur daß ich vom Onkel die blauen Augen geerbt habe.

Im Abstand sehe ich diese Szene mit meinen Erwachsenenaugen wieder vor mir; ich verstehe sie jetzt besser, glaube ich, und finde sie recht unerfreulich.

Meine Mutter zum Beispiel. Mit ihrem weinerlichen Gewäsch. Sie hat das Laster mittelmäßiger Naturen: Sie stellt Gegenfragen. Das einfachste Alibi für das eingefahrene Denken. Wenn doch alles schlecht steht, wozu dann den kleinen Finger rühren? Mein Vorschlag, Wald zu roden, kränkt sie.

»Und woher das Geld nehmen?« fragt sie höhnisch. »Willst du die Stunden für den Bulldozer bezahlen?«

Ihr Ton ist geringschätzig, und dabei weiß ich, daß im Sparkassenbuch Summen stehen, die von Monat zu Monat an Wert verlieren. Ich weiß das, weil der Onkel es mir erklärt hat. Und ich erkläre es meinerseits, ohne den Onkel zu erwähnen. Vergebliche Vorsicht.

Der Vater hört zu, sagt aber kein Wort. Die Mutter fühlt sich abermals gekränkt. Meine Argumente gleiten an ihrem harten Schädel mit dem dürftigen Haar ab. Sie sieht mich nicht einmal an. Über meinen Kopf hinweg wendet sie sich an meinen Vater.

»Dieser Junge«, sagt sie, »ist ganz das Bild deines Bruders Samuel. Hochmütig. Lehren erteilen. Und seit seiner Abschlußprüfung große Rosinen im Kopf.«

Paulette und Pélagie, meine beiden jüngeren Schwestern, platzen vor Lachen, und ich versetze der, die neben mir sitzt, unter dem Tisch einen Fußtritt, daß sie zu heulen anfängt.

»Und hartherzig ist er obendrein«, schließt die Mutter.

Über meine Hartherzigkeit bekommen wir noch zu hören.

Die ganze Zeit, während wir unsere zwei Teller Suppe verzehren. Denn meine Mutter versteht sich auf Rechnungsführung. Und bei jedem neuen Vergehen werden meine Fehler Stück für Stück rekapituliert. Der Umstand, daß ich bereits dafür bestraft |8|bin, ändert nichts daran. Meine Verbrechen sind weder vergessen noch verziehen und wiegen noch immer gleich schwer.

Dieses Durchhecheln vollzieht sich überdies in Jammertönen, die mir ein Grauen sind: Boshaftigkeit, weich verpackt. Die Pélagie heult, die Paulette, die ich nicht angerührt habe, flennt. Knalleffekt: Die Pélagie schürzt ihren Rock und zeigt ihr Schienbein her. Es ist gerötet. Das mütterliche Gejammer steigert sich um mehrere Tonlagen bis zum Gekreisch.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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