Die gute Stadt Paris - Robert Merle - E-Book

Die gute Stadt Paris E-Book

Robert Merle

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Beschreibung

Sommer 1572. Der junge Pierre de Siorac, Sohn eines hugenottischen Edelmannes aus dem Périgord und gerade frischgebackener Mediziner, muß sich – wegen eines Duells von des Todesstrafe bedroht – in die Hauptstadt flüchten, die Gnade des Königs zu erflehen. Er ist tolerant im Glauben und schlagfertig, listig, intelligent im Leben, dazu von unwiderstehlicher Ausstrahlung auf Frauen – Talente, die ihm bei seinem gefahrvollen Vorhaben sehr von Nutzen sind. Er lernt das Paris der kleinen Leute kennen, aber auch den prunkvollen, düsteren Louvre. Er hofiert hohe Damen, die wahre Kokotten sind. Er begegnet den Günstlingen der Prinzen und den großen Geistern der Zeit. Seinem Geschick verdankt er es, daß er schließlich dem König vorgestellt wird und seine Begnadigung erlangt. Aber in Frankreich tobt seit zehn Jahren ein mörderischer Glaubenskrieg zwischen Katholiken und Hugenotten, der in der Nacht des 24. August – der Hochzeitsnacht der katholischen Königstochter Marguerite mit dem „Ketzer“ Henri de Navarre – ihren blutigen Höhepunkt erreicht. Und auch Pierre de Siorac wird in den Strudel der Bartholomäusnacht gerissen ...

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Seitenzahl: 1002

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Robert Merle

Die gute Stadt Paris

Roman

Aus dem Französischen von Edgar Völkl

Aufbau-Verlag

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Impressum

Titel der Originalausgabe

Paris, ma bonne ville

ISBN E-Pub 978-3-8412-0173-7

ISBN PDF 978-3-8412-2173-8

ISBN Printausgabe 978-3-7466-1215-7

Aufbau Digital,

veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, 2010

© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin

Die deutsche Übersetzung erschien erstmals 1992 bei Aufbau, einer Marke

der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG

© Librairie Plon, Paris 1980

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlages zulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das öffentliche Zugänglichmachen z.B. über das Internet.

Umschlaggestaltung Preuße & Hülpüsch Grafik Design

unter Verwendung eines Ausschnitts aus dem Gemälde

»Diane de Poitiers« von F. Clouet, um 1571, akg-images

Konvertierung Koch, Neff & Volckmar GmbH,

KN digital – die digitale Verlagsauslieferung, Stuttgart

www.aufbau-verlag.de

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Inhaltsübersicht

Informationen zum Buch

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Impressum

Inhaltsübersicht

ERSTES KAPITEL

ZWEITES KAPITEL

DRITTES KAPITEL

VIERTES KAPITEL

FÜNFTES KAPITEL

SECHSTES KAPITEL

SIEBENTES KAPITEL

ACHTES KAPITEL

NEUNTES KAPITEL

ZEHNTES KAPITEL

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|5|ERSTES KAPITEL

Eines weiß ich mit Gewißheit: es stehet mit uns wie mit dem Meere, dessen Stille nur trügt. Darunter ist alles Bewegung, Unruhe, Aufruhr. Ebenso findet der Mensch keine Zufriedenheit, seine Seele keinen Frieden. Kaum ist er eines Glückes teilhaftig, verlangt es ihn nach einem anderen.

Als ich Herrn de Montcalms Schloß verließ, war ich erfüllt von dem Glück, meinen Vater nach so langer Trennung wieder heil und gesund an meiner Seite zu wissen, erfüllt von der Freude, mich mit ihm auf den Weg nach Sarlat und meinem vielgeliebten Mespech zu begeben: das Herz schlug mir höher bei dem Gedanken an all seine Bewohner. Allein, meine Freude war nicht ungetrübt, und das Herz wurde mir immer wieder schwer, ließ ich doch Angelina de Montcalm und das ungewisse Glück zurück, welches wir uns geschworen und als dessen Unterpfand ich einen blaubesteinten Ring am linken kleinen Finger trug, welchselben sie mir im Erker des Ostturmes von Barbentane geschenkt.

Als »ketzerischer« Hugenott und Zweitgeborener ohne Vermögen, so dachte ich, war es da nicht vermessen, eines Tages um ihre Hand anhalten zu wollen, falls sie, der ablehnenden Haltung Herrn de Montcalms nicht achtend, überhaupt zu warten gewillt war, bis ich in langen, mühevollen Jahren die Stufenleiter erklommen, den Doktortitel erworben und mich als Medicus niedergelassen, um endlich in der Lage zu sein, ihr eine Ehe entsprechend ihrem Stande und – wie ich dafürhalten möchte – auch entsprechend dem meinen zu bieten?

Himmel! wie liebte ich sie! Und wie schrecklich, wie entmutigend war der Gedanke, sie zu verlieren. Denn welche Hoffnung verblieb mir – trotz all meines Glaubens an ihr gegebenes Wort – angesichts der Tyrannei eines Vaters, des quälenden Drängens einer Mutter, der Bedenken der Geliebten selbst, unverheiratet zu altern in schier endlosem Warten, dessen glückliches Ende nicht gewiß sein konnte in diesen unsicheren |6|Zeiten, da das Leben eines Mannes, gar eines Hugenotten, nicht schwerer wog als das eines Huhnes?

Doch inmitten dieser dunklen Gedanken, die mir schier das Herz erdrückten, war es ein Labsal, mir im Geiste ihren graziösen, schmeichelnden Gang vorzustellen, den zärtlichen Blick ihrer großen glänzenden Augen, ihre bewundernswerte Herzensgüte. Wahrlich, dachte ich bei mir, du hast dich in deiner Wahl nicht geirrt: solange du auch suchen magst, du würdest in der ganzen Welt keine andere Frau finden, die soviel Herz mit soviel Schönheit vereint.

Mein Vater hatte gewollt, daß wir den Weg über die Cevennen nahmen und also durch die Berge nach dem Périgord ritten, da er den zwar weiteren, aber bequemeren Weg über Carcassonne und Thoulouse als zu gefahrvoll erachtete. Nach dem Überraschungsangriff von Meaux, bei dem die Führer der Reformation, Condé und Coligny, um ein Haar den König gefangengenommen hatten, wütete nunmehr der Krieg im Königreich zwischen Hugenotten und Katholiken, und da sich die vorgenannten Städte in der Hand der Papisten befanden, hätte ihre Durchquerung Gefahr für unser Leben bedeutet, obgleich wir wohlbewaffnet waren. Doch mein Vater, die beiden Vettern Siorac, ich selbst, mein Halbbruder Samson, unser Diener Miroul, unser Gascogner Cabusse und der Steinbrecher Jonas, wir waren nur acht Mann: genug, sich der unterwegs im Hinterhalt lauernden Wegelagerer zu erwehren, aber zu wenig, um den Kampf mit den Kriegsmannen der königlichen Offiziere zu bestehen.

In Sarlat und im ganzen Sarladischen Land hatten selbst die Papisten (außer den ärgsten Fanatikern) Achtung vor uns, da mein Vater ein königstreuer Hugenott war, der niemals den Degen gegen seinen König gezogen; zudem hatte er während der Pest die Stadt mit Lebensmitteln versorgt und sie danach von dem Schlächterbaron zu Lendrevie und seinen Erzbösewichtern befreit. Doch in Carcassonne und Thoulouse waren wir niemandem bekannt, und da jeder Hugenott in jener Zeit als Rebell galt, der sogleich zu ergreifen und abzuurteilen war, hätte das für uns den sicheren Tod bedeuten können.

Sobald die Bergstraße für den Trab zu steil wurde, ließen wir unsere schweißbedeckten Rösser im Schritt gehen, und mein Vater, der jetzt an meiner Seite ritt und mich so nachdenklich |7|sah, »schwarzen Gedanken nachhängend« (wie meine arme Fontanette gesagt hätte), ersuchte mich, ihm von meinem Leben als Scholar zu Montpellier zu berichten, doch in größeren Einzelheiten als in meinen Briefen und ohne etwas zu verblümen noch hinwegzulassen.

»Mein Herr Vater«, sagte ich, »so Ihr einen wahrhaftigen und ehrlichen Bericht wollet, lasset uns unserer Schar ein Stück vorausreiten. Aus Feingefühl möchte ich nicht von unseren Vettern Siorac oder unseren Leuten gehört werden und vor allem nicht von meinem vielgeliebten Bruder Samson, dessen Unschuld ich mit meinem Bericht allzusehr zu verletzen fürchte.«

Worauf mein Vater, aus vollem Halse lachend, zustimmte, seinem Pferd die Sporen gab und mit mir ein Stück vorausritt. Von meinem Leben, meinen Mühen, meinen Liebschaften, von den großen Widrigkeiten, Freuden und Gefahren, die mir zu Montpellier und Nismes begegnet waren, berichtete ich getreulich alles, ohne etwas zu verschweigen außer dem höchst beklagenswerten Ende meiner armen Fontanette; nicht daß ich es ihm hätte verhehlen wollen (ebensowenig die Rolle, die ich dabei gespielt), sondern weil ich befürchtete, bei meinem Bericht in Schluchzen auszubrechen, wie es mir in Barbentane zu Füßen meiner Angelina ergangen war.

»Mein Herr Sohn«, sprach mein Vater, als ich geendet, »Ihr seid ein Heißsporn voller Mut, der schnell seinem Mitgefühl, aber auch seinem Zorn nachgibt. Ihr waget zuviel. Ihr wollet stets alles Unrecht tilgen. Dies ist ein edeles, doch gefährliches Streben. Eure Bedachtheit in Euerm Tun ist ebenso groß wie Eure Unbedachtheit vor Euerm Tun. Beherziget stets die Weisheit: Zweifel, Vorsicht und Geduld sind die Nährmütter großer Taten. Wenn Ihr lange leben wollt in diesem grausamen Jahrhundert, so haltet Euch an diese Weisheit. Nehmet Rücksicht auf das Schicksal, so wird es Rücksicht auf Euch nehmen. Nosse haec omnia, salus est adolescentis.1«

Während er so sprach, betrachtete ich meinen Vater und war ganz gerührt, daß er seine Rede erwartungsgemäß mit einem Ciceroschen Zitat abschloß, denn der Held von Ceresole und von Calais war auf sein elegantes Latein fast ebenso stolz wie |8|auf seine medizinische Kunst, der er sich ursprünglich verschrieben hatte. Er saß in tadelloser Haltung auf seinem Pferd, und mit seiner kräftigen wohlgewachsenen Gestalt ohne einen Ansatz von Dickleibigkeit, seinen blitzenden blauen Augen und dem trotz seiner fünfzig Jahre kaum ergrauten Haar erschien er mir so, wie ich ihn immer gekannt hatte.

»Mein Herr Vater«, sprach ich, »Eure Rede ist wohl wahr. Ich danke Euch für den weisen Rat und werde danach streben, meinen Mangel an Bedachtsamkeit auszugleichen. Allein«, so fuhr ich fort »wäret Ihr wohl Baron, Herr Baron von Mespech, wenn Ihr nicht alles gewagt hättet in Eurem ersten Duell, welches zur Folge hatte, daß Ihr den Arztberuf mit dem Waffenhandwerk tauschen mußtet?«

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