Die Katze, die dem Truthahn lauschte - Band 26 - Lilian Jackson Braun - E-Book
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Die Katze, die dem Truthahn lauschte - Band 26 E-Book

Lilian Jackson Braun

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Beschreibung

Ein kniffliger Fall für Spürnase Koko: „Die Katze, die dem Truthahn lauschte“ von Bestsellerautorin Lilian Jackson Braun jetzt als eBook bei dotbooks. Die Bewohner von Pickax fiebern der großen Eröffnung des ersten Buchladens der Stadt entgegen. Doch kurz vor dem großen Ereignis sorgt ein Unbekannter für Aufsehen. Der Mann ist auffällig gut gekleidet – und auffällig tot. Und damit noch nicht genug: der Tote wird ausgerechnet auf dem Grundstück des stadtbekannten Journalisten Jim Qwilleran gefunden! Sowohl die Polizei als auch Jim tappen völlig im Dunkeln und finden keine Spuren. Nur Jims Siamkater Koko scheint mehr zu wissen, als die ahnungslosen Zweibeiner … „Der Handlungsverlauf ist so anspruchsvoll entworfen worden, dass er nicht nur Katzen-Liebhabern gefällt.“ The Times Die Krimi-Serie mit Suchtpotenzial! Der sechsundzwanzigste Fall für Reporter Jim und Siamkater Koko – jetzt als eBook kaufen und genießen: „Die Katze, die dem Truthahn lauschte“ von Lilian Jackson Braun. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 203

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Über dieses Buch:

Die Bewohner von Pickax fiebern der großen Eröffnung des ersten Buchladens der Stadt entgegen. Doch kurz vor dem großen Ereignis sorgt ein Unbekannter für Aufsehen. Der Mann ist auffällig gut gekleidet – und auffällig tot. Und damit noch nicht genug: der Tote wird ausgerechnet auf dem Grundstück des stadtbekannten Journalisten Jim Qwilleran gefunden! Sowohl die Polizei als auch Jim tappen völlig im Dunkeln und finden keine Spuren. Nur Jims Siamkater Koko scheint mehr zu wissen, als die ahnungslosen Zweibeiner …

»Der Handlungsverlauf ist so anspruchsvoll entworfen worden, dass er nicht nur Katzen-Liebhabern gefällt.« The Times

Über die Autorin:

Lilian Jackson Braun (1913–2011) wurde in Massachusetts geboren. Nach der Highschool arbeitete sie als Journalistin und in der Werbebranche, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Ihre Katzenkrimis wurden in 16 Sprachen übersetzt und standen regelmäßig auf der »New York Times«-Bestsellerliste.

Bei dotbooks erscheinen alle Bände der Erfolgsserie. Eine vollständige Übersicht finden Sie am Ende dieses eBooks.

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eBook-Neuausgabe Januar 2017

Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 2004 Lilian Jackson Braun

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2004 unter dem Titel »The Cat Who Talked Turkey«.

Copyright © der deutschen Ausgabe 2005 Bastei-Verlag Gustav H. Lübbe GmbH & Co., Bergisch Gladbach

Copyright © der Neuausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Forewer, Natalie Snailcat und Bonezboyz

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95824-943-1

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Lilian Jackson Braun

Die Katze, die dem Truthahn lauschte

Kriminalroman

Aus dem Amerikanischen von Christine Pavesicz

dotbooks.

Für Earl Bettinger, den Ehemann, der …

Danksagungen

An Earl, meine bessere Hälfte – für all die Liebe, Ermutigung und hundertfache Hilfe, die er mir als Ehemann stets angedeihen ließ.

An meine Assistentin Shirley Bradley – für ihr Fachwissen und ihre Begeisterung.

An meine Lektorin Natalee Rosenstein – für ihren Glauben an Die Katze, die … Von Anfang an.

An meine Agentur, Blanche C. Gregory, Inc. – für eine lebenslange angenehme Zusammenarbeit.

An die echten Kokos und Yum Yums – für die Inspiration, die sie fünfzig Jahre lang für mich waren.

PROLOG

In Moose County, vierhundert Meilen nördlich vom Rest der Welt, ist Jim Qwilleran bei jedermann beliebt. Nicht nur, weil er ein reicher Junggeselle ist, dem es Spaß macht, sein Geld zu verschenken. Nicht nur, weil er für die Lokalzeitung eine unterhaltsame Kolumne schreibt. Nicht nur, weil er es wagt, anders zu sein als die anderen. (Er lebt mit zwei Katzen allein in einer Scheune.) Zwar ist er eine imposante Erscheinung: groß, gut gebaut, mittleren Alters, mit einem üppigen Schnurrbart, den die Männer bewundern und die Frauen lieben. Aber die Bewohner von Moose County haben Qwilleran gern, weil er zuhören kann!

Als Journalist hat er gelernt zuzuhören, und er geht nie aus dem Haus, ohne einen Kassettenrekorder einzustecken. Außerdem hat ihn eine ernüchternde Krise in der Mitte seines Lebens einfühlsam und verständnisvoll gemacht, was sich in seinem nachdenklichen Blick äußert und in seinem Talent, stets das Richtige zu sagen.

Laut seinem Führerschein heißt er James Mackintosh Qwilleran, mit Qw geschrieben. Für seine Freunde ist er einfach »Qwill«.

Seit seiner Übersiedlung nach Moose County, das ursprünglich von Schotten besiedelt wurde, ist sich Qwilleran seiner schottischen Wurzeln bewusst geworden. (Seine Mutter war eine Mackintosh.) Nachdem er das erste Mal einen Kilt getragen hatte, erwärmte er sich für den Klang von Dudelsäcken und zitierte Robert Burns: »Die besten Pläne von Mäusen und Menschen / gehen oft schief.«

In einem speziellen Sommer hatte er ehrgeizige Pläne. Nicht nur, dass er für den Moose County Dingsbums die zweimal wöchentlich erscheinende Kolumne Aus Qwills Feder schrieb, in der öffentlichen Bücherei Lesungen seines neuen, soeben erschienenen Buches abhielt und ein weiteres Buch zu schreiben begonnen hatte – neben all diesen persönlichen Interessen beteiligte er sich an der Planung der Hundertfünfzigjahrfeier von Pickax City im kommenden Jahr, interessierte sich für das neue Buchgeschäft, das in Pickax gebaut werden sollte – und noch mehr!

Und dann ging alles schief.

Kapitel 1

In einer von Qwillerans zweimal wöchentlich erscheinenden Kolumnen Aus Qwills Feder hatte er vor kurzem festgestellt: »Eine Stadt ohne Buchhandlung ist wie ein Huhn mit nur einem Bein.«

Seine treu ergebenen Leser waren ebenfalls dieser Meinung – selbst jene, die noch nie in ihrem Leben ein Buch gekauft hatten. Und der Klingenschoen-Fonds in Chicago, der Qwillerans Erbe verwaltete, hielt eine neue Buchhandlung für eine gute Investition.

Fünfzig Jahre lang hatte der verstorbene Eddington Smith in einem hübschen Haus hinter dem Postamt Bücher aus zweiter Hand verkauft. Zwei Tage nach seinem Tod war dieses Gebäude bis auf die Grundfesten niedergebrannt, und von Millionen bedruckter Blätter war nur Asche übrig geblieben. Das war der ideale Platz für eine neue Buchhandlung. Es war das Ende einer Ära und der Beginn eines viel versprechenden neuen Abenteuers für Leute, die gern lasen. Die Buchhandlung würde genau auf dem Grundstück gebaut werden, auf dem Eddingtons Großvater einst Pferde beschlagen und Felgen für Planwagen geschmiedet hatte. Vielleicht war das aber nicht die einzige Tätigkeit gewesen, mit der der Schmied seine Familie ernährt hatte. Es gab da seit langem gewisse Gerüchte…

Der erste Spatenstich auf dem ehemaligen Standort der Schmiede aus dem neunzehnten Jahrhundert sollte im Rahmen einer Zeremonie erfolgen. Die Menschen in Moose County liebten groß angelegte Veranstaltungen: Paraden, Feste mit den Nachbarn nach dem gemeinsamen Scheunenbau, Viehmärkte, lange Leichenzüge und dergleichen. Einen offiziellen ersten Spatenstich hatten sie noch nicht erlebt – mit Tribünen für die Würdenträger, mitreißender Musik von der Highschool-Kapelle und einem mit Girlanden geschmückten Bagger. Jemand hatte vorgeschlagen, dass die Bürgermeisterin auf den Fahrersitz klettern und mit der Baggerschaufel den ersten Spatenstich machen sollte.

Ihro Ehren, die Bürgermeisterin Amanda Goodwinter, hatte geschrien: »Sind Sie verrückt? Auf dieses verdammte Vehikel würde ich nicht mal steigen, wenn Sie mich dafür bezahlen würden!«

Am Samstag strömten aus allen Richtungen Fahrzeuge nach Pickax. Zeitungen aus drei Bezirken schickten ihre Reporter und Fotografen aus. Die bundesstaatliche Polizei war abgestellt worden, um den Hilfssheriffs und der Polizei von Pickax zu helfen, ein Verkehrschaos zu verhindern. So etwas hatte es in der Geschichte von Pickax noch nie gegeben!

Qwilleran war ebenfalls dabei und beschrieb die Feierlichkeiten nachher in seinem persönlichen Tagebuch:

Samstag, 31. Mai

Eddington Smith hätte sich in seinem Grab umgedreht! Er war so ein bescheidener, ehrenwerter Mann, und er hätte nicht gewollt, dass das Geständnis, das seine Großmutter auf dem Totenbett abgelegt hat, allgemein bekannt wird. Aber in Moose County gibt es keine Geheimnisse und, wie es schien, wusste jedermann, dass Eddingtons Großvater nicht nur Schmied, sondern daneben auch Pirat gewesen war. Er band sich ein rotes Tuch um den Kopf, segelte unter schwarzer Flagge und überfiel Schiffe, die Goldmünzen in die Neue Welt brachten – für den Kauf von Biberpelzen, nach denen in Europa eine so große Nachfrage herrschte. Man munkelte, dass er die Beute an einer bestimmten Stelle im Hof vergraben hatte, die jetzt zubetoniert war.

Und deshalb gab es statt ein paar hundert Zuschauern ein paar tausend. Die Bezirksstraßen wie auch die Straßen der Stadt waren von sensationslüsternen Leuten verstopft. Ganze Familien nahmen teil – mit Picknickkörben und Campingstühlen. Würde die Beute des Piraten gefunden werden? Oder war es nur ein Gerücht? Unter Freunden wurden Wetten abgeschlossen – keine über einem Vierteldollar. Dahinter steckte gewiss der Wunsch, zukünftigen Generationen erzählen zu können, man habe »es immer schon gewusst«.

Und dann ertönten Sirenen! Die bundesstaatliche Polizei eskortierte Fernsehteams, die völlig unerwartet mit gecharterten Flugzeugen aus dem Süden unten heraufgeflogen waren, zum Schauplatz des Geschehens. Die Großstadtmedien sind stets dabei, wenn bei den Hinterwäldlern irgendetwas Bizarres passiert. Und im Computerzeitalter ist ein vergrabener Schatz etwas Bizarres.

Die Highschool-Kapelle traf mit einem Schulbus ein und spielte dann eine halbe Stunde lang laut und falsch, was die Aufregung der Menge noch steigerte.

Die Polizei sperrte die Stelle, an der gegraben werden sollte, mit einem gelben Band ab. Die Würdenträger traten auf die Tribüne. Der Baggerfahrer saß hoch oben auf seinem Fahrersitz. Die Polizisten und Hilfssheriffs bezogen mit ihren Seitengewehren mit dem Gesicht zur Menschenmenge Stellung.

Die Kapelle spielte »Stars and Stripes Forever«, traf fast immer die richtigen Töne, und der Bagger stellte sich in Position. Der Baggerarm hob sich, und die Schaufel sauste mit einem lauten Krach auf den Boden. Die Zuschauer schienen kollektiv den Atem anzuhalten, während die Maschine vor und zurück fuhr und schlug, kratzte und schaufelte. Schließlich schrie die Menschenmenge auf: Die Schaufel hatte eine Kiste mit Eisenbeschlägen zu Tage befördert.

Polizeichef Andrew Brodie trat vor und öffnete sie. Die Handflächen nach unten gedreht, breitete er die Hände aus – eine Geste, die besagte: nichts. Die Kiste war leer!

Enttäuschtes Aufstöhnen … und dann schallendes Gelächter. Die Menschen in Moose County lachen gern, sogar über sich selbst, und das hier war ein guter Witz. Die Einzigen, die nicht lachten, frohlockten und jauchzten, waren die Journalisten, die extra angereist waren, und das amüsierte die Einheimischen noch zusätzlich; es macht ihnen Spaß, Fremde zu foppen.

Selbst Oldtimer in Pickax konnten sich nicht erinnern, dass es je ein so aufregendes Jahr gegeben hatte. Die alte Oper war renoviert und für Aufführungen adaptiert worden! Es gab bereits Pläne für die Hundertfünfzigjahrfeier der Stadt! Die hiesige Fußballmannschaft hatte der von Bixby County den Meistertitel abgenommen. Und der Klingenschoen-Fonds baute eine Buchhandlung.

Das war nicht bloß ein Gerücht. Der erste Spatenstich war bereits erfolgt. Polly Duncan, die zwanzig Jahre lang die öffentliche Bücherei geleitet hatte, würde kündigen, um das neue Geschäft zu führen. Sie war bereits zwei Mal nach Chicago gereist, um die klugen Köpfe des Klingenschoen-Fonds zu konsultieren.

Es gab auch ein weniger erfreuliches Ereignis, aber das wurde nicht an die große Glocke gehängt. Auf einem bewaldeten Grundstück am Seeufer hatte man die Leiche eines gut gekleideten unbekannten Mannes gefunden. Er war erschossen worden – es sah fast nach einer Exekution aus. Das, geschah am Tag des ersten Spatenstichs für die Buchhandlung, und die Klatschbasen waren entschlossen, einen Zusammenhang zwischen den beiden Ereignissen zu finden, was ihnen jedoch nicht gelang.

Qwilleran ging von der Spatenstichfeier zu Fuß nach Hause. Seine Scheune war nur ein paar Häuserblocks vom Stadtzentrum entfernt, aber von einem dichten Wäldchen abgeschirmt. Sie war für die Bewohner von Moose County ein architektonisches Wunder, obwohl hier nur zwei verwöhnte Katzen wohnten. Das einhundertjährige achteckige Gebäude erhob sich vom Scheunenhof wie eine alte Burg. Es war drei Stockwerke hoch, aus Bruchstein und mit verwitterten Holzschindeln verkleidet.

Ursprünglich hatte diese Scheune zur Lagerung ganzer Wagenladungen von Äpfeln gedient, die dann zu Apfelmost gepresst worden waren. Jetzt waren die Heuböden und Leitern verschwunden, und ebenso das dämmrige Licht im Inneren. In die Seitenwände hatte man in unterschiedlicher Höhe seltsam geformte Fenster eingesetzt, und alle exponierten Holzflächen – Balken, Sparren und bretterverkleidete Wände – waren zu einem honigfarbenen Farbton gebleicht worden.

Auf den drei Galerien befanden sich Wohnräume, die durch eine Rampe verbunden waren, die spiralförmig über die Innenwände verlief. Und im Zentrum des Erdgeschosses erhob sich ein riesiger weißer, würfelförmiger Kamin, der den gesamten Wohnraum beheizte und dessen Rauchabzüge zum zwölf Meter hohen Dach verliefen.

Zu den Katzen pflegte Qwilleran zu sagen: »Es geht nichts über das eigene Heim, und sei es auch noch so bescheiden.«

Worauf Koko ein »Miau« zur Antwort gab und Yum Yum leise nieste.

Als er von der Spatenstichfeier nach Hause kam, hielt er nach dem Empfangskomitee am Küchenfenster Ausschau. Es war keines da.

Er schloss die Tür auf. Yum Yum kauerte mit besorgtem Gesichtsausdruck auf dem blauen Kissen am Kühlschrank, während Koko auf dem Fußboden auf und ab marschierte; er schien sich nicht sehr wohl zu fühlen.

»Ist dir dein Futter nicht bekommen?«, fragte Qwilleran scherzhaft.

Plötzlich stieß der Kater einen Schrei aus, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Er begann als Knurren in den Tiefen seines Brustkorbs und endete in einem Kreischen.

Qwilleran schauderte. Er erkannte Kokos »Todesschrei«! Irgendjemand war irgendwo irgendwie das Opfer eines Verbrechens geworden.

Es gab keine Erklärung dafür, außer dass manche Katzen, wie manche Menschen, offenbar übersinnliche Kräfte besitzen.

Koko und Yum Yum waren zwei reinrassige Siamkatzen mit sandfarbenem Fell und schwarzbraunen Masken und Ohren. Der Kater wirkte imposant; das Weibchen war zierlicher und liebenswürdiger, wenngleich es seinen eigenen Willen hatte. Beide hatten die unglaublich blauen Augen ihrer Rasse.

Koko war derjenige, der kommunizierte. Er bestellte Mahlzeiten, begrüßte die Gäste, sagte ihnen, wann sie heimgehen sollten, und gab stets seine Meinung zum Besten – entweder mit ohrenbetäubendem Schreien oder einem rätselhaften Ik-ik-ik.

Sie wussten, dass es Zeit für das Abendessen war; sie saßen unter dem Küchentisch, starrten auf ihre leeren Teller und sandten wortlose Nachrichten in Qwillerans Richtung. Er schnitt Truthahn vom Delikatessenstand klein und sah ihnen dann beim Fressen zu. Koko hob nur ein einziges Mal den Kopf, um auf das Wandtelefon zu starren. Ein paar Sekunden später läutete es. Polly Duncan, die wichtigste Frau in Qwillerans Leben, rief aus Chicago an, wo sie an Besprechungen mit den hohen Tieren des Klingenschoen- Fonds teilnahm. Sie teilte ihm mit, dass sie am nächsten Vormittag nach Hause fliegen würde. Qwilleran versprach, sie am Flughafen abzuholen, und fragte, ob sie ihm etwas aus der Großstadt mitbrächte.

»Ja, und es wird dir gefallen!«

»Was ist es? Gib mir einen Hinweis!«

»Kommt nicht infrage. À bientôt.«

»À bientôt.«

Später an jenem Abend – Qwilleran las gerade eine interessante Abhandlung im Wilson Quarterly – sprang Koko auf ein Bücherregal und maunzte; er wollte, dass Qwilleran ihnen etwas vorlas. Beide Katzen lauschten gern dem Klang seiner Stimme. Yum Yum schmiegte sich dabei an seinen Brustkorb und spürte die Schwingungen. Koko ging so weit, den Titel auszuwählen, und Qwilleran las ihnen die Geschichte von der Eule und dem Kätzchen vor, die mit einem schönen erbsengrünen Schiff aufs Meer hinausfuhren, wobei er den Text mit Schreien, Schnurren und Miauen ausschmückte. Er dachte: Wie kann ein Tier, das weder lesen kann noch die Sprache versteht – wie kann so ein Tier ein Buch dem anderen vorziehen? Über diese Frage konnte man schon ins Grübeln kommen.

Pollys Flugzeug sollte am Sonntagmittag landen. In Moose County hatten alle Shuttleflüge aus Chicago – oder auch aus anderen Städten – stets eine Stunde Verspätung, und die Freunde und Verwandten, die die Passagiere abholten, waren stets pünktlich. Dann standen sie gern herum und gaben haarsträubende Kommentare über den Service ab. Zum Beispiel:

»Der Seitenflügel war lose, und das Klebeband ist ihnen ausgegangen.«

»Die Pilotin musste zum Friseur.«

»Sie haben vergessen aufzutanken und mussten in Milwaukee zwischenlanden… «

Derartiges Geplänkel hatte in Moose County eine lange Tradition, die aus der Zeit der Pioniere stammte; ihr Sinn für Humor hatte den Siedlern geholfen, mit Unannehmlichkeiten, Entbehrungen und Katastrophen fertig zu werden.

Schließlich holperte das tapfere kleine Flugzeug auf das Flughafengebäude zu. Polly verließ es als Letzte; vorsichtig stieg sie die Gangway herunter, als glaubte sie das Gerücht, diese sei aus wiederverwerteten Fahrradteilen gebaut worden.

Qwilleran ging zu ihr, nahm ihr das Handgepäck ab und sagte, er würde ihr anderes Gepäck abholen – falls das Flughafenpersonal den Dosenöffner fand, mit dem der Gepäckraum geöffnet wurde. Ihre Begrüßung war sehr zurückhaltend; die Klatschbasen hielten stets Ausschau nach einem Hinweis auf eine Romanze zwischen der Bibliothekarin und dem Journalisten.

»War der Flug annehmbar?«

»Erträglich«, erwiderte sie. »Wie war die Spatenstichfeier?«

»Keine Überraschungen. Die Schatzkiste war leer.«

»Sie sollte in einer Glasvitrine im Buchgeschäft ausgestellt werden.«

»Hättest du Lust auf einen Brunch bei ›Tipsy’s‹?«

»Ich glaube nicht, Lieber«, sagte Polly. »Neben den intensiven Arbeitssitzungen bin ich so oft in Restaurants ausgeführt worden. Ich will nur nach Hause, meine Katzen begrüßen, Cottagekäse und Obst essen und mich auf die Arbeit morgen vorbereiten … Hier ist es so friedlich!«

Sie fuhren nach Indian Village und kamen dabei an Schaffarmen, Kartoffelfarmen und aufgelassenen Bergwerkshütten vorbei. Nach einem kurzen Schweigen fügte sie hinzu: »Benson kommt dieses Wochenende her.«

»Wer?«

»Der Architekt, der die Planung des Buchgeschäftes übernommen hat. Er will mit den Bauunternehmern sprechen. Und er möchte unbedingt deine Scheune sehen. Ich habe sie beschrieben, und er sagte, das klinge architektonisch unmöglich. Er ist ein sehr interessanter Mann.«

Qwilleran schnaubte in seinen Schnurrbart. Jedes Mal, wenn Polly von Pickax wegfuhr, lernte sie einen »interessanten« Mann kennen. Zuerst war es der Pferdetrainer in Lockmaster gewesen, dann der Professor in Montreal, der Antiquitätenhändler in Virginia und jetzt ein Architekt in Chicago.

Polly fuhr fort: »Die Leute vom Klingenschoen- Fonds finden, wir sollten das Buchgeschäft ›Phoenix‹ nennen, nach dem sagenumwobenen ägyptischen Vogel, der sich aus der Asche erhob.«

»Ist das ihr Ernst? Die Einheimischen würden dann sicher fragen, warum wir es nach der Hauptstadt von Arizona nennen. Ich finde, wir sollten einen bezirksweiten Wettbewerb zur Namensfindung ausschreiben.«

»Ich glaube, du hast Recht, aber ich wollte, dass du es sagst… Hast du mal bei Brutus und Catta vorbeigeschaut?«

»Die beiden sind glücklich und zufrieden, doch ich glaube, deine Katzensitterin überfüttert sie. Ich habe alles eingekauft, was auf deiner Liste stand, und es in deinem Kühlschrank verstaut.«

Auf einmal verstummten sie. Sie fuhren durch das Eingangstor von Indian Village – vorbei am Pförtnerhaus zur Rechten und dem Clubhaus zur Linken, und in die River Road mit ihren Wohnhäusern.

Qwilleran parkte vor Einheit eins des Hauses namens »Weiden«. »Lauf schon rein und begrüße deine Katzen«, meinte er. »Ich komme mit dem Gepäck nach.«

»Was hältst du von etwas Cottagekäse und Obst?«, fragte sie mit ihrer sanften, volltönenden Stimme, die ihm als Erstes an ihr gefallen hatte. Cottagekäse gehörte keineswegs zu seinen Leibspeisen. Er zögerte den Bruchteil einer Sekunde und antwortete dann: »Ja, gern.«

Später an jenem Nachmittag ging Qwilleran mit einem Notizblock, ein paar Bleistiften sowie den Katzen und einem schnurlosen Telefon in den Pavillon. Das war ein achteckiges, rundum mit Fliegengitter bespanntes Sommerhaus, das ein paar Schritte von der Scheune entfernt im Vogelgarten stand. Er entwarf seine Dienstagskolumne; Yum Yum frönte ihrem Hobby: Sie jagte nach den Insekten außerhalb des Fliegengitters; Koko kauerte auf dem Boden und beobachtete eine siebenköpfige Krähenfamilie, die für ihn auf und ab marschierte. Waren das dieselben Krähen, die sie im vorherigen Sommer besucht hatten?, fragte sich Qwilleran; für ihn sahen alle Krähen gleich aus. Er nannte sie die »Bunkers«, nach der Krähenforscherin Dr. Teresa Bunker. Er hielt diese Frau für etwas verrückt, genau wie ihren Cousin Joe, den Meteorologen von WPKX. Joe nannte sich Wetherby Goode und würzte seine Wettervorhersagen mit Witzchen und Wortspielen.

Ein Anruf unterbrach Qwillerans Gedanken.

Es war sein Freund Thornton Haggis – ein pensionierter Steinmetz, Geschichtefan und unermüdlicher freiwilliger Helfer.

»Hallo, Qwill! Sind Sie beschäftigt? Ich habe etwas für Sie – und ich muss etwas besprechen.«

»Wo sind Sie?«

»Ich habe im Kunstzentrum ausgeholfen. Ich kann in fünf Minuten bei Ihnen sein.«

»Wir sind im Pavillon. Möchten Sie ein Glas Wein?«

»Heute nicht. Wir kriegen Besuch. Meine Frau hat den neuen Pastor und ein paar Leute von der Kirche eingeladen.«

Das Kunstzentrum befand sich am anderen Ende der ehemaligen Apfelplantage; ein alter Weg für Pferdewagen führte dorthin. Bald darauf näherte sich Thorntons unbändige weiße Haarmähne. Die Katzen beobachteten ihn und warteten neugierig; sie waren sich nie darüber klar geworden, wozu dieser weiße Mopp auf seinem Kopf gut war.

Thornton brachte etwas mit, das wie eine Hantel aussah, und legte es auf den Tisch. »Das ist für Sie! Ein verspätetes Geburtstagsgeschenk.«

»Das sieht ja fantastisch aus!«, sagte Qwilleran. »Ich kann gar nicht glauben, dass Sie das auf Ihrer Drehbank hergestellt haben.«

Drechseln war Thorntons neuestes Hobby.

»Das ist altes, mehrfarbig gemasertes Olivenholz. Es ist eine Art Pralinenschüssel, aber wenn Sie wollen, können Sie sie auch als Futterschüssel für die Katzen verwenden.«

Die Katzen waren auf dem Tisch und inspizierten das Objekt mit bebenden Nasen. Ein Gefäß, das aussah wie eine Untertasse, saß auf einem wohl geformten Stiel und einem runden Fuß; das alles war aus einem einzigen Stück Holz gedrechselt. Die Maserung verlief spiralenförmig hinauf und endete in verschwommenen Flecken und Schnörkeln, mit denen die Natur das Olivenholz ausgestattet hatte.

Qwilleran meinte: »Ich bin verwältigt und überblüfft oder vielleicht auch umgekehrt. Ich werde sie auf meinen Schreibtisch stellen und Büroklammern, Gummiringe und Goldmünzen darin aufbewahren … Kommen Sie, setzen Sie sich und verraten Sie mir, worüber Sie mit mir sprechen wollen.«

»Nun, ich weiß, dass Pickax nächstes Jahr hundertfünfzig Jahre alt wird, doch die Stadt Brrr wird dieses Jahr zweihundert Jahre alt. Wie sollen wir das feiern? Der Planungsausschuss glaubt, dass der Durchschnittsbürger die ›Hundertjahrfeiern‹, die ›Zweihundertjahrfeiern‹ und die ›Hundertfünfzigjahrfeiern‹ durcheinander bringen wird. Also wird Brrr im Juli und August dieses Jahres ganz einfach ein Geburtstagsfest feiern. Mit einer Geburtstagstorte mit zweihundert Kerzen, einer Parade mit zweihundert Kajütbooten und allen möglichen Veranstaltungen und Wettbewerben. Der Club für lebendige Geschichte wird die ›Samstagabend-Schlägerei‹ in einem Saloon wieder auf die Bühne bringen, und wir haben uns gefragt, ob Sie wohl Ihre Ein-Mann-Show aus der Mottenkiste holen und sie im Laufe des Sommers ein paarmal aufführen würden. Die Leute reden noch heute davon!«

Thornton sprach vom Großen Brand von 1869, einem Waldbrand, der halb Moose County zerstört hatte.

»Hmmm«, überlegte Qwilleran und strich sich über den Schnurrbart. »Es hat 1913 einen verheerenden Schneesturm gegeben, dem unzählige Schiffe und etliche Städte am Seeufer zum Opfer fielen.«

»Perfekt! Haben Sie das schon geschrieben?«

»Nein, und das ist das Problem. Für die Aufführung über den Waldbrand hatte ich Zugang zu der Gage-Sammlung historischer Dokumente. Über den Schneesturm im Jahr 1913 habe ich noch nicht recherchiert.«

»Das erledige ich für Sie«, bot Thornton an, enthusiastisch wie immer. »Kann ich Gary Pratt erzählen, dass Sie mitmachen? Dann können Sie sich selbst mit ihm in Verbindung setzen.« Thornton stand auf und wollte gehen. »Was gibt's heute Abend bei Ihnen zu essen?«

»Irgendetwas mit übrig gebliebenem Truthahn. Wir lieben Truthahnfleisch.«

»Yau!«, sagte Koko.

Thornton marschierte zurück zum Kunstzentrum.

Während Qwilleran seinem Freund nachsah, der die Straße hinunterging, kam ihm eine Idee. Er hatte siebenundzwanzig Legenden aus Moose County gesammelt, die als Souvenir anlässlich der Hundertfünfzigjahrfeier publiziert werden sollten. Das Buch hieß Mehr oder weniger haarsträubende Geschichten und wurde vom Klingenschoen-Fonds herausgegeben. Konnte es vielleicht schon rechtzeitig für die Geburtstagsfeier von Brrr herauskommen?

Er rief den Anwalt G. Allen Barter zu Hause an. Bart, wie er genannt wurde, vertrat Qwilleran in allen Angelegenheiten, die den Klingenschoen-Fonds betrafen.

»Ich kann kein Problem sehen«, meinte Bart. »Der Text ist im Druck, und der Schutzumschlag ist entworfen.«

»Welche Farbe?«, fragte Qwilleran.

»Angeblich etwas Auffälliges.«

Am Abend dieses Tages erhielt er einen Anruf von Polizeichef Brodie von der Polizei von Pickax.

»Ich muss mit Ihnen reden!«, begann er auf seine schroffe Art. »Vertraulich!«

»Okay, Andy, kommen Sie her. Und überschreiten Sie nicht das Tempolimit.«

Als der Scotch, die Eiswürfel und das Tablett mit dem Käse auf der Imbisstheke bereitstanden, kam auch der Polizeichef. Er stolzierte großspurig herein, wie immer, wenn er in Uniform war. Er setzte sich an die Theke und bediente sich an den Erfrischungen.

»Das haben Sie gut gemacht, als Sie bei der Spatenstichfeier die Schatzkiste leer vorgefunden haben, Andy.«

Er brummte wie jemand, der nicht an Komplimente gewöhnt ist.

»Steht versperrt in der Polizeistation, bis entschieden wird, was damit geschehen soll. Sie sollte im neuen Buchgeschäft ausgestellt werden – in einer kugelsicheren Vitrine. Das wäre der richtige Name für das Buchgeschäft: ›Die Piratenkiste‹.«

»Haben Sie eine Idee, was mit dem Inhalt passiert sein könnte?«