Die Kunst der Bestechung - Manfred Breddermann - E-Book

Die Kunst der Bestechung E-Book

Manfred Breddermann

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Beschreibung

"Die Kunst der Bestechung" bezieht sich auf die Geschäftsmethoden meines Onkels, die ich über 5 Jahre als enger Mitarbeiter kennen lernen durfte. Das Besondere an meinem Onkel war seine Fähigkeit, Möglichkeiten zu erkennen und zu nutzen, sein Geschick, etwas Vorhandenes immer weiter zu vermehren. Er ging davon aus, dass sein Drang nach Wunscherfüllung auch bei seinen Mitmenschen vorhanden ist. Wenn er von jemandem etwas erwartete, spürte er zunächst dessen Wünsche auf und beglückte ihn dann mit entsprechenden Geschenken. Allerdings nicht aus Großzügigkeit, sondern aus der erwarteten Folge: Geb ich Dir, so gibst Du mir. Sein geschäftlicher Erfolg war wirklich außergewöhnlich. Innerhalb weniger Jahre baute er die von seinem Vater übernommene Zimmerei zu einem renommierten Bauunternehmen aus. Dazu kamen fünf Autohäuser, mehrere Wohnhausblöcke und verschiedene Beteiligungen. Bei allem blieb aber die Gunst der Frauen das Wichtigste in seinem Leben und ein wesentlicher Antrieb für Reichtum und Geltung. Zweifellos waren die Erfolge meines Onkels von Bestechung geprägt. Er selbst hat das aber nie so gesehen. Es war für ihn die zeitgemäße Geschäftsmethode, die er lediglich mit seinem Können perfektionier hat.

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Seitenzahl: 60

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INHALTSVERZEICHNIS

Einführung

Die Erpressung

Mein erster Verdacht

Erst geben, dann nehmen

Das geschenkte Auto

Was ist Bestechung

Die Geldübergabe

Die Gunst der Frauen

Meine sonderbare Freundin

Die besonderen Quartiere

Die Villa am Meer

So verschenkt man Frauen

Ein Großauftrag

Warum Preisabsprachen

Der Kauf eines Fertigteilwerkes

Das Seltsame an meinem Onkel

Die Autohäuser

Der Ausflug zu Pepsi Cola

Der böse Pastor

Der Hellseher

Danke, lieber Onkel

Das Ende der Freundschaft

Literaturhinweise

Einführung

Mein Onkel war schon ein außergewöhnlicher Mensch. Nicht im üblichen Sinn, es war seine Fähigkeit, Möglichkeiten zu erkennen und zu nutzen, sein Geschick, etwas Vorhandenes immer weiter zu vermehren.

Dabei war er im Grunde ein ganz normaler Mensch mit Schwächen und Wünschen, besonders empfindsam und eher schüchtern. Aber er hatte den starken Willen, seine Wünsche auch erfüllt zu bekommen.

Er ging davon aus, dass der Drang nach Wunscherfüllung auch bei seinen Mitmenschen vorhanden ist. Er überlegte, was passieren würde, wenn er die Wünsche anderer befriedigt, allerdings nicht aus Großzügigkeit, sondern aus der Folge: Gebe ich Dir, so gibst Du mir.

So begann er mit kleinen Geschenken und hatte Erfolg damit. Mit der Vergrößerung seines Unternehmens wurden auch seine Geschenke immer größer. Er war davon überzeugt, dass jeder Mensch besondere Schwächen, beziehungsweise besondere Wünsche hat, und die musste man herausfinden.

Dabei wurde ihm auch bewusst, dass sich die Tendenz der Wünsche mit den Jahren verändert. Waren es in den Nachkriegsjahren vor allem hochwertige Haushaltsgeräte, die gut ankamen, stand jetzt das Auto im Vordergrund.

Das war für meinen Onkel Anlass genug, neben seinem Bauunternehmen ein Autohaus zu betreiben. Preisnachlässe wurden als Geschenke gern angenommen und waren zudem auch unauffällig.

Aber wie kann man einen Geschäftspartner beglücken, der bereits sein Wunschauto besitzt? Auch darauf hat sich mein Onkel bald eingestellt. Für den Familienmenschen gab es die Strandvilla am Mittelmeer bei St. Tropez für einen preisgünstigen Urlaub.

Für die Frauenliebhaber gab es wahlweise die Waldhütte oder das Appartement in der Stadtmitte. Von diesen Möglichkeiten machte auch mein Onkel selbst häufig Gebrauch.

Die Gunst der Frauen war für meinen Onkel das Wichtigste in seinem Leben. Ich glaube, dass sein Antrieb für Reichtum und Geltung wesentlich zum Ziel hatte, besonders attraktiv auf Frauen zu wirken.

Und für Frauen hatte er immer ganz besondere Geschenke. So flog er eigens nach Wien, um dort exklusive Damenhandtaschen zu kaufen.

Sein geschäftlicher Erfolg war wirklich außergewöhnlich. Innerhalb weniger Jahre hat er sich ein kleines Imperium geschaffen. Von seinem Vater übernahm er nur eine kleine Zimmerei, die er zu einem renommierten Bauunternehmen ausbaute. Dazu kamen fünf Autohäuser und einige Wohnhausblöcke.

Zweifellos war dieser Erfolg von Bestechung geprägt. Er selbst hat das aber nie so gesehen. Es war für ihn die zeitgemäße Geschäftsmethode, die er lediglich mit seinem Können perfektioniert hat.

Die Erpressung

Mitten in der Nacht schrillt das Telefon. Noch halb benommen hebe ich den Hörer ab: „Sagen Sie Ihrem Onkel, ich meine es ernst, er soll an seine Familie denken“. Mehr sagte der Anrufer nicht, aber es reichte, mich zu schockieren.

Meine Frau war jetzt auch aufgewacht und sah mich ängstlich an. „Es war der Erpresser“ sagte ich und fing an zu grübeln. Was meinte er mit „Familie“, zählen wir da auch zu? Ich dachte an meine Tochter, die genau so alt war wie die Tochter meines Onkels, könnte der Erpresser die beiden verwechseln? „ Jetzt sind wir auch in Gefahr, wir müssen sofort etwas tun“, das waren wenig tröstende Worte für meine Frau, es begannen unruhige Zeiten für uns.

Ich versuchte sofort meinen Onkel zu erreichen, aber er ging nicht ans Telefon. Wahrscheinlich hatte er auch das Telefon über Nacht ausgeschaltet, tagsüber war eine Fangleitung installiert. Nun versuchte meine Frau, mich etwas zu trösten: „Das kann doch auch der Grund sein, warum er bei uns anruft, ohne von uns direkt etwas zu wollen“.

Sobald es hell wurde suchte ich meinen Onkel auf. „ Der Erpresser hat diese Nacht bei mir angerufen, ich soll Dir bestellen, dass er es ernst meint“, informierte ich ihn. „Na und, dass war mir auch so schon klar. Hat er sonst noch etwas gesagt?“ Ich schluckte kurz: „Du sollst an Deine Familie denken“, sagte ich dann zögernd. Ich ahnte, was jetzt kam, mein Onkel sackte zusammen und wurde sehr blass. Mit diesem Hinweis auf seine Familie, hatte er wohl nicht gerechnet. „Dann müssen sofort die Kinder von hier verschwinden“ bestimmte er, nachdem er sich wieder einigermaßen gefangen hatte.

Dann fing er sofort an zu telefonieren. Nach einigen Telefongesprächen informierte er kurz meine Tante und wies sie an, die notwendigen Sachen zu packen und mit den Kindern noch am Vormittag loszufahren. Wohin würde er ihr erst bei der Abfahrt sagen. „Wenn deine Tochter auch mitfahren soll, musst Du dich beeilen“, sagte er abschließend zu mir und schickte mich los. Meine Tante fuhr noch am gleichen Vormittag mit den Kindern zu weiter entfernt wohnenden Bekannten.

Wer war der Erpresser? Er hatte sich drei Nächte vorher bei meinem Onkel angekündigt. Als es zweimal in dieser Nacht sehr laut geknallt hatte, suchte mein Onkel noch schlaftrunken die Wohnung ab. Alle Fenster waren geschlossen und es war auch nichts umgefallen, wie er zunächst vermutet hatte. Als er zur Haustür schlich, war die zwar auch geschlossen, aber sie hatte zwei Löcher. Da wurde ihm erst klar, was er gehört hatte: Es waren zwei Durchschüsse mit einer Pistole oder mit einem Gewehr.

Vorsichtig öffnete er die Haustür einen Spalt breit. Der Eingangsweg und die Treppe waren durch die Straßenlaterne beleuchtet. So konnte er sicher sein, dass sich hier niemand mehr aufhält. Er öffnete die Tür nun ganz und fand auf dem Treppenpodest ein Papierblatt mit aufgeklebten Buchstaben. „Du schuldest mir 28.000 DM, zahle jetzt, wie, erfährst Du später“, dies ergab sich aus den zusammengestellten Buchstaben. Die herbei gerufene Polizei durchkämmte die Umgebung, aber ohne Erfolg. Auch konnten keine weiteren Spuren von dem Erpresser festgestellt werden.

Das Eigentümliche an dieser Erpressung war die geringe Forderung von 28.000,- DM. War diese Summe nur ein taktischer Einstieg für weitere Forderungen, oder tatsächlich die Begleichung einer alten Schuld, wie im Erpressungsbrief behauptet? Mein Onkel wies zwar entschieden zurück, irgendjemandem diesen Betrag zu schulden. Überzeugt hat mich das allerdings nicht.

Es gab für mich schon einige Indizien, die auf eine alte Schuld hinweisen könnten. Da war zunächst der „krumme“ Betrag in einer Höhe, in der man sich eine Schuld vorstellen kann. Und da war diese Stimme des Erpressers. Ich war zwar noch schlaftrunken, als er am Telefon zu mir sprach, aber mir blieb in Erinnerung, dass diese Stimme nicht nur sympathisch und freundlich klang, sondern mir auch irgendwie vertraut vorkam. Das mag aber auch an meiner Erwartungshaltung gelegen haben, wonach Erpresserstimmen verfälscht sind oder kalt und bestimmt klingen. Auf jeden Fall kannte er unsere Familien. Er musste also aus dem familiären oder aus unserem engeren geschäftlichen Umfeld kommen.

Mein erster Verdacht