Machtmissbrauch - Manfred Breddermann - E-Book

Machtmissbrauch E-Book

Manfred Breddermann

3,0

Beschreibung

Der Tod eines angesehenen Bürgers scheint unaufklärbar zu sein. Erst durch ein zufälliges Ereignis kommt die bestialische Seite des Biedermannes zum Vorschein. Er missbraucht seine weiblichen Angestellten, und sein Ruf ist ihm wichtiger als das Leben eines Menschen.

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Inhaltsverzeichnis

Teil I: Der unbekannte Täter

Dienstag, 29. August

Mittwoch, 30. August

Montag, 04. September

Dienstag, 05. September

Mittwoch, 06. September

Freitag, 08. September

Montag, 11. September

Dienstag, 12. September

Teil II: Der verkannte Biedermann

Mittwoch, 20. September

Freitag, 22. September

Samstag, 23. September

Montag, 25. September

Dienstag, 26. September

Mittwoch, 27. September

Mittwoch, 04. Oktober

Freitag, 06. Oktober

Dienstag, 17. Oktober

Donnerstag, 19. Oktober

Montag, 23. Oktober

Dienstag, 24. Oktober

Literaturhinweise

TEIL I

Der unbekannte Täter

Dienstag, 29. August

Als Kommissar Mark Bergner gegen 9 Uhr das Chefbüro der Firma Rüter betritt, sind die beiden Kollegen vom pathologischen Institut bereits anwesend und offensichtlich auch schon mit ihrer Arbeit fertig. Auch die Spurensicherung ist schon da.

Vor ihm sitzt ein toter Mann auf dem Fußboden, mit dem Rücken gegen eine Wand gelehnt. Die Beine ausgestreckt, die Arme hängen leblos herab und der Kopf ist auf die Brust gesenkt. Wenn das viele Blut nicht wäre, könnte man meinen, es wäre eine Schaufensterpuppe, die an der Wand abgesetzt wurde.

Man hatte schon auf ihn gewartet und Kommissar Bergner lässt sich die ersten Ergebnisse berichten.

„Die Todesfolge ist eindeutig eine Schädelfraktur, durch Aufschlagen des Hinterkopfs auf eine Kante der Fensterbank“

„Unfall oder Fremdeinwirkung?“

„Auch dazu kann man jetzt schon etwas sagen, mit großer Wahrscheinlichkeit war es eine Fremdeinwirkung. Offensichtlich mit einem Schlag ins Gesicht, genauer gesagt auf die Nase, mit Nasenbeinbruch und entsprechender Blutung“

„Sie vermuten also keinen Mord, sondern eher eine Körperverletzung mit Todesfolge?“

„Ganz richtig, aber legen Sie uns nicht fest, wir werden das noch eingehend überprüfen“.

„Können Sie schon zum Todeszeitpunkt etwas sagen?“

„Auch das müssen wir noch überprüfen, wir schätzen den Zeitpunkt auf gestern Abend, also vor circa 10 bis 12 Stunden“.

„Was ist mit Fingerabdrücken oder sonstigen Hinweisen, wurde etwas gestohlen?“

„Das werden wir noch überprüfen, zunächst konnten wir noch nichts Auffälliges feststellen, seine Brieftasche steckte noch in der Jackentasche“.

Einer der Polizisten kommt jetzt zu Bergner und informiert ihn, dass er heute Morgen den Toten gefunden hat.

„Es ist Herr Rüter, der Inhaber des Bauunternehmens. Seine Frau rief mich heute früh gegen 7 Uhr an, ihr Mann sei diese Nacht nicht nach Hause gekommen, was er noch nie gemacht habe. Es müsse ihm etwas passiert sein. Ich möchte doch bitte im Büro nachsehen, sie müsse die Kinder erst unterbringen“.

Er berichtet dann weiter, dass er mit einem Kollegen zum Büro gefahren ist. Die Eingangstür war verschlossen, das Rolltor zum Hof war aber nicht zugeschoben. Auf dem Parkplatz stand nur ein Auto, vermutlich Rüters Wagen. Als sie dann nach einem zu öffnenden Fenster suchten, um ins Büro zu gelangen, bemerkten sie, dass in einem Zimmer noch Licht brannte, obwohl es schon taghell war. Sie beschlossen jetzt die Eingangstür aufzubrechen. Aber das wurde nicht erforderlich, da inzwischen der erste Angestellte auftauchte und die Tür für sie aufschließen konnte.

„Was fanden sie jetzt vor, bitte genau“, hakt Bergner nach.

„Im Flur fiel uns sofort das beleuchtete Zimmer auf, die Zimmertür war weit geöffnet. Im Zimmer selbst fanden wir dann den Toten. Ich habe nach dem Puls gefühlt und sonst nichts angerührt. Die Türklinken haben wir abgesichert“.

„Okay soweit, danke“, gibt sich Bergner zunächst zufrieden. „Ist Frau Rüter jetzt auch hier?“

„Ja, im Zimmer gegenüber, sie wird von einer Kollegin betreut“.

Vernehmen will er Frau Rüter aber jetzt noch nicht. Bergner begrüßt sie nur kurz und spricht ihr sein Beileid aus. Er möchte sie morgen zu Hause aufsuchen und fragt sie, ob ihr ein Termin um 10 Uhr recht sei. Ohne auf zu blicken, nickt sie nur abwesend. Wie zu erwarten, war sie wirklich noch nicht vernehmungsfähig.

Die Angestellten hatten sich in der Zwischenzeit im Flur versammelt. Bergner bittet sie in den Besprechungsraum.

„Mein aufrichtiges Beileid, dass Ihr Chef zu Tode gekommen ist. Wie das passieren konnte, müssen wir erst überprüfen, vielleicht können Sie uns dabei helfen. Ich erwarte Sie morgen früh um 8 Uhr wieder hier. Sobald Ihre Personalien aufgenommen sind, können Sie heute nach Hause gehen, oder auch noch dringende Arbeiten erledigen“.

Bergner stimmt sich noch einmal mit den Kollegen der Polizei ab und fährt zurück in sein Büro in Braunschweig.

Unterwegs hängt er seinen Gedanken nach. Den befürchteten Mord in Wolfenbüttel gibt es also nicht. Das machte die Ermittlungen zwar nicht einfacher, aber irgendwie beruhigte ihn das doch. Er mochte dieses etwas verschlafene Städtchen. Er war in Wolfenbüttel aufgewachsen und lebte dort. Mit der alten Bibliothek, dem interessanten Schloss und dem vielen Grün, war Wolfenbüttel ein idealer, ruhiger Wohnort. Seitdem er vor circa fünf Jahren der Mordkommission in Braunschweig zugeordnet war, gab es auch tatsächlich kein Verbrechen, für das er in seinem Heimatort ermitteln musste.

Sobald er an seinem Schreibtisch sitzt, informiert er zunächst den Staatsanwalt über die bisherigen Ermittlungen. Danach ruft er seine beiden Mitarbeiter zu sich und versucht gemeinsam mit ihnen den Tatbestand zu sortieren.

„Nach allem, was uns heute bekannt ist, müssen wir den Täter im Bekanntenkreis von Herrn Rüter suchen. Bisher gibt es keine Spuren eines Einbruchs und die Eingangstür war verschlossen. Entweder hat Herr Rüter den Täter selbst herein gelassen, oder es war ein Mitarbeiter. Völlig unklar ist mir das Tatmotiv und ebenso die Art der Tatausführung“.

Die beiden Kollegen können dazu auch nichts beitragen. Nun hofft Bergner, bei den morgigen Vernehmungen, zumindest einige Hinweise zu bekommen.

Mittwoch, 30. August

Um 8 Uhr sind alle Mitarbeiter der Firma Rüter im Besprechungsraum versammelt. Nach einer kurzen Begrüßung, meldet sich Herr Kreuz zu Wort, er sei der kaufmännische Leiter und könne bestätigen, dass alle Angestellten anwesend sind. Bis auf zwei Bauleiter, die seit einiger Zeit in Urlaub sind. Aber auch die Sekretärin, Frau Hoffman, sei heute da, nachdem sie sich am Montag krank gemeldet hatte und gestern nicht dabei war.

Mark Bergner vernimmt sie alle einzeln im Nebenraum. Aber niemand hat etwas gesehen oder bemerkt und sie können auch keinen Verdacht äußern. Von Frau Hoffmann erfährt er, dass sie sich bei der Geburtsfeier am vergangenen Freitag wohl den Magen verdorben hat und ihr schlecht war. Herr Rüter sei so freundlich gewesen, sie nach Hause zu fahren. Mit Herrn Kreuz verabredet sich Herr Bergner um 12 Uhr.

Vorher fährt er gegen 10 Uhr zu Rüters Wohnung. Der Bungalow liegt am Stadtrand von Wolfenbüttel, umgeben von einem parkähnlichem Garten. Die vielfarbige Blumenpracht, die einladenden Sonnenschirme und das intensive Grün der Bäume und Sträucher stehen im krassen Gegensatz zu dem, was im Inneren des Hauses auf Bergner wartet.

Als er dann Frau Rüter gegenüber sitzt, kommen ihm Zweifel, ob er sie heute vernehmen kann. Wie ein Häufchen Elend sitzt sie da. Die Tränen waren wohl ausgeweint, aber das blasse Gesicht mit den geröteten Augen bittet ihn, Rücksicht zu nehmen. Er lässt sie erzählen, wann sie ihren Mann zuletzt gesehen und gehört hat, stellt dann aber keine weiteren Fragen.

Ihr Mann hatte sie am Montagabend gegen 20 Uhr angerufen, dass er noch etwas erledigen müsse, aber spätestens in einer Stunde zu Hause wäre. Sie hätte dann vergeblich auf ihn gewartet und um 7 Uhr bei der Polizei angerufen. Die Tat muss also nach 20 Uhr erfolgt sein. Das entspricht den Schätzungen der Pathologie, aber das bringt ihn auch nicht weiter. Alle Vernehmungen sind bisher ins Leere gelaufen. Nun hofft Bergner bei Herrn Kreuz noch etwas mehr zu erfahren, eventuell aus dem Geschäftsbereich.

Aber auch hier gibt es keine neuen Hinweise. Es gab zwar genügend Konkurrenzfirmen, aber selbst bei der Konkurrenz genoss wohl Herr Rüter ein gutes Ansehen. Rüter war in einigen übergeordneten Gremien tätig, wo er die Interessen seiner Branche vertrat. Aber auch in der Stadt war Rüter ein angesehener Unternehmer. Er war im Stadtrat sehr aktiv und hatte in diesem Jahr die neue Einrichtung des Kindergartens gespendet. Der Name „Rüter“ ist Mark Bergner auch bekannt, er hat Herrn Rüter aber nicht persönlich kennen gelernt.

Bergner lässt sich von Herrn Kreuz noch die vollständigen Personalakten geben und fährt enttäuscht wieder nach Braunschweig. Wer hatte einen Grund, diesem tadellosen Menschen die Nase einzuschlagen?

Montag, 04. September

Mark Bergner war in den vergangenen Tagen nicht weiter gekommen, es gab keine Spur, die er verfolgen konnte. Sein Chef wurde schon ungeduldig und die Presse wollte mehr über den Fall wissen. Er musste ganz von vorn wieder anfangen, irgendwo muss doch ein Anhaltspunkt zu finden sein. Der Hintergrund musste etwas sein, von dem er bis jetzt noch keine Ahnung hatte, aber wo anfangen zu suchen?