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So mancher hat sich vielleicht schon mal gewünscht, mit dem Wissen von heute noch einmal jung zu sein und von vorne damit anfangen zu können. Hier erzähle ich so eine Geschichte, wie ein Mensch diese Chance bekommt und sich in seinem neuen jungen Ich durch das Leben kämpft. Es richtet sich an Menschen, die es auch nicht leicht hatten und sich diesen Traum auch gerne erfüllen würden. Die Spannung ist, zu sehen, dass es auch in einem neuen Leben nicht leicht wird und immer wieder neue Probleme auftauchen können. Ob am ende es sich lohnen würde, so eine Chance zu bekommen oder ob man mit dem hier und jetzt zufrieden sein sollte.
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Seitenzahl: 355
Olli Roses
Die Reise zurück
Noch einmal 15. sein
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Inhaltsverzeichnis
Titel
„Die Reise zurück“
Vorwort:
Am Anfang war ........................
Der Fremde
Der Fremde erzählt
Der letzte Abend
Das Zusammentreffen
Das Erwachen
Der erste Tag
Der erste Abend
Nägel mit Köpfen
Die Aufgabe
Der erste Arbeitstag
Am See
Veränderungen
In die Hände gespuckt
Die nächste Zeit
Der Umbau geht weiter
Noch mal 11 Jahre früher starten
Der neue Job
Es wird ernst
Das Treffen
Alltag
Der Planet des Fremden
Der Pub oder nur Glück
Der erste Laden
Das kleine Haus
Hochzeit und Mehlstaub
Keine kleinen Brötchen
Gelsenkirchen
Wieder zu Hause
Das Happy End!?!
Nachwort
Impressum neobooks
Fantasie – Roman
written by
Olli Roses
*Namen wurden geändert
Ich weiß nicht, wie oft ich an einem Tresen gesessen habe und die Unterhaltungen gehört oder sie auch mitgeführt habe, über das Thema von diesem Buch.
Wenn bei dem einem oder anderen Bierchen die Zunge lockerer wurde und man die Leute hat sagen hören, „man müsste noch einmal jung sein und das mit dem Wissen von heute, dann würde alles anders.“
Lange habe ich mir die Geschichten angehört, meine eigenen gingen mir abends zu Hause dann auch noch durch den Kopf und eines Tages habe ich mich an den PC gesetzt.
Mit diesem Roman habe ich dann das Thema mal aufgenommen und in eine Geschichte verpackt. Zu meinen Gedanken kamen dann noch die Gedanken, von der Theke und dazu noch ein Hauch von Fantasie oder Science-Fiction. Aber nicht alles sollte so ernst genommen werden, wie es geschrieben ist.
Ich wünsche jetzt einfach nur viel Spaß beim Lesen ................................
„Erinnerungen aus meinem alten Leben, habe ich in kursiv Geschrieben."
Es verging wieder einmal so ein sinnloser Tag seinem Ende zu und solche Tage, erlebte er seit zwei Jahren immer wieder. So lange war er schon ohne Arbeit und dabei hatte er sich mit der letzten Selbstständigkeit, soviele Hoffnung gemacht. Industriereinigung würde man immer gebrauchen, Leute, die die Drecksarbeit machen würden und nach einer guten Anfangszeit, ging es plötzlich wieder bergab. Bis zu den Knien hatte er in Schwefelbecken in Duisburg gestanden, hatte mit dem Presslufthammer diese wieder von den Ablagerungen befreit und am ende brachte sein ganzer Einsatz nichts. Da keine Aufträge mehr reinkamen, musste er seine kleine Firma wieder schließen und seitdem saß er jeden Abend allein zu Hause.
Jetzt nahm er den letzten Schluck aus seiner Bierflasche und das übliche Ritual begann. Auf dem Weg zum Schlafzimmer kam er an dem leeren Kasten vorbei und brachte seine Flasche gleich weg. Dieser Kasten stand wie immer auf dem Flur und das einzigste was im Moment für ihn zählte war, dass seine Wohnung immer super sauber aussah. „Wenigstens habe ich noch diese Aufgabe,“ dachte er sich und löschte das Licht im Flur.
Einen Freund hatte er aber immer noch und der huschte auf seinen vier Pfoten jetzt zwischen seinen Beinen hin und her. Es war sein Kater und er wusste, was jetzt Sache war. Schnell war er in das Schlafzimmer voran gerannt und sprang auf das Bett.
Kater Benny wusste, jetzt war Kuschelzeit, wo er sich in den Arm von seinem Besitzer legen konnte und ihn voll für sich hatte. Während er sich seiner Kleidung entledigte, rekelte sich das schwarz-weiße Fellknäul schon auf der Bettdecke und forderte seine Kuscheleinheiten ein. Er setzte sich auf die Kante des Bettes, immer wieder kam Benny von hinten und stupste ihn mit seinem Kopf an. „Nun warte doch mal ab, ich bin doch gleich da für dich,“ sagte er leise zu dem Haustiger. Dieser gab aber nicht auf, immer wieder kam sein Kopf gegen den Körper von seinem Herrchen und forderte etwas mehr Beeilung.
„Ach mein Kleiner, was würde ich machen, wenn ich dich nicht hätte." Der Kater konnte ihn zwar nicht verstehen, aber er merkte wie immer, dass es seinem Futtergeber nicht gut ging und kuschelte sich gleich an ihn an.
Mit seinem Köpfchen stupste er immer wieder an den Arm und an die Hand. “Ist ja schon gut Alter, ich lege mich ja schon hin," sagte er zu dem Tier und streichelte es dabei. Endlich unter der Bettdecke, lag auch schon was schnurrendes weiches in seinem Arm und die Müdigkeit machte sich breit. Er war mehr durch den Alkohol erschöpft, denn körperlich hatte er auch diesen Tag wieder nicht viel gemacht und eine neue Arbeitsstelle hatte er auch heute nicht gefunden. Er war es langsam leid, stundenlang an dem Computer zu sitzen, Bewerbungen zu schreiben und immer wieder nur Absagen in seinem Briefkasten zu finden.
Die Gedanken an ein zufriedenes Leben schossen ihm wie jeden Abend vor dem Einschlafen durch den Kopf, wie schön es sein müsste wieder eine Aufgabe zu haben und am Abend müde von der Arbeit zu sein. Was würde er dafür geben, jemanden wieder zeigen zu können, was er draufhatte und was er arbeitstechnisch alles auf den Kasten hatte. Aber es war jedes Mal das gleiche, sobald die Lohnpfändungen ins Büro flatterten, bekam er noch in der Probezeit die Kündigung ohne weitere große Begründung. Der eine oder andere Arbeitgeber hatte schon den Arsch in der Hose und sagte ihm, dass der Aufwand einfach zu groß war. „Na ja, den Weg zum Arbeitsamt kenne ich ja," hatte er schon so oft gedacht.
An diesem Abend kam er einfach nicht in den Schlaf, er wälzte sich ständig hin und her. Das war an diesem Abend so heftig, dass sogar der Kater nach einer Weile es leid war und sich erst einmal aus dem Bett schlich. Ein Gedanke von den Tresen Gesprächen, schoss ihm immer wieder heute durch den Kopf, „noch einmal in die Zeit zurück gehen, jung sein und das Wissen von heute mitnehmen können.“
Dabei ging es ihm nicht darum, die Lottozahlen schon in vorauszuwissen und den großen Gewinn zu machen. Ihm ging es einfach nur um die Erfahrungen, die er gemacht hatte und die Fehler im Leben, die er dann weglassen könnte. Schon in der Jugend zu erkennen, was man besser machen könnte und einiges anders zu machen. Die eigene Zukunft besser zu gestalten und das Leid anderer Menschen zu verhindern. Einige Dinge und Ereignisse einfach zu wissen und sein Leben zu verändern. Oder einfach nur andere Menschen im Vorraus zu warnen, zu lenken und mit den Menschen, die er liebte, einfach länger zusammen zu leben.
„Ach was soll es,“ dachte er sich, „es wird bestimmt kein UFO jetzt landen und mir die Technik der Zeitreise geben." Er deckte sich zu und tauchte in die Welt der Träume ein, die manchmal besser war wie das reale Leben. Immer wieder träumte er von diesem Mann, der ihn mit zurück in die Vergangenheit nahm und dass er sein eigenes Schicksal dadurch beeinflussen konnte. Doch wenn es um die Veränderungen ging, er sehen konnte, wie ein schönes Leben aussieht, da wachte er auf. Meistens morgens um vier Uhr, denn dann drückte die Blase und das Bier vom Vortag wollte raus. Die letzten Stunden der Nacht schlief er dann ohne Träume, er hatte auf jeden Fall dieses Gefühl und mit seinem Kater als Kuscheltier weiter.
Der nächste Morgen war wie jeder verdammte Morgen für ihn, Punkt acht Uhr miaute jemand so lange rum und forderte ihn dazu auf ihm was in seinen Futtertopf zu geben. „Ist ja schon gut," murrte er vor sich hin, „ich bin ja wach und du wirst schon nicht verhungern." Mit ganz kleinen Augen stand er auf, packte sich die Dose Katzenfutter und füllte den Napf seines Katers.
Selbst noch verkatert vom Vortag, machte er die Kaffeemaschine fertig, drückte den Knopf und schaltete den Fernseher an. Während dieser die Wohnung beschallte, machte er sich auf den Weg in das Badezimmer. Das Wasser der Dusche prasselte in die DuschwAngelika und sein Nachtzeug fiel auf den Boden. Tat das gut unter der Dusche und es erweckte auch den einen oder anderen Lebensgeist in ihm. In dem Bademantel gehüllt füllte er sich eine Tasse Kaffee ein, setzte sich auf das Sofa und trank den Kaffee. Dieser schmeckte aber irgendwie fade, dabei brummte sein Kopf und sein nächster Gang war zum Kühlschrank. Der hatte ihn schon vorhin angelächelt und ihm geflüstert, „ich habe noch Bier in mir."
Das Fernsehprogramm war auch nichts neues mehr für ihn, es war eh immer das gleiche jeden Morgen. Im Frühstücksprogramm immer die fröhlichen Menschen, die gingen ihm eh auf den Senkel.
Das Wetter draußen war trist und grau, sowie seine Stimmung an jeden Morgen und mit ein paar Bier im Rucksack bewaffnet verließ er auch an diesem Morgen seine Wohnung. Sein Lieblingshügel war ja nicht weit weg von seiner Wohnung und dort saß er gerne. Lies man von dort seinen Blick schweifen, so konnte man fast die ganze Stadt sehen, die ganzen Kirchen, die ihre hohen Türme in die Luft streckten und die Weite von dort ließ ihn wieder anfangen einen Tagtraum zu bekommen. Dabei verlor eine Flasche Bier nach der anderen ihren Krondeckel und wanderte in seinen Magen hinein. Früher saß er hier noch mit Freunde, aber die hatten ja keine Zeit mehr dafür, weil sie ja arbeiten, gehen konnten.
Sie hatten nicht alles auf eine Karte gesetzt, ein Haus verkauft und ein eigenes Geschäft aufgemacht. „Nein, so blöde konnte ich ja nur sein," dachte er sich und nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche. Alles war wie immer, ein Bier nach dem anderen wurde geköpft, wie man im Ruhrpott sagte und irgendwann war die letzte Flasche dran. Aber das war auch egal, denn der Kiosk befand sich direkt neben seiner Wohnung und war nicht weit weg von diesem Hügel.
Sein Blick ging in die Wolken, die ihre Bahnen über seinen Kopf zogen und die alten Zeiten kamen wieder in ihm hoch. Die Zeiten, wo sie vor dem Fußballspiel an seinem Fenster standen, die Lieder des Vereins hörten und selbst die Leute vom Ordnungsamt vertrieben hatten. Da wollte echt jemand mal, dass sie nicht im Umkreis von 50 Meter von Kiosk ihr Bier tranken. Da war er noch gut drauf, erzählte diesem Ordnungshüter das es ja seine Wohnung sei und er das machen könnte, was er wollte an seinem Fenster.
Jetzt war auch das letzte Bier alle und sein Durst schrie nach Nachschub!
Nachdem er die letzte Flasche ausgetrunken hatte, packte er das ganze Leergut in seinen Rucksack und wollte gerade los gehen, als eine Silhouette eines Menschen auf ihn zu kam. Erst jetzt merkte er, dass es schon dunkel geworden war und das konnte doch nicht sein, da es erst Mittag sein konnte.
„Du wolltest doch noch nicht gehen?“, fragte ihn der Fremde, der langsam aus der Dunkelheit auf ihn zukam. Mit gesunder Vorsicht betrachtete er den Fremden, checkte ihn von unten bis nach oben ab. „Ich weiß ja nicht, was du von mir willst, aber es könnte für dich schmerzhaft werden, wenn du mich jetzt ansaugen willst," sagte er ganz ruhig zu dem Fremden. „Wer wird denn gleich so aggressiv sein," kam es nur mit einem Schmunzeln zurück und mit ruhigem Schritt kam er weiter auf ihn zu. „Alter, du weißt nicht mit wem du dich anlegen willst und kommst du mir jetzt irgendwie dumm, .......... ich sage es dir dann knallt es sofort." Betont und trotzdem noch bestimmend stand er auf, zeigte seinem Gegenüber das er von einer Körpergröße über zwei Meter verfügte. „Ich sehe schon, du hast es nicht ganz geschafft, so groß zu werden wie du es als Kind wolltest, aber das ist jetzt auch egal."
Das konnten nur einige seiner Freunde wissen, dass er sich mal gewünscht hatte ein Riese zu werden und nachdenklich fragte er nach, „kennen wir uns?“
Mit den letzten Sonnenstrahlen im Rücken blieb der Fremde dicht vor ihm stehen und erwiderte, „sagen wir mal, ich kenne dich und du wirst mich noch kennenlernen." Er streckte den Arm aus, brachte dem Fremden auf Distanz, „Alter, ich habe dir gerade schon gesagt, mit mir ist nicht gut Kirschen essen, wenn man mir zu nahekommt und auf den Sack geht." Der Fremde nahm seine beiden Arme nach oben, "ich möchte dir nicht zu nahekommen, aber dass du die Möglichkeit hast mich besser kennenzulernen und erfahren sollst, warum ich heute zu dir gekommen bin, aus diesem Grund bin ich jetzt hier."
Unbeeindruckt von der Drohung und der Größe, denn er war nicht viel kleiner, ging er an ihm vorbei und setzte sich auf die Bank. „Ich denke mal du wirst noch Durst haben, deshalb habe ich dir was mitgebracht." Irgendwie zauberte der Fremde aus dem Nichts einen Beutel mit Bier hervor und reichte sie ihm. „Ich habe jetzt eine recht schwierige Sache vor mir, dich von etwas zu überzeugen und dir was zu erzählen, was du mir nie glauben wirst. Du sollst mich ja noch besser kennenlernen und ich verspreche dir jetzt schon, es soll nicht dein Schaden sein."
Etwas verwirrt und leicht benebelt vom Alkohol fragte er nach, „wovon sprichst du und was für eine Sache meinst du?“
Trotzdem griff er in den Stoffbeutel, holte sich eine Flasche Bier daraus und öffnete sie. „Dann lege mal los," sagte er und setzte sich irgendwie doch vertraut neben dem Fremden auf die Bank.
„Das ist alles nicht so einfach und wenn ich dir jetzt was erzähle, wirst du es mir nicht wirklich glauben."
Der Fremde schwieg einen Moment und fuhr dann fort, „eigentlich treffen wir uns in meiner Vergangenheit, aber das dieses geschehen kann, mussten wir uns erst hier in der Zukunft treffen und dann musst du auch noch erst in die Vergangenheit kommen.“
Ein lautes Lachen erfüllte die nächtliche Stunde und er fragte den Fremden, „aber sonst kannst du noch alles essen und die Klapsmühle brauche ich auch noch nicht für dich anrufen? Oder hast du noch, was von dem Zeug was du geraucht hast, es scheint gut zu sein. Ich träume mich auch jeden Abend in die Vergangenheit, aber dann bin ich total besoffen, wenn ich schlafen gehe.“
Der Fremde stand von der Bank auf und setzte sich in das Gras, „ich wusste, dass es nicht einfach werden würde, dich davon zu überzeugen und dass du mir nicht glauben wirst.“ – „Was soll ich dir glauben? Im Moment kommst du mir nur etwas verwirrt rüber, wie ein entlaufender der Irrenanstalt, der wirres Zeug redet."
Mit einem Schluck machte er seine Bierflasche leer, stand auf und sagte, „einen schönen Abend noch.“ – „Wohin so eilig,“ fragte der Fremde und ein heller kurzer Blitz ließ die Nacht erhellen. „Willst du nicht erst deine Flasche austrinken, bevor du deine Chance deines Lebens mit den Füßen trittst?“
Erstaunt schaute er auf seine Flasche Bier, die wie von Geisterhand wieder voll war und eine dunkle Gestalt kam erneut den Hügel rauf. Er rieb sich seine Augen und ihm kam es vor, als hätte er jetzt gerade diesen Moment erlebt. Wütend sah er die volle Flasche Bier und warf diese gegen den Felsen, der vor ihm lag. „Morgen höre ich auf zu saufen," dachte er sich. Aber bevor er sich weiter ärgern konnte, hatte er wieder eine neue Flasche in der Hand und der Fremde kam jetzt das dritte Mal den Hügel hoch.
„Es bringt nichts, das schöne Bier an den Felsen zu zerschmettern und dieser Vorgang wird sich immer wiederholen. Aber ich kann dir sagen, es liegt nicht daran, dass du heute schon einige getrunken hast und findest du es nicht komisch, dass wir jetzt schon Abend haben? Ich kann nur hoffen, dass du mir jetzt glaubst. Dabei meine ich die Sache mit der Vergangenheit und Zukunft, dass ich und auch du hin und her springen können.“
Es war die Stimme des Fremden, die jetzt von einer anderen Seite kam und auch er kam jetzt plötzlich aus einer ganz anderen Richtung. Gerade hatte er noch vor ihm gestanden und jetzt schritt er von rechts zu ihm.
Langsam wurde es unheimlich, sein Kopf fuhr Karussell und langsam aggressiv werdend knallte er die Flasche erneut gegen den Felsen und schon wieder hatte er eine neue in der Hand. Er war kurz vor dem eigenen Wahnsinn und seine Gedanken waren nicht mehr klar. „Komm, lasse den Gedanken sein, selbst wenn du dir jetzt einen Strick nehmen würdest, mit einem Augenzwinkern wärst du wieder hier und jetzt trink doch einfach in Ruhe dein Bier, wäre doch schade drum, oder?"
Ihm wurde klar, oder auch nicht, dass er sich nicht wehren konnte oder in einen verdammten Alptraum war, aus dem er nicht rauskam. "Nein, du träumst nicht und ich bin derjenige der deinen Wunsch, den du jeden Abend hast, zur Wirklichkeit werden lassen kann," sagte der Fremde. „Können wir dieses Gespräch morgen weiterführen, ich denke mal ich bin jetzt nicht mehr in der Lage, deine Jahrmarkttricks zu verstehen!"
Der Fremde lachte laut in die Nacht, die auch sehr schnell gekommen war und das fiel ihm jetzt erst auf. Der Fremde hob seine Hände, klatschte einmal in diese und wie durch einen kleinen Windstoß oder wie in einem schlechten Film, wurde es einmal hell und dann wieder dunkel. Nach dieser kleinen Demonstration fühlte er sich sofort wieder nüchtern und dazu noch ausgeschlafen. „Entschuldige, aber ich habe es jetzt mal eben abgekürzt und bin einen Tag weiter gesprungen, aber keine Scheu, trink dir noch einen." Jetzt wurde es komisch, sein Zorn staute sich eine Sekunde auf und mit geballter Faust stürmte er auf diesen Fremden Typen zu. Aber dieser war plötzlich nicht mehr da, er stolperte und schon lag er so lang er war im Gras.
„Jetzt wollen wir doch nicht komisch werden, bleiben wir mal auf den Teppich, ach ne, das ist ja Rasen," hörte er eine Stimme hinter sich. „Ich weiß, dass du immer eines wolltest, dass du mit dem Wissen von heute in die Vergangenheit zurück gehen könntest, und deshalb hat man mich geschickt, um dir diesen Wunsch zu erfüllen. Aber das bist du auch selbst gewesen, in der Zukunft machst du eine Erfindung, die dir das möglich macht und so bin ich nun hier, um dir deinen eigenen Wunsch zu erfüllen." Der Fremde schwieg einen Moment, „und ja, wir beide haben lange darüber diskutiert, ob du dir diesen Wunsch erfüllen solltest und ob wir dieses machen sollten. Ob sich die Geschichte nicht wiederholen würde, oder gänzlich gelöscht werden würde. Was mit deiner Erfindung werden würde, wie wir das Erfinden verhindern könnten und letztendlich haben wir beide, zusammen auch eine Lösung gefunden. Nun bin ich mit dem Wissen aus der Zukunft in die Vergangenheit zu dir gekommen, um dich noch weiter in die Vergangenheit zu bringen."
Er saß immer noch im Gras und fing an zu grübeln. Es kam ihm plötzlich wirklich vor, als ob er diese Situation gerade wirklich erlebt hatte und wusste was kam. „Ich weiß nicht, was du für einen Jahrmarkttrick hier abziehst, aber ich denke mal ich werde dich weiter anhören.“
Der Fremde lachte leise und meinte, „das ist ja auch das Geringste was ich verlangen kann und es wird auch besser sein. Denn du hast mich ja seit Monaten gerufen und nun bin ich bei dir. Wie gesagt, es war ja auch deine Idee in der Zukunft, hierher auf den Hügel zu kommen. Denn du kanntest ja deine Gewohnheiten von heute zu gut und es wäre recht unhöflich, nun einfach zu gehen. Damit würdest du mich zwingen und in einer ewigen Schleife gefangenhalten, wo sich Raum und Zeit ständig verschieben, beziehungsweise wiederholen würden."
Er trat von dem Fremden einen großen Schritt zurück, umfasste den Hals seiner Bierflasche und sagte, „ist besser du kommst keinen Meter näher auf mich zu, was ziehst du hier ab?“
Der Fremde lachte wieder, „keine Angst, ich will dir nichts tun und wenn du noch einen Beweis brauchst, dann trinke deine Flasche aus und warte ab.“
Von der Neugier jetzt gepackt setzte er die Flasche an und trank sie in einem Zug aus. Kaum hatte er dieses getan, hörte er eine Stimme, „schau auf deine Flasche und auf den Stand der Sonne!“
Fast wie befohlen tat er dieses. Die Flasche war wieder voll und die Sonne schien immer noch an der gleichen Stelle zu stehen. Wieder stand er oben auf dem Hügel und wieder sah er eine Gestalt auf sich zukommen. „Können wir nun endlich vernünftig reden und wirst du mir zuhören, denn du kommst hier nicht mehr weg.“
Von leichter Panik gepackt, warf er die volle Flasche Bier in die Büsche und lief den Hügel hinunter. Doch kaum war er am Ende des Weges angekommen, stand er wieder mit einer vollen Flasche Bier auf dem Hügel und eine Gestalt kam auf ihn zu. „Werden wir langsam vernünftig?“
Verzweifelt und dem Wahnsinn nahe ließ er sich in das Gras fallen, sah im Sitzen den Fremden auf ihn zukommen und sagte, „okay du hast gewonnen oder besser gesagt, mir bleibt ja nichts anderes übrig, um still zu sein und zu zuhören!“
„Vor mehreren Jahren war ich auf einer Mission, eure Welt zu erforschen und zu studieren. Meine Aufgabe war es Menschen zu finden, die offen und ohne feindliches Verhalten uns gegenübertreten würden. Dafür haben wir eine Art Messgerät erfunden, dass die Gehirnwellen und das Verhalten der Menschen messen konnte. Ich konnte auch einige Menschen damit ausfindig machen, auch wenn es nicht einfach war, denn eure Welt ist mit sehr hoher Gewalt übersät. Aber auch du warst einer dieser Menschen, die mir positiv aufgefallen waren und als ich im Landeanflug auf eure Welt war, gab es einen Defekt in meinem Raumschiff und ich musste Notlanden. Zu deinem und vielleicht auch zu meinem Glück landete ich in deiner Nähe und konnte sogar recht schnell mein Raumschiff reparieren. Doch die Reparatur des Messgerätes zog sich in eurer Zeitrechnung einige Jahre dahin. So blieb mir nur eines übrig, dich selbst in den verschiedensten Figuren zu studieren, dich zu beobachten und mit anderen Geräten deine Gedanken und Wünsche zu lesen. Doch deine Signale nahmen immer wieder ab, erst hatte ich gedacht das läge an meinen Geräten, bis ich dahinter kam das du deinen Standort immer wieder gewechselt hast. So ging ich auf die Suche in dem Land was ihr Deutschland nennt und konnte dich endlich hier finden. Denn erst vor kurzem bekam ich ein stetiges und dauerhaftes Signal, das dich lokalisieren konnte. Aber um wieder auf meinen Planeten zurückzukehren, dafür brauche ich dich in der Vergangenheit.“
Das alles hörte sich ganz schön fantasievoll an und er wusste nicht, was er davon halten sollte.
„Und wie soll ich dir jetzt oder als Jugendlicher helfen dein Raumschiff zu reparieren? Glaubst du, ich bin ein Hochgradiger Wissenschaftler, oder was?“ – „Du sollst mir nicht helfen bei der Reparatur, die werde ich schon fertig haben, wenn wir uns wieder treffen. Was ich brauche, sind Informationen über deinen Planeten, über die Menschen, ihre Einstellung und ihrem Verhalten. Wie ihr eben seid und was für eine Denkweise ihr habt. Ich kann leider nicht selbst über Jahre in die Vergangenheit Reisen und mir ein eigenes Bild machen. Mir ist es nur möglich einige Stunden zurückzuspringen, sonst verliere ich meine eigene Persönlichkeit und Identität. Da kommst du nun ins Spiel, ich weiß von deinem Wunsch wieder jung zu sein und alles noch einmal zu erleben. Und ich kann dich 18 Jahre zurückschicken, dann kannst du deine Sachen erledigen."
Das hörte sich jetzt wirklich wie in einem schlechten Film an und nach einem Schluck aus der Flasche, fragte er nach. „Also ich erzähle dir jetzt alles, was ich weiß über unseren Planeten und dafür machst du mich zu einem besseren Menschen," er schnipste mit den Fingern. „Nein, so einfach ist es nicht," er grinste ihn an. „Wir beide entwickelten in den nächsten Jahren, eine gute Freundschaft, fingen hier und da an zu forschen. Ich lernte jeden Tag was von dir über euren Planeten und du von mir über unsere Technik." Er machte eine kleine Pause, „und du hast dich echt als ein richtig guter Freund und Wissenschaftler erwiesen. Je länger wir uns kannten, hast du mir immer tiefere Fragen über die Zeitreise gestellt und bist immer tiefer in die Materie eingetaucht. Dabei vergingen natürlich auch die Jahre und du wurdest immer älter. Zwar hatte sich dein Leben im Alter immer weiter verbessert, aber du warst immer noch von dem Gedanken getrieben, noch einmal dadurch von vorne anzufangen. Wir machten viele Experimente und kamen der Lösung für deinen Wunsch, sowie mit meinem Raumschiff immer weiter."
Ungläubig schaute er den Fremden an, „und warum fragst du mich jetzt nicht einfach, was du wissen willst? Dann schnipst du wieder einmal mit dem Fingern und du hast das, was du willst, fliegst nach Hause und alles wird gut.“
Der Fremde bekam einen freundlichen Ausdruck in seinem Gesicht, „wir Leben bei uns auf einem Planeten in einem Geben und Nehmen. Wie kann ich etwas von dir verlangen, ohne dir selbst was zu geben? Das wäre nicht unsere Art!“ – „Wie soll das gehen? Ich reise zurück, komme wieder an diesen Zeitpunkt, in dem wir nun sind und das 18 Jahre älter, erzähle dir was, du verschwindest wieder und ich habe die Jahre verschenkt? Irgendwie ist mir das alles noch etwas unklar!“ - "Irgendwie warst du in meiner Zukunft schlauer und hast schneller verstanden, aber das kommt ja noch. Aber das ist alles viel komplizierter als du denkst, wir beide schaffen erst einmal die Voraussetzungen für das heute und wie es scheint haben wir es geschafft." Er machte eine längere Pause, „es gibt im Universum viele Zeitkrümmungen, viele Welten sage ich mal oder viele Pfade des Lebens. Auch, als wir uns entschlossen haben zusammen zu arbeiten, gab es das hier und jetzt weiter und nur wir beide sind auf eine andere Zeitlinie gegangen. Ich sage dir nur eines, wir haben viele Jahre an dieser Methode gearbeitet und als wir es endlich hatten, da haben wir, wie gesagt, lange drüber geredet, uns heute wieder zu treffen." Durstig und kopfschüttelnd saß er neben dem Fremden auf der Bank," kannst du nochmal zaubern? Mein Geld ist alle und mein Bier auch?" Es schalte ein lautes Lachen über den Hügel, „das geht auch einfacher mein Freund," sagte der Fremde. „Lass uns eine kleine Pause machen und zur Bude gehen, ich lade dich ein."
Die beiden Männer gingen den Hügel hinunter zu dem Kiosk, der Fremde fragte, „wie viel brauchen wir noch?" – „Ich denke mal mit 10 Flaschen kommen wir heute Abend aus." Er bestellte, es wurde bezahlt und als sie etwas vom Kiosk weg waren sagte er zu dem Fremden, „bevor du wieder den Tag herbeizauberst, lass uns in meine Wohnung gehen, da ist es warm." Es waren ja gerade mal zwei Meter bis zur Haustür, er schloss die Tür auf und eine Minute später saßen sie wie zwei alte Freunde bei ihm im Wohnzimmer.
„Also bin ich plötzlich wieder jung, kann mich an dich erinnern und kann mein Leben nochmals Leben und das, solange ich dir dann helfe, ist alles gut?“
Der Fremde schwieg einen Moment, „das ist alles nicht so einfach. Natürlich kannst du einiges verändern, da du ja die Zukunft kennst und kannst dir die neue Zukunft so gestalten wie du sie haben möchtest, in der Schleife, in der du dich dann befindest.“
Er unterbrach den Fremden, „aber?“
Der Fremde blickte ihn Hilfe suchend an und fuhr dann fort, „es gibt da leider ein Aber bei der ganzen Sache und das aber ist nicht gerade ungefährlich. Du wirst auf dein damaliges ICH treffen, in der Gestalt wie du jetzt bist, in deinem Alter was du jetzt hast und in deinem 18 Jahre älteren Aussehen. Du musst dein jüngeres ICH davon überzeugen, dass du er bist und er eben du, nur mit 18 Jahre Altersunterschied. Als nächstes musst du ihn wieder davon überzeugen mit dir eine Art Verschmelzung von Leib und Seele einzugehen, damit du oder besser gesagt ihr, dann mit dem Wissen, das du hast von der heutigen Zeitrechnung, weiter Leben könnt. Wenn du das aber nicht schaffst und dein junges ICH sich weigert, werden wir beide in einer unendlichen Zeitschleife gefangen. In dieser sind wir dann gefangen, ohne eine Ausfahrt links oder rechts. Aber das hast du ja schon in den nächsten Jahren gesagt und leider haben wir dafür keine Lösung gefunden. Wenn wir erst einmal da sind und es nicht klappt, werden wir immer wieder bis zum heutigen Tag gehen und dann wieder 18 Jahre zurückgeworfen. Wir würden zu zwei Zeitgeister, die immer wieder diese Jahre durchleben müssten, bis du irgendwann Erfolg hast. Hättest du nie Erfolg, ging es immer so weiter und wir könnten daran nichts ändern.“
Das hörte sich nicht gerade rosig an und der Fremde mahnte ihn nochmals, „du wirst dann immer wieder alles durchleben, mit den ganzen Schmerzen, was du bis heute erfahren hast. Und ich würde immer wieder auf euren Planeten abstürzen und auch das alles bis heute durchleben. Aber ich denke mal, du hast alles gut berechnet und du meintest, du kennst dich."
Er öffnete ihnen ein weiteres Bier, „wenn wir Freunde sind, dann trinkst du jetzt erst einmal ein Bier mit mir. Ich hoffe das habe ich dir in den ganzen Jahren beigebracht?" – „Oh ja, das hast du, und du hast dich richtig lustig über mich gemacht, als ich mir die Seele aus dem Laib gekotzt habe," sagte der Fremde.
Diese Aussage brachte sie richtig zum Lachen und ihm fuhren Erinnerungen von seiner ersten Volltrunkenheit im Kopf hoch. Er nahm seine Flasche und stieß mit dem Fremden an, „das würde ja heißen, dass ich immer wieder den ganzen Schmerz der Verluste, die ich in meinem Leben hatte, immer wieder durchlebe!" – „Das würde es," sagte der Fremde kurz. Er legte sich in dem Sofa zurück, schloss seine Augen und dachte an den Schmerz seines Lebens.
Es würde vielleicht heißen, dass er Millionen Mal alles erleben würde, den Tod seines Vaters, seiner Mutter und dann den seines Bruders. Immer wieder zu sehen, wie hilflos er da war und dann die ganzen Beerdigungen von Freunden, die zu früh gegangen sind. Dazu käme noch die Sichtweise auf sein jüngeres ICH das auch noch jedes Mal darunter litt und das machte ihm nicht gerade Mut.
„Du weißt mein Freund, das ist keine leichte Entscheidung,“ sagte er zu dem Fremden und setzte nochmal nach einem Prost die Flasche an. Was sollte er jetzt tun? Einen Außerirdischen, den er noch nicht so gut kannte in die Verdammnis schicken oder ihnen beiden eine Chance auf ein neues Leben geben? „Weißt du was," sagte er mit lauter Stimme und setzte die Flasche Bier recht hart auf den Tisch ab, so dass sie überlief. „Wer kein Risiko im Leben eingeht, der wird auch nie Spaß im Leben haben und was soll denn schon schief gehen? Schließlich kenne ich mich doch und weiß, wie ich mich selbst dazu überreden werde! Was muss ich tun?“
Der Fremde erklärte ihm alles bis in das letzte Detail, was er tun musste, wenn er da war und was er beachten sollte. Er hörte aufmerksam zu und versuchte sich alles so gut es ging zu merken. Zuletzt gab ihm der Fremde einen Armreifen, „das ist dein Tor und dein Weg in die Vergangenheit. Aber auch irgendwie wieder in die Zukunft, auch wenn diese, hoffen wir mal eine andere ist und doch die gleiche ist. Die Einstellungen habe ich schon alle gemacht und du brauchst ihn nur noch anzulegen. Mit diesem Knopf kannst du ihn aktivieren, um in die Vergangenheit zu gelangen und mit diesem Knopf musst du ihn dann dort aktivieren für den Rest. Ist er aber erst einmal eingeschaltet, dann gibt es kein Zurück mehr und du musst die Sache durchziehen, bis zum bitteren oder guten Ende. Du bleibst jetzt besser zu Hause und sagst dem hier und jetzt tschüss. Und wie gesagt, nur alles, was du berührst, wird mit in die Vergangenheit genommen. Also nimmst du dir vielleicht noch paar Andenken und Notizen aus den Heute mit. Du trinkst dir noch ein Bierchen, schaltest das Gerät ein und kannst dann in Ruhe schlafen gehen. Es wird etwas dauern bis der Vorgang abgeschlossen ist, aber wenn du aufwachen wirst, bist du 18 Jahre in der Vergangenheit.“
„Hört sich ja recht einfach an,“ sagte er mit einem Lächeln, um seine Unsicherheit zu verbergen. „Vielleicht noch eines,“ begann der Fremde den Satz mit einem breiten Lächeln, „du solltest vielleicht nicht nackt schlafen gehen, denn mit dem, was du anhast und bei dir führst, wirst du ja auch wieder in der Zukunft aufwachen. Es wäre vielleicht nicht so günstig im Adams Kostüm dort zu erscheinen." Beide Männer fingen an zu lachen und die ganze Anspannung löste sich etwas bei dem kleinen Witz, den der Fremde gemacht hatte, ...
Der Fremde stand von dem Sofa auf und verabschiedete sich von ihm, „wir werden uns wiedersehen, so oder so. Im Guten oder schlechten, aber ich hoffe mal das alles so klappen wird, wie du es dir vorstellst und wir keine Geister werden!“
Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand so schnell wie er erschienen war.
Die Sonne war jetzt unter gegangen, er ließ seinen Blick noch einmal aus seinem Wohnzimmerfenster über den Hügel schweifen. Seine Gedanken waren bei den ganzen Abenden, die er dort allein oder mit Freunden, auf den neu geschaffenen Grünstreifen verbracht hatte. Wie oft er die ganzen Stufen bis dort oben schon gegangen war und mit seiner jungen Nachbarin dort oben gesessen hatte. „Sie und die anderen werde ich wohl nie wiedersehen oder kennenlernen,“ dachte er etwas wehmütig. Es waren doch schon schöne Zeiten gewesen mit den Freunden hier, auch wenn alles hätte, besser laufen können und das Leben viel freundlicher hätte sein können.
Mit einem Blick auf seine Uhr sah er, dass der Kiosk neben seiner Wohnung noch aufhatte, „dann hole ich mir noch schnell ein paar Abschiedsbiere," dachte er sich mit einem Lächeln. Zum letzten Mal machte er seine Wohnungstür auf und sein Blick ging die Treppe nach oben. Ob er seiner kleinen Nachbarin diese Geschichte erzählen sollte? „Was würde das Bringen, in ein paar Stunden weiß sie nicht mal mehr, wer ich bin." Die Tür fiel ins Schloss und mit ein paar Schritten stand er auch schon am Kiosk.
„Hallo Olli,“ begrüßte ihn die Frau am kleinen Fenster, „brauchst du noch Nachschub für die Nacht?“ – „Ja, gibst du mir noch vier Bier und danach kannst du auch Feierabend machen, habe dann alles.“ Beide lachten, „das ist ja lieb von dir, aber bin morgen ja wieder für dich da!“
Diese Aussage traf ihn wie ein Blitz, denn er wusste ja, dass es kein Morgen mehr hier geben würde. „Und am Wochenende wieder zum Fußball, mit Einstimmungsfete vor deinem Fenster?“
Sein Wohnzimmerfenster lag direkt neben dem kleinen Fenster vom Kiosk und zu den Heimspielen traf sich die ganze Clique bei ihm vor dem Fenster. Dann wurden die Boxen auf dem Fensterbrett gestellt und die Vereinslieder wurden bei dem einen oder anderem Bier gesungen, bevor es ins Stadion ging.
Er bezahlte, packte sein Bier ein und hätte ihr fast ein schönes Leben gewünscht, aber das wäre bestimmt nicht gut gekommen. „Bis morgen dann und einen schönen Feierabend,“ sagte er und ging in seine Wohnung.
Zum letzten Mal öffnete sich seine Wohnungstür und wie immer wurde er von seinem Kater empfangen. „Na Dicker, haste mich schon vermisst, war jetzt ja auch so lange weg, mindesten 10 Minuten?“ Dass er ihn vermisst hatte ließ er ihn spüren und schlich um seine Beine herum, „ja, du bekommst ja gleich dein Futter, keine Angst oder haste schon mal gehungert?“ Mit einem Miau forderte ihn sein Kater zur Eile auf und hatte Sekunden später schon sein Futter im Napf. Aber das Miau brach ihm auch fast das Herz, denn auch ihn würde er ab morgen nicht mehr sehen und dabei war es so ein super Kuschelkater. Mit Tränen in den Augen kniete er sich zu ihm runter, „ich werde dich nicht vergessen mein Freund, du warst mir immer ein lieber Begleiter in den ganzen schweren Zeiten."
Das schwarz-weiße Fellknäul schaute ihn mit seinen großen Augen nach, als er mit langsamen Schritten ging. Mit der Flasche Bier in der Hand, durchstreicht er noch einmal seine ganze Wohnung und schaute sich seine Malereien, an der Wand an. Sein Schlafzimmer sah aus wie die lila Kuh aus dem Fernseher, große aus freier Hand gezogene Flecken gingen von der Wand auf die Zimmerdecke über und waren Lila gestrichen. „Ob die in der Vergangenheit mit meinem neu gewonnenen Farbstil leben können," fuhr es ihm durch den Kopf? Sein Weg endete auf dem Balkon, der Schein des Mondes traf ihn und in Gedanken setzte er sich auf die Mauer.
„Werde ich den Blick auf den Hinterhof vermissen,“ fragte er sich selbst? Die verrückten Abende, als alle seine Freunde auf ihrem Balkon oder am Fenster saßen, man sich quer über den Innenhof unterhielt. Es waren schon einige spontane Partys dadurch entstanden oder man traf sich kurzerhand zum Grillen. Er ging kurz in die Küche zum Kühlschrank, „das sieht ja gut aus, da sind ja auch noch ein paar Bier drin." Wieder auf dem Balkon angekommen setzte er sich in den Gartenstuhl, stellte das Bier auf den Tisch ab und legte den Armreif direkt daneben, überkamen ihn jetzt Zweifel? „Wirst du ihn jetzt vermissen oder nicht," fragte er sich erneut und damit meinte er den Balkon, sowie seinen Kater, der ihm wieder um die Beine schlich.
Diese Frage wollte oder konnte er sich nicht selbst beantworten und gut gesättigt kam auch sein Kater zu ihm. Mit einem Satz sprang er auf seinem Schoß und legte sich der Länge nach auf seine Beine. Er öffnete das Bier, trank einen Schluck und streichelte das weiche Fell des Katers. So verweilten die beiden eine ganze Weile, bis sein Bier schon wieder leer war, „komm Kleiner, Papa muss noch einige Sachen vorbereiten." Liebevoll scheuchte er den Vierbeiner von seinem Schoß und ging ins Wohnzimmer.
Er nahm sich einen Stift und einen seiner Blöcke, die er für seine Schreiberei immer zur Hand liegen hatte und schrieb sich einige Sachen aus seinem jetzigen Leben auf. Die Kiste mit den ganzen Fotos der letzten Jahre kippte er einfach auf den Wohnzimmertisch, Ordnung war jetzt ja auch Nebensache und sein Rucksack stand schon neben ihm bereit. Von jeden seiner jetzigen Freunde, suchte er sich ein Bild heraus, schrieb auf die Rückseite Namen und ein paar Infos, bevor sie in den Rucksack wanderten. Dazu kamen seine Gedichtebände, einige Schriften, die er auf Kladde geschrieben hatte und ein paar Lieblings CD`s von ihm. "Hatten wir eigentlich damals schon CD-Player," dachte er. Egal sie kamen einfach mal mit und wer hat schon in der Zeit wo er hingehen würde, CD`s die erst in 10 Jahren raus kamen.
„Gut, dass ich mein Erspartes immer in der Wohnung habe,“ sagte er leise vor sich hin und legte sein Geld auf den Tisch, viel war es nicht, aber besser wie nichts. Danach ging er zu seinem Kleiderschrank, ein Teil nach dem anderen flog quer durch das Schlafzimmer und am Ende blieb er bei seinem besten und einzigen Anzug hängen. „Das ist doch was für einen ersten Auftritt in der Vergangenheit," sagte er zu seinem Kater, der schon wieder vor ihm saß und ihm bei seiner Aktion zuschaute. Den Anzug zog er sich gleich an, schaute durch seinen Kleiderschrank und sah da die Fußballkutte, die er vor Jahren selbst gemacht hatte. „Die muss auch mit," sagte er zu dem Kater und zog diese über den Anzug auch noch an. "Hoffentlich kommt jetzt niemand mehr, die würden ja denken das ich verrückt geworden bin. Ich sehe ja aus, als ob tiefster Winter ist!"
Zu den anderen Sachen packte er dann noch seine Fanartikel ein, die er über die Jahre gesammelt hatte und wusste jetzt schon, dass sie seinem kleinen Bruder gefallen würden. „Was brauche ich noch dicker," die Entscheidungen fielen ihm echt schwer und sein Weg führte ihn dabei nochmals durch die ganze Wohnung.
Ich glaube ich habe jetzt fast alles, steckte die vier Bier aus dem Kühlschrank noch in den Rucksack und machte sich noch eines von der Bude auf. Er steckte das Geld vom Tisch in seine Anzugtasche, machte den Rucksack zu und schnallte diesen auch noch auf seinen Rücken. Mit allen Sachen, die er glaubte zu brauchen trank er das letzte Bier aus und legte sich ins Bett.
Wie jeden Abend kam auch sein Kater in die Federn und schmiegte sich an ihn an, als ob der Kater es merkte, dass etwas geschehen würde.........
Alles, was du berührst, geht mit in die Vergangenheit, hörte er den Fremden sagen.
Mit schweren Herzen stand er noch einmal auf, schnappte sich seinen guten Freund und brachte ihn auf die Couch in das Wohnzimmer. Er musste jetzt was machen, was er nie im Leben gemacht hätte, und musste den Tiger aus dem Schlafzimmer aussperren. Die Tränen liefen ihm über seine Wangen und er beruhigte wohl mehr sich als den Kater. „Keine Angst mein Dicker, ich hole dich in fünf Jahre hier ab.“ Ein letzter Kuss auf seine kleine Stupsnase und dann schloss er hinter sich die Schlafzimmertür.
Mit einem mulmigen Gefühl legte er den Armreifen an, legte sich hin und drückte den Knopf. Nach einiger Zeit schlief er dann ein und träumte von einer Reise zurück durch die Zeit. Ihm kam es im Traum fast so vor, als ob er vor dem jüngsten Gericht stand. Es war ein komischer Traum, es leuchteten um ihn herum bunte Lichter, ihm war als ob er fliegen würde und er in einer Achterbahn sitzen würde. Kurz bevor er aufwachte, träumte er von der kleinen Lichtung in dem Kieferwäldchen wo er so oft war. Und irgendwie war ihm, als hörte er sich selbst seinen Hund von damals rufen. Er spürte die Sonne auf seinem Körper und dann wachte er auf .................
Von der Sonne geblendet, versuchte er etwas zu sehen und zu erkennen. Doch aus dem Schlaf erwachen und in eine strahlende Sonne zu schauen, das war hart und nicht so einfach. Nur langsam gewöhnten sich seine Augen an die Helligkeit und mit jeder Sekunde erkannte er den Ort, wo er gerade war. Es war wirklich die kleine Lichtung im Kiefernwald, die er noch aus der Jugend kannte und auf der er so oft mit seinem Hund gelegen hatte.
Unter ihm lag ein Laken aus seinem Bett, das Kopfkissen stützte immer noch seinen Kopf und die Bettdecke bedeckte seine Beine. „Ach du Scheiße, die sind auch mitgekommen," fluchte er vor sich hin, „na die muss ich die Tage abholen und entsorgen." Er schnallte den Rucksack ab, zog die Fußballkutte aus und setzte sich auf