Die Schwarzen Perlen - Folge 20 - O. S. Winterfield - E-Book

Die Schwarzen Perlen - Folge 20 E-Book

O. S. Winterfield

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Beschreibung

Gemeinsam sind Stella und Gaston nach Ferrymoore Castle zurückgekehrt. Zur Ruhe kommen sie allerdings auch dort nicht. Denn noch immer fürchtet Stella die bittere Rache ihrer Rivalin Lady Laura, die mit allen Mitteln versucht, sie loszuwerden.

Doch Gaston verspricht Stella, sie zu beschützen. Immer wieder redet er auf sie ein, sich nicht von Lady Laura einschüchtern zu lassen. Er warnt Stella: "Mit deiner Angst beschwörst du das Unglück nur herauf!"

Wenn er wüsste, wie recht er damit hat ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Lady Lauras finsterer Plan

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock / Studio10Artur

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-1259-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Lady Lauras finsterer Plan

von O.S. Winterfield

Gemeinsam sind Stella und Gaston nach Ferrymoore Castle zurückgekehrt. Zur Ruhe kommen sie allerdings auch dort nicht. Denn noch immer fürchtet Stella die bittere Rache ihrer Rivalin Lady Laura, die mit allen Mitteln versucht, sie loszuwerden.

Doch Gaston verspricht Stella, sie zu beschützen. Immer wieder redet er auf sie ein, sich nicht von Lady Laura einschüchtern zu lassen. Er warnt Stella: »Mit deiner Angst beschwörst du das Unglück nur herauf!«

Wenn er wüsste, wie recht er damit hat …

Stella Douglas, die junge Herrin von Ferrymoore Castle, hatte zur Treibjagd geladen. Ihr selbst wäre dieser Gedanke nie gekommen, aber Gaston Germain hatte sie dazu ermuntert.

Er konnte nicht begreifen, dass Stella auf Ferrymoore Castle wie eine Verfemte lebte. Einmal musste der Bann gebrochen werden, den ihr Vater heraufbeschworen hatte. Gaston wollte mit dieser Einladung auch Lady Laura herausfordern. Sie sollte sehen, wer die eigentliche Herrin von Ferrymoore Castle war.

Diese Kampfansage gegen die Frau in Schwarz hatte Stella zuerst sehr beunruhigt. Und auch jetzt sah es noch so aus, als habe sie sich nur Gastons Wünschen gefügt, um ihm etwas Abwechslung in dem tristen Leben auf Ferrymoore Castle zu verschaffen.

Zu gut hatte sie bemerkt, wie fremd er sich in der Kühle des schottischen Hochlandes fühlte. Er leugnete nicht, dass er sich langweilte, und Stellas Angst wurde immer größer, dass es ihn bald wieder in sein altes Leben zurückziehen würde. Vielleicht blieb er überhaupt nur, weil er noch immer fürchtete, wegen Rauschgifthandels angeklagt zu werden.

Die Vorbereitungen für die Treibjagd hatte Gaston übernommen. Er hatte darauf bestanden, dass an alle früheren Bekannten des Douglas-Clans Einladungen verschickt wurden, egal wie lange sie nicht auf Ferrymoore Castle gewesen waren.

Über Stellas Bedenken, dass viele der Einladung nicht folgen würden, lachte er nur. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es jemand ausschlug, in das alte bekannte Schloss zu kommen und freundschaftliche Beziehungen zu der jungen Herrin aufzunehmen.

»Es muss hier wieder ein anderer Wind wehen, Stella«, hatte er sehr oft gesagt.

Ihren Einwand, dass sie ja Ferrymoore Castle bald wieder verlassen wollte, um den Spuren ihrer Mutter zu folgen, ließ er nicht gelten. »Aber du wirst auch wieder zurückkehren. Dann sollst du wissen, dass du hier Freunde und Bekannte hast.«

Stella dachte über solche Worte viel nach. Warum schmiedete Gaston keine Zukunftspläne mit ihr, warum sprach er nicht mehr davon, dass sie heiraten wollten?

***

In den letzten Tagen vor der Jagd hatte Stella kaum Zeit gehabt, über diese Dinge nachzugrübeln. Auf Gastons Bitte hin hatte sie dafür gesorgt, dass Frauen aus dem Dorf Ferrymoore unter der Anleitung von Jock das Erdgeschoß des Schlosses auf Hochglanz brachten.

Am Rand des Hochmoors waren Tische und Bänke aufgestellt worden. Dort sollten die Gäste nach der Jagd ein rustikales Essen bekommen. Alles war dafür vorbereitet, dass man die Jagdbeute über dem offenen Feuer braten konnte.

Jock trug seine neue Livree in den braungrünen Farben des Douglas-Clans. Aber man sah ihm an, dass er sich in seiner alten abgenutzten Livree wohler gefühlt hatte. Auch bei den Vorbereitungen war er skeptisch gewesen.

Vor dem Tod ihres Vaters hatte Stella die meiste Zeit in Internaten im Ausland verbracht, sie kannte niemanden aus den anderen aristokratischen Familien Schottlands. Und ihr Vater war ein verbitterter Sonderling gewesen, er hatte nicht mehr nach Ferrymoore Castle eingeladen.

Dass es um dieses Schloss ein düsteres Geheimnis gab, hatte sich schon lange herumgesprochen. Viele würden keinen Wert darauf legen, hier Gast zu sein.

Und Jocks Befürchtungen hatten sich bewahrheitet: Es waren mehrere Absagen gekommen, Stella hatte nur sechs Landedelleute aus der weiteren Umgebung begrüßen können.

Man sah ihr an, wie betroffen sie darüber war. Und auch Gaston machte ein Gesicht, als bereue er, Stella zu dieser Treibjagd verleitet zu haben. Zu deutlich merkte er das Befremden der Gäste darüber, dass er auf Ferrymoore Castle eine Vorzugsstellung einnahm.

Zwar sprach er sehr gut englisch, aber jeder wusste, dass er Franzose war, und die Leute hätten lieber einen Schotten oder Engländer an Stellas Seite gesehen.

Stella hatte ihre Gäste in der Halle des Schlosses empfangen. Sie war zu diesem Zeitpunkt schon im Reitdress. Nun stand sie mit ihnen vor dem Portal. Alle warteten auf die Pferde.

John Gordon, der alte Verwalter des Gutes Ferrymoore, hatte zugesagt, sie rechtzeitig zu schicken. Stella hatte dieser Zusage misstraut, weil sie Gordons Widerwillen erkannt hatte, ihr einen Gefallen zu tun.

Nur auf Gastons Betreiben hin war sie auf das zwei Kilometer vom Schloss entfernte Gut zu John Gordon gegangen. Sie konnte sich daran erinnern, dass sie sich schon als Kind vor ihm gefürchtet hatte. Und wenn sie später in den Internatsferien ihr Pferd aus dem Stall auf dem Gutshof geholt hatte, war ihr John Gordon aus dem Weg gegangen. Jock hatte gesagt, der Verwalter sei auch zu ihrer Mutter schon so unfreundlich gewesen.

Endlich kam Gordon auf das geöffnete Tor zu. Ihm folgten zwei Knechte mit den bereits gesattelten Pferden.

Erstaunt sah Stella, dass der Verwalter zwischen den Torpfeilern stehen blieb und zu den Fenstern des Nebentraktes sah, in dem Lady Laura wohnte. Die Knechte ritten mit den Pferden an ihm vorbei.

Gaston stieß Stella an, lachte und sagte leise: »Der Verwalter sieht aus wie ein alter Feldherr. Für seine sechzig Jahre ist er ein stattlicher Mann.«

Stella musste Gaston recht geben. Aber sie interessierten jetzt weder die hohe kräftige Gestalt des Verwalters, noch sein volles graues Haar und der breite Schnurrbart mit den sorgfältig gezwirbelten Enden. Sie fragte sich nur, warum er zu den Fenstern des Nebentraktes starrte. War er doch ein Freund Lady Lauras, wie Jock behauptet hatte?

Stella konnte jetzt ihre Gäste ein paar Minuten allein lassen, sie bewunderten die Pferde. Langsam ging sie auf das Tor zu. Kurz vor dem Verwalter blieb sie stehen und sah ihn an, ohne ein Wort zu sagen.

Als er sie bemerkte, schrak er zusammen, neigte leicht den Kopf und sagte: »Ich habe meine Pflicht getan, Lady Stella.«

Er drehte sich um und ging den Weg zurück, den er gerade gekommen war. Hoch aufgerichtet, mit steifem Kreuz und mit kurzen, betont festen Schritten.

Er sieht wirklich aus wie ein Feldherr, dachte Stella. Anscheinend trägt er auch immer dieselbe Kleidung. Geschmeidige, auf Hochglanz polierte schwarze Stiefel, graue Reithosen und eine graue, militärisch zugeschnittene Jacke, hochgeschlossen und eng anliegend.

Als Stella zu den anderen zurückging, dachte sie darüber nach, warum John Gordon sie mit Lady ansprach. Er war der Einzige, der das tat. Für alle anderen war sie Miss Stella. Nur Gaston nannte sie seine geliebte kleine Lady. Das war sein zärtlicher Kosename für sie, wogegen das »Lady Stella« von John Gordons Lippen sehr herausfordernd klang.

Stella hatte keine Zeit mehr, über das sonderbare und stets ablehnende Verhalten des alten Verwalters nachzudenken. Gaston wartete schon darauf, ihr beim Aufsitzen zu helfen. Sie tätschelte noch schnell den Hals ihrer Stute Darling.

Für dieses Pferd hatte sie sich entschlossen, weil es ein Nachkömmling von Indian Princess war, dem Lieblingspferd ihrer Mutter. Das hatte Jock erzählt.

Als die Jagdgesellschaft zum Tor von Ferrymoore Castle hinausritt, drehte sich Stella noch einmal um. Wie vorher John Gordon sah sie nun zum Nebentrakt.

Stella erschrak. Eines der Fenster war jetzt ganz geöffnet. Lady Laura beugte sich heraus. Sie musste sehr erregt sein, denn sie hatte den schwarzen Schleier zur Seite gezogen. Das tat sie sonst nie. Selbst von hier unten konnte Stella das hasserfüllte Gesicht der Frau in Schwarz erkennen.

»Wir reiten vorwärts und nicht zurück«, scherzte Gaston, als er sah, dass sich Stella noch immer umdrehte.

Ihr Gesicht war blass geworden, in ihren dunklen Augen stand Angst. Sie lenkte ihr Pferd ganz nahe an Gastons.

»Sie hat uns nachgestarrt, Gaston.«

»Wer?«, fragte er in einem Ton, der erkennen ließ, dass er jetzt nur an das gesellschaftliche Ereignis dachte, auch wenn nur wenige Gäste gekommen waren.

»Lady Laura. Sie stand am Fenster und …«

»Was musst du dich auch umdrehen?«, antwortete Gaston ziemlich unleidlich. »Ich habe dir schon einmal gesagt, mit deiner Angst vor ihr beschwörst du ja geradezu herauf, dass sie sich wieder einmal bemerkbar macht. Freu dich lieber über diesen schönen Tag und darüber, wie sehr du als Gastgeberin bewundert wirst. Oder hast du das vielleicht gar nicht bemerkt?«

Stella nahm die Zügel straffer in die Hand, aber es sah so aus, als wolle sie sich daran festhalten. »Ich will dir ja diesen Tag nicht verderben, Gaston. Ich weiß, du hast dich sehr darauf gefreut.«

»Aber doch auch wegen dir, Stella. Begreifst du denn nicht, dass ich dich aus der Isolation auf Ferrymoore Castle herausreißen wollte? Es ist ja nicht zu ertragen, dass du hier wie eine alte verknöcherte Jungfer leben sollst. Mir kommt es so vor, als würdest du hier vergessen, dass du eine junge Frau bist. Wenn ich bloß wüsste, wie ich diesem Spuk mit der Frau in Schwarz ein Ende bereiten soll. So schwer kann das doch gar nicht sein.« Er zeigte auf den Wegrand. »Da, schau, die Leute von Dorf Ferrymoore sind vor Neugierde gekommen. Und sie sehen gar nicht so aus, als wollten sie dir noch immer was Schlechtes. Vielleicht ist Lady Lauras Macht über sie längst gebrochen.«

»Vielleicht«, sagte Stella und sah in die neugierigen Gesichter von Frauen und Kindern. Im Hintergrund standen sogar einige Männer. »Aber wenn sie will, macht sie sich alle wieder hörig.«

Stella und Gaston waren durch dieses Gespräch weit zurückgeblieben. Die anderen Reiter verschwanden schon zwischen den Krüppelkiefern vor dem Hochmoor. Die Treiber hatten die Meute der Hunde losgelassen. Ihr wütendes Gebell war zu hören.

»Ich will ohnehin nicht jagen«, sagte Stella. »Ich mag es nicht, obwohl mein Vater ein leidenschaftlicher Jäger war.« Ihre Stimme wurde leiser. »Er ist ja auch beim Jagen umgekommen.« Sie sah zum Hochmoor hinüber. »Durch einen merkwürdigen Unfall. Dabei war er ein passionierter Jäger.«

Jetzt ertrug Gaston dieses Gespräch nicht mehr. »Bitte, Stella, schau nicht immerzu zurück. Merkst du nicht, wie sehr du auch mich damit belastest? Und wie deutlich du mir vor Augen führst, dass ich mich vergeblich bemühe, dich abzulenken?«

Stella blickte ihn betroffen an. Aber sie konnte jetzt nichts erwidern, sie hatte Mühe, ihre Stute zu bändigen. Schon die ganze Zeit über war sie unruhig gewesen.

Stella tätschelte ihr den Hals. »Was ist denn, Darling? Reiten wir dir zu langsam? Zieht es dich zu deinen Stallgenossen?«

»Das wird es wohl sein«, sagte Gaston erleichtert. »Komm, wir sehen zu, dass wir die anderen einholen.« Er gab seinem Pferd die Sporen.

Aber Stella blieb auf Darling nur ein kurzes Stück neben ihm, dann rief sie: »Komm, wir machen einen Abstecher nach Smallhome.«

Sie lenkte ihr Pferd auf einen holprigen Weg, der zu dem kleinen Gutshaus führte.

Gaston war gezwungen, Stella zu folgen. Aber er war sehr ärgerlich. Er begriff nicht, was Stella mit Mike Hylander, dem Besitzer von Smallhome, verband. Schließlich war er Lady Lauras Bruder.

Stella ritt bereits durch das geöffnete Tor des Gutes. Sie sah, dass in einem Pferch Schafe zusammengetrieben waren. Und davor stand Mike Hylander. Er trug Arbeitskleidung, und vor ihm auf dem Boden lagen Scherwerkzeuge.

Als er die Hufe des Pferdes auf dem Kopfsteinpflaster hörte, blickte er Stella entgegen. Er strich sich durch das volle blonde Haar, sein Gesicht rötete sich.

Stella sprang neben ihm ab. Sie streckte ihm die Hand entgegen. »Guten Tag, Mike.« Sie lächelte. »Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg zum Propheten kommen. Warum nimmst du nicht an der Treibjagd teil? Ich habe bis zum letzten Augenblick gehofft, dass du kommst. Du hast mir nicht einmal eine Absage geschickt, wie es andere getan haben, die mich schneiden wollten.« Ihre Worte klangen etwas bitter.

»Ich will dich nicht schneiden, Stella.« Der große schlanke Mann sah zum Tor. Dort war Gaston Germain mit seinem Pferd stehen geblieben. »Du hast jetzt einen anderen Beschützer.« Mike Hylander sah Stella traurig an. »Das tut ein bisschen weh, Stella, obwohl ich weiß, dass ich mir keine Hoffnung auf deine Liebe machen kann.«

In Stellas Gesicht stieg zarte Röte. »Wir waren uns darüber einig, Mike, dass wir gute Freunde bleiben wollen. Du bist mein bester Freund, und deshalb wollte ich, dass du heute bei mir bist. Das dort ist Gaston Germain. Ich habe dir doch von ihm erzählt.«

»Ja, ich weiß, er war deine erste Liebe, Stella. Und das Schicksal hat euch wieder zueinander geführt. Ich bin trotz allem eifersüchtig. Aber ich weiß, ich bin ein Mann, der um vieles älter ist als du und noch dazu der Bruder der Frau in Schwarz.«

Stella legte die Hand auf Mikes Arm. »Bitte, Mike, mach mich nicht traurig. Du weißt, wie gern ich dich habe. Und ich möchte, dass du heute bei uns bist. Zum ersten Mal habe ich Gäste eingeladen.«

»Ob das richtig war? Laura hat sich sehr darüber empört. Damit drängst du sie doch vollkommen ins Abseits. Sie wohnt auch auf Ferrymoore Castle, wenn auch im Nebentrakt. Sie ist Mitbesitzerin, aber sie wurde bei der Einladung übergangen.«

Stella sah Mike Hylander fassungslos an. »Mike, sollte ich sie einladen? Nie wäre sie gekommen. Wie oft habe ich ihr schon angeboten, dass wir miteinander in Frieden auf Ferrymoore Castle leben wollen. Sie hat mich nur ausgelacht und mir ihren Hass ins Gesicht geschleudert.«

Mike Hylander senkte den Kopf. »Ja, das weiß ich. Trotzdem sorge ich mich um dich.« Jetzt sah er wieder zu Gaston Germain. »Er ist fremd hier, er weiß nicht, in welche Gefahr er dich bringt. Sicher ging die Initiative zu der Treibjagd von ihm aus.«

»Ja«, bekannte Stella. »Mir war auch nicht ganz wohl dabei. Als wir heute das Schloss verließen, sah ich, dass deine Schwester am Fenster stand. Ihr Gesicht war voller Hass. Ich habe Angst, Mike. Vielleicht bin ich nur deshalb zu dir gekommen, statt bei meinen Gästen zu sein. Ich würde mich sicherer fühlen, wenn du in meiner Nähe wärst.«

»Ich gehöre nicht zu dir.« Mike hob die Scherwerkzeuge auf. »Geh zu ihm, lass ihn nicht so lange warten, Stella. Wir haben heute auf Smallhome Schertag.«

Stella sah ihn noch einige Sekunden unschlüssig an, dann warf sie den Kopf in den Nacken und saß auf. Sie fühlte sich durch sein Benehmen gekränkt.

Schon als sie sich in den Sattel fallen ließ, bäumte sich Darling kurz auf, aber Stella konnte die Stute gleich wieder zur Räson bringen.

Mike Hylander sah Pferd und Reiterin nach. Er kniff die Augen zusammen. Nachdenklich beobachtete er die Stute. Sie benahm sich sehr aufsässig.

***

Gaston Germain war wütend, als Stella zu ihm zurückkehrte. »Es ist eine Zumutung von dir, mich am Tor stehen zu lassen, Stella!«

Stella sah ihn erschrocken an. »Aber Gaston, ich dachte, du legst keinen Wert darauf, Mike Hylander vorgestellt zu werden. Sonst hättest du mich doch auf den Gutshof begleitet, aber du bist bewusst am Tor stehen geblieben.«

Es war deutlich zu erkennen, dass Gaston von Eifersucht gequält wurde. »Ich habe ja nur Fetzen eures Gespräches hören können, aber ist mir nicht entgangen, wie vertraut du mit diesem Mann bist.«

Sie ritten nebeneinander den holprigen Weg zurück. »Mike Hylander ist mein Freund. Als er mich mehrere Tage in seinem Haus gepflegt hat, haben wir beschlossen, die förmliche Anrede fallen zu lassen.«

»Aber er liebt dich«, beharrte Gaston.

Stella lenkte ihre Stute ganz nah an Gaston heran und beugte sich zu ihm. »Ja, Gaston, Mike Hylander liebt mich. Aber ich liebe dich. Und das weißt du ganz genau. Wozu also diese Eifersucht?« Sie lachte.

Gastons Gesicht blieb düster. Er trieb jetzt sein Pferd an, sodass auch Stella schneller reiten musste. Als sich eine Lichtung auftat, hielt Stella ihre Stute an und sprang auf den Boden.

»Sitz auch ab!«, rief sie in beinahe übermütigem Ton. »Ich muss mit dir sprechen.«

Neben ihr tänzelte Darling unruhig und schnob laut durch die Nüstern.

Zunächst sah es so aus, als wolle Gaston weiterreiten. In die Richtung, aus der das Gekläff der Meute klang. Aber nun wendete er sein Pferd und sprang neben Stella auf den Boden.

Sie legte die Arme um seinen Nacken. »Monsieur Dickkopf«, sagte sie lachend. Sie sprach französisch, wie meistens, wenn sie mit Gaston allein war. »Wozu willst du mich mit deiner Eifersucht herausfordern? Zu immer neuen Liebesgeständnissen? Du weißt doch wirklich, dass du keinen anderen Mann zu fürchten hast.«

Gaston sah ihr ernst in die Augen. Plötzlich fing er an zu lachen und riss Stella in die Arme. Er überschüttete ihr Gesicht mit Küssen.

Etwas atemlos sagte er danach: »Nein, das weiß ich wirklich nicht so genau, wie du annimmst. Du bist jung, schön und reich. Hier auf Ferrymoore Castle sehe ich erst, wie vermögend du bist«. Seine Stimme wurde leiser. »Früher war ich selbstbewusster, Stella. Seit ich Dinge getan habe, die mich immer belasten werden, bin ich unsicher geworden. Du hast mich mit nach Ferrymoore genommen, aber kannst du alles vergessen, was ich getan habe? Denk an Yves, den armen Rauschgiftsüchtigen. Durch meine Schuld …«

Stella legte die Hand auf Gastons Mund. »Bitte, sprich nicht weiter. Glaub nicht, dass ich Yves’ Tod verwunden hätte. Und mir schaudert, wenn ich an Sidney Davis denke. Daran, dass du überhaupt mit diesem gefühllosen, abstoßenden Menschen verkehrt bist. Aber das alles liegt hinter uns. Wir müssen damit fertigwerden … Was sollte stärker sein als unsere Liebe, um vergessen zu können?«

»Liebst du mich wirklich so sehr, Stella?« Gaston blickte ihr erschüttert in die Augen.

»Ja, Chérie.« Stella stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen zarten Kuss.