Die Schwebheimer Linie derer von Bibra und ihr Ende - Hans Schwinger - E-Book

Die Schwebheimer Linie derer von Bibra und ihr Ende E-Book

Hans Schwinger

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Beschreibung

Mit einem Losentscheid fiel im Jahre 1687 n.C. Schwebheim dem Johann Ernst von Bibra zu. Mehr als 250 Jahre waren dann seine Nachkommen unter dem Namen von Bibra die Herren in Schwebheim. Der bedeutendste war wohl der Forscher Dr. Ernst von Bibra. Mit dem Wandel der Zeiten kam der Niedergang dieses Geschlechts derer von Bibra. Still erlosch der Name am Ende. Nur das alte Schloß erinnert noch an die vergangenen Zeiten der Herrschaft.

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Seitenzahl: 180

Veröffentlichungsjahr: 2021

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„Was wäre durch die Beseitigung der Adelsaristokratie gewonnen, falls an ihre Stelle die Geldaristokratie tritt?“

(Jean Paul Marat)

Schwebheim, im Jahre 2020

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Vorgeschichte: der Losentscheid

A. 1662 – 1705: Johann Ernst und seine Zeit

Johann Ernst – Soldat und Diplomat (1662 – 1705)

B. 1705 – 1717: Gottfried Christoph und seine Zeit

Gottfried Christoph v. Bibra (1688 – 1733)

C. 1733 – 1768: Johann Philipp und seine Zeit

Johann Philipp v.Bibra, 1717 – 1768

D. 1769 – 1825: Die fünf Brüder und ihre Zeit

Die fünf Brüder und Ferdinand Johann Wenzel (1756 - 1807)

E. 1825 – 1878: Dr. Ernst und seine Zeit

Dr. Ernst von Bibra (1806 – 1878)

F. 1879 – 1887: Reinhold und seine Zeit

Reinhold v. Bibra, 1838 – 1887

G. 1888 – 1901: Wolfgang und seine Zeit

Wolfgang von Bibra, 1841 – 1901

H. 1901 – 1958: Ernst/Hans und ihre Zeit

Ernst, 1871 – 1952, und Hans, 1873 – 1955

Schlußbetrachtung

Anhang

1. Vorwort

Im Jahre 1513 hatte Wilhelm von Bibra von Jobst von Wenkheim dessen Gut in Schwebheim erworben. Hatten seit damals Bibras dieses Gut zusammen mit anderen Gütern zu eigen, so änderte sich dies mit dem Tode des Georg Christoph junior im Jahre 1687. Dieser war noch im Besitz von fünf Gütern (Ober- und Untereuerheim, Mühlhausen, Gleicherwiesen und Schwebheim). Mit einem Losentscheid im Jahre 1687 wurde nun jedes dieser fünf Güter einem der fünf Söhne des Georg Christoph zugelost. Johann Ernst von Bibra war es, der Schwebheim erloste. Er und die Nachkommen seiner Familie führten nun ausschließlich ein Gut, nämlich das in Schwebheim, bis zum Jahre 1958. Mit dem Tode der Freifrau Elisabeth von Bibra endete in diesem Jahr die Linie dieser Familie mit dem Namen von Bibra.

Ob es ein glückliches Los damals für Gut und Ort war? Wenige Jahre nur waren die meisten der neuen Herren jeweils vor Ort, kaum wurde der Ort geprägt von Ihnen. Die bekannteren von ihnen, schufen sich Verdienste außerhalb von Gut und Gemeinde.

Johann Ernst, hoch geschätzt von Fürstbischof und Kaiser, permanent in diplomatischen und militärischen Diensten in halb Europa, fast nie in Schwebheim.

Seine Söhne Gottfried Christoph und Johann Ignatz, zwar weniger prominent, aber nicht weniger in ähnlichen Missionen wie ihr Vater bis an ihr Lebensende verstrickt.

Der ihnen folgende Johann Philipp, Kammerherr unter dem Würzburger Fürstbischof, die übliche Top-Position einer engen Karriere. Er ließ es sogar zu Prozessen und obendrein zu einer militärischen Auseinandersetzung mit seinen Schwebheimern kommen, die ihm nach seiner Meinung zu wenig Arbeit ablieferten. Durch seine überlieferte schroffe Art schaffte er sich keine Sympathien. Ein Glücksgriff für Schwebheim war er nicht, wohl aber durch seine Heirat mit einer begüterten Adelsfamilie ein solcher für seine Nachkommen.

Seine Söhne hielten sich zwar häufiger in Schwebheim auf, doch überwiegend unter den Aspekten „Rückzug vom aktiven Dienst“ und Müßiggang. Dadurch wurden sie wohl eher zu einer Belastung für ihre Untertanen. Derjenige der Brüder, der für die notwendige Nachfolge zu sorgen hatte, Ferdinand, war lange Zeit in militärischen Diensten für Frankreich auf diversen Kriegsschauplätzen, sogar in Nordamerika in den Sezessionskriegen gegen England, kaum indes zu Hause in Schwebheim, sieht man von seinen letzten Lebensjahren ab.

Sein Sohn Ernst, der bekannteste wohl aller Bibras, war ebenfalls nur einige Jahre nach seinem Studium als Schloßherr in Schwebheim. Als engagierter Wissenschaftler installierte er im Schloß während dieser Zeit ein äußerst bemerkenswertes Labor und veröffentlichte einige Ergebnisse seiner frühen Arbeiten. Mit seinem und seiner Familie Umzug nach Nürnberg war der „Herr“ wieder einmal nicht mehr vor Ort. Den Ruhm, einen bekannten Forscher, Weltreisenden und Schriftsteller zu beherbergen, der kam Nürnberg und nicht Schwebheim zu.

Allein schon bedingt durch die Zeitumstände und durch die daraus folgenden rechtlichen und gesellschaftlichen Ereignisse waren die kommenden adeligen Herren auf Bibra zu Schwebheim von immer weniger Bedeutung. Nicht auszuschließen indes, daß die Persönlichkeit dieser nun folgenden Herren eine andere, eine schwächere war, wohl eine andere sein mußte, als die ihrer Vorfahren. Über den Nachfolger des Ernst von Bibra, seinen Sohn Reinhold, gibt es überraschend wenig zu berichten. Obwohl er es war, der für eine anstehende Renovierung des Schlosses sorgte, der mehr im und vor Ort aktiv war als die Karrieristen früherer Zeiten. Ihm vergleichbar war wohl ebenfalls sein nachfolgender, ehe- und kinderloser Bruder Wolfgang.

Mit den Baronen Ernst und Hans, die ältere Mitbürger noch in Erinnerung haben, ist der weitere Niedergang und Verfall von Geschlecht und Gut offensichtlich. Im Gegensatz zu ihren Vorgängern lebten und wirkten sie lebenslang vor Ort, weit entfernt von einem früheren Wirken ihrer Vorfahren in Militär, Verwaltung, Kirche oder gar Wissenschaft. Sie lebten ihr Leben hier. Sie starben hier und mit ihnen das Geschlecht der Schwebheimer Bibras.

Chronologisch werden im folgenden die einzelnen Schwebheimer Bibras geschildert. Wenig Auskünfte, wenig Quellen gibt es zu ihnen, zu ihren Taten, zu ihrem Schwebheimer Umfeld. Viele Einblicke gaben die Arbeiten von Richard Ludwig[1] und Otto Schwarz[2]. Eine große Hilfe war ferner „Geschichte des Hauses Bibra. Von 1400 bis in die Neuzeit“, aus dem Jahre 1880, bearbeitet von Wilhelm von Bibra. Leider gibt es keine Einblicke in das Schwebheimer Bibra’sche Archiv, wie Richard Ludwig schreibt. Es wurde 1995 privat veräußert.

Geschrieben habe ich dieses Buch nicht als Historiker. Im Sinne von „Dichtung und Wahrheit“ finden sich neben belegbaren Sachverhalten durchaus bewußt subjektive und romanhafte Stellen. Angebracht allein schon angesichts der dürftigen Quellenlage. Wegen dieser Tatsache schien es mir ferner geraten, jeweils näher Einblick in die aktuelle begleitende Geschichte Deutschlands, Europas und der Welt zu nehmen. Manches, was da mit Schwebheim und seinen Bibras geschah, läßt sich somit besser einordnen und einschätzen.

Zu beantworten ist aus dieser Geschichte die Frage, welche Auswirkung diese Zeit mit ihrer Veränderung gesellschaftlicher und wissenschaftlicher – vor allem technischer – Verhältnisse und mit einer daraus folgenden weltanschaulichen Beurteilung auf die Familie der Schwebheimer Bibras hatte.

Doch die andere Seite der Medaille ist gleichfalls zu beachten. Wie ist Schwebheim, das kleine Dorf im fränkischen Umfeld, und wie sind seine Menschen durch durch seine Schloßherren geprägt worden? Wie hätten sie oder das Dorf sich ohne solche Herrschaften entwickelt? Brachte solche Herrschaft mehr Vorteile, mehr Nachteile? Hypothetische Fragen – sicher. Dennoch sollte wenigstens ein Versuch gemacht werden, darauf ebenfalls Antworten, – und seien es lediglich hypothetische – zu finden.

Zu dem Thema dieses Buches hielt ich am 18.3.2013 einen Vortrag unter dem gleichen Titel wie das vorliegende Buch im Auftrage des Ortsgeschichtlichen Arbeitskreises Schwebheim. Bei der Ausgestaltung dieses Vortrages mit Keynote, dem Powerpoint-System von Apple, erhielt ich grundlegende und wertvolle Systemhilfe von meinem früheren Arbeitskollegen Jürgen Böhm und von meiner Tochter Antje. Dafür herzlichen Dank. Flüchtigkeitsfehler im Buch bitte ich mir nachzusehen.

Nun aber zunächst der Blick in die Geschichte.

(1) Richard Ludwig: „Schwebheimer Geschichte(n)“, Band 1

(2) Otto Schwarz: „Beiträge zur Geschichte Schwebheims“, 1903

2. Vorgeschichte: der Losentscheid

Nach dem zu vermutenden Tod seines Bruders Hans Georg 1664 und nachdem die 3 Söhne des Hans Georg vorzeitig gestorben waren, war Georg Christoph junior bei seinem Ableben im Besitze von fünf größeren Lehen, darunter Schwebheim. Diese Lehen galt es nach seinem Tod 1687 auf seine fünf noch lebenden Söhne[3] aufzuteilen.

So trafen sich zu einem Losentscheid in Schloß Euerburg in Obereuerheim, die fünf Söhne des Georg Christoph. Hier in Euerburg hatte ihr Vater zuletzt gewohnt. Das Los, so hatten sie sich geeinigt, sollte darüber entscheiden, wer von ihnen welches Gut bekommen sollte. Diese fünf Söhne waren:

Christoph Erhard (1656 – 1706), Rittmeister im Kürassier-Regiment Bayreuth-Brandenburg des Fränkischen Kreises,

Georg Friedrich (1657 –?), Hauptmann im Kreis-Regiment Köth,

Hans Heinrich (1659 –?), ebenfalls Rittmeister, im Dienste der Vereinigten Niederlande unter Wilhelm III. von Oranien,

Johann Ernst (1662 – 1705), damals Assessor am Landgericht des Herzogtums Franken zu Würzburg, ferner Hofkriegsrat und Obristleutnant im Regiment Thüngen und schließlich

der noch minderjährige Heinrich Carl (1666 – 1734).

In diesem Verfahren erhielten dann Christoph Erhard Untereuerheim, Georg Friedrich Gleicherwiesen[4], Hans Heinrich Mühlfeld[5], Johann Ernst Schwebheim und Heinrich Carl Obereuerheim mit der Euerburg. Da die Güter unterschiedlichen Wert hatten, sorgten zusätzlich Ausgleichszahlungen für eine gerechte Zuordnung. Während Heinrich Carl und Johann Ernst, die die höherwertigen Güter erlost hatten, 10.000 bzw. 3.000 Gulden zuzahlen mußten, erhielten Christoph Erhard und Georg Friedrich jeweils 5.000 Gulden, Hans Heinrich 3.000 Gulden als Ausgleich

Nach langen Jahren hatte das Schloß zu Schwebheim nun mit Johann Ernst wieder einen alleinigen Herren, nachdem der letzte Schwebheimer Schloßherr Heinrich von Bibra im Jahre 1602 kinderlos verstorben und sein Besitz aufgeteilt worden war.

Ganz korrekt war indes das Verfahren nicht. Die bekannten männlichen Nachkommen ihres in Ungarn verschollenen Onkels Hans Georg waren zwar verstorben, doch bleibt offen, ob dieser selbst wirklich 1664 verstorben war.

Hans Georg soll im Duell mit seinem Schwager, einem Rittmeister in Kaiserlichen Österreichischen Diensten, diesen erschossen und darauf um 1661 in den Krieg gezogen sein. Hier erscheint er als kaiserlicher Rittmeister unter dem Grafen Raimund Montecuccoli im Feldzug gegen die Türken, die damals unter Ahmed Pascha, dem Großwesir des Sultans Mohammed IV., standen. Im Jahre 1664 sei er dann im Burgenland in der Schlacht bei St. Gotthard an der Raab[6] gefallen. In dieser Schlacht stellte sich ein 25.000 Mann starkes Heer der zahlenmäßig weit überlegenen Hauptstreitmacht der Türken (50.000 Mann) und verhinderte den Durchmarsch der Türken nach Wien. Das Schicksal Wiens und damit Europas hing damals an dem berühmten seidenen Faden.

Die Nachricht vom Tode des Hans Georg von Bibra kam damals vermutlich nicht nach Franken. Denn selbst in einem den Hans Georg betreffenden Lehensvertrag von 1676 hieß es, er sei außer Landes und man wisse von ihm nicht, „ob er tot oder lebendig ist“.

Ebenfalls nicht nach Franken kam die Nachricht, daß Hans Georg sich wohl schon bald im Ausland eine neue Frau gesucht und gefunden und mit dieser eine zweite Ehe geschlossen habe.

Und so erfuhr erst Ernst Johann von Bibra – und damit greifen wir der Geschichte etwas vor –, bei dem sich in Ungarn bei einem seiner zahlreichen Feldzüge ein junger Mann mit dem Namen Christian Wilhelm Joseph Anton von Bibra meldete, mehr vom Schicksal seines Onkels Hans Georg. Auf die Frage des Johann Ernst, wie der junge Mann denn zu seinem Familiennamen gekommen sei, habe dieser mit einer schier unglaublichen Geschichte aufgewartet.

Sein Großvater habe sich in der Steiermark mit der Anna Regina Gsellerin von Gsellhofen verheiratet und aus dieser Ehe stamme ein Sohn, Ferdinand Johann Nikola von Bibra mit Namen, geboren 1662 zu Preßburg. Dieser, sein Vater, sei 1684 als Kaiserlicher Hauptmann zu Preßnitz in Böhmen verstorben. Seine Mutter sei Eva Katharina Preyer von Rauttenberg gewesen und er, Ferdinand Johann, der einzige Sohn seiner Eltern. Er sei 1683 im Kloster zu Krems erzogen worden und 1696 als Page in die Dienste des Fürsten Franz II. Rakoczi von Siebenbürgen getreten. „Schön und gut“, meinte Johann Ernst, aber erzählen könne dies ein jeder. Welche Dokumente, welche Urkunden habe er denn als Beweis, wollte Johann Ernst wissen. Sowohl der Verehelichungsausweis des Hans Georg mit der Gsellhoferin, als gleichfalls jener des Ferdinand Johann mit der Preyer sei 1681 in Wien bei einem Brand verloren gegangen, entgegnete der Bursche. Und ebenso sei das Taufbuch, welches seine eigene Bibra’sche Abstammung belegen könne, bei einem Aufstand verbrannt oder geraubt worden. Über Zeit und Ort eines solchen Aufstandes freilich wußte Christian Wilhelm nichts zu sagen. Verständlich, daß unter diesen Umständen General Johann Ernst dem Burschen zum einen nicht glaubte und ihm zum andern keinerlei Hoffnung auf Anerkennung seiner Ansprüche an das Erbteil des 1664 verstorbenen Hans Georg von Bibra machte. Er solle sich glücklich schätzen, so Johann Ernst weiter, wenn er ihn nicht auf der Stelle einem Richter übergebe.

Um nochmals auf das Losverfahren zurückzukommen. Ganz so glücklich wurden nicht alle mit ihren „Losen“. Johann Ernst, wir werden es später noch genauer sehen, war zwar selbst ein seltener Gast in Schwebheim, aber nach seinem Tode verblieb sein Los wenigstens im Eigentum seiner Familie. Ganz anders im Falle seiner vier Brüder.

Das erloste Gut Untereuerheim wurde von Christoph Erhard bereits 1696 im Tausch gegen das Lehen Adelsdorf an Lothar Franz von Schönborn, den Fürstbischof von Bamberg abgegeben.

Das Gut Euerburg mit Obereuerheim wurde von Heinrich Carl an seinen Bruder Hans Heinrich getauscht und ging von diesem ebenfalls 1696 an den Bamberger Erzbischof. Als Ausgleich erwarb Hans Heinrich das Lehen Schnabelweyd in Oberfranken. Dieses wurde 1750 an den Markgrafen Friedrich von Brandenburg verkauft und dafür das Lehen Weissendorf beschafft, das aber bereits 1785 wieder verkauft wurde. Einen Teil (55.000 Gulden) des Verkaufspreises erbten 1826, nachdem die Linie des Hans Heinrich ausgestorben war, die Nachfahren der Adelsdorfer, Schwebheimer und Gleicherwiesener Linie. Man kann getrost annehmen – dies als ein weiterer Vorgriff auf spätere Textstellen, – daß Dr. Ernst von Bibra diesen Geldsegen gut gebrauchen konnte.

Das Gut Mühlfeld ging von Hans Heinrich an Heinrich Carl und von diesem 1710 an Christian von Grappendorf.

Erst im Jahre 1782 veräußerten die Nachfahren des Georg Friedrich das Gut Gleicherwiesen an die Adelsdorfer Linie, wo dieses Gut dann 1848, nur noch aus Abgaben finanziert, aufgelöst wurde.

Somit befand sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts nur noch das Gut Schwebheim aus dem Lostopf des Jahrs 1687 im Besitze einer Bibra-Familie und auch die zwischenzeitlich erworbenen bzw. eingetauschten Besitzungen Schnabelweyd und Weissendorf hatten andere Eigentümer.

Die Linien des Heinrich Carl, des Hans Heinrich und des Georg Friedrich waren um 1850 bereits ausgestorben, die des Christoph Erhard bestand noch als Adelsdorfer Linie ebenso wie die Schwebheimer Linie des Johann Ernst.

Diese wird im weiteren Verlauf zu betrachten sein.

(3) Ein weiterer Sohn Carl Otto war schon 1661 gestorben.

(4) Bei Hildburghausen

(5) Bei Mellrichstadt

(6) Auch unter dem Namen „Schlacht bei Mogersdorf“ bekannt.

(A) 1662 – 1705: Johann Ernst und seine Zeit

Der Tod des letzten Habsburgers auf dem spanischen Königsthron, Karl II, löst den Krieg um die Erbfolge in Spanien aus. Auf Betreiben Ludwigs XIV. wird sein Enkel Philipp von Anjou als Nachfolger eingesetzt. Gegen diese Erbfolge erhebt Kaiser Leopold I. von Österreich Einspruch. Österreich wird unterstützt von Preußen, Portugal, und Savoyen und den Seemächten England und Holland. Letztere streben eine Teilung des Erbes an, um eine Bedrohung des europäischen Gleichgewichts abzuwehren. Den Engländern geht es dabei vornehmlich um die spanischen Kolonien. Auf der Seite Ludwigs XIV. stehen die Wittelsbacher, der Kurfürst von Köln und Kurfürst Max Emanuel von Bayern, der auf die Spanischen Niederlande hofft.

Es kommt zum Spanischen Erbfolgekrieg (1701–1714). Hauptkriegsschauplätze werden Spanien, Italien, Süddeutschland, die Niederlande und der Atlantik. Im Zuge dieser Auseinandersetzungen besetzt England Gibraltar, einen gerade für spätere Zeiten strategisch bedeutsamen Posten.

Krieg gibt es von 1700 bis 1721 zudem im Norden Europas, den sogenannten Nordischen Krieg. Karl XII., der Abenteuerer auf dem Schwedenthron, besiegt die Dänen und ein überlegenes russisches Heer mit 8000 Mann bei Narwa. Dann wendet er sich gegen Polen und dringt in Sachsen und Schlesien ein.

Im Jahre 1694 vollzog sich ein Ereignis in der Finanzwelt, das künftig alle weiteren politischen Geschehnisse beeinflussen sollte. Es wurde die „Bank of England“ gegründet. Allerdings verbirgt sich hinter diesem Namen in keinster Weise eine staatliche Einrichtung[7]. Diese Bank war die Gründung von Privatleuten, um dem finanziell klammen englischen Königshaus dringend benötigte Geldmittel zur Verfügung zu stellen. Dafür erwarteten die Finanzmächte einen möglichst hohen Profit auf Kosten des Volkes. Im Laufe der weiteren Entwicklung finanzierte man bei einem Disput beide Seiten und erzielte so aus den folgenden Auseinandersetzungen, z.B. Kriegen, von beiden Seiten Gewinne und…, was wohl noch entscheidender sein dürfte, damit Abhängigkeit der Kreditnehmer, also der Staaten, und eigene Machtvermehrung. Was schon zu Zeiten der Fugger Sache war, Kriege als finanzielles Geschäft zu sehen, wird mit der Bank of England mehr und mehr eine Selbstverständlichkeit, mit einer dramatischen Steigerung bis in die Gegenwart und der bangen Frage, wo, wann und mit welchen Folgen das enden soll. Die unselige Macht der Rothschilds und ihrer Kumpane unterjocht die Welt und ihre Völker.

(7) Die „Bank of England“ war und ist eine rein private Bank, so wie es über 200 Jahre später die FED in den USA war und ebenfalls heute noch ist.

3. Johann Ernst – Soldat und Diplomat (1662 – 1705)

Das Geschlecht der Bibras hat viele markante Persönlichkeiten hervorgebracht. Aus der Schwebheimer Linie ist dieser Johann Ernst sicher einer der bedeutendsten.

Johann Ernst von Bibra[8] wurde am 10. März 1662 geboren. Wie vorne ausgeführt wurde er durch Losentscheid 1687 Schloßherr in Schwebheim.

In Schwebheim allerdings hat sich Johann Ernst praktisch nie aufgehalten. Es ist nicht einmal gesichert, ob er hier geboren wurde. Pfarrer Schwarz gibt in seiner Ortschronik von Schwebheim Roßrieth als Geburtsort an. Johann Ernst führte ein bewegtes Soldatenleben von frühester Jugend, ja Kindheit, an bis zu seinem Tod in Bergamo. Seinen Schwebheimer Untertanen blieb er ebenso wie seine Gemahlin ziemlich fremd. Letztere begleitete ihn, entsprechend der damaligen Sitte, auf seinen Kriegszügen .

Johann Ernst stand viele Jahre im Sold und in der Gunst des Fürstbischofs von Würzburg, für den und dessen Politik er kämpfte. Nach Besuch des Jesuitengymnasiums in Würzburg trat er im sehr jugendlichem Alter von zwölf Jahren in ein Infanterie–Regiment ein, das dem Hochstift Würzburg gehörte. Und gerade einmal vierzehn Jahre war von Bibra alt und immerhin schon Leutnant[9], als er dem Oberkommissionariat in Würzburg 1684 den Empfang einer Gage in Höhe von 150 Gulden bestätigte. Und er wird mit seinem jugendlichen Alter und solchen Aufgaben keine Ausnahme gewesen sein. Spricht man heute von Kindersoldaten in Afrika, so gab es diese damals wohl schon in Europa, sogar in höheren Rängen. Von seinem Arbeitgeber, dem Hochstift Würzburg, wurde er mitsamt seiner Truppen an andere Kriegsherrn[10] auf Zeit „verkauft“ („verleast“ würde man heute wohl sagen)[11], um an den damaligen Kämpfen um die Macht in Europa mitzuwirken.

Zunächst waren es die Türkenkriege, die ihn in Ungarn forderten. Dann folgte die Zeit der Reunionskriege mit dem Frankreich von Ludwig dem XIV. u.a. mit Einsätzen am Oberrhein und im Schwarzwald und einem mächtigen und gefürchteten Gegner, dem Melac. Dieser Melac ließ viele Orte in der Pfalz und am Rhein verwüsten, die Zerstörung des Heidelberger Schlosses geht auf ihn zurück. Er war als ein Mordbrenner beim Volk verrufen. Man benannte Hunde nach diesem Melac.

Höhepunkt und Abschluß der Karriere des Lebens des Johann Ernst war schließlich seine Beteiligung im Spanischen Erbfolgekrieg unter Prinz Eugen von Savoyen, dem er direkt unterstellt war und der ihn außerordentlich schätzte.

Sein Ende fand Johann Ernst dann in der Schlacht von Cassano (an der Adda). Es muß eine fürchterliche Schlacht gewesen sein, dieser Kampf um eine Brücke über die Adda. Sie endete mit dem Tod vieler Menschen.

Nach erbittertem Kampf und mehreren Rückschlägen drangen die kaiserlichen Truppen todesmutig und mit solchem Ungestüm vor, daß eine ihnen gegenüberstehende Abteilung französischer Dragoner völlig auseinanderfiel und sich in wilder Flucht zu retten suchte. Endlich schien der Angriff zu gelingen. Die Kaiserlichen warfen mehrere französische Kompagnien zurück und eilten zur Erstürmung des Brückenkopfes und der sich anschließenden Verschanzungen, welche den Übergang über die Brücke schützten, vorwärts. Nachdem österreichische Grenadiere sogar schon die Brustwehr dieser Schanzen erklommen hatten, sollte dort freilich das bisher unaufhaltsame Vordringen der Truppen des Prinzen Eugen plötzlich ein Ende finden.

Der Anführer der gegnerischen Truppen, Herzog von Vendôme, hatte richtig erkannt, daß seine Stellung äußerst gefährdet war und es schon im nächsten Moment zu einer Katastrophe kommen könnte. So übernahm er jetzt in eigener Person den Befehl und bot alles auf, um die schon ermattende Kraft seiner Soldaten neu zu beleben. Ringsum häuften sich auf allerengstem Raum die Leichen, der Kampf war jetzt in ein wahres Morden übergegangen.

Die Kaiserlichen konnten sich in den mühsam erkämpften Stellungen nicht halten und mußten wiederholt über die Kanäle zurück, wobei sie zusätzlich viele Leute verloren; denn wehrlos mußten sie sich beschießen lassen[12], weil ihre Munition durchnäßt war. Dabei fanden jene Mutigen, welche sich „aus allzu großer Begierde zum Fechten“ in den Kanal Pandina gestürzt hatten, dort ausnahmslos ihr Grab – die beträchtliche Wassertiefe ließ unter solchen Umständen jeden Übergangsversuch scheitern.

Johann Ernst von Bibra

Bei einem letzten verzweifelten Versuch, gegen den feindlichen Brückenkopf vorzudringen, erhielt Prinz Eugen einen Streifschuß am Hals. Wenngleich er auf dem Schlachtfeld blieb, so übertrug er doch nun dem Feldzeugmeister Baron von Bibra den Oberbefehl über die kaiserliche Armee[13].

Vendôme ging alsbald zu weiterer Offensive über. Da an eine günstige Entscheidung nicht mehr zu denken war, entschloß man sich, den jetzt sinnlos gewordenen Kampf aufzugeben. Bei beginnendem Dämmerlicht zog sich die Armee auf den Befehl des Feldzeugmeisters Bibra langsam an den Ritorto zurück und vermochte sich nur noch unter großen Anstrengung an der Brücke zu halten. Alsbald wurde angeordnet, das Feuer auf der ganzen Linie einzustellen; die Truppen zogen sich zurück, ohne daß es der gleichfalls ermattete Gegner für ratsam hielt, einen Vorstoß zu wagen oder den Rückmarsch zu behindern.

Die Verluste auf kaiserlicher Seite waren überaus groß. Gegen 2.000 Mann starben; unter Berücksichtigung der zahlreichen Vermißten belief sich der Gesamtverlust auf fast 4.000 Mann[14]. Die ohne Zweifel ebenfalls sehr beträchtlichen Verluste der französischen Armee sind nicht bekannt.

Der Feldzeugmeister Baron von Bibra hat sich am 15. August infolge des wiederholten Durchwatens der Adda–Kanäle eine sofort auftretende, sehr heftige Lungenentzündung[15] zugezogen. Schwer erkrankt wurde er am 19. August 1705 nach Bergamo gebracht und ist dort noch am gleichen Tag kurz nach seinem Eintreffen in einem Alter von erst 43 Jahren, wenn nun nicht gerade auf dem Felde der Ehre, so doch für Kaiser und Reich, wie man lesen kann, gestorben.



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