Die UFO-AKTEN 17 - Carter Jackson - E-Book

Die UFO-AKTEN 17 E-Book

Carter Jackson

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Beschreibung

Morde sind in New York City an der Tagesordnung und den Medien daher kaum eine Meldung wert, wenn sich die Tat nicht durch besondere Umstände aus der Masse hervorhebt.
Im Falle des Bankiers Howard B. Perry sind die Umstände mehr als seltsam. In den Adern des Mordopfers ist kaum noch ein Tropfen Blut, und eine Wunde wurde ihm nachträglich am Hals zugefügt, um zwei kleine Einstiche unkenntlich zu machen.
Die Boulevardpresse stürzt sich sofort mit Schlagzeilen wie »Der Blutsauger von New York« auf die Story. Judy Davenport und Cliff Conroy sind skeptisch, denn schließlich gibt es keine Vampire. Richtig?
Aber dann verschwindet der Körper des Bankiers aus der Leichenhalle - als wäre er von den Toten auferstanden, um nun seinerseits Opfer zu suchen ...


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Inhalt

Cover

Blutspur

UFO-Archiv

Vorschau

Impressum

Carter Jackson

Blutspur

Howard B. Perry stand am Fenster seiner komfortablen Suite im fünfzehnten Stockwerk des exklusiven Hotels Steigenberger in New York City und blickte auf das graue Band des Hudson Rivers hinab, das sich wie eine Schlange dem Atlantik entgegenwand. Dabei nippte er hin und wieder gedankenverloren an seinem Gin Tonic, und fragte sich, wann sie wohl kommen würde.

Als er um kurz vor zweiundzwanzig Uhr die Agentur angerufen hatte, wie er es immer tat, wenn er geschäftlich für ein paar Tage in der Stadt war, hatte man ihm erklärt, dass das Mädchen spätestens in einer Stunde bei ihm wäre.

Was ihn dann aber für ein Grauen erwartete, ahnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht ...

Hotel Steigenberger, Suite 8c

New York City, 20. April 2022, 22:57 Uhr

Die besagte Stunde war jetzt um. Sollte das Girl womöglich unpünktlich sein?

Perry hoffte, dass dem nicht so war. Nicht nur, weil der Alkohol, den er in den letzten sechzig Minuten in sich hineingeschüttet hatte, das Drängen in seiner Leistengegend weiter verstärkte. Sondern weil er nichts auf der Welt so sehr hasste wie Unpünktlichkeit – was auch der Grund dafür war, dass er sich vor einiger Zeit von seiner Frau Clovis getrennt hatte, die regelmäßig zu wichtigen Verabredungen zu spät gekommen war.

Unpünktlichkeit war für Perry, der zu den führenden Bankiers an der Westküste gehörte, nur ein anderer Begriff für Chaos und damit für Anarchie.

Und dafür war in Perrys wohlgeordnetem Leben kein Platz.

Als sich zweieinhalb Minuten später, um Punkt elf Uhr, der Türsummer meldete, wusste er, dass er sich keine Gedanken hätte machen brauchen.

Nicht bei dieser Agentur.

Nicht bei dem Preis, den er für das Mädchen bezahlte.

Er stellte das Longdrinkglas auf den Fenstersims, strich einen mikroskopisch kleinen Fussel vom Kragen seines blauen Seidenhausmantels und ging zur Tür der Suite. Er schloss die Finger um den Knauf und atmete tief durch.

Dies war für Perry immer der aufregendste Augenblick bei der ganzen Sache. Der Moment, auf den er die ganze Zeit über ungeduldig gewartet hatte.

Tausend Fragen schossen ihm durch den Kopf. Wie sah sie aus? War sie so, wie er sie sich vorgestellt hatte? Würde sie ihr Geld wert sein?

Die Antworten darauf erhielt er, als er den Messingknauf mit einem energischen Ruck drehte und die Tür öffnete.

Draußen auf dem Flur stand die schönste Frau, die Howard Perry jemals gesehen hatte. Großgewachsen, schlank, mit einer Wespentaille fast wie Kim Kardashian. An den richtigen Stellen ein bisschen üppiger. Langes, karmesinfarbenes Haar, das wie ein Umhang über ihre Schultern fiel. Hypnotische grüne Augen, in denen man ertrinken konnte. Ein voller, von Natur aus roter Schmollmund. Feingeschnittene, feminine, irgendwie elegante Züge.

Perry schluckte trocken und spürte, wie ihm vor Erregung die Knie weich wie Gummi wurden.

Lieber Himmel, was für ein Prachtweib! Die personifizierte, fleischgewordene Sünde.

»Hallo«, sagte sie und lächelte bezaubernd, mädchenhaft. Ihre Stimme war sanft und gleichzeitig ein wenig rauchig. »Mein Name ist Sabrina.«

Perry riss sich zusammen. »Guten Abend, Sabrina«, sagte er, darum bemüht, ruhig zu klingen. »Schön, dass Sie es einrichten konnten. Bitte, kommen Sie doch herein.« Er trat beiseite und machte ihr den Weg frei.

Sie nickte und trat ein. Als sie an ihm vorbeischwebte, stieg ihm ihr Parfüm in die Nase, süßlich und schwer, genau wie ein guter französischer Rotwein. Spätestens da wusste er, dass sie jeden einzelnen Cent der 5000 Dollar wert war, die sie ihn kostete.

Fest davon überzeugt, die Nacht seines Lebens vor sich zu haben, schloss Perry hinter ihr die Tür und führte sie hinüber ins Wohnzimmer der Suite.

»Bitte, setzen Sie sich«, sagte er und wies auf die weiße Ledergarnitur. »Eisgekühlter Champagner ist im Kübel auf dem Tisch.«

»Danke«, sagte sie und nahm auf der Couch Platz. Der Stoff ihrer Strümpfe raschelte elektrisierend, als sie ihre langen Beine übereinanderschlug. »Aber ich trinke keinen Alkohol.«

»Sehr klug von Ihnen«, sagte der Bankier, während er sein Smartphone mit dem Bluetooth-Lautsprecher verband und eine Klassik-Playlist auswählte. Anschließend dämpfte er das Licht im Raum. »Dann werden Sie wohl ein paar Jahre länger leben als ich.«

Sabrina lächelte wieder. Es war ein wunderbares, hintergründiges Lächeln. »Wenn Sie es sagen ...«

Perry nickte. »Unbedingt. Mein Hausarzt rät mir schon seit Jahren, endlich die Finger vom Alkohol zu lassen. Aber diese kleine Sünde werde ich vermutlich mit ins Grab nehmen.« Er kam zur Sitzgruppe herüber und ließ sich in den Sessel gegenüber der Couch sinken, von wo aus er einen guten Blick auf Sabrinas endlose Beine hatte.

Die junge Frau tat so, als würde sie Perrys schmachtendes Starren nicht bemerken, und sagte: »Machen Sie das öfter?«

Er sah sie gelinde verwirrt an. »Was, bitte?«

»Sich Frauen von der Agentur kommen lassen.«

Der Bankier zuckte mit den Schultern. »Hin und wieder«, sagte er wahrheitsgemäß. »Warum?«

»Weil ich mich frage, ob Sie das überhaupt nötig haben«, erwiderte sie. »Sich Frauen zu kaufen, meine ich. Schließlich sehen Sie nicht gerade wie Quasimodo aus.«

Perry lachte. »Das vielleicht nicht«, sagte er. »Aber ich bin geschieden und viel unterwegs. Da bleibt keine Zeit, groß irgendwelche Bekanntschaften zu pflegen, fürchte ich.«

»Geschieden?«, fragte Sabrina.

Er nickte. »Seit anderthalb Jahren.«

»Kinder?«

Er schüttelte heftig den Kopf. »Gott bewahre, nein!«

»Dann sind Sie also alleinstehend?«

»So nennt man das wohl, ja«, bestätigte er. »Wieso fragen Sie? Stört Sie das vielleicht?«

»Oh, nein!«, wehrte Sabrina ab. »Ganz im Gegenteil. Obwohl es mich natürlich nichts angeht ... Aber ich weiß eben gerne, mit wem ich es zu tun habe, verstehen Sie?«

»Selbstverständlich.« Perry nickte nachdrücklich. »Bei all den Verrückten, die heutzutage die Straßen unsicher machen, kann man nicht vorsichtig genug sein.«

Sabrina seufzte. »Wie wahr«, sagte sie. »Wie wahr.«

Zehn Minuten später lag Howard B. Perry, nackt bis auf ein Paar knallrote Boxershorts und Socken, auf dem Doppelbett im Schlafzimmer der Suite und beobachtete fasziniert, wie Sabrina sich mit geradezu provozierender Langsamkeit aus dem schwarzen Minikleid schälte, das sie trug.

Er verspürte das Bedürfnis, sie zu berühren, ihre vollen, festen Brüste zu liebkosen, bis die dunklen Knospen unter seinen Fingern hart wie Kieselsteine wurden. Doch die Handschellen, mit denen er an Händen und Füßen an das Gestell des Messingbettes gefesselt war, hinderten ihn daran. Selbst wenn er sich hätte befreien wollen, wäre ihm das nicht möglich gewesen.

Denn Sabrina hatte die Schlüssel, und zwar nicht nur jene für die Handschellen, sondern ebenfalls die zu einem Königreich der Lust und der Wonne, in dem Perry noch niemals zuvor gewesen war.

Vollkommen wehrlos lag er vor ihr – und er genoss es. Auf so etwas hatte er schon immer gestanden ...

Gebannt verfolgte Perry, wie die rothaarige Schönheit das Kleid achtlos zu Bogen gleiten ließ und sich, mit schwarzen Strapsen, einem knappen schwarzen Seidenslip und einem dazu passenden BH bekleidet, am Fußende des Bettes aufbaute. Ihre Blicke begegneten sich, und das unstete Funkeln in ihren Augen verriet ihm, dass sie ihn ebenso sehr begehrte wie er sie.

Sabrina wollte ihn. Und sie würde ihn bekommen!

»Bist du heiß?«, fragte sie ihn.

Er nickte. »Wie ein Dampfbügeleisen!«

Sie lächelte. »Spürst du, wie das Blut durch deine Adern schießt? Wie es im Rhythmus deines Herzschlags zu pulsieren scheint?«

»Na, und ob!« Perry grinste. »Sieht man das nicht?«

Sabrina ging nicht darauf ein. »Blut ist Leben«, sagte sie, während sie langsam näherkam und ihre Hand dabei lose über den nackten, leicht übergewichtigen Körper von Perry wandern ließ, der wie ein menschliches X zwischen den Bettpfosten hing.

Der Bankier stöhnte wohlig, als ihre Berührungen ihm eine Gänsehaut der Lust bescherten. Er hatte zwar keine Ahnung, was die Schöne meinte, aber das war ihm in diesem Augenblick auch herzlich egal. In seinen Gedanken war nur noch Platz für die eine große Sache, wegen der Sabrina hier war.

»Blut ist Leben«, sagte sie von Neuem, als sie neben dem Kopfende des Bettes stehenblieb und auf Perry herabsah. Das Lächeln war von ihren Lippen verschwunden, doch in ihren Augen stand noch immer das Verlangen. »Blut ist Leben.«

»In meinen Shorts ist auch Leben«, entgegnete Perry lüstern. »Und zwar eine ganze Menge ...«

»Wen interessiert das schon?«, fragte Sabrina. »Das Blut ist alles, was zählt.«

Langsam wurde der Bankier unruhig. Was sollte dieses ganze Gerede von Blut, Blut, Blut?

»Na, hör mal«, sagte er. »Das sollte dich aber interessieren. Schließlich bin ich derjenige, um den es hier geht, nicht?«

Sie beugte sich über ihn, bis ihr Gesicht seinem so nahe war, dass er ihren Atem spüren konnte, süßlich und heiß. »Du hast ganz recht, mein Lieber«, erwiderte sie und blickte ihm tief in die Augen. »Du bist derjenige, um den es hier geht ...«

Die Art, wie sie das sagte, gefiel Perry nicht. Überhaupt gefiel ihm nicht, wie sie sich plötzlich benahm. Irgendetwas stimmte mit Sabrina nicht.

»Hör mal«, sagte er, mit einem Mal nicht mehr sonderlich lustvoll. »Ich habe es mir überlegt. Wir lassen die Sache sein, okay? Bezahlen werde ich natürlich trotzdem ...«

Die junge Frau reagierte nicht, sondern sah ihn nur an. Musterte seinen Hals. Seine pulsierende Schlagader. In ihren grünen Augen lag ein kaltes, lauerndes Glitzern, das mehr mit Gier als mit sexueller Leidenschaft zu tun hatte.

Plötzlich war Perry davon überzeugt, eine erstklassige Irre vor sich zu haben. Die Beule in seinen Shorts schrumpfte zur Bedeutungslosigkeit. Er versuchte ein Lächeln, das ziemlich gequält ausfiel, und sagte: »Also, wie wäre es, wenn du mir die Handschellen abnehmen würdest? Damit ich aufstehen und mich anziehen kann.«

Sie schüttelte den Kopf, ohne den Blick von seinem weißen Hals abzuwenden. Ihre vollen Lippen waren leicht geöffnet und glänzten feucht und erwartungsvoll im dämmrigen Licht.

Allmählich gingen Perry die Nerven durch. Er rüttelte probeweise an den Handschellen, doch ihm war klar, dass er sich nicht allein daraus befreien konnte.

»Zur Hölle, ich will, dass du diese verdammten Handschellen aufschließt!«, fuhr er Sabrina an. »Und zwar sofort!«

Sie musterte ihn mit einem Blick, der Perrys Rückenmark von einer Sekunde zur anderen zu Eis erstarren ließ. Gleichzeitig glitt ihre Hand hinunter zu ihrem Strumpfband und holte dort etwas Langes, Spitzes und Blankes hervor, das sie ihm direkt vors Gesicht hielt.

»Eine kleine Überraschung für dich«, erklärte sie.

»Was zum Teufel ...«, stammelte Perry und sah von ihr zu dem Gegenstand in ihrer Hand. Panik stieg in ihm auf, drohte ihm die Kehle zuzuschnüren.

Was um alles in der Welt hatte diese Verrückte vor?

»Blut ist Leben«, sagte Sabrina wieder. Es klang fast wie ein seltsamer, exotischer Singsang, wie ein Mantra. »Blut ist Leben.« Jetzt lächelte sie. »Dein Blut. Mein Leben ...«

Das waren die letzten Worte, die Howard B. Perry auf Erden hören sollte ...

Hotel Steigenberger, Suite 8c

New York City, 21. April, 07:33 Uhr

Spätestens als Detective Alan Sanderson das Schlafzimmer der Suite 8c im Nobelhotel Steigenberger Ecke Amsterdam Avenue und 65th Street West betrat, wusste er, dass es ein beschissener Tag werden würde.

Erst hatte er sich beim Duschen fast das Genick gebrochen, weil er auf einem Stück Seife ausgerutscht war, das eines seiner beiden Kinder leichtsinnigerweise auf dem Boden der Kabine liegengelassen hatte.

Dann machte ihm Jennifer, seine Frau, beim Frühstück eine Szene, weil er vergessen hatte, dass sie am gestrigen Abend eigentlich mit ihren Freunden zum Essen verabredet gewesen waren.

Und anschließend hatte er sich vor einer roten Ampel einen Becher heißen Kaffee über die Hose geschüttet und sich dabei um ein Haar seine Familienjuwelen verbrüht.

Und jetzt das ...

Schlimmer konnte es wirklich nicht mehr kommen!

Mit einem unruhigen Grummeln in der Magengrube ging er an zwei Beamten von der Spurensicherung vorbei, die mit Pinzetten und äußerster Akribie die unzähligen kleinen Splitter eines zertrümmerten Wandspiegels vom Boden auflasen und in markierte Plastikbeutel füllten, und blieb am Fußende des Messingbettes stehen, in dem das Opfer lag.

Bis auf ein Paar Shorts und Socken war der Bursche – laut Gästeliste ein wohlhabender Bankier aus San Francisco, Howard Benjamin Perry mit Namen – nackt. Aus weit aufgerissenen Augen starrte er zur Decke empor. Sein Mund war zu einem lautlosen Schrei des Schmerzes verzerrt. Seine mit Handschellen an die Bettpfosten gefesselten Handgelenke und Knöchel waren wund und blank von seinen erfolglosen Versuchen, sich zu befreien oder zumindest zur Wehr zu setzen. Tiefe Bisswunden, beinahe wie von einem Tier, bedeckten den Hals. Doch, obwohl der Mann aufgrund der vollkommen zerfetzten rechten Schlagader stark geblutet haben musste, war nirgends im Zimmer – weder im Bett noch auf dem Fußboden – Blut zu entdecken.

Genau wie in den letzten beiden Fällen ...

Sanderson seufzte resigniert.

Kenneth J. Baldwin, der Polizeiarzt, trat neben ihn. »Üble Sache, was?«

Sanderson nickte, ohne den Blick von der Leiche auf dem Bett abzuwenden. »Gibt einem zu denken... Kannst du mir schon irgendetwas über den Todeszeitpunkt und die genaueren Umstände sagen?«

»Nun«, meinte Dr. Baldwin und verschränkte die Arme vor der Brust, »soweit ich das bis jetzt beurteilen kann, ist der Tod aller Wahrscheinlichkeit nach gestern Nacht zwischen elf und zwölf Uhr eingetreten. Die Pupillen des Opfers sind unscharf und stark verbreitert. Darüber hinaus gibt es eine Zunahme der Fragmentationen in den Augenvenen. Doch, ich schätze, zwischen elf und zwölf Uhr ist durchaus realistisch, möglicherweise eine halbe Stunde früher.«

Sanderson kratzte sich am Kinn. »Die Todesursache?«

»Wie in den letzten beiden Fällen«, sagte der Arzt. »Die Karotis, sprich: Halsschlagader, ist oberhalb des Kehlkopfes mittels stumpfer Gewalt durchtrennt worden. Zu diesem Zeitpunkt hat das Opfer allerdings noch gelebt. Gestorben ist er kurz darauf durch den Verlust seines gesamten Blutes und dem damit verbundenen Herzversagen.«

»Der Mann ist recht groß«, sagte Sanderson. »An die 1,85, 1,90 Meter. Dürfte ungefähr neunzig Kilo auf die Waage bringen. Wie viele Liter Blut mag der Kerl gehabt haben?«

»Die Sanguismenge macht bei Erwachsenen circa sechseinhalb Prozent des Gesamtkörpergewichts aus«, erklärte Baldwin. »In diesem Fall dürften es schätzungsweise an die sieben bis acht Liter gewesen sein, vielleicht mehr.«

»Sieben bis acht Liter«, wiederholte Sanderson. »Was, zur Hölle, will jemand mit sieben bis acht Litern Blut?«

»Es trinken«, sagte Dr. Baldwin, nur halb im Scherz.

Alan Sanderson stöhnte.

»Oh, bitte, Mann!«, stieß er hervor und verdrehte gequält die Augen. »Fängst du jetzt auch noch mit diesem verdammten Mist an? Dass nachts irgendwelche Vampire durch die Stadt flattern und den Menschen das Blut aussaugen? Reicht es nicht, dass die Presse diesen Dreck verbreitet? ›Vampir-Terror in New York City‹. Wenn ich so was schon höre! Klingt wie der Titel irgendeines drittklassigen Schundromans!«

Baldwin winkte ab. »Beruhige dich«, sagte er. »So war das nicht gemeint. Ich bin Arzt, kein Okkultist. Ich glaube nicht an Graf Dracula und Konsorten. Aber möglicherweise macht es der Mörder. Unter Umständen ist er davon überzeugt, selbst ein Vampir zu sein. Das würde auch erklären, warum er an den Tatorten immer sämtliche Spiegel zertrümmert.«

»Oder sie«, sagte Sanderson.

Baldwin sah ihn an. »Wie kommst du darauf?«

Der Detective nickte in Richtung des toten Bankiers, der von dem Polizeifotografen von allen Seiten abgelichtet wurde.

»Sieh dir den Burschen doch mal an«, sagte Sanderson. »Fällt dir nichts an ihm auf?«

Der Arzt schüttelte den Kopf. »Ich glaube, nicht. Nein.«

»Er trägt nur Shorts und Socken«, half Sanderson ihm auf die Sprünge. »Seine Kleider und sein Hausmantel liegen da auf dem Stuhl, sauber zusammengelegt.«

»Du meinst, er hat sich selbst ausgezogen?«

Sanderson bejahte. »Er hat sich selbst ausgezogen, und er hat sich freiwillig ans Bett fesseln lassen. Vermutlich stand er auf diesen Sado-Maso-Scheiß, als Vorspiel oder so. Bevor's so richtig losgeht.«

»Okay«, sagte Baldwin. »Aber wieso glaubst du, dass es eine Frau war? Wieso kein Mann?«

»Tja«, sagte der Detective, zog ein zerknittertes Päckchen Camel aus seiner Jackentasche und steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen. »Weil Perry auf dem Rücken liegt. Wenn er homosexuell gewesen wäre, würde er auf dem Bauch liegen.«

»Eine bemerkenswerte Theorie«, entgegnete Dr. Baldwin, nicht ohne eine Spur Bewunderung in der Stimme. »Manchmal offenbarst du geradezu genialische Züge, weißt du das?«

Trotz seiner Anspannung brachte der Detective ein schiefes Grinsen zustande.

»Erzähl das mal meiner Frau«, feixte er. Er holte sein Feuerzeug hervor, zündete die Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. Dann blies er den Rauch aus und wurde wieder ernst. »Wer hat die Leiche eigentlich gefunden?«

»Das Zimmermädchen«, erklärte Baldwin. »Eine gewisse Maria Conchita Santiago. Mexikanerin. Sie wird im Moment drüben im Wohnzimmer von Spencer und Roycroft vernommen. Willst du mit ihr reden?«

Sanderson nickte. »Gleich.«

»Was ist mit der Leiche?«, fragte Baldwin. »Kann die weg?«

Der Detective nickte erneut. »Wer führt die Autopsie durch?«

»Dr. Moore«, antwortete Baldwin. »Vom Columbia-Presbyterian Medical Center. Ein guter Mann. Er hat auch die zwei anderen Leichen letzte Woche obduziert.«