Die UFO-AKTEN 2 - Carter Jackson - E-Book

Die UFO-AKTEN 2 E-Book

Carter Jackson

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Beschreibung

Deadwood, South Dakota, 19. Juli 1993
Zwei Jets vom Typ Lockheed F-18 bewegen sich mit 650 Knoten über den Black Hills Richtung Norden. In zweieinhalb Minuten sollen sie in einer Höhe von 3500 Fuß eine scharfe Rechtskurve fliegen, auf Mach 1.2 beschleunigen und anschließend zur Ellsworth Air Force Base zurückkehren.
Doch dazu kommt es nicht mehr. Plötzlich erscheinen sechs helle Punkte auf dem Radar. Sekunden später stürzen die beiden Kampfjets über Uncton County ab. Die Piloten sind spurlos verschwunden...

Uncton County, South Dakota, heute
Im Wald nahe dem kleinen Städtchen Uncton wird eine mumifizierte Leiche gefunden: Es ist einer der seit damals vermissten Piloten! Die Bewohner halten den Fund geheim - aus gutem Grund. Dann kommen Cliff Conroy und Judy Davenport nach Uncton...


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Inhalt

Cover

Flug 19: Verschollen

UFO-Archiv

Vorschau

Impressum

Carter Jackson

Flug 19: Verschollen

Zwei Jets vom Typ Lockheed F-18 bewegen sich mit 650 Knoten über den Black Hills in Richtung Norden. In exakt zweieinhalb Minuten sollen sie in einer Höhe von 3500 Fuß eine scharfe Rechtskurve fliegen, auf die Spitzengeschwindigkeit Mach 1.2 beschleunigen und anschließend zum Stützpunkt zu‍rückkehren.

Doch dazu kommt es nicht mehr. Plötzlich erscheinen sechs helle Punkte auf dem Radar, die sich den Kampfjets mit irrwitzigem Tempo nähern. Sekunden später stürzen die beiden Maschinen über Uncton County ab. Die Piloten sind seitdem spurlos verschwunden...

Ellsworth Air Force BaseDeadwood, South Dakota,19. Juli 1993, 21:12 Uhr

Der matte grüne Schein des Radars verlieh dem unauffälligen Allerweltsgesicht des diensthabenden Fluglotsen Sullivan Walsh einen eigentümlichen Glanz, als er die beiden weißen Punkte, die sich knapp fünfundfünfzig Meilen von der Ellsworth Air Force Base entfernt befanden, auf dem Schirm aufmerksam verfolgte.

Es handelte sich dabei um zwei Jets vom Typ Lockheed F-18, ungemein schnelle Mehrzweckjagdbomber, die Ende der sechziger Jahre von der McDonnell-Douglas Corporation für das US-Militär entwickelt worden waren und sich mit einer Geschwindigkeit von 650 Knoten über den Black Hills in Richtung Norden bewegten, wie das Trainingsprotokoll es vorschrieb.

In exakt zweieinhalb Minuten sollten die Maschinen über dem Sektor G3 in einer Höhe von 3500 Fuß eine scharfe Rechtskurve fliegen, für kurze Zeit auf die Spitzengeschwindigkeit Mach 1.2 beschleunigen und anschließend zum Stützpunkt zurückkehren.

Alles lief genau wie geplant – zumindest bis zu dem Moment, als knapp vierzig Meilen südlich der Jets mit einem Mal sechs weitere weiße Punkte auf dem Radarschirm auftauchten, die in strikter Dreiecksformation flogen und sich rasch den beiden F-18 näherten.

Walsh zog überrascht die Brauen hoch. Die hohe Stirn des Zweiunddreißigjährigen legte sich verwirrt in Falten.

»Was zur Hölle ...«, murmelte er halblaut. »Wo kommen diese Babys denn so plötzlich her?«

Die sechs Maschinen waren von einer Sekunde zur anderen in einer Höhe von dreitausend Fuß auf dem Schirm erschienen, ohne dass das Radar ihren Anflug registriert hatte. Als ob sie aus dem Nichts aufgetaucht wären ...

Obwohl Walsh diesen Job bereits seit sieben Jahren machte, hatte er so etwas noch nicht erlebt. Er hatte zwar bereits von diesen sogenannten Stealth-Jets gehört, die derzeit entwickelt wurden und sich angeblich bei Bedarf für das Radar »unsichtbar« machen konnten, doch irgendwie bezweifelte er, dass die Punkte vor ihm auf dem Schirm irgendwelche Testflugzeuge waren. Der Luftraum im G-Sektor war allgemein gesperrt; lediglich Militärjets der Ellsworth Air Force Base durften dort fliegen.

Also, was um alles in der Welt hatte das zu bedeuten?

Walsh wandte sich um und winkte den Commander-of-Duty Frank Garrett zu sich, der gerade dabei war, auf der Luftkarte die Routen von Flug 19 zu kontrollieren.

»Sir«, sagte Walsh. »Ich schätze, das sollten Sie sich mal ansehen.«

Garrett, ein hagerer, kahlköpfiger Mann in den mittleren Jahren, der eine Brille mit einem altmodischen Stahlgestell und die gestärktesten weißen Hemden trug, die Walsh jemals gesehen hatte, kam zu ihm herüber und blieb neben der Radarkonsole, die beinahe die gesamte Westfront des Towers einnahm, stehen.

»Was gibt's, Walsh?«

»Sir«, sagte Walsh, um eine korrekte Meldung bemüht. »Vor ein paar Sekunden ist im Sektor G1 eine Sechserformation unbekannter Flugobjekte aufgetaucht, die sich mit großer Geschwindigkeit unseren F-18 nähert.«

Garrett beugte sich vor und nahm das Radar in Augenschein, auf dem die sonderbare Punkteansammlung zügig zu den Lockheeds aufschloss.

»Haben sich die Objekte per Funk identifiziert?«

Wegen der jüngsten Kürzungen im Wehr-Etat, die Präsident Bill Clinton im Parlament durchgesetzt hatte, nur um bei den nächsten Wahlen gut dazustehen, war der Tower nachts nur noch von zwei statt von fünf Männern besetzt. Daher musste der Fluglotse neben der Radarkontrolle außerdem die Funküberwachung übernehmen.

Walsh schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Die Maschinen haben sich nicht identifiziert.«

Commander Garrett grunzte missbilligend. »Haben Sie schon versucht, Kontakt mit ihnen aufzunehmen?«

Wieder verneinte Walsh. »Noch nicht. Ich wollte erst Ihre Meinung zur Situation hören, Sir.«

Garrett nickte. »Okay, Walsh«, erwiderte er. »Dann holen Sie das umgehend nach. Ich will wissen, wer zur Hölle diese Idioten sind, die unbefugt in den G-Sektor eingedrungen sind.«

Der Fluglotse nickte, schaltete von den Kopfhörern auf den Konsolenlautsprecher um, damit der Commander mithören konnte, ging auf den allgemeinen Rufkanal 19 und drückte die Sprechtaste des Funkgeräts vor sich.

»Achtung, unbekannte Flugobjekte auf 70 – 13 – 70!«, sprach er überdeutlich ins Mikrofon. »Hier Ellsworth Mission Control. Sie befinden sich in gesperrtem Militärluftraum! Ich wiederhole: Sie befinden sich in gesperrtem Militärluftraum! Identifizieren Sie sich, unbekannte Flugobjekte auf 70 – 13 – 70! Over.«

Walsh erhielt keine Antwort. Aus den Lautsprechern drang lediglich ein verhaltenes atmosphärisches Rauschen.

Er versuchte es erneut. »Achtung, unbekannte Flugobjekte auf 70 – 13 – 70! Sie befinden sich in gesperrtem Militärluftraum! Erbitte sofortige Identifizierung! Over.«

Wieder keine Reaktion.

Nur das leise Knistern und Rauschen im Äther ...

Commander Garrett schnaubte ärgerlich. »Sieht ganz so aus, als wollten diese Schwachköpfe uns nicht antworten«, meinte er. »Können Sie feststellen, um welchen Flugzeugtyp es sich handelt?«

»Ich werde es versuchen, Sir«, sagte Walsh und tippte mit der Spitze seines kugelschreiberähnlichen Lightpens auf einen der Punkte, die sich nach wie vor in strikter Dreiecksformation in Richtung Norden bewegten.

Doch der Computer konnte die Maschinen nicht zuordnen. Die Daten waren mit keinem der 3400 gespeicherten Flugzeugtypen identisch.

»Negativ«, erklärte Walsh und schüttelte den Kopf. »Keine Klassifizierung möglich, Sir.«

»Verflucht!« Langsam wurde der Commander nervös. Die Sache gefiel ihm nicht, ganz und gar nicht. »Wie weit sind die Objekte noch von unseren Jets entfernt?«

»Etwa dreißig Meilen, Sir«, antwortete Walsh. »Abnehmend.«

»Höhe?«

»3300 Fuß. Steigend.«

»Geschwindigkeit?«

»950 Knoten. Zunehmend.«

»950 Knoten?«, echote Garrett verblüfft. »Sind Sie sich sicher, Walsh?«

Sullivan Walsh überprüfte die Daten auf dem Radarschirm und nickte.

»Okay«, brummte Garrett verdrossen. »Das bedeutet, dass es sich bei den Maschinen nicht um Hubschrauber oder irgendwelche Privatjets handeln kann. Das sind Jagdflieger. Und zwar keine von Uncle Sam, sonst hätte der LOC-Computer sie identifizieren müssen, oder nicht?«

Walsh stimmte ihm zu. »Ja, Sir.«

Garretts Gesicht verdüsterte sich wie der Himmel über dem Boulder Lake in Colorado bei einem aufziehenden Sommergewitter. »Haben unsere Jungs die Störenfriede schon bemerkt?«

Walsh nickte. »Sie müssten die Maschinen ebenfalls auf dem Radar haben. Allerdings haben sich bisher weder Haggard noch Morrell gemeldet, um sich die Ortung von uns bestätigen zu lassen.«

Die Lieutenants Jack Haggard und Hank Morrell waren die Piloten der beiden F-18, beides Männer mit langjähriger Flugerfahrung, die eigentlich wissen mussten, dass es Vorschrift war, sich unidentifizierte Radarkontakte in einem Radius von vierhundert Meilen von der Mission Control absegnen zu lassen.

»Das gefällt mir nicht«, merkte Garrett an. »Irgendetwas läuft da ganz gewaltig schief.«

Walsh nickte. Das Gefühl hatte er auch. Er schaltete auf Kanal 32 um, den codierten Militärkanal, drückte die Sprechtaste des Funkgeräts und rief die F18-Lockheeds, die laut Trainingsorder in knapp einer Minute umkehren würden, um zur Basis zurückzukehren.

Die unbekannten Flugobjekte befanden sich mittlerweile auf 3500 Fuß und damit auf gleicher Höhe mit den F-18. Wenn die Piloten der Lockheeds die Objekte, die bis auf fünfzehn Meilen an ihre Jets herangekommen waren, aus irgendeinem Grund nicht orten konnten, konnte es zu einer Katastrophe kommen ...

»Flug 19, hier Ellsworth Mission Control«, sagte Walsh. »Flug 19, bitte kommen. Over.«

Der Lautsprecher rauschte und knackte wie ein Fernsehgerät ohne Empfang, wenn bloß noch grauer Schnee über den Bildschirm rieselt.

Dann meldete sich Jack Haggard, der bei diesem Übungsflug die Führung übernommen hatte.

»Hier Flug 19, Mission Control. Wir befinden uns vierzig Sekunden vorm Turning Point. Over.«

»Flug 19«, wiederholte Walsh und versuchte, sich seine Spannung nicht anmerken zu lassen. »Wir haben Radarkontakt mit unbekannten Flugobjekten auf 70 – 13 – 75. Können Sie bestätigen? Over.«

»Negativ, Mission Control«, entgegnete Haggard. »Keine Peilung im G-Sektor registrierbar. Vielleicht sind es Wetterballons oder so was? Over.«

Bevor Walsh darauf etwas erwidern konnte, nahm ihm Garrett das Mikrofon aus der Hand.

»Hier Commander Garrett«, rief er mit fester, autoritärer Stimme. »Hören Sie, Flug 19. Das Bodenradar zeigt sechs Flugobjekte an, die sich Ihnen mit einer Geschwindigkeit von über 950 Knoten auf dreifünfnullnull Fuß von Norden her nähern. Identifikation und Klassifizierung negativ. Entfernung beträgt weniger als zehn Meilen. Over.«

»Verdammt!«, fluchte der Pilot. »Auf meinem Radar ist im Umkreis von 600 Meilen nicht mal 'ne mickrige Cessna zu sehen! Was schlagen Sie vor, Mission Control? Over.«

»Gehen Sie runter auf zweisechsnullnull Fuß«, sagte Garrett. »Ich wiederhole, Flug 19: Gehen Sie runter auf zweisechsnullnull Fuß ...«

»Und zwar umgehend!«, rief Walsh aufgeregt dazwischen. »Die Maschinen sind auf Mach 1.4 und legen weiter an Geschwindigkeit zu! Entfernung: noch acht Meilen. Geschätzter Kontakt in weniger als einer Minute!«

»Wiederholen Sie, Mission Control!«, verlangte Haggard. »Ich habe Ihre letzten Ausführungen wegen atmosphärischer Störungen nicht verstanden. Over.«

»Verdammt!« Commander Garrett verdrehte fassungslos die Augen. »Atmosphärische Störungen? Wie können die atmosphärische Störungen haben? Die Nacht ist klarer als der Honigtopf einer Jungfrau! Was zur Hölle ...«

»Sir«, sagte Walsh gehetzt. Kalter Angstschweiß perlte auf seiner Stirn wie flüssige Diamanten. »Die Objekte haben weiter beschleunigt! Aktuelle Geschwindigkeit: Mach 2.3. Zunehmend. Entfernung: noch fünf Meilen. Geschätzter Kontakt in dreißig Sekunden!«

»Heilige Scheiße!«, flüsterte Garrett. Er hatte noch nie von einem Flugzeug gehört, dass in dieser Höhe auf Mach 2.3 kam. Das war mehr als die zweifache Schallgeschwindigkeit!

»Hören Sie, Flug 19!«, bellte er ins Mikrofon. »Gehen Sie umgehend auf zweisechsnullnull Fuß runter! Auf zweisechsnullnull Fuß! Over.«

»Wiederholen Sie, Mission Control«, verlangte Haggard. »Ich kann Sie nicht verstehen! Nur Rauschen und Statikgeräusche. Was ist bei euch da unten los, zum Teufel? Over.«

»Das würde ich auch gerne wissen«, murmelte Garrett.

»Entfernung: zwei Meilen«, meldete der Fluglotse mit vor Aufregung zitternder Stimme. »Geschwindigkeit: Mach 3.1. Weiter zunehmend!«

»Mach 3.1?«, brauste der Commander auf. »Verdammt, das kann nicht stimmen!« Er weigerte sich, diese Daten zu akzeptieren. Seine Hände zitterten wie die eines Alkoholikers auf Entzug. »Kein Flugzeug auf der Welt schafft Mach 3.1!«

»Diese schon«, erwiderte Walsh trocken. Kalter Schweiß lief seine Wangen hinab und färbte den Kragen seines Hemdes dunkel. »Entfernung: eine Meile. Kontakt in zehn Sekunden!«

Der Commander schluckte schwer und drückte die Sprechtaste des Funkgeräts, obwohl er genau wusste, dass nur noch ein Wunder die Katastrophe verhindern konnte – und an Wunder glaubte er schon lange nicht mehr.

»Zur Hölle, sehen Sie zu, dass Sie und Morrell sofort verschwinden, Haggard!«, brüllte Garrett ins Mikrofon. Alle Funkdisziplin war vergessen. »Was auch immer da angerauscht kommt, es tritt Ihnen gleich in den Arsch, Mann!«

»Kontakt in fünf Sekunden«, sagte Walsh. »Vier. Drei ...«

»Verdammt, ich kann Sie nicht verstehen, Ellsworth Mission Control!«, knurrte Haggard verärgert. »Beim besten Willen nicht! Ich weiß nicht, was ...« Dann stockte er mit einem Mal, bevor er eine Sekunde später aufgeregt rief: »Mist! Verdammter Mist! Das gibt's doch nicht! Was, zum Teufel, ist das?«

»Was?«, bellte Commander Garrett ins Mikrofon. »Was sehen Sie, Haggard? Was ist da oben los?«

Als ob er den Commander diesmal verstanden hätte, sagte der Pilot: »Lichter! Hier sind überall rotierende Lichter! Grell und weiß, aber nicht blendend. Etwa ein halbes Dutzend davon. Sie bewegen sich mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit neben uns her. Was, zum Teufel, ist das?«

»Hören Sie, Haggard!«, rief Garrett. »Sehen Sie zu, dass Sie und Morrell endlich da verschwinden! Kehren Sie umgehend zur Basis zurück! Das ist ein verdammter Befehl!«

Haggard reagierte nicht auf die Anweisungen, sondern sprach weiter über die sonderbaren Lichter. Es klang nicht danach, als ob er Angst vor ihnen hätte; eher im Gegenteil.

»Ich habe so was noch nie gesehen«, kam seine Stimme aus dem Lautsprecher. »Diese Lichter ... manövrieren schneller als jedes mir bekannte Flugzeug! Jetzt umkreisen sie unsere Jets. Immer rundherum, mit dieser wahnsinnigen Geschwindigkeit! Sie sind so nahe, dass ich das Gefühl habe, nur die Hand ausstrecken zu müssen, um sie mit den Fingern zu berühren. Ich kann ... Aaarrrrrrrgggghh!« Haggard kreischte wie am Spieß, als würde ihm die Haut bei lebendigem Leib abgezogen ...

Der Konsolenlautsprecher begann überlastet zu pfeifen. Dann war ein dumpfes Grollen zu hören, wie von anschwellendem Donner oder einer Explosion – und der Jet von Jack Haggard verschwand vom Radarschirm, auf dem die sonderbaren sechs Punkte sich wie die Pferdchen eines Kinderkarussells im Kreis drehten, genau wie der Pilot gesagt hatte.

Die Lockheed F-18 stürzte ab!

»O Scheiße!«, brüllte Walsh panisch. »Verfluchte Scheiße!«

»Was ist mit Morrell?«, rief Garrett. »Seine Maschine ist noch auf dem Radar! Versuchen Sie ihn ...«

Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden, denn einen Moment später war auch die zweite F-18 nicht mehr zu erfassen. Wie Haggards Jet war sie von einer Sekunde zur anderen vom Radarschirm verschwunden – und mit ihr die sechs Flugobjekte, die für dieses ganze elende Schlamassel verantwortlich waren.

Sie waren einfach fort.

Als hätte es sie nie gegeben ...

Black HillsUncton County, South Dakota,19. Juli 1993, 21:54 Uhr

Keine halbe Stunde, nachdem die beiden Lockheed-Jets vom Radarschirm der Ellsworth Air Force Base in Deadwood verschwunden waren, trafen die ersten sensationsgierigen Schaulustigen aus dem nahegelegenen Dreitausend-Seelen-Städtchen Uncton bei jener Stelle in den Black Hills ein, wo die Flugzeuge abgestürzt waren.

Der Unglücksort wurde vom flackernden rotgoldenen Schein der Flammen markiert. Die über ein Gebiet von knapp einer Meile verstreuten Wrackteile waren nur mit großer Mühe als Bestandteile zweier F-18 zu erkennen. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass die Piloten der Lockheeds, sofern sie sich nicht in letzter Sekunde mit den Schleudersitzen gerettet hatten, nicht mehr am Leben waren.

Zu den ersten Personen, die an der Unglücksstelle ankamen, die lediglich zu Fuß durch den Wald zu erreichen war, gehörte die zweiundzwanzigjährige Ruth Osage. Ruth arbeitete in Uncton als Kellnerin bei Halloran's Bar & Grill, dem einzigen Imbiss der Stadt, und hatte heute ihren freien Abend.

Eigentlich hatte sie zusammen mit ihren Freunden Burt, Wilbur und Melody nach Rapid City ins Kino fahren wollen. Doch als Wilbur ihr erzählte, dass der momentan laufende Streifen ein Horrorschocker namens The Dark Half war, eine weitere Verfilmung eines blutigen Stephen-King-Romans, hatte sie es sich anders überlegt.

Sie gehörte nicht zu den Menschen, die drei Dollar dafür bezahlten, um mitansehen zu müssen, wie unschuldige Menschen von einem Psychopathen grausam zerstückelt wurden. Diese Art von Unterhaltung war nichts für sie. Stattdessen hatte sie es sich zu Hause vor dem Fernseher bequem gemacht und sich zum x-ten Mal Casablanca angesehen – bis sie gegen Viertel nach neun Uhr schließlich ein ohrenbetäubendes Krachen ans Fenster ihrer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung gelockt hatte.

Im ersten Moment glaubte Ruth, einen Donnerschlag gehört zu haben, der ein aufziehendes Gewitter ankündigte. Die Nacht war zwar klar und mild, aber unerwartete Wetterumschwünge gehörten in dieser Gegend zum Alltag. Als sie jedoch die hellen Lichter sah, die über den Black Hills am Himmel schwebten und sich wie spielende Kinder im Kreis drehten, wurde ihr klar, dass sich die Angelegenheit nicht so einfach erklären ließ.

Das dort am Horizont war kein drohendes Unwetter.

Ganz und gar nicht ...

Etwas Seltsames ging da draußen vor sich.

Wenige Sekunden später wurde die Sache noch sonderbarer, als Ruth beobachtete, wie nacheinander zwei Militärjets aus dem Zentrum der wirbelnden Lichter auftauchten und abstürzten, wobei sie sich wie Kreisel um die eigene Achse drehten. Dann schlugen die Flieger im Wald auf, und zwei gewaltige Explosionen, begleitet von sprühendem Funkenregen und dichtem schwarzem Rauch, stiegen aus den Black Hills auf wie Atompilze nach einem Nuklearangriff.

Als die Detonationen die Sommernacht zerrissen, hatte Ruth erschrocken aufgeschrien und war entsetzt zwei Schritte zurückgetaumelt. Einen Augenblick später hatte sie sich jedoch wieder gefangen und kehrte ans Fenster zurück, um zu sehen, was mit den weißen Lichtern war.

Sie waren verschwunden gewesen. Fort. So plötzlich, als ob jemand den Stecker des Weihnachtsbaums herausgezogen hätte. Nur noch der matte rotgoldene Feuerschein der abgestürzten Jets in den Wäldern hatte den nächtlichen Horizont erhellt.

Mittlerweile allerdings zuckten die Scheinwerfer diverser Militärhubschrauber auf der Suche nach einem brauchbaren Landeplatz über das Gebiet. Die grellen Lichtkegel glitten über den Boden und die Stämme der Bäume ringsherum, als Ruth zusammen mit drei, vier anderen Bewohnern von Uncton aus dem Unterholz kam und sich inmitten der brennenden Trümmer der abgestürzten Jets wiederfand. Überall im näheren Umkreis loderten kleinere Feuer, und der Gestank von brennendem Metall, Hartgummi und Plastik lag schwer in der Luft.

Die junge Frau blieb stehen und sah sich um.

Es herrschte ein vollkommenes Chaos. Die Wrackteile der beiden Flugzeuge waren kaum mehr als solche zu erkennen. Auf dem Boden verstreut lagen völlig verbogene, teilweise sogar geschmolzene Metallstücke.

Einige Bäume waren mit scharfkantigen Eisensplittern gespickt wie ein Akupunktierter mit Nadeln, und ein paar Büsche, die von umherfliegenden brennenden Trümmern getroffen worden waren, loderten knisternd vor sich hin. Ein solches Szenario kannte Ruth bislang nur aus Kriegsfilmen.

Während sie sich langsam wieder in Bewegung setzte und sich einen Weg zwischen den Wrackteilen hindurch bahnte, donnerte ein Militärhubschrauber nach dem anderen über das Gebiet hinweg, um auf einer kleinen Lichtung am Ufer des Uncton Rivers eine halbe Meile entfernt zu landen.