Dieses unendliche Verlangen - Cathie Linz - E-Book

Dieses unendliche Verlangen E-Book

CATHIE LINZ

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Beschreibung

Die Werbemanagerin Tracy Campbell verlässt fluchtartig Chicago, nachdem sie ihren Verlobten mit einer anderen im Bett erwischt. Als sie auf ihrer Reise durch Colorado liest, dass auf einer Ranch eine Haushälterin gesucht wird, stellt sie sich vor. Obwohl der Besitzer Zane Best ahnt, dass die elegante "Stadtpflanze herzlich wenig vom Landleben versteht, gibt er ihr den Job. Tracys Kochkünste, die kläglich sind, sorgen dann auch für eine Katastrophe nach der anderen. Etwas anderes scheint sie meisterlich zu beherrschen: Alles an ihr, ob Jeans oder Sommerkleid, sieht unglaublich sexy aus. Lange gelingt es Zane, kühl zu bleiben, doch als Tracy eines Nachts an seine Schlafzimmertür klopft, gibt es für ihn kein Halten mehr. Wie entfesselt zieht er sie in seine Arme und beginnt sie heiß zu küssen ... "

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Seitenzahl: 196

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IMPRESSUM

Dieses unendliche Verlangen erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 1999 by Cathy L. Baumgardner Originaltitel: „The Rancher Gets Hitched“ erschienen bei: Harlequin Enterprises, Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 1144 - 2001 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Camilla Kneschke und Kai J. Sasse

Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 01/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733745516

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

„Na, da soll mich doch der Teufel holen!“, sagte der alte Mann. „Sieh mal, was wir da haben.“

Tracy Campbell blinzelte in dem hellen Licht, das aus der offenen Tür kam, und wischte sich die Regentropfen von den Augen. Ihr langes Haar klebte ihr wie nasser Seetang am Kopf und an den Wangen. Sie fühlte sich wie eine ertrunkene Ratte und hatte keinerlei Zweifel, dass sie auch genauso aussah. Stundenlang war sie bei diesem sintflutartigen Regen im Kreis herumgefahren, wie es schien, und nun war sie hundemüde. „Wo bin ich?“, brachte sie müde heraus.

„Auf unserer Veranda“, antwortete ein jüngerer Mann.

Na toll, dachte sie. Von allen Ranchhäusern in Colorado erwischte sie gerade das, in dem sich einer für einen Komiker hielt.

Tracy war nicht nach Lachen zumute. Sie war eher in der Stimmung zu weinen. Trotzdem weigerte sie sich, sich vor diesen beiden Männern zur Idiotin zu machen. Die zwei starrten sie an, als käme sie aus dem Weltraum.

Der ältere Mann hatte weißes Haar und blaue Augen, die sie durchdringend ansahen. Er erinnerte sie an den Filmstar Lloyd Bridges. Den jüngeren hatte sie noch nicht richtig mustern können.

Nun riss sie sich zusammen und trat ins Haus, ohne auf eine Einladung zu warten.

„Es ist mir egal, wo ich bin“, erklärte sie und sah die beiden Männer herausfordernd an. „Ich werde nicht wieder in diesen Wolkenbruch hinausgehen.“

„Niemand hat Sie dazu aufgefordert“, erwiderte der jüngere Mann, und beim Klang seiner Stimme erschauerte Tracy.

„Ich bin auf der Suche nach der Best-Ranch“, sagte sie.

„Sie haben sie gefunden“, antwortete er.

Tracy sprach im Stillen ein Dankgebet und streckte die Hand aus. Dann merkte sie, dass der marineblaue Pullover, den sie über ihrem Jeanskleid trug, sich durch die Nässe ausgedehnt hatte, sodass der Ärmel ihr bis über die Fingerspitzen reichte.

Sie zog ihn bis zum Ellbogen hoch und stellte sich vor. „Ich bin Ihre neue Haushälterin.“

„Was Sie nicht sagen!“ Der ältere Mann schlug sich auf den Schenkel und lachte.

Die Augen des jüngeren Mannes glänzten amüsiert, während er Tracy vom klatschnassen Kopf bis hinunter zu den mit Schlamm beschmierten Füßen musterte.

„Wahrscheinlich kann sie gut sauber machen.“ Der ältere Mann schmunzelte wieder.

„Verzeihen Sie meinem Vater. Er hat einen seltsamen Sinn für Humor. Ich bin Zane Best.“ Er schüttelte Tracys Hand erstaunlich kräftig. Es war nicht so, als hätte er ihre Finger zu sehr gequetscht, aber trotzdem prickelte ihre Haut hinterher.

Dies war Zane? Ihr Arbeitgeber, der Rancher? So hatte sie ihn sich nicht vorgestellt. Eigentlich hatte sie gedacht, er würde wie J.R.s Vater in der Fernsehserie „Dallas“ aussehen … grauhaarig, distinguiert, groß.

Das Einzige, was sie richtig geraten hatte, war das Letzte. Er musste mindestens eins fünfundachtzig groß sein und war so gut gebaut, dass Tracy, die frühere Etatleiterin in einer großen Werbeagentur, ihn am liebsten sofort in einem Werbespot für Jeans eingesetzt hätte.

Aber sie war nicht mehr in der Werbebranche. Und sie war auch nicht mehr verlobt. Dieses Leben lag hinter ihr. Sie hatte es in Chicago zurückgelassen, zusammen mit dem silbernen Teeservice und den böhmischen Kristallgläsern. Jetzt war sie ganz auf sich selbst gestellt und würde Haushälterin auf einer Ranch in Colorado werden.

Als ihre Tante Maeve es ihr vorgeschlagen hatte, hatte sie es für eine gute Idee gehalten. Herbert, Maeves frischgebackener Ehemann, hatte einen Cousin im Westen der USA, der eine Haushälterin suchte. Hatte Tracy sich nicht immer gewünscht, auf einer Ranch zu leben?

Zu dieser Zeit war es ihr am wichtigsten gewesen, dem Albtraum zu entfliehen, zu dem sich ihr früher einmal gut geplantes Leben entwickelt hatte. Und das wollte sie so schnell wie möglich. Also hatte sie zugesagt, ohne Fragen zu stellen. Maeve hatte angeboten, auf der Ranch anzurufen und ihre Nichte anzukündigen.

Tracy war mit dem Auto gefahren, statt zu fliegen, und hatte an diesem Tag wahrscheinlich länger hinterm Steuer ihres roten Wagens gesessen, als sie sollte. Und nach einer unruhigen Nacht in einem billigen Motel mitten in Nebraska hatte sie ihr Ziel noch am selben Tag erreichen wollen.

Der Wagen war voll bepackt. Inzwischen hatte ihr Exverlobter Dennis vermutlich bemerkt, dass einige Dinge fehlten, nicht zuletzt sie selbst.

Tracys Telefongespräch mit ihrer Tante hatte dazu geführt, dass sie sich nun in der Wildnis von Colorado befand, wo dieser Mann sie sowohl amüsiert als auch wachsam musterte.

„Sind Sie noch wach?“, fragte er trocken.

Obwohl sie sich im Haus aufhielten, trug er immer noch einen Cowboyhut, und so konnte sie seine Augenfarbe nicht erkennen. Er hatte ein klassisches Profil. Über seinem rechten Ohr konnte sie ein bisschen schwarzes Haar sehen. Er hatte hohe Wangenknochen und ein Kinn, das wie gemeißelt wirkte. Alles in allem war es ein sehr anziehendes Gesicht. Er ähnelte den Männern, die in den sechziger Jahren in der Werbung für eine bekannte Zigarettenmarke eingesetzt worden waren. Tracy merkte, dass sie schon wieder an Werbung dachte, und schloss genervt die Augen.

Dieser Mann war angeblich ein Witwer in mittleren Jahren mit zwei artigen Kindern von ungewissem Alter … in dieser Hinsicht hatte sich Tante Maeve nicht klar ausgedrückt. Ihrer Beschreibung nach war Zane geradezu ein Heiliger. Tracy hatte nun allmählich das Gefühl, dass ihre Tante übertrieben hatte. Sehr sogar.

Diese Frau stammte offensichtlich aus einer Großstadt. Das war an allem zu erkennen, von den mit Schlamm beschmierten beigefarbenen Wildlederstiefeletten bis zu ihrem nassen blonden Haar. Welche Frau würde auf einer Ranch Stiefeletten aus feinstem Wildleder tragen? Offenbar die, die ich engagiert habe, dachte Zane und seufzte.

Aber wenn man in Schwierigkeiten war, konnte man nicht wählerisch sein. Es war ja nicht so, als hätten sich haufenweise Leute um die Stelle beworben. Jeder in der Gegend wusste über seine Situation Bescheid und hätte lieber Klapperschlangen gegessen, als in seinem Haus zu arbeiten … dank der wilden Geschichten, die die zwei Haushälterinnen in die Welt gesetzt hatten, die im vergangenen Monat bei ihm gewesen waren.

Zane hatte nicht damit gerechnet, dass Tracy Campbell noch an diesem Abend kommen würde. Eigentlich hätte sie erst morgen eintreffen sollen. Er wusste nicht genau, was für eine Beziehung es gab zwischen ihm und dieser Frau, die nun den Fußboden in seinem Flur voll tropfte. Ihre Tante hatte den Lieblingscousin seines Vaters geheiratet, und dadurch war sie … Wahrscheinlich gab es irgendein Wort dafür, aber das kannte er nicht. Die angeheiratete Nichte zweiten Grades?

Aber das war ja völlig egal. Er brauchte eine Haushälterin, und zwar sofort.

Sein Dad und sein Cousin Herbert – oder Herb, wie er lieber genannt wurde – telefonierten ständig, und Buck hatte Herb erzählt, dass sie Probleme hatten, eine Hilfe im Haushalt zu bekommen. Trotzdem wusste Zane nicht viel über Herbs neue Ehefrau. Als er am Telefon erfahren hatte, dass sie eine Nichte hatte, die bei ihm als Haushälterin arbeiten könnte, war er zu erleichtert gewesen, um Fragen zu stellen. Einem geschenkten Gaul schaute man nicht ins Maul.

Aber der Mund dieser Frau war es wert, betrachtet zu werden, sogar jetzt, wo sie vor Kälte oder Erschöpfung ein bisschen blau angelaufen war. Ihr langes Haar trocknete allmählich an den Spitzen, offensichtlich hatte es einen warmen Goldton. Ihr Jeanskleid umschmiegte einen Körper, der an all den richtigen Stellen gerundet war. Und ihre Augen waren von einem tiefen Grün, das ihn an Wälder und Wiesen erinnerte.

„Sie sollten Ihre nasse Sachen ausziehen, bevor Sie sich erkälten.“ Er trat unwillkürlich einen Schritt zurück, als er sie sich ohne Kleidung vorstellte. „Haben Sie Ihr Gepäck mitgebracht?“

„Es ist im Auto“, sagte sie.

„Sie sehen nicht besonders gut aus“, stellte Buck fest. „Vielleicht sollten Sie sich besser hinsetzen.“

„Wissen Sie, was ich wirklich gebrauchen könnte? Ein Bad.“

„Das ist da drüben.“ Zane deutete auf die Tür unter der Treppe, die nach oben führte. „Es ist nicht groß, dürfte aber Ihren Ansprüchen genügen.“

Nachdem Tracy sich das Haar gebürstet und ihr Gesicht mit Handtüchern abgetrocknet hatte, die so rau wie Sandpapier waren, fühlte sie sich ein bisschen vorzeigbarer.

„Mir scheint es, als könnte ein kräftiger Windstoß sie umhauen, mein Sohn. Als sie an die Tür geklopft hat, hat sie gewirkt wie eine Wilde.“

„Sie ist nicht verrückt. Sie ist bloß müde von der Fahrt.“

Tracy hörte Zanes Worte durch die Badezimmertür und entschied, dass Erschöpfung eine gute Ausrede war. Die Wahrheit sah so aus, dass sie nicht gerade in bester Verfassung war. Aber wer wäre das schon gewesen, wenn er das durchgemacht hatte, was sie in den letzten paar Tagen erlebt hatte? Eine arbeitslose Frau, die vor der Hochzeit davonlief, musste ja verrückt und wild wirken. „Das darfst du“, versicherte sie ihrem Spiegelbild.

Von der anderen Seite der Tür hörte sie wieder Bucks Stimme. „Sie redet da drinnen mit sich selbst. Vielleicht solltest du mal nach ihr sehen.“

„Es geht mir gut“, rief Tracy. „Ich komme sofort.“

Erst nach mehreren Versuchen gelang es ihr, den Riegel an der Tür zurückzuschieben. Er stammte wahrscheinlich noch aus dem neunzehnten Jahrhundert. Als sie schon aufgeben wollte, gab er endlich nach, und sie wäre fast in den Flur hinausgetaumelt, wo Zane und sein Vater auf sie warteten.

Sie bemühte sich, wenigstens den Rest ihrer Würde aufrechtzuerhalten. „Ich denke, ich werde mich jetzt ausruhen, falls es Ihnen nichts ausmacht. Es war eine lange Fahrt.“

„Ich bringe Sie zu Ihrem Zimmer.“ Zane hatte bereits zwei ihrer Taschen in den Händen. Sein nasses Hemd deutete darauf hin, dass er draußen gewesen war, um sie aus ihrem Auto zu holen, das sie nicht abgeschlossen hatte.

„Danke.“ Tracy folgte ihm die Treppe hinauf. Jede Stufe knarrte. Zane war zwei Stufen über ihr, sodass sich sein mit Jeansstoff bedeckter Po ungefähr in ihrer Augenhöhe befand. Seine Jeans saß wie eine zweite Haut. Er hatte eine schlanke Taille, schmale Hüften und lange Beine … nicht dass Tracy auf solche Dinge geachtet hätte. Das tat sie nicht mehr. Aber ihr fiel doch unwillkürlich auf, dass er sich ungefähr so schnell und geschmeidig bewegte wie die Männer in „Bonanza“.

Und das musste sie ja wissen. Immerhin hatte sie jede einzelne Folge dieser Serie gesehen. Sie hatte immer den geheimen Traum gehabt, einmal auf einer Ranch zu leben, und während der langen Fahrt hierher hatte sie überlegt, ob Dennis’ Betrug vielleicht der Weg war, den das Schicksal gewählt hatte, um ihr diesen Traum zu erfüllen. Sie hoffte bloß, dass sich dieser Traum nicht genauso zum Albtraum entwickeln würde wie Pläne, die sie für ihr Leben mit Dennis gehabt hatte.

„Das Quartier der Haushälterin wird gerade renoviert. Also müssen Sie die nächsten paar Tage im Gästezimmer wohnen.“ Zane stieß die Tür mit dem Fuß auf.

Das Bett war groß und sah bequem aus, obwohl es alt war. Es lag eine dicke, kunstvoll gesteppte Decke drauf. Außerdem gab es einen Nachttisch, eine Kommode und einen Stuhl. Es war nicht gerade das Ritz, würde aber genügen.

Zane stellte die kleinere Tasche aufs Bett, das daraufhin knarrte. Tracy dachte voller Sehnsucht an ihre eigene teure Matratze, die sie in einem Lager in Chicago untergebracht hatte. „Gibt es eine Badewanne?“, fragte sie.

„Sicher. Aber der Boiler funktioniert zurzeit nicht. Tut mir leid. Morgen früh müsste er wieder gehen.“

„Das ist schon okay“, murmelte Tracy und gab die Hoffnung auf ein heißes Bad auf.

„Ich drehe die Heizung auf. Falls Sie keine weiteren Fragen haben, lasse ich Sie jetzt schlafen. Wir stehen hier früh auf. Frühstück gibt es um halb sechs.“

„Gut.“ Tracy gähnte und hörte gar nicht richtig hin. „Wir sehen uns dann.“

„Die Küche befindet sich im hinteren Teil des Hauses“, fügte Zane hinzu. „Sie können sie nicht verfehlen.“

„Hm. Gute Nacht.“

Als sie Zane die Tür vor der Nase zumachte, sah sie als Letztes seine Augen. Endlich war sie nahe genug, um die Farbe zu erkennen. Sie waren blau.

Tracy träumte, dass sie von den sanften Wellen der Karibik geschaukelt wurde. Sie und Dennis waren in den Flitterwochen. Sie hatten den Strand ganz für sich. Das Meer wurde rauer. Ein Sturm zog auf. Sie konnte den Donner hören.

„Aufwachen!“, brüllte er.

Sie versuchte etwas zu rufen, aber es ging nicht.

„Aufwachen!“

Tracy öffnete die Augen, sah den Mann vor sich und schrie auf.

Hinterher wusste sie nicht, wer von ihnen sich mehr erschreckt hatte.

„Verdammt, Sie haben mich zehn Jahre meines Lebens gekostet“, beschwerte sich der Mann und wich so hastig zurück, dass ihm der Hut vom Kopf flog. „Ich habe doch nur versucht, Sie zu wecken. Sie hätten das Frühstück schon vor zehn Minuten fertig haben müssen. Da unten warten hungrige Rancharbeiter.“ Er hob seinen Hut auf.

Tracy blinzelte verwirrt. Wo war sie?

Dann fiel ihr alles wieder ein. Sie war auf einer Ranch in Colorado. Ihre Tante hatte behauptet, das wäre für sie der perfekte Ort, um sich von dem Schlamassel zu erholen, zu dem sich ihr Leben entwickelt hatte. Aber niemand konnte sich zu einer so unchristlichen Zeit erholen! Und der Mann, der nun interessiert auf die schmalen Träger ihres Nachthemdes starrte, war Zane.

„Was tun Sie hier drin?“ Tracy zog die Decke bis zum Kinn hoch.

„Wie ich schon sagte, habe ich nur versucht, Sie zu wecken.“

„Es ist zu früh. Kommen Sie später wieder.“

„Hören Sie zu, Lady“, knurrte er und schaltete das Licht ein. „Ich führe kein Sanatorium. Soweit ich weiß, bin ich der Arbeitgeber, und Sie sind meine Haushälterin und Köchin. Und das bedeutet, dass Sie unten Frühstück machen sollten, statt im Bett zu liegen.“

Sie stöhnte und setzte sich auf. „Ich schätze, das heißt, dass ich kein Frühstück im Bett kriege.“ Als sie Zanes düsteren Gesichtsausdruck sah, fügte sie hinzu: „Das sollte ein Witz sein. Jetzt bin ich wach. Ich bin in ein paar Minuten unten.“

Tracy wartete, bis Zane gegangen war, bevor sie aufstand. Dabei stieß sie sich den großen Zeh an einer ihrer noch nicht ausgepackten Taschen. Tränen traten ihr in die Augen, und sie hüpfte auf einem Bein herum.

So hatte ihr neues Leben nicht anfangen sollen. Sie fühlte sich fehl am Platz, müde und schläfrig, und das gefiel ihr nicht. Außerdem wurde sie allmählich ärgerlich. Dennis hatte sie betrogen, und Zane hatte sie viel zu früh geweckt. Diese beiden Verbrechen mochten nicht das gleiche Gewicht haben, aber im Moment fand sie, dass beide Männer schuldig waren. Sie warf ihnen vor, dass sie ganz selbstverständlich erwarteten, es müsse alles so laufen, wie sie es wollten.

„Man sollte alle Männer von diesem Planeten verbannen“, murmelte sie düster. „Wo habe ich bloß meine Jeans hingepackt?“

Am Ende musste sie eine beigefarbene Leinenhose und eine korallenrote Seidenbluse anziehen. Sonst hätte sie riskiert, dass Zane noch mal wütend in ihr Zimmer gestürmt kam. Ihre Jeans befanden sich vermutlich in einem dem Gepäckstücke, die noch im Auto lagen.

Sie fand die Küche ohne Probleme. Allerdings war es weniger leicht, den Herd einzuschalten. Wann immer sie an einem Schalter drehte, zischte es bloß.

Als Zane hereinkam, sagte sie: „Ihr Herd ist kaputt.“

„Er ist nicht kaputt. Sie müssen ihn mit einem Streichholz anzünden.“ Als Tracy ihn nur verständnislos ansah, fluchte er und machte es selber. „Bereiten Sie heute einfach nur Rühreier mit Speck zu.“ Er reichte ihr eine Schüssel mit Eiern und ein Pfund Speck.

„Wissen Sie, wie das auf Ihren Cholesterinspiegel wirkt?“

„Machen Sie es einfach!“, knurrte er.

Sie tat es, aber nicht sehr gut. Die Eier waren oben wässrig und unten verbrannt, und der Speck war stellenweise schwarz wie Kohle. Wer hätte gedacht, dass es so schwierig sein würde, Rühreier zuzubereiten? Es war gut, dass sie ein paar Kochbücher mitgebracht hatte.

Sie traute sich nicht, hinauszugehen und die Männer zu fragen, wie ihnen die Mahlzeit geschmeckt hatte. Also blieb sie in der Küche und versuchte zu entscheiden, wo sie die edlen Küchengeräte hinpacken sollte, die sie mitgebracht hatte. Aus dem Zimmer nebenan hörte sie ein paar Beschwerden, aber sie achtete nicht darauf.

Als Zane in die Küche kam, konnte sie ihn allerdings nicht ignorieren. Sein düsterer Gesichtsausdruck erinnerte sie an das Wetter letzte Nacht.

„Man hat mir gesagt, Sie könnten kochen“, sagte er bemerkenswert ruhig.

„Das kann ich auch“, behauptete Tracy. Immerhin ein Gericht. Shrimps mit Pasta. Was Frühstück anging, hatte sie nie mehr zu sich genommen als Kaffee und einen Bagel mit Frischkäse. Und die hatte sie sich immer aus dem Delikatessenladen um die Ecke geholt.

Hier in der Wildnis gab es solche Läden leider nicht. Okay, der erste Morgen war wohl nicht so ausgefallen, wie sie sich das vorgestellt hatte. Aber das war keine große Sache. Sie hatte einen Collegeabschluss. Also konnte sie damit fertig werden. Wie schwer konnte es schon sein, die Aufgaben einer Haushälterin und Köchin zu bewältigen?

Nun sah sie sich um und bemerkte, was für ein Durcheinander sie angerichtet hatte. Rund um den Herd starrte alles vor Fett, und zwischen Arbeitsfläche und Spüle befand sich eine Spur aus Eiweiß.

Seit sie das Fenster geöffnet hatte, war immerhin der meiste Rauch abgezogen. Eine Minute lang hatte sie Angst gehabt, das Haus würde brennen.

Und nun suchte sie den Schalter für den Müllschlucker. Wo war der nur versteckt?

Zane beobachtete sie und hatte Mühe, nicht laut zu brüllen. Die Küche war schon vorher in keinem großartigen Zustand gewesen, aber nun sah sie aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen. Er war nahe daran, Tracy sofort nach Chicago zurückzuschicken, aber dann fiel ihm ein, dass die Bewerber nicht gerade Schlange standen. Er musste sich mit ihr zufriedengeben oder ohne Haushälterin auskommen.

Also ermahnte er sich, geduldig zu sein. Er wollte eben etwas sagen, als ein neuer Sturm losbrach. Die Tür krachte gegen die Wand.

Zehn Sekunden später war das Chaos komplett. Die Schüssel, die auf der Arbeitsfläche gestanden hatte, flog quer durch den Raum und zerbrach auf dem Boden. Die Kanister, die Tracy vorher gar nicht bemerkt hatte, landeten daneben, und der Inhalt verteilte sich überall.

Tracy musste husten, weil die Luft voller Mehlstaub war. „Was war denn das?“

„Meine beiden Kinder“, antwortete Zane reumütig.

2. KAPITEL

„Ihre Kinder?“ Tracy betrachtete noch immer die inzwischen leeren Kanister, die Mehl enthalten hatten.

„Sie wussten doch, dass ich Kinder habe, oder?“, erwiderte Zane, als müsste er sich verteidigen.

Sie nickte langsam, immer noch unfähig zu begreifen, wie zwei kleine Kinder in so kurzer Zeit einen derartigen Schaden anrichten konnten. „Tante Maeve hat mir erzählt, Sie hätten zwei wundervolle, unglaublich brave Kinder. Allmählich habe ich den Eindruck, dass sie ein bisschen übertrieben hat.“ Tracy dachte, dass das wiederum eine starke Untertreibung war. Der Raum war ja vorher schon schmutzig gewesen, aber jetzt war ein Katastrophengebiet.

Zanes Kinder waren offensichtlich nicht gerade still und brav, und Tante Maeve hatte ein paar wesentliche Dinge über die Haushälterinnenstelle verschwiegen … wie zum Beispiel, dass Zane überaus sexy war und seine Kinder eine Bedrohung für die Menschheit darstellten.

„Lucky!“, brüllte Zane, und Tracy zuckte überrascht zusammen. „Lucky ist der Name meiner Tochter“, erklärte Zane, bevor die Tür aufging und Tracy dabei fast ins Gesicht geknallt wäre. Ein mit Mehl bedecktes Kind kam hereingerannt und blieb vor Zane stehen.

Tracy war nicht sicher, was sie tun sollte. „Tag, Lucky.“ Sie streckte automatisch die Hand aus, da sie eher an Geschäftspartner als an Kinder gewöhnt war.

„Dies ist mein Sohn Rusty“, erklärte Zane empört.

„Tut mir leid. Das habe ich nicht gemerkt.“ Der kleine Junge sah fast genauso aus wie das Mädchen, das hinter ihm hereinkam. Beide hatten kurzes, braunes Haar, das jetzt mit weißem bestäubt war, und trugen rote T-Shirts und Jeans, die mit Ei bekleckert waren.

„Sie sind keine eineiigen Zwillinge“, erklärte Zane. „So schwer ist es nicht, sie auseinanderzuhalten.“

Er hatte Zwillinge? Tracy wusste aus der Verfilmung von „Das doppelte Lottchen“, wie viel Ärger Zwillinge machen konnten. Der Zustand der Küche bewies, das Zanes Kinder ohne Weiteres so viel Schaden anrichten konnten wie fünf zahmere Kinder. „Wie alt sind sie?“

„Sieben“, antwortete Zane.

„Einhalb“, fügte Lucky hinzu. Oder Rusty? Nein, es war Lucky. Das merkte Tracy daran, dass Zane die Hände auf den Schultern seines Sohnes hatte, während die Bemerkung von dem anderen Kind gekommen war.

„Wir brauchen keine Aufpasserin.“ Das jungenhafte Mädchen reckte kämpferisch das Kinn.

„Das sehe ich“, entgegnete Tracy trocken und betrachtete das Chaos um sie herum. Sie hatte sich eben noch schlecht gefühlt, weil sie beim Kochen so viel Dreck gemacht hatte, aber das war gar nichts im Vergleich dazu, was die Kinder in so kurzer Zeit geschafft hatten. „Offenbar seid ihr fähig, allein ziemlich viel zustande zu kriegen.“ Sie wandte sich den beiden zu. „Ich heiße Tracy und bin die neue Haushälterin. Ich bin hier, um mich um das Haus zu kümmern und für euch zu kochen.“

„Grandpa hat gesagt, Sie kochen furchtbar“, meinte Lucky.

„Sei nett“, warnte Zane sie.

„Ich war nett“, protestierte Lucky. „Ich habe sie nicht getreten.“

Die beiden verteilten sonst Fußtritte? Tracy wich vorsichtshalber zurück.

Rusty sah es und lachte. „Sie hat Angst“, stellte er verächtlich fest.

„Benimm dich“, ermahnte Zane ihn. „Und entschuldige dich bei Miss Campbell für den Dreck, den du verursacht hast.“

„Es war schon dreckig hier drin“, protestierte Rusty.

Zane sah ihn streng an. „Ihr zwei habt es schlimmer gemacht. Jetzt entschuldigt euch.“

„Es tut uns leid“, sagten die beiden im Chor.

Tracy merkte an dem Glanz in ihren Augen, dass sie keinerlei Reue empfanden. Tatsächlich entdeckte sie da offene Feindseligkeit. Es war nicht gerade die beste Art, ihren ersten Arbeitstag zu beginnen. Aber solches Pech hatte sie nun mal in letzter Zeit.

„Und ihr werdet Miss Campbell beim Saubermachen helfen“, fügte Zane hinzu.

„Oh Pa!“, murrten beide.

„Aber erst geht ihr rauf und seht zu, dass ihr selber sauber werdet.“ Daraufhin liefen beide hinaus und die Treppe hinauf, wo sie Mehlspuren hinterließen. „Vielleicht war das keine so gute Idee“, räumte Zane ein.

„Das ist okay. Kinder sind nun mal Kinder.“ Was immer das bedeutete. Tracy wusste nicht, was sie sonst sagen sollte. „Wann kommt denn der Babysitter?“, erkundigte sie sich.

„Babysitter?“ Zane sah sie verblüfft an. „Es gibt keinen.“

Tracy verzog das Gesicht. „Ich bin ja keine Expertin, aber die Kinder scheinen mir noch etwas zu jung zu sein, um ohne Aufsicht auszukommen. Oder kümmert sich Ihr Vater um sie?“

„Manchmal tut er das. Aber es ist die Aufgabe der Haushälterin. Ihr Job.“

Das war neu für Tracy. Noch so eine nette Kleinigkeit, die ihre Tante ihr verschwiegen hatte. „Warten Sie mal. Ich dachte, Haushälterinnen sind nur für Haushalt und Kochen zuständig.“

„Da haben Sie falsch gedacht.“

Tracy sank auf einen Stuhl. „Und Ihre vorigen Haushälterinnen sind mit all dem fertig geworden?“