Dino-Land - Folge 01 - Wolfgang Hohlbein - E-Book

Dino-Land - Folge 01 E-Book

Wolfgang Hohlbein

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Beschreibung

DINO-LAND - DIE RÜCKKEHR DER SAURIER:

Ein fehlgeschlagenes Militärexperiment erzeugt einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum. Mitten in der Wüste Nevada erscheint ein 150 Millionen Jahre alter Dschungel - und mit ihm die Dinosaurier. Doch damit nicht genug: Das Dschungelgebiet breitet sich unkontrolliert aus und umgekehrt wird alles, was sich in der Gegenwart befindet, in die Vergangenheit gerissen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Anomalie auch Las Vegas erreicht und alles und jeden darin verschlingt!

Auch Marc "Red" Littlecloud, Mitglied einer Spezialeinheit des US-Marine Corps, wird in den Malstrom der Ereignisse gezogen. Die Lage scheint aussichtslos, dennoch versucht er zusammen mit Militär und Polizei, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Doch in einer so fremdartigen Umgebung, unter Dinosauriern, unbekannten Krankheiten und Großwildjägern, gibt es keine Gnade ...

Willkommen in "Dino-Land": Ein wahrgewordener Albtraum aus den Federn von Wolfgang Hohlbein, Frank Rehfeld und Manfred Weinland.

Sie sind überall - und es gibt kein Entkommen ...

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Inhalt

Cover

Über diese Serie

Über die Autoren

Impressum

Die Rückkehr der Saurier

In der nächsten Folge

Dino-Land – Rückkehr der Saurier

Ein fehlgeschlagenes Militärexperiment erzeugt einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum. Mitten in der Wüste Nevada erscheint ein 150 Millionen Jahre alter Dschungel – und mit ihm die Dinosaurier. Doch damit nicht genug: Das Dschungelgebiet breitet sich unkontrolliert aus und umgekehrt wird alles, was sich in der Gegenwart befindet, in die Vergangenheit gerissen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Anomalie auch Las Vegas erreicht und alles und jeden darin verschlingt!

Auch Marc »Red« Littlecloud, Mitglied einer Spezialeinheit des US-Marine Corps, wird in den Malstrom der Ereignisse gezogen. Die Lage scheint aussichtslos, dennoch versucht er zusammen mit Militär und Polizei, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Doch in einer so fremdartigen Umgebung, unter Dinosauriern, unbekannten Krankheiten und Großwildjägern, gibt es keine Gnade …

Willkommen in »Dino-Land«: Ein wahrgewordener Albtraum aus den Federn von Wolfgang Hohlbein, Frank Rehfeld und Manfred Weinland.

Sie sind überall - und es gibt kein Entkommen …

Über die Autoren

An der Serie »Dino-Land« haben die Autoren Wolfgang Hohlbein, Frank Rehfeld und Manfred Weinland mitgewirkt. Jeder von Ihnen hat bereits jahrelange Erfahrung im Schreiben von Action-, Fantasy-, Science-Fiction oder Horrorromanen. Mit Dino-Land gelang ihnen ein temporeicher und spannungsgeladener Genre-Mix, der sich einer der ältesten uns bekannten Bedrohungen widmet: Den Dinosauriern.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe: Copyright © 1993-1994 by Bastei Lübbe AG, Köln Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe: Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Projektmanagement: Stefan Dagge

Covergestaltung: © Guter Punkt, München www.guter-punkt.de unter Verwendung von Motiven © shutterstock: metha1819 © thinkstock: metha1819 | PhotoZidaric

E-Book-Erstellung: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-3515-6

Wolfgang Hohlbein

Die Rückkehr der Saurier

DIE RÜCKKEHR DER SAURIER

Professor Carl Schneider schob den Ärmel seines weißen Laborkittels hoch und sah auf die Uhr. Es war vielleicht das fünfundzwanzigste Mal, dass er das tat, seit er den Raum jenseits des zehn Zentimeter starken Bleiglasfensters betreten hatte, und die Bewegung wirkte nicht nur abgehackt und fahrig, sie war auch vollkommen überflüssig. Allein in dem Bereich des Raumes, den er einsehen konnte, ohne den Kopf drehen zu müssen, gab es fünf große Uhren, die die Zeit präzise anzeigten. Schneider würdigte die Zifferblätter keines Blickes. Er hätte nicht einmal sagen können, wie spät es auf seiner Uhr war, obwohl er gerade erst daraufgesehen hatte. Die Bewegung war einfach nur ein Ausdruck seiner Nervosität gewesen.

Er hatte auch allen Grund, nervös zu sein. Jedermann hier im Raum hatte allen Grund, nervös zu sein. Mehr noch: eigentlich hatten sie allesamt guten Grund, Angst zu haben.

Schneider fuhr sich nervös mit der Hand über den kurz geschnittenen, grau melierten Vollbart, der sein Gesicht zierte und der ihm zusammen mit dem ebenfalls allmählich ergrauenden, zu einem Pferdeschwanz zusammengefassten Haar das Aussehen eines Alt-Hippies verlieh. Sein Blick glitt über die Kontrollen, Monitore und Leuchtanzeigen, die vier Fünftel des Steuerraumes beherrschten. Alles sah gut aus. Perfekt.

Vielleicht war es das, was ihn so nervös machte. Er war jetzt fast sechzig, und vier dieser knapp sechs Jahrzehnte hatte er in Labors wie diesem verbracht. Die meisten waren nicht so groß gewesen, kein einziges auch nur annähernd so hervorragend ausgestattet, und es war niemals um etwas derartig Großes gegangen, aber eines war eigentlich immer gleich gewesen: es hatte nie auf Anhieb geklappt. Bei dieser Versuchsreihe hingegen lief alles genau so, wie seine Kollegen und er gehofft hatten. Nein: besser, als sie auch nur zu hoffen gewagt hatten. Es machte ihn einfach nervös, dass bis jetzt nichts schiefgegangen war. Obwohl es ein Gedanke war, der eines Wissenschaftlers nicht würdig erschien, ertappte er sich in letzter Zeit immer öfter bei der Vorstellung, dass dieses unverdiente Glück nicht ungestraft bleiben konnte.

»Albern«, murmelte er.

»Herr Professor?«

Schneider schrak sichtbar zusammen und blickte den Mann, der ihn angesprochen hatte, eine Sekunde lang irritiert an, ehe ihm klar wurde, dass er den letzten Gedanken offensichtlich laut ausgesprochen hatte.

»Nichts«, sagte er hastig. Nach einer winzigen Pause und mit einem leicht verlegenen Lächeln fügte er hinzu: »Ich habe nur laut gedacht. Ich bin wohl ein bisschen nervös.«

»Ich denke, das sind wir alle«, antwortete Jenkins. »Immerhin steht eine Menge Geld auf dem Spiel.«

Das entsprach zwar der Wahrheit, aber an Geld hatte Schneider in diesem Zusammenhang bisher am allerwenigsten gedacht. Obwohl er einer der drei verantwortlichen Leiter des Projekts war, hätte er nicht einmal konkret sagen können, wie viele Hundert Millionen Dollar sie in den letzten beiden Jahren verbraucht und vor allem verbaut hatte. Das war einer der wenigen echten Vorteile, wenn man für das Militär arbeitete: Solange man an einem Projekt arbeitete, das auch nur halbwegs Erfolg versprechend aussah, spielte Geld keine Rolle.

Nein, woran er dachte, das war das Projekt, das auf dem Spiel stand. Es war ihm vollkommen egal, warum diese Raketenköpfe im Pentagon seine Forschungen so überaus großzügig finanziert hatten. Die Hauptsache war, dass sie es taten.

Schneider war alles andere als ein Freund des Militärs, allerdings auch keiner von jenen blauäugigen Pazifisten, die selbst einen tollwütigen Bullterrier noch voller Liebe in die Arme geschlossen und überhaupt nicht verstanden hätten, warum er ihnen plötzlich die Kehle durchbeißt. Aber er hatte seine eigene Philosophie entwickelt, was das Militär anging: Früher oder später rissen sie sich sowieso jede neue Entdeckung unter den Nagel und klopften sie auf eine eventuelle militärische Verwertbarkeit ab – warum also nicht gleich ihr Geld nehmen und versuchen, das Beste daraus zu machen? Wenn das Kraftfeld auch nur annähernd so funktionierte, wie er und seine Mitarbeiter hofften, dann würde die zivile Nutzung die mögliche militärische um ein Tausendfaches übertreffen.

»Noch zwei Minuten«, sagte Jenkins. »Aufgeregt?«

Was für eine saublöde Frage, dachte Schneider. Aber er lächelte trotzdem und wandte sich mit einem angedeuteten Achselzucken zu Jenkins um. »Und Sie?« Sein Lächeln erlosch, als er zum ersten Mal wirklich aufmerksam in Jenkins’ Gesicht sah. »Stimmt etwas nicht? Fühlen Sie sich nicht wohl?«

Jenkins war leichenblass. Ein Muster aus glitzernden Schweißtröpfchen glänzte auf seiner Stirn. Trotzdem schüttelte er den Kopf, und sein Lächeln wirkte durchaus überzeugend. »Bisschen flau im Magen«, sagte er. »Immerhin … es ist ein großer Augenblick.«

Schneider sah den jüngeren Mann noch eine Sekunde lang an und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder den Instrumenten zu. Jenkins hatte recht: es war ein großer Augenblick. Manchem schlug die Aufregung eben auf den Magen. Noch anderthalb Minuten. Es wurde Zeit.

»Also gut«, sagte er. »Versuchen wir unser Glück.«

Jenkins nickte nervös und begab sich an seinen Platz, und auch unter dem knappen Dutzend anderer Techniker und Wissenschaftler machte sich eine immer stärkere Nervosität breit. Monitore erwachten zu flackerndem Leben, Zeiger bewegten sich hektisch, Lichter begannen in raschem Takt zu blinken. Papier raschelte, Finger bewegten sich nervös über Computertastaturen … jeder spürte auf seine Weise, wie wichtig der Moment war, und jeder versuchte auf seine Weise, damit fertig zu werden. Schneider war im Grunde der einzige, der nichts zu tun hatte. Sein Teil der Arbeit war getan; was jetzt noch zu erledigen war, war Sache der Computer und Techniker. Schneider stand vollkommen reglos da. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel. Dafür war der Aufruhr, der hinter seiner Stirn tobte, um so größer. In den letzten dreißig Sekunden, ehe der Computer das Programm startete, schossen ihm hundert Dinge durch den Kopf, die schiefgehen konnten.

»Programm läuft«, erklärte einer der Techniker. Es war völlig überflüssig – die bisher größtenteils ruhigen Bilder auf den Monitoren waren schlagartig zu hektisch flackerndem Leben erwacht. Zeiger schlugen aus, Kontrollleuchten begannen zu blinken, auf einem Dutzend Bildschirmen begannen Zahlenkolonnen zu erscheinen, fast schneller, als das menschliche Auge ihnen zu folgen imstande war. Die Spannung im Raum stieg schlagartig. Man hätte glauben können, die Nervosität der Männer mit Händen greifen zu können.

Schneider nahm von alledem kaum etwas wahr. Sein Blick war wie hypnotisiert auf den einzigen Punkt im Raum gerichtet, der nicht mit Computern, Messgeräten und Schalttafeln vollgestopft war. Es war eine runde, einen Meter durchmessende und etwa ebenso hohe Säule aus verchromtem Metall, die direkt aus dem Boden herauszuwachsen schien. Ihr genau gleich aussehendes Gegenstück hing darüber an der schmucklosen Betondecke des Raumes, sodass man auf den ersten Blick hätte meinen können, es handele sich um einen Stützpfeiler, aus dem jemand ein Stück herausgeschnitten hatte. Auf der kreisrunden Schnittfläche des unteren Segments stand ein Plexiglaswürfel, in dem sich zwei weiße Laborratten bewegten. Die Tiere wirkten nervös, als spürten sie instinktiv, was ihnen bevorstand.

»Jenkins.« Schneider hob die Hand und machte eine Geste in Richtung des Technikers, ohne den Blick von dem Plexiglaswürfel zu nehmen. »Leistung erhöhen. Fünf Prozent.«

Jenkins schob den wuchtigen, an den Steuerknüppel eines Hubschraubers erinnernden Hebel vor sich ein Stück nach oben. Nichts geschah, aber Schneider vermeinte für einen Moment zu fühlen, wie das gewaltige Zyklotron, das zwanzig Meter unter seinen Füßen in das granitene Fundament der Nevada-Wüste eingegraben war, zu dröhnendem Leben erwachte.

»Zehn Prozent.«

Jenkins schob den Hebel weiter. Nichts geschah, und trotzdem glaubte Schneider zu spüren, wie sich in ihrer Umgebung irgendetwas veränderte. War es möglich, dass sie das Kraftfeld spürten, das das Zyklotron erzeugte?

»Zwölf Prozent«, sagte er. »Ganz vorsichtig jetzt.«

Das Vorbeirasen von Zahlenkolonnen und der hektische Ausschlag von Zeigern beschleunigte sich. Schneiders Blick hing wie gebannt an dem Plexiglaswürfel. Er wagte es nicht einmal zu blinzeln. Die Ratten hatten aufgehört, nervös hin und her zu laufen, sondern hoben die Köpfe schnuppernd in die Luft. Sie spüren etwas, dachte Schneider. Irgendetwas passiert.

»Fünfzehn Prozent.«

Jenkins erhöhte die Leistung des Zyklotrons um eine weitere Winzigkeit. Schneider warf ihm einen raschen Blick zu und sah, dass der junge Ingenieur noch immer leichenblass war. Seine Hand hatte den Hebel so fest umklammert, als wolle er ihn abbrechen, aber sie zitterte trotzdem.

»Professor? Wie sieht es aus?«

Schneider hatte Mühe, sich seine Verärgerung nicht zu deutlich anmerken zu lassen, als er sich herumdrehte und die drei uniformierten Gestalten auf der anderen Seite der Panzerglasscheibe anstarrte. Der Mann, dessen mikrofonverstärkte Stimme ihn so jäh aus seinen Gedanken gerissen hatte, war mittelgroß, hatte graues Haar und ein Gesicht, das wie aus verwittertem, uralten Holz geschnitzt aussah, und die Rangabzeichen auf seiner Uniform wiesen ihn als einen Vier-Sterne-General aus. Sie waren es auch, die Schneider letztendlich davon abhielten, ihn wegen der Unterbrechung anzufahren. General Stanton und seine Begleiter waren es schließlich, die das alles hier letzten Endes finanzierten.

Trotzdem gelang es ihm nicht ganz, seine Verärgerung zu unterdrücken, als er antwortete: »Gut. Wie gut, kann ich Ihnen sagen, wenn wir weitermachen können, ohne ständig unterbrochen zu werden.«

Stanton starrte ihn finster an, aber das war Schneider egal. Er konnte Stanton nicht leiden. Der Kerl war ihm vom ersten Augenblick an unsympathisch gewesen. Mit einer ärgerlichen Bewegung drehte er sich wieder zu der Versuchsanordnung um – und erstarrte.

Der Anblick hatte sich in den wenigen Sekunden, die er abgelenkt gewesen war, dramatisch verändert.

Der Plexiglaswürfel war nicht mehr richtig zu erkennen. Seine Konturen flimmerten, als wäre die ihn umgebende Luft plötzlich kochend heiß, und die Ratten hatten wieder begonnen, aufgeregt hin und her zu laufen. Blassgrüne und blaue Lichter huschten über das Plexiglas, und ein sonderbarer, nicht einmal unangenehmer Geruch lag mit einem Mal in der Luft.

Später, als Schneider den Moment vor seinem inneren Auge Revue passieren ließ, wurde ihm klar, dass er die Katastrophe gespürt hatte, den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie tatsächlich geschah; aber er sollte sich Zeit seines Lebens nicht darüber klar werden, ob es noch irgendetwas gegeben hätte, was er hätte tun können, um sie zu verhindern.

Jenkins gab einen sonderbaren, keuchenden Laut von sich, schlug plötzlich die linke Hand gegen den Hals und kippte ganz langsam auf seinem Stuhl nach vorne. Seine Rechte umklammerte immer noch den Hebel. Diesmal konnte Schneider fühlen, wie das Zyklotron unter ihren Füßen wie ein aus dem Schlaf gerissenes Ungeheuer aufbrüllte, als Jenkins’ Hand den Hebel mit einer einzigen Bewegung bis weit über die Fünfzig-Prozent-Marke schob.

»Jenkins! Sind Sie wahnsinnig?!«, schrie Schneider mit überschnappender Stimme. Mit einem gewaltigen Satz war er bei Jenkins, umklammerte mit beiden Händen dessen Rechte und versuchte, sie von dem Hebel zurückzuzerren.

Es ging nicht. Jenkins stöhnte. Sein ganzer Körper war verkrampft. Schneider wandte seine ganze Kraft auf, aber es gelang ihm nicht, Jenkins’ Griff zu lösen.

Das Zyklotron dröhnte. Irgendwo begann eine Alarmsirene zu heulen, und die Anzeigen der Computer und Messgeräte spielten total verrückt. Der Plexiglaswürfel flammte und loderte wie eine winzige gefangene Sonne, begann plötzlich zu flackern – und verschwand.

Schneider registrierte das Phänomen zwar, doch er fand keine Gelegenheit, es entsprechend zu würdigen. Er brauchte all seine Kraft, um Jenkins’ rechten Arm festzuhalten, der den Leistungshebel immer weiter nach vorne schieben wollte. Er hatte die Sechzig-Prozent-Marke überschritten. Die Energie, die das Zyklotron jetzt freisetzte, hätte ausgereicht, das fünfundzwanzig Meilen entfernt liegende Las Vegas mit Strom zu versorgen.

Erst als zwei weitere Männer hinzusprangen und ihm halfen, gelang es ihnen, Jenkins’ Hand zu lösen. Schneider riss den Hebel mit einem Ruck wieder in die Ausgangsstellung zurück. Das Dröhnen und Rauschen des Teilchenbeschleunigers, der zehn Sekunden lang sein Bestes getan hatte, um die Energieentfaltung einer kleinen Sonne zu erreichen, erlosch wieder. Die Alarmsirene heulte noch eine Sekunde weiter, ehe endlich jemand auf die Idee kam, sie abzuschalten, und der Plexiglaswürfel war wieder da.

Oder das, was einmal ein dreißig Zentimeter messender Plexiglaswürfel mit zwei lebendigen Laborratten gewesen war …

***

»Rien ne va plus – nichts geht mehr!« Der Croupier ließ die Kugel mit gekonntem Schwung in die Roulette-Schüssel sausen, und für ein paar Sekunden hielt die gesamte, bisher aufgeregt schwatzende und lärmende Menge, die den Spieltisch umlagerte, den Atem an, während sie dem Lauf der weißen Elfenbeinkugel folgte.

»Sechsundzwanzig! Sechsundzwanzig gewinnt.«

Um ein Haar hätte Littlecloud aufgeschrien. Nicht einmal so sehr wegen des Betrages, den er gewonnen hatte, sondern weil es das dritte Mal hintereinander war, dass die Kugel genau auf die Zahl fiel, auf die er den mittlerweile beachtlichen Stapel von Jetons vor sich geschoben hatte. Er hatte mit einem Dollar angefangen. Nach dem ersten Gewinn waren es fünfunddreißig gewesen, und er hatte sie – eigentlich nur aus Spaß – komplett stehen lassen … und mehr als tausend daraus gemacht. Was ihn dazu bewogen hatte, auch diesen Gewinn nicht einzustecken und nach Hause zu gehen, wie ihm die Stimme der Vernunft sehr nachdrücklich geraten hatte, hätte er jetzt selbst nicht mehr sagen können. Aber er hatte es nicht getan, sondern die Chips nur auf ein anderes Feld geschoben. Und gewonnen. Der Croupier schob ihm einen Stapel Jetons im Werte von beinahe vierzigtausend Dollar über den Tisch.

»Die Einsätze bitte.«

Der Teller begann wieder zu kreisen. Jetons wurden gesetzt und verschoben, und rings um Littlecloud entstand ein aufgeregtes Getuschel und Geraune. Seine Glückssträhne war nicht unbemerkt geblieben.

Littlecloud rührte sich nicht. Er starrte die Jetons an. Er war vor zwei Stunden ins DUNES gekommen, um sich einen hübschen Abend zu machen, ein bisschen zu spielen und vielleicht ein paar Dollar zu gewinnen oder auch zu verlieren. Und jetzt hatte er vierzigtausend gewonnen.

»Bitte machen Sie Ihre Einsätze«, sagte der Croupier. Er hob die Hand mit der Kugel, aber Littlecloud rührte sich noch immer nicht. Vierzigtausend – das war mehr, als er in einem Jahr verdiente. Aber wenn er es stehen ließ, und wenn er noch einmal gewann, ein einziges Mal nur, dann würde er mit einer Million Dollar hier herausmarschieren. Genug, um den Rest seines Lebens sorgenfrei zu verbringen. Ade, Army. Ade, Arbeit. Willkommen, Dolce Vita. Er hatte dreimal gewonnen, wieso sollte es nicht auch noch ein viertes Mal klappen? Und schließlich – was riskierte er schon? Wenn man es genau nahm, einen Dollar.

Littlecloud konnte regelrecht spüren, wie die Menge rings um ihn herum den Atem anhielt, als der Croupier die Hand über die Schüssel ausstreckte und sagte: »Rien ne vas plus – nichts …«

Im buchstäblich allerletzten Moment streckte Littlecloud die Hand aus und nahm die Jetons vom Tisch, und nur einen Sekundenbruchteil später vollendete der Croupier seinen Spruch: »… geht mehr.«

Littlecloud atmete hörbar auf. Aber nur für einen Moment. Der Croupier ließ die Kugel nämlich nicht fallen, sondern hatte das Rad wieder angehalten und blickte ihn an. »Sir, es tut mir leid«, sagte er.

»So?« Littlecloud grinste. »Mir nicht. Hier, das ist für Sie.« Er schob dem Mann einen Hundert-Dollar-Chip zu und stand auf, aber der Croupier beachtete den Jeton gar nicht. Stattdessen deutete er auf den Stapel vor Littlecloud.

»Ich fürchte, Sie müssen den gesamten Betrag stehen lassen«, sagte er.

»Das glaube ich kaum«, antwortete Littlecloud. »Ich habe meinen Einsatz zurückgenommen.«

»Aber leider zu spät. Sobald angesagt ist, geht nichts mehr. Es tut mir leid, aber so sind nun einmal die Regeln.«

»Sie hatten noch nicht angesagt«, antwortete Littlecloud, nun schon in hörbar schärferem Ton. Einige der anderen Spieler pflichteten ihm lautstark bei, aber der Croupier ließ sich nicht beirren.

»Ich muss darauf bestehen, Sir, dass …«

»Dann tun Sie das«, unterbrach ihn Littlecloud. »Bestehen Sie, worauf Sie wollen. In der Zwischenzeit gehe ich zur Kasse und löse meinen Gewinn ein.« Er raffte seine Chips an sich, stand vollends auf und verließ unter den schadenfrohen Kommentaren der anderen Spieler den Tisch. Vierzigtausend! Er hatte ein Jahresgehalt in der Tasche! Großer Gott, und er hatte am Anfang überlegt, seinen Urlaub in Miami zu verbringen statt in Las Vegas!

Er kam nicht einmal zehn Schritte weit.

Es waren drei, die ihm den Weg vertraten. Sie trugen schwarze Anzüge, gestärkte Hemden und Fliegen, und Littlecloud brauchte nur einen einzigen Blick, um zu wissen, mit wem er es zu tun hatte. Der Mittlere, der ihn ansprach, war ungefähr so groß wie er, hatte graues Haar und das weiche Gesicht und die gepflegten Hände eines Buchhalters. Die beiden anderen waren dafür um so größer – und garantiert keine Buchhalter. Keiner war unter einsneunzig, und keiner war unter zweihundert Pfund schwer.

»Sir«, sagte der Buchhalter, »ich fürchte, es hat da ein kleines Missverständnis gegeben.«

»So?«, antwortete Littlecloud. »Hat mir der Croupier zu wenig ausgezahlt? Machen Sie sich nichts daraus. Ich habe heute meinen großzügigen Tag.«

Sein Gegenüber machte sich nicht einmal die Mühe, zu lächeln. »Bitte machen Sie keine Schwierigkeiten, Sir«, sagte er. »Wenn Sie uns zurück zum Spieltisch begleiten würden …«

»Um was zu tun?«, fragte Littlecloud.

»Ihr Spiel zu machen«, erwiderte der Manager. »Sie haben immerhin noch die Möglichkeit, zu gewinnen.«