Doppelkrimi, Ausgabe 1 - Joana Angelides - E-Book

Doppelkrimi, Ausgabe 1 E-Book

Joana Angelides

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  • Herausgeber: BookRix
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Zwei Krimis die Kommissar Georg Mahrer wieder voll in Anbspruch nehmen! 1. MORD IM RATHAUS Ein Mann wird vor dem Wiener Rathaus, im Gewühl des Trubels des "Wiener Eistraumes" ermordet und das zieht einen zweiten Mord an einem Zeugen nach sich. Kommissar Mahrer tappt im Dunkeln. Der Tote entpuppt sich als ein britischer Staatsangehöriger, der an einem Kongress in Wien teilnahm. Es stellt sich auch heraus, dass es Verstrickungen über Wien und London bis nach Brasilien gibt, die Sache nimmt internationale Dimensionen an. Doch Kommissar Mahrer löst auch diesen Fall! 2. MORD IM PRATER Ein Vater ermordet zwei seiner Töchter, nur um eines alten Familiencodex wegen, für den er sich verantwortlich fühlt. Er lebte Zeit seines Lebens im Glauben, dass eine adlige Abstammung dazu berechtigt, sich als Richter über  Anstand und Moral aufzuspielen. Zwischen beiden Morden liegen zehn Jahre, doch Kommissar Georg Mahrer und sein Team erkennen die Zusammenhänge und überführen ihn. So konnten sie einen alten, offenen Fall und den aktuellen gleichjzeitig durch genaue und aufreibende Polizeiarbeit aufklären.  Und wenn Du lange genug in einen Abgrund bickst, blickt der Abgrund auch in Dich hinein. (Friedrich Nietzsche)  

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Joana Angelides

Doppelkrimi, Ausgabe 1

Mord im Rathaus Mord im Prater

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

MORD IM RATHAUS

Kommissar Dr. Georg Mahrer saß in seinem schon etwas abgesessenen Polsterstuhl und genoss den Abend bei einem Buch und einem gut temperierten Glas Rotwein. Der Kamin knisterte vor sich hin und hin und wieder sprangen kleine Funken aufwärts.

Das kleine Reihenhaus am Rande von Wien lag gut eingebettet in einer Garten- und Reihenhausanlage, war aber zentral gelegen. Sollte also einmal das Auto einmal streiken, war die U-Bahn nicht weit.

Das Wohnzimmer hatte zum Garten hinaus ein große Schiebetüre und gab den Blick in einen verschneiten und ruhigen Vorgarten frei. Und da saß er heute wieder. Rabe Mephisto! Er hatte ihn Mephisto genannt, weil er ihn irgendwie an Mephistoles Faust von Goethe erinnerte. Der Grill, der im Sommer oft gebraucht wurde, war nun im Winter gut verpackt, und oben drauf hatte Mahrer einen alten Hundekorb gestellt, in dem sich der tiefschwarze Rabe hin und wieder verkroch. Meist saß er still dort, mit einem guten Ausblick in den Garten und auch auf das Haus

Mahrer wusste genau, auch wenn er geradeaus blickte, mit einem Auge beobachtete er ihn genau. Sie hatten sich beide aneinander gewöhnt, vielmehr, als er auch im Sommer hierblieb und offenbar nicht mit den anderen wegflog. Der kluge Vogel wusste auch, dass ihm Mahrer mit Futter versorgte. Die Futterschüssel wurde von Mahrer täglich gereinigt und aufgefüllt und von Mephisto vehement gegen alle anderen eventuellen Schmarotzer verteidigt! Er musste ungefähr 60 cm cm lang sein und nach Schätzung musste er zwischen 2,5 bis 3 Kilogramm wiegen! Seine Federn waren tiefschwarz und glänzten.

Er stolzierte oft durch den Garten, hinterließ seine Fußspuren, markierte so sein Gebiet und fühlte sich als Herr über das Terrain. Er war aber offenbar ein Eremit unter den Vögeln, denn er duldete keinen zweiten neben sich! Mahrer belustigte das! Er ertappte sich dabei, dass er mit ihm sprach und war auch sicher, dass ihn Mephisto verstand. Schon manches kriminalistische Rätsel hatten sie so mitsammen gelöst! Wenn Mahrer an schönen Tagen auf seiner kleinen Terrasse saß, flog er her zum Gitter, setzte sich auf das Geländer und sah ihn an, hörte seinen Selbstgesprächen aufmerksam zu. Er nickte hin und wieder zustimmend, wenn ihm Mahrer etwas darlegte! Oder verneinte es auch, durch mehrmaliges Drehen seines Kopfes!

Mahrer hatte sein Buch weggelegt und betrachtete seinen Mitbewohner amüsiert durch die Glasscheibe, als das Telefon klingelte. Das verhieß nichts Gutes! Es war zwar samstagabends aber er hatte Bereitschaft!

Es war die aufgeregte Stimme eines jungen Journalbeamten und er verhaspelte sich fast beim schnellen Reden.

„Also, junger Mann, bitte erzählen Sie mir das alles noch einmal von vorne und bitte ein wenig leiser! Sie müssen nicht schreien, nur, weil es Ihnen dringend erscheint!“, sagte er belustigt.

„Also, es ist so“, der junge Mann schluckte kurz und sprach dann weiter, „ein Schlittschuhläuferpärchen vor dem Rathaus hat unter einem der Bäume einen Mann gefunden! Er ist mit einem Smoking bekleidet und hat ein Messer in der Brust!“, sagte er dann ruhiger.

„Wow, mit einem Messer in der Brust und vermutlich tot, nehme ich an?“, sagte Mahrer ein wenig belustigt.

„Ja, natürlich!“, sagte der junge Inspektor am Telefon irgendwie entrüstet.

„Haben Sie schon Inspektor Bauer und die Pathologin verständigt?“

„Inspektor Bauer habe ich telefonisch erreicht, Frau Dr. Rauch war sogar im Haus und ist schon auf dem Wege dorthin!“, bestätigte er.

„Danke, ich bin schon unterwegs!“, sagte Mahrer, irgendwie widerwillig. Der Abend hatte so schön begonnen!

Er rief Frau Dr. Rauch am Handy an.

„Hallo, Barbara, wo bist Du denn jetzt?“

„Bin am Weg zum Rathaus, es gibt offenbar dort eine Leiche!“

„Ja ich weiß, fahre gerade auch weg! Wir treffen uns dann dort!“

Er und Barbara hatten eine zarte Liebesbeziehung, die schon eine ganze Weile lief und unter einem sehr glücklichen Stern stand. Es lag größtenteils an Barbara, die sehr verständnisvoll und geduldig war. Sie war immer da für ihn und akzeptierte auch, dass er sich nicht unbedingt fest binden wollte. Jeder von ihnen hatte seine eigene Wohnung und die persönliche Freiheit.

Als er beim Wiener Rathaus ankamen, war das Eislauf-Vergnügen im vollem Gange. Es war der jährliche, mobile „Wiener Eistraum“ voll im Gange, Die Musik wer laut, die Menschen zahlreich und die bunten Lichter und Lampions verwirrend. Hier wird es schwierig werden, jemand zu finden, der etwas gesehen oder gehört haben könnte. Die Eisläufer bremsten sich nur kurz ein, als sie die Polizisten sahen, liefen dann aber sofort wieder weiter. Die Eisflächen waren verschlungen im ganzen Park, es gab Barrieren und kleine Bänke außerhalb der Laufpisten, wo auch Pärchen saßen.

Der Mann lag auf dem Rücken, am Fuße eines mit Lampions behängten Baumes hinter einer der Bänke. Von der Piste aus sah man ihn nicht gleich.

Barbara hatte ihre Tasche auf der Bank deponiert und war über dem Leichnam gebeugt.

„Hallo Barbara, kannst Du schon was sagen?“

„Naja, nicht viel. Das Messer in seiner Brust dürfte die Todesursache sein, kann es aber erst mit Bestimmtheit sagen, wenn ich ihn auf dem Seziertisch habe!“, sagte sie.

„Hast Du einen ungefähren Todeszeitpunkt? Denkst Du, dass das hier auch der Tatort ist?“

„Naja, er dürfte noch nicht lange tot sein, vielleicht zwei Stunden. Also so um ca. 23 Uhr dürfte der Tod eingetreten sein! Ja, ich denke schon, dass das der Tatort ist, ist eine Menge Blut hier rund herum und auch eine Menge Fußspuren, es dürfte zu einem Kampf gekommen sein!“

„Da habe ich noch gemütlich in einem Buch gelesen und dachte, dass es ein ruhiger Abend wird!“, lachte Mahrer.

„Tja, so ist das Leben!“, erwiderte sie sein Lächeln. Die Leute von der Spurensicherung bat sie dann, die Leiche mitzunehmen und zu ihr in die Pathologie zu bringen. Sie wird sich morgen Früh darum kümmern.

„Komm, Georg, für uns ist die Arbeit hier getan, Du kommst jetzt mit mir! Da ich den ganzen Abend in der Pathologie war, habe ich nichts gegessen und daher einen Riesenhunger. Wir nehmen uns was von unterwegs mit und verzehren es bei mir!“

Nur zu gerne kam Georg Mahrer diese Aufforderung an.

„Tom, Dr. Rauch und ich gehen jetzt. Wenn Du mit der Spurensicherung gesprochen hast, mache auch Schluss, wir sehen uns morgen im Büro! Kannst Du bitte das Pärchen, das den Toten gefunden hat, bitten, dass sie morgen früh ins Präsidium kommen, zur Aussage und einem Protokoll? Außerdem schau Dich doch um, ob Du irgendwo einen Mantel findest, es ist ja kalt und ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Mann nur mit einem Smoking bekleidet und ohne Mantel durch Wien spaziert!“

Tom nickte.

Die Leiche wurde weggetragen und zwei Männer in weißen Overalls begannen den Boden rund um den vorläufigen Tatort zu untersuchen und die gefundenen Gegenstände einzutüten. Inspektor Tom Bauer versuchte noch Zeugen zu finden, doch erntete er nur Kopfschütteln. Niemand hat etwas gesehen oder gehört. Die Menschen zogen ihre Bahnen auf dem Eis, alles ging zu schnell. Der Tote kam auch sicherlich nicht hierher um ebenfalls am Eis zu laufen! Er klapperte noch die Standeln und die Kioske ab, die Erfrischungen und Snacks anboten, wo man auch Eislaufschuhe leihen kann, doch es gab kein Ergebnis. Niemand hatte einen Mann im Smoking und ohne Mantel gesehen.

„Vielleicht der Max, ein Obdachloser, der immer hier herumstreunt. Er erbettelt sich hin und wieder ein Bier oder einen heißen Grog und isst auch manches Mal das, was die Leute so übriglassen. Er durchsucht auch immer die Abfallkübel! Wir jagen ihn zwar immer weg, aber kommt immer wieder. Ein armer Kerl an sich und tut eigentlich niemand etwas!“, sagte einer der Standler

„Wo finde ich diesen Max?“, fragte Tom nun neugierig.

Der Standler blickte sich um.

„Jetzt sehe ich ihn gerade nicht, aber er kommt sicher wieder!“, sagte er dann Achsel zuckend und bediente einen seiner Kunden und hatte keine Zeit mehr für weitere Gespräche.

Als Kommissar Mahrer am nächsten Morgen wieder in sein Büro kam, war auch sein Inspektor schon da. Er erstattete ihm Bericht, auch von dem Obdachlosen erzählte er ihm.

„Wenn der immer dort herumlungert, hat er vielleicht etwas gesehen, wir müssen den unbedingt finden!“, meinte Mahrer.

Tom nickte.

Vorerst aber musste er kurz zu Dr. Alexander Fuhrmann seinem Vorgesetzten und Freund, wollte ihn informieren.

„Guten Morgen Georg, habe von dem neuen Mordfall gehört. Also, ein Messer in der Brust, hatten wir auch schon lange nicht mehr! Was sagt denn Frau Dr. Rauch?“

„Noch nichts, es war ja schon weit über Mitternacht, als wir da am Tatort waren und wir sind erst jetzt ins Büro gekommen. Ich nehme aber an, im Laufe des Vormittags wird sie sich melden!“, lächelte Mahrer. Alex glaubte immer alle können zaubern!

„Aha! Na gut, halte mich auf dem Laufenden!“, sagte Alex, dann schnappte er seinen Mantel und eilte zur Türe. Offensichtlich hatte er schon wieder irgendeinen dringenden Termin mit irgendeinem wichtigen Mann im Ministerium, dachte sich Mahrer amüsiert.

Das junge Pärchen war unter dem Eindruck des Erlebten von gestern Abend noch immer ein wenig geschockt und wartete um 9:00h bereits am Flur vor der Türe zu Mahrer Büro. Sie saßen eng beieinander und er hielt die Hand des Mädchens, das ein wenig ängstlich schaute.

„Sie kommen sicherlich zu mir?“, fragte er freundlich, um ihnen die Scheu zu nehmen. Sie nickten beide. Er hielt ihnen die Türe und bat sie in das Büro.

„Monika, bitte, zwei Cola und einen Kaffe für mich alten Mann, muss erst in Schwung kommen!“, scherzte er ein wenig, um den beiden die Angst zu nehmen.

Sie nahmen nun alle Platz und Mahrer rührte in seinem Kaffe.

„Also, erzählen Sie, was haben Sie gesehen?“, fragte er dann.

Der junge Mann übernahm das Wort.

„Also, es war so. Wir zogen unsere Kreise auf der Eisbahn und machten auch ein paar Drehungen auf dem Eis, als ich plötzlich dort im Schnee etwas Schwarzes liegen sah. Ich nahm das erste Mal an, dass es sich um einen Hund handelt, doch als wir dann wieder vorbeikamen und sich nichts verändert hatte, fuhr ich zur Planke und schaute genauer hin und da sah ich, dass es ein Mensch war! Zuerst dachte ich, dass es ist ein Betrunkener war und hatte Angst, er wird erfrieren! Ich schaute nach einem Ordner aus, doch es war keiner in Sicht und da rief ich den Notruf!“, sagte er, ein wenig aufgeregt. Und schaute fragend.

„Das ist völlig in Ordnung, das haben Sie gut gemacht!“, beruhigte ihn Mahrer.

„Ich habe aber nicht gesehen, dass er ein Messer in der Brust hatte, die Bank verstellte da teilweise die Sicht!“, versicherte er noch. Es klang, als wollte er sich entschuldigen.

„Naja, sowas nimmt man ja nicht gleich an!“, lächelte Mahrer, „haben Sie irgendjemand in der Nähe gesehen, ich meine, schon als Sie das erste Mal vorbeifuhren oder dann?“

„Naja, da waren ja so viele Menschen rund herum, Die Musik sehr laut. Kann schon sein, dass da noch jemand war, aber ich habe nicht darauf geachtet!“

Das Mädchen nickte zu allem, was ihr Begleiter sagte.

Mahrer erkannte, dass da nicht mehr zu erfahren war.

„Da haben Sie meine Karte, bitte halten Sie sich zu unserer Verfügung. Sollte Ihnen noch etwas einfallen rufen Sie mich an!“. Er überreichte ihm seine Visitenkarte und das Gespräch war beendet.

„Monika, bitte nimm die Personalien der Herrschaften auf und fertige dann ein Protokoll an, dann können sie gehen!“

Inzwischen war es fast Mittag geworden, Barbara rief an.

“Betreffend des Toten vor dem Rathaus kann ich Dir einen kleinen Zwischenbericht geben. Es handelt sich um einen ca. 60 Jahre alten Mann, etwas korpulent, aber sehr gepflegt. Seine Kleidung stammt aus England, wahrscheinlich aus London und sicherlich aus einem der ersten Häuser und wurde sehr wenig getragen, ist fast neu! Leider fanden wir keine Papiere oder eine Brieftasche. Ich habe seine Flüssigkeiten an das Labor weitergeschickt, da bekomme ich erst morgen einen Befund. Den Mageninhalt habe ich selbst untersucht. Es dürfte sich aber um das Mittagessen handeln, zu Abend hatte er nichts gegessen! Es war sicher ein sehr exquisites Menü! Krabbencocktail, Kaviar und alles was so dazu gehört. Getrunken wurde Champagner. Ein Rinderfilet und Beilagen und eine Chokoladeparfait! Zumindest seine letzte Mahlzeit war sehr befriedigend und er konnte es wahrscheinlich genießen“, scherzte sie ein wenig.

„Oh, naja der Arme!“, scherzte auch Mahrer, „Sie so nett und schicke mir den vorläufigen Bericht herauf, ich werde recherchieren lassen, wo dieses Menü auf dem Speiseplan stand. Vielleicht haben wir da Glück und es war irgendwo ein Bankett, wo man das servierte und wir könnten den Mann identifizieren“.

„Ja, ok, mache ich!“, sie deutete noch ein Küsschen an und drehte sich wieder ihrer Arbeit zu.

Inspektor Tom Bauer wartete bereits auf ihn.

„Ich habe mit den Budenbesitzern gesprochen. Da hat auch keiner was bemerkt. Einer meinte noch, dass es da einen Obdachlosen mit Namen Max gibt, der täglich dort herumlungert, auf irgendwelchen Bänken sitzt. Der könnte was gesehen haben. Er soll zwar immer unter Alkoholeinfluss stehen, aber er könnte trotzdem was gesehen haben. Wir suchen ihn nun, was nicht leicht sein wird“, berichtete er.

„Ohja, den sollten wir wirklich finden. Frau Dr. Rauch meint, dass der Tote vorher bei irgendeinem Bankett oder Abendessen der feinsten Art teilgenommen haben müsste, aufgrund des Mageninhaltes. Sie faxt uns eine detaillierte Aufstellung mit dem Menü herauf. Da könnte man vielleicht herumtelefonieren, vor allem in den Hotels am Ring, wie dem Bristol, Intercontinental, Hilton Imperial etc. Es finden ja derzeit wieder einige Kongresse statt, da werden wir vielleicht fündig. Der Smoking weist auf solche Events hin“, meine Mahrer.

„Ja, wir werden das sofort angehen. Monika, Inspektor Pohl hat schon eine Polizeischülerin angefordert, die uns bei den Recherchen helfen wird!“

„Oh, na das war ja sehr vorausschauend!“, lobte Mahrer.

„Ja, nur Chef, Du musst das nachträglich genehmigen lassen, der Antrag liegt schon auf Deinem Schreibtisch!“, sagte Tom ein wenig leiser.

Mahrer atmete tief ein und zog eine Augenbraue hoch. Naja, Dr. Fuhrmann wird sich da schon breitschlagen lassen, wenn die rasche Aufklärung davon abhängt.

Inspektorin Monika Pohl klopfte an die Türe seines Büros.

Mahrer blickte nur kurz auf und winkte ihr dann zum Hereinkommen.

„Was gibt’s?“, fragte er kurz angebunden.

„Chef, da ist ein etwas fragwürdiger Typ, ich glaube, auch ein wenig alkoholisiert und sagt, dass er was abgeben will, und eine Belohnung will!“, sagte sie irgendwie amüsiert.

„Ja, was denn? Fundbüro ist ja im ersten Stock!“, sagte Mahrer verwundert.

„Ja, sagte ich ihm auch, aber er sagt, er hat was zu unserem heutigen Mordfall vor dem Rathaus!“

„Aha, na dann herein mit ihm!“, Mahrer stand auf. Das hatte ihn doch neugierig gemacht.

Monika ging hinaus und holte den Mann herein.

Der ältere Mann war irgendwie schmuddelig, unrasiert und auch ärmlich gekleidet. Er hatte eine selbst gestrickte Wollmütze auf dem Kopf und seine Haare hingen ihm fast bis zu den Schultern. Seine Hände steckten in Handschuhen, wo die Fingerspitzen abgeschnitten waren und die Thermohose und wattierte Jacke hatten auch schon länger keine Waschmaschine mehr gesehen. Seine Füße steckten in alten, schmutzigen Boots. Er bot den Anblick des Jammers. Offenbar lebte er so auf der Straße, also wahrscheinlich war er einer der Obdachlosen.

Mahrer stand auf und ging ihm entgegen.

„Sie haben etwas für mich?“ fragte er freundlich

„Ja, bekomme ich da jetzt eine Belohnung?“

„Zuerst muss ich natürlich sehen, was es ist und dann sollten Sie mir sagen, wo Sie es gefunden haben Aber bitte nehmen Sie doch Platz! Wie ist Ihr Name?“

Er rückte einen der Sessel zurecht und der Mann nahm darauf Platz. Er setzte sich fast nur auf den Rand der Sitzfläche, er war irgendwie scheu und eingeschüchtert.

Er hatte so eine Stoffumhängetasche über der Schulter, an der nestelte er nun herum und brachte nun eine Brieftasche, ein Mobiltelefon und einen englischen Reisepass hervor und legte sie auf den Schreibtisch.

„Mein Name ist Max, Max Schnell, aber alle kennen mich unter Max! Die habe ich im Schnee neben der Leiche gefunden, bevor sie kamen. Aber er war schon tot, er brauchte sie ja nicht mehr!“, beteuerte er leise.

„Naja, trotzdem können Sie sie nicht einfach mitnehmen. Das ist Leichenraub!“, tadelte ihn Mahrer. Er nahm die Brieftasche und den Pass, legte sie auf den Schreibtisch und setzte sich wieder. Dann blickte er auf.

„Wollen Sie etwas trinken, darf ich Ihnen was bringen lassen, einen Kaffee vielleicht?“

„Oh, ja! Bitte, Aber ich vertrage Kaffee so schlecht, haben Sie da nichts Nahrhafteres, ein Bier oder einen Schnaps, zum Aufwärmen?“, stammelte dieser und zwinkerte listig mit einem Auge. Mahrer lächelte.

„Also, Bier haben wir sicher nicht, aber Sie können einen Tee haben, mit ein bisschen Geist daran, so zum „Aufwärmen“ wie Sie sagen!“

Er rief nach Monika und bat sie, einen Tee zu bringen und diesen reichlich mit Kräftigenden aufzufüllen! Für so kleine Magenverstimmungen, oder kleine Umtrunks hatten sie immer etwas im Schrank, obwohl das nicht gerade erlaubt oder gern gesehen war!

Mahrer öffnete dann den Pass und die Brieftasche. Endlich, sie hatten endlich einen Namen. Es handelte sich um Peter Brainwick, einen Chemiker und wissenschaftlichen Mitarbeiter eines bekannten Pharmakonzerns. Er fand eine Visitenkarte, einige Kreditkarten und ein Bild von dem Toten mit zwei Jungens so im Alter zwischen zwölf und vierzehn Jahren, offenbar oder wahrscheinlich seine Enkelkinder und das Bild einer sehr gepflegten und sehr schönen dunkelhaarigen Frau mittleren Alters. Was er nicht fand, war Bargeld.

Er blickte sein Gegenüber prüfend an.

„Haben Sie da etwas herausgenommen? War da kein Bargeld?“, fragte er ihn.

Hastig antwortete dieser.

„Nein, nein! Da war kein Bargeld!“, versicherte er fast glaubwürdig und versuchte zu lächeln. Es fehlten ihm einige Zähne. Er log offensichtlich.

„Also Max, ich bin seit ungefähr dreißig Jahren Polizist und weiß, wann mich jemand anlügt und Sie lügen offensichtlich. Aber lassen wir das vorläufig!“ herrschte er den alten Mann an. Dieser senkte den Blick.

Mahrer überlegt.

„Sagen Sie, diese Dinge lagen einfach so im Schnee? Oder war da nicht noch ein Mantel dabei?“

Er bekam einen roten Kopf. „Naja, ja da ist auch noch ein Mantel. Es ist ein schwarzer sehr warmer Mantel, ich dachte den brauchen Sie ja nicht und der Tote auch nicht mehr! Ich habe ihn bei meiner Schlafstelle gelassen und die alte Milli passt drauf ab, sonst stehlen ihn mir die anderen!“, er jammerte fast.

Kommissar Mahrer tat er fast leid. Er konnte verstehen, dass dieser alte Mann, da nicht widerstehen konnte, aber er brauchte natürlich auch den Mantel.

„Es tut mir leid! Aber wir brauchen auch diesen Mantel! Wo ist denn ihr Schlafplatz?“

Der alte Mann druckste herum.

„Ach, ich will das nicht bekannt machen, wir werden sowieso immer wieder vertrieben und der ist wirklich gut…“, sagte er weinerlich.

„Naja, vielleicht brauchen wir ja noch etwas von Ihnen, wo können wir Sie denn erreichen?“

„Derzeit jeden Tag vor dem Rathaus. Ich sammle dort Bierdosen und Flaschen und verdiene mir da ein wenig Geld damit. Im Zentrum der Vinci-Gemeinde, da kennen sie mich auch. Dort kann ich hin und wieder schlafen, wenn was frei ist. Dort könnten Sie mir eine Nachricht hinterlassen!“

Mahrer notierte sich das und blickte ihn dann sinnend an.

„Kennen Sie eigentlich die Anlaufstelle für Obdachlose im sechsten Bezirk namens Gruft?“

„Ja, natürlich!“, sagte er.

„Dort bitte bringen Sie morgen den Mantel hin! Wir werden ihn abholen lassen!“, bat er ihn.

Der alte Mann nickte ergeben. Dann blickte er hoffnungsvoll auf Mahrer.

„Und wo bekomme ich nun meine Belohnung?“, fragte er.

Natürlich wusste Mahrer nichts von einer Belohnung, Da musste er noch mit Tom reden und ihn fragen, ob er dieses Gerücht auf dem Eislaufplatz verbreitet hätte. Aber er konnte dem hoffungsvollen Blick des alten Mannes nicht widerstehen, holt aus seiner Sakkotasche einen Schein heraus und schob ihn über den Tisch. Der Alte nahm ihn hastig und stopfte ihn in seine Umhängetasche.

„Sagen Sie Max, haben Sie irgendetwas oder irgendwen bemerkt? Ich meine so zwischen zwanzig und dreiundzwanzig Uhr herum? Nach den Spuren im Schnee zu urteilen, muss es sogar ein Gerangel gegeben haben, oder zumindest einen Streit?“

„Ist das die Tatzeit, ist er da ermordet worden?“, er schaute entsetzt.

„Ja, ungefähr, genau wissen wir das erst Morgen“.

„Ich weiß nicht, habe da nicht so darauf geachtet. Und die Musik ist ja immer sehr laut und ich höre schlecht! Aber ja, da waren zwei Männer, ich dachte die streiten sich, einer stupste sogar den anderen. Hat mich gewundert, waren beide irgendwie gut gekleidet, naja…… ich weiß nicht so recht!“

„Bitte Max, denken Sie nach! Waren sie gleich groß, mit Brille mit Bart….“, Mahrer schaute ihn eindringlich an.

„Nein keine Brille, aber ja der eine trug einen dunklen Bart… und hatte einen helleren Mantel an, so einen wie Kommissar Kolumbus, oder so ähnlich!“, erinnerte er sich plötzlich

„So einen wie Kommissar Columbo, aus dem Fernsehen?“

„Ja, genau! Kennen Sie ihn?“

„Nur vom Sehen!“, versicherte ihm Mahrer wahrheitsgemäß, „und wohin ging dieser Mann, oder Beide dann?“

„Das weiß ich nicht. Ich musste mich dann um etwas Trinkbares kümmern und als ich wieder hinschaute, sah ich keinen der Beiden. Wahrscheinlich lag der Andere schon tot im Schnee…“ flüsterte er dann erschrocken. Mehr war nicht zu erfahren.

Inspektorin Pohl notierte noch seine persönlichen Angaben, kopierte seinen Ausweis und geleitete ihn nach dem Protokoll über seine Aussage zum Aufzug.

Mahrer blickte ihm nachdenklich nach. Ein so alter Mann sollte in unserer Gesellschaft nicht in so unwürdiger Lage sein, so ohne Heim und Familie, auf der Straße! Er zuckte mit der Schulter, auf der anderen Seite, manche wollen es aber auch so!

Nun widmete er sich der Brieftasche und dem Pass.

Es war ein britischer EU-Pass, mit zahlreichen Ein- und Ausreisestempeln aus Nicht-EU-Ländern. Er war britischer Staatsbürger aber offensichtlich kein Diplomat, was die Lage um einiges leichter machte. Aber er war offenbar ein Mann, der viel herumreiste. Wahrscheinich muss man die Britische Botschaft von der Auffindung der Leiche benachrichtigen! Aber nicht sofort, nahm er sich vor. Er wird Morgen zu seinem Freund und Vorgesetzten mit den neuen Fakten gehen und er wird sich wahrscheinlich aufregen, dass er das noch nicht gemacht hatte! Das ergab einen Gewinn von mindestens vierundzwanzig Stunden! Er griff zum Telefon.

„Hallo Barbara, der Tote hat nun einen Namen, er heißt Peter Brainwick und ist Brite! Wir werden den Fund des Toten Morgen der Botschaft melden müssen und möglicherweise werden sie den Leichnam und vielleicht auch die Unterlagen sofort ausgefolgt bekommen wollen. Er dürfte zwar kein Diplomat gewesen sein, aber man kann nie wissen! Archiviere also so viel als möglich von den bisher gefundenen Daten und Proben, damit wir da keine Spuren verlieren!“

Barbara lachte.

„Danke, Name notiert. Du bist ja ein ganz Schlauer! Ja, natürlich mache ich!“, sagte sie dann und legte auf.

Es gab einige Visitenkarten, offensichtlich von Kollegen, einen Firmenausweis der Firma in der Nähe von London und ein schmales Adressbuch. Was nun aber noch fehlte, war eventuell ein Zimmerschlüssel, bzw. eine Schlüsselkarte von dem Hotel, wo er ja abgestiegen sein musste! Mahrer hoffte, dass sie das vielleicht in dem Mantel finden würden.

„Monika“, rief er ins Nebenzimmer, sie kam sofort.

„Ja Chef?“

„Unser Toter heißt Peter Brainwick und war Chemiker, was ich da so finden kann. Vielleicht kannst Du eruieren, ob es derzeit einen Chemiker-, oder Pharmakongress in Wien gibt und wo und ob da unser Mann Teilnehmer war?“

„Ja, mache ich!“, sagte sie und nahm ihm hinausgehen die leere Teetasse von dem Gast vorn vorhin gleich mit.

„Und bitte, mache das Fenster auf, ich brauche frische Luft! Der heiße Tee mit Zutat hinterließ sein Odeur! Und bitte leite das Handy an die Techniker weiter, sie sollen es auswerten und wieder zurückbringen!“, bat er sie lächelnd.

Dann nahm er sich die Brieftasche vor.

Sie war aus sehr feinem Leder und hatte vorne rechts unten ein goldenes Monogramm „PB“. Sie enthielt auch zwei Bilder, eines zeigte den Toten mit zwei Jungs, so zwischen zwölf und vierzehn Jahren und ein Bild einer schönen Frau, so um die Fünfzig, sehr elegant und vornehm aussehend. Rückwärts stand „With Love Julie“

Verschiedene Visitenkarten und einen Terminkalender, den man aufschlagen konnte, der übervoll mit Namen und Terminen war. Mahrer suchte den gestrigen Tag.

Ah, da war an den vergangenen drei Tagen, Montag bis Mittwoch (der Todestag) immer das Gleiche eingetragen

Pharmakologie-Kongress Arsenal 10:00h – 16:00h incl. Lunch.

An den Tagen Montag und Dienstag verschiedene Telefontermine mit Telefonnummern, nach den Vorwahlen zu schließen in verschiedenen Ländern, aber drei Mal war auch eine Wiener Telefonnummer dahinter der Buchstabe “IP“.

Er hatte also jeden Tag mit dieser Nummer gesprochen! Man musste das dann mit dem Mobiltelefon vergleichen.

Der Todestag war ebenfalls voller Termine und Anmerkungen unter anderem eine bisher nicht aufscheinende Wiener-Telefonnummer für 17:00h /N und war rot eingekreist. Dieser Notizblock wird voraussichtlich noch eine Menge Arbeit machen, seufzte Mahrer innerlich.

Für den Abend stand dann 20:00h Dinner/Hilton. Das war dann vielleicht dieses auserwählte Abendessen, das Barbara bereits analysiert hatte.

„Monika!“, rief er wieder einmal nach seinem Inspektor.

„Ja, Chef!“

„Du kannst das Suchen teilweise abbrechen. Er ist Chemiker und hat an dem Pharmakologen-Kongress im Arsenal teilgenommen und das Abschiedsdinner fand im Hotel Hilton beim Heumarkt statt., Das wissen wir nun einmal Und es kann ja nicht schwer sein, festzustellen, wo die Teilnehmer genächtigt haben. Ich nehme an, dass das auch das Hilton war!“, informierte er sie.

„Ja, das kann sein. Ich werde sofort das Hotel kontaktieren. Sollten die Teilnehmer dort genächtigt haben, hoffe ich, dass die nicht schon alle abgereist sind, da ja der Kongress nur bis gestern gedauert hat!“ sagte Monika sehr skeptisch.

„Oh Schreck, ja, da kannst Du Recht haben. Rufe bitte gleich an und eruiere die eventuelle Zimmernummer unseres Toten und bitte gleichzeitig, dass sie das Zimmer nicht räumen oder reinigen sollen, sonst gibt es da keine Spuren mehr. Außerdem, können sie Dir eventuell auch sagen, ob noch Teilnehmer im Hause sind, sie sollen auf uns warten!“ Mahrer hatte es plötzlich sehr eilig.

Als er aus der Garage auf die Straße fuhr, stellte er entsetzt fest, dass eine ganze Meute von Journalisten und Fotografen vor dem Gebäude waren, die Presse hatte offenbar bereits Wind bekommen! Und mitten unter ihnen gab sich Max redselig und sonnte sich in den Blitzlichtern.

`Das könnte sein Todesurteil sein`, durchfuhr es Mahrer. Wer weiß, was er so erzählte, wenn er sich brüstete, dass er vielleicht den Mörder sah!! Er blieb am Straßenrand stehen und rief Inspektor Thomas Bauer an.

„Tom, wo bist du?“

„Ich bin beim „Wiener Eistraum“ vor dem Rathaus, ich versuche noch Informationen zu bekommen, ist aber schwierig, da ja das Publikum oft fast stündlich wechselt und die Budenbesitzer in den Buden drinnen stehen und doch ein begrenztes Blickfeld haben. Außerdem wechselt auch das Personal fast täglich“.

Er informierte ihn über die Prahlerei vor der Polizeidirektion von Max und bat ihn, diesen sofort in Schutzhaft nehmen zu lassen und dann ins Hotel Hilton zu kommen.

Durch den Anruf von Inspektorin Pohl war man schon informiert und aufgeschreckt. Es stellte sich heraus, dass die Teilnehmer des Pharmakologie-Kongresses tatsächlich im Hotel Hilton abgestiegen waren. Das Positive dabei war, dass der Organisator dieses Kongresses noch hier war. Aber es ist ungefähr die Hälfte der Teilnehmer bereits abgereist.

Der Manager des Hotels war total „echauffiert“ wie man so in Wien sagt und beteuert, dass das Hotel da in keiner Weise involviert ist!

„Bitte, Herr Direktor, regen Sie sich nicht so auf. Niemand sagt, dass das Hotel irgendeine Schuld trägt“, versuchte ihn Mahrer zu beruhigen, „wie darf ich Sie ansprechen, wie ist Ihr Name?“

„Isidor Kehlmann!“, er verneigte sich und überreichte Mahrer eine Visitenkarte. Also Isidor war einmal was Anderes! Nach dem Klang und dem Dialekt seiner Stimme nach, war er kein Wiener, sondern Deutscher.

Der Organisator der Gruppe war da wesentlich ruhiger und bot seine Hilfe an. Einen Schwierigkeitsgrad hatte die Sache, er sprach nur sehr schlecht Deutsch, dafür aber Englisch und Französisch! Sein Büro hatte die Zentrale in London und von dort aus, wurde das auch organsiert.

„What´s your name please, Sir?“, fragte Mahrer. Sein Englisch war doch irgendwie eingerostet, doch er hoffte, dass er sich verständigen wird können! Es war auf jeden Fall besser als sein Französisch!

„William Busch!“, sagte er und deutete eine Verbeugung an.

“Can you give me a list of all particepants?” bat ihn Mahrer, es war unbedingt nötig, dass er eine Teilnehmerliste bekam.

Mr. Busch versprach, sie sofort auszudrucken und verschwand für eine Weile.

Nun wandte sich Mahrer wieder dem Direktor zu.

„Welche Zimmernummer hatte Mr. Brainwick?“ fragte er ihn.

„Der Professor hat.. er hatte Zimmer 314, im dritten Stock“, sagte er.

Ob der Direktor nun zu allen Wissenschaftlern automatisch Professor sagte, oder der Tote tatsächlich ein Professor war, wird sich noch herausstellen!

„Ich muss Sie bitten, das Zimmer nicht mehr betreten zu lassen, außer von unserer Truppe von der Spurensicherung, die alles Relevante mitnehmen und auch das Zimmer nach Spuren untersuchen wird! Kann ich bitte die Schlüsselkarte haben?“

„Ja, geht in Ordnung, ich habe schon mit den Zimmermädchen gesprochen, denn das Erste ist immer, die Betten abzuziehen und die Handtücher aus den Badezimmern zu entfernen!“, nickte er und übergab Mahrer die Schlüsselkarte.

Mahrer und Tom fuhren mit dem Lift in den dritten Stock und öffneten mit der Schlüsselkarte das Zimmer.

Das Zimmer war geräumig und offensichtlich noch nicht endgereinigt worden. Das Bett und das Bad waren unbenutzt, da er ja erwiesener Maßen seine letzte Nacht in der Pathologie verbracht hatte, wie Mahrer innerlich sarkastisch feststellte.

Ein offener Reisekoffer erregte sein Interesse. Sein Inhalt zeigte von einem sehr ordentlichen Mann, es waren auch noch zwei unbenutzte Hemden da, ein offensichtlich ungelesenes Buch und ein Tonbandgerät und die übliche Unterwäsche. Es war alles sorgfältig gefaltet, ja, fast liebevoll! Wahrscheinlich von weiblicher Hand, stellte Mahrer leicht lächelnd fest.

Auf dem kleine Sekretär Möbel mit dem Telefonanschluss lagen zwei Blöcke, sie schienen unbenutzt, es fehlten aber die oberen Seiten. Es lag ein Kabel da, aber kein Tablett, oder Laptop.

“Tom, hier sollte doch ein Laptop sein, oder ein Tablett, oder?“

„Ja, wahrscheinlich schon, sonst wären da ja keine Kabel!“, bestätigte auch Tom.

„Kann das jemand entfernt haben? Wir sollten den Direktor fragen, ob es außer dieser einen Schlüsselkarte und der Karte des Opfers noch welche gab!“

Wie gerufen stand der Direktor plötzlich in der Türe.

„Konnten Sie etwas finden?“, fragte er mehr besorgt, als neugierig.

„Bisher nicht, aber die Spurensicherung wird da noch alles absuchen. Bitte bleiben Sie draußen und bitte rühren Sie nichts an! Sie sehen ja, wir tragen beide Gummihandschuhe und auch an den Füßen Überzüge!“ rief er, da der Direktor Anstalten machte, in den Raum zu kommen.

Direktor Kehlmann blieb sofort erschrocken stehen.

„Sagen Sie Herr Direktor Kehlmann, wer hat da aller einen Schlüssel für die einzelnen Zimmer?“, fragt er ihn

„Also, eine bekommt der Gast beim Einchecken. Auf Verlangen, wenn er in Begleitung kommt, auch einen zweiten. Für jedes Zimmer gibt es generell drei Schlüsselkarten. Die restlichen Schlüssel bleiben in der Rezeption. Das Reinigungspersonal und die Zimmermädchen haben Generalkarten“, sagte er.

„Da die Karten ja elektronisch sind, kann man sicher auch feststellen, wann die Zimmer betreten und wieder verlassen werden, oder nicht?“, fragte ihn Mahrer.

„Ja, das kann man. Wollen Sie vielleicht ein Protokoll über dieses Zimmer, ich lasse es dann ausdrucken?“

Natürlich wollte Mahrer das.

„Ja, bitte, das hätte ich sowieso verlangt!“, bedankte er sich. „sagen Sie, hier müsste ein Laptop gestanden haben, wie das Kabel zeigt. Der ist aber nun nicht mehr da!“

„Also zur Hotelausrüstung gehört kein Laptop, der müsste dann vom Professor selbst gewesen sein!“, schaut er ratlos.

In diesem Moment kam auch schon der Trupp von der Spurensicherung und Mahrer und Tom verließen das Zimmer. Mahrer bat noch den Leiter des Trupps, ihm alles, was hier gefunden wurde in seinem Büro abzugeben!

In der Lobby hatten sich in der Zwischenzeit einige der Teilnehmer versammelt und debattierten offensichtlich sehr betroffen den Vorfall. Einige der Handkoffer waren in einer Ecke zusammengestellt, bereit für den Bus, der sie zum Flughafen bringen sollte.

Der Reiseleiter hatte die Gruppe zusammengerufen und versuchte sie zu beruhigen, bzw. mit den spärlichen Informationen, die er hatte, zu füttern.

Als Mahrer die Lobby betrat standen einige auf und kamen auf ihm zu. Sie wollten mehr wissen. Es waren vorwiegend Englisch sprechenden Teilnehmer, aber auch welche aus dem deutschen Sprachraum.

Er bat William Busch, den Reiseleiter sprachlich auszuhelfen, da er doch Bedenken hatte, dass sein Englisch hier genügen würde.

Es gab im Hintergrund eine Art Podium, vielleicht für Musik oder auch Ansprachen, das er nun erklomm.

„Meine sehr geehrten Damen und Herren! Mein Name ist Dr. Georg Mahrer, ich bin von der Mordkommission in Wien und muss Ihnen leider mitteilen, dass einer Ihrer Mitteilnehmer an diesem Kongress gestern Abend ermordet wurde. Er wurde im Rathauspark, wo derzeit der jährliche „Wiener Eistraum“, das ist Schlittschuhfahren quer durch den winterlichen Park, stattfindet. Er wurde um ca. 23:00h erstochen im Schnee liegend, hinter einer Parkbank gefunden!“, er holte Luft und es ging ein Raunen durch die Menschen im Raum.

Für die Englisch sprechenden Teilnehmer übersetzte Reiseleiter Busch.

„Es tut uns leid, dass wir Sie da eine Weile zurückgehalten haben, aber wir hoffen, dass sich betreffend Ihrer Rückflüge keine größeren Probleme ergeben. Unsere Beamten werden nur noch ihre Personalien aufnehmen und dann können sie gehen. Leider sind ja schon einige Damen und Herren, die mit PKW anreisten, heute bereits in der Frühe abgereist, mit denen werden wir uns in Verbindung setzen müssen. Ich habe nur eine Bitte, sollten Sie irgendeine Beobachtung gemacht haben, sollten Sie irgendetwas über den Vorfall wissen, dann teilen Sie es uns nun mit!“, er blickte in die Runde, während der Reiseleiter übersetzte.

Er sah größtenteils ratlose Gesichter, auch einige ablehnende. Das waren immer jene Zeugen, die nie in etwas hinein gezogen werden wollten.

Ein Mann jedoch erhob sich und kam nach vorne und wandte sich an William Busch. Dieser nahm ihm zur Seite und führte ihn zu Mahrer,

Es stellte sich heraus, dass er ein Mitarbeiter von Professor Brainwick (er war also tatsächlich Professor an der Oxford-University für Pharmalogie und Chemie) ist. Sie arbeiten beide gemeinsam in der Pharmafirma Med-Pro in London und wurden von dieser Beide zu diesem Kongress geschickt.

Er wirkte erschüttert. Und er sprach Deutsch!

“Sie sind ein Mitarbeiter von Peter Brainwick? Wie ist ihr Name?“, fragte ihn Mahrer erleichtert.

„Ja. Mein Name ist Charles Burger, Dr. Charles Burger, mein Vater war Wiener!“, sagte er lächelnd.

„Oh, das ist ja schön! Ihr Deutsch ist gut, was mich besonders freut, weil mein Englisch nicht so gut ist!“, er reichte ihm die Hand, „Sie haben mit Prof. Brainwick zusammen gearbeitet? Woran?“

„Ja, wir sind eine internationale Pharmafirma. Wir entwickeln Medikamente, besonders für seltene Krankheiten und sind da bereits seit fünf Jahren ein einem sehr erfolgversprechenden Mittel dran. Wir stehen kurz vor dem Durchbruch und es gibt schon Ergebnisse aus dem Labor und es wurden auch Tests erfolgreich durchgeführt. Herr Prof. Brainwick hat dieses Medikament auf diesem Kongress vorgestellt und großes Interesse erweckt. Ich habe da einen wesentlichen Anteil daran und nun weiß ich nicht, wie es weitergehen wird!“, es klang Mutlosigkeit aus seiner Stimme heraus.

„Wann haben Sie Mister Brainwick das letzte Mal gesehen oder gesprochen?“

„Wir sind beim Lunch nebeneinander gesessen, da haben wir uns dabei auch unterhalten. Danach hatte der Professor seinen Vortrag und ging zum Podium, ich blieb am Tisch sitzen.“, sagte er beunruhigt.

„Ich habe einen Eintrag in seinem Terminkalender gefunden, da steht ein Termin um 17:00h eingetragen mit den Buchstaben „IP“. Könnten da Sie gemeint sein?“

Mahrer kam es vor, als würde sein gegenüber ein wenig zusammenzucken.

„Ahja, möglich!“, räumte er ein. Doch war ein kleines Zögern in seiner Stimme.

„Und? Fand dieser Termin statt?“

„Es war kein direkter Termin, wir haben uns in der Lobby nach den Vorträgen kurz getroffen, doch der Professor brach dann ab, da ihm angeblich etwas dazwischenkam“, sagte Burger.

„Worum wäre es denn da gegangen?“

„Eben um den neuesten Stand der Entwicklung des Wirkstoffes, wir wollten ein gemeinsames Statement machen und unsere Firma wollte sich danach um die Patente kümmern, doch dazu kam es nicht mehr!“, sagte er mit Bedauern in der Stimme.

„Über den Inhalt des Gespräches gibt es wohl keine Zeugen?“, fragte Mahrer.

„Nicht direkt, wir saßen kurz dort am Fenster, in der Nische. Kann sein, dass jemand am Nebentisch etwas gehört hat, aber wieso ist das interessant für Sie?“, fragte Burger erstaunt.

„Reine Soutine, reine Routine“, murmelte Mahrer und machte sich Notizen, „und wie sind Sie dann verblieben?“

„Wir wollten das in London klären, wenn wir wieder zurück sind!“, erwiderte Charles Burger, “es war dann aber so, er kam auch nicht zum Abschlussdinner! Sein Platz neben mir blieb mir leer. Ich denke, dass er jemand traf und mit diesem dann zu Abend aß! Vielleicht jener Termin, den Sie im Terminplaner gefunden haben. Ich habe ihn dann auch nicht mehr gesehen, auch nicht beim Frühstück. Und dann sind ja schon Sie gekommen!“, sagte er mit leiser Stimme.

„Kam Ihnen das nicht seltsam vor?“

„Nein, eigentlich nicht. Der Professor war immer mehr ein Einzelgänger und man musste das so hinnehmen. Da er mir ja am Nachmittag, als wir das Gespräch hatten sagte, dass er leider was Anderes vorhat, war das für mich in Ordnung!“

„Herr Dr. Burger, reisen Sie mit den anderen Teilnehmern auch heute ab? Ich hätte eigentlich gerne, dass Sie Ihren Kollegen identifizieren“.

„Nein, ich bleibe noch eine Woche in Wien. Wie gesagt war mein Vater ja Wiener und ich werde bei den Großeltern in Purkersdorf einige Tage verbringen und auch Freunde treffen. Ein kleiner Familienbesuch, sozusagen!“, lächelte er fast verlegen, „wo soll ich mich denn für die Identifikation melden?“

„Das ist gut für uns, falls wir noch Fragen haben sollten. Bitte geben Sie meinem Kollegen die Adresse und Telefonnummer ihrer Großeltern, sowie Ihre Handy-Nummer und nehmen Sie bitte hier meine Karte, sollte Ihnen noch etwas einfallen. Mein Kollege wird Ihnen genau sagen, wo Sie sich für die Identifizierung einfinden können!“, er überreichte ihm seine Karte und wandte sich ab.

Aus dem Augenwinkel sah er noch, wie Charles Burger von der Kleiderablage einen Regenmantel nahm und sich nochmals setzte, als würde er auf jemand warten. Irgendetwas störte ihm plötzlich. Was war es nur?

Inspektor Thomas Bauer war mit einer Gruppe von drei Männern im Gespräch, winkte ihm zu und so vergaß er, worüber er gerade nachdachte. Er ging zu der Gruppe hinüber.

„Chef, diese drei Herren sind von einer Schweizer Pharmafirma, die ebenfalls gemeinsam zu den Vorträgen kamen. Sie haben eine sehr interessante Beobachtung gemacht.“, sagte Tom und stellte Mahrer die drei Herren einzeln vor.

Einer der Männer erzählte, dass er den Toten am Morgen noch vor dem Frühstück im Flur lautstark telefonieren sah und dieser mehrmals verneinende Antworten gab und erregt mit dem Kopf schüttelte. Er wurde dabei immer lauter und schien sehr erregt zu sein.