Mord im Prater - Joana Angelides - E-Book

Mord im Prater E-Book

Joana Angelides

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  • Herausgeber: BookRix
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Ein Vater ermordet zwei seiner Töchter, nur um eines alten Familiencodex wegen, für den er sich verantwortlich fühlt. Er lebte Zeit seines Lebens im Glauben, dass eine adlige Abstammung dazu berechtigt, sich als Richter über  Anstand und Moral aufzuspielen. Zwischen beiden Morden liegen zehn Jahre, doch Kommissar Georg Mahrer und sein Team erkennen die Zusammenhänge und überführen ihn. So konnten sie einen alten, offenen Fall und den aktuellen gleichjzeitig durch genaue und aufreibende Polizeiarbeit aufklären.  Und wenn Du lange genug in einen Abgrund bickst, blickt der Abgrund auch in Dich hinein. (Friedrich Nietzsche)

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Joana Angelides

Mord im Prater

Der Fluch des Codex

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Mord im Prater

Es war mittwochmorgens und ein wundervoller Sommertag. Außerdem lockte das nahe Wochenende und Dr. Georg Mahrer, Kommissar der Mordkommission der Polizeidirektion Wien freute sich schon auf drei freie Tage, die er mit Dr. Barbara Rauch, der Pathologin, verbringen kann. Sie planen einen Kurzausflug in die Wachau an der Donau, Barbara hat dort schon ein Zimmer ab Donnerstag bestellt.

 

Leise vor sich hin pfeifend fuhr er den Lift hinauf zu seinem Büro. Als sich die Lift Türe öffnete stand Inspektor Thomas Bauer genau davor.

 

„Guten Morgen Chef! Sie brauchen gar nicht erst auszusteigen es gibt Mordalarm Im Prater!“, sagte er.

 

„Oje, gut, dass ich noch eine zweite Tasse Kaffe zu Hause getrunken habe!“, sagte Mahrer lächelnd, „informieren Sie mich unterwegs.“

Der Lift fuhr wieder abwärts.

 

„Es wurde in einem der Waggons vom Riesenrad eine weibliche Leiche gefunden. Die Leiche weist eine offene Wunde am Hinterkopf auf. Das ist wahrscheinlich auch die Todesursache. Aber wir werden mehr wissen, wenn die Leiche durch Frau Dr. Rauch untersucht wurde. Sie ist auch schon mit der Spurensicherung unterwegs, wir werden sie dort treffen“

 

„Weiß man schon, wer die Frau ist?“, fragte Mahrer, während sie in der Garage in den Wagen einstiegen.

 

„Nein, ich glaube nicht. Aber vielleicht hat man inzwischen ihre Handtasche gefunden. Angeblich lag keine daneben, was ja für Frauen ganz ungewöhnlich ist!“

 

„Und wer hat sie gefunden?“

 

„Der Betreuer des Riesenrades, er nimmt das Rad am Mittwoch immer um 10:30h in Betrieb ist aber immer schon viel früher da, um alles zu kontrollieren. Und bei dieser Kontrolle hat er die Leiche entdeckt. Aber Näheres weiß ich auch nicht. Wir werden ihn aber befragen!“, ergänzte Tom seine Angaben.

 

„Das Riesenrad wird täglich um 10:30h in Betrieb genommen?“ fragte Mahrer.

 

„Nein, da gibt es unterschiedliche Zeiten, glaube ich. Wir werden das noch genau eruieren!“

 

Am Platz wo das Riesenrad stand, war bereits alles abgesperrt, aber trotzdem gab es eine Menge Schaulustiger.

 

„Die Leute sollen da weg, gibt ja nichts zu sehen!“, sagte Mahrer zu einem der Beamten.

 

Neben dem, nun untenstehenden Waggon stand ein Mann mittleren Alters mit einer Fantasieuniform und blickte fassungslos auf die Szene im Inneren des Waggons, wo Dr. Barbara Rauch bereits damit beschäftigt war, die am Boden liegende Leiche zu untersuchen. Auf der Plattform zum Einstieg standen auch einige Männer der Spurensicherung, sie warteten bis die Leiche freigegeben wird. um sie abzutransportieren. Erst dann konnte man nach Spuren suchen.

 

Mahrer ging an ihnen vorbei und stand neben der Pathologin.

 

„Hallo, Barbara, Guten Morgen!“, begrüßte er sie lächelnd und zwinkerte ihr zu.

 

„Guten Morgen, Herr Kommissar! Du kommst gerade zur rechten Zeit! Nach der ersten Beschau kann ich sagen, die Frau wurde so zwischen Mitternacht und fünf Uhr morgens ermordet. Sie bekam einen harten Schlag am Hinterkopf ab und dürfte sofort tot gewesen sein. Ihr Hinterkopf weist eine große Wunde auf und es ist einige Gehirnmasse ausgetreten!“

 

„Das muss aber von einer kräftigen Person getan worden sein, oder?“ fragte Mahrer.

 

„Ja, mit großer Wucht und wahrscheinblich auch mit großer Wut! Näheres kann ich Dir erst nach der Obduktion sagen!“ sagte sie. Dann erhob sie sich und trat etwas näher an Mahrer heran.

„Das Zimmer in Rosatz kann ich wohl wieder abbestellen?“ fragte sie leise, mit Bedauern in der Stimme.

 

Mahrer raunte ebenso leise zurück:

 

„Ja leider!“

 

„Es handelt sich um eine junge Frau, so zwischen zwanzig bis dreißig Jahren. Sie scheint sehr gepflegt zu sein und auch ihre Kleidung scheint nicht von der Stange zu sein. Ist also keine Obdachlose, obwohl sie ein wenig schmuddelig aussieht. Eher so, als wäre sie einige Tage nicht zu Hause gewesen! Da wäre noch etwas zu sagen, der Leiche wurde postum ein Finger abgeschnitten!“, sagte sie noch und stieg die kleine Stufe vom Podest hinunter.

 

Mahrer zuckte zusammen, Tom merkte es erstaunt.

 

„Welcher Finger?“, fragte er hastig

 

„Der Ringfinger der rechten Hand!“, sagte die Pathologin, „wieso ist das wichtig?“

 

„Ja, sehr. Erkläre ich Dir im Büro! Kann man auch sagen, womit der Finger abgeschnitten wurde?“

 

„Wenn ich mir das so ansehe, tippe ich bei der jetzigen Toten auf eine Baumschere. Die hat die Kraft und Beschaffenheit um den Knochen und das Fleisch zu durchschneiden. Mit einer normalen Schere oder einem Messer geht das fast gar nicht! Das ist hier ein glatter Schnitt! Wie das bei der ersten Toten war, weiß ich nicht. Das müsste im Akt stehen“, erklärte Dr. Rauch.

 

Mahrer trat zur Seite und ließ die Männer mit der Metalltrage vorbei, die nun den Leichnam hineinlegten und wegtrugen. Er warf dann einen Blick in das Innere des Waggons und wunderte sich, wie groß und geräumig diese Gondeln, so aus der Nähe betrachtet eigentlich waren. Dann drehte er sich um und ging ebenfalls vom Podium hinunter, um die Leute von der Spurensicherung nicht zu stören.

 

„Ich will möglichst viele genaue Fotos und die so rasch als möglich auf meinem Schreibtisch!“, rief er noch in den Waggon hinein.

 

 

Inspektor Thomas Bauer kam von dem Zeugen, der die Leiche fand wieder herübergelaufen und schaute ihn fragend an.

 

„Wollen Sie mit dem Mann sprechen, der sie gefunden hat?“, fragte er.

 

„Ja, unbedingt! Wie ist sein Name?“

 

„Er heißt Imre Bayos, ist eigentlich Ungar, aber schon sehr lange in Wien und betreut das Riesenrad seit ca. 15 Jahren! Er schaut ein bisschen wie der „Zigeunerbaron“ aus der Operette aus. Dass er Ungar ist, merkt man sofort an seinem Akzent! Die Ungarn bringen diesen Zeit ihres Lebens nicht an! Sie wissen, wie das ist, einmal Magyar, immer Magyar.“, lachte Tom. „übrigens was hat es mit dem Finger auf sich, Sie schienen überrascht und elektrisiert zu sein?“, fragte er neugierig.

 

„Vor ca. zehn Jahren hatten wir schon einmal einen Mordfall! Es war ebenfalls ein junges Mädchen, das wir tot auffanden und ihr fehlte ebenfalls der Ringfinger der rechten Hand. Der Mord wurde glaube ich niemals aufgeklärt. Der damalige Leiter, Oberkommissar Leitgeb war da sehr engagiert und es hat ihn so sehr belastet, dass er den Mörder nie fand, dass er in Pension ging! Wenn wir im Büro sind, müssen wir uns diesen Akt beschaffen. Der Name des Mädchens war Burger, oder Berger oder so ähnlich…“ sinnierte er vor sich hin.

 

Der Zeuge sah ein wenig mitgenommen aus. Der Leichenfund hatte ihn offenbar erschüttert. Es war ein Mann, so in den Fünfzigern, mit einem buschigen Schnurbart und schwarzen Haaren, die mit grauen Strähnen durchzogen und lockig waren! Mahrer musste ein wenig lächeln, er sah tatsächlich wie der „Zigeunerbaron“ mit seiner Fantasieuniform aus! Vielleicht war er ein wenig schlanker als die Operettenfigur!

 

„Sie sind Herr Imre Bayos und arbeiten hier direkt am Riesenrad?“, fragte er ihn dann.

 

„Jo, seit fünfzehn Jahren, war nie auch nur einen Tag krank, und es ist die erste Leiche, die ich finde! Igen“, sprudelte es aus ihm heraus. Es klang als würde er sich die Schuld geben, dass das Mädchen tot ist.

 

„Guten Tag! Ich bin Kommissar Mahrer und leite hier die Untersuchung. Herr Bayos, das glaube ich Ihnen natürlich! Man findet ja nicht alle Tage Leichen an seinem Arbeitsplatz!“, beruhigte ihn Mahrer.

 

Imre Bayos nickte.

 

„Haben Sie die Tote schon einmal gesehen, arbeitete sie auch hier, oder generell irgendwo im Prater?“

 

„Nein, ich habe sie noch nie gesehen und ich glaube auch nicht, dass sie im „

 

„Werden denn die Waggons in der Nacht nicht versperrt, kann es sein, dass sie einer der letzten Benützer war?“

 

„Nein, das kann nicht sein. Die Waggons sind nachts versperrt, das heißt, wenn die Türe geschlossen wird, dann schnappt ein Schloss ein, dass man nur von außen öffnen kann, damit niemand während der Fahrt auf die Idee kommt, die Türe zu öffnen! Bevor ich das Riesenrad ganz zum Stillstad bringe, lasse ich es einmal durchlaufen, kontrolliere jeden Waggon und schaue, ob sich noch jemand darin befindet! So auch gestern abends. Die Waggons waren alle leer! Dann habe ich den Strom abgeschaltet!“ sagte er selbstbewusst.

 

„Der Waggon mit der Leiche befand sich also wo heute Morgen?“ wollte Mahrer wissen.

„Der befand sich genau hier, bei der Einstiegsrampe, verschlossen und auf den ersten Blick, leer! Erst als ich genau hineinschaute, sah ich sie da liegen, ich bin sehr erschrocken! Igen!“

„Wie spielt sich das normaler Weise ab. Das Riesenrad dreht sich ja nicht dauernd, die Leute müssen ja ein- und aussteigen?“

 

„Ja genau. Es dreht sich nur langsam und immer wenn ein Waggon unten ankommt, steigen Leute aus und neue wieder ein. Da steht es dann so lange. Dann geht es wieder weiter!“

 

„Wie lange dauert so eine Fahrt?“

 

„Die Umfangsgeschwindigkeit des Riesenrads beträgt maximal 0,75 Meter pro Sekunde also 2,7 Kilometer pro Stunde, die Zeit für eine vollständige Umdrehung beläuft sich somit theoretisch auf 255 Sekunden. Die tatsächliche Dauer für eine Umdrehung ist wesentlich länger und hängt vom Passagieraufkommen ab, da im längsten Fall das Riesenrad jeweils nur um die Wegstrecke zwischen zwei Waggons weiterbewegt wird, um die Passagiere ein- und aussteigen zu lassen, wie bereits gesagt!“

 

„Das haben Sie schön gesagt“, lobte ihn Maher, „wie auswendig gelernt!“

 

„Habe ich auch, manche Passagiere wollen das nämlich auch wissen und stellen immer die gleichen Fragen, wie Sie eben!“, lächelte Imre.

 

„Was kostet so eine Fahrt?“, wollte Mahrer noch wissen.

 

„Erwachsenen 12,00 und Kinder 5,00 Euro, normaler Weise. Es gibt aber auch ermäßigte Karten und dann gibt es noch die Angebote für verschiedene Dinner. Das ist aber auch alles auf unserer Home-Page im Internet detailliert angeführt!“

 

„Gab es gestern solche Dinner?“, fragte Mahrer neugierig.

 

Imre runzelte die Stirn.

 

„Nein, aber vor zwei Tagen, am Montagabend Im Waggon Nr. 12!“, rief er dann erschrocken aus. Es war der Waggon, wo er heute die Leiche fand.

 

„Kann es sein, dass die Tote daran teilnahm und dann nachher ermordet wurde?“

 

„Ich weiß es nicht. Ich schaue mir die Leute ja nicht genau an! Ich kann mich aber auch nicht erinnern, sie in der Gruppe, die da einstieg, gesehen zu haben. Das Dinner war am Montagabend und rund um 22:00h zu Ende, danach wurde abserviert und gereinigt. Da war danach niemand mehr da!“

 

„Was war das für ein Dinner, privat, oder eine Firmenfeier?“

 

„Das war eine einfache Firmenfeier, mit maximal 15 Personen! Sie müssen wissen, das muss man immer vorher anmelden. Es gibt auch Luxus-Gondeln, auch Candle-Light Dinners. Da werden dann die normalen Gondeln ausgetauscht. Am Montag, das war eine einfache Firmenfeier!“

 

„Können Sie mir auch sagen, von welcher Firma?“ wollte Mahrer wissen.

 

„Nein, da müssen Sie im Büro nachfragen. Ich habe nur das Catering überwacht. Es gab ein Buffet und fünfzehn Sitzplätze“, sagte Imre ein wenig zögerlich, Mahrer hatte den Eindruck, er verschwieg irgend Etwas.

 

„Sie haben doch für die Ersatzwaggons und die Luxus- und sonstigen Waggons, eine Garage für Gondeln, die gerade nicht im Gebrauch sind?“ fragte Mahrer.

 

„Ja, natürlich!“, nickte Imre.

 

„Dann will ich, dass der Waggon mit der Nr. 12 abgehängt und dort separat abgestellt wird, er wird versiegelt und keiner darf hinein. Selbstverständlich erst wenn die Spurensicherung fertig ist. Haben Sie das verstanden?“, Mahrer schaute Imre eindringlich an.

 

„Ja, ja, natürlich…“, er nickte eifrig.

 

“Ich nehme an, dass Sie die Waggons, die benutzt werden, täglich reinigen? Wieviele Wagons sind denn da eigentlich immer im Einsatz?“.

„Es sind 15 Waggons, die in Betrieb sind und etliche andere in Reserve in der Garage. Und ja, wie bereits gesagt, wir reinigen und kontrollieren sie täglich!“ nickte er wieder.

 

Mahrer wandte sich nun an Tom.

 

„Ich denke, wir können es uns ersparen, die anderen Gondeln ebenfalls von der Spurensicherung untersuchen zu lassen. Der Betrieb ist solange eingestellt, bis der Waggon Nr. 12 abgekoppelt und in der Garage ist. Gehen Sie noch hinüber ins Büro des Riesenradbetreibers und deponieren Sie das dort auch. Außerdem bitten Sie, dass der Verantwortliche morgen bei uns in der Direktion zur Befragung erscheint. Vereinbaren Sie einen Termin. Mir erscheint es doch seltsam, dass niemand vom Management hier am Tatort ist, immerhin wurde eine Leiche vorgefunden!“, wunderte sich Mahrer und schüttelte den Kopf, „erscheint mir mehr als verdächtig!“

 

„Ja, mir auch!“, bestätigte Tom, „ich werde gleich hinübergehen. Sie können ruhig ins Büro fahren, ich fahre dann mit der Spusi mit und melde mich im Büro bei Ihnen!“

Dann drehte er sich um und ging über die Straße.

„Ja, ok! Noch etwas, bringen Sie bitte die Unterlagen der Vorbuchungen der letzten vier Wochen mit, vor allem jene, die in den letzten beiden Wochen getätigt wurden! Und noch eine Aufstellung über die Leute, da in dieser Riesenrad-Firma arbeiten!““, rief ihm Mahrer noch nach.

 

Tom hob die rechte Hand, ohne sich umzudrehen.

 

Es war ein heißer Tag, Es gab Duschen und Sprühregenalagen auf dem Platz vor dem Riesenrad, wo sich Kinder tummelten. Auch Hunde tollten herum und nutzten die Trinkbrunnen.

 

Tom schaute sich um, ob ihn jemand von der Truppe sehen konnte. Er zog sein Hemd und die Jeans aus und stellte sich unter einer der Duschen. Auf einer kleinen Bank lagen seine Mappe, sein Laptop und seine Kleidung, fein säuberlich zusammengelegt. Er wollte gerade seinen Slip zurechtrücken, als eine kleine Horde von Äffchen aus einer der Gehege neben einer der Loopingbahnen ausbrach. Sie liefen überall am Platz herum und nahmen alles in ihre Pfoten, was sie erreichen konnten. Das war zum Pech von Inspektor Tom aber sein Laptop! Sie liefen mit ihrer Beute kreischend davon und saßen nun ringsum auf den Buden und Bäumen und betrachtete ihre Beute.

 

Tom lief, ungeachtet, dass er fast nackt war, hinter dem Äffchen, das seinen Laptop hatte, her und es rutschte sein Slip und er konnte grade noch seine Beine befreien, bevor er stürzte. Doch das war nicht seine größte Sorge, sondern dass der kleine Affe seinen Laptop hatte und so lief er splitternackt über den Platz hinter dem Dieb hinterher, sehr zur Gaudi der Kollegen von der Spurensicherung und dem allgemeinen Publikum, Einige hatten ihre Handys gezückt und fotografierten diesen seltsamen Anblick!

 

Es gelang Tom letztendlich, dem Äffchen den Laptop zu entreißen. Nun erst bemerkte er die hämisch grinsenden Kollegen und das Publikum rundherum. Er raffte seine Habe, die Kleidung, Schuhe etc. zusammen und verschwand im Hause, wo sich das Büro der Riesen Rad GmbH befand. Dort fand er einen Waschraum und zog sich da an.

 

Inzwischen war Kommissar Mahrer wieder im Büro eingelangt und besprach ein Tonband mit den Ereignissen des heutigen Vormittags. Tom kam sehr gehetzt wirkend gegen Mittag auch und klopfte sofort an seiner Bürotüre.

 

„Chef, ich habe im Büro der Riesenrad-GmbH vorgesprochen. Der Geschäftsführer ist heute auf einer Geschäftsreise in Linz, die Eigentümer derzeit auf einer Donau-Kreuzfahrt! Der Geschäftsführer, Karl Trautmann wird morgen um ca. 10:00h hier bei uns erscheinen und all die verlangten Unterlagen mitbringen!“, sagte er, leicht außer Atem.

 

In diesem Moment merkte Mahrer Gelächter im Büro nebenan, wie die Kollegen lachend auf ihre Handys starren. Die Abteilung umfasste drei Büroräume, die miteinander verbunden und durch Glasscheiben getrennt waren. So konnte man besser kommunizieren!

 

„Was ist das für ein allgemeines Gelächter?“, fragte Mahrer verwundert.

 

„Ach nichts, nehme ich an. Irgendwas kommt über Youtube rein und alle sind kindisch und neugierig!“, versuchte Tom die Verschleierungstechnik.

 

Mahrer schüttelte den Kopf. Doch das Gelächter und telefonieren wurde nicht weniger. Er stand auf und deutete Inspektor Monika Pohl, sie solle reinkommen.

 

„Monika, habt Ihr nichts zu tun? Was soll ich Dr. Fuhrmann erzählen, wenn er jetzt reinkommt und Ihr starrt alle auf Eure Handys und kichert?“

 

Monika prustete noch immer.

„Chef, das müssen Sie sich ansehen, dann verstehen Sie uns auch besser!“, sagte sie noch immer lachend.

 

Sie hielt ihm ihr iPad hin. Mahrer starrte ungläubig darauf!

 

Irgendjemand hatte das Video, auf dem man sieht, wie Inspektor Tom Bauer nackt über den Platz vor dem Riesenrad einem Äffchen hinterherjagte, auf YouTube gestellt. Und es gab schon hunderte Zugriffe!

 

„Tom! Und das nennen Sie Nichts? Ja, um Gottes Willen was ist Ihnen denn da eingefallen?“, schrie er Tom an.

 

„Die Äffchen sind für eine Show derzeit im Prater und einige sind ausgekommen und sehr frech! Und einer hat meinen Laptop geschnappt und ist damit davongelaufen, da musste ich doch hinterher!“

 

„Nackt!???“

Tom stotterte herum, er versucht es zu erklären! Die Hitze, die Duschen, etc!!!

 

Mahrer konnte nun auch ein Grinsen nicht unterdrücken.

 

„Also, nun ist aber Schluss. Telefone sind aus und wir arbeiten wieder! Aber man sieht Tom ja meist nur von rückwärts, war er es wirklich?“, versuchte er einen Ausweg aus der peinlichen Lage.

 

Monika Pohl, setzte dem Ganzen noch den Gipfel auf.

 

„Natürlich erkenne ich ihn, sehen Sie das Muttermal auf der linken Po-Seite?“ fragte sie lachend.

 

Mahrer starrte sie an.

 

„Sie kennen die linke Po-Seite von Inspektor Tom Bauer?“, Mahrer wusste nicht, sollte er lachen oder ernst bleiben.

 

Monika hielt sich die Hand vor dem Mund.

 

„Also, ich wollte sagen…“ stotterte sie.

 

Mahrer machte eine abschließende Handbewegung.

„Schwamm über die Angelegenheit. So genau will ich das gar nicht wissen! Hier ist mein Tonband, schreiben Sie da bitte ein Protokoll, und ich bekomme drei Kopien!“

 

Dann scheuchte er alle aus seinem Büro. Dann verlor er sich in den Tiefen des Web

 

´Es war vor zehn Jahren, da gab es diesen Fall mit dem abgeschnittenen Ringfinger! Wer war da gleich der Leiter der Mordkommission? Er war sein Vorgänger! Ohja, es war Kommissar Leitgeb, Josef Leitgeb! ` fiel ihm wieder ein.

 

Nun fiel ihm wieder alles ein, Die beiden Fälle hatten wirklich einige Parallelen! Es war damals ebenfalls eine junge Frau so um die Dreißig herum, ihr fehlte ebenfalls der rechte Zeigefinger. Sie wurde ebenfalls erschlagen, mit einigen Schlägen auf den Kopf! Sie wurde allerdings nicht im Prater, sondern auf der Donauinsel hinter einem Baum und im Gebüsch, bedeckt mit Laub und Ästen, gefunden!

 

Er musste sich unbedingt Zugang zu den alten Akten beschaffen! Soweit er sich erinnern konnte, wurde dieser Mord nie aufgeklärt und war einer der Gründe, warum Josef Leitgeb damals frühzeitig in Pension ging.

 

Er griff zum Telefon und ließ sich von der Sekretärin seine Dezernatsleiter, Dr. Alex Fuhrmann, einen Termin geben.

Doch nach einer halben Stunde meldete sich Dr. Fuhrmann am Telefon.

 

„Georg, sag, brauchst Du etwas Dringendes von mir, Ich bin diese Woche sehr im Stress, können wir das nicht heute Mittag in der Kantine kurz besprechen?“

 

Kommissar Mahrer und Dr. Fuhrmann waren befreundet, auch deswegen, weil sie fast gleichzeitig im Apparat des Rechtstaates anfingen und beide sich von der Uni kannten, wo beide Jus studierten. Dr. Fuhrmann war damals ein junger Staatsanwalt.

 

„Ja, ok, Alex, ich brauch nur ein kleines ok für eine klitzekleine Sache von Dir!“, lachte Maher.

 

„Ohje, wenn Du das so als „kleine Sache“, betitelst und so nebenbei daherkommst, ist das sicher was Bedeutendes oder Illegales!“, lachte Dr. Fuhrmann.

 

„Alex, ich mache nie illegale Sachen!“, lachte nun auch Mahrer, „ist wirklich nur eine Kleinigkeit! Also gut, um Dreizehn Uhr?“

 

„Lieber wäre mir Zwölf Uhr, ich habe da noch einen Tennistermin mit einem Sektionschef aus dem Ministerium!“

Ahja, ist ja ein richtiges Tenniswetter heute. Und mit einem Sektionschef!!!

 

„Ja, ok! Dann um Zwölf!“, Mahrer legte auf.