Dr. Stefan Frank 2206 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2206 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Wie lange haben sich Jan und Lara auf diesen Tag gefreut! Endlich ziehen sie in ihr eigenes Haus. Den Bildern nach zu urteilen, muss die alte Villa in der Grünwalder Gartenstraße ein wahres Schmuckstück sein. Doch als sie dann vor dem verfallenen alten Gebäude stehen, müssen sie erkennen, dass sie das Opfer eines skrupellosen Immobilienhais geworden sind. Wie sollen sie diese Ruine je wieder in Ordnung bringen? Zum Glück sind die beiden jung, verliebt und voller Tatendrang, und so können staunende Passanten Tag für Tag bewundern, wie hinter der hässlichen Fassade ein wunderschönes Bauwerk zum Vorschein kommt ... Auch Stefan Franks Haushälterin Frau Quandt begutachtet eines Morgens das völlig veränderte Gebäude. Aber was ist das? Wieso kommen da dicke Rauschschwaden unter der Tür hervor? Es wird doch nicht brennen? Die netten jungen Leute sind doch noch darin! Lautstark schreit sie um Hilfe. Doch wird die noch rechtzeitig kommen? Und was wird aus Jans und Laras Traum?

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Inhalt

Cover

Impressum

Ein Haus für unsere Träume

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock/Goodluz

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-8387-4926-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Ein Haus für unsere Träume

Wie sich Jan und Lara ihren größten Wunsch erfüllten

Wie lange haben sich Jan und Lara auf diesen Tag gefreut! Endlich ziehen sie in ihr eigenes Haus. Den Bildern nach zu urteilen, muss die alte Villa in der Grünwalder Gartenstraße ein wahres Schmuckstück sein. Doch als sie dann vor dem verfallenen alten Gebäude stehen, müssen sie erkennen, dass sie das Opfer eines skrupellosen Immobilienhais geworden sind. Wie sollen sie diese Ruine je wieder in Ordnung bringen? Zum Glück sind die beiden jung, verliebt und voller Tatendrang, und so können staunende Passanten Tag für Tag bewundern, wie hinter der hässlichen Fassade ein wunderschönes Bauwerk zum Vorschein kommt …

Auch Stefan Franks Haushälterin Frau Quandt begutachtet eines Morgens das völlig veränderte Gebäude. Aber was ist das? Wieso kommen da dicke Rauschschwaden unter der Tür hervor? Es wird doch nicht brennen? Die netten jungen Leute sind doch noch darin! Lautstark schreit sie um Hilfe. Doch wird die noch rechtzeitig kommen? Und was wird aus Jans und Laras Traum?

„Pfui Teufel!“

Wie jeden Morgen, wenn sie frühmorgens auf dem Weg zu Dr. Stefan Frank war, dem sie nun schon seit vielen Jahren den Haushalt führte, wandte Frau Quandt, als sie in die Gartenstraße einbog, angeekelt den Kopf zur Seite und stieß diesen Ausruf aus.

„Pfui Teufel!“

Dabei war das Haus am Ende der Gartenstraße, dem ihr Missfallen galt, einmal ein wahres Schmuckstück gewesen. Aber das war lange her. Sehr lange.

Wehmütig erinnerte sich die Haushälterin an die herrlich duftenden Heckenrosen, die sich an der Holzfassade hinauf bis in den ersten Stock gerankt hatten. Rosa, weiß und dunkelrot waren sie gewesen und in der warmen Jahreszeit immer von Schwärmen summender Bienen, von dicken Hummeln und tanzenden Schmetterlingen umgeben.

Sie dachte an die bogenförmige dunkelgrüne Eingangstür, die immer wie frisch lackiert ausgesehen hatte. Zu beiden Seiten hatten zwei kugelförmig geschnittene Goldzypressen in großen Töpfen gestanden, und in dem gepflegten Vorgarten hatte es einen Orangenbaum gegeben – den einzigen Orangenbaum in ganz Grünwald, der im Sommer wie im Winter draußen stand und sogar Früchte trug. Eine ganze Menge an Pflege war nötig gewesen, um den Baum im nicht gerade südlichen Klima Grünwalds so groß und prächtig werden zu lassen.

Und die Blüten – du meine Güte! Wenn der Orangenbaum geblüht hatte, dann hatten sich die Leute vor dem Haus versammelt und den beinahe überirdisch lieblichen Duft eingesogen.

Herr Oswald, der Besitzer des Hauses, war dann oft herausgekommen und hatte gefragt: „Wollen Sie eine?“

Wenn Frau Quandt, früher, als sie noch jung gewesen war, mit ihrem Mann zum Tanzen ausgegangen war, hatte sie fast immer eine Orangenblüte im Haar oder auf dem Kleid getragen.

Das Schönste aber war das große bogenförmige Buntglasfenster unter dem Dach gewesen. Zusammengesetzt aus einem Mosaik unzähliger leuchtender Glasstücke hatte ein farbenprächtiger Engel über das Haus gewacht. Wenn die Sonne auf das Fenster geschienen und die Farben zum Leuchten gebracht hatte, dann hatte Frau Quandt sich manchmal eingebildet, der Engel würde seine Schwingen ausbreiten und in den Himmel fliegen. Dieser Anblick war erhebend gewesen, wenn sie zufrieden und glücklich gewesen war, und tröstend, wenn sie einmal Kummer gehabt hatte.

Wann immer sie an dem Haus vorbeigegangen war, hatte sie ein paar Worte mit dem Engel gesprochen. Leise natürlich, niemand wusste davon. Sie hatte ihm ihre Wünsche und Sorgen, ihre Hoffnungen und Träume anvertraut und ihn auch gelegentlich um ein kleines Wunder gebeten.

Schöne Erinnerungen waren mit dem Haus verbunden. Umso schmerzlicher war es für die Haushälterin, dass gerade dieses Gebäude heute der schlimmste Schandfleck in der ganzen Gegend war. Verlottert, verkommen, schmutzig und dem Verfall preisgegeben. Der Orangenbaum war verdorrt, und statt des Engels aus buntem Glas gähnte ein schwarzes Loch unter dem Dach, inzwischen nisteten sogar Tauben darin.

Die Heckenrosen – ein hässliches Gewirr aus vertrockneten, dornigen Ranken, die sich fast wie Krampfadern über die schmutzig weiße Holzfassade schlängelten – blühten längst nicht mehr, und die dunkelgrüne Tür war durch ein paar Bretter ersetzt worden, mit denen man den Hauseingang zugenagelt hatte.

Seit zehn Jahren – genau genommen seit Herr Oswald im Alter von fast hundert Jahren gestorben war – verkam das einstmals wunderschöne Haus zu einer Ruine.

Herrn Oswalds Erbe – ein Neffe, der sich nie besonders um seinen Onkel gekümmert hatte – hatte vermutlich zu lange überlegt, ob er darin wohnen, es vermieten oder es verkaufen sollte. Erst seit einem halben Jahr prangte ein großes „Zu verkaufen“-Schild an dem windschiefen verrosteten Gartentor. Aber jetzt war es wohl zu spät. Wer wollte schon eine solche Ruine kaufen?

„Pfui!“, sagte Frau Quandt noch einmal, als sie bereits an dem Haus vorüber war. Dann blieb sie plötzlich stehen und schüttelte den Kopf. War da nicht …? Nein! Vermutlich hatte sie sich getäuscht.

Trotzdem ging sie ein paar Schritte zurück und warf einen prüfenden Blick auf die hässliche große Papptafel.

Verkauft!

„Jesses, Maria!“ Die Haushälterin presste eine Hand auf ihr vor Aufregung laut pochendes Herz und überlegte, ob sie sich nun darüber freuen sollte oder eher nicht.

Vermutlich eher nicht, denn es war kaum anzunehmen, dass sich jemand die Mühe machen wollte, das Haus wieder herzurichten. Wahrscheinlicher war, dass irgendein Immobilienhai es abreißen und stattdessen einen riesigen Betonklotz hierhin setzen würde, und dann gab es gar nichts mehr, was an die gute alte Zeit erinnerte.

Frau Quandt beschleunigte ihre Schritte. Sie musste unbedingt sofort mit jemandem über diese Sensation reden.

***

Während Frau Quandt zielstrebig auf die Villa des Grünwalder Arztes zu marschierte, schlug Lara Mertens, im etwa siebenhundert Kilometer weiter nördlich gelegenen Essen, die Augen auf und streckte automatisch ihre Hand nach dem Wasserglas aus, das auf ihrem Nachtschränkchen stand.

Wie jeden Morgen wanderte das Glas mit winzigen Hopsern geradewegs auf die Kante des Nachtschränkchens zu, und Lara erwischte es, kurz bevor es herunterfallen konnte. Auch die fünfarmige Deckenleuchte begann leicht zu schaukeln, und ein dünnes Rinnsal aus Staub und Wandfarbe rieselte zu Boden. Die Bilder an den Wänden vibrierten, und die Taube, die draußen vor dem Fenster auf dem blechernen Fensterbrett saß, wurde gründlich durchgerüttelt.

„Voll beladen“, murmelte Jan, noch bevor er die Augen öffnete, wälzte sich gähnend im Bett herum und bettete seinen Kopf auf Laras Schulter.

„Lauter riesige Container“, stellte Lara mit einem Blick aus dem Fenster fest, vor dem gerade der Sieben-Uhr-fünfzehn-Güterzug vorbeidonnerte.

„Eins, zwei …“, begann Lara zu zählen, und genau auf drei ertönte von oben her ein lautes Poltern, gefolgt von einem schrillen Aufschrei. „Himmel, Arsch und Wolkenbruch! Blödes Vieh!“

„Guten Morgen, Schatz“, lachte sie und wuschelte Jan durch den dunklen Haarschopf.

„Guten Morgen, Liebling!“ Jan biss seine junge Frau zärtlich in die nackte Schulter. „Nach dem Frühstück gehe ich rauf und schraube Frau Kaminskis röhrenden Hirsch fest. Die Dübel und die Haken habe ich schon gestern gekauft.“

„Mach das, Schatz! Wer weiß, wie oft er den Sturz aus anderthalb Metern Höhe noch aushält, bevor er endgültig ausgeröhrt hat.“

„Oh, der Rahmen ist noch gutes altes deutsches Handwerk. Der würde noch hundert Abstürze aushalten. Ich mache mir eher Sorgen um Frau Kaminskis Nerven. Jeden Morgen mit einem Schock aus dem Schlaf hochzufahren kann nicht gesund sein.“

Lara kicherte, als von oben her lautes Fluchen und dann einige Hammerschläge ertönten.

„Ich glaube, Frau Kaminski ist auch noch gutes altes deutsches Handwerk“, lachte sie. „Die wirft so schnell nichts um. Mit ihren achtzig Jahren ist sie besser in Schuss als so manche Dreißigjährige.“ Lara sprang aus dem Bett, als von oben her weitere Hammerschläge ertönten, öffnete das Fenster, drehte den Kopf nach oben und rief laut: „Frau Kaminski!“

„Was?“, tönte es von oben zurück.

„Lassen Sie den Hirsch stehen! Jan kommt gleich rauf und dübelt ihn an die Wand!“

„Ist das wahr?“, schrie die alte Dame aus ihrem Fenster. „Geben Sie dem Goldjungen einen Kuss von mir, Frau Mertens!“

„Den können Sie ihm dann selbst geben!“, rief Lara grinsend zurück und beugte sich nach unten, als sie hörte, wie der alte Herr Podmansky aus dem dritten Stock sein Fenster öffnete.

„Braucht ihr Dübel für den Hirsch?“, erkundigte er sich. „Ich habe welche!“

„Nein danke, Herr Podmansky, Jan hat schon welche besorgt!“

„Auch gut“, rief der alte Herr. „Dann frühstücke ich jetzt Hochzeitskuchen.“

„Ich auch“, rief Frau Kaminsky aus dem fünften Stock herunter.

„Wir auch“, antwortete Lara kichernd und schloss rasch das Fenster, bevor der nächste Güterzug die Scheiben zum Klirren bringen konnte. „Werden wir wohl in Grünwald auch so nette Nachbarn haben, Schatz?“, fragte sie besorgt.

„Sicher, Liebling!“ Jan stieg aus dem Bett, trat hinter Lara und legte beide Arme um ihre Mitte. „Du weißt ja: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es daraus zurück. Und wir sind ja durchaus ein nettes, umgängliches und kontaktfreudiges altes Ehepaar.“

„Ein eine Woche altes Ehepaar“, lachte Lara, bog den Kopf nach hinten und küsste ihren Mann auf das stoppelige Kinn. „Irgendwie werde ich das ganze Chaos hier vermissen“, seufzte sie. „Ein eigenes Haus, eine eigene Praxis, beides im vornehmen Grünwald – das klingt ganz danach, als ob wir jetzt langsam alt und ganz furchtbar seriös werden würden.“

„Und die Schulden, Liebling. Vergiss die Schulden nicht, die wir vermutlich bis an unser Lebensende abbezahlen werden.“ Jan strich Lara eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. „Die gehören auch dazu, wenn man seriös werden will.“

Lächelnd zog er seine Frau noch fester an sich.

„Mach dir keine Sorgen, Liebling. Ich habe das Gefühl, dass das Chaos noch eine ganze Weile weitergehen wird. Wenn ein Makler behauptet, ein Haus sei ‚leicht renovierungsbedürftig‘, dann ist es vermutlich eine halb verfallene Ruine.“

„Gut möglich.“ Lara nickte. „Das bedeutet, wir werden auch in Zukunft noch improvisieren müssen. Genau wie jetzt auch.“

„Vielleicht fallen uns dort statt röhrender Hirsche Dachziegel auf die Köpfe, und statt des Sieben-Uhr-fünfzehn-Güterzugs rast morgens ein Wildschwein durch ein Loch in der Wand quer durchs Schlafzimmer.“

„Ich liebe Wildschweine! Ich werde es mit Kartoffeln und altem Brot füttern. Apropos Frühstück: Heute essen wir uns!“ Lara wand sich lachend aus Jans Umarmung, lief auf nackten Sohlen in die Küche und öffnete den Kühlschrank. „Ich schlage vor, du isst mich, und ich esse dich. Oder möchtest du lieber dich selbst verspeisen?“

Sie nahm eine große silberne Platte heraus, auf der, neben den Resten eines ehemals riesigen Hochzeitskuchens, zwei Marzipanfiguren standen. Braut und Bräutigam, aus klebrig süßer Masse modelliert, blickten Lara mit Augen aus kleinen gefärbten Zuckerkügelchen einfältig lächelnd entgegen.

„Ich esse dich, da ist mehr dran.“ Jan nahm seiner Frau die Platte aus den Händen und stellte sie auf den Tisch. „Kaffee oder Tee, Liebling?“

„Kaffee bitte, Schatz.“ Lara pickte eine goldene Zuckerkugel von der Kuchenplatte und steckte sie sich in den Mund.

„Nicht zerbeißen, Liebes!“, mahnte Jan, als er das laute Knirschen hörte. „Das ist schlecht für die Zähne!“

„Na und? Wozu habe ich denn meinen eigenen, ganz privaten Zahnarzt?“

Die bildhübsche junge Frau stellte Tassen und Teller auf den Tisch.

„Apropos …“, fügte sie dann nachdenklich hinzu. „Denkst du, die Grünwalder werden einen neuen, und vor allem einen so jungen Zahnarzt akzeptieren? Dort leben ja vor allem eher wohlhabende Menschen, und die sind vielleicht etwas konservativ eingestellt. Was, wenn die Praxis in dem wunderschönen neuen Haus fertig ist, und es kommt niemand?“

„Mach dir nicht so viele Gedanken, Liebling.“ Jan stellte die dampfende Kaffeekanne auf den Tisch und nahm die Zuckerdose vom Regal. „Am Anfang wird es bestimmt etwas mühsam sein, aber es wird sich rasch herumsprechen, was wir alles anzubieten haben. Welcher Zahnarzt hat schon eine Assistentin, die über eine Ausbildung als Heilpraktikerin verfügt und die die Patienten hypnotisieren kann, sodass keiner mehr eine schmerzhafte Spritze bekommen muss?“

Er lachte laut auf, als Lara dem Bräutigam den Kopf abbiss.

„Und die gute alte Zahnarztphobie gehört bei uns ebenfalls der Vergangenheit an. Jedes Kind, das bisher Zeter und Mordio geschrien hat, wird mit Vergnügen zu uns kommen. Dank deiner unheimlichen magischen Fähigkeiten.“

„Hoffentlich“, seufzte Lara und runzelte die Stirn. „Du bist schon etwas vertrocknet, mein Schatz“, sagte sie und brach dem Bräutigam das linke Bein ab. „Aber süß bist du immer noch!“

***

„Na, so ein Zufall!“

Als der Grünwalder Arzt um halb acht das Haus verließ, um vor dem Beginn seiner Sprechstunde noch rasch nach München in die Waldner-Klinik zu fahren, hielt ein auf Hochglanz polierter Porsche direkt hinter seinem Wagen, und ein sehr beleibter Fünfzigjähriger schälte sich stöhnend aus dem tiefen Sitz.

„Guten Morgen, Herr Dr. Frank! Wieso Zufall? Haben Sie gerade an mich gedacht? Wollen Sie sich vergrößern? Ich hätte da ein fantastisches Objekt an der Hand. Gar nicht weit von hier, in der Amalienstraße. Doppelt so groß wie Ihre Villa, spottbillig und hervorragend in Schuss.“

„Nein danke, Herr Schmitt!“ Lachend reichte Stefan Frank dem Immobilienmakler die Hand. „Wollten Sie zu mir?“

„Ja.“ Dieter Schmitt zog ein großes kariertes Taschentuch aus seiner Hosentasche und wischte sich damit über die schweißnasse Stirn. „Ehrlich gesagt habe ich gehofft, dass ich Sie noch erwische. Ich halte es vor Schmerzen kaum noch aus. Müssen Sie dringend weg, oder hätten Sie ein bisschen Zeit für mich?“

„Wenn Sie Schmerzen haben, dann selbstverständlich, Herr Schmitt.“ Dr. Frank schloss seinen Wagen wieder ab. „Kommen Sie mit in die Praxis. Wo tut es denn weh?“

„Mein Magen bringt mich um, Herr Frank“, klagte der beleibte Mann.

Während er zuschaute, wie Stefan seine Praxis – die den unteren Teil seiner Villa einnahm – aufschloss, konnte man direkt sehen, wie es hinter seiner roten, feuchten Stirn arbeitete.

„Ist das nicht ziemlich unpraktisch?“, leitete er auch prompt sein Verkaufsgespräch ein. „Die Praxis nimmt Ihnen ja gut ein Drittel Wohnfläche weg. Ich hätte da zufällig ein wahres Schnäppchen an der Hand. Da könnten Sie …“

„Nein danke, Herr Schmitt!“ Stefan lachte laut auf. „Bemühen Sie sich nicht. An mir werden Sie keinen Cent verdienen. Hier bin ich, und hier bleibe ich – und zwar für immer.“ Dr. Frank ging durch den leeren Warteraum auf den Behandlungsraum zu und blieb dort in der Tür stehen. „Kommen Sie bitte, Herr Schmitt?“

„Ist schon verdammt eng hier“, tönte es aus dem Wartezimmer. „Wie bei einem 0815-Dorfdoktor. Das entspricht ja überhaupt nicht Ihrem Niveau! Mehr als fünfzehn Leute können hier nicht bequem sitzen. Ich hätte da zufällig gerade …“

„Nein danke“, wiederholte der Grünwalder Arzt schmunzelnd. „Hier ist alles genau so, wie ich es haben möchte. Ein riesiger Wartesaal ist ungemütlich, und ich will auch gar keinen Massenabfertigungsbetrieb eröffnen. Kommen Sie weiter, sehen wir uns lieber Ihren Magen an.“