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"Wenn es stimmt, dass man einem Menschen mit einem Blick in die Augen auch in die Seele schauen kann, dann bist du der schönste Mensch der Welt." Diese eine Nachricht - anonym, zärtlich, unvergessen - hat sich tief in Leas Herz eingebrannt. Jahre später, frisch geschieden, fasst sie einen Entschluss: Sie will wissen, wer ihr diese Worte einst schrieb. Zusammen mit ihren drei besten Freundinnen beginnt sie eine ungewöhnliche Suche - voller Humor, Nostalgie und leiser Hoffnung. Alte Flammen, neue Begegnungen, vertraute Gefühle: Schritt für Schritt nähert sich Lea nicht nur dem Absender, sondern auch sich selbst. Doch ihre Reise wird von etwas begleitet, das sie immer wieder aus dem Takt bringt - ihrer Migräne. Schmerzhaft, unsichtbar, unberechenbar ...
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Seitenzahl: 131
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Ein Leben abseits der Migräne
Vorschau
Impressum
Ein Leben abseits der Migräne
Lea will sich nicht unterkriegen lassen
»Wenn es stimmt, dass man einem Menschen mit einem Blick in die Augen auch in die Seele schauen kann, dann bist du der schönste Mensch der Welt.«
Diese eine Nachricht – anonym, zärtlich, unvergessen – hat sich tief in Leas Herz eingebrannt. Jahre später, frisch geschieden, fasst sie einen Entschluss: Sie will wissen, wer ihr diese Worte einst schrieb. Zusammen mit ihren drei besten Freundinnen beginnt sie eine ungewöhnliche Suche – voller Humor, Nostalgie und leiser Hoffnung. Alte Flammen, neue Begegnungen, vertraute Gefühle: Schritt für Schritt nähert sich Lea nicht nur dem Absender, sondern auch sich selbst. Doch ihre Reise wird von etwas begleitet, das sie immer wieder aus dem Takt bringt – ihrer Migräne. Schmerzhaft, unsichtbar, unberechenbar ...
Wenn es stimmt, dass man einem Menschen mit einem Blick in die Augen auch in die Seele schauen kann, dann bist du der schönste Mensch der Welt.
Gesendet um 23:11 Uhr
Lea starrte auf die Worte. Irgendwann tanzten die Buchstaben vor ihren Augen. In ihrem Kopf herrschte Unruhe. Gerade hatte sie für die Hausarbeit recherchiert und sich mit den Erziehungsmethoden des 20. Jahrhunderts vertraut gemacht, und jetzt war sie mit voller Wucht in die Gegenwart zurückgekehrt.
Der Absender war anonym. Wer auch immer ihr diese Liebeserklärung gesendet hatte, hatte sein Profil sofort wieder gelöscht. Eine Antwort war nicht möglich.
Sie schloss die Nachricht und klickte auf ihr Profil. Hier sah alles rosa aus. Eine Schwarz-Weiß-Aufnahme zeigte sie, wie sie über die Schulter schaute und in die Kamera lächelte. Es war ein Schnappschuss von der letzten Studentenparty gewesen. Das Foto gefiel ihr, weil es so natürlich wirkte.
Weiter unten waren die Gruppen aufgelistet, denen sie beigetreten war. Manchen war sie nur wegen des witzigen Namens gefolgt, wie der Gruppe, die sich Professor-Dünkes-Gedächtnisgruppe nannte. Professor Dünkes hatte sie und tausende von Lehramtsstudenten durch die Einführung in die Psychologie gequält. Gequält deshalb, weil die meisten Leute durch die erste Klausur durchgefallen waren und anschließend eine mündliche Prüfung bestehen mussten. Leas Kommilitone Adam hatte den Dozenten wegen der Ähnlichkeit irgendwann nur noch Professor Dünnschiss genannt. Dummerweise hatte er es sich so zur Gewohnheit gemacht, dass er den Lehrenden auch während seiner Prüfung so angesprochen hatte. Adam studierte nun Betriebswirtschaftslehre.
Einer anderen Gruppe war Lea nur deshalb beigetreten, weil ihre beste Freundin Bianca sie gegründet hatte. Sie hatte den provokanten Namen Gruppe der freischwingenden Brüste. Obwohl Lea stets darauf achtete, dass in ihren Oberteilen nichts freischwang, musste sie ihrer Freundin doch zugestehen, dass diese einen Titel gefunden hatte, der nicht nur lustig, sondern auch feministisch angehaucht war.
Jetzt fragte sich Lea jedoch, ob ihr Profil im Studentenverzeichnis nicht ein wenig zu peinlich war. Das Foto war hübsch. Ihre Beiträge waren Durchschnitt und verrieten nicht zu viel über die Frau, die sich hinter der Seite verbarg, aber ihre Gruppenauswahl glich der eines Kindes.
Schließlich klickte sie zurück zu der Nachricht, die sie eben erhalten hatte. Draußen war es schon dunkel. Ihr Zimmer war einzig von ihrer Schreibtischlampe erleuchtet. Schaute jemand vom Türrahmen hinein, so befand sich Lea in einem gelben Lichtkegel.
... der schönste Mensch der Welt.
Die Worte berührten sie. Obwohl sie schon etliche Dates während ihrer Studentenzeit gehabt hatte, hatte es bislang keinen Mann gegeben, der ihr Herz erobert hatte. Aber während sie auf die Worte des unbekannten Absenders blickte, spürte sie, wie eine kleine Knospe in ihrem Herzen sprießte.
Die Männer, die sie bislang kennengelernt hatte, waren entweder zu alternativ, wobei alternativ bedeutete, dass sie sich bereits im vierundzwanzigsten Semester befanden und den Abschluss eher gelassen angingen, oder sie waren die absoluten Überflieger, jedoch weniger in Ergebnissen als vielmehr in ihrem Selbstlob.
Lea maß niemanden daran, wie viel Erfolg er im Leben hatte, aber sie hatte schnell herausgefunden, dass Arroganz etwas war, das sie nicht leiden konnte.
Und die normalen Jungs hatten scheinbar kein Interesse an ihr.
Wer also konnte der Absender dieser Nachricht sein? Jemand, der sich nicht von ihrer Profilseite hatte abschrecken lassen. Aber wem war sie an der Uni begegnet, der als Urheber dieser Liebeserklärung infrage kam?
Sie überlegte. Ihre Gedanken blieben an Mario hängen. Sie hatte ihn auf einer Studentenparty kennengelernt. Er war ein lockerer Typ gewesen, hatte viel gelacht und viel gefeiert. Dass er hinter der Nachricht steckte, konnte sie sich nicht vorstellen. Seine Gedanken hatten ihr zu fahrig erschienen. Die Worte deuteten viel mehr auf einen nachdenklichen Menschen hin.
Sie dachte an Thomas. Im Rausch seiner zahlreichen Joints war er durchaus zu philosophischen Sprachgewandtheiten fähig. Aber der Mann, der stets weite Hosen und Kappe trug, war zu sehr mit der Ungerechtigkeit auf der Welt beschäftigt, um sich Liebesdingen zu widmen.
Sven? Schwer zu sagen, da er sein Inneres kaum preisgab. Ihre Verabredung war damals fast schweigend verlaufen. Wortlos waren sie sich einig geworden, dass sie es als Freunde versuchen wollten.
Auf Leas Augen setzte sich die Müdigkeit ab, die sie während ihrer Recherchearbeit unterdrückt hatte. Aus dem Zimmer nebenan drangen Schnarchgeräusche durch die Wand.
Wer auch immer ihr geschrieben hatte, er wollte verborgen bleiben. Seufzend schloss Lea das Fenster auf ihrem Laptop. Als sie das Gerät ausschaltete, fühlte sie sich allein. Einzig der Lichtkegel ihrer Schreibtischlampe leistete ihr Gesellschaft.
***
Gegenwart
»Mehr nicht? Ich unterschreibe die Scheidungspapiere, und das war es?«
Lea spürte, wie sich die kleine Stelle zwischen ihren Augenbrauen verspannte. In den letzten Monaten war ihr aufgefallen, dass sich dort bereits kleine Vertiefungen in ihre Haut gegraben hatten – dabei war sie gerade mal fünfunddreißig Jahre alt.
»Lea, bitte mach es doch nicht dramatischer, als es ist. Wir sind jetzt seit einem Jahr getrennt. Die ganze Zeit hattest du kein Problem damit. Wieso musst du ausgerechnet jetzt diesen Aufstand machen?« Egbert redete mit ihr wie mit einem ungezogenen Kind. Mit der rechten Hand strich er sich über das glattrasierte Kinn. In den letzten Monaten ihrer Ehe hatte er stets einen Dreitagebart getragen. Manchmal war er zu einem Vier- oder Fünftagebart gediehen, je nachdem, wie Egbert sich hatte gehen lassen. Seit er mit Rosa zusammen war, waren die Stoppeln aus seinem Gesicht verbannt worden.
»Bitte, Herr Voss«, mahnte sein Rechtsanwalt gutmütig und hob eine Hand, als wollte er ein winziges Orchester anstimmen. »Solche Termine sind nicht selten von Emotionen begleitet. Wenn Frau Theiß etwas sagen möchte, sollten wir ihr diese Möglichkeit zugestehen.«
Lea musste an sich halten. Entweder war sie kurz davor, den Mann in dem marineblauen Anzug und den manikürten Händen auszulachen oder ihn anzukeifen. Beides erschien ihr eine gute Wahl. Sie entschied sich für etwas anderes.
»Du hast da etwas falsch verstanden, Egbert«, wandte sie sich direkt an ihren Mann. »Ich wollte lediglich wissen, ob noch etwas anderes nötig wäre, als zu unterschreiben.«
Dass Egberts Rechtsanwalt sie bereits wieder mit ihrem Geburtsnamen angesprochen hatte, war ihr aufgefallen, aber sie hatte den Gang zum Standesamt noch vor sich.
Egbert antwortete mit einem Augenrollen. Natürlich war sie das Prozedere bereits mit ihrer Anwältin durchgegangen, aber auf der anderen Seite erschien ihr diese minimale Handlung als zu schlicht. Immerhin beendeten sie sechs Jahre Ehe.
»Könntest du bitte einfach unterschreiben?«, bat ihr Mann sie.
Es war Montagmorgen. Die Uhr an der Wand tickte. Sie zählte den Countdown, bis Lea wieder offiziell und vor dem Gesetz Single sein würde. Also nahm sie den Kugelschreiber in die Hand.
Der Stift wog mehr als ihre Kugelschreiber, die allesamt Werbegeschenke waren. Tick. Sorgfältig setzte sie die Mine an. Sie achtete darauf, den richtigen Abstand zur Linie einzuhalten. Ihre Unterschrift sollte nicht hingeworfen aussehen. Tick. Lea schrieb ein großes L für ihren Vornamen. Tick. Dann setzte sie einen Punkt. Tick. Kurz hielt sie inne, obwohl sie sich dessen, was sie unterschrieb, sicher war. Weder sie noch Egbert befürworteten eine Verlängerung dieser quälend langweiligen Ehe. Sie setzte den Stift erneut an, zwei Millimeter von dem Punkt entfernt. Tick. Dann schrieb sie den ersten Buchstaben ihres Nachnamens und ließ die anderen mit Schwung folgen. Tick. Ihre Ehe war beendet.
***
»Wieso machen wir das so selten?«, fragte Dr. Stefan Frank und zog seine Lebensgefährtin näher zu sich heran.
Alexandra schmiegte sich zufrieden an seinen Körper. Ihre Schritte fielen gleich aus. Nur wenn irgendwo ein Ginsterbusch seine Äste über den Weg streute, mussten sie voneinander lassen, um auszuweichen.
»Manchmal vergisst man, wie gut einem die Natur tut«, antwortete die Augenärztin. Sie nahm einen tiefen Atemzug und schloss die Augen. Orangerotes Sonnenlicht glitzerte in ihren Haaren.
Stefan bereute, keinen Fotoapparat mitgenommen zu haben.
»Vielleicht sollten wir unseren Feierabend häufiger mit Spaziergängen verbringen«, schlug er vor.
»Wenn es der Stress zulässt«, lachte Alexandra und öffnete ihre Augen wieder. »Wenn ich an gestern denke, hätten mich keine zehn Pferde von der Couch runterbekommen.«
Stefan erinnerte sich. Schon am frühen Abend war seine Partnerin nach Hause gekommen und hatte über Kopfschmerzen geklagt. Sie litt nur selten unter Kopfschmerzen. Aber gestern hatte er sich um sie gesorgt.
»Geht es dir heute wieder besser?«, fragte er vorsichtig nach.
Er wusste, dass seine Freundin verhindern wollte, dass er sich Sorgen um sie machte. Daher neigte sie dazu, Beschwerden bei sich selbst zu verharmlosen.
»Viel besser«, versicherte sie und lächelte. »Der Wetterumschwung hatte mir gestern zugesetzt. Du weißt doch, wie ich auf schwüle Luft reagiere.«
Trotzdem ließ Stefan nicht locker.
»Geht es dir wirklich wieder gut? Ich weiß zwar, dass ich magische Hände habe, wenn ich Kopfmassagen verteile, aber ich habe mir Sorgen gemacht.«
Alexandra lachte. »Soll ich dir einmal zeigen, wie gut es mir heute geht?«, schmunzelte sie schließlich. Ihr Gesicht nahm den Ausdruck eines kleinen frechen Mädchens an.
»Unbedingt«, antwortete der Arzt.
Ehe er sich versah, sprang Alexandra an ihm hoch, warf beide Arme um seinen Hals und klammerte sich mit ihren Beinen um seine Hüften.
Überrumpelt sah sich Dr. Frank nach allen Seiten um.
»Gefällt mir«, flüsterte er in ihr Ohr.
Nun konnte er sich völlig sicher sein, dass Alexas Kopfschmerzen nur eine vorübergehende Erscheinung gewesen waren. Denn als sie ihn plötzlich mit leidenschaftlichen Küssen überflutete, machte sie den Eindruck, als wäre sie schwerelos.
***
Der Tag fühlte sich normal an. Dieser Umstand irritierte Lea. Noch vor einem Monat hatte sie sich vorgestellt, dass sie bis in die Nacht weinen würde. Dass sie verzweifelt Egberts Namen rufen oder sämtliche Bilder von ihm verbrennen würde. Irgendwas, nur nicht diese Normalität.
Mittlerweile war es neunzehn Uhr. Das wusste sie genau, denn sie schielte alle paar Minuten auf die Armbanduhr, um ihr Elend genauestens dokumentieren zu können, sollte sie doch noch der Herzschmerz packen. Da der Herzschmerz jedoch ausblieb, machte sie sich daran, Abendbrot zuzubereiten.
Gerade als sie zwei Scheiben Brot aus ihrem Römertopf nahm, klingelte es an der Tür.
Lea ließ das Brot auf ihren Teller fallen und ging in den Flur. Dort drückte sie auf den Summer, da die Gegensprechanlage sowieso noch nie funktioniert hatte. Da sie die Wohnung gekauft hatte, fehlte ihr das Geld für unnötige Reparaturen.
Schon von unten drangen drei Stimmen zu ihr hoch, die sie sofort lächeln ließen. Mit einem Schmunzeln im Gesicht lehnte sie sich an den Türrahmen und verschränkte die Arme.
»Ich hoffe, ihr erwartet keine verzweifelte alte Jungfer, die sich die Augen ausheult«, begrüßte sie ihre Freundinnen.
Bianca war die Erste, die ihre Etage erreichte. Trotz ihrer drallen Figur war die Blondine so energiegeladen, dass sie vermutlich selbst bei einem Marathon etliche Konkurrenten hinter sich lassen würde.
»Wer erwartet denn eine verzweifelte Frau?«, wunderte sie sich. »Süße, wir sind hier, um mit dir anzustoßen, weil du den Mistkerl endlich losgeworden bist.«
Noch im Vorbeigehen drückte Bianca ihrer Freundin eine Flasche Hugo in die Hand.
»Bist du sicher, dass eine Flasche genügt?«, scherzte Lea, während sie sich das Logo ansah. Da reichte ihr Rebecca auch schon eine weiße Schachtel.
»Für dich, Süße«, sagte die zierliche Frau mit den roten kurzen Haaren.
Lea legte den Kopf schief und schenkte ihr mit Blicken ein Dankeschön, bevor sie sie in den Arm nahm. Dass die Freundinnen ihr ausgerechnet Zimtschnecken aus ihrem Lieblingscafé mitgebracht hatten, rührte sie nun doch zu Tränen.
»Wenn du jetzt anfängst zu flennen, bin ich weg«, kam nun auch Theresa hinterher.
Ihr schwarzer Bob war so akkurat wie glänzend. Hätte Lea es nicht gewusst, sie hätte angenommen, die taffe Steuerberaterin hätte sich eine Teflon-Haube aufgesetzt.
»Ich reiß mich zusammen«, versprach Lea und folgte den drei Frauen in ihre Wohnung. »Aber was macht ihr denn hier?«
Obwohl sie ihre Freundinnen über den Scheidungstermin informiert hatte, hatte sie darauf verzichtet, sie um Beistand zu bitten. Alle waren berufstätig und standen mitten im Leben. Außerdem hatte sie sie in den ersten Monaten der Trennung schon genug beansprucht. Lea erinnerte sich an tränennasse Abende, die ihr nun peinlich waren.
»Was wohl?«, rief Bianca aus dem Wohnzimmer. »Feiern, was sonst?«
Lea hörte das Zischen eines Feuerzeugs. Da sie wusste, dass ihre Freundinnen bereits alles für einen gemütlichen Abend herrichteten, ging sie in die Küche, um Gläser und Teller zu holen.
Im Wohnzimmer hatten es sich Rebecca, Bianca und Theresa bereits auf den Sesseln gemütlich gemacht. Lea blieb im Türrahmen stehen und sah auf das Szenario. Auf den Regalen standen Kerzen, die flackernde Schatten an die Wände warfen. Jemand hatte Musik eingeschaltet. Ein Sänger sang in einer tiefen Stimme, während leise Gitarrenklänge seinen Gesang untermalten.
»Ihr seid die besten Freundinnen, die man sich vorstellen kann, wisst ihr das eigentlich?«
Mit Gläsern, Tellern, Zimtschnecken und Hugo beladen ging sie auf die Runde zu. Der Couchtisch war bereits abgeräumt, sodass sie genügend Platz hatten, um sich auszubreiten. Weg waren die Prospekte von Markisenanbietern, die sie sich eh niemals würde leisten können.
»Erzähl uns was Neues«, meinte Bianca und grinste breit. Auffordernd hielt sie Lea ein Sektglas hin. »Let's get the party started«, flötete sie.
»Ich habe eine bessere Idee«, unterbrach Theresa sie. Sie griff nach der Flasche und öffnete den Schraubverschluss, bevor sie das prickelnde Getränk auf die drei Gläser verteilte. »Erzähl uns lieber von Egberts dummem Gesicht, als du die Scheidungspapiere unterschrieben hast.«
Lea wusste um Theresas Abneigung gegenüber Männern. Es war auch kein Geheimnis, dass sie ihren Exmann noch nie hatte ausstehen können. Theresa hatte ihr immer gesagt, dass sie etwas Besseres verdient hätte, da Egbert zu den Männern gehörte, die sich einer Frau bedienten und diese dann wegwarfen, wenn sie in ihr keinen Nutzen mehr sahen. Im Nachhinein musste sich Lea eingestehen, dass ihre Freundin recht gehabt hatte. Aber die Erkenntnis schmerzte, auch wenn ihre romantischen Gefühle für Egbert verflogen waren.
»So dumm war sein Gesicht gar nicht«, versuchte Lea, ihre Freundinnen zu beschwichtigen. Dann brach Bianca in schallendes Gelächter aus. Auch Lea fiel in das Lachen ein, als ihr bewusst wurde, wie gemein ihre Aussage gewesen war. »Okay, okay, ich gebe es ja zu, die Formulierung war nicht nett.«
»Nicht nett«, prustete Theresa.
»Aber irgendwie verlief alles glimpflich. Keine Streitereien. Kein Drama, keine Tränen. Als ich den Vertrag für das Haus unterschrieben habe, habe ich mehr empfunden.«
»Da hast du ja auch in deine Zukunft investiert, Süße«, sicherte Theresa ihr zu. »Mit Egbert bist du einen Widerling losgeworden. Wobei, wenn ich es mir recht überlege, solltest du glücklicher sein.«
Die Frau mit dem schwarzen Bob legte ihre Stirn in Falten und schaute in die Ferne.
»Lasst uns erst mal anstoßen, und dann erzählst du, was du vorhast«, schlug Rebecca vor.
Die zierliche Frau war die ruhigste von allen. Ihr besonnenes Wesen trug nicht selten dazu bei, die Stimmung zu kitten, wenn es bei manchen Themen zu hitzig zuging.
Die vier Frauen waren so verschieden wie die Südsee und der Nordpol. Lea galt als die Romantikerin unter ihnen. Obgleich die Ehe ihre Träumereien gezügelt hatte, war sie immer diejenige, die von der großen Liebe schwärmte, wenn sie sich mal wieder einen Liebesfilm angesehen hatten.