Dr. Stefan Frank 2494 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2494 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Wie ausgelöscht
Nach ihrem Koma weiß die junge Frau nicht mehr, wer sie ist

Unbehaglich schaut Bianca auf den Mann an ihrem Klinikbett, der sanft ihre Hand hält. Wie ihr die Krankenschwester gerade mitgeteilt hat, handelt es sich bei ihm um David - Biancas Freund. Doch für die junge Frau fühlt es sich an, als sei er ein vollkommen Fremder.
Seit sie nach einem schweren Unfall in diesem sterilen Zimmer aufgewacht ist, kann sie sich an nichts mehr erinnern. Nicht einmal daran, wer sie eigentlich ist.
Ihre große Hoffnung ist es, dass die Erinnerungen zurückkehren, sobald sie entlassen wird und sich wieder in Davids Wohnung aufhält. Doch dieser Wunsch erfüllt sich nicht. Auch hier kommt ihr alles unbekannt vor.
David wundert das nicht, denn er kennt als Einziger die Wahrheit: Vor Biancas Unfall sind sich die beiden nie begegnet. Dass er ihr Freund ist, hat er eiskalt erfunden ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Wie ausgelöscht

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Monkey Business Images / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-7932-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Wie ausgelöscht

Nach ihrem Koma weiß die junge Frau nicht mehr, wer sie ist

Unbehaglich schaut Bianca auf den Mann an ihrem Klinikbett, der sanft ihre Hand hält. Wie ihr die Krankenschwester gerade mitgeteilt hat, handelt es sich bei ihm um David – Biancas Freund. Doch für die junge Frau fühlt es sich an, als sei er ein vollkommen Fremder.

Seit sie nach einem schweren Unfall in diesem sterilen Zimmer aufgewacht ist, kann sie sich an nichts mehr erinnern. Nicht einmal daran, wer sie eigentlich ist.

Ihre große Hoffnung ist es, dass die Erinnerungen zurückkehren, sobald sie entlassen wird und sich wieder in Davids Wohnung aufhält. Doch dieser Wunsch erfüllt sich nicht. Auch hier kommt ihr alles unbekannt vor.

David wundert das nicht, denn er kennt als Einziger die Wahrheit: Vor Biancas Unfall sind sich die beiden nie begegnet. Dass er ihr Freund ist, hat er eiskalt erfunden …

„Einer geht noch!“, grölten ihre drei ehemaligen Arbeitskolleginnen. „Los, Bianca! Ab nächster Woche bist du Ehefrau. Dann ist Schluss mit lustig! Also, trink noch einen, und stoß mit uns an!“

Bianca wollte keine Spielverderberin sein. Aber die junge Frau aus Bamberg merkte jetzt deutlich, dass sie das Trinken nicht mehr gewöhnt war. Obwohl sie einige Jahre mit ihrer Zwillingsschwester Lilli und den drei Freundinnen in einem bekannten Bamberger Brauereigasthof gearbeitet hatte, hatte sie selbst immer die Finger vom Alkohol gelassen.

Sie wusste ganz genau, was das giftige Zeug mit dem Körper und vor allem dem Geist anstellen konnte. Und sie hatte keine Lust auf Kontrollverlust.

Aber die lieben Kolleginnen und ihre Schwester Lilli waren extra mit dem Zug nach München gefahren, um Bianca dort einen unvergesslichen Junggesellinnen-Abschied zu bescheren. Sie war es ihnen schuldig, ausgelassen mitzufeiern.

Also riss sie sich zusammen und trank den doppelten Obstler in einem Zug.

Die Mädchen applaudierten johlend. Der Tag war lang gewesen. Die fünf hatten so viel erlebt, dass Bianca noch ihren Enkelkindern davon würde erzählen können. Keine Gaudi hatte die alte Clique ausgelassen, keine Idee war den Freundinnen und ihrer Schwester zu kindisch gewesen.

Im Bavaria Filmstudio hatte ein Stuntman Bianca aus einem brennenden Auto gerettet. Danach hatten sie sie zu einem der schweineteuren Promi-Friseure geschleppt.

Sie hatte eine Frisur gezaubert bekommen, die einem Hollywoodstar würdig war. Ihr halblanges, gescheiteltes Haar war zu divenhaften Locken geföhnt worden, als wäre sie die Wiedergeburt von Liz Taylor. Im legendären Kaufhaus Beck hatte Biancas Schwester ihr eine völlig überteuerte, aber sehr verführerische Seiden-Unterwäsche für die bevorstehende Hochzeitsnacht gekauft.

Zwischen all diesen Etappen war der Alkohol in Strömen geflossen. Dazu kam der Korb, den die Clique mit kleinen Souvenirs aus Bamberg befüllt hatte. Bianca hatte den Kleinkram an Passanten verkaufen müssen. Von dem erwirtschafteten Geld sollte sie das gemeinsame Abendessen im Münchner Hofbräuhaus bezahlen.

Bianca hatte inzwischen fast alle Souvenirs aus ihrer alten Heimat erfolgreich verkauft. Dabei lebte sie inzwischen längst in Hamburg. Ihr Verlobter Carsten arbeitete dort in der Reederei seiner Eltern, und vor einem halben Jahr war sie zu ihm gezogen. Nächste Woche würde sie endlich seine Ehefrau werden. Für Bianca erfüllte sich damit der Traum ihres Lebens.

Ihre Gedanken kehrten zurück zum Tag ihres Kennenlernens. Es war vergangenes Jahr im Herbst gewesen, als sie dem attraktiven und charmanten Sohn reicher Hamburger Reederei-Besitzer hier in München begegnet war. Damals hatte sie noch im Brauereigasthof in Bamberg geschuftet, und die Besitzer hatten den Bedienungen als verfrühte Jahresprämie eine Reise aufs Münchner Oktoberfest spendiert.

Zwei Nächte und zwei Tage war ihre Fünfergruppe damals im aufregenden München gewesen. Sie alle hatten das Wochenende aus vollen Zügen genossen. Vor allem ihre Schwester Lilli, die seit ihrem achtzehnten Lebensjahr verheiratet war. Man konnte ihre Ehe nicht als glücklich bezeichnen. Also hatte sie die willkommene Auszeit besonders genossen.

Lilli war schon immer das krasse Gegenteil von Bianca gewesen. Bereits früh hatte Lilli mit Jungs angebandelt, und so hatte es niemanden gewundert, als sie mit sechzehn von ihrem Nachhilfelehrer Jimmy schwanger geworden war.

Zwei Jahre später hatte die überforderte Lilli den fünfzehn Jahre älteren Kindsvater geheiratet, um vermeintlich Sicherheit und ein Zuhause zu haben. Nichts davon hatte sich wirklich erfüllt.

Sie führte eine trostlose und einsame Ehe. Außerdem studierte Jimmy immer noch – ein Ende war nicht abzusehen. Er lebte auf Lillis Kosten, und er schaute jedem vorbeiwehenden Rocksaum hinterher.

Durch die Teenagerschwangerschaft war Lilli selbst gezwungen gewesen, die Schule frühzeitig abzubrechen. Das anstrengende Bedienen im Brauereigasthof, das für Bianca lediglich ein bescheidener Zusatzverdienst war, war für Lilli zur einzigen Einnahmequelle geworden.

Sie buckelte viel und erntete daheim wenig Liebe von ihrem treulosen Gatten. Kein Wunder also, dass Lilli bei jeder Gelegenheit Männern schöne Augen machte. Sie wünschte sich fort aus diesem freudlosen Leben. Aber wer war schon bereit, eine Schulabbrecherin ohne Berufsausbildung mit kleinem Kind und keinem Cent auf dem Konto zur Freundin zu nehmen?

Wie viel Glück hatte hingegen Bianca erfahren! Sie hatte immer konsequent ihre Ziele verfolgt. Sie wollte unbedingt Handarbeitslehrerin werden, wie ihre Mutter. Sie wollte finanziell unabhängig sein, was ihr sehr wichtig erschien, denn die Eltern waren noch zu Lillis und Biancas Grundschultagen bei einem Unfall gestorben.

Lilli und sie, die zwei ungleichen Zwillingsschwestern, waren in einem ärmlichen und verrufenen Kinderheim aufgewachsen. Biancas Kinder sollten es einmal besser haben.

In der Liebe hatte Bianca sich aufgespart. Natürlich hatte sie hin und wieder einen Freund gehabt. Aber es war immer recht harmlos geblieben. Sie hatte immer gewusst, dass eine innere Stimme ihr zuflüstern würde, wenn der Richtige endlich gekommen war. Ihm allein wollte sie ihren Körper und ihre Liebe schenken.

Ja, es war ungewöhnlich, dass man mit dreiundzwanzig Jahren noch Jungfrau war. Aber sie war es freiwillig und aus vollster Überzeugung.

Lilli schien ihre Gedanken lesen zu können.

„Carsten wird deine sexy Spitzenwäsche sicher gefallen!“, lallte sie und hob ihren Bierkrug an. „Der arme Tropf. Dann hat das ewige Warten endlich ein Ende!“

Bianca wurde vor Scham rot. Sie hasste es, wenn ihre Schwester ihre Privatangelegenheiten vor anderen herausposaunte.

„Keine Sorge“, erwiderte sie. „Carsten und ich hatten auch bisher eine ausgesprochen schöne Zeit miteinander!“ Damit sagte sie die Wahrheit. Natürlich lagen sie beide nachts beieinander. Und es war wie der Himmel auf Erden, von Carsten berührt und liebkost zu werden. Trotzdem hatte sie die letzte Tür noch nicht aufgestoßen.

Ihr erstes Mal sollte in der Hochzeitsnacht sein. So hatte sie es für sich entschieden.

„Weißt du, Lilli, Carsten und ich sind füreinander geschaffen …“ Bianca bekam eine angenehme Gänsehaut, und sie lächelte selig. „Wir haben also keine Eile, denn ein langes gemeinsames Leben liegt vor uns. Und meine Kinder wollte ich nicht ledig, sondern als verheiratete Frau bekommen.“

Der kleine Seitenhieb hatte gesessen. Sogleich bereute Bianca ihren Spruch. Sie hatte Lilli gegenüber nicht gemein werden wollen. In Wahrheit liebte sie ihre Schwester, auch wenn sie beide derart unterschiedlich waren. Zumindest was ihre Charaktere betraf. Vom Aussehen ähnelten sie einander fast wie ein Ei dem anderen.

Eingeschnappt trank Lilli von ihrem Starkbier. Ihre Augen suchten verärgert den Blick ihrer Schwester. Es schien ihr eine Gemeinheit auf der Zunge zu liegen. Lilli war niemand, der eine Sache auf sich beruhen ließ.

„Hört auf, zu streiten“, ging eine der Freundinnen eilig dazwischen. „Wir hatten doch so einen tollen Tag! Bianca, wir freuen uns, dass du deinen Carsten gefunden hast. Wir freuen uns riesig auf eure Hochzeit!“

Bianca schob sich eine Strähne ihres hübsch frisierten Haares aus der Stirn.

„Ich habe ihn nicht gefunden, sondern das Schicksal hat ihn mir zugespielt!“, korrigierte sie verlegen. „Ich glaube fest an Vorsehung. Und ich glaube an die eine große Liebe. Als ich Carsten damals am Frühstückstisch im Hotel gesehen habe, wusste ich sofort, das wird der Vater meiner Kinder. Das ist der Mann, mit dem ich alt werden will.“

Die Freundinnen seufzten gerührt.

Nur Lilli schien immer noch verärgert.

„Na ja, Schicksal?“ Sie lachte leise. „So kann man es natürlich auch nennen!“

Es lag ein zweideutiger Ton in ihrer Stimme. Sie schien mit sich zu hadern, aber dann sprach sie doch aus, was sie dachte.

„Hast du ihn eigentlich jemals gefragt, was er am Abend vor eurer Begegnung so alles in München getrieben hat, Bianca? Carsten reiste mit seinen Kollegen doch ebenfalls schon am Freitag an. Irgendwas müssen sie an dem Abend also gemacht haben. Nicht wahr, liebe Schwester?“

Bianca stand unsicher auf. Sie schwankte. Die komischen Anspielungen ihrer Zwillingsschwester ärgerten sie. Was führte Lilli im Schilde? Wollte sie Bianca ihren Bräutigam kurz vor der Hochzeit noch madig machen? Bianca schnappte sich ihre Handtasche und wankte in Richtung Klo. Sie hatte eindeutig zu viel getrunken.

Statt auf das stille Örtchen zu gehen, trat sie dann aber in den Münchner Abend hinaus. Lau war es, es war ein perfekter Samstagabend. Wie damals, als Carsten sie auf dem Oktoberfest hoch oben auf dem Riesenrad zärtlich geküsst hatte. In dem Moment war ihr klar gewesen, dass sie das ganz große Glück endlich gefunden hatte.

Bianca kramte nach ihrem Handy. Sie fand es. Carsten war nach dem ersten Läuten dran.

„Schatz, endlich lässt du was von dir hören. Ich habe mir schon langsam Sorgen gemacht. Fünf entfesselte Frauen allein in München! Bestimmt hat deine Schwester sich ein höchst fragwürdiges Programm für dich ausgedacht. Sie hat dich doch hoffentlich nicht in einen dieser grässlichen Sex-Shops im Bahnhofsviertel gezerrt? Ihr wäre das ehrlich zuzutrauen …“

Verliebt schloss Bianca die Augen. Ihr gefiel alles an Carsten. Stundenlang hätte sie im Klang seiner tiefen Stimme baden können.

„Ach, überhaupt nicht. Sie reißt sich mächtig zusammen. Sie hat mich lediglich in die Dessous-Abteilung eines Kaufhauses entführt. Dort hat sie mich in allerlei absurde Spitzenunterwäsche gesteckt, die aussah, als würde ich nebenberuflich in einem Nacht-Club arbeiten.“ Sie lachte erheitert.

Carsten wusste, dass seine Zukünftige am liebsten bequeme Baumwoll-Unterwäsche trug. Und manchmal machte er liebevoll seine Witze darüber.

Er gab einen amüsierten Laut von sich.

„Ich werde mich persönlich bei Lilli bedanken. Ich hatte schon befürchtet, unsere Hochzeitsnacht würde in biologisch zertifizierten Angora-Unterhosen stattfinden.“

Sie lachten beide.

Unsere Hochzeitsnacht. Wie das klang! Wie ein fernes, magisches Versprechen. Bianca hatte so lange auf ihr erstes Mal gewartet. Nun freute sie sich regelrecht darauf.

Sie wusste, Carsten hatte schon vorher mit zwei Frauen geschlafen. Aber es waren keine ernsten Geschichten gewesen. Und es hatte ihn seltsam berührt, zu erfahren, dass Bianca als Jungfrau in die Ehe ging. Es war gewiss nicht mehr zeitgemäß, aber es ehrte Carsten, dass er es war, für den Bianca sich aufgespart hatte.

„Ich verspreche, ich ziehe den Fummel an!“, sagte Bianca spöttelnd. „Um ehrlich zu sein, sieht die Unterwäsche echt gut an mir aus! Ich bin sicher, es wird dir gefallen. Meine Schwester war felsenfest davon überzeugt, dass sie deinen Geschmack ganz genau kennt. Keine Ahnung, wie sie darauf kommt. Aber sie klang bei ihrer Auswahl rigoros und ziemlich sicher.“

Bianca lachte erneut. Ihr Lachen klang verliebt und ungezwungen.

„Gut, dass bei dir alles in Ordnung ist“, murmelte Carsten leise. Für einen winzigen Moment hatte Bianca das sonderbare Gefühl, sie höre so etwas wie ein schlechtes Gewissen heraus.

Lillis bissiger Satz fiel ihr wieder ein. Hatte Carsten womöglich doch ein Geheimnis? Sie hatten nie darüber gesprochen, wie er seinen ersten Abend in München damals verbracht hatte. Bianca auf jeden Fall war mit den Mädels nett essen gegangen. Schon um zehn hatte sie in ihrem Hotelbett gelegen. Sie hatte für den Tag auf dem Oktoberfest fit sein wollen.

„Sag mal, Carsten …“ Der Alkohol stieg ihr nun wirklich zu Kopf. Sie ging wieder zurück in den Gasthof und sah das Plakat neben dem Eingang doppelt. „Als wir uns letzten Oktober kennengelernt haben. Du bist ja auch schon am Freitag angereist. Wie hast du damals eigentlich den Abend verbracht?“

Carsten am anderen Ende schwieg erschrocken.

„Ich …“ Er begann zu stottern. „Hat deine Schwester etwa irgendetwas gesagt? Wie kommst du plötzlich darauf? Das sind doch alte Geschichten.“ Da war es wieder, das bohrende Gefühl. Irgendein Geheimnis schien Carsten tatsächlich zu haben.

Ein Gast zwängte sich leise schimpfend an Bianca vorbei. Sie verstellte den Weg zu den Toiletten.

„Weißt du was, wir reden morgen darüber“, sagte sie müde. Auf keinen Fall durfte sie noch mehr Alkohol trinken. Für heute war sie reichlich bedient.

Während sie aufs WC ging und sich die Hände wusch, versank Carsten im fernen Hamburg in fiebrigen Gedanken. Er stand am ausladenden Wohnzimmerfenster und starrte hinaus.

Er hatte ja geahnt, dass es eine Schnapsidee war, Bianca ausgerechnet mit ihrer Schwester Lilli nach München zu schicken. Carsten wusste von Lillis krankhafter Eifersucht auf alles, was in Biancas Leben gelang. Und er wusste, wie sehr Lilli Bianca ihre Liebeshochzeit neidete. Dabei war es Lilli selbst gewesen, die ihn und Bianca damals verkuppelt hatte.

Carstens Blick glitt nervös über die Außenalster. Das hier war Biancas Lieblingsplatz. Vom ersten Moment an hatte sie sich in seiner Hamburger Wohnung wohlgefühlt. Hier hatte sie sich ihren Lese-Sessel aufgestellt. Hier beobachtete sie nur zu gerne die flanierenden Touristen. Und er … er konnte es immer noch nicht fassen, dass sie wirklich bei ihm eingezogen war. Er konnte es kaum erwarten, sie endlich als seine Ehefrau vorstellen zu dürfen.

Lange hatte Carsten nach der passenden Partnerin gesucht. In der Liebe war er zweimal schmerzhaft verraten worden. Die Freundinnen hatten ihn ausgenutzt und mit gebrochenem Herzen zurückgelassen.

Er wusste gar nicht mehr, welcher Teufel ihn damals geritten hatte, als er nach Monaten der Einsamkeit auf diese sonderbare Internet-Plattform gegangen war. Man hatte ihm erzählt, dass es dort Frauen auf Partnersuche gab.

Inzwischen wusste er, dass es eher um Bettgeschichten ging, denn um Liebe. Aber damals hatte er Lillis flirtende Nachrichten für bare Münze genommen. Ihr Foto hatte einen Schalter in ihm umgelegt. Sie war optisch zu hundert Prozent sein Typ gewesen, er hatte sich augenblicklich in ihre Schönheit verliebt.

Der Austausch am Handy war nett, aber oberflächlich geblieben. Es war Lillis Vorschlag gewesen, sich schließlich in einem Hotel in München zu treffen. Sie war zum Oktoberfest mit ihren Arbeitskolleginnen dort gewesen. Also hatte Carsten ebenfalls einen Betriebsausflug nach München veranlasst.

Schon fünf Minuten nach der ersten Begegnung in Lillis Hotelzimmer war jedoch klar gewesen, dass nichts, aber auch rein gar nichts sie beide verband. Sie hatten sich gegenübergestanden wie Fremde.

Als Lilli ihm dann auch noch gebeichtet hatte, dass sie in Wahrheit verheiratet war, war die Sache für Carsten sowieso zu Ende gewesen. Er war kein Spießer. Aber er hatte seine Prinzipien. Er wollte keine Familie zerstören. Selbst wenn die Ehe unglücklich war.