Dr. Stefan Frank 2504 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2504 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Eine Schwester gibt auf
Dr. Frank und der Zusammenbruch einer Kollegin

Als Teresa wieder eine Schmerzwelle herannahen fühlt, schießt ihr nur ein einziger Gedanke durch den Kopf: Nein! Bitte nicht noch einmal!
Die junge Krankenschwester kann sich noch gut daran erinnern, wie elend es ihr vor einem halben Jahr ging. Damals litt sie mehrere Wochen lang unter unerträglichen Schmerzen, für die kein Arzt eine Ursache finden konnte. Teresa hat so gehofft, diese Phase läge endgültig hinter ihr. Doch die furchtbaren Schmerzen, die jetzt durch ihren Körper jagen, machen diese Hoffnung endgültig zunichte. Sie weiß nur eines: So kann sie nicht mehr weitermachen, mit diesen Schmerzen kann sie nicht einmal mehr im Krankenhaus arbeiten. Zu gefährlich ist es, wenn ihr hier ein schwerer Fehler unterläuft, weil die Schmerzen ihre Gedanken lähmen.
Ausgerechnet ihr Exfreund Vincent will nicht zulassen, dass Teresa sich so kampflos aufgibt. Mit Engelszungen redet er auf sie ein, wenigstens einmal Dr. Stefan Frank aufzusuchen. Mag sein, dass die anderen Ärzte nichts gefunden haben, aber der Grünwalder Hausarzt hat vielleicht doch noch eine rettende Idee ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Eine Schwester gibt auf

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: alvarez / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-8124-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Eine Schwester gibt auf

Dr. Frank und der Zusammenbruch einer Kollegin

Als Teresa wieder eine Schmerzwelle herannahen fühlt, schießt ihr nur ein einziger Gedanke durch den Kopf: Nein! Bitte nicht noch einmal!

Die junge Krankenschwester kann sich noch gut daran erinnern, wie elend es ihr vor einem halben Jahr ging. Damals litt sie mehrere Wochen lang unter unerträglichen Schmerzen, für die kein Arzt eine Ursache finden konnte. Teresa hat so gehofft, diese Phase läge endgültig hinter ihr. Doch die furchtbaren Schmerzen, die jetzt durch ihren Körper jagen, machen diese Hoffnung endgültig zunichte. Sie weiß nur eines: So kann sie nicht mehr weitermachen, mit diesen Schmerzen kann sie nicht einmal mehr im Krankenhaus arbeiten. Zu gefährlich ist es, wenn ihr hier ein schwerer Fehler unterläuft, weil die Schmerzen ihre Gedanken lähmen.

Ausgerechnet ihr Exfreund Vincent will nicht zulassen, dass Teresa sich so kampflos aufgibt. Mit Engelszungen redet er auf sie ein, wenigstens einmal Dr. Stefan Frank aufzusuchen. Mag sein, dass die anderen Ärzte nichts gefunden haben, aber der Grünwalder Hausarzt hat vielleicht doch noch eine rettende Idee …

Aus den Aufzeichnungen von Dr. Frank:

Patientin: Teresa Jenner, 28 Jahre

Die Schmerzattacken meiner Patientin nahmen vor sechs Monaten ihren Anfang. Sie waren von ungewöhnlicher Heftigkeit und traten ohne erkennbare Ursachen auf. Es war ein Rätsel! Nach einigen Wochen waren sie verschwunden. Wie ein Spuk. Alles schien wieder gut zu sein. Damals ahnte niemand, welcher Leidensweg noch vor der jungen Krankenschwester lag …

„Zeit für unsere Verabredung, Herr Moser.“ Teresa trat an das Bett ihres Patienten und zwinkerte ihm zu. „Sind Sie bereit?“

„Oh, ich fürchte, ich muss das Tanzen für heute absagen.“ Josef Moser krümmte sich vor Husten. Dabei rasselte es hörbar in seinem Brustkorb.

Bei dem pensionierten Lehrer hatte sich eine verschleppte Bronchitis zu einer Lungenentzündung ausgeweitet. Mit hohem Fieber und dehydriert war er vor zwei Tagen auf die Intensivstation verlegt worden. Sein Gesicht war so grau wie der Fußbodenbelag, trotzdem scherzte er gern mit Teresa.

Sie massierte regelmäßig seine Arme und Beine, um sie beweglich zu halten. Auch jetzt winkelte sie abwechselnd jeweils eines seiner Beine an und streckte es aus.

„Wie war das Mittagessen heute, Herr Moser?“

„Sehr gesund, nehme ich an. Ich bin mir nur nicht ganz sicher, was es war. Grüner Brei mit gelber Soße oder gelbe Soße mit grünem Brei.“

„Dann hat es Ihnen also nicht geschmeckt?“

„Wenn es nur das wäre! Es hat nach überhaupt nichts geschmeckt. Der Klinikkoch scheint nicht viel von Salz zu halten. Bei meinem nächsten Klinikaufenthalt packe ich ein paar Gewürze ein. Dann bin ich vorbereitet.“ Ein Lächeln huschte über das bärtige Gesicht des Mittsechzigers.

„Kochen Sie bei sich zu Hause gern?“

„Fragen Sie Pavarotti, ob er gern singt?“ Sein Lächeln verbreiterte sich. „Oh, Sie müssten mein Hühnchen nach Römer Art probieren, Schwester Teresa. Das würde Ihnen schmecken.“

„Das glaube ich sofort. Jetzt bekomme ich nämlich Hunger.“

„Hatten Sie denn kein Mittagessen?“

„Heute noch nicht. Es ist Urlaubszeit, und uns fehlen zwei Kollegen. Dadurch wird es manchmal bei der Arbeit eng.“

„Es ist nicht gesund, eine Mahlzeit ausfallen zu lassen.“

„Keine Bange, ich hole das Essen später nach.“ Teresa bewegte seine Arme mehrmals zur Seite und nach oben, ehe sie ihn wieder zudeckte. „So, schon geschafft. Jetzt können Sie sich erholen. Ich schaue nachher wieder nach Ihnen. Dann reden wir noch einmal über den Tanz, den Sie mir versprochen haben.“

„Abgemacht.“ Er lachte leise. „Sie sind ein Engel, Schwester Teresa. Wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre, würde ich Sie gern einmal zum Essen einladen.“ Er hustete wieder, dann schloss er die Augen.

Noch war er nicht über den Berg. Wenn Patienten anfingen, sich zu langweilen, war das ein gutes Zeichen, dann ging es aufwärts und sie wollten wieder am Leben teilnehmen. Herr Moser war noch zu krank dafür.

Teresa hielt das Thermometer an seine Stirn und scannte seine Temperatur: 40,2 Grad wurden ihr angezeigt. Das war viel zu hoch. Kein Wunder, dass sein Puls raste.

Sie injizierte nach kurzer Rücksprache mit seiner Ärztin ein fiebersenkendes Medikament.

Als Krankenschwester auf der Intensivstation musste Teresa zahlreiche Geräte im Blick behalten und vieles beobachten. Nach dem Abitur hatte sie ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Münchner Waldner Klinik absolviert und dabei gemerkt, dass die Krankenpflege genau das war, was sie in ihrem Leben tun wollte.

Aus diesem Grund hatte sie direkt im Anschluss die Ausbildung zur Kranken- und Gesundheitspflegerin gemacht und sich auf die Intensivpflege spezialisiert. Nach ihrem Abschluss war sie übernommen worden, und darüber war sie froh, denn das Krankenhaus hatte einen ausgezeichneten Ruf. Hier wurde nach modernen Methoden behandelt und darauf geachtet, so viel Zeit wie möglich für jeden Patienten aufzubringen.

Die Klinik befand sich am Englischen Garten. Ein modernes Gebäude, das innen wie außen hell und freundlich wirkte.

Ein hektisches Piepen rief Teresa nun zu Frau Schwärmer.

Die Patientin hatte Kehlkopfkrebs und Atembeschwerden, weil sie nach der Operation schlecht schlucken konnte. Teresa band sich eine Schürze um und streifte frische Handschuhe über.

„Ich werde Ihnen jetzt den Speichel absaugen, Frau Schwärmer.“ Behutsam schob sie den Schlauch in den Rachen vor und machte sich ans Werk. Ihre Patientin rutschte unruhig hin und her. „Ich weiß, das ist unangenehm. Gleich haben Sie es überstanden, dann können Sie besser atmen … So geschafft. Sie waren sehr tapfer.“

Teresa trug ihre Arbeit in die Liste ein. Jeder Handgriff musste schriftlich festgehalten werden. Das war umständlich, aber Vorschrift. Es half, Veränderungen beim Zustand eines Patienten zu überblicken und Verschlechterungen rasch zu erkennen.

Teresas Dienst begann morgens um sechs Uhr. Zuerst setzte ein Arzt der Nachtschicht das Team der Tagschicht über das Ergehen der Patienten in der Nacht ins Bild. Nach der Übergabe versorgten Teresa und ihre Kollegen die Patienten. Waschen, Zähne putzen, eincremen, Verbandwechsel und die Inspektion von Wunden gehörten ebenso dazu wie das Überprüfen von Blasenkathetern und Infusionen.

Während die Ärzte nun für die Visite von Bett zu Bett gingen, kümmerte sich Teresa um das Verabreichen der Medikamente.

Später bettete sie die Patienten, denen es besonders schlecht ging, zusammen mit einer Kollegin um. Das musste alle zwei Stunden geschehen, um ein Wundliegen zu vermeiden.

„Nicht zu fassen“, murmelte Heidi, als sie sich im Flur begegneten. „Stell dir vor: Frau Rieder wollte, dass ich sie schminke. So ein Unsinn. Wo sind wir denn hier? Etwa bei einer Modenschau? Ein Make-up ist wirklich unnötig.“

„Sag das nicht. Frau Rieder bekommt nachher Besuch von ihren Kindern. Vermutlich möchte sie nicht so elend aussehen, wenn ihre Lieben kommen.“

„Aber sie ist krank. Niemand kann von ihr verlangen, auszusehen wie ein Fotomodell.“

„Darum geht es ihr auch nicht, glaube ich. Sie fühlt sich einfach wohler, wenn sie etwas für ihr Äußeres tut.“

„So ein Unsinn. Wollen wir die Patienten tauschen? Ich übernehme deinen Herrn Moser, wenn du dich um Frau Rieder kümmerst.“

„Keine Chance. Er schuldet mir noch einen Tanz.“

„So ein Charmeur.“ Heidi lächelte.

„Soll ich trotzdem einmal nach Frau Rieder schauen?“

„Gern. Für ihre Sperenzchen fehlt mir nämlich echt die Zeit.“

Teresa nickte und strebte nach einem kurzen Abstecher ins Schwesternzimmer zu dem Dreier-Zimmer am Ende des Korridors. Die Betten waren mit Trennwänden voneinander abgeschirmt. Frau Rieder hatte etliche Zyklen Chemotherapie hinter sich. Ihre fahle Gesichtsfarbe verriet, dass es nicht gut um sie stand.

„Wie ich höre, bekommen Sie nachher Besuch, Frau Rieder.“

„Ja, meine Kinder wollen kommen.“ Die Stimme der Kranken war nur ein Flüstern. „Sie sollen mich nicht so sehen. Ich möchte sie nicht erschrecken.“

„Oh, das werden Sie ganz sicher nicht. Und damit Sie sich ein bisschen wohler fühlen in Ihrer Haut, machen wir Sie richtig hübsch.“ Teresa hatte aus dem Schwesternzimmer ihr Schminktäschchen geholt, mit dem sie nun etwas Farbe auf die Wangen der Kranken zauberte. Ein Hauch Lipgloss ließ die spröden Lippen glänzen.

Im Schrank der Frau fand sich außerdem ein hübsches Tuch, das sie der Patientin um den haarlosen Kopf band.

„So, fertig.“

„Dankeschön.“ Frau Rieder lächelte sie dankbar an.

„Gern geschehen. Viel Freude mit Ihrem Besuch.“ Teresa sammelte ihre Utensilien wieder ein und brachte sie zurück ins Schwesternzimmer. Sie verstand ihre Patientin. Manchmal wollte man seine Beschwerden am liebsten vergessen.

Teresa erinnerte sich mit Schrecken an die Schmerzattacken, die sie vor einem halben Jahr gequält und ihr die Arbeit vergällt hatten. Die Beschwerden waren auf so unerklärliche Weise wieder verschwunden, wie sie aufgetreten waren. Doch sie hatten ihr eines gezeigt: Gesundheit war ein Geschenk, das es zu hüten galt. Allzu schnell konnte es damit vorbei sein.

Diese Erfahrung hatte sie offener gegenüber den Beschwerden ihrer Patienten gemacht. Und sie hoffte inständig, dass sich die Schmerzen nicht wiederholen würden.

Im Flur polterte Jannes mit dem Probenwagen vorüber. Er sammelte Blut- und Sekret-Proben für das Labor ein.

„Hey, Teresa.“ Er hielt den metallenen Rollwagen vor ihr an, stieß dabei jedoch versehentlich gegen sie. „Oh! Entschuldige. Das wollte ich nicht. Aber weißt du: Bei deinen scharfen Kurven versagen bei mir glatt die Bremsen.“

Teresa verdrehte die Augen.

„Wo hast du denn diesen Spruch her?“

„Hab ich mal irgendwo gelesen. Nicht gut?“

„Gar nicht gut.“

„Verstehe schon.“ Jannes grinste. „Darf ich es mit einem Eis nach Dienstschluss wiedergutmachen?“

„Was denn? Den Anrempler oder den Spruch?“

„Beides.“ Er zwinkerte ihr zu. „Ich lade dich ein. Bei dieser Hitze tut ein Eis bestimmt gut.“

„Das stimmt, aber ich kann leider nicht.“

„Schade. Dann muss ich deine Kugeln mitessen. Vermutlich werde ich mir fürchterlich den Magen verderben. Bist du sicher, dass du nicht doch mitkommen willst?“

„Absolut, aber ich kann dir vorsichtshalber ein paar Magentabletten mitgeben.“

Jannes lachte. „Warte nur, eines Tages wirst du mir nicht mehr widerstehen können. Dann gehen wir zusammen aus.“ Damit rumpelte er mit seinem Wagen davon.

„Warum hast du denn Nein gesagt?“ Heidi stand in der Tür des Schwesternzimmers und versuchte nicht einmal, so zu tun, als hätte sie nicht gespannt zugehört. „Jannes ist wirklich süß.“

„Das ist er.“

„Und warum gehst du dann nicht mit? Stehst du nicht auf ihn?“

„Weil wir schon vor ein paar Tagen zusammen essen waren. Das muss reichen.“

„Das verstehe ich nicht.“

Teresa grub die Zähne in die Unterlippe. Sie ging gern aus, aber sie hatte ihre Lektion gelernt: Beziehungen führten früher oder später immer zu Kummer. Aus diesem Grund zog sie sich zurück, ehe aus einer Verabredung mehr werden konnte.

Einmal war ihr das Herz gebrochen worden. Das hatte sie beinahe umgebracht. Ein zweites Mal würde sie das nicht überstehen – und deshalb auch nicht zulassen. Auch wenn ihre Abende manchmal ziemlich einsam waren.

„Teresa?“ Ihre Kollegin sah sie besorgt an. „Geht es dir gut?“

Ehe sie etwas erwidern konnte, erklang aus dem nächsten Zimmer das alarmierende Piepen eines Herzmonitors.

Teresa fuhr erschrocken zusammen.

„Oh nein! Das kommt von Frau Rieder!“

***

Nach der Arbeit vertauschte Teresa ihre Arbeitskleidung mit einer ärmellosen Bluse und einer Capri-Hose. Sie stieg auf ihr Fahrrad und radelte zum Tierheim, um Mimi abzuholen. Die Setter-Hündin wartete jeden Tag sehnsüchtig auf sie – und auf ihre gewohnte nachmittägliche Runde am Isar-Ufer.

Gern hätte Teresa einen eigenen Hund gehabt, aber das war mit ihren Schichtdiensten unvereinbar. Ganz ohne ein Tier mochte sie jedoch auch nicht sein, deshalb hatte sie Mimis Patenschaft übernommen. Gemächlich radelte sie nun voran, sodass die Hündin problemlos mithalten konnte.

Mimi war schon etwas älter, deshalb räumte man ihr im Tierheim kaum noch eine Chance zur Vermittlung ein. Die meisten Menschen suchten einen Welpen. So drehte Teresa jeden Tag eine Runde mit Mimi und kraulte sie ausgiebig, ehe sie sie zurückbrachte. Der tägliche Ausflug half ihr außerdem, nach der Arbeit abzuschalten.

Noch saß ihr der Schreck in allen Gliedern. Frau Rieder hatte einen Herzstillstand erlitten. Die Chemotherapie hatte ihr Herz stark geschädigt. Es war dem Team gelungen, sie wiederzubeleben, aber knapp war es gewesen. Sehr knapp. Sie würde viel Zeit brauchen, um wieder zu Kräften zu kommen.

Die Sonne schien warm auf Teresas Rücken herab, während sie gemächlich in die Pedale trat. Es waren zahlreiche Menschen an der Isar unterwegs – sie gingen spazieren, radelten oder rollten auf Inlinern vorwärts. Auf den Wiesen saßen etliche Münchner und genossen das herrliche Sommerwetter. Enten schnatterten, und ein Eisverkäufer lud bimmelnd mit einer Glocke zu einer Abkühlung ein.

„Ciao, Teresa!“ Er winkte sie zu seinem Wagen. „Ich habe eine ganz neue Sorte für dich: Joghurt-Birne.“

„Das hört sich großartig an.“ Sie stoppte ihr Fahrrad und stellte einen Fuß daneben ab. „Ich nehme zwei Kugeln, bitte.“

„Sehr schön. Etwas Wasser für deine Begleiterin. Und einen Klecks Sahne für dich.“ Er reichte ihr eine Schüssel Wasser für Mimi. Sie stellte sie der Hündin hin, die sofort losschlapperte. Teresa kramte nach einer Münze, aber er winkte ab. „Sag mir nur, wie dir das Eis schmeckt. Du bist eingeladen, mia stella.“

„Vielen Dank, Marco. Das Eis ist fantastisch“, schwärmte Teresa, und das war nicht zu viel gesagt. Das Eis schmeckte fruchtig und ein klein wenig säuerlich, genau so, wie sie es mochte. „Du kennst mich so gut.“

„Ah, ich würde dich gern noch viel besser kennen, Teresa.“ Er zwinkerte ihr zu.

„Was würde wohl deine Frau dazu sagen?“

„Oh, eine Menge, fürchte ich“, erwiderte er unbekümmert.

„Das denke ich auch.“ Teresa wartete, bis Mimi ihre Schale geleert hatte. Dann bedankte sie sich bei Marco für das Eis und schob ihr Fahrrad mit einer Hand, während sie mit der anderen ihre Eiswaffel hielt. Im Winter hatte Marco nach einem schweren Sturz von der Leiter drei Tage lang auf ihrer Station gelegen und um sein Leben gekämpft. Seitdem kannten sie sich.

Unvermittelt hörte Teresa in der Nähe eine Violine. Die Melodie war aus einem Musical. Die Töne drangen sanft und schmeichelnd in ihr Herz – und sie klangen so vertraut, dass sie sich unwillkürlich verblüfft umsah.

Der Musiker stand auf einer Brücke. Er hielt die Augen geschlossen und schien völlig in seiner Musik aufzugehen. Seine blonden Haare waren leicht gewellt und so dicht, dass sie Teresa förmlich einzuladen schienen, mit den Händen hindurchzufahren. Seine sonnengebräunte Haut und die sportliche Statur verrieten, dass er gern und oft im Freien Sport trieb.

Vor ihm stand ein Instrumentenkoffer mit einigen Münzen darin. Er trug Jeans und ein Shirt, das sich um seine breiten Schultern spannte. Überwiegend Frauen waren stehen geblieben und hörten ihm zu. Ihre anhimmelnden Blicke schien er nicht einmal zu bemerken.

Teresas Herz machte einen Satz: Vincent!

Zahlreiche Bilder stiegen vor ihrem inneren Auge auf. Erinnerungen an glückliche Tage voller Lachen und an Nächte voller Zärtlichkeit. Vincent war einmal alles für sie gewesen. Sie hatte geglaubt, dass sie ein Leben lang zusammenbleiben würden. Bis zu jenem unheilvollen Abend vor zwei Jahren …

Teresa schluckte, weil ihre Kehle mit einem Mal wie zugeschnürt war.

Sie bemerkte erst, dass sie ihr Eis völlig vergessen hatte, als es auf ihre Hand tropfte. Hastig leckte sie es ab und warf die restliche Waffel fort. Der Appetit war ihr vergangen.

Sie wollte ihr Fahrrad gerade weiterschieben, als das Lied endetet und ihr früherer Freund sein Instrument sinken ließ. Sein Blick traf ihren – und flammte auf wie eine Fackel in dunkler Nacht.

Du?, schien er wortlos zu fragen und dabei ebenso wenig erfreut über dieses Wiedersehen zu sein wie sie.