Dr. Stefan Frank 2758 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2758 E-Book

Stefan Frank

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die Zwillingsschwestern Jana und Josy erhalten im Reisebüro eine günstige Gelegenheit, nach Kenia zu fliegen. Da der Flug schon 30 Stunden später geht, bleibt keine Zeit für Impfauffrischungen oder Malaria-Prophylaxe.
Nach der Reise ist Josy krank. Dr. Frank vermutet eine Grippe, da er keine Informationen zum Kenia-Aufenthalt hat. Einen Tag später kann Josy das Bett nicht mehr verlassen. Jana ruft erneut bei Dr. Frank an. Erst dann informiert sie den Arzt über den Urlaub. Dr. Frank ist alarmiert. Josy könnte sich mit Dengue-Fieber oder Malaria infiziert haben. Er überweist die Patientin sofort in die Waldner-Klinik. Dort treffen die Schwestern auf den neuen Infektiologen der Klinik, Dr. Adrik Schwarz. Er diagnostiziert Malaria tropica in einer schweren Form. Er macht keinen Hehl daraus, was er von dem fahrlässigen Verhalten hält. Dr. Schwarz tut alles in seiner Macht stehende, um die junge Frau zu retten. Doch die Medikamente schlagen nicht an. Die Krankheit ist schon zu weit fortgeschritten ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 126

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Tödlicher Stich

Vorschau

Impressum

Tödlicher Stich

Aus einem Traumurlaub wird ein Albtraum

Die Zwillingsschwestern Jana und Josy erhalten im Reisebüro eine günstige Gelegenheit, nach Kenia zu fliegen. Da der Flug schon dreißig Stunden später geht, bleibt keine Zeit für Impfauffrischungen oder Malaria-Prophylaxe.

Nach der Reise ist Josy krank. Dr. Frank vermutet eine Grippe, da er keine Informationen zum Kenia-Aufenthalt hat. Einen Tag später kann Josy das Bett nicht mehr verlassen. Jana ruft erneut bei Dr. Frank an. Erst dann informiert sie den Arzt über den Urlaub. Dr. Frank ist alarmiert. Josy könnte sich mit Dengue-Fieber oder Malaria infiziert haben. Er überweist die Patientin sofort in die Waldner-Klinik. Dort treffen die Schwestern auf den neuen Infektiologen der Klinik, Dr. Adrik Schwarz. Er diagnostiziert Malaria tropica in einer schweren Form. Er macht keinen Hehl daraus, was er von dem fahrlässigen Verhalten hält. Dr. Schwarz tut alles in seiner Macht stehende, um die junge Frau zu retten. Doch die Medikamente schlagen nicht an. Die Krankheit ist schon zu weit fortgeschritten ...

Ein runder Fleck. Ein runder Fleck mit ausgefranztem Rand. Leicht bräunlich. Kaffee, vermutete Jana. Sie stellte sich vor, wie der Mann, der eben noch vor ihr und Josy gesessen hatte, zu den Katalogen hinüberging und dabei sein morgendlicher Kaffee über den Tassenrand schwappte. Er sah nicht so aus, als wenn er sich daran gestört hätte. Der Teppich hingegen war hinüber.

»So, da sind wir wieder«, stieß genau der Mann aus, den sie sich gerade vorgestellt hatte.

Herr Wurmeier zwängte seinen gewaltigen Bauch hinter den Schreibtisch. Die Knöpfe an dem beigen Hemd waren zum Zerreißen gespannt. Aus den schmalen Lücken zwischen den Knöpfen ließ sich das weiße Unterhemd sehen, dessen Ränder auch an Brust und Schultern zu erkennen waren.

Der Tourismuskaufmann glättete einmal mit der flachen Hand seine Haare, die wie ein Schmierfilm über seiner Halbglatze lagen.

»Das ist so aufregend«, befand Josy, die ihre Hände aneinanderrieb.

Mit zusammengebissenen Lippen und weit aufgerissenen Augen strahlte sie ihre Schwester von der Seite an.

Jana hingegen war sich immer noch unsicher. Am liebsten wäre sie wieder nach Dänemark gefahren. Dort, wo sie jedes Jahr ihren Urlaub verbrachten. Aber Josy hatte darauf bestanden, einmal etwas ganz Neues zu wagen. Und obwohl sich die Schwestern im Internet nach sonnigen Urlaubszielen umgeschaut hatten, war der Jüngeren die Idee gekommen, ins Reisebüro zu gehen, um sich inspirieren zu lassen.

»Wir hätten da ein fabelhaftes Hotel auf Mallorca. Direkt in Palma, nur elf Kilometer vom Flughafen entfernt«, begann Herr Wurmeier. »Zentral gelegen. Supermarkt und Apotheke direkt neben dem Hotel. Nur wenige Gehminuten zum Ballermann ...«

»Nein«, lehnten beide Schwestern gleichzeitig ab. Aus einem Impuls heraus hatten sie sich empört über den breiten Tisch gelehnt. Nun sahen sie sich an und kicherten.

»Bitte kein Ballermann«, erklärte Jana dem freundlichen Mann in dem gequälten Oberhemd. »Wir hatten eher an etwas ...«

»... Abenteuerliches gedacht«, vollendete Josy für sie. »Also nichts Abenteuerliches mit Männern, sondern ...«

»... mit Kultur«, übernahm Jana nun wieder.

Jana und Josy Hesse waren sich einig. Wenn sie schon in die Sonne flogen, dann nur, um auch etwas von dem Land zu sehen, das sie bereisen würden.

Dass die Schwestern sich einig waren, war keine Seltenheit. Es kam häufig vor, dass sie die Sätze füreinander beendeten. Oftmals lachten sie über dieselben Dinge. Und wenn sie eine Liebesschnulze schauten, heulten sie gemeinsam während der traurigen Szenen.

Jana und Josy waren Zwillingsschwestern, Jana nur zwei Minuten älter als Josy. Vermutlich lag es daran, dass sie deshalb die Vernünftigere war. Denn einen Unterschied hatten die siebenunddreißigjährigen Frauen eben doch – ihr Temperament. War Josy eher wild und abenteuerlustig, so erschien Jana dagegen besonnen und zurückhaltend. Das zeichnete sich vor allem im Privatleben der Schwestern ab.

Während die Floristin Jana ihren Feierabend am liebsten zu Hause beim Kochen oder mit Freundinnen im Kino verbrachte, sammelte Josy Männerbekanntschaften wie andere Leute Schuhe. Erzählte sie an dem einen Abend noch von Tom, dem romantischen Schriftsteller mit den braunen Augen und dem leeren Geldbeutel, konnte sie morgen schon wieder in Ben, dem taffen Geschäftsmann, verliebt sein. Weil Geschäftsmänner wüssten, worum es ging. Jana hatte für diese Geschichten nichts mehr als ein Seufzen übrig.

»Mallorca hat eine wunderschöne Landschaft. Das Künstlerdorf Deià ist ein Besuch wert. Außerdem ...«, versuchte es der Tourismuskaufmann weiter. Erfolglos.

»Wir hatten da eher an etwas Ungewöhnlicheres gedacht«, erklärte Josy dem Mann.

Dieser Aspekt war Jana bislang verborgen geblieben. Sie hatte gedacht, sie würden sich sieben Tage lang morgens urige Städtchen anschauen und nachmittags faul in der Sonne liegen. Dass es nun auch noch ungewöhnlich sein musste, wunderte sie. Innerlich verdrehte sie die Augen.

»Ah ja, verstehe«, lenkte der Mann ein und wischte sich abermals über die Schmierhaare. Dann sah er auf und stützte seine Unterarme auf dem Tisch ab. »Da habe ich etwas ganz Besonderes für Sie.« Mit einer flinken Drehung seines Stuhls wandte er sich zur rückwärtigen Wand. Daraus zog er einen Katalog. »Wo haben wir es denn?«, murmelte er, während sich die Schwestern anschauten. Erwartung lag auf Josys Gesicht. Anspannung auf Janas. »Aha!«

»Und? Was haben Sie für uns?«, wollte die Jüngere nun wissen. Wieder erschien das Strahlen, das ihre Ungeduld unterstrich. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt.

»Etwas ganz Besonderes«, verriet Herr Wurmeier geheimnisvoll. Ein Funkeln lag in den kleinen Augen. Nun sprang die Spannung auch zu Jana über, die sich leicht nach vorn lehnte. »Zwei Wochen Kenia, Unterkunft in einem Fünf-Sterne-Hotel und eine siebentätige Tour inklusive Safari. Na, was sagen Sie?«

Eine angespannte Stille entstand. Josy atmete geräuschvoll die Luft ein. Jana legte den Kopf schief.

»Das ist der Wahnsinn«, rief die Jüngere schließlich aus und kam ihrer Schwester zuvor, die dasselbe hatte sagen wollen, jedoch in einem anderen Sinne.

Also legte sie ihre Hand auf deren Arm und meinte leise: »Josy, nun mal langsam. Kenia? Ist das nicht ein bisschen zu groß für uns? So eine Reise ist doch bestimmt unglaublich teuer.«

Sie sah den Tourismuskaufmann auffordernd an, in der Hoffnung, dass er ihr zur Hilfe kommen würde. Doch der strahlte weiterhin und schüttelte den Kopf.

»Absolut nicht, Frau Hesse. Dieses Angebot ist erst heute bei uns reingekommen. Es handelt sich um ein Last-Minute-Angebot«, erklärte er aufmunternd. Es machte den Eindruck, als wäre Herr Wurmeier am liebsten selbst geflogen.

»Last Minute? Das bedeutet, dass wir also bald losfliegen müssten?«, versicherte sich Jana.

»Ja, in genau ...«, er schaute auf seine Armbanduhr, »dreißig Stunden.«

»Wahnsinn«, stieß Josy von Neuem aus.

»Das geht nicht«, sagte Jana gleichzeitig.

Sie erntete einen kritischen Blick von ihrer Schwester. Daher sah sie sich gezwungen, wieder die Rolle der Vernünftigeren zu übernehmen.

»Überleg doch mal, Josy! Morgen? Was ist mit meinem Laden? Was ist mit den ganzen Besorgungen, die wir noch machen müssten? Ist dein Reisepass überhaupt noch gültig? Und wie sieht es denn mit Impfungen aus? Das ist immerhin Zentralafrika und nicht Österreich«, zählte sie all die Punkte auf, die ihr spontan einfielen.

»Du bist immer so eine Langweilerin«, stöhnte Josy und verdrehte genervt die Augen. Dann drehte sie sich mit ihrem gesamten Körper zu der Älteren um und nahm ihre Hände. »Jana, wann hast du zuletzt etwas total Unvernünftiges getan?«

»Gerade eben, als ich mit dir ins Reisebüro ging?«, versuchte es Jana mit einem schrägen Grinsen.

Sie erntete einen Klaps auf ihr Bein.

»Ich meine, etwas richtig Unvernünftiges. Und dazu gehört nicht eine Kinokarte für eine Spätvorstellung von Fifty Shades of Grey. Ich meine etwas Unvernünftiges, das dein gesamtes Denken und Fühlen auf den Kopf stellt«, schwärmte Josy und hatte ein verräterisches Glitzer in den Augen.

Jana konnte nicht anders, als sich lächelnd abzuwenden. So etwas hatte sie noch nie getan. Sie hatte immer darauf geachtet, dass sie stets die Kontrolle über ihr Leben behielt. Daher mied sie Dinge, die in ihren Augen unbeherrschbar waren. Auch Spontanurlaube in ferne Gegenden.

»Siehst du! Noch nie!«, beantwortete Josy für sie die Frage. »Du bist siebenunddreißig, Mädchen! Wann willst du endlich anfangen zu leben?«

Jana machte sich los und wandte sich dem Kaufmann zu.

»Wie teuer wäre diese Reise denn?«, fragte sie ihn, sachlich, um genügend Gegenargumente zu finden.

»Gerade mal 1.640 Euro pro Person«, echote er freudestrahlend.

In Jana erlosch die Hoffnung auf eine schnelle Beendigung der Diskussion. Aber dann fiel ihr noch ein weiterer wichtiger Aspekt ein.

»Wie sieht es denn mit Impfungen aus? Ich weiß von einem Bekannten, der einmal nach Indien gereist war, dass er zuvor sechszehn Impfungen bekommen hat«, versuchte sie es weiter. Dabei war ihr längst klar, dass sich alle gegen sie verschworen hatten.

»Aber Frau Hesse, das ist Kenia, nicht Indien. Für Kenia brauchen Sie keine Impfungen«, sprach er. Das Zwinkern in seinen Augen irritierte sie. Sie musste ein Frösteln unterdrücken.

»Das klingt zu gut, um wahr zu sein«, befand Josy.

Aber da war etwas, das die Ältere nicht einfach abschütteln konnte.

»Gibt es keine Unruhen in Kenia? Ist man denn dort sicher? Tut mir leid, dass ich so naiv frage, aber ich kenne mich einfach nicht aus«, entschuldigte sie sich gleichzeitig.

»Jana, glaubst du wirklich, Herr Wurmeier würde uns in ein Krisengebiet in den Urlaub schicken?«, meinte Josy augenrollend.

Jana blieb still. Aber gleichzeitig tauchten Bilder vor ihrem inneren Auge auf, auf denen Urlauber an einem Strand lagen, wo zuvor noch eine riesige Tsunamiwelle Tausende in den Tod gerissen hatte. Zwischen den Urlaubern hatten sogar noch einige Tote gelegen. Die Nachrichten hatten sie damals nicht nur geschockt, sondern regelrecht angewidert.

»Malaria?«, rief sie schließlich dazwischen, als Josy und der Mann schon dabei waren, die Einzelheiten der Reise zu besprechen.

»Jana«, ermahnte Josy sie.

Dann schaltete sich der Tourismuskaufmann wieder ein: »Meine Frau und ich waren schon zweimal in Kenia, Frau Hesse. Und sehe ich etwa krank aus?«

Als die beiden Schwestern eine halbe Stunde später das Reisebüro verließen, drehte sich Jana noch einmal zu dem großen Schild über dem Eingang um.

Gut Glück. So kam es ihr vor. Eine Reise auf gut Glück. Hoffend, dass nichts passieren würde.

***

Stefan Frank fragte sich, ob sein Freund Ulrich Waldner die richtige Musik für den Anlass ausgesucht hatte. Schuberts Ave Maria klang aus den Boxen der Anlange wie ein Säuseln, das seine Zuhörer zum Innehalten umhüllen wollte. Doch an diesem Abend waren sie nicht zusammengekommen, um innezuhalten.

Ulrich und seine Frau Ruth hatten zu diesem Dinner in kleiner Runde eingeladen, um Dr. Adrik Schwarz in ihrem Kreis aufzunehmen.

Adrik Schwarz war Infektiologe und als solcher nun in der Waldner-Klinik angestellt worden. Sein Ruf war ihm vorausgeeilt, galt er immerhin als wahres Wunderkind in Hinblick auf Virenmutationen. Es war Ulrichs besonderem Überzeugungstalent zu verdanken, dass er den Mediziner nach München hatte locken können.

»Und bevor wir uns an den Tisch setzen, noch einen kleinen Aperitif«, sprach der Klinikinhaber und verteilte Gläser mit einer transparent-pinken Flüssigkeit darin. »Ich muss mich für die Farbe entschuldigen. Bei der Wahl des Aperitifs hatte meine Frau das Sagen.«

Alle Anwesenden lachten. Alle außer dem Ehrengast. Adrik Schwarz blieb so ernst, als hätte er ein neues Killervirus entdeckt. Er nahm das Glas mit dem Cosmopolitan entgegen und roch kurz zögerlich daran. Er versuchte, unauffällig zu sein, doch Stefan bemerkte seine Skepsis.

Eine weiche Hand legte sich auf seinen Rücken. Als er seinen Kopf nach rechts wandte, lächelte Alexa ihn zufrieden an.

»Da müssen die Männer nun durch«, schaltete sich Ruth ein. »Dafür habe ich Ulrich freie Hand beim Essen gelassen.«

Die Anwesenden stießen miteinander an. Das leise Klirren von Gläsern erfüllte den Raum. Im Hintergrund säuselte das Ave Maria. Vor dem Fenster lag der Englische Garten in Dunkelheit, die nur von romantischen Laternen durchbrochen worden war.

Ulrich, Ruth, Stefan, Alexa und Adrik Schwarz. Es war eine ungewohnte Zusammenkunft, doch nicht selten lud der Klinikleiter einen neuen Angestellten ein, um ihn mit seinen engsten Freunden bekanntzumachen. Da Dr. Stefan Frank ebenso Patienten in der Waldner-Klinik betreute, wären sie somit häufiger in Kontakt. Damit das berufliche Zusammenspiel gut funktionierte, legte Ulrich Waldner Wert auf ein Auskommen auch außerhalb der Klinik.

»Vielen Dank für die Einladung«, sagte Adrik Schwarz nun und trank einen winzigen Schluck seines süßen Getränks. Mit seiner freien Hand rückte er den Knoten seiner Krawatte zurecht.

»Herr Schwarz, wie sind Sie eigentlich zur Infektiologie gekommen?«, fragte Alexandra Schubert.

Die Augenärztin war die Sanftmut in Person. Mit ihren braunen Locken und den dunklen Rehaugen gelang es ihr oft, ihrem Gegenüber ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit zu vermitteln. Auch Stefan hatte sich von dieser bezaubernden Eigenart verführen lassen. Nun waren sie bereits seit Jahren ein Paar. Dabei konnte er immer noch nicht glauben, welches Glück er mit ihr hatte.

»Eine persönliche Geschichte«, antwortete Dr. Schwarz kurz. Alle warteten auf eine weitere Erklärung. Diese blieb jedoch aus.

»So, die Vorspeise müsste dann auch fertig sein«, rief Ulrich aus und klatschte in die Hände.

Es war der verzweifelte Versuch, die angespannte Stimmung in seinem Heim ein wenig aufzulockern. Doch angenehmer wurde es erst, als Adrik Schwarz die Gesellschaft vorzeitig nach dem Hauptgang verließ. Mit der Begründung, dass er morgen früh raus müsste.

Stefan wurde bewusst, dass die Zusammenarbeit mit dem neuen Kollegen der Waldner-Klinik schwierig werden würde. Nun blieb zu hoffen, dass er fachlich besser agieren würde als sozial.

***

Jana hielt den Atem an. Sie blendete alles aus. Die Sonne, die auf ihrer Haut brannte. Das aufgeregte Murmeln der Leute hinter ihr. Der stotternde Motor des Jeeps. Selbst den Staubfilm auf ihrer Haut. Janas Aufmerksamkeit war ausschließlich auf das Tier vor ihr gerichtet. In würdevollen Schritten, den Hals hoheitsvoll in die Höhe gereckt, überquerte die Giraffe die Straße. Es war, als hielte die Welt den Atem an.

Als die Giraffe sich langsam von den Autos entfernte, wagte Jana es, vor Freude zu lachen. Josy kuschelte sich an die Schulter ihrer Schwester.

»Das ist so viel besser als Dänemark«, befand sie und hielt ihren verliebten Blick weiterhin auf das Tier gerichtet.

Obwohl Jana ihre Bedenken in Bezug auf Kenia gehabt hatte, konnte sie nicht anders, als ihrer Schwester zuzustimmen.

Die ersten Nächte hatten die Hesse-Frauen in einem absoluten Traumhotel verbracht. Das Hotel hatte wie eine Brücke zwischen Wüste und Strand gewirkt. Demzufolge hatten die beiden Frauen auch nicht viel mehr unternehmen können, als am Strand zu liegen. Nach drei Tagen waren sie zusammen mit einigen Paaren von ihrem Reiseführer in den frühen Morgenstunden abgeholt worden. Nach einer langwierigen Anreise inklusive Fähre hatten sie ihr jetziges Domizil erreicht, ein kleines, aber schmuckes Hotel mitten im Nirgendwo. Noch am ersten Tag waren sie zur Safari-Tour aufgebrochen. Es hatte nicht lange gedauert, bis sie die ersten trägen Löwen gesichtet hatten, die faul in der Sonne gelegen hatten.

Jana hatte immer gedacht, Kenia wäre ein Land, in dem durchgehend die Sonne schien. Doch immer wieder zogen dichte Wolken am Himmel entlang und brachten so überraschend Regen mit sich, dass das kenianische Wetter als absolut unberechenbar bezeichnet werden konnte. War alles durchnässt, schien die Sonne wieder, als wäre sie nie weg gewesen. In dieser Schwüle wimmelte es daher von Stechmücken.