Dr. Stefan Frank 2751 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2751 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Daniel Lechner hat schwer mit dem Verlust seiner Großmutter zu kämpfen. Kurz vor ihrem Tod hat er ihr versprochen, ihr König Ludwig Stüberl im Herzen von Grünwald weiterzuführen. Lotte selbst hat gekocht, war die gute Seele des Restaurants, und die traditionellen bayrischen Gerichte waren bei jedermann beliebt. Aber ihre Rezepte hat sie nie aufgeschrieben. Als sie schwer krank wurde, war es zu spät, und nun scheinen sie verloren zu sein. Die Küche ist nicht mehr dieselbe wie zuvor, die Gäste bleiben aus, und Daniel befürchtet, zu viel versprochen zu haben. Der Erfolg will sich nicht einstellen.
Da kehrt Lisa Mayer nach jahrelanger Abwesenheit in ihre Heimat zurück. Sie braucht eine Auszeit und sucht das Restaurant auf. Früher hat sie in den Ferien hier mitgeholfen. Lotte war ihr wie eine Ersatz-Oma. Doch Lisa erkennt das geliebte Stüberl nicht wieder. Sie beschließt, Daniel zu helfen. Sie hat Lotte oft genug beim Kochen zugesehen und glaubt, einige Gerichte nachkochen und die Rezepte aufschreiben zu können. Zusammen bringen sie das Lokal wieder in Schwung. Dabei kommen auch die alten Gefühle wieder hoch. Doch dann geschieht ein verheerender Unfall ...


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Inhalt

Cover

Rezept für die Liebe

Vorschau

Impressum

Rezept für die Liebe

Kurz bevor Daniel und Lisa zusammenfinden, geschieht ein verheerender Unfall

Daniel Lechner hat schwer mit dem Verlust seiner Großmutter zu kämpfen. Kurz vor ihrem Tod hat er ihr versprochen, ihr König Ludwig Stüberl im Herzen von Grünwald weiterzuführen. Lotte selbst hat gekocht, war die gute Seele des Restaurants, und die traditionellen bayrischen Gerichte waren bei jedermann beliebt. Aber ihre Rezepte hat sie nie aufgeschrieben. Als sie schwer krank wurde, war es zu spät, und nun scheinen sie verloren zu sein. Die Küche ist nicht mehr dieselbe wie zuvor, die Gäste bleiben aus, und Daniel befürchtet, zu viel versprochen zu haben. Der Erfolg will sich nicht einstellen.

Da kehrt Lisa Mayer nach jahrelanger Abwesenheit in ihre Heimat zurück. Sie braucht eine Auszeit und sucht das Restaurant auf. Früher hat sie in den Ferien hier mitgeholfen. Lotte war ihr wie eine Ersatz-Oma. Doch Lisa erkennt das geliebte Stüberl nicht wieder. Sie beschließt, Daniel zu helfen. Sie hat Lotte oft genug beim Kochen zugesehen und glaubt, einige Gerichte nachkochen und die Rezepte aufschreiben zu können. Zusammen bringen sie das Lokal wieder in Schwung. Dabei kommen auch die alten Gefühle wieder hoch. Doch dann geschieht ein verheerender Unfall ...

Warmer Lichtschein drang einladend aus den Fenstern des Eckhauses.

Im Erdgeschoss war ein Lokal untergebracht. Über der Eingangstür stand zu lesen: König Ludwig Stüberl. Ein Aufsteller lud zu einem Klosterbier, einer Linderhof-Brotzeitplatte und Großmutters Apfelkuchen – warm serviert! – ein.

An diesem Abend waren kaum Menschen unterwegs. Der Grund dafür war der eisige Wind, der durch die Straßen von Grünwald fegte, an den Bäumen zerrte und die Kälte so schneidend machte, dass sie einem durch und durch ging. Vereinzelte Schneeflocken mischten sich in den Regen. Auch wenn der Kalender etwas anderes sagte, wollte der Winter noch nicht weichen und der Frühling noch nicht kommen.

Trotz des ungemütlichen Wetters hatte Dr. Stefan Frank seine Freundin nach der Arbeit zu einem Spaziergang abgeholt. Hinter ihnen lag ein langer Tag, deshalb hatten sie sich beide nach etwas Bewegung an der frischen Luft gesehnt.

Alexandra war Augenärztin und von früh bis spät auf den Beinen gewesen, und auch in Stefans Praxis war es wieder einmal zugegangen wie in einem Bienenstock. Ein stetiges Kommen und Gehen. Das nasskalte Wetter brachte grippale Infekte mit sich, dazu kamen auch vermehrt Patienten mit Gelenkbeschwerden, und so war an eine Pause kaum einmal zu denken gewesen.

»Wollen wir reingehen?« Stefan Frank hielt die Hand seiner Freundin und deutete mit der anderen auf das Stüberl.

»Liebend gern«, versicherte Alexandra.

Ihre Wangen waren gerötet von der Kälte und ihre Augen blitzten. Unter ihrer Wollmütze lugten die Spitzen ihrer kastanienbraunen Locken hervor. Sie sah so lieb und reizend aus, dass ihm das Herz weit wurde.

Er gab ihr einen innigen Kuss.

Überrascht blickte sie zu ihm hoch. »Wofür war der denn?«

»Einfach so aus Liebe«, erwiderte er.

»Guter Grund«, murmelte sie, reckte sich auf die Zehenspitzen, schlang ihm die Arme um den Nacken und küsste ihn. »Einfach so aus Liebe.«

Sie standen eine Weile eng umschlungen, bis Stefan das Zittern spürte, das ihr durch den Körper rieselte. »Dir ist kalt.«

»Dir nicht?«, fragte Alexa ungläubig.

»Doch. Lass uns schnell hineingehen und hoffen, dass wir noch einen freien Tisch finden.«

Er hielt ihr die Tür auf. So wohltuend die frische Luft auch gewesen war, allmählich kroch ihm die Kälte in alle Glieder und drängte ihn, sich wieder aufzuwärmen.

Drinnen war es nicht nur behaglich warm, nein, sie hatten auch Glück und fanden einen freien Tisch – den letzten, noch dazu am Fenster.

Aufatmend ließ sich Alexandra auf einen Stuhl sinken, nahm ihre Mütze ab und zog ihre Jacke aus, bevor sie sie sorgsam faltete und auf den freien Stuhl legte. Stefan Frank tat es ihr gleich.

Das Innere des Stüberls war behaglich eingerichtet. Die Wände waren mit Holz verkleidet, und auch das Mobiliar war aus Holz. Hübsche karierte Vorhänge hingen an den Fenstern, und überall fanden sich gerahmte Bilder von König Ludwig und seinen Schlössern. Linderhof, Herrenchiemsee, Neuschwanstein ... Dazu kam ein Regal mit Erinnerungsstücken des Königs – Porzellan mit seinem Konterfei, Bücher, Briefe in alter Schrift ... Über dem Tresen hing ein großes gerahmtes Ölgemälde von Ludwig II. Es war nicht zu übersehen, dass die Besitzerin des Stüberls eine besondere Begeisterung für Geschichte und besonders für die »ihres« Königs hatte.

»Guten Abend, die Herrschaften.« Kellner Clemens trat an ihren Tisch und begrüßte sie mit einem freundlichen Lächeln. »Wie schön, Sie beide wieder einmal bei uns zu sehen.«

Man sah den graubärtigen Mann selten anders gekleidet als in Lederhosen, Trachtenhemd und einer mit bäuerlichen Motiven bestickten Weste. Clemens war groß und hager und wirkte auf liebenswerte Art ein wenig tattrig. Seine Hand zitterte, als er ihnen die Speisekarte reichte.

»Was darf ich Ihnen zu trinken bringen?«

»Ich nehme einen Früchtetee«, bat Alexandra, und Stefan Frank entschied sich für Mineralwasser.

»Kommt sofort ...« Weiter kam er nicht, weil ein junger Mann am Nachbartisch, er konnte nicht älter als zwanzig, einundzwanzig sein, sich plötzlich reckte und winkte. Bei ihm saßen zwei weitere junge Männer, die reichlich missmutig wirkten.

»He, wo bleibt unser Nachschub an Klosterbräu?«

»Ich bin gleich bei Ihnen«, versicherte Clemens höflich.

»Das haben Sie schon vor zehn Minuten gesagt! Geht das nicht schneller? Das ist ja wie bei ›Dinner for one‹.« Der Gast stieß seinen Tischnachbarn an und grinste. »Warte, gleich stolpert er über einen ausgestopften Bären.«

»Es war ein Tiger«, erwiderte Clemens trocken.

Das sorgte für ein verständnisloses Stirnrunzeln bei seinem Gegenüber.

»Ein Tigerfell. Kein Bär. James stolpert in dem Sketch mehrfach darüber.«

»Meinetwegen kann er auch über ein Stinktier fallen. Ich will endlich mein Bier.« Der Gast schob unvermittelt den Fuß vor und brachte den alten Kellner damit ins Stolpern. Wieherndes Gelächter kommentierte es am Tisch der jungen Gäste.

Stefan Frank fuhr hoch, um etwas zu sagen. Doch da blinzelte ihm Clemens zu. Sein Arm schnellte vor und er nahm sich das Handy, das der Rüpel vor sich auf den Tisch gelegt hatte. Dazu die drei leeren Gläser vom Tisch. Er warf alles hoch in die Luft und begann zu jonglieren!

»He! Nicht! Mein Handy!« Der Rüpel riss die Augen auf – und griente dann, als Clemens die Sachen geschickt fing und warf. »Cool, Mann«, kommentierte er, als alles zurück auf dem Tisch war, schnappte sich sein Handy jedoch und schob es sicherheitshalber in seine Tasche.

Clemens wandte sich wieder zum Tisch von Dr. Frank und Alexandra um. Ihre Mienen mussten wohl ihre Überraschung verraten haben, denn ein Schmunzeln grub zahlreiche Furchen in sein Gesicht.

»Ich war früher beim Zirkus«, erklärte er. »Bin übers Seil gelaufen und hab mit allem jongliert, das mir in die Finger gefallen ist. Bis meine alten Knochen nicht mehr für Kunststücke zu haben waren. Da stand ich plötzlich ohne Aufgabe da und war auf dem besten Weg, abzurutschen. Wäre Lotte nicht gekommen und hätte mich eingestellt.«

»Sie hat schon vielen geholfen.«

»Das können Sie wohl sagen, Herr Doktor.« Clemens nickte bedächtig. »Das können Sie wohl sagen.«

Stefan Frank sah seine Freundin an. »Hast du dich schon für ein Gericht entschieden oder möchtest du erst in die Karte schauen?«

»Nein, ich weiß schon, was ich essen möchte.«

»Gut, dann wären wir so weit, Clemens.«

Der Kellner lächelte und blickte zwischen ihnen hin und her. »Was darf ich Ihnen bringen?«

»Lottes kunterbunten Eintopf, bitte. Auf den habe ich mich schon gefreut.«

»Den nehme ich auch«, bat Stefan Frank.

»Ausgezeichnet. Es wird nicht lange dauern.« Damit eilte der ältere Mann davon.

Wenig später standen ihre Getränke vor ihnen, und auch die Gäste am Nachbartisch waren mit Gläsern versorgt.

Stefan Frank lehnte sich vor und nahm die Hand seiner Freundin. »Wird dir langsam wieder warm?«

Alexa lächelte. »Ja, hier drinnen ist es schon viel besser.«

»Hoffentlich hast du dich unterwegs nicht verkühlt. Vielleicht war es ein Fehler, bei diesem Wetter herumzulaufen.«

Die Augenärztin winkte ab. »Ach wo. Mach dir deswegen keine Sorgen. Ein Spaziergang war nach dem langen Tag genau das Richtige. Außerdem hab ich jetzt einen Riesenhunger.«

»Na, da seid ihr bei mir genau richtig«, warf eine helle Stimme ein.

Sie gehörte einer kleinen, drahtigen Frau mit ungezähmten grauen Locken und grauen Augen, die lebhaft blitzten. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht und grub zahlreiche Falten in ihre Züge. Lotte Lechner hatte das Stüberl vor gut dreißig Jahren mit ihrem Mann zusammen aufgebaut. Er war vor acht Jahren gestorben, seitdem führte sie das Lokal allein und war dessen Herz und Seele. Sie kochte alles selbst und setzte auf herzhafte bayerische Küche, die bei den Gästen gut ankam.

»Wie geht's euch?«, wollte die rüstige ältere Dame wissen.

»Sehr gut«, erwiderte Alexandra lächelnd. »Auch wenn wir beide gerade wieder vor Arbeit fast ersticken.«

»Dann freue ich mich doppelt, dass ihr zu mir gekommen seid und eure kostbare gemeinsame Zeit in meinem Lokal verbringt.« Lotte strahlte sie beide an. »Habt ihr schon bestellt?«

Alexa nickte. »Ja, Ihren berühmten kunterbunten Eintopf.«

»Der ist gerade richtig bei dieser Kälte. Wird euch gut aufwärmen.«

»Das hoffen wir auch«, bestätigte Dr. Frank »Und wie geht es Ihnen?«

»Oh, an Arbeit mangelt es mir auch nicht. Ich wünschte, mein Enkel könnte sich durchringen, neben der Uni hier zu arbeiten. Er soll das Stüberl einmal übernehmen, aber leider zeigt er überhaupt kein Interesse daran.« Kummer grub sich in ihr Gesicht ein. »Oder an irgendetwas anderem. Es ist wirklich ein Kreuz.« Sie seufzte leise.

»Das tut uns sehr leid zu hören.«

»Lasst euch davon nicht den Abend verderben. Irgendwie wird es sich schon fügen, nicht wahr? Das tut es immer.« Lotte nickte ihren Gästen zu und verschwand wieder in ihrer Küche.

Stefan Frank trank einen Schluck Mineralwasser. Dann sah er seine Freundin an.

»Es ist mir gelungen, den Notdienst in zwei Wochen mit einem Kollegen zu tauschen. Wir haben dann also zeitgleich frei. Wenn das Wetter es erlaubt, könnten wir zum Starnberger See fahren und die Fahrräder mitnehmen. Was hältst du davon?«

Alexas Augen leuchteten auf. »Ein Ausflug zum See? Liebend gern!«

»Ausgezeichnet. Dann hoffen wir mal, dass das Wetter mitspielt und wir ...« Er unterbrach sich, als aus der Küche ein metallisches Scheppern zu vernehmen war. Alarmiert zog er den Atem ein.

Kurz darauf stürmte Clemens durch die Schwingtür und kam geradewegs an ihren Tisch. Seine Augen waren weit aufgerissen und verrieten blankes Entsetzen.

»Kommen Sie, Herr Doktor! Bitte! Rasch!«

Stefan Frank war schon auf den Beinen. Er folgte dem Kellner in die Küche und wurde vom Brodeln und Dampfen zahlreicher großer und kleiner Töpfe auf dem Herd empfangen. Lotte lag auf dem gefliesten Boden. Ihr Gesicht war verzerrt, als wäre die linke Hälfte der Erdanziehung ausgesetzt, die rechte aber nicht. Ihr linker Mundwinkel hing schlaff herab, ebenso wie ihr Augenlid. Sie stieß einen gutturalen Laut aus, der nicht zu verstehen war.

Die Symptome ließen ihn sogleich an einen Schlaganfall denken.

»Ich bin da, Lotte.« Er kniete sich neben sie und schaute zu seiner Freundin, die ihm gefolgt war und ihr Handy schon in der Hand hielt. Offenbar war sie zu demselben Schluss gekommen wie er – dass keine Sekunde Zeit zu verlieren war. »Bitte, gib durch, dass es eilt. Wir brauchen einen Transport zur Stroke-Unit.«

Alexa nickte sofort.

Dr. Frank beugte sich wieder über seine Patientin und wünschte sich, er hätte seinen Notfallkoffer dabei. Dann hätte er mehr für sie tun können, als nur beruhigend mit ihr zu sprechen und ihre Vitalwerte im Blick zu behalten.

Ihr Herz raste wie ein erschrockenes Fohlen. Sie musste entsetzliche Angst ausstehen. Ihr Verstand war wach und klar, ihr Körper jedoch gehorchte ihr nicht.

»Wir sind bei Ihnen«, versicherte er sanft. »Ein Rettungswagen ist auf dem Weg hierher. Halten Sie nur noch ein bisschen durch!«

***

Wenn diese Kletterschuhe bloß nicht so verflixt teuer wären!

Daniel scrollte sich auf seinem Handy durch das Angebot und runzelte angesichts der Preise die Stirn. Nein, verflixt, das überstieg alles, was er sich leisten konnte. Er würde noch eine Weile mit seinen alten Tretern in die Berge gehen müssen. Es sei denn, er fand irgendwo ein Paar gebrachte, aber noch gute Kletterschuhe.

Er gab die Suche in die Suchleiste ein, ergänzte sie um seine Schuhgröße und rief die Ergebnisse ab.

Immer noch zu teuer. Eine gute Ausrüstung bekam man wahrlich nicht geschenkt. Allerdings waren gute Schuhe unverzichtbar. Daniel liebte das Klettern. Er war kaum vier Jahre alt gewesen, als ihn sein Vater zum ersten Mal mit an den Berg genommen und ihn in die Wand geschickt hatte. Jahrelang war das ihr »gemeinsames Ding« gewesen. Sie waren klettern gegangen, hatten sich am Berg über einfach alles unterhalten. Bis seine Eltern verunglückt und umgekommen waren. Seitdem ging er mit Freunden zum Klettern, aber wann immer er sich einen Weg die Wand hinauf suchte, fühlte er sich seinem Vater wieder näher und weniger ... verloren.

Ja, er brauchte wirklich dringend neue Kletterschuhe. Die alten würden ihm bald von allein von den Füßen fallen.

Vor ihm auf dem Schreibtisch lag das aufgeschlagene Lehrbuch für Statistik. Eigentlich sollte er für die Klausur morgen lernen, aber die Zahlen und Erklärungen reizten ihn kein bisschen. Statt zu lernen, suchte er das Internet nach bezahlbaren Schuhen für sich ab.

Daniel bereute es längst, von Architektur auf Wirtschaft gewechselt zu sein. Er hatte das Studienfach nur deshalb noch nicht aufgegeben, weil er keine Ahnung hatte, was er stattdessen studieren sollte. Archäologie würde ihn reizen. Wobei zu befürchten war, dass das Studium weniger Indiana Jones und mehr Staub und trockene Fachbücher bedeutete. Er hatte schon erwogen, die Uni ganz aufzugeben, aber das ging nicht. Seine Großmutter war so glücklich gewesen, als er sein Studium begonnen hatte. Nach allem, was sie für ihn getan hatte, wollte er sie auf keinen Fall enttäuschen. Nein, er musste das durchziehen, auch wenn er sich lieber jeden einzelnen Zehennagel mit bloßen Händen herausreißen würde, statt für diese verflixte Statistikklausur zu lernen.

Ein einzelnes Piepen verriet den Empfang einer Nachricht.

Sie kam von Manuel, mit dem er sich eine Wohnung teilte. Manuel studierte Sportwissenschaften und jobbte nebenher in einer Bar. So hatte Daniel die Wohnung abends meistens für sich.

Kommst du morgen mit zu Romys Party? Da geht noch was, Bro!

Daniel verzog das Gesicht.

Eine Feier im Haus der Eltern seiner Exfreundin? Nein, darauf war er nun wirklich nicht scharf.

Eher nicht, textete er zurück.

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.

Komm schon. Willst du ewig wie ein Mönch leben? Romy steht noch auf dich.

Daniel schnaufte.

Wir sind wie Feuer und Wasser. Das geht nicht zusammen. Sie will was für immer, plant die nächsten Jahre voraus und redet von zwei bis drei Kindern. Ich bin schon froh, wenn ich weiß, was ich morgen mache. Nein, daraus wird nichts.

Nach einer kurzen Pause kam die Antwort: Warum es nicht probieren? Vielleicht gefällt es dir ja.

Daniel antwortete: Für Beziehungen bin ich nicht geschaffen.

Sein Freund erwiderte prompt: Haha. Das glauben die meisten Männer, bevor sie ihre Traumfrau treffen.

Nicht in meinem Fall, lautete Daniels abschließende Nachricht, ehe er das Handy zur Seite legte.

Er hatte die Erfahrung gemacht, dass es Beziehungen nicht ohne jede Menge Kompromisse gab – und zu denen war er einfach nicht bereit. Er wollte noch so vieles ausprobieren ... Warum sich einschränken, wenn man es nicht musste?

Er widmete sich wieder der Suche nach Schuhen.