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Die Beziehung von Benedikt und Clara ist eigentlich perfekt. Seit fünf Jahren sind sie verheiratet, und in ihrem Freundeskreis gelten sie als Bilderbuch-Ehepaar. Nur etwas fehlt den beiden zum ganz großen Glück: ein Baby. Trotz aller Bemühungen wird Clara einfach nicht schwanger.
Ihr Arzt Dr. Stefan Frank schlägt vor, weiterführende Untersuchungen an der Münchner Waldner-Klinik vornehmen zu lassen. Doch die Zeit der Zweifel und Unsicherheiten belastet die vorher so stabile Beziehung sehr. Immer öfter kommt es zum Streit zwischen den Eheleuten, sie machen sich gegenseitig Vorwürfe, und plötzlich steht sogar der Verdacht des Seitensprungs im Raum. Ist ihre Liebe etwa am Ende?
Stefan Frank sieht, wie sich das Paar mehr und mehr voneinander entfernt. Und nicht nur das: In der Klinik macht er eine besorgniserregende Entdeckung, die vielleicht sogar erklären könnte, wieso die Liebe der beiden mehr und mehr bröckelt. Dr. Frank ist fest entschlossen, den jungen Leuten zu helfen - nicht nur dabei, ein Baby zu bekommen, sondern vor allem auch dabei, ihre kostbare Ehe zu retten ...
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Seitenzahl: 123
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Kann Liebe wirklich endlich sein?
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: goodluz / shutterstock
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7325-9203-6
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Kann Liebe wirklich endlich sein?
Wie Dr. Frank einem jungen Paar in seiner schwersten Krise beistand
Die Beziehung von Benedikt und Clara ist eigentlich perfekt. Seit fünf Jahren sind sie verheiratet, und in ihrem Freundeskreis gelten sie als Bilderbuch-Ehepaar. Nur etwas fehlt den beiden zum ganz großen Glück: ein Baby. Trotz aller Bemühungen wird Clara einfach nicht schwanger.
Ihr Arzt Dr. Stefan Frank schlägt vor, weiterführende Untersuchungen an der Münchner Waldner-Klinik vornehmen zu lassen. Doch die Zeit der Zweifel und Unsicherheiten belastet die vorher so stabile Beziehung sehr. Immer öfter kommt es zum Streit zwischen den Eheleuten, sie machen sich gegenseitig Vorwürfe, und plötzlich steht sogar der Verdacht des Seitensprungs im Raum. Ist ihre Liebe etwa am Ende?
Stefan Frank sieht, wie sich das Paar mehr und mehr voneinander entfernt. Und nicht nur das: In der Klinik macht er eine besorgniserregende Entdeckung, die vielleicht sogar erklären könnte, wieso die Liebe der beiden mehr und mehr bröckelt. Dr. Frank ist fest entschlossen, den jungen Leuten zu helfen – nicht nur dabei, ein Baby zu bekommen, sondern vor allem auch dabei, ihre kostbare Ehe zu retten …
„Oh nein, nicht schon wieder.“ Es war kurz nach sieben Uhr, als Clara Hohlbein in der Dusche stand und die roten Schlieren entdeckte, die das Wasser in der Duschwanne marmorierten. Und das, obwohl sie diesmal so sicher gewesen war. Wie ein schwarzes Tuch legte sich die Enttäuschung auf ihr Gemüt.
Ihr Mann hatte ihren Ausruf gehört. Benedikt ahnte, was er zu bedeuten hatte.
„Hat es wieder nicht geklappt?“
„Nein.“ Clara stieg aus der Dusche und wickelte sich in ein Frotteetuch. Doch auch der kuschelige Stoff konnte sie nicht trösten. Ein Glück, dass sie zumindest ihre Arbeit als Kreativdirektorin hatte. Die Beschäftigung mit der Vermarktung der Produkte lenkte sie wenigstens halbwegs von ihrem unerfüllten Kinderwunsch ab.
Ihrem Beruf hatte sie auch die Bekanntschaft mit dem Fotografen Benedikt Hohlbein zu verdanken. Die Agentur, in der er damals gearbeitet hatte, gab es zwar trotz aller Rettungsversuche inzwischen nicht mehr, aber dafür waren sie seit über fünf Jahren verheiratet. In ihrem Freundeskreis galten sie als Bilderbuch-Ehepaar: gut aussehend, erfolgreich, harmonisch. Doch zum ganz großen Glück fehlte das gemeinsame Kind, das sich einfach nicht einstellen wollte.
Benedikt schloss seine Frau liebevoll in die Arme und strich ihr eine dunkle Strähne aus der Stirn, als sie fertig angezogen in der Küche auftauchte.
„Mach nicht so ein Gesicht, Schatz. Das nächste Mal klappt es bestimmt.“
„Das sagt Dr. Roselieb auch immer. Statt sich einmal die Mühe zu machen und mich zu untersuchen.“ Clara schob die Unterlippe vor. Sie sah aus wie ein trotziges, kleines Mädchen.
„Wahrscheinlich denkt er, dass wir noch alle Zeit der Welt haben. Schließlich bist du noch keine dreißig.“
„Und was, wenn irgendwas nicht stimmt bei mir? Oder bei dir? Dann versuchen wir es so lange, bis es irgendwann zu spät ist“, hielt sie energisch dagegen, während sie in der Küche hin und her lief, im Stehen ein Knäckebrot aß und einen Espresso trank. „Nein. Ich wünsche mir jetzt ein Kind. Die Zeit ist perfekt dafür. Maria könnte meine Arbeit übernehmen, bis ich nach einem halben Jahr zurückkomme.“ Im Geiste hatte sie bereits alles geplant.
„Dann müssen wir uns eben einen Arzt suchen, der sich um unsere Probleme kümmert.“
Clara blieb vor ihrem Mann stehen und sah ihn von unten herauf an. Ein Lächeln spielte um ihre Lippen.
„Und ich weiß auch schon, an wen wir uns wenden werden.“
Benedikt zog eine Augenbraue hoch.
„Ich bin gespannt.“
„Lea, meine Assistentin, hat mir die Telefonnummer ihres Hausarztes gegeben. Er heißt Dr. Stefan Frank und soll sehr nett und kompetent sein.“
„Ein Allgemeinmediziner? Meinst du, er ist der richtige Ansprechpartner für unser Problem?“, wagte Benni einen berechtigten Einspruch.
Doch Claras Augen blitzten schon wieder, ein gutes Zeichen, wie er fand.
„Dr. Frank ist auch Geburtshelfer. Deshalb denke ich, dass er die richtige Anlaufstelle für uns ist. Wenn er selbst uns nicht weiterhelfen kann, dann weiß er bestimmt, an wen wir uns wenden können.“
So kannte Benedikt seine Frau. Wenn Plan A nicht funktionierte, zauberte sie sofort einen Plan B aus der Tasche.
„Perfekt.“
Clara legte den Kopf schief und musterte ihren Mann nachdenklich.
„Was ist? Warum machst du so ein Gesicht?“
„Es ist nur …“ Benedikt stand vor ihr und nestelte am Kragen ihrer Bluse. „Was, wenn es an mir liegt?“
„Dann lasse ich mich auf der Stelle scheiden und suche mir einen anderen Vater für meine Kinder“, erwiderte Clara prompt. Bei Benedikts Anblick legte sie den Kopf in den Nacken und lachte laut heraus. „Natürlich nicht, mein Schatz!“, versicherte sie ihm schnell.
Ihr Blick fiel auf die Uhr am Herd.
„Himmel, schon fast halb acht. Ich muss los.“ Sie stellte die kleine Tasse in die Spüle. „Sehen wir uns heute Abend?“, fragte sie, während sie im Flur in die Pumps schlüpfte. „Ich schätze, ich bin gegen acht zurück.“
„Bei mir könnte es ein bisschen später werden. Ich habe am Nachmittag noch einen Auftrag, der bis in die Abendstunden dauern kann. Aber spätestens um neun bin ich auch zu Hause.“
„Was für einen Auftrag?“, fragte Clara und gab Benedikt einen Abschiedskuss.
„Ein Autohersteller will Fotos von seiner Fertigungsstraße haben, zuerst mit, dann ohne Arbeiter“, erwiderte er und sah gar nicht glücklich aus. „Die Industriefotografie ist ein einträgliches Geschäft. Aber ehrlich gesagt würde es mich schon mal wieder reizen, ein Projekt mit Tieren zu machen.“
„Wenn das dein Wunsch ist, musst du ihn Wirklichkeit werden lassen.“
„Wenn ich demnächst Familienvater sein werde, sollte ich mich auf die Dinge konzentrieren, die Geld bringen.“ Benni schnitt eine Grimasse und küsste seine Frau noch einmal, ehe es wirklich Zeit wurde, den Arbeitstag in Angriff zu nehmen.
***
„Mit Sicherheit ginge es dir wesentlich besser, wenn du dir endlich wieder eine Arbeit suchen würdest.“ Tatjana Konen saß am Esszimmertisch ihrer Wohnung und sah ihren Bruder Sascha aufmerksam an.
Vor knapp zwei Monaten hatte die Wissenschaftlerin sein Hilferuf ereilt. Natürlich hatte Tatjana nicht gezögert und Sascha eingeladen, zu ihr nach München zu kommen. Seitdem teilte sie ihr Reich mit ihm. Es war die Wohnung einer Person, die das große Einmaleins des guten Geschmacks beherrschte. Das war schon bei den ersten Schritten auf dem makellosen Schiffsboden in Eiche klar.
Im schwindelerregend hohen Flur hingen großformatige Schwarz-Weiß-Fotografien ihrer vielen Reisen, die sie als Vogelkundlerin in ferne Länder geführt hatten. Das Wohnzimmer war geprägt von einer cremefarbenen Wohnlandschaft mit anthrazitfarbenen Kissen, hinter der in einem Regal aus Eiche ein paar ausgesuchte Skulpturen aus Speckstein und Granit standen.
In die abgehängte Decke waren unsichtbare Spots eingelassen, die dem schlichten Ambiente einen heimeligen Touch verliehen. In dieser Pracht verharrte Sascha seither und wartete darauf, dass sein seelisches Tief vorüberzog und er wieder arbeiten konnte. Er hob seine Kaffeetasse und nippte daran.
„Kannst du Gedanken lesen?“ Über den Rand der Tasse sah er seine Schwester an. Endlich wirkte sein Blick wieder lebhaft und lebendig. „Darüber habe ich heute früh auch schon nachgedacht.“ Seine Augen klebten förmlich an ihrem Gesicht.
Ein Glück, dass sie seine Schwester war. Sonst hätte Sascha sich augenblicklich in sie verliebt mit ihren blonden Locken und den grünen Augen, die so geheimnisvoll schimmern konnten. Tatjana war einfach atemberaubend attraktiv, und er verstand nicht, warum sie nicht längst verheiratet war.
Der Blick ihres Bruders machte sie verlegen.
„Und? Zu welchem Schluss bist du gekommen?“, fragte sie und lehnte sich zurück. Die Sonne schien freundlich durch die Fenster, Staubkörner tanzten in der Luft.
„Dass ich gerne hier in München bleiben und mir hier eine Stelle suchen würde.“
„Warum nicht? Wenn ich endlich einen Fotografen für mein Projekt in Neuseeland gefunden habe, bin ich sowieso erst mal eine Weile unterwegs. Mal abgesehen davon, dass die Wohnung ohnehin groß genug für zwei ist.“
Saschas Lächeln wurde breiter.
„Ich hatte gehofft, dass du das sagst.“ Er zog die Zeitung zu sich, schlug sie aber nicht auf. Eine Wolke schob sich über sein Gesicht. „Ein Problem habe ich aber trotzdem noch.“
„Und das wäre?“
„Die krankheitsbedingte Auszeit in meinem Lebenslauf macht sich nicht gerade gut. Was wird ein potenzieller Arbeitgeber dazu sagen?“
„Du bist nicht verpflichtet, ihm den Grund für deine Erkrankung zu nennen. Hauptsache, du bist vollständig genesen und einsatzfähig.“ Tatjana warf einen Blick auf die Uhr. Höchste Zeit, in die Uni zu fahren.
Sie leerte ihre Tasse und stand auf.
„Aber ich habe da eine Idee. Ich werde mal Dr. Stefan Frank fragen, meinen Hausarzt. Vielleicht kennt er eine Klinik, die einen examinierten Krankenpfleger sucht, und kann dich empfehlen.“
Sascha musterte seine Schwester von unten herauf.
„Und meine Diagnose?“
„Natürlich werde ich ihm sagen, dass du unter Depressionen gelitten hast. Das ist ja keine Schande. Aber als Arzt weiß Dr. Frank, dass alles gut ist, solange du deine Medikamente nimmst.“
Sie legte eine Hand auf Saschas Schulter.
„Mach nicht so ein Gesicht! Dr. Frank ist ein Arzt wie aus dem Bilderbuch. Kompetent, menschlich, empathisch. Außerdem interessiert er sich nicht nur für die medizinische Seite, sondern auch für die Psyche seiner Patienten. Ich bin sicher, er kann uns weiterhelfen.“
Sascha schnitt eine Grimasse und schob die Zeitung wieder weg.
„Dein Wort in Gottes Ohr. Dann warte ich mal auf Neuigkeiten von dir, Schwesterherz.“
Tatjana beugte sich zu ihm hinab und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Zum ersten Mal seit Wochen hatte sich Sascha an diesem Morgen wieder rasiert und wirkte wie ein neuer Mensch.
„Inzwischen könntest du dem Friseur an der Ecke einen Besuch abstatten. Danach wirst du dich vor Angeboten kaum retten können. Und ich meine nicht nur Stellenangebote.“
Sie lachten kurz zusammen. Dann wurde es wirklich allerhöchste Zeit zum Aufbruch. Tatjana schlüpfte in die Jacke, hängte die Tasche über die Schulter und griff nach dem Schlüssel. Wenig später trat sie hinaus ins helle Licht des noch jungen Morgens.
Zum ersten Mal seit vielen Monaten duftete die Luft wieder nach frisch gemähtem Gras und Erde. An allen Ecken und Enden regte sich das Leben. Eine Bande Spatzen stob zwitschernd vorbei. Tatjana sah ihnen nach, bis sie in einem Gebüsch verschwunden waren.
Lächelnd machte sie sich auf den Weg zur Arbeit, randvoll mit Dankbarkeit, dass es nicht nur mit dem Wetter, sondern endlich auch mit ihrem Bruder bergauf ging.
***
Wie zu fast jeder Tageszeit ging es auch mittags hoch her in der fast voll besetzten Leitner-Klinik. Ärzte eilten alleine, zu zweit oder in Grüppchen über die Flure. Bewaffnet mit Blumensträußen suchten Besucher nach den Zimmern ihrer Lieben.
Essensgeruch lag in der Luft. Schwestern und Pfleger schoben Wägelchen durch die Gänge und verteilten Tabletts mit dem Mittagessen in den Zimmern. Wenn ein Patient Hilfe brauchte, holten sie Kollegen zur Unterstützung.
Ein solcher Kandidat war Florian Wirth, ein Patient von Dr. Stefan Frank. Seine Nierenoperation lag erst ein paar Tage zurück, und er fühlte sich noch nicht wieder sicher auf den Beinen. Seinem Kreislauf zuliebe sollte er seine Mahlzeit trotzdem am Tisch einnehmen.
„Je schneller das normale Leben wieder einkehrt, umso komplikationsloser verläuft der Genesungsprozess“, erklärte Schwester Greta. „Kommen Sie, ich helfe Ihnen.“ Nachdem sie das Tablett auf dem Tisch abgestellt hatte, führte sie Florian an den Tisch am Fenster. Von hier aus hatte man einen schönen Blick hinüber in den Englischen Garten.
Das helle Grün der jungen Blätter an den Bäumen leuchtete, als hätte ein Maler sie eben erst mit dem Pinsel dorthin getupft. Mütter schoben Kinderwagen über Kieswege und wurden von Joggern und Spaziergängern mit Hunden überholt. Doch im Augenblick hatte Florian nur Augen für die Schwester mit den Sommersprossen und den geflochtenen Zöpfen, die links und rechts auf ihren Schultern tanzten.
Greta stand ihm zur Seite, seit er die Klinik vor vierzehn Tagen zum ersten Mal betreten hatte. Und mit jedem Treffen freute er sich ein bisschen mehr, sie wiederzusehen.
„Vielen Dank, das ist wirklich sehr nett von Ihnen.“ Sein Puls raste nicht nur vor Anstrengung, als er sich auf den Stuhl fallen ließ.
Schwester Greta nahm den Deckel vom Tablett und legte ihn zur Seite. Schnuppernd hob Florian die Nase.
„Hmm, das riecht ja mal wieder köstlich.“ Er lächelte schief. „Wenn ich das daheim auch nur halb so gut hinbekäme, wäre ich schon glücklich. Kochen ist Hexenwerk für mich.“
„Wenn Sie sich Tipps von mir erhofft haben, muss ich Sie leider enttäuschen“, erwiderte Greta. Als sie lachte, tanzten Grübchen auf ihren Wangen. „In der Küche bin ich eine echte Fehlbesetzung. Mir brennt sogar das Nudelwasser an.“
Dafür konnten sich ihre schauspielerischen Qualitäten offenbar durchaus sehen lassen. Zumindest schien Florian nicht zu bemerken, dass sie sich an diesem Mittag ganz und gar nicht wohlfühlte in ihrer Haut.
Schon beim Aufstehen hatte sie sich gefühlt, als hätte sie die Nacht durchgefeiert. Der Kopf schmerzte mit den Gliedern um die Wette. Aus zwei Gründen hatte sie sich nicht krankgemeldet: Einer saß vor ihr. Ein zweiter war die Tatsache, dass in der Waldner-Klinik jede helfende Hand gebraucht wurde.
So blieb ihr nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen und Florians prüfendem Blick standzuhalten.
„Sie können mir ruhig glauben.“
„Tja, dann habe ich wohl keine andere Wahl, als Sie zum Essen einzuladen.“ Er lachte spitzbübisch, und wenn möglich, schlug Gretas Herz noch schneller.
„Oh.“ Sie spürte die Hitze in ihren Wangen. Es war nicht ihre Art, mit Patienten zu flirten, und schon gar nicht, sich mit ihnen zu verabreden. Florian war der Erste, der ihre Überzeugung gefährlich ins Wanken brachte. „Jetzt werden Sie erst einmal gesund. Und dazu gehört, dass Sie anständig essen. Wenn möglich, bevor das Essen eiskalt ist.“
Sie zwinkerte ihm zu und machte Anstalten, das Zimmer zu verlassen.
„Ich komme später wieder und helfe Ihnen zurück ins Bett“, versprach sie an der Tür.
Florian nahm all seinen Mut zusammen.
„Ist das ein Ja oder ein Nein?“, fragte er.
„Ein Vielleicht“, erwiderte Schwester Greta und schlüpfte aus dem Zimmer. Mit leisem Klacken fiel die Tür hinter ihr ins Schloss. Doch das hörte sie schon nicht mehr. Seufzend sank sie auf dem Flur in sich zusammen.
„Um Gottes willen!“ Dr. Ulrich Waldner, der Klinikchef, verfiel in einen Laufschritt und kniete gleich darauf neben Greta nieder. „Schnell, eine Liege!“, rief er, nachdem er mit einer Taschenlampe die Pupillenreflexe kontrolliert und den Puls gezählt hatte.
In Windeseile wurde eine Liege herangeschafft und Greta mit vereinten Kräften hochgehoben und in ein Behandlungszimmer gebracht. Wenig später blinzelte sie ins Deckenlicht.
„Wo bin ich?“ Ihr Blick flog hin und her, ehe er an Ulrich Weidner hängen blieb.
Er zog das Stethoskop von den Ohren. Eine tiefe Falte stand zwischen seinen Augen.
„Da sind Sie ja wieder.“