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Lena Radinger ist eine ehrgeizige Journalistin, die - obwohl alleinerziehend - sehr viel unterwegs ist. Sie will sich als Reisejournalistin unbedingt einen Namen machen. Hierfür lässt sie ihre Tochter Kira oft bei den Großeltern in Grünwald. Der Spagat zwischen Kind und Karriere verlangt der jungen Frau alles ab.
In letzter Zeit gelingt es Lena nicht mehr, den Stress so einfach wegzustecken. Sie hat zunehmend körperliche Beschwerden. Ihre Hände werden taub, die Füße sind eiskalt, und Schwindel sowie Sehstörungen kommen oft hinzu.
Gerade ist sie von einem Aufenthalt aus Bali zurück, da schickt ihr Chefredakteur sie schon nach Siena, zum weltberühmten Pferderennen "Palio". Hier geht der Stress nahtlos weiter: Am Renntag sind das Gedränge und die Hitze in der überfüllten Stadt besonders groß. Nach dem Rennen schleppt sich Lena mit Müh und Not zurück ins Hotel und bricht dort in der Lobby zusammen ...
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Seitenzahl: 122
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Das Leben findet einen Weg
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: YAKOBCHUK VIACHESLAV / shutterstock
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7325-9901-1
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Das Leben findet einen Weg
Eine Krankheit öffnet Lena die Augen
Lena Radinger ist eine ehrgeizige Journalistin, die – obwohl alleinerziehend – sehr viel unterwegs ist. Sie will sich als Reisejournalistin unbedingt einen Namen machen. Hierfür lässt sie ihre Tochter Kira oft bei den Großeltern in Grünwald. Der Spagat zwischen Kind und Karriere verlangt der jungen Frau alles ab.
In letzter Zeit gelingt es Lena nicht mehr, den Stress so einfach wegzustecken. Sie hat zunehmend körperliche Beschwerden. Ihre Hände werden taub, die Füße sind eiskalt, und Schwindel sowie Sehstörungen kommen oft auch noch hinzu.
Gerade ist sie von einem Aufenthalt aus Bali zurück, da schickt ihr Chefredakteur sie schon nach Siena, zum weltberühmten Pferderennen „Palio“. Hier geht der Stress nahtlos weiter: Am Renntag sind das Gedränge und die Hitze in der überfüllten Stadt besonders groß. Nach dem Rennen schleppt sich Lena mit Müh und Not zurück ins Hotel und bricht dort in der Lobby zusammen …
Der Wind fuhr durch die Gardine und strich sanft über Lenas Gesicht. Mit ihm kam ein feiner Duft von Räucherwerk ins Zimmer, von getoastetem Brot, süßem Gewürztee, Sonne und Meer.
Zudem zeigte ein lebhaftes Stimmgewirr an, dass draußen auf der Terrasse des kleinen Restaurants schon ziemlich viel Betrieb herrschen musste. Wahrscheinlich wollten die Touristen keine Sekunde des Bali Arts Festival verpassen – jenem großen Kunstfestival, das jedes Jahr im Sommer auf Bali stattfand und immer mehrere zehntausend Besucher in seinen Bann zog.
Lena streckte sich erst einmal genüsslich. Es war wunderbar, in so einem großen Bett aufzuwachen. Als Kingsize wurde es bezeichnet, die „Königsgröße“ – ideal zum Abschalten, Träumen und Genießen.
Genießen lautete das Stichwort! Dieser sanfte Tagesanfang war viel zu schön, als dass Lena jetzt negativen Gedanken nachhängen wollte. Stattdessen lockten draußen eine morgendlich frische Luft, angenehme Temperaturen und ein gutbestücktes Buffet. Schnell schlug Lena das leichte Laken zurück.
Der Abend gestern war weich, warm und sanft gewesen – und schwül. Nachdem Lena im Anschluss an eine nahezu pünktliche Landung in Denpasar, der Hauptstadt von Bali, am späten Nachmittag aus dem Flugzeug gestiegen war, hatte sie schnell das Gefühl gehabt, direkt in einem tropischen Gewächshaus gelandet zu sein.
Die Luftfeuchtigkeit betrug hier gefühlte neunzig Prozent und ließ die Temperaturen dadurch viel höher erscheinen, als sie tatsächlich waren. Zum Glück hatte die Dunkelheit schon eingesetzt, als Lena nach langer Taxifahrt endlich in ihrem Domizil, einem Urlaubsressort mit dem geheimnisvollen Namen „Shangri La“, angekommen war. Bei langsam sinkenden Temperaturen hatte sie sich dort schon mal etwas akklimatisieren können.
Trotzdem konnte sie gestern lange nicht eingeschlafen, obwohl ihr Bungalow durch eine ausgeklügelte Bauweise genügend Luft im Zimmer zirkulieren ließ. Normalerweise strich hier ständig eine frische Brise durch die Zimmer, wofür in den Wänden kurz unter dem Dach besondere Luftschlitze angebracht waren.
Die sorgten allerdings auch dafür, dass die vorwitzigen Geckos, die hier überall an den Wänden und Decken entlanghuschten, in die Räume gelangten. Dafür fraßen die flinken Besucher aber sämtliche anderen ungebetenen Gäste, meist Insekten, die hier eine beachtliche Größe erreichen konnten. Das Paradies machte anscheinend keine Unterschiede bei der Versorgung seiner Bewohner.
Jedenfalls hatte Lena gestern Abend lange keine Ruhe gefunden; die Schwüle, die ungewohnten Geräusche der Nacht und der Lärm der feiernden Touristen hatten sie bis weit nach Mitternacht wach gehalten. Und ihre eigene Aufregung. Das erste Mal auf Bali, ihrer Trauminsel!
Lena, die inzwischen im Badezimmer stand, fühlte, wie eine warme Welle in ihr aufstieg. Als diese ihr Herz erreichte, explodierte sie in einem rauschhaften Zustand von Freude und Glückseligkeit. Lena blickte in den Spiegel. Ja, auch ihre Augen leuchteten – und mit ihnen das ganze Gesicht.
Es war einfach nur großartig, so viel unterwegs sein zu können. Lena war Reisejournalistin und hatte in dieser Funktion die Aufgabe, ihren Lesern von allen möglichen interessanten Ecken rund um die Welt zu berichten. Leider hatte sie dafür immer nur ein streng bemessenes Zeitkontingent, und das verursachte manchmal enormen Stress.
Dieses Jahr war es ihr nun endlich gelungen, ihrem notorisch schlecht gelaunten Chef die Zusage für eine Reise nach Bali abzuluchsen. Vorbei an all ihren Konkurrenten in der Redaktion hatte Lena es geschafft, den Jan Kranich von der Notwendigkeit eines umfangreichen Berichts vom balinesischen Kunstfestival zu überzeugen. Schade, dass er ihr dafür nur kurze drei Tage bewilligt hatte.
Beschwingt stieg Lena in die Dusche. Das Wasser war nur lauwarm und tröpfelte etwas spärlich aus dem Duschkopf, aber das machte nichts, dafür floss es beinahe zärtlich über ihre sonnenbraune Haut. Lena hatte Glück, sie entsprach dem südlichen Typ, mit dunklen Augen, schwarzen Haaren und einer Haut, die faktisch nie einen Sonnenbrand bekam. Gegen Kälte konnte man sich notfalls mit warmen Sachen schützen, aber Sonne musste man schon gut vertragen können, wenn man als Reisejournalistin unterwegs sein wollte.
Ja, ganz einfach war dieser Beruf nicht, auch wenn das von außen so aussah. Vor allem, wenn man den Stress des ständigen Unterwegsseins mitrechnete, die unendlichen Stunden, die sie in den Warteräumen verschiedener Flughäfen ausharren musste oder an zugigen Bushaltestellen. Oder die sie in unpersönlichen, nüchternen Hotelzimmern verbrachte. Das brachte sie manchmal an den Rand der Erschöpfung.
Zudem wurde sie zu Hause jedes Mal sehnsüchtig erwartet. Lena war nicht mehr allein. Töchterchen Kira, mittlerweile sechs Jahre alt, gab es da auch noch. Zum Glück hatte Lena sehr verständnisvolle Eltern, die sich in den Tagen ihrer Abwesenheit liebevoll um ihre Enkelin kümmerten. Lenas Mutter Barbara arbeitete zwar selbst noch als Verkäuferin, aber nur halbtags, und Großvater Günther war bereits Rentner. Zusammen passten die beiden auf Kira auf, wenn Lena sich wieder einmal auf Reisen befand.
Gottseidank fühlte sich Kira bei ihren Großeltern sehr wohl und schien ihre Mutter nicht sehr zu vermissen. Zumindest redete Lena sich das ein. Denn oft spürte sie so etwas wie ein schlechtes Gewissen, wenn sie Kira schon wieder bei ihren Eltern zurückließ, um ihrem Beruf nachzugehen. Aber ging das heutzutage nicht vielen alleinerziehenden Müttern so?
Und was ihre eigene Gesundheit betraf: Hin und wieder hatte Lena den Eindruck, dass sie es mit dem Reisen doch etwas übertrieb. Denn manchmal zitterten ihre Hände plötzlich ohne Grund, und sie spürte eine unangenehme Schwäche im ganzen Körper, die sie so gar nicht von sich kannte.
Aber schließlich war sie auch kein kraftstrotzender Teenager mehr. Es war wahrscheinlich normal, dass man sich mit sechsundzwanzig nicht mehr so unbesiegbar fühlte wie mit achtzehn.
Nachdem Lena fertig geduscht hatte, trocknete sie sich ab, cremte sich vorsichtshalber doch ein bisschen ein, putzte sich die Zähne und lief dann nackt ins Zimmer zurück, um sich frische Wäsche aus dem Rollkoffer zu holen. Bei insgesamt nur drei Tagen hatte sie es nicht für notwendig befunden, den Koffer ganz auszupacken. Nur die Kleider, die von der Reise etwas zerknittert waren, hatte sie gestern Abend noch schnell auf einen Bügel gezogen und in den Schrank gehängt.
Jetzt entschied sie sich für ihr türkisfarbenes Lieblingskleid aus leichtem Baumwollstoff – Urlaubsfeeling pur. Vor dem Spiegel überprüfte sie noch einmal ihr Aussehen. Schnell kamen noch Kajal und Eyeliner zum Einsatz sowie ein neuer Lippenstift, dem sie während ihres zweistündigen Umsteigestopps in Bangkok im Duty-Free-Shop nicht hatte widerstehen können.
Anschließend griff Lena nach der Plastikkarte, mit der sie Zugang zum Buffet sowie allen anderen Örtlichkeiten des Ressorts bekam, sowie nach ihrer Spiegelreflexkamera, mit der sie gleich noch ein paar erste Fotos vom „Shangri La“ schießen wollte. Jetzt am frühen Morgen war das Licht besonders sanft, mit einem hohen Rotanteil im Spektrum, was das Ressort und seine Umgebung in einer besonders romantischen Stimmung abbilden würde.
Lena hatte sich die teure Kamera vor einigen Jahren selbst gekauft und war mittlerweile fast mit ihr verwachsen. Auch das umfangreiche Zubehör gehörte nicht der Reiseredaktion, Lena hatte es sich Teil für Teil von ihrem Gehalt zusammengespart.
Im Rahmen ihrer Ausbildung hatte sie natürlich gelernt, wie man mittelmäßige Fotos mit den entsprechenden Programmen so nachbearbeitete, dass das romantische Feeling trotzdem richtig rüberkam. Vor allem bei den Farben ließ sich dabei tüchtig tricksen.
Aber Lena war ehrgeizig. Mit ihrem geübten Auge sah sie den entsprechenden Fotos in Katalogen und Zeitungen immer sofort an, wenn sie zu sehr nachbearbeitet waren. Diesen Eindruck wollte sie bei ihren eigenen Fotos unbedingt vermeiden. Wenn sie schon eine Reisejournalistin war, dann eine gute! Schließlich sollte irgendwann jeder, der in der Tourismusbranche tätig war, ihren Namen kennen.
Lena hatte vor, in die Riege der ganz Großen ihrer Zunft aufzusteigen. Dass das Opfer verlangte, war ihr klar.
***
In der Arztpraxis in der Grünwalder Gartenstraße schien ebenfalls schon seit dem frühen Morgen die Sonne in die Räume und malte helle Muster auf die Tapete.
Wieder einmal war es ein besonders heißer Sommer, der sich schon im April mit ungewöhnlich hohen Temperaturen und besorgniserregender Trockenheit angekündigt hatte, und der nun das Thermometer jeden Tag zuverlässig über die Dreißig-Grad-Marke klettern ließ. Jetzt, Anfang Juli, waren die Nächte besonders kurz, und so hatte die Sonne tagsüber ausreichend Zeit, die Luft in den Zimmern so richtig aufzuheizen.
Martha Giesecke, die gute Seele der Praxis von Dr. Stefan Frank, veranstaltete deshalb jeden Morgen, wenn sie die Räume betrat, einen Durchzug. Sie riss sämtliche Fenster sperrangelweit auf und ließ die noch frische Luft durch alle Räume streichen, bevor sie die Fenster wieder schloss und im Verlauf des Tages darauf achtete, dass auch die Übergardinen vorgezogen blieben, solange die Sonne direkt auf die Scheiben schien. Am späten Nachtmittag freilich nutzte selbst diese Vorsichtsmaßnahme nichts mehr.
Auch heute hatte Martha sofort nach Betreten der Praxis alle Fenster geöffnet. Dr. Stefan Frank, der gerade aus seiner Wohnung kam, die sich genau über den Praxisräumen befand, spürte den angenehmen Luftzug auf seiner Haut, als er die Treppe hinunter und in die Teeküche kam.
„Det ist ja mal wieder ein Wetterchen, was?“, wurde er dort von Schwester Martha empfangen, die ihm die obligatorische Tasse Kaffee in die Hand drückte. „Wenn ick jetzt in Berlin wäre und Urlaub hätte, dann würde ick sofort meine Badehose einpacken und an den Wannsee fahren, det können Sie mir glauben.“
„Sie in Badehose, Schwester Martha?“, fragte Dr. Frank schmunzelnd.
„Det war doch nur allegorisch gemeint oder wie det heißt“, klärte Schwester Martha den Arzt auf. „Det ist das Lied vom Wannsee, das werden Sie doch wohl kennen, oder?“
Martha Giesecke wusste sehr gut, wovon sie sprach, schließlich war sie vor vielen Jahren direkt aus Berlin nach München gezogen. Obwohl sie sich schnell mit der hiesigen Lebensart arrangiert hatte, war der ursprüngliche Berliner Dialekt immer noch ihr Markenzeichen.
„Det war damals ein absoluter Gassenhauer“, fügte sie ihrer Erklärung hinzu. „Aber wahrscheinlich ist Ihnen der Ausdruck auch nicht geläufig, was?“
„Doch, durchaus“, erwiderte Stefan Frank, während er einen Schluck Kaffee nahm. Natürlich kannte er das Lied ebenfalls. „Aber so oder so, Schwester Martha, Ihr Kaffee ist jedenfalls göttlich“, sagte er versöhnlich. „Der weckt sogar Tote wieder auf.“
„Wieso Tote?“, fragte Martha und beäugte ihren Chef über den Rand ihrer Kaffeetasse argwöhnisch. „Stimmt was nicht mit Ihnen? Wenn ick Sie mir so betrachte, könnte ick glatt den Eindruck bekommen, det Sie etwas schlapp aussehen. War wohl wieder eine lange Nacht, was? Oh Gott!“, Schwester Martha schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund, „Was ick meinte: Sie waren gestern wohl wieder ziemlich lange in der Waldner-Klinik?“
Dr. Frank lachte. „Ich habe Sie schon richtig verstanden, Schwester Martha“, erwiderte er. „Tja, was soll ich sagen? Sie haben natürlich wieder mal recht. Ich habe gestern tatsächlich noch relativ lange mit Uli zusammengesessen.“
Ulrich Waldner war der Leiter der gleichnamigen Klinik und zugleich seit vielen Jahren Stefans Freund, wobei sich diese Freundschaft auch auf ihre berufliche Zusammenarbeit erstreckte. Denn Ulrichs Schwabinger Klinik genoss einen ausgezeichneten Ruf, sodass Stefan diejenigen seiner Patienten, bei denen ein Krankenhausaufenthalt unumgänglich war, fast immer in die Waldner-Klinik überwies.
Dort besuchte er sie normalerweise jeden Tag, weil er als verantwortungsvoller Hausarzt wusste, dass ärztliche Aufmerksamkeit den Heilungsprozess oft dramatisch verkürzte. Meist stattete er dabei auch seinem Freund Ulrich einen kurzen Besuch in dessen Dienstzimmer ab, wobei sich das geplante halbe Stündchen hin und wieder zu einem längeren Fachgespräch entwickelte. Auf diesen Umstand hatte Schwester Martha mit ihrer letzten Bemerkung angespielt.
„Aber ich bin auch generell ein bisschen erschöpft in letzter Zeit“, fuhr Stefan Frank fort. „Es wird wirklich Zeit, dass ich Urlaub habe.“
„Na, noch ein paar Tage, dann haben Sie es ja geschafft“, sagte Schwester Martha tröstend. „Dann können Sie mal richtig Abstand nehmen. Marie-Luise und ich, wir werden det Kind schon schaukeln. Wir kommen ja gut mit Dr. Hübner klar. Die Patienten werden gar nicht merken, dass sie es nur mit Ihrer Vertretung zu tun haben.“
„Bitte? Das will ich doch nicht hoffen.“
„Also, Chef, so war det nun auch wieder nicht gemeint. Ick wollte nur sagen, dass Sie ganz beruhigt in Ihren Urlaub fahren können. Marie und ich kriegen det schon hin. Da Sie die Praxis ja partout nicht schließen wollen …“
Mit Marie meinte Schwester Martha ihre jüngere Kollegin Marie-Luise Flanitzer, die in diesem Augenblick die Praxis betrat und ein fröhliches ‚Guten Morgen‘ in die Runde schmetterte. Sie stellte ihre Handtasche auf der Rezeption ab und kam zu ihnen die Küche.
„Das ist ein Wetter, was?“, sagte sie, während sie nach einer Tasse griff und sich ebenfalls einen Kaffee einschenkte. „Nehmen Sie es mir nicht übel, Dr. Frank, aber heute könnte ich mir den Tag genauso gut mit einem spannenden Buch im Englischen Garten vorstellen.“
„Sag ick doch“, bemerkte Schwester Martha und grinste ihren Chef an. „Apropos Urlaub: Wohin soll’s denn diesmal gehen?“
„Nach Italien“, erwiderte Stefan Frank und bekam leuchtende Augen. „Da waren Alexandra und ich schon eine Ewigkeit schon nicht mehr.“
„Italien“, wiederholten Martha und Marie-Luise andächtig.
„Diesmal musste sich Alexandra leider ganz allein um die Urlaubsorganisation kümmern“, erklärte der Allgemeinmediziner, „ich hatte einfach keine Zeit dazu. Dafür muss ich mich nun überraschen lassen, wo wir unterkommen werden und was wir so unternehmen …“
„Ach“, seufzte Marie-Luise leise, „so einen Badeurlaub an der Adria könnte ich mir auch gut vorstellen. Es muss ja nicht unbedingt ein bayrischer See sein. Gute Bücher kann man schließlich auch am Meer lesen.“
„Also, bei uns steht – soweit ich es in Erfahrung bringen konnte – eher eine Städtereise auf dem Programm.“ Stefan Frank zwinkerte seinen beiden Sprechstundenhilfen zu. „Von Baden war jedenfalls noch nicht die Rede. Aber als Arzt würde ich mich im Juli in Italien auch nicht unbedingt am Meer aufhalten wollen. Da wird man ja gegrillt. Zum Ausgleich hat mir Alexandra aber in mehreren Städten ein spannendes Event versprochen.“
„Und was soll das sein?“, fragten Martha und Marie-Luise gleichzeitig.