Dr. Stefan Frank 2564 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2564 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Anton scheint auf den ersten Blick alles zu haben, was sich ein junger Mann wünschen kann: Er sieht blendend aus, arbeitet in einem Job, der ihm viel Spaß macht, ist fit und gesund, und die Frauen liegen ihm reihenweise zu Füßen. Dass er ein dunkles Geheimnis mit sich herumträgt, welches ihm schwer zu schaffen macht, weiß niemand.
Als er seine neue Nachbarin Carolin kennenlernt, ist Anton auf den ersten Blick von ihr fasziniert. Sie sieht einfach bezaubernd aus, macht es ihm aber alles andere als leicht, ihr näherzukommen. Carolin ist ein gebranntes Kind und möchte nach einer schweren Trennung nicht noch einmal ihr Herz verlieren. Schon gar nicht an einen Frauenhelden wie Anton! Trotzdem ist dieser wild entschlossen, Carolin für sich zu gewinnen, zumal er es nicht gewohnt ist, bei einer Frau auf Ablehnung zu stoßen. Doch sein Vorhaben wird jäh gestoppt, als Anton einen schweren Verkehrsunfall erleidet. Danach ist in seinem Leben nichts mehr so, wie es einmal war ...


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Inhalt

Cover

Impressum

Ausgebremst!

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Mark Nazh / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9903-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Ausgebremst!

Antons Spritztour endet auf der Intensivstation

Anton scheint auf den ersten Blick alles zu haben, was sich ein junger Mann wünschen kann: Er sieht blendend aus, arbeitet in einem Job, der ihm viel Spaß macht, ist fit und gesund, und die Frauen liegen ihm reihenweise zu Füßen. Dass er ein dunkles Geheimnis mit sich herumträgt, welches ihm schwer zu schaffen macht, weiß jedoch niemand.

Als er seine neue Nachbarin Carolin kennenlernt, ist Anton auf den ersten Blick von ihr fasziniert. Sie sieht einfach bezaubernd aus, macht es ihm aber alles andere als leicht, ihr näherzukommen. Carolin ist ein gebranntes Kind und möchte nach einer schweren Trennung nicht noch einmal ihr Herz verlieren. Schon gar nicht an einen Frauenhelden wie Anton! Trotzdem ist dieser wild entschlossen, Carolin für sich zu gewinnen, zumal er es nicht gewohnt ist, bei einer Frau auf Ablehnung zu stoßen. Doch sein Vorhaben wird jäh gestoppt, als Anton einen schweren Verkehrsunfall erleidet. Danach ist in seinem Leben nichts mehr so, wie es einmal war …

Wumm!

Am Fenster gab es einen dumpfen Schlag.

Stefan Frank blickte alarmiert von seinem Computer hoch. Auf dem Monitor wurden die neuen Laborergebnisse seiner Patientin angezeigt. Die Zahlen waren für einen Moment jedoch vergessen. Hatte etwa jemand einen Stein gegen die Scheibe seines Sprechzimmers geworfen?

Nein, das Geräusch hatte anders geklungen. Eher so, als wäre ein Fußball gegen das Glas geprallt. Draußen war jedoch nichts Ungewöhnliches zu sehen. Nur ein paar bunte Schmetterlinge, die über seinem Rosengarten zu tanzen schienen.

Und zum Glück war das Fester heil geblieben!

Er konzentrierte sich wieder auf die Laborwerte. Die Zahlen erzählten von der Strapaze, die seine Patientin gerade durchlitt. Am beunruhigendsten war die niedrige Anzahl ihrer weißen Blutkörperchen. Die Leukozyten waren ein wichtiger Teil des Immunsystems. Sie neutralisierten krankheitserregende Bakterien, Viren und Pilze. Normal wäre ein Wert von 4000 bis 11.000/μl gewesen. Im Bericht standen nur 2600. Damit waren die Abwehrkräfte seiner Patientin buchstäblich im Keller!

Birgit Fink saß vor seinem Schreibtisch und schlang die Hände um ihre Wasserflasche. „Wie schaut es aus, Herr Doktor?“

„Die Werte sind leider schlechter als vor vierzehn Tagen. Die Zahl der weißen Blutkörperchen ist deutlich zu niedrig. In Absprache mit Ihrem Onkologen würde ich eine Behandlung mit Granulozyten-Wachstumsfaktoren empfehlen. Wir werden ein Mittel unter Ihre Haut spritzen, das die Bildung der weißen Blutzellen in Ihrem Knochenmark anregen wird.“

„Muss ich mich dann nicht mehr vor jedem Windstoß in Acht nehmen?“

„So könnte man es ausdrücken.“

„Das klingt gut.“ Sie lächelte matt. Ein geringeltes Tuch war um ihren Kopf geschlungen. Trotz der Kühlkappentherapie hatte sie sämtliche Haare verloren. Ihr blasses Gesicht wirkte schmal und verletzlich unter dem farbenfrohen Stoff.

Vor vier Monaten war bei der Achtundvierzigjährigen Brustkrebs festgestellt worden. Sie hatte eine Operation hinter sich und unterzog sich nun einer Chemotherapie. Der Zyklus verlangte ihr alles ab.

„Was macht die Übelkeit?“

„Oh, die scheint sich bei mir pudelwohl zu fühlen. Sie will gar nicht mehr vergehen.“

„Dann haben Sie also noch mehr abgenommen?“

„Ja. Drei Pfund waren es in der letzten Woche. Ich versuche wirklich, zu essen und zuzunehmen, aber es ist schwierig. Wenn das so weitergeht, kann ich mich bald bei einer dieser Model-Shows bewerben.“ Ihr Lächeln verrutschte und enthüllte ihr wundes Zahnfleisch.

„Wir werden es mit einem anderen Medikament gegen die Übelkeit versuchen.“ Doktor Frank notierte sich eine entsprechende Bemerkung. Seine Patientin war zu ihm gekommen, weil ihre Hände kribbelten. Nach einer gründlichen Untersuchung hielt er das für eine Nebenwirkung der Chemotherapie. Die Behandlung schädigte ihre Nerven. „Kneten Sie jeden Tag Salzteig. Das sollte Ihre Beschwerden lindern.“

„Wird das Kribbeln vergehen, wenn die Chemo beendet ist?“

„Bei den meisten Patienten ist das Kribbeln vorübergehend. Wir werden es im Blick behalten. Sollte es schlimmer werden, sollten wir über einen Wechsel der Therapie nachdenken.“

„Das möchte ich eigentlich nicht. Das Mittel soll so gut wirken. Ich halte es schon aus.“

„Sie sind wirklich tapfer, Birgit.“

„Ich versuche nur, den Kopf über Wasser zu halten. Für meine Tochter. Sie nimmt es sich so zu Herzen, wenn es mir nicht gut geht, deshalb versuche ich, stark zu sein. Und wissen Sie, das hilft mir auch selber. Manchmal kämpfe ich mit mir, ob ich mich morgens aus dem Bett quälen soll. Für Carolin tue ich es, und das ist gut so.“

„Wie geht es ihr denn?“

„Oh, sie arbeitet viel. Zu viel. Seit Gerd sie verlassen hat, stürzt sie sich in ihren Beruf. Anfangs war ich froh darüber. Die Arbeit hat sie von ihrer abgesagten Hochzeit abgelenkt und verhindert, dass sie in ein tiefes Loch fällt, aber inzwischen mache ich mir Sorgen. Die Trennung ist inzwischen ein Jahr her, sie sollte allmählich wieder unter Menschen gehen und sich vielleicht sogar neu verlieben, aber davon will sie nichts wissen. Sie hat sich verändert, wissen Sie?“

Stefan Frank erinnerte sich. Er hatte schon mit Carolin gearbeitet. Sie war Rettungssanitäterin, eine warmherzige junge Frau, die mit beiden Beinen fest auf der Erde stand. Man konnte sich unbedingt auf sie verlassen. Auf ihren früheren Verlobten leider nicht. Stefan Frank war zu der Hochzeit des jungen Paares eingeladen gewesen. Im vergangenen Mai hatten Carolin und Gerd heiraten wollen, aber dann war ans Licht gekommen, dass der Bräutigam eine Affäre hatte, und alles war abgesagt worden.

„Ich glaube, Carolin vermisst ihn immer noch“, sagte ihre Mutter leise. „Hin und wieder lädt einer ihrer Kollegen sie zum Essen ein, aber sie sagt immer ab. Ich wäre froh, wenn sie wieder jemanden hätte. Dann wäre sie nicht so allein, wenn ich nicht mehr da bin.“

„Dazu wird es hoffentlich noch lange nicht kommen, Birgit.“

„Das weiß man nicht.“ Seine Patientin blinzelte hastig, aber eine Träne löste sich doch aus ihrem Augenwinkel und rollte über ihre Wange.

„Sie schlagen sich wirklich gut. Und wenn Sie etwas brauchen, kommen Sie bitte zu mir. Ich werde tun, was ich kann, um Ihnen durch die schwere Zeit zu helfen.“

„Das bedeutet mir viel.“ Sie stand auf und streckte ihm die Hand hin. „Haben Sie vielen Dank, Herr Doktor.“

„Ich werde mich mit Ihrem Onkologen beraten. Lassen Sie sich bitte von Schwester Martha einen Termin in zwei Tagen geben, dann sprechen wir weiter.“

„Ist gut. Auf Wiedersehen, Herr Doktor.“

„Auf Wiedersehen, Birgit.“ Er begleitete sie noch zur Tür und verabschiedete sich.

Dann trat er ans Fenster, öffnete es und schaute hinaus.

Was hatte vorhin nur so einen Lärm verursacht?

Draußen herrschte bestes Sommerwetter. Vögel zwitscherten. Der warme Wind strich mit sanftem Rauschen durch die Linden am Gartenzaun und trug den süßen Duft der Rosen herein. Seine Praxis war im Erdgeschoss seiner Villa untergebracht – hell eingerichtete Räume mit einer hochmodernen Ausstattung. In der oberen Etage wohnte er. Das hatte sich schon öfters bei Notfällen als äußerst praktisch erwiesen.

Sein Blick schweifte suchend durch den Garten. Alles schien ruhig zu sein … Nein, doch nicht! Im Gras unter seinem Fenster lag ein Spatz. Zerrupft sah er aus, und seinen linken Flügel streckte er ein wenig von sich weg. Er wirkte benommen. Der kleine Kerl musste gegen die Scheibe geflogen sein! Und eine Elster war nun dabei, das auszunutzen! Sie hackte mit ihrem spitzen Schnabel auf den Winzling ein!

„Weg von ihm!“ Stefan Frank wedelte mit den Armen. „Kschschsch! Weg!“

Die Elster ließ von dem Spatz ab, flatterte kreischend hoch und stieg höher und höher, bis sie im Wipfel einer Linde landete. Der Zweig bog sich unter ihr durch.

Stefan Frank strebte aus seinem Sprechzimmer, eilte durch den Vorraum und hinaus in den Garten. Hier beugte er sich zu dem Spatz hinunter. Der Kleine schien noch ein Jungvogel zu sein. Einige Federchen standen von seinem Kopf ab. Blut war keines zu sehen. Anscheinend hatte die Elster noch keinen Schaden angerichtet.

„Ist alles jut, Chef?“ Schwester Martha folgte ihm mit wehendem Kittel in den Garten. Mit ihrem riesengroßen Herzen war sie die gute Seele seiner Praxis und sorgte zusammen mit ihrer Kollegin Marie-Luise dafür, dass alle Patienten gut aufgenommen wurden und die Termine aufeinander abgestimmt waren. Obwohl sie schon seit vielen Jahren in München lebte, verriet ihr Zungenschlag ihre Berliner Wurzeln noch. „Ick hab Sie rufen jehört. Och, wat fehlt dem Kleenen denn?“

„Ich fürchte, er ist gegen die Fensterscheibe geflogen.“

„Hat er sich verletzt?“

„Ich hoffe, nicht.“

Der Spatz sprang auf seine Füße und hüpfte ein Stück. Er plusterte sich zu einem Federknäuel auf und schüttelte sich.

„Ist det wieder eene Hitze.“ Schwester Martha blies die Wangen auf. „Drinnen hab ick Ihnen einen Eiskaffee hingestellt, Chef.“

„Danke Ihnen. Sie sind ein Schatz, Marta.“

„Jut, det es Ihnen endlich uffgefallen ist.“ Sie zwinkerte ihm zu.

In diesem Augenblick hüpfte der Spatz noch ein Stück weg, dann breitete er die Flügel aus und flog los. Wenig später war er im dichten Grün der Bäume nicht mehr zu sehen.

„Es scheint ihm gutzugehen.“ Stefan Frank atmete auf.

„Denn ist det jerade noch mal jut jegangen. Wieso ist der Kleene eigentlich ranjeflogen?“

„Ich habe die Fenster gestern Nachmittag frisch putzen lassen. Vermutlich spiegeln sich die Bäume im Glas. Die Vögel halten die Reflexion für echt und fliegen dagegen.“

„Verstehe. Wenn ick bei mir daheim mal wieder net dazu komme, die Fenster zu putzen, bin ick keen Schmutzfink, sondern schütze die Vögel. Jut zu wissen.“ Die Augen seiner Arzthelferin funkelten vergnügt. „Wenn et bloß nicht so heiß wäre. Man schwitzt ja schon beim Nichtstun. Haben Sie etwas Schönes vor am Wochenende?“

„Noch nichts Konkretes. Alexandra und ich wollen das schöne Wetter ein bisschen genießen. Vielleicht unternehmen wir einen Ausflug zum Chiemsee.“

„Det klingt jut. Ick werde mir einen schattigen Platz an der Isar suchen, die Füße hochlegen und nüscht weiter machen als zu lesen.“

„Hört sich perfekt an.“

„Det finde ick ooch.“ Sie deutete hinter sich. „Vorher müssen wir allerdings noch mal ran. Det Wartezimmer sitzt voll mit unbestellten Patienten. Diese verflixte Sommergrippe greift um sich. Heute wird es nüscht mit einem pünktlichen Feierabend. Und denn ist och noch die Marie-Luise krank.“

„Dann gehen wir am besten wieder rein.“ Stefan Frank nickte seiner Arzthelferin zu und kehrte mit ihr in seine Praxis zurück.

Gerade, als er an seinem Schreibtisch Platz nahm, klingelte sein Telefon. Er meldete sich und hatte den Einsatzleiter des Rettungsdienstes am Apparat.

„Mir fehlen momentan mehrere Notärzte“, klagte der Anrufer. „Es ist Urlaubszeit, und dazu kommt der Krankenstand wegen der Grippefälle. Wir sind völlig unterbesetzt. Ich muss noch mehrere 24-Stunden-Schichten am Wochenende einteilen und weiß nicht, mit wem. Könnten Sie einspringen, Kollege Frank? Ich weiß, das ist viel verlangt neben dem regulären Praxisdienst. Sie haben sicherlich schon andere Pläne für das Wochenende. Aber wir brauchen wirklich Unterstützung.“

„Über wie viele Wochenend-Dienste reden wir denn hier?“

„Zwei bis drei, nach derzeitigem Stand.“

Drei Wochenenden opfern? Sein Freundin würde nicht erfreut sein. Damit waren sämtliche Ausflüge für die nächsten Wochen gestrichen. Ganz zu schweigen von seinen freien Tagen. Allerdings mochte er seinen Kollegen nicht hängen lassen. Zumal die Einsätze als Notarzt auch ein gutes Training für seine eigentliche Arbeit waren.

„Also schön“, gab er sich einen Ruck. „Ich übernehme es.“

„Danke, Kollege“, kam es aufatmend zurück. „Dafür haben Sie was gut bei mir.“

„Wir sehen uns dann am Samstag, Carl.“

„Ja, bis zum Samstag.“ Es klickte im Hörer, als er der Anrufer auflegte.

Stefan Frank legte sein Telefon zur Seite, überlegte es sich dann aber anders. Besser, er sagte seiner Freundin gleich Bescheid, dass er am Wochenende ausgebucht war, dann konnte sie vielleicht noch andere Pläne schmieden.

Gerade, als er sie anrufen wollte, wummerte jemand gegen die Tür seines Sprechzimmers. „Ja, herein?“ Auf seinen Ruf kamen zwei Männer herein. Der jüngere stützte den älteren, der auffallend grau im Gesicht war und seinen linken Arm an sich presste. Er war mit einem dicken Verband versehen, auf dem sich allerdings dunkelrote Flecken abzeichneten.

„Der Chef ist in eines der nagelneuen Kirchenfenster gefallen“, berichtete der jüngere Besucher. Es war Anton Landl, ein junger Glaser, der regelmäßig zum Impfen in seine Praxis kam. Sein Chef war der Prankl-Josef, ein korpulenter Mittfünfziger, der sich schwer auf ihn stützte.

„Strecken Sie sich auf der Liege aus, Josef“, bat Stefan Frank. „Ich sehe mir Ihre Verletzung gleich einmal an. Wie ist das denn passiert?“

Der Verletzte öffnete den Mund, brachte jedoch nur ein Stöhnen heraus.

„Der Chef hat zu wenig getrunken“, erklärte sein junger Gehilfe. „Und das bei dieser Hitze. Eben ist es ihm auf der Baustelle schwummrig geworden, und ehe wir es uns versahen, lag er in den Scherben. Nun blutet sein Arm wie verrückt …“

***

Herrschaftszeiten, das war knapp!

Anton saß der Schrecken noch in allen Gliedern.

Als sein Chef in das Buntglas gefallen war, hatte er schon befürchtet, dessen letztes Stündlein hätte geschlagen. Das viele Blut! Kaum zu ertragen war das gewesen. Er hatte getan, was er konnte, um die Blutung zu stillen, aber sein Chef war immer grauer im Gesicht geworden und hatte gezittert.

Zuerst hatte Anton den Notdienst anrufen wollen, aber die Praxis seines Hausarztes war nur einen Steinwurf entfernt gewesen, deshalb hatte er den Verletzten dorthin gebracht. Das war auch goldrichtig gewesen. Doktor Frank hatte die Wunde gesäubert, einige Scherben herausgeklaubt und die Verletzung genäht. Er hatte sich auch vergewissert, dass weder Nerven noch Sehnen verletzt waren. Und seinem Chef ein Schmerzmittel injiziert, das diesem ein seliges Grinsen auf das Gesicht gezaubert hatte. Josef Prankl hatte Glück im Unglück gehabt: Seine Verletzung würde verheilen, ohne bleibende Schäden zu hinterlassen. Nicht auszudenken, wenn ihm auf einer Leiter schlecht geworden wäre! Doktor Frank hatte ihn ermahnt, in Zukunft ausreichend zu trinken, um Turbulenzen des Kreislaufs zu verhindern.

Anton hatte seinen Chef nach Hause gefahren und sich vergewissert, dass der allein zurechtkam.

Auf dem Heimweg machte der junge Glaser einen Zwischenstopp an der Pizzeria und ließ sich eine Margherita einpacken. Er kochte nicht gern. Die Zeit nutzte er lieber, um an dem Motorroller herumbasteln, den er von seinem Großvater übernommen hatte. Der wollte die Maschine schon wegtun, aber Anton hatte das Schmuckstück gerettet und werkelte in jeder freien Minute daran herum. Er würde noch allerhand Arbeit hineinstecken müssen, damit der Motorroller wieder fuhr.