Dr. Stefan Frank 2570 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2570 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Im Wartezimmer von Dr. Frank begegnen sich Konstantin und Emilia. Es ist dreizehn Jahre her, dass Konstantin sie für eine andere Frau verlassen hat. Die beiden erkennen einander sofort, aber Konstantin flüchtet, überwältigt von seinem schlechten Gewissen, aus der Praxis.

Mit seinem feigen Verhalten reißt er bei Emilia alte Wunden auf. Erschüttert von der Begegnung erzählt sie Dr. Frank, dass Konstantin der Vater ihrer zwölfjährigen Tochter Ida ist. Konstantin hatte sie aber schon verlassen, als sie von der Schwangerschaft erfuhr. Damals ist Emilia in ein tiefes Loch gefallen. Sie musste ihre Ausbildung abbrechen und schlägt sich seither mit verschiedenen Jobs durch. Emilia ist sich sicher, es wäre alles anders gekommen, hätte Konstantin sie damals nicht verlassen.

Dr. Frank hört aufmerksam zu. und er weiß etwas, das Emilia nicht weiß: Konstantin geht es ebenfalls schlecht. Er steckt in einer unglücklichen ehe fest und bereut seinen unverzeihlichen Fehler. Doch wie kann er als Arzt helfen, er ist ja an seine Schweigepflicht gebunden. Da müssen die beiden schon selbst tätig werden. Aber ehe es so weit kommt, hat Emilia einen schweren Autounfall - und fällt ins Koma ...


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Inhalt

Cover

Impressum

Ein unerwartetes Geschenk

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: fizkes / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9909-7

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Ein unerwartetes Geschenk

Dr. Frank und ein verspätetes Familienglück

Im Wartezimmer von Dr. Frank begegnen sich Konstantin und Emilia. Es ist dreizehn Jahre her, dass Konstantin sie für eine andere Frau verlassen hat. Die beiden erkennen einander sofort, aber Konstantin flüchtet, überwältigt von seinem schlechten Gewissen, aus der Praxis.

Mit seinem feigen Verhalten reißt er bei Emilia alte Wunden auf. Erschüttert von der Begegnung erzählt sie Dr. Frank, dass Konstantin der Vater ihrer zwölfjährigen Tochter Ida ist. Konstantin hatte sie aber schon verlassen, als sie von der Schwangerschaft erfuhr. Damals ist Emilia in ein tiefes Loch gefallen. Sie musste ihre Ausbildung abbrechen und schlägt sich seither mit verschiedenen Jobs durch. Emilia ist sich sicher, es wäre alles anders gekommen, hätte Konstantin sie damals nicht verlassen.

Dr. Frank hört aufmerksam zu. Und er weiß etwas, das Emilia nicht weiß: Konstantin geht es ebenfalls schlecht. Er steckt in einer unglücklichen Ehe fest und bereut seinen unverzeihlichen Fehler. Doch wie kann er als Arzt helfen, er ist ja an seine Schweigepflicht gebunden. Da müssen die beiden schon selbst tätig werden. Aber ehe es so weit kommt, hat Emilia einen schweren Autounfall – und fällt ins Koma …

„Darf es für Sie ein Glas Sekt sein?“

Eine junge Frau stand vor Stefan Frank und hielt ihm ein Tablett entgegen. Der Arzt dankte mit einem Nicken, nahm sich vorsichtig zwei Gläser herunter und reichte eins davon an Alexandra weiter.

„Oder hättest du lieber Wasser gewollt?“, flüsterte er seiner Lebensgefährtin ins Ohr.

„Bloß nicht!“ Alexandra verzog den Mund, wobei sie vorgab, aufmerksam den Worten des Referenten zu lauschen. „Nüchtern würde ich das nicht länger durchstehen“, gestand sie leise und nahm rasch einen Schluck, um das Schmunzeln, das auf ihre Lippen getreten war, zu unterdrücken.

Ulrich Waldner, der mit seiner Frau Ruth neben Stefan Frank stand und Alexandras Statement gehört hatte, grinste ebenfalls.

„Schwer erträglich, was?“, raunte er ihnen zu.

„Allerdings!“, murrte Stefan Frank. „Ich habe weiß Gott nichts gegen ein bisschen Eigenwerbung, aber dermaßen viel Selbstbeweihräucherung, ist das denn wirklich nötig? Sollte es hier nicht vor allem um die Kinder gehen?“ Unwillig schüttelte er den Kopf.

Tatsächlich hatte Dr. Frank mit seiner Meinung nicht ganz unrecht. Die beiden Ärztepaare, und mit ihnen eine große Anzahl prominenter Gäste aus der gehobenen Münchner Gesellschaft, waren hier zu einer Benefiz-Veranstaltung zugunsten krebskranker Kinder versammelt; ausgerichtet von „Aichinger Meditech“, einem führenden Hersteller für medizintechnisches Gerät.

Das Event fand im großen Festsaal der Waldner-Klinik statt. Ulrich Waldner als Leiter des Krankenhauses hatte dem Unternehmen die Lokalität zur Verfügung gestellt, allerdings nicht ganz uneigennützig.

„Warum lädst du ihn eigentlich immer wieder ein?“, fragte Stefan leise und runzelte verärgert die Stirn. „Es ufert doch jedes Mal so aus.“

„Das schon“, flüsterte Ulrich zurück. „Es kommt aber auch jedes Jahr ein erkleckliches Sümmchen für die Kinderkrebshilfe zusammen. Das wiegt die drei Stunden Leidenszeit doch locker auf, findest du nicht? Außerdem beziehen wir einen Teil unseres technischen Geräts von Aichinger. Die sind auf ihrem Gebiet nun mal die besten. Warum sollte ich ihm also die kleine Bühnenshow nicht gönnen?“ Er ließ sein Glas leise an das Glas des Freundes klingen und nahm dann selbst einen herzhaften Schluck, um sein Grinsen nicht allzu breit werden zu lassen. „Aber tröste dich, den Großteil haben wir geschafft“, fügte er hinzu. „Jetzt müssen wir nur noch die Lobhudelei überstehen, dann eröffne ich das Buffet.“

„Na, hoffentlich bin ich bis dahin nicht verhungert“, murmelte Stefan Frank.

Ruth, Ulrichs Frau, sah den befreundeten Arzt schulterzuckend an.

„Tja, Stefan, so läuft das nun mal. Sei froh, dass du dich in deiner Praxis nicht mit solchen Dingen herumschlagen musst.“

„Wirtschaftlich muss ich auch denken“, grummelte Stefan Frank. Missmutig zog er die Stirn in Falten, während er endlich auch einen Schluck Sekt nahm. „Aber ihr habt ja recht. Mit Ulis ökonomischem Verstand kann ich tatsächlich nicht mithalten. Muss ich zum Glück auch nicht.“

Dabei dachte er mit einem warmen Gefühl an seine Arzthelferin Marie-Luise Flanitzer, die sich an jedem Quartalsende stundenlang mit den Abrechnungen für die verschiedenen Kassen herumschlug, sowie an die resolute Martha Giesecke, welche mit eisernem Regiment den Materialschrank verwaltete und bei allen Bestellvorgängen jeden Cent dreimal umdrehte.

Die beiden Sprechstundenhilfen hielten ihm mit ihrer sorgfältigen Arbeit tatsächlich eine Menge organisatorischer Unannehmlichkeiten vom Leibe, so dass er seine Zeit voll und ganz den Patienten widmen konnte. Nicht umsonst war er über Grünwalds Grenzen hinaus als Hausarzt bekannt, der sich immer Zeit für seine Patienten nahm und mit dem man auch seine privatesten Sorgen und Nöte besprechen konnte.

Da war wohl mal wieder ein gemeinsames Essen für seine Sprechstundenhilfen fällig, dachte Stefan Frank dankbar und begann, im Geiste schon einmal ein paar geeignete Lokalitäten in Grünwald durchzugehen, während er pro forma einen interessierten Gesichtsausdruck aufsetzte, um höchste Aufmerksamkeit zu simulieren.

Lange brauchte er aber tatsächlich nicht mehr durchzuhalten. Leopold Aichinger kündigte den Schluss seines Vortrages an. Als er seine Rede zehn Minuten später wirklich beendete, brandete ringsum Beifall auf, flaute aber, im Vergleich zur Redezeit, nach ziemlich kurzer Zeit wieder ab.

Inzwischen hatte sich Ulrich Waldner nach vorn zur Bühne begeben, um dem Chef des Firmenimperiums für seine interessanten Ausführungen zu danken. Er tat dies in kurzen, wohlgesetzten Worten, wobei er nicht vergaß, die versammelte Gesellschaft noch einmal an den eigentlichen Zweck der Veranstaltung zu erinnern. Die meisten der Anwesenden zückten auch bereitwillig ihre Checkbücher.

Während die Gäste anschließend in Richtung Buffet drängten, fiel Stefan, der mit Alexandra ein wenig abseits stand, ein junger Mann auf. Er trug einen maßgeschneiderten Anzug aus Kaschmirwolle, dazu teure Schuhe aus feinem Leder. Dr. Frank kniff überlegend die Augen zusammen. Das Gesicht kam ihm bekannt vor. War das nicht …?

„Herr Neugebauer?“

Überrascht drehte sich der Angesprochene um.

„Herr Dr. Frank? Was machen Sie denn hier?“

Stefan Frank schmunzelte belustigt. „Das Gleiche könnte ich Sie fragen.“

„Ich bin im Auftrag der Firma da“, erklärte der junge Mann. „Ja, und außerdem vertrete ich hier die Familie.“ Er räusperte sich verlegen. „Mein Nachname ist jetzt übrigens Aichinger.“

„Ach“, erwiderte Dr. Frank überrascht. „Dann haben Sie in die Familie eingeheiratet und Leopold Aichinger ist Ihr Schwiegervater? Soviel ich weiß, hat er ja nur eine Tochter – Katharina, nicht wahr? Na dann, herzlichen Glückwunsch!“

Wohlwollend schüttelte er dem jungen Mann die Hand, der sich abermals räusperte und an seiner Krawatte ruckte, als wäre sie ihm plötzlich zu eng geworden.

„Danke.“

„Das bedeutet aber auch, dass Sie noch immer in Grünwald wohnen, oder? Die Villa der Aichingers steht doch, wenn ich mich recht …“

„Stimmt“, fiel ihm Konstantin Aichinger ins Wort, dem das Thema sichtlich unangenehm war.

Offensichtlich wusste er, worauf Stefan Frank hinauswollte. Wenn er noch immer in Grünwald wohnte, hatte es vor zwölf Jahren eigentlich keinen Grund gegeben, den Arzt zu wechseln; es sei denn, er wäre mit dessen Leistungen unzufrieden gewesen.

Oder aber, er fand, dass ein gewöhnlicher Hausarzt, der Jung und Alt, Arm oder Reich, gebildet oder ungebildet ohne Ansehen der Person mit der gleichen Aufmerksamkeit behandelte, nicht mehr in sein neues luxuriöses Leben passte.

Aber es stand Stefan Frank nicht zu, über die Einstellung des jungen Mann zu urteilen. Verstohlen musterte der Arzt seinen ehemaligen Patienten. Um die dreißig musste Konstantin jetzt sein. Sein eigentlich recht attraktives Gesicht hatte über die Jahre einen seltsam schwermütigen Ausdruck angenommen. Feine Linien der Verbitterung zogen sich um den Mund. Auch auf der einstmals glatten Stirn seines früheren Patienten hatten Sorgenfalten erste Spuren hinterlassen.

Nein, glücklich sah Konstantin Aichinger ganz und gar nicht aus.

***

Müde schloss Emilia Oswald die Tür zu ihrer Wohnung auf und schlüpfte in den Flur. Es war genau sieben Uhr morgens. Gerade kam sie von ihrer zweistündigen Zeitungstour zurück, auf der sie dreimal wöchentlich Werbezeitschriften und -prospekte an die umliegenden Haushalte verteilte. Das wurde jetzt, Ende Oktober, langsam beschwerlich, wo die Tage wieder empfindlich kürzer wurden und die Temperaturen in den Nächten manchmal schon bis fast zur Nullgrenze fielen.

In der Wohnung roch es muffig. Anscheinend hatte Mirko, ihr Lebensgefährte, spätnachts noch einmal eine Zigarette im Bad geraucht und anschließend wieder nicht gelüftet. Wo steckte er überhaupt? Ida, Emilias zwölfjährige Tochter, musste zur Schule. Aber es waren weder das Frühstück noch ein Pausenbrot vorbereitet.

Verärgert riss Emilia die Tür zum Schlafzimmer auf.

„Kannst du mir mal sagen …“, begann sie, aber Mirko wälzte sich mit einem unwilligen Schnaufen auf die andere Seite und zog sich die Decke über die Ohren.

Seufzend schloss Emilia die Tür wieder. Also musste sie sich jetzt selbst darum kümmern, dass Ida aufstand und einen warmen Kakao sowie ein Käsebrot vorfand, wenn sie aus dem Bad kam. Und das, wo Emilia gerade selbst dringend eine Pause und einen Kaffee gebraucht hätte. In anderthalb Stunden begann bereits ihre zweite Schicht im Baumarkt.

Emilia bereute, dass sie keinen richtigen Beruf erlernt hatte. Damals vor zwölf Jahren, kurz vor Idas Geburt, hatte sie ihre Berufsausbildung unterbrochen, um die Ausbildung nach einem Jahr fortzusetzen.

Aber als achtzehnjährige alleinerziehende Mutter mit kompliziertem familiären Hintergrund hatte sie es danach nicht geschafft, alle Anforderungen ihres schwierigen Alltags zu bewältigen und sich dabei noch angemessen um ihr Baby zu kümmern. Und in eine Kita hatte sie die kleine Maus, die zudem ständig gekränkelt hatte, auf keinen Fall geben wollen.

Inzwischen war Ida zu einem lebhaften Mädchen herangewachsen, das gut in der Schule mitkam und so gut wie nie Schwierigkeiten machte. Bei ihren Mitschülern war sie beliebt, bei den Lehrern ebenfalls, und selbst der Klassenleiter sprach auf den Elternversammlungen nur lobend über sie.

Lediglich in den letzten Wochen war Ida wieder etwas stiller geworden und verzog sich oft auf ihr Zimmer. Emilia führte das auf die beginnende Pubertät zurück. Tatsächlich sah man Ida seit einiger Zeit an, dass sie sich langsam auf die Schwelle zum Erwachsensein zubewegte, ihre Hüften waren breiter geworden, der Babyspeck im Gesicht weniger, und seit Kurzem hob sich auch ein leichter Brustansatz unter ihrem T-Shirt ab.

Außerdem war sie nun auch nicht mehr ganz so ausgeglichen, wie Emilia ihre Tochter eigentlich kannte. Oft war sie traurig oder schlechter Laune. Emilia hatte schon ein paar Mal versucht herauszubekommen, was Ida an manchen Tagen so bedrückte, dass sie nach der Schule sofort in ihrem Zimmer verschwand und sich bis zum Abendessen nicht mehr blicken ließ. Bis jetzt war Ida ihr die Antwort auf diese Frage schuldig geblieben. Emilia vermutete, dass Ida mit dem ersten Liebeskummer ihres Lebens zu kämpfen hatte.

Manchmal wusste Emilia nicht, ob sie sich darüber freuen oder es bedauern sollte, dass Idas Kinderzeit nun langsam dem Ende entgegenging.

Mirko, Emilias derzeitiger Lebensgefährte, löste hingegen keine liebevollen Gefühle mehr in ihr aus. Mirko war sechsunddreißig, also sechs Jahre älter als sie selbst; wenn man ihn allerdings erlebte, hätte man glauben können, dass er selbst noch in der Pubertät steckte. Er war faul, launisch und charakterlos, zudem konnte er ziemlich jähzornig werden, wenn einmal etwas nicht nach seinem Willen ging. Von Zuverlässigkeit schien er noch nie etwas gehört zu haben, jedenfalls war man gut beraten, ihm keinerlei Verantwortung zu übertragen.

Seit acht Jahren waren sie und Mirko ein Paar. Eigentlich wusste Emilia gar nicht, warum sie immer noch mit ihm zusammen war – oder nein, sie wusste es sehr gut, aber die Gründe waren zu schmerzhaft, um daran zu rühren. Sie war ja froh, dass sie ihr Leben inzwischen wenigstens einigermaßen auf die Reihe bekam.

Auf dem Weg zu Idas Zimmer blieb sie kurz vor dem Spiegel im Flur stehen. Müde, abgespannte blaue Augen schauten ihr entgegen, hinzu kamen ein zusammengepresster Mund und eine gerunzelte Stirn, deren leichte Sorgenfalten zum Glück von einem blonden Pony bedeckt wurden. Eigentlich hatte Emilia ein sehr hübsches Gesicht, mit einigen kecken Sommersprossen auf Nase und Wagen, aber die dauerhaft schwierigen Lebensumstände begannen langsam, auch bei ihr erste Spuren zu hinterlassen.

Mit einem Seufzen ging sie weiter und öffnete die Tür zu Idas Zimmer.

„Bist du wach?“, fragte sie, trat ans Bett heran und schlug Idas Bettdecke zur Seite. „Komm, Mäuschen, wir sind mal wieder viel zu spät dran. Raus aus den Federn.“

„Bin kein Mäuschen!“ Grummelnd drehte sich auch Ida noch einmal auf die andere Seite, aber es nutzte nichts, Emilia bestand darauf, dass sie sich erhob. Der Uhrzeiger war schon wieder fünf Minuten vorgerückt, wenn sie sich jetzt nicht beeilten, kam Ida zu spät zur ersten Stunde, und Emilia verpasste ihren Bus.

Der alte VW Passat, den Emilia vor anderthalb Jahren, und wahrscheinlich zum allerletzten Mal, über den TÜV gerettet hatte, war heute leider nicht fahrbereit. Eigentlich hätte Mirko schon gestern Nachmittag mal nachschauen sollen, was dem Auto nun schon wieder fehlte.

Vor vielen Jahren hatte Emilias Lebensgefährte einmal eine Lehre zum Automechaniker begonnen, sie allerdings nie beendet. Trotzdem kannte er sich gut mit Autos gut und hatte dem Passat schon einige Male zur nächsten Plakette verholfen. Gestern allerdings hatte er sich lieber mal wieder dem Fernsehprogramm als dem alten Auto gewidmet. Der Kühlschrank war auch leer, und der Müll muffelte ebenfalls noch in seinem übervollen Behälter vor sich hin.

Es war zum Verzweifeln! Mirko verdiente im Moment keinen Cent dazu, nicht einmal mit irgendeinem Gelegenheitsjob. Er ließ sich vollständig von Emilia aushalten, war aber nicht bereit, dafür wenigstens einen Teil der Hausarbeit zu übernehmen. Auch an Idas Erziehung beteiligte er sich nicht, was allerdings eher ein Glücksfall war, denn manchmal vertrat er beim Thema Kindererziehung recht seltsame Auffassungen.

Alles in allem war er jedenfalls mehr eine Last als eine Hilfe, zumal Emilia, um seinen Verdienstausfall zu kompensieren, inzwischen noch einen dritten Job hatte annehmen müssen: Zweimal in der Woche putzte sie jetzt in verschiedenen Haushalten in Grünwald und Umgebung.

Im Grunde war ihr Leben, wenn man von Ida einmal absah, ziemlich freudlos – und dazu noch stressig. Und es sah nicht so aus, als würde sich daran in den nächsten Jahren irgendetwas ändern.

***