Dr. Stefan Frank 2573 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2573 E-Book

Stefan Frank

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ausgerechnet ihr erster Noteinsatz entwickelt sich für die junge Assistenzärztin Ylva zum Desaster. Eine schwangere Patientin stirbt ihr unter den Händen weg, ohne dass sie etwas dagegen tun kann. Doch es kommt noch schlimmer: Der Ehemann der Verstorbenen droht Ylva mit Vergeltung. Er ist sich sicher, dass sie seine Frau auf dem Gewissen hat. Als noch unerfahrene Assistenzärztin hat sie garantiert schwere Fehler gemacht, die zum Tod seiner Frau und seines ungeborenen Kindes geführt haben. Und er macht ihr überaus deutlich klar, dass sie dafür eines Tages bitter büßen wird.
Nach diesem Ereignis verändert sich Ylvas Leben schlagartig. Immer wieder bemerkt sie, dass jemand sie zu verfolgen scheint, oft klingelt ihr Telefon, ohne dass sich jemand am anderen Ende der Leitung zu erkennen gibt. All das macht ihr solche Angst, dass sie kaum noch einen normalen Alltag leben kann. Auch ihre Ehe leidet darunter, und nachts wacht sie regelmäßig schreiend aus Albträumen auf. Aber dann kommt ein Tag, an dem alles ein Ende zu finden scheint. Nur ob es ein gutes oder ein schlechtes Ende nimmt, das ist alles andere als sicher ...


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 125

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Wenn die Nacht zum Albtraum wird

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Photographee.eu / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0459-5

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Wenn die Nacht zum Albtraum wird

Ängste und Sorgen rauben Ylva den Schlaf

Ausgerechnet ihr erster Noteinsatz entwickelt sich für die junge Assistenzärztin Ylva zum Desaster. Eine schwangere Patientin stirbt ihr unter den Händen weg, ohne dass sie etwas dagegen tun kann. Doch es kommt noch schlimmer: Der Ehemann der Verstorbenen droht Ylva mit Vergeltung. Er ist sich sicher, dass sie seine Frau auf dem Gewissen hat. Als noch unerfahrene Assistenzärztin hat sie garantiert schwere Fehler gemacht, die zum Tod seiner Frau und seines ungeborenen Kindes geführt haben. Und er macht ihr überaus deutlich klar, dass sie dafür eines Tages bitter büßen wird.

Nach diesem Ereignis verändert sich Ylvas Leben schlagartig. Immer wieder bemerkt sie, dass jemand sie zu verfolgen scheint, oft klingelt ihr Telefon, ohne dass sich jemand am anderen Ende der Leitung zu erkennen gibt. All das macht ihr solche Angst, dass sie kaum noch einen normalen Alltag leben kann. Auch ihre Ehe leidet darunter, und nachts wacht sie regelmäßig schreiend aus Albträumen auf. Aber dann kommt ein Tag, an dem alles ein Ende zu finden scheint. Nur ob es ein gutes oder ein schlechtes Ende nimmt, das ist alles andere als sicher ...

»Hier ist es fast so still wie auf dem Land. Und wie das duftet!«

Mitten auf dem schiefen Gartenweg blieb Alexandra Schubert stehen und atmete den würzigen Duft nach Erde und Wald ein. Versonnen betrachtete sie, wie Tau von einer Blüte perlte und die Sonne ein Spinnennetz zum Glitzern brachte. Vögel zwitscherten. Irgendwo im Gebüsch raschelte es.

»Das ist genau die richtige Umgebung für einen achtjährigen Jungen«, stellte ihr Freund Dr. Stefan Frank fest, der hinter ihr stehen geblieben war. »Ulrich wird sich freuen, dass wir so schnell fündig geworden sind.«

»Wichtig ist, dass die Kollegin Esswein zufrieden ist. Immerhin ist sie es, die hier einziehen soll«, gab Alexandra zu bedenken und setzte sich wieder in Bewegung. Einzelne Platten wackelten unter ihren Schritten. »Kennst du diese Frau eigentlich?«

Stefan schüttelte den Kopf.

»Ich weiß nur das, was Ulrich mir erzählt hat. Ylva Esswein will nach der Trennung von ihrem Mann gemeinsam mit ihrem Sohn einen Neuanfang wagen und hat sich deshalb auf die Stelle in der Waldner-Klinik beworben.« Er hielt seiner Freundin das Gartentor auf und winkte hinauf zum ersten Stock, wo der Vermieter Matthäus Köhler am Fenster stand und den beiden nachsah.

Alexa folgte Stefans Blick.

»Was für ein Zufall, dass dein Patient ausgerechnet jetzt diese schöne Wohnung zu vermieten hat.«

»Offenbar stehen die Sterne gut.« Stefan ließ die Schlösser seines Wagens aufschnappen. »Frau Esswein hat nicht nur eine gute Stelle ergattert, sondern auch gleich noch eine Traumwohnung mit Vermieter im Haus, der ihr helfen kann, wenn mal Not am Mann ist. Besser geht es doch eigentlich gar nicht.«

»Wie ist denn dieser Herr Köhler so? Kennst du ihn schon lange?«

Mit einer Antwort musste sich Alexa gedulden, bis Stefan neben ihr auf dem Fahrersitz Platz genommen hatte.

»Seit ein paar Jahren. Nachdem sich der alte Hausarzt der Familie zur Ruhe setzte, kam Matthäus zum ersten Mal zu mir in die Praxis. Aber ehrlich gesagt kann ich nicht viel über ihn berichten. Ich weiß nur, dass seine Eltern inzwischen verstorben sind und er als Informatiker in einer Firma hier in München arbeitet.«

»Seltsam, dass ein Mann wie er nicht verheiratet ist und noch dazu alleine in so einem großen Haus lebt.«

»Gefällt er dir etwa?« Stefan sah zu seiner Freundin hinüber.

Die kühle Morgenluft hatte Alexandras Wangen leicht gerötet. Die braunen Locken ringelten sich um ihr Gesicht. Sie sah so bezaubernd aus, dass er der süßen Versuchung nicht widerstehen konnte. Er beugte sich zu ihr hinüber und küsste sie.

Alexandra lachte an seinen Lippen.

»Leider kann ich deine Frage nicht beantworten. Seit ich dich kenne, nehme ich andere Männer überhaupt nicht mehr wahr.«

»Was habe ich doch für ein unverschämtes Glück!«, seufzte er und meinte es vollkommen ernst.

Nach einem schweren Schicksalsschlag jahrelang Single, war er Alexandra erst vor einigen Monaten begegnet. Mit ihr war endlich das Licht in sein Leben zurückgekehrt. Sie ergänzten sich wie die fehlenden Teile eines Puzzles, und schon nach so kurzer Zeit wusste er, dass er diese Frau nie wieder missen wollte.

»Und ich erst«, erwiderte sie innig.

Nichtahnend, dass sie noch immer beobachtet wurden, hätten die beiden noch Stunden vor dem hübschen Jugendstilhaus mit seinem schiefergrauen Walmdach und den hellen Fensterläden im Wagen sitzen und sich Liebesworte ins Ohr raunen können. Doch die Arbeit rief, und so machten sie sich notgedrungen auf den Weg.

Während sie an großen Gärten mit mehr oder weniger imponierenden Anwesen vorbeifuhren, kehrten Alexas Gedanken zurück zu der Kollegin Dr. Ylva Esswein. Bestimmt hatte sich die junge Mutter ihr Leben anders vorgestellt.

»Schade, dass wir unser Glück nicht mit der ganzen Welt teilen können.«

Stefan lächelte. Alexas Mitgefühl war einer der zahllosen Gründe, warum er sie so sehr liebte.

»Aber wenigstens hat Frau Esswein nicht nur eine neue Stelle in der besten Klinik der Stadt, sondern jetzt auch noch ein schönes Dach über dem Kopf. Magst du Ulrich anrufen und ihm die frohe Botschaft verkünden? Ich fürchte, ich komme heute Vormittag nicht dazu, und Ylva wartet sicher ungeduldig auf eine positive Nachricht.«

»Ich soll also die gute Fee spielen?« Schon blitzten Alexandras Augen wieder. »Mit dem allergrößten Vergnügen. Habe ich dir eigentlich schon verraten, dass das meine zweitliebste Rolle ist?«

»Und welche ist deine liebste?«

»Die Frau an deiner Seite zu sein«, verriet sie und lächelte Stefan so verliebt an, dass sein Herz vor Liebe und Glück schmolz.

***

Ein Schrei hallte durch die Wohnung. Ylva riss die Augen auf. Im Zimmer war es dunkel. Schwer atmend lag sie im Bett und lauschte auf den Nachhall einer Stimme. Ihrer Stimme? Natürlich. Außer ihr befand sich ja kein weibliches Wesen in dieser Wohnung. Nur sie und ihr achtjähriger Sohn Julian.

Ylva lag da und lauschte in die Dunkelheit. Nichts regte sich. Offenbar hatte sie sich die Geräusche vor dem Fenster wieder einmal nur eingebildet. Langsam beruhigte sich ihr Atem. Die Bilder, die sie seit zwei Jahren in fast jeder Nacht verfolgten, verflüchtigten sich deshalb aber noch lange nicht. Ob Ylva wollte oder nicht, sie musste sich erinnern.

Es war der erste Notarzt-Einsatz für die junge Assistenzärztin gewesen. Ylva und ihr Kollege waren zu einem Wagen gerufen worden, der aus damals unerklärlichen Gründen von der Landstraße abgekommen war und sich um einen Baum gewickelt hatte. Ylva hatte sich um die schwangere Beifahrerin gekümmert, während ihr Kollege Erste Hilfe bei der Unfallfahrerin leistete.

Selbst hier, im dunklen Zimmer, hörte sie noch das zersplitterte Glas, das auf dem Weg zur Unfallstelle unter ihren Schritten knirschte. Der Wagen war dermaßen deformiert gewesen, dass man nur noch mit Mühe Einzelteile erkennen konnte. Im Graben hatte Ylva die Beifahrerin entdeckt. Sie war aus dem Wagen geschleudert worden und nicht ansprechbar gewesen.

Auf dem Rücken im Bett liegend, spürte Ylva immer noch das Zittern ihrer Hände, als sie mit ihrer Arbeit begonnen hatte. Sie hatte einen Venenzugang gelegt und der Verunglückten Schmerz- und Beruhigungsmittel gegeben. Und doch hatte sie nicht helfen können. Trotz aller Bemühungen war die Schwangere mitsamt ihrem Baby im Krankenhaus gestorben. Genau wie die Unfallverursacherin.

Dieser Schrecken wäre Grund genug gewesen für die Albträume. Doch es war noch schlimmer gekommen.

»Sie haben meine Frau getötet!« Selbst zwei Jahre später, mitten in der Nacht im Bett, hörte sie die Stimme des Ehemannes noch immer genauso laut und deutlich, als stünde er direkt neben ihr. »Das werden Sie büßen.«

Diese Drohung war der Anfang von Ylvas Leidensweg gewesen, der bis auf den heutigen Tag andauerte.

»Trotzdem ist bis heute nichts passiert«, flüsterte sie sich in der Dunkelheit Mut zu. »Paul Ganser war verzweifelt. Er wird seine Drohung nicht wahrmachen. Ich bin in Sicherheit.«

Endlich beruhigte sich ihr aufgeregt schlagendes Herz. Sie schlug die Bettdecke zurück und stand auf. Mit bloßen Füßen tappte sie über das Laminat. Die Fliesen in der Küche waren kalt. Ylva fröstelte. Sie nahm ein Glas aus dem Schrank, füllte es mit lauwarmem Wasser und trank in kleinen Schlucken.

Draußen fuhr ein Wagen vorbei. Die Scheinwerfer streiften die gegenüberliegende Wand. Ylva hielt die Luft an, doch der Wagen fuhr weiter. Das Motorengeräusch verklang in der Stille der Nacht. Dann war alles wieder ruhig.

»Meine Güte, wann begreifst du endlich, dass Holger recht hat und du unter Verfolgungswahn leidest?«, schalt sie sich selbst.

Aber war das wirklich so? Bildete sie sich diese nächtlichen Geräusche, die Telefonanrufe und all die anderen Zeichen wirklich nur ein? Ylva wusste es nicht und war es inzwischen auch leid, darüber nachzudenken.

»Hattest du wieder einen bösen Traum, Mama?«

Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Sie hatte Julian nicht kommen hören. Nur mit Mühe gelang es ihr, ein Lächeln auf die Lippen zu zwingen.

»Habe ich dich geweckt, mein Spatz?« Ylva streckte die Hände nach ihrem Sohn aus und zog ihn an sich. Mit seinen acht Jahren reichte er ihr schon fast bis zur Brust. »Das tut mir leid.«

»Ich konnte eh nicht schlafen.«

»Machst du dir immer noch Sorgen wegen dem Umzug nach München?«

Ylva streichelte über das Kinderhaar, das schon nicht mehr so blond war wie früher. In ein paar Jahren würde Julian so dunkel sein wie sein Vater.

»Kann ich Papa wirklich immer sehen, wann ich will?«

»Vielleicht nicht immer. Aber das ging ja bisher auch nicht, weil er ja so viel arbeiten muss.« Dass Holgers häufige Abwesenheit von zu Hause nicht an der Arbeit, sondern an seiner Affäre gelegen hatte, musste der Kleine nicht wissen. Es genügte, dass Ylva darunter litt. »Bestimmt wird Papa ganz oft nach München kommen. So weit weg ist das ja nicht von Rosenheim.«

»Aber mein Trampolin im Garten ... Und was ist mit David und Goliath?«, fragte Julian weinerlich. »Eva kann Meerschweinchen nicht leiden. Sie findet sie eklig und lässt sie bestimmt verhungern.«

»Das wird auf keinen Fall passieren.« Ylva war froh, nach all den Hiobsbotschaften endlich einmal eine gute Nachricht verkünden zu können. »Die beiden kommen nämlich mit. Und das Trampolin auch.« Die Überraschung in Julians Gesicht ließ sie ihren Kummer wenigstens für kurze Zeit vergessen.

Ylva setzte sich auf einen Stuhl und zog ihren Sohn auf den Schoß. Die Wärme des Kinderkörpers war tröstlich.

»Gestern Abend, als du schon im Bett warst, habe ich einen Anruf von meinem neuen Chef bekommen. Stell dir vor: Wir haben eine Wohnung in München, in einem wunderschönen alten Haus mit einem großen Zaubergarten drumherum.«

Sie griff nach dem Handy auf dem Tisch und zeigte Julian die Fotos, die ein gewisser Dr. Stefan Frank im Auftrag von Ulrich Waldner geschickt hatte. Der Allgemeinarzt und der Klinikchef kannten sich aus Studienzeiten und waren seither beste Freunde.

Beim Anblick der Fotos zappelte Julian aufgeregt auf dem Schoß seiner Mutter herum.

»In dem Baum da kann ich ja sogar ein Baumhaus bauen.« Er hatte kaum ausgesprochen, als das Strahlen wieder von seinem Gesicht verschwand. »Aber ohne Jakob und Tobi macht das keinen Spaß.«

Ylva unterdrückte ein Seufzen. Manchmal war es nicht leicht, Trost zu spenden. Vor allen Dingen dann nicht, wenn man selbst getröstet werden musste.

»Glaub mir, Spatz, ich weiß, wie schwer es ist, alles hinter sich zu lassen. Aber bestimmt findest du in München bald neue Freunde.« Nach einem Blick auf die Uhr schob sie Julian von ihrem Schoß. »Und jetzt ab ins Bett mit dir! In den nächsten Tagen wartet viel Arbeit auf uns. Da müssen wir fit sein.«

***

Ylva hatte nicht zu viel versprochen. Tatsächlich überschlugen sich die Ereignisse in den kommenden Wochen. Wohnung und Arbeitsstelle mussten gekündigt und Julians Schule über den bevorstehenden Umzug informiert werden. Die auszufüllenden Formulare wuchsen rasch zu einem Stapel Papier an, den Ylva in ihrer knapp bemessenen Freizeit so gut es ging abarbeitete. Ein Umzugsunternehmen wurde beauftragt und ein Umzugstermin festgelegt.

Ehe Ylva sich versah, war ihr letzter Arbeitstag in der Klinik gekommen. Die letzte ambulante Sprechstunde neigte sich ihrem Ende entgegen. Nur noch ein Patient wartete auf seine Behandlung.

»Herr Ruoff, das ist ja ein Zufall«, begrüßte sie ihren alten Bekannten. Ylva kannte keinen größeren Pechvogel als den Mann Mitte Vierzig, der fast jedes Mal mit einer mehr oder weniger gravierenden Blessur in ihrer Sprechstunde saß. Verstauchte Knöchel, Hämatome und Prellungen durch Sportunfälle gehörten bei Patrick Ruoff offenbar zur Tagesordnung.

Seit Ylva wusste, dass er begeisterter Hobby-Boxer war, wunderte sie sich nur noch darüber, warum er diesen verletzungsträchtigen Sport nicht aufgab. Bisher hatte sie ihn nicht danach gefragt, doch an diesem letzten Tag konnte sie der Versuchung nicht länger wiederstehen.

»Warum suchen Sie sich nicht ein anderes Hobby?«, fragte sie im Plauderton, während sie die Platzwunde oberhalb der Augenbraue versorgte. »Radfahren oder Schwimmen sind nicht halb so gefährlich wie Boxen.«

»Weil ich dann keinen Grund mehr hätte, zu Ihnen zu kommen«, erwiderte Patrick und lachte.

Ylva lachte mit ihm und klebte ein Klammerpflaster auf die Wunde, die sie zuvor desinfiziert hatte.

»Ich hoffe, es enttäuscht Sie nicht, wenn Sie in Zukunft mit meinen Kollegen Vorlieb nehmen müssen.«

»Machen Sie Urlaub?«

»Ich habe gekündigt und gehe an die Waldner-Klinik nach München. So, fertig.« Ylva begutachtete ihr Werk, ehe sie die Handschuhe abstreifte und in den Abfall warf.

»Sie gehen fort? Warum?«

Patrick Ruoffs entgeisterte Stimme ließ sie hellhörig werden.

»Manchmal braucht man einfach einen Tapetenwechsel. Schon während meines Studiums habe ich viel an dieser Klinik hier gearbeitet und bin seit zwei Jahren fest als Notärztin angestellt. Höchste Zeit, ein paar neue Erfahrungen zu sammeln.« Sie lächelte ihren Patienten aufmunternd an. »Aber keine Sorge: Bei meinen Kollegen sind Sie in den besten Händen. Meine Nachfolgerin habe ich auch schon kennengelernt. Frau Dr. Mahler ist eine sehr kompetente Kollegin.«

Während sie sprach, brachte Ylva ihren Patienten zur Tür.

»Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als Ihnen alles Gute zu wünschen«, erwiderte Patrick. Seine Stimme war heiser, und er hielt Ylvas Hand länger als nötig fest.

»Vielen Dank. Passen Sie auf sich auf.« Ylva mochte ihren treuen Patienten, der sie fast vom ersten Tag ihrer Karriere an begleitet hatte. Trotzdem war sie froh, als er endlich um die Ecke verschwand. Solche Szenen machten ihr den Abschied noch schwerer, als er ohnehin schon war, zumal der schlimmste Teil des Tages noch bevorstand: Die Abschiedsfeier mit den Kollegen.

Schließlich war aber auch das geschafft. Bewaffnet mit einem riesigen Blumenstrauß und der Versicherung ihres Chefs, jederzeit wieder an die Klinik zurückkommen zu können, trat sie durch die Türen hinaus auf die Straße. Zur Feier des Tages wollte sie sich mit ihrer Freundin Anna in ihrem Rosenheimer Lieblingscafé treffen.

Obwohl Ylva sich beeilte, kam sie ein paar Minuten zu spät zu der Verabredung. Anna saß schon in einem der Räume, gemütlich wie ein Wohnzimmer, und beobachtete sie.

»Du hast Augenränder bis zum Kinn. Sag bloß, du kannst mal wieder nicht schlafen?«