Dr. Stefan Frank 2578 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2578 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Der Teenager Torben Wegener hat kein einfaches Leben. Seine von Depressionen geplagte Mutter ist mit dem Familienalltag heillos überfordert, vor allem, seit die Zwillinge Liam und Luca da sind. Von Torbens cholerischem Vater kann sie keine Unterstützung erwarten. Täglich schließt sie sich in ihrem Zimmer ein und hört dort traurige klassische Musik. Ohne Torben wäre die Familie schon längst auseinandergebrochen. Der Siebzehnjährige kümmert sich aufopfernd um seine Geschwister und um die Mutter, aber dass er damit ebenfalls überfordert ist, sieht niemand.
Zuflucht sucht er in seinem Hobby Parkour, einer nicht ungefährlichen Trendsportart, bei der man mit möglichst effizienten Bewegungen Hindernisse im urbanen Umfeld überwindet. Hier kann sich Torben so richtig auspowern und die täglichen Sorgen vergessen.
Doch in letzter Zeit erleidet er immer wieder kleine Schwächeanfälle, die er allerdings so weit wie möglich ignoriert, weil er nicht als Weichei gelten will - bis zu jenem Tag, als er schwer stürzt ...


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Seitenzahl: 124

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Inhalt

Cover

Impressum

Sein größtes Hindernis

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Nadasaki / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0545-5

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Sein größtes Hindernis

Wie Torben seine schwere Krankheit überwand

Der Teenager Torben Wegener hat kein einfaches Leben. Seine von Depressionen geplagte Mutter ist mit dem Familienalltag heillos überfordert, vor allem, seit die Zwillinge Liam und Luca da sind. Von Torbens cholerischem Vater kann sie keine Unterstützung erwarten. Täglich schließt sie sich in ihrem Zimmer ein und hört dort traurige klassische Musik. Ohne Torben wäre die Familie schon längst auseinandergebrochen. Der Siebzehnjährige kümmert sich aufopfernd um seine Geschwister und um die Mutter, aber dass er damit ebenfalls überfordert ist, sieht niemand.

Zuflucht sucht er in seinem Hobby Parkour, einer nicht ungefährlichen Trendsportart, bei der man mit möglichst effizienten Bewegungen Hindernisse im urbanen Umfeld überwindet. Hier kann sich Torben so richtig auspowern und die täglichen Sorgen vergessen.

Doch in letzter Zeit erleidet er immer wieder kleine Schwächeanfälle, die er allerdings so weit wie möglich ignoriert, weil er nicht als Weichei gelten will – bis zu jenem Tag, als er schwer stürzt ...

Torben saß auf seinem Bett und stützte das Gesicht in die Hände. Draußen im Flur stritt der Vater mit der Mutter. Dabei war er gerade erst nach Hause gekommen, und nun ging das schon wieder los! Wie in den letzten drei Jahren fast jeden Tag!

Torbens Vater Moritz arbeitete als Informatiker bei einer Firma, die Präzessionsgeräte herstellte. Man konnte mit diesen Geräten unglaublich kleine Löcher bohren, haarfeine Nähte schweißen und Formen ausschneiden, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen waren. Torbens Vater schrieb die Software für diese Maschinen.

Früher war Torben deshalb einmal sehr stolz auf seinen Vater gewesen, er hatte sogar selbst Informatik studieren wollen. Aber das war schon einige Zeit her. Mittlerweile schaltete in Torben alles auf Wut und Aggression um, sobald er die Stimme seines Vaters nur hörte.

Und außerdem hatte er Angst.

Angst vor dem Stress, den es fast jeden Abend gab, wenn der Vater kam, Angst um seine Mutter, die dem vielen Streit nicht gewachsen war, und Angst um seine beiden kleinen Brüder, die überhaupt nicht verstanden, was sich hier eigentlich abspielte. Mit ihren großen Augen schauten sie so verunsichert in die Welt, als würden sie sich fragen, wie sie sich ausgerechnet in diese Familie hatten verirren können.

Auch Torben fragte sich oft, warum sich der Vater in den letzten Jahren dermaßen verändert hatte. Natürlich war die Situation schwer, aber das war sie schließlich für alle.

Schuld daran war ... nein, von Schuld konnte man hier eigentlich nicht sprechen. Niemand war ›schuld‹, dass es ihnen seit einiger Zeit so schlecht ging – genauer gesagt, seit die Zwillinge Luca und Liam auf der Welt waren.

Drei Jahre waren die beiden jetzt alt, und irgendwie hatte ihre Ankunft alles verändert. Seither war Torbens Mutter ständig abgespannt und müde. Schon die kleinste Aufregung brachte sie aus dem Gleichgewicht. Wie ein Schatten ihrer selbst schlich sie durch die Wohnung und bekam bereits Kopfschmerzen, wenn einer der beiden mal ein bisschen quengelte.

Torben hatte mitbekommen, dass die Geburt wohl nicht ganz einfach verlaufen war, aber was wusste er als Teenager schon von diesen Dingen? Anschließend war die Mutter jedenfalls noch ziemlich lange im Krankenhaus geblieben, und in dieser Zeit hatte sie sich natürlich nicht um die Babys kümmern können. Torbens Vater war eingesprungen und hatte die Hauptverantwortung auch für Dinge übernehmen müssen, mit denen er sich nicht auskannte, und das hatte den vormals ruhigen und beherrschten Mann langsam in einen Familientyrann verwandelt.

Manchmal war es wirklich kaum zum Aushalten. Aber während sich der Vater frühmorgens mitten aus dem größten Chaos zur Arbeit verabschieden konnte, blieb Torbens Mutter anschließend mit den Zwillingen allein zurück und wusste oft weder ein noch aus. Es war nicht selten, dass sie in dieser Situation einfach weinend in ihrem Zimmer verschwand. Und dann war es an Torben, sich um die Zwillinge zu kümmern. Meist war er es dann, der die beiden in die Kita brachte, die sie seit einigen Wochen besuchten.

Torben hörte, wie der Streit draußen lauter wurde. Er konnte nicht verstehen, worum es ging, und er wollte es auch nicht, deshalb stopfte er sich die Mikrofonknöpfe der Kopfhörer seines Smartphones in die Ohren.

Sicher war der Vater mal wieder verärgert, weil das Abendessen noch nicht auf dem Tisch stand. Oder hatte er die Krakelei im Wohnzimmer schon entdeckt? Heute hatten es Luca und Liam nämlich fertiggebracht, die Wand über dem Sofa mit Kreidestiften zu bemalen. Torben hatte sich zwar bemüht, das Malheur mit Radiergummi und Seifenwasser wieder zu beseitigen, aber so richtig war ihm das nicht gelungen.

Auch das war ein Punkt, über den der Vater sich heillos aufregen konnte. Oft stellten die Zwillinge irgendwelche Sachen an. Aber das war normal, schließlich waren die beiden lebhaft und entdeckungsfreudig, wie es kleine Kinder nun mal waren. Da ging natürlich öfter mal etwas kaputt. Immer konnte Torben ja kein Auge auf die beiden Wildfänge haben.

Dabei gab er sich alle Mühe, die beiden wenigstens vor der abendlichen Ankunft des Vaters ins Bett zu verfrachten. Aber meist kamen sie danach noch mehrmals aus ihrem Zimmer, und auch das war im Grunde verständlich. Zu dieser Zeit waren sie einfach oft noch nicht müde; da konnte Torben ihnen vorlesen, so viel er wollte. Und zwei aufgedrehte Dreijährige gleichzeitig zum Schlafen zu bringen, war für einen Siebzehnjährigen keine einfache Aufgabe. Zum Glück schliefen die beiden wenigstens heute schon.

Manchmal hatte Torben das Gefühl, als sei dem Vater daran gelegen, seine beiden kleinen Jungs möglichst wenig zu Gesicht zu bekommen. Aber das Allerschlimmste war, dass auch Torben in letzter Zeit immer weniger Aufmerksamkeit von seinem Vater bekam. Dabei war genaugenommen er es, der den ganzen Laden hier noch am Laufen hielt!

Wenn er nach Schulschluss nicht häufig sofort nach Hause gekommen wäre, um seiner überforderten Mutter zu helfen, hätte die ganze Situation noch viel schlimmer ausgesehen. Torben kümmerte sich nicht nur um Einkaufslisten und sortierte die Wäsche vor, sondern er bereitete oft auch das Essen für die Zwillinge zu, damit die Mutter sich den anderen Arbeiten widmen konnte.

Was ihn zusätzlich nervte, war die Musik, die dabei oft durch die gesamte Wohnung hallte. Torbens Mutter hatte eine Vorliebe für tragische Opernarien – eine Musikform, die Torben weder verstand noch ertrug. Trotzdem musste er sie oft stundenlang aushalten, wenn er mit seiner Mutter und den Zwillingen allein zu Hause war.

Manchmal fühlte er sich von der ganzen Situation heillos überfordert. Trotzdem machte er natürlich weiter, denn sonst wäre die Familie wahrscheinlich zerbrochen – und das war das Letzte, was Torben wollte. Wer sah es schon gern, dass die Eltern ständig kurz vor einer Scheidung zu stehen schienen?

Außerdem, was würde in diesem Fall mit den Zwillingen passieren? Seine Mutter war gar nicht in der Lage, sich allein um sie kümmern – und dass der Vater des Sorgerecht beantragte, war in Torbens Augen genauso unwahrscheinlich. Im schlimmsten Fall stand irgendwann das Jugendamt vor der Tür und nahm die Zwillinge mit.

Das wollte Torben auf keinen Fall riskieren, denn trotz des ganzen Ärgers liebte er seine Brüder innig. Nur manchmal fühlte es sich eben an, als läge die ganze Last der Welt allein auf seinen Schultern.

Und heute war es mal wieder besonders schlimm, denn Torben war ohnehin gereizt und verärgert aus der Schule gekommen. Dort hatte es Ärger gegeben, weil er eine Hausaufgabe nicht erledigt hatte. Die Matheklausur war auch nicht zu seiner Zufriedenheit ausgefallen, dabei war Mathe eigentlich sein Lieblingsfach.

Die Zwillinge im Nachbarzimmer begannen zu weinen. Sicherlich hatte die laute Stimme des Vaters sie aufgeweckt. Mit einem Seufzer drückte sich Torben vom Bett hoch. Das konnte dauern, bis er die beiden jetzt wieder zur Ruhe bekam. Den ganzen Tag über waren sie unleidlich gewesen.

Torben ging hinüber. Tatsächlich war Luca schon fast wieder an der Zimmertür. Torben schnappte sich den kleinen Bruder und verfrachtete ihn zurück ins Bett, was nicht ohne heftigen Protest abging, in den Liam natürlich lautstark einstimmte. Torben fühlte, wie erneut Wut in ihm aufsteigen wollte. Mühsam kämpfte er sie nieder, denn die Kleinen konnten ja nun wirklich nichts dafür.

Er griff nach einem Buch und begann, ihnen vorzulesen. Zurzeit waren Feuerwehr und Polizei für Liam und Luca das große Thema. Torben erinnerte sich, dass er in diesem Alter an den gleichen Dingen interessiert gewesen war.

Er bemühte sich, seine Stimme so ruhig und einschläfernd wie möglich klingen zu lassen. Tatsächlich fielen den beiden schon nach wenigen Minuten die Augen wieder zu. Offensichtlich waren sie doch müde genug. Torben las vorsichtshalber noch einige Augenblicke weiter, dann stand er leise auf und lauschte nach draußen.

Auf dem Flur war es inzwischen ruhig geworden. Vermutlich saßen seine Eltern jetzt beim Abendessen. Möglicherweise warteten sie sogar auf ihn, aber Torben war die Lust auf Familie mal wieder gründlich vergangen. Das Einzige, was ihm die Stimmung jetzt noch retten konnte, waren seine Freunde.

Leise ging er hinüber in sein Zimmer und zog seine älteste Jeans an, zusätzlich streifte sich noch ein altes Kapuzenshirt über den Kopf. Dann griff er nach seinem Handy und ging hinaus in den Flur.

Am liebsten hätte er die Wohnungstür jetzt so richtig ins Schloss geknallt, damit der Vater mitbekam, dass auch Torben die Nase gestrichen voll hatte. Aber das hätte die Zwillinge nur wieder aufgeweckt. Also zog Torben die Tür leise und vorsichtig ins Schloss, obwohl sich das anfühlte, als stehle er sich wie ein Feigling davon.

***

Stefan Frank und Ulrich Waldner standen mit Anzug und Krawatte im Foyer des Konservatoriums, neben ihnen ihre Lebenspartnerinnen Alexandra und Ruth, die ebenfalls festlich gekleidet waren: Alexandra trug ein bodenlanges malvenfarbenes Kleid aus Chiffonseide, dessen Farbe zu den Tupfen auf Stefan Franks Krawatte passte, Ruth ein elegantes kobaltblaues Kostüm mit weißer Bluse und knielangem engen Rock.

In der Hand hielten alle vier das Programm des diesjährigen Siegerwettbewerbs der Aufnahmeprüfungen für das Konservatorium. Die Jungen und Mädchen, die heute vorspielen würden, hatten erst vor einem Monat die Prüfung abgelegt, die sie dazu qualifizierte, ab Oktober das Konservatorium zu besuchen, aber sie gaben schon jetzt ihr erstes Konzert!

Ein dankbarer Patient, bei dem Dr. Frank einen versteckten Tumor diagnostiziert und ihm damit das Leben gerettet hatte, hatte ihm die Karten zum Geschenk gemacht. Stefan Frank hatte sie ausnahmsweise angenommen, da heute auch die Tochter des Patienten auf der Bühne stehen würde.

Er kannte das Mädchen und war deshalb doppelt froh, dass die Familie nach der Schreckensbotschaft der Diagnose nun endlich auch mal eine gute Nachricht erhalten hatte. Juliane Fichtner hatte wirklich Talent. Vielleicht würde sie eines Tages sogar mal als gefeierte Solistin auf irgendeiner Bühne stehen, Stefan wünschte es der Familie von ganzem Herzen.

»Wie sieht's aus, wollen wir uns langsam mal Plätze suchen?«, fragte Ulrich Waldner.

»In Ordnung«, sagte Alexandra und hakte sich bei Stefan ein. »Aber in der Pause würde ich mir das Foyer gern noch ein bisschen genauer ansehen. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich noch nie hier gewesen bin.«

»Dann sollte ich mir von meinen Patienten wohl öfter mal Karten für solche Aufführungen schenken lassen, was?«, fragte Stefan Frank scherzend.

»Ja«, erwiderte Ruth. »Und für uns bitte gleich mit. Wir haben in den letzten Monaten das kulturelle Leben nämlich auch sträflich vernachlässigt.«

»Stimmt«, gab Ulrich Waldner zu. »Aber der Dienstplan hat es leider nicht anders zugelassen, denn es gab einige Krankmeldungen, für die wir einspringen mussten. Dafür ist man schließlich Chef, dass am Ende alles funktioniert.«

Tatsächlich war Dr. Ulrich Waldner der Leiter der Klinik, die sich in Schwabing gleich unmittelbar neben dem Englischen Garten befand und ein hohes Ansehen genoss.

Sowohl er als auch seine Frau Ruth waren – genau wie Stefan und Alexandra – mit Leib und Seele Ärzte. Ulrich hatte sich inzwischen sogar einen internationalen Namen als Chirurg gemacht. Stefan und er kannten sich bereits aus ihrer Münchner Studienzeit, allerdings waren sie nach dem Staatsexamen erst einmal getrennte Wege gegangen. Während es Ulrich von Anfang an in den Operationssaal gezogen hatte, hatte sich Dr. Stefan Frank seine Hausarztpraxis aufgebaut. Als sie sich nach mehreren Jahren dann erneut über den Weg gelaufen waren, hatte das ihre Freundschaft besiegelt.

Inzwischen überwies Dr. Frank fast alle seine Patienten, die auf einen Klinikaufenthalt angewiesen waren, zu seinem Freund Ulrich in die Waldner-Klinik. Das war allerdings nicht vorrangig ihrer Freundschaft, sondern vor allem dem ausgezeichneten Ruf des Krankenhauses geschuldet. Trotzdem hatte sich dadurch natürlich auch ihre Freundschaft vertieft. Mittlerweise beendete Stefan seine täglichen Besuchsrunden in der Klinik fast immer mit einer kurzen Stippvisite in Ulrichs Dienstzimmer, wo sie sich oft genug bis spätabends in Fachgespräche verzettelten.

Und oft unternahmen sie auch etwas zu viert, so wie heute diesen Konzertbesuch.

Die Aufführung begann. Die Darbietungen waren künstlerisch tatsächlich schon auf einer relativ hohen Stufe, das Publikum spendete mehrfach herzlichen Applaus. Als die Tochter seines Patienten auf die Bühne kam, wandte sich Stefan Frank zu den Eltern um und nickte ihnen anerkennend zu. Das Spiel von Juliane Fichtner war wirklich bemerkenswert. Unvorstellbar, dass die schwere Krankheit ihres Vaters ihr beinahe vielleicht sogar die berufliche Perspektive zerstört hätte.

Noch mehr beeindruckte den Mediziner allerdings das Mädchen, das nach Juliane auf die Bühne kam. Ein schneller Blick auf das Programm zeigte, dass sie Victoria Seidler hieß und siebzehn Jahre alt war.

Die junge Frau hatte ein wunderschönes Gesicht mit großen blauen Augen, blonde Haare, die sie hochgesteckt trug, sowie eine zarte elfenhafte Haut. Ihre Geige hielt sie so behutsam, als trüge sie ihren wertvollsten Schatz auf die Bühne. Als sie das Instrument dann hob und an ihr Kinn legte, erkannte Stefan Frank, dass es tatsächlich so war.

Im Publikum wurde es mucksmäuschenstill, beinahe hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Das junge Mädchen auf der Bühne hatte seine Augen geschlossen und bewegte den Geigenbogen so leicht und anmutig über die Saiten, dass er förmlich tanzte. Ihr Spiel war einfach göttlich. Und das war eine Schülerin, die ihr Studium erst beginnen wollte?

Als sie geendet hatte, blieb es noch einige Sekunden still. Dann erhob sich tosender Applaus. Das Mädchen trat vor und verbeugte sich, während ein Mann auf die Bühne eilte und es in die Arme nahm.

Stefan Frank und Alexandra sahen sich an, und Stefan sah, dass Alexandra Tränen in den Augen hatte, ganz klar hatte das junge Mädchen Alexandras Herz berührt. Aber seins ebenfalls. Stefan Frank stand auf und klatschte stehend weiter. Eindeutig hatte Victoria Seidler in der Musik ihre Berufung gefunden.

***

Torben war zu seiner Clique gestoßen, die sich abends oft im Park traf, um dort ihrem größten Hobby nachzugehen: Parkour.