Dr. Stefan Frank 2744 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2744 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Für Zoe wird der schönste Tag in ihrem Leben zum Albtraum! Schon bei den Hochzeitsvorbereitungen geht alles schief: Ihr Verlobter Johann verbringt die Tage vor der Hochzeit mit Durchfällen im Bett oder auf der Toilette. Ihr Chef aus dem Blumenladen, in dem sie arbeitet, bekommt in ihrem Beisein einen Herzinfarkt und landet auf der Intensivstation. Ihre Mutter sagt ihr am Telefon, dass sie nicht zur Hochzeit kommen wird ... und Zoe verbringt den letzten Abend als Junggesellin alleine im Blumenladen, um dort den Brautstrauß für ihre eigene Hochzeit zu stecken.
Als ihre Mutter dann doch noch auf der Feier erscheint und es Johann wieder besser geht, scheint sich zunächst alles zum Guten zu wenden. Ein tragischer Irrtum ...


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Inhalt

Cover

Krankenhaus statt Flitterwochen

Vorschau

Impressum

Krankenhaus statt Flitterwochen

Eine Winterhochzeit mit verheerenden Folgen

Für Zoe wird der schönste Tag in ihrem Leben zum Albtraum! Schon bei den Hochzeitsvorbereitungen geht alles schief: Ihr Verlobter Johann verbringt die Tage vor der Hochzeit mit Durchfällen im Bett oder auf der Toilette. Ihr Chef aus dem Blumenladen, in dem sie arbeitet, bekommt in ihrem Beisein einen Herzinfarkt und landet auf der Intensivstation. Ihre Mutter sagt ihr am Telefon, dass sie nicht zur Hochzeit kommen wird ... und Zoe verbringt den letzten Abend als Junggesellin allein im Blumenladen, um dort den Brautstrauß für ihre eigene Hochzeit zu stecken.

Als ihre Mutter dann doch noch auf der Feier erscheint und es Johann wieder besser geht, scheint sich zunächst alles zum Guten zu wenden. Ein tragischer Irrtum ...

Wer in Grünwald die Gartenstraße hinunterlief, kam nicht umhin, an einem kleinen Eckgeschäft vorbeizukommen. Eine breite Glastür gewährte einen Blick hinein. Im Inneren reihten sich Vasen mit den unterschiedlichsten Blumen aneinander. Regale bogen sich unter einem bunten Angebot an Topfpflanzen. Was gab es da nicht alles zu sehen: rosafarbene Wüstenrosen, Paradiesvogelblumen, Kakteen, Gartenjasmin und vieles mehr.

Über der Ladentür stand geschrieben: Elfies Bumenladen. Das L von Blume war später mit leuchtend roter Farbe darüber ergänzt worden, als hätte es sich nur verspätet und wäre nicht etwa beim Anstrich vergessen worden.

Im Sommer luden Regale mit Blühpflanzen vor dem Geschäft zum Kauf ein. An diesem bitterkalten Wintertag jedoch häufte sich der Schnee am Straßenrand, und die Glastüren waren geschlossen, um die Wärme im Geschäft zu halten.

Drinnen mischte sich der Duft von Blüten zu einem süßen Potpourri.

Ein junger Mann tigerte schon seit zwanzig Minuten durch den Laden, beäugte hier einen fertig gebundenen Blumenstrauß und schnupperte da an einer Blüte. Er hatte seinen Schulabschluss vermutlich noch nicht allzu lange in der Tasche, trug einen blauen Parka zu Jeans und Winterboots. Seine blonden Haare waren zerzaust, weil er seine Kapuze eben erst im Laden abgestreift hatte.

Zoe Prantl stand hinter der Ladenkasse und blätterte in einem nagelneuen Katalog mit floralem Zubehör, der an diesem Tag mit der Post gekommen war. Die Auswahl an Schleifen, Drähten, Nasssteckriegeln und Jutebändern war enorm und ließ bezaubernde Blumenarrangements vor ihren Augen entstehen.

Hin und wieder schaute sie zu ihrem Kunden und vergewisserte sich, dass er noch nicht an der Kasse anstand.

Als er plötzlich ein leises, frustriertes Seufzen ausstieß, legte sie den Katalog zur Seite und trat neben ihn.

»Vielleicht kann ich behilflich sein? Was suchen Sie denn?«

»Ich bin mit einer Frau aus meinem Betrieb verabredet und würde ihr gern Blumen mitbringen. Es ist unser erstes Date. Wir kennen uns noch nicht sehr gut, deshalb weiß ich nicht, was ihr gefallen würde. Welche Blumen würden Sie mir empfehlen? Rote Rosen, vielleicht?«

»Die sollten wir uns noch etwas aufheben, wenn das Band zwischen Ihnen beiden inniger wird. Für die erste Verabredung würde ich zu Freesien raten. Die sind zart, bunt und wunderbar beschwingt.« Zoe deutete auf die Vase mit den bunten Blumen.

»Oh, ja, die sind wirklich hübsch.« Die Ohren des jüngeren Mannes färbten sich dunkelrot. »Könnten Sie mir einen Strauß daraus binden?«

»Sehr gern. Wie wäre etwas Grün dazu?«

»Ich weiß nicht. Würde Ihnen das gefallen?«

»Auf jeden Fall.«

»Dann ja. Bitte.« Er stieß den Atem aus. »Ich möchte alles richtig machen, wissen Sie? Ich mag sie wirklich. Darum bin ich auch so aufgeregt.«

»Das verstehe ich gut. Und wissen Sie was? Ich wette, ihr geht es genauso.«

»Meinen Sie?« Er sah sie verblüfft an, als wäre ihm dieser Gedanke völlig fremd.

Zoe nickte und band ihm einen hübschen Strauß zusammen, den sie sorgsam in hauchdünnes Seidenpapier wickelte. Anschließend kamen noch mehrere Lagen Zeitungspapier darum, um die Blüten vor dem Frost draußen zu schützen.

Er bezahlte den Strauß und verließ mit einem erleichterten »Danke schön« den Blumenladen.

Eine Kundin stöberte noch in der Auswahl an Kakteen und schüttelte den Kopf, als Zoe ihr ihre Hilfe bei der Suche anbot.

So nahm sich Zoe die Zeit, um den Wasserkocher im hinteren Bereich des Ladens in Gang zu setzen und sich einen Tee aufzubrühen. Sie liebte Rotbuschtee und hatte kürzlich einen entdeckt, der nach Pflaumen und einem Hauch Zimt schmeckte. Er wärmte gut und war genau das Richtige bei dem winterlichen Wetter draußen.

Zoe arbeitete seit ihrem Abschluss als Floristin vor drei Jahren in dem Blumenladen. Sie konnte sich keinen schöneren Beruf vorstellen. Schon von klein auf hatte sie es geliebt, mit Blumen und frischem Grün zu arbeiten. Und sie liebte es, Menschen bei der Auswahl zu beraten.

In den Laden kamen Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen. Einige waren verliebt, andere wollten sich entschuldigen oder standen vor einem Abschied für immer. Zoe tat ihr Bestes, um Blumen so zu arrangieren, dass sie ausdrückten, wie es ihren Kunden ums Herz war.

Unter der Woche stand sie in aller Frühe auf, um zum Großmarkt zu fahren und frische Waren zu kaufen. Neben Sträußen und Gebinden bot sie auch Topfpflanzen an. Besonders beliebt waren Pflanzen, zwischen deren Grün sich gehäkelte Mini-Tiere verbargen. So spähte ein gehäkeltes Äffchen an einem Holzspieß zwischen den Blättern einer Zimmerpalme hervor und eine Häkelschildkröte saß am Fuß einer Wasserlilie.

Eine Seniorin aus der Nachbarschaft häkelte die Tierchen. Frau Heller lehnte es ab, dafür bezahlt zu werden. Sie sagte, dass sie froh sei, etwas Nützliches zu tun zu haben. Zum Dank brachte Zoe ihr jede Woche einen selbst gebackenen Kuchen, den sie meist zusammen anschnitten und bei einer Tasse Kaffee probierten.

Die Kundin hatte sich für einen Kugelkaktus entschieden.

»Ich liebe diese Stachelpflanzen einfach«, gestand sie. »Sie erinnern mich an meinen verstorbenen Mann. Er war nach außen hin auch manchmal stachelig und abweisend, aber tief drin hatte er ein gutes Herz.«

»Ich bin sicher, er wusste Ihre liebevolle Hingabe genauso zu schätzen wie die Kakteen.«

»Vielen Dank.« Die Augen ihrer Kundin schimmerten mit einem Mal verräterisch.

Zoe packte ihr den Kaktus sorgfältig ein, gab ihr noch ein Kärtchen mit Pflegetipps mit und kassierte den Betrag.

»Viel Freude mit Ihrem neuen Schützling«, wünschte sie ihr. »Und einen schönen Abend.«

»Ihnen auch. Ja. Ihnen auch.«

Ihre Kundin drückte die Papiertüte an sich. Wenig später schloss sich die Glastür hinter der Mittfünfzigerin.

Mittlerweile war es Abend geworden. Keine weiteren Kunden waren zu sehen. Und so drehte Zoe das Schild an der Eingangstür von Geöffnet auf Geschlossen.

Es war Zeit für ihre abendliche Runde, die sie immer durch den Laden drehte, bevor sie in den Feierabend ging. Sorgsam schaute sie nach den Pflanzen, füllte Wasser nach und zupfte welke Blätter ab.

Sie war gerade dabei, einer Orchidee gut zuzureden, als die Tür zum Büro geöffnet wurde und ihr Chef herauskam.

Josef Eckstein war ein kräftiger Mann Ende fünfzig, dem man ansah, dass er ein deftiges Mittagessen zu schätzen wusste. Er hatte graumelierte Haare, einen gepflegten Kinnbart und graue Augen, die meist freundlich funkelten. Nur wenn jemand eine Pflanze schlecht behandelte, verdunkelten sie sich wie der Himmel vor einem Gewitter. Er hatte seine runde Lesebrille in die Haare geschoben und die Ärmel seines karierten Hemds aufgekrempelt. Das war es jedoch nicht, was Zoe alarmiert den Atem einziehen ließ.

Es war seine Gesichtsfarbe.

»Meine Güte, Herr Eckstein! Geht es Ihnen gut? Sie sind ja weiß wie ein Laken.«

»Mir fehlt nichts«, murmelte er und machte eine Handbewegung, als wollte er ihre Bemerkung wegwischen. »Ich habe nur gerade die Unterlagen für den Steuerberater fertig gemacht. Das ist jedes Mal wieder ein Kreuz.«

»Wem sagen Sie das. Ich bin jedes Jahr aufs Neue froh, wenn ich die Erklärung fertig habe. Bald wird es noch komplizierter, wenn Johann und ich zusammen veranlagt werden.«

»Suchen Sie etwa nach Gründen, um die Hochzeit abzusagen?«, neckte er sie.

»Bestimmt nicht.« Zoe lachte. »Ich kann es kaum erwarten, endlich Frau Neubacher zu sein.«

»Dann bin ich ja beruhigt. Nicht, dass ich den Brautstrauß und die Blumendekoration ganz umsonst geplant habe.«

»Ach, Herr Eckstein, ich bin so dankbar, dass Sie das machen.«

Zoe hatte plötzlich Tränen in den Augen. Ihr Chef hatte immer ein offenes Ohr für ihre Sorgen und war wie ein väterlicher Freund für sie. Nachdem Johann und sie beschlossen hatten, in diesem Winter zu heiraten, hatte er kurzerhand erklärt, für die Blumen zu sorgen. Es fühlte sich beinahe an, als würde er ihr damit seinen Segen geben. Und das bedeutete ihr viel.

»Ehrensache«, meinte er rau. »Mein Laden wäre ohne Sie nicht das, was er heute ist, Zoe. Sie investieren so viel Liebe in Ihre Arbeit. Ich weiß genau, was ich an Ihnen habe, und ich bin – «

Er stockte plötzlich, krümmte sich zusammen und schlug sich ächzend auf die linke Brustseite. Dann rieb er sich unbehaglich den linken Arm.

»Herr Eckstein?« Erschrocken lehnte sich Zoe zu ihrem Chef. »Was haben Sie denn?«

»Es tut weh«, ächzte er und schnappte keuchend nach Luft. Dabei bildeten sich Schweißperlen auf seiner Stirn.

O mein Gott! Kann das von seinem Herzen kommen?, schoss es ihr durch den Kopf. »Setzen Sie sich dahin«, sagte sie sanft, fasste seinen Arm und stützte ihn auf dem Weg zu dem Sessel im hinteren Bereich des Blumengeschäftes.

Schwer sackte er dort zusammen, beugte sich vor und stöhnte.

Mit zitternden Fingern griff Zoe nach dem Telefon und wählte den Notruf. In aller Eile stieß sie hervor, was geschehen war, und bat um Hilfe. Die wurde ihr auch versprochen.

Das Telefon rutschte ihr aus den Fingern auf den Tisch, als das Gespräch zu Ende war. Zoe wandte sich um, griff nach der Wasserflasche und schenke ihrem Chef ein Glas voll ein.

Gerade, als sie zu ihm trat, rutschte er unvermittelt von seinem Stuhl!

Seine Lider flatterten. Er schien Mühe zu haben, wach zu bleiben.

»O nein, Herr Eckstein. Bitte, bleiben Sie bei mir.« Zoe wirbelte herum, holte ihre Jacke und rollte sie zusammen. Behutsam schob sie sie unter seinen Kopf, sprach mit ihm und rieb seine Hand. Doch er reagierte nicht auf sie.

Bang lauschte sie nach draußen.

Wo blieb denn nur der Rettungswagen? Hatte sie in ihrem Schrecken womöglich die Adresse falsch durchgesagt?

Gerade, als sie noch einmal den Notruf wählen und sich vergewissern wollte, dass alles richtig angegeben war, drang von draußen ein Martinshorn herein.

Zoe wagte nicht aufzuatmen, als die Sanitäter und ein Notarzt hereinstürmten. Sie stellten sich vor und kümmerten sich sogleich um ihren Chef.

Während der Notarzt und einer der Sanitäter neben ihm knieten, trat der zweite Rettungssanitäter auf Zoe zu.

»Das gibt es ja nicht. Du bist das.«

Zoe, die bis jetzt keinen Blick von dem Kranken gelassen hatte, hob den Kopf. Sie blickte geradewegs in zwei sanfte braune Augen, die zu einem markanten Gesicht gehörten, mit verwegenem Kinnbart und lockigen, braunen Haaren, die gewollt verwuschelt waren ... »Lukas?« Ungläubig zog sie den Atem ein. Lukas Ried. Ihre erste Liebe, der die Enttäuschung auf dem Fuß gefolgt war.

»Hast du mich also doch erkannt.« Er nickte ihr zu. »Ich habe mich schon gefragt, wann wir uns begegnen würden. So groß ist Grünwald ja nicht. So hatte ich mir unser Wiedersehen allerdings nicht vorgestellt.«

»Ich wusste gar nicht, dass du wieder in Bayern bist.«

»Bin ich auch erst seit einem Monat. Es hat mich zurück in die Heimat gezogen.«

»Wirklich? Damals konntest du nicht schnell genug von hier wegkommen.«

Verflixt, das klang so bitter, als würde sie ihm die Trennung noch immer nachtragen. Dabei war das nun wirklich nicht der Fall. Es war so lange her, und sie waren damals so jung gewesen. Kaum zwanzig. Lukas hatte sich für ein Studium in England entschieden und keine Fernbeziehung führen wollen. Also hatte er sich von ihr getrennt.

Damals war sie am Boden zerstört gewesen, weil er sie nicht gefragt hatte, ob sie mit ihm kommen wollte. Er hatte seine Freiheit eingefordert ...

»Ich nehme an, du hast gerade den Kopf nicht frei.« Er blickte zu ihrem Chef, um den sich noch immer der Notarzt bemühte. »Aber vielleicht können wir einmal zusammen essen gehen? Ich würde dich wirklich gern wiedersehen, Zoe.«

»Das wäre keine gute Idee. Ich werde bald heiraten.«

»Du bist verlobt?« Sein Blick suchte ihre Hand, an dem der schlichte Ring aus Weißgold schimmerte, und verweilte eine Weile dort. »Dein Verlobter muss ein glücklicher Mann sein.«

Zoe wusste nicht, was sie darauf entgegnen sollte. Sie wandte sich wieder dem Notarzt zu, hörte ihn etwas von »Verdacht auf Hinterwandinfarkt« murmeln und die Anweisung geben, seinen Patienten in die Waldner-Klinik zu bringen.

»Kann ich mitfahren?«, warf Zoe bittend ein.

Ihr Chef schien sich unter der Behandlung des Notarztes so weit erholt zu haben, dass er die Sauerstoffmaske vom Gesicht ziehen und murmeln konnte: »Nein. Sie werden hier gebraucht.«

»Aber ich ...«

»Bitte. Nicht, Zoe.«

»Ich ...« Ihre Schultern sanken nach unten. »Na gut, aber ich komme Sie besuchen.«

»Das müssen Sie nicht. Ich weiß, wie hart es für Sie wäre. Nach allem ...«

Zoe wusste, dass er auf ihren Vater anspielte. Er war lange krank gewesen, immer wieder in der Klinik, hatte monatelang gekämpft und doch verloren. Seitdem ertrug sie Krankenhäuser nur noch sehr schwer.

Doch in diesem Fall würde sie nicht zaudern. »Ich komme Sie trotzdem besuchen.«

»Na gut.« Er nickte kaum merklich und sein Arm sank nach unten.

Die Sanitäter hoben ihn auf eine Trage und brachten ihn hinaus zum Rettungswagen. Wenig später brausten sie mit ihm davon.

Zoe blickte dem Fahrzeug nach, während ihr die Tränen in die Augen stiegen.

Als es außer Sicht war, biss sie die Zähne zusammen.

Nur nicht hängen lassen, ermahnte sie sich selbst. Ich muss mich zusammenreißen. Herr Eckstein wollte heute Abend noch die kaputte Lampe über der Ladentür austauschen. Das werde ich nun für ihn übernehmen. Ich werde mich gut um seinen Laden kümmern, bis er wieder da ist.

Mit diesem Versprechen an sich selbst, holte sie eine Leiter und eine neue Birne aus dem Lager, trat vor den Laden und stellte die Leiter auf.

Sie kletterte die Sprossen nach oben ... und spürte plötzlich, wie ihr Fuß von dem Metall abglitt. Der Schwung war groß genug, dass sie den Halt verlor.

Mit einem erschrockenen Juchzer sackte sie rücklings von der Leiter!

***

»Es schneit.« Johann ertappte sich dabei, seine Nase an der Seitenscheibe des Taxis platt zu drücken. »Dicke Flocken.«

Sein Fahrer war ein hagerer Mann mittleren Alters, mit einem Gesicht, in welches das Leben tiefe Linien gemeißelt hatte. Seine Haare waren kurz geschoren und er trug eine schmale silberne Kette mit einem Kreuz über seinem Hemd. Am Rückspiegel baumelte ein Flamingo, der aus rosaroten Bügelperlen gebastelt war.

Er stieß ein Brummen aus, das sowohl Zustimmung als auch Groll bedeuten konnte. Womöglich war es ein wenig von beidem. Verdenken konnte man es ihm nicht, dachte Johann, denn der Neuschnee verwandelte die Straßen in weiße Pisten. Der Räumdienst kam mit Schieben und Streuen kaum nach und so staute sich der Verkehr in den Straßen. Die Fahrt vom Bahnhof zum Blumenladen dauerte nicht nur zwanzig Minuten wie sonst, sondern bereits über fünfzig Minuten – und sie waren noch nicht einmal am Ziel.

»Kann nicht verstehen, wie dieses gefrorene Wasser jemanden in Entzücken versetzen kann«, grollte der Fahrer, während er die Heizung hochdrehte. »Schnee macht nichts als Umstände, und kalt ist er obendrein.«

»Verschneit wirkt die Welt auf mich aber irgendwie friedlicher.« Johann zog seinen Schal vom Hals. »Ich war drei Wochen im Trainingscamp in der Nähe von Potsdam. Die Stadt ist wirklich schön, aber das Wetter! Das Wetter! Ich habe drei Wochen lang nichts als Matsch und Grau gesehen. Einfach grausig.«