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Dr. Stefan Frank und Dr. Ulrich Waldner planen zum Weltblutspendetag eine große Aktion in der Waldner-Klinik. Die Spendenbereitschaft ist hoch - doch hinter den Kulissen spitzen sich mehrere Schicksale dramatisch zu. Die Landschaftsgärtnerin Margot Thaler leidet an einem akuten Bauchaortenaneurysma. Eine Operation ist dringend nötig, doch sie hat eine extrem seltene Blutgruppe: Die Bombay-Blutgruppe. Während europaweit fieberhaft nach passenden Konserven gesucht wird, verschlechtert sich ihr Zustand zusehends. Zur selben Zeit wird der junge Amar nach einem schweren Verkehrsunfall in die Klinik eingeliefert. Als im Rahmen seiner Behandlung eine Blutprobe entnommen wird, folgt die überraschende Entdeckung: Er trägt dieselbe seltene Blutgruppe - und könnte Margots Leben retten. Doch Amar ringt nicht nur mit seinen Verletzungen, sondern auch mit einem tiefgreifenden Vertrauensbruch: Seine Freundin Emilia hat ihm etwas Entscheidendes verschwiegen, und auch seine Mutter verstrickt sich zunehmend in Lügen über seine Herkunft ...
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Seitenzahl: 121
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Inhalt
Die Bombay-Blutgruppe
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Impressum
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsbeginn
Impressum
In der Waldner-Klinik verbinden sich Schicksale
Dr. Stefan Frank und Dr. Ulrich Waldner planen zum Weltblutspendetag eine große Aktion in der Waldner-Klinik. Die Spendenbereitschaft ist hoch – doch hinter den Kulissen spitzen sich mehrere Schicksale dramatisch zu.
Die Landschaftsgärtnerin Margot Thaler leidet an einem akuten Bauchaortenaneurysma. Eine Operation ist dringend nötig, doch sie hat eine extrem seltene Blutgruppe: die Bombay-Blutgruppe. Während europaweit fieberhaft nach passenden Konserven gesucht wird, verschlechtert sich ihr Zustand zusehends. Zur selben Zeit wird der junge Amar nach einem schweren Verkehrsunfall in die Klinik eingeliefert. Als im Rahmen seiner Behandlung eine Blutprobe entnommen wird, folgt die überraschende Entdeckung: Er trägt dieselbe seltene Blutgruppe – und könnte Margots Leben retten.
Doch Amar ringt nicht nur mit seinen Verletzungen, sondern auch mit einem tiefgreifenden Vertrauensbruch: Seine Freundin Emilia hat ihm etwas Entscheidendes verschwiegen, und auch seine Mutter verstrickt sich zunehmend in Lügen über seine Herkunft ...
Wie an jedem Morgen war Martha Giesecke, eine der beiden Sprechstundenhilfen in der Praxis Dr. Frank, schon früh in der Praxis. Sie liebte es, in Ruhe alles vorzubereiten. Wenn die Kaffeemaschine brodelte und der verführerische Duft durch die Räume zog, kippte sie die Fenster und goss die Blumen. Sie legte die Patientenkarten der angemeldeten Vormittagspatienten zurecht und machte Klarschiff im Wartezimmer.
Wenn alles erledigt war, folgte ihr allerliebstes Ritual. Bewaffnet mit einem Hochglanzmagazin mit Geschichten aus der Welt der Reichen und Schönen wollte sie sich auch an diesem Morgen an ihren Schreibtisch setzen, als es klingelte.
»Was ist denn det?«, murrte sie mit einem Blick auf die Armbanduhr. »Erst zehn vor acht. Seit wann hat Herr Mönchseder es so eilig?«
Doch es war nicht der erste, angemeldete Patient Roland Mönchseder, der vor der Tür stand. Überrascht musterte Martha Giesecke die Besucherin. Inzwischen arbeitete sie schon seit vielen Jahren mit Dr. Frank zusammen. In dieser Zeit waren ihre Haare grau und ihr Gesicht faltig geworden, aber an ihrem fantastischen Gedächtnis hatte sich nichts geändert.
Noch immer kannte sie alle Patientengeschichten auswendig. Auch die Geheimnisse, die ihr beim Blutabnehmen oder beim Blutdruckmessen anvertraut wurden, vergaß sie nicht. Deshalb wusste sie mit Sicherheit, dass sie diese Frau noch nie zuvor gesehen hatte.
»Tut mir leid, dass ich so früh störe«, entschuldigte sich die Fremde und stellte sich als Margot Thaler vor. »Ich plage mich seit Wochen mit Bauchschmerzen herum. Also ... bis jetzt war es nicht so schlimm. Aber heute Morgen dachte ich, dass ich vielleicht doch einen Arzt aufsuchen sollte.«
Schwester Martha zögerte nicht. Sie trat zur Seite und bat die Besucherin in die Praxis.
»Dann herein in die gute Stube.«
Aus dem oberen Stockwerk – dort befanden sich die Privaträume von Dr. Stefan Frank und seiner Freundin, der Augenärztin Alexandra Schubert – waren Stimme und Schritte zu hören. Ein Lachen wehte durch den Flur, und auch Margot Thaler musste lächeln.
»Ich bin erst vor ein paar Wochen in diese Gegend gezogen. Meine Nachbarin hat mir Doktor Frank empfohlen.« Ihre Wangen färbten sich zartrosa. »Denken Sie, er kann mich auch ohne Termin drannehmen?«
»Niemand klopft vergeblich an unsere Tür«, versicherte Schwester Martha, als sich Dr. Frank zu ihnen gesellte.
»Das haben Sie sehr schön gesagt«, lobte er seine Helferin und reichte Margot Thaler die Hand, ehe er ihr den Weg wies. »Kommen Sie. Hier entlang.«
Ein Stöhnen ließ ihn innehalten. Margot Thaler schwankte. Geistesgegenwärtig packte er zu.
»Hoppla. Das war knapp.« Mit Schwester Marthas Unterstützung half er seiner Patientin auf die Untersuchungsliege. »Dann wollen wir mal sehen.« Er rieb seine Hände aneinander, ehe er sie auf Margots Bauch legte. Mit gerunzelter Stirn tastete er sie ab. »Welcher Kollege hat Sie bisher behandelt?«
»Frau Doktor Körner in Perlach«, antwortete Margot. »Aber dort war ich auch nur zu den Schutzimpfungen. Ich bin nämlich nie krank.«
»Haben Sie deshalb so lange gewartet, bis Sie zu mir gekommen sind?«
»Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, dass die Beschwerden von selbst wieder verschwinden.«
»Seit wann haben Sie diese Schmerzen?«
»Ich habe mich vor etwa zwei Wochen verhoben.« Dr. Frank zog die Augenbraue hoch, und Margot fuhr fort. »Ich bin selbstständige Landschaftsgärtnerin. Da gehören schwere Steine oder Säcke mit Erde oder Sand zum Alltag. Und nicht immer sind starke Männer da, die mir helfen können.« Margot winkte ab. »Wie dem auch sei ... Seitdem habe ich dieses Ziehen im Bauch. Manchmal strahlt es auch in den Rücken aus.« Sie schickte Dr. Frank einen besorgten Blick. »Glauben Sie, das könnte der Blinddarm sein?«
»Ich denke nicht.« Er zog das Ultraschallgerät zu sich heran.
Margot Thaler las in der Miene ihres Arztes.
»Stimmt was nicht?« Das, was sie sah, gefiel ihr ganz und gar nicht.
»Ich konnte eine Verhärtung im Bauchraum tasten.« Stefan Frank träufelte Gleitgel auf den Bauch und setzte den Schallkopf auf.
Margot wurde blass. »Sie meinen, ich habe Krebs?«
»Keine Sorge.« Dr. Frank konzentrierte sich auf den Monitor. »Eine Raumforderung kann alles Mögliche bedeuten und muss nicht zwangsläufig bösartig sein.« Er vergrößerte einen Ausschnitt auf dem Bildschirm. »Sehen Sie hier! Die gute Nachricht ist, dass ich einen Tumor mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausschließen kann.«
Margot Thaler betrachtete das Bild, das er ihr zeigte.
»Es war mir schon immer ein Rätsel, wie Ärzte in diesem Gewimmel etwas erkennen können«, seufzte sie schließlich. »Und was ist die schlechte Nachricht?«
Stefan Frank hatte seine Berufung zum Beruf gemacht und war seit langer Zeit Arzt mit Leib und Seele. Es gab kaum etwas, das er in seiner langjährigen Laufbahn nicht schon erlebt hatte. Doch an seine Rolle als Überbringer von schlechten Botschaften hatte er sich bis zum heutigen Tag nicht gewöhnen können. Manchmal wäre es einfacher gewesen, diese Aufgabe anderen zu überlassen. Doch das war nicht sein Stil.
»Ich fürchte, wir haben es hier mit einem sogenannten Bauchaortenaneurysma zu tun. Dabei handelt es sich um eine Gefäßerweiterung der Bauchschlagader.«
»Ist das gefährlich?«
»Nicht zwangsläufig.« Dr. Frank stellte den Schallkopf zurück in den Ständer und reichte Margot Thaler ein kleines Handtuch, damit sie sich das Gel vom Bauch wischen konnte. »Zur weiteren Abklärung würde ich Sie gerne in die Waldner-Klinik am Englischen Garten schicken.«
»So weit weg?«
»Ich betreibe seit vielen Jahren Belegbetten in dieser Klinik und werde mich höchstpersönlich um Ihre Weiterbehandlung kümmern.« Es war offensichtlich, dass Margot Thaler nicht überzeugt war. »Der Klinikleiter und ich kennen uns schon seit dem Studium. Ich kann Ihnen versichern, dass Sie dort in den allerbesten Händen sind.«
Margot haderte kurz mit sich. Ein weiterer Krampf brachte die Entscheidung.
»Ich vertraue Ihnen«, ächzte sie. »Aber bitte helfen Sie mir schnell. Lange halte ich das nicht mehr aus.«
***
»MRT, Blutbild, Gerinnung ... das Übliche«, wies der Internist Dr. Kurt Liebig die Schwester an.
»Ach, kann ich noch kurz meine Schwester Luise anrufen?«, bat Margot. »Wenn sie mich nicht erreichen kann, macht sie sich bestimmt Sorgen.«
»Natürlich.«
»Mein Handy ist in meiner Handtasche.«
Dr. Liebig reichte ihr die Tasche. Das Gespräch dauerte nicht lange, und nur fünf Minuten später rollte Schwester Maja die Liege mit ihrer Patientin in die Radiologie. Nach den Aufnahmen wartete Margot aufgeregt auf die Diagnose des Internisten.
»In der Aussackung der Aorta hat sich viel Blut angesammelt.« Kurt Liebig zeigte seiner Patientin das Tablet, auf dem die Bilder zu sehen waren. »Wenn Sie noch später zum Kollegen Frank gekommen wären, wäre das Gefäß mit Sicherheit gerissen.«
»Das klingt so, als wäre ich eine tickende Zeitbombe.« Es hatte ein Scherz sein sollen, doch der Internist blieb ernst.
»Das stimmt leider. Aber zum Glück sind Sie jetzt hier. Je eher wir Sie operieren, umso besser.«
Margot betrachtete die Aufnahmen. »Wie kommt es eigentlich zu so einem Aneurysma?«
»Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine Schwäche der Gefäßwand, ein Unfall, zu hoher Blutdruck ...« Eine Falte erschien auf seiner Stirn. »Rauchen oder trinken Sie regelmäßig Alkohol?«
»Geraucht habe ich nie, und Alkohol trinke ich auch kaum mehr.« Margot verzog den Mund. »Das gefiel meinem Mann ... Ex-Mann überhaupt nicht. Er nannte mich eine Spaßbremse und begann eine Affäre mit einer trinkfreudigeren Frau. Die ist allerdings inzwischen auch Geschichte. Genau wie unsere Ehe.«
»Das tut mir leid.«
»Das muss es nicht. Tatsächlich habe ich mich nie besser gefühlt als jetzt«, gestand Margot. »Wäre da nur nicht dieses Aneurysma.«
»Dieses Problem bekommen wir auch in den Griff, und dann steht einem sorgenfreien Leben nichts mehr im Weg«, versprach Kurt Liebig und tippte auf den kleinen Umschlag, der in der Ecke des Tablets aufblinkte. »Da sind ja schon die Ergebnisse aus dem Labor.« Er öffnete die Datei und überflog die Zahlenkolonnen. Seine Miene wurde ernst.
»Gibt es ein Problem?«, hakte Margot nach.
»Seltsam. Ihre Blutgruppe konnte nicht bestimmt werden.« Dr. Liebig rief nach Schwester Maja. »Bitte sagen Sie im Labor Bescheid, der Test soll noch mal wiederholt werden.« Er schaltete das Tablet aus und steckte es weg. »Und danach bringen Sie Frau Thaler bitte auf ihr Zimmer.«
***
»Du bist ja schon auf, mein Schatz.« Schlaftrunken tappte Alexandra Schubert am nächsten Morgen barfuß in die Küche. »Ist etwas passiert?«
Stefan stand am Tresen und wollte an seinem Kaffee nippen, als sie ihm die Tasse aus der Hand nahm.
»Nein, nein, keine Angst.« Er begrüßte sie mit einem Kuss und holte eine frische Tasse aus dem Schrank. »Heute ist doch der große Blutspendetag in der Waldner-Klinik. Ich habe Uli versprochen, die Kollegen zumindest für ein paar Stunden zu unterstützen.«
Alexandra war ans Fenster getreten und blinzelte durch das Fenster hinaus in den Garten. Was für ein Anblick! Trautropfen glitzerten im Licht der aufgehenden Sonne, ein paar Meisen huschten durch den alten Apfelbaum. Stefans Rosen standen in voller Blüte. Fleißige Bienen waren schon an die Arbeit gegangen und sammelten Nektar. Durch das gekippte Fenster meinte Alexa, ihr Summen zu hören.
»Träumst du noch?« Stefans Stimme kitzelte in ihrem Ohr. Lächelnd drehte sie sich um.
»Mit dir ist mein ganzes Leben ein Traum.« Sie schmiegte sich in seine Arme. »Übrigens war Helene auch ganz angetan von eurer Idee mit dem Blutspendetag.« Inzwischen war sie wach genug, dass ihr Erinnerungsvermögen wieder funktionierte. »Seit Jahren ist die Zahl der Blutspender in Deutschland rückläufig. Deshalb haben wir auch in der Praxis ein Plakat aufgehängt.«
»Das ist eine große Hilfe. Uli kann wirklich jede Unterstützung brauchen. Auch er bekommt den Mangel in der Klinik schmerzlich zu spüren.«
Alexandra schenkte sich noch einmal Kaffee nach. Inzwischen war sie hellwach.
»Ich werde jeden Patienten explizit noch einmal auf diese Aktion hinweisen«, versprach sie.
Stefan betrachtete seine Liebste aus schmalen Augen.
»Solange du dabei nicht so süß lächelst und mit deinen langen Wimpern klimperst ...«
»Bist du etwa eifersüchtig?« Ihre Augen blitzten vergnügt.
»Natürlich.« Stefan zog sie an sich und schnupperte an ihrem Hals. »Aber ich gebe mir große Mühe, dich das nicht spüren zu lassen.«
»Allzu große Sorgen musst du dir auch nicht machen. Solange du mir immer frische Croissants zum Frühstück servierst, sehe ich keinen Grund, warum ich dich verlassen sollte.«
Stefan lachte und warf einen Blick auf die Uhr.
»Ich habe schon verstanden, Frau Königin. Dann muss ich aber jetzt los, sonst komme ich zu spät zu Uli.«
»Als Belohnung schaue ich nach der Sprechstunde in der Waldner-Klinik vorbei und spende einen halben Liter von meinem kostbaren Lebenssaft.«
»Du wirst es nicht bereuen«, versprach Stefan und küsste sie, ehe er ihren Wunsch erfüllte und sich anschließend auf den Weg in die Waldner-Klinik machte.
***
Schon von Weitem sah er die Luftballons, die im leisen Wind über der Kliniktür flatterten. Er stellte den Wagen auf dem Parkplatz ab. Bewaffnet mit einem Aufsteller kam ihm sein Freund schon vor dem Eingang entgegen.
»Hallo, Uli! Hier geht's ja schon rund!«
»Dachtest du, wir warten, bis du deinen Astralkörper aus dem Bett gewuchtet hast?«, scherzte der Klinikleiter gut gelaunt. »Es ist schon alles vorbereitet.«
»Ich bin nicht der Langschläfer, für den du mich offenbar hältst.« Zum Beweis drückte Stefan seinem Freund sein Mitbringsel in die Hand. Ein verführerischer Duft stieg aus der Tüte.
»Langsam verstehe ich, was Alexa an dir findet.« Lachend winkte Dr. Waldner seinen Freund mit sich in die Notaufnahme. »Hier sind die Einwilligungserklärungen, dort haben wir die anonymisierten Patientendaten. In der Schockbox machen wir die ärztlichen Untersuchungen, bei denen du uns freundlicherweise heute Vormittag unterstützen wirst.« Er deutete auf eine Kühlbox in der Ecke. »Dort drüben lagern wir die Konserven, bis sie zur Aufbereitung abgeholt werden.«
»Du hast wie immer alles perfekt geplant.«
»Findest du?« Mit dem Zeigefinger an der Wange sah sich Dr. Waldner um. »Ich denke, wir sollten einen Probedurchlauf machen.« Er deutete auf eine der Liegen und machte eine einladende Handbewegung.
Die beiden Schwestern, die schon bereitstanden, steckten die Köpfe zusammen und kicherten.
Stefan wandte sich an seinen Freund.
»Was denn? Ich soll den Anfang machen? Was ist denn mit dir?«
»Tut mir leid.« Uli zuckte grinsend mit den Schultern. »Ich muss mein Croissant essen, solange es noch so schön warm ist.«
***
Die Klingel schreckte Emilia Laurenz aus ihren Gedanken. Mit einem Blick auf die Muffins legte sie den Zuckerguss-Pinsel zur Seite und ging zur Tür. Beim Anblick des jungen Mannes mit dem dunklen Haar und den Kohleaugen machte ihr Herz einen Satz.
»Amar, das ist ja eine Überraschung! Ich dachte, du kommst erst am Nachmittag.«
»Der Termin bei der Augenärztin war schon um halb zwölf. Und da ich schon wieder solche Sehnsucht nach dir hatte, dachte ich, ich schaue auf einen Sprung vorbei.« Er schloss Emilia in die Arme. Seine Augen streichelten ihr Gesicht. Zärtlich küsste er einen Mehlfleck von ihrer Wange. »Hast du etwa Kuchen für mich gebacken?«
»Das könnte dir so passen«, schwindelte Emilia und klopfte ihm scherzhaft auf die Brust. »Ich werde mich hüten, dich gleich am Anfang zu sehr zu verwöhnen. In ein paar Monaten erwartest du dann von mir, dass ständig frischer Kuchen auf dem Tisch steht.«
»Das würde ich niemals tun.« Amar hob schnuppernd die Nase. »Es riecht köstlich hier.«
Es war wie immer. Emilia konnte ihm nicht widerstehen. Wie auch? Amar war der netteste Mann, den sie je kennengelernt hatte. Aufmerksam, fürsorglich, wertschätzend und nicht zuletzt humorvoll – kurzum, ein echter Traummann. Manchmal, wenn er sich ein paar Stunden lang nicht meldete, fürchtete sie, nur geträumt zu haben. Und wenn er dann leibhaftig vor ihr stand – so wie jetzt – konnte sie ihr Glück kaum fassen.
»Also gut«, gab sie sich lachend geschlagen. »Heute vor einem Monat hast du mich zum ersten Mal geküsst. Wenn das kein Grund zum Feiern ist ...«
Weiter kam sie nicht. Amar verschloss ihre Lippen mit einem zärtlichen Kuss.
»Habe ich dir eigentlich schon einmal gesagt, wie süß du bist?«, raunte er dicht an ihrem Ohr.