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Dr. Stefan Frank - dieser Name bürgt für Arztromane der Sonderklasse: authentischer Praxis-Alltag, dramatische Operationen, Menschenschicksale um Liebe, Leid und Hoffnung. Dabei ist Dr. Stefan Frank nicht nur praktizierender Arzt und Geburtshelfer, sondern vor allem ein sozial engagierter Mensch. Mit großem Einfühlungsvermögen stellt er die Interessen und Bedürfnisse seiner Patienten stets höher als seine eigenen Wünsche - und das schon seit Jahrzehnten!
Eine eigene TV-Serie, über 2000 veröffentlichte Romane und Taschenbücher in über 11 Sprachen und eine Gesamtauflage von weit über 85 Millionen verkauften Exemplaren sprechen für sich:
Dr. Stefan Frank - Hier sind Sie in guten Händen!
Dieser Sammelband enthält die Folgen 2530 bis 2539 und umfasst ca. 640 Seiten.
Zehn Geschichten, zehn Schicksale, zehn Happy Ends - und pure Lesefreude!
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Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 1241
Veröffentlichungsjahr: 2025
BASTEI LÜBBE AG
Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben
Für die Originalausgaben:
Copyright © 2019/2020 by
Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln
Vervielfältigungen dieses Werkes für das Text- und Data-Mining bleiben vorbehalten.
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Für diese Ausgabe:
Copyright © 2024 by
Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln
Covermotiv: © Gorodenkoff/shutterstock
ISBN: 978-3-7517-8298-2
https://www.bastei.de
https://www.luebbe.de
https://www.lesejury.de
Cover
Titel
Impressum
Inhalt
Dr. Stefan Frank 2530
Spielst du falsch?
Dr. Stefan Frank 2531
Backen für die arme Mami
Dr. Stefan Frank 2532
Ein großer Tag für Nona
Dr. Stefan Frank 2533
Das hab ich nicht gewollt
Dr. Stefan Frank 2534
Der große Schock
Dr. Stefan Frank 2535
Wir tun nur so, als ob
Dr. Stefan Frank 2536
Riskanter Ehrgeiz
Dr. Stefan Frank 2537
Sie wollte nur spielen …
Dr. Stefan Frank 2538
Zwei Freundinnen und eine Lüge
Dr. Stefan Frank 2539
Unerwünscht
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Contents
Spielst du falsch?
Ella weiß nicht, ob sie ihrem Freund noch länger trauen kann
Enttäuscht blickt Ella zwischen ihrer Oma Dorothea und ihrem Freund Karsten hin und her. So hatte sie sich das erste Kennenlernen zwischen den beiden nicht vorgestellt. Eigentlich hatte sie gehofft, die beiden wichtigsten Menschen in ihrem Leben würden sich freundlich begegnen, doch innerhalb kürzester Zeit herrscht an dem Küchentisch eine eisige Stimmung. Es ist nur allzu offensichtlich, dass sich die beiden nicht mögen.
Als ob diese Situation nicht schon schlimm genug wäre, quälen Ella seit Wochen unerträgliche Schmerzen. Nur mit starken Medikamenten schafft sie es, ihren Alltag als Hotelangestellte durchzustehen.
Als es ihr immer schlechter geht, sucht die Vierundzwanzigjährige ihren Hausarzt Dr. Frank auf, der sie umgehend in die Waldner-Klinik überweist. Hier weicht Karsten seiner Freundin nicht von der Seite und zeigt sich sehr besorgt um sie. Doch Ella ist zunehmend misstrauisch, ob sie ihrem Partner wirklich vertrauen kann, denn nicht nur ihre Oma lehnt den jungen Mann ab. Auch Dr. Frank scheint von Karsten alles andere als begeistert zu sein. Weiß ihr Arzt womöglich etwas über Karsten, was sie selbst nicht einmal ahnt?
„Grüß Gott, Frau Giesecke. Leider komme ich ohne Anmeldung.“ Bedauernd zuckte Ella Brandau mit den Schultern. „Meinen Sie, ich habe trotzdem eine Chance, in absehbarer Zeit dranzukommen?“
„Det könnte klappen“, antwortete Martha Giesecke, die altgediente Sprechstundenhilfe von Dr. Stefan Frank, nachdem sie den Terminplaner studiert hatte. „Heute ist es erstaunlich ruhig. Aber es wird sicher trotzdem eine halbe Stunde dauern. Was haben Sie denn für Beschwerden?“
„Eigentlich nichts Besonderes. Meine Hüfte macht mir in der letzten Zeit wieder große Probleme“, erklärte die hübsche junge Frau und legte ihre Hand auf die schmerzende Stelle. „Ich wollte den Doktor um Schmerztabletten bitten.“
Martha Giesecke sah die Patientin mit strengem Blick an. „Haben Sie sich immer noch nicht zu einer Operation durchringen können?“
„Im Augenblick passt das gar nicht. Und eine Zeit lang waren die Schmerzen auch erträglich, deshalb habe ich gedacht, ich kann noch etwas warten.“
„Ick will mich ja nicht einmischen, aber ick bin sicher, Dr. Frank wird Ihnen auch dringend raten, sich endlich operieren zu lassen. Je länger Sie warten, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass det Gelenk verschleißt“, mahnte Martha.
„Das weiß ich ja“, gab Ella zu und strich sich etwas schuldbewusst das lange dunkelblonde Haar hinter ein Ohr. „Aber ich kann es mir im Augenblick nicht leisten, längere Zeit im Hotel auszufallen.“
„Wat ist Ihnen denn wichtiger? Die Arbeet oder die Jesundheit?“, fragte die Sprechstundenhilfe mit Nachdruck. Wie immer, wenn sich Martha Giesecke aufregte, verfiel sie in ihren Berliner Zungenschlag, den sie auch nach vielen Jahren in Bayern nicht abgelegt hatte.
„Sie haben ja recht“, seufzte Ella. „Aber momentan ist eine Operation ausgesprochen ungünstig. Sobald es geht, lasse ich die Hüfte machen.“
Martha Giesecke sah sie skeptisch an, setzte aber nicht noch einmal nach. Sie bat Ella, im Wartezimmer Platz zu nehmen.
Es dauerte keine zwanzig Minuten, bis die junge Frau von der Sprechstundenhilfe ins Arztzimmer gebracht wurde.
„Hallo, Ella“, begrüßte Dr. Stefan Frank sie freundlich. „Es geht um die Hüfte, wie ich höre?“
„Servus, Dr. Frank. Ja, leider. Seit einer Woche habe ich heftige Schmerzen. Ich habe mir schon Schmerztabletten aus der Apotheke besorgt, aber die helfen nicht. Ich brauche wohl etwas Stärkeres.“
„Was Sie brauchen, Ella, ist eine Operation. Mit einer Hüftdysplasie ist nicht zu spaßen. Wenn die Fehlstellung Ihres Hüftgelenks nicht behoben wird, dann wird es dauerhaften Schaden nehmen.“
„Frau Giesecke hat mir auch schon ins Gewissen geredet, aber ich muss noch warten. In zwei Monaten geht unser Hoteldirektor in Rente. Ich habe mich auf den Posten beworben, aber ich bin nicht die Einzige. Wenn ich jetzt ausfalle, dann kann ich den Aufstieg vergessen.“
„Ella, Sie sind gerade mal vierundzwanzig Jahre alt! Sie haben noch viel Zeit, um Karriere zu machen.“
„Ich will aber nicht irgendeine Karriere. Ich möchte gern im Frenzels bleiben. Ich liebe dieses Hotel. Und außerdem möchte ich nicht aus München weg.“
„Sie haben kein Interesse daran, mal einige Zeit in einem anderen großen Hotel, vielleicht sogar im Ausland, zu arbeiten?“, wunderte sich Dr. Frank.
„Interesse schon. Aber ich will Omi nicht allein lassen. Ich verdanke ihr so viel, und sie hat doch niemanden außer mir.“
„Das ehrt Sie, Ella“, erwiderte Dr. Frank lächelnd.
Ella Brandau war bei ihrer Großmutter Dorothea in Grünwald aufgewachsen und lebte immer noch mit ihr zusammen in einer schönen Villa. Dorotheas Sohn, Ellas Vater, hatte kurz nach der Geburt die Familie verlassen und lebte seitdem irgendwo im Ausland. Er hatte jeden Kontakt zu seiner Familie abgebrochen.
Ellas Mutter hatte sehr unter der Trennung gelitten und war in eine tiefe Depression verfallen, die es ihr unmöglich gemacht hatte, sich dauerhaft um die Tochter zu kümmern. In dieser schwierigen Zeit war Oma Dorothea zur Stelle gewesen und hatte die kleine Ella mit ihrer Mutter bei sich aufgenommen.
Als einige Jahre später Ellas Mutter bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, hatte die damals schon über sechzigjährige Dorothea keine Sekunde gezögert; sie hatte ihre Enkelin adoptiert.
Leider hatte die Depression von Ellas Mutter dazu geführt, dass die Standarduntersuchungen des Kleinkindes vernachlässigt worden waren. Ellas Hüftdysplasie, die leichte Fehlstellung ihres Hüftgelenks, wäre sonst rechtzeitig aufgefallen und hätte kurativ behandelt werden können. So aber war Ella unbehandelt geblieben, und erst als sie schon erwachsen gewesen war, hatte ihre Hüfte begonnen, zu schmerzen. Jetzt konnte ihr nur noch eine Operation helfen.
„Wie geht es denn Ihrer Oma?“, fragte Stefan Frank. „Seit der Knöchelbruch verheilt ist, war sie nicht mehr bei mir.“
„Omi sagt immer, sie sieht die Ärzte am liebsten von hinten“, erklärte Ella lachend. „Wenn es nicht unbedingt sein muss, dann geht sie nicht zum Doktor. Aber es geht ihr auch wieder richtig gut. Sie hat keine Probleme mehr mit dem Fuß. Wir planen schon eine große Wanderung fürs Frühjahr.“
„Das hört sich gut an. Trotzdem sollte sie mal wieder zu einem Check-up bei mir hereinschauen.“
„Ich werde versuchen, ihr den Besuch bei Ihnen schmackhaft zu machen“, versprach Ella lachend. „Ob mir das allerdings gelingt …“
„Versuchen Sie es. Aber jetzt wieder zu Ihnen: Ehe ich Ihnen Schmerzmedikamente verschreibe, würde ich gern von Ihnen hören, dass Sie sich auf jeden Fall sofort operieren lassen, wenn der Direktionsposten im Hotel neu besetzt ist. In spätestens zwei Monaten, nicht?“
„Ja, länger wird es nicht dauern. Aber wenn ich die Stelle bekommen sollte, dann kann ich nicht gleich als Erstes ausfallen. Was macht denn das für einen Eindruck? Außerdem habe ich ja auch als Hoteldirektorin eine Probezeit.“
„Das kann ich zwar verstehen, Ella, aber überlegen Sie gut, was Sie Ihrem Körper damit antun! Ihrer Hüfte tut das gar nicht gut. Noch benötigen Sie kein künstliches Hüftgelenk, aber wenn Sie zu lange warten … Und eine dauerhafte Einnahme von Schmerzmitteln löst Ihr Problem nicht, sondern schafft eher neue“, mahnte Dr. Frank.
„Das weiß ich doch alles“, erwiderte Ella leise. „Aber ein paar Monate werden doch wohl nicht gleich schrecklichen Schaden an meiner Hüfte anrichten, oder?“
„Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich kann Sie nicht zu einer Operation zwingen, Ella. Ich kann Ihnen nur dringend raten, nicht mehr allzu lange zu warten. Denken Sie noch einmal darüber nach, oder besprechen Sie das mit einer guten Freundin oder Ihrem Freund.“
„Woher wissen Sie denn, dass ich einen Freund habe?“, fragte Ella und errötete leicht. „Hat Omi sich bei Ihnen über meinen Karsten ausgeweint?“
„Ihre Oma hat mir gar nichts erzählt“, entgegnete Stefan Frank. „Ich habe nur vermutet, dass eine so hübsche, junge Frau wie Sie einen Partner hat. Ist Ihre Oma nicht einverstanden mit Ihrer Wahl?“
„Omi findet, dass Karsten ein aalglatter Typ ist, der mich unglücklich machen wird. Außerdem glaubt sie, dass er zu alt für mich ist.“
„Wie viele Jahre ist er denn älter?“
„Es sind gerade mal dreizehn Jahre.“
„Nun ja, das ist ja nicht so ungewöhnlich. Vielleicht ist Ihre Oma ein bisschen eifersüchtig und hat Angst, dass Sie sie bald verlassen. Nehmen Sie ihr das nicht übel. Sind Sie denn überzeugt, dass Karsten der Mann Ihres Lebens ist?“
„Ja, eigentlich schon“, antwortete Ella etwas verhalten. „Am Anfang war ich nicht so sicher. Aber Karsten hat mich zwei Monate lang jeden Tag im Hotel besucht, mir kleine Geschenke gemacht und mich immer wieder eingeladen. Schließlich hat er mich überzeugt.“ Ella lächelte, als sie an die Zeit dachte, in der Karsten um sie geworben hatte.
„War er ein Hotelgast?“, erkundigte sich Dr. Frank neugierig.
„Ein Gast unserer Hotelbar. Und darüber hinaus noch ein Freund unseres Barkeepers. Waren Sie eigentlich schon mal in der Bar des Frenzels , seit wir umgebaut haben?“, fragte Ella, die nicht weiter über ihren Freund ausgefragt werden wollte.
„Nein, bisher noch nicht. Aber ich habe gehört, dass es sehr gemütlich sein soll. Und jeden Freitag und Samstag gibt es Livemusik von einem Pianisten, oder?“
„Ganz genau. Und unser Barkeeper Franz macht die besten Cocktails von ganz München.“
„Wenn das so ist, dann werde ich in den nächsten Wochen mal meine Lebensgefährtin Alexandra auf einen Cocktail bei Livemusik einladen.“
„Sagen Sie Bescheid, wenn Sie kommen. Ich kann dann für einen kostenlosen Willkommensdrink sorgen.“
„Das ist sehr lieb, Ella, aber das ist nicht nötig.“
***
„Ich habe immer noch Angst, dass ich etwas falsch mache“, sagte Eckhard Völker verunsichert. „Da kann wirklich nichts kaputt gehen, wenn ich eine falsche Taste drücke?“
„Du kannst ruhig ein bisschen mutiger sein, Opa. Und wenn doch mal etwas durcheinandergerät an deinem Computer, dann hast du ja mich.“ Renzo lachte und klopfte seinem Großvater aufmunternd auf die Schulter.
„Ach, Junge, ich will dich doch nicht dauernd belästigen. Ich weiß, dass du viel arbeiten musst. Da willst du doch deine Freizeit nicht bei deinem alten Opa verbringen, der ständig Schwierigkeiten mit seinem neuen Computer hat.“
„Ich finde es toll, dass du dich an die neue Technik herantraust. Ich helfe dir gern.“
„Vielleicht bin ich doch schon zu alt dafür. Ich kann mir die Sachen einfach nicht mehr so gut merken wie früher.“
„Jetzt hör aber auf! Du hast den Computer seit zwei Wochen und kannst schon so viel. Stell dein Licht nicht unter den Scheffel. Sag mir lieber, ob du etwas Spezielles hast, was du heute von mir wissen willst.“
„Ich hätte da … ich habe gedacht … du hast mir doch erzählt, dass du über das Internet suchst …“
„Du meinst die Suchmaschinen? Hast du dazu noch Fragen? Vorgestern konntest du doch schon gut damit umgehen.“
„Ich meine nicht die Suchmaschine. Ich meine … na ja, die Suche, so eine spezielle Suche eben, von der du erzählt hast, so nach Gesellschaft …“
„Aha, ich verstehe.“ Renzo lachte. „Du willst auf Brautschau gehen!“
„Brautschau! Was du immer redest“, wehrte Eckhard verlegen ab. „Ich würde gern jemanden kennenlernen. Für Spaziergänge oder so.“
„Verstehe, Opa“, entgegnete Renzo mit ernster Miene. Nur mühsam konnte er sich ein Lachen verkneifen.
„Da ist doch nichts dabei. Das hast du selbst gesagt“, verteidigte sich der alte Mann. „Du bist doch auch bei so einem … ähhh … Dingsda angemeldet.“
„Bei einem Datingportal“, half ihm sein Enkel.
Vor einem halben Jahr hatte Renzo nach seinem Maschinenbaustudium in Aachen bei einem großen Münchner Autobauer eine Stelle in der Entwicklungsabteilung für selbstfahrende Autos bekommen. Das war zwar sein Traumjob, aber auch eine Arbeit, die ihm kaum Zeit ließ, sich um sein Privatleben zu kümmern.
Da er an seinem Arbeitsplatz fast nur mit männlichen Kollegen zu tun hatte, hatte er beschlossen, über das Portal Liebesglück nach einer Partnerin zu suchen. Bisher hatte er sich zwar mit einigen netten Frauen getroffen, aber es war keine darunter gewesen, mit der er sich ein zweites Mal treffen wollte.
„Kannst du mir zeigen, was ich machen muss, wenn ich auch bei dem Portal, oder wie das Ding heißt, mitmachen will?“, fragte Eckhard.
„Es gibt nicht das Portal, Opa. Es gibt ganz viele verschiedene. Wir sollten für dich nach einem suchen, in dem Menschen eher in deinem Alter nach einem Partner … oder natürlich nur nach Gesellschaft zum Spazierengehen suchen.“
„Hilfst du mir dabei?“
„Sicher doch. Lass mich mal an die Tastatur.“
Eckhard rückte beiseite und machte Platz für seinen Enkel. Es dauerte nur ein paar Minuten, dann war Renzo auf die Seite Dritter Frühling gestoßen.
„Das scheint mir passend für dich“, sagte er und las seinem Opa einige positive Bewertungen vor. „Sollen wir dich dort anmelden?“
„Was muss ich denn da machen?“
„Wir stellen ein Profil von dir ein. Das heißt, du musst etwas über dich erzählen. Zum Beispiel, was du für Vorlieben hast, was dir gefällt und natürlich wie die Dame sein soll, die du suchst … Und ein Foto von dir sollten wir hochladen, damit die Mädels auch sehen können, was für ein stattlicher Mann du bist und wie gut du noch mit deinen fünfundsiebzig Jahren aussiehst“, sagte Renzo lächelnd.
„Foto? Muss das sein?“
„Muss nicht, aber wäre schon gut. Die meisten Suchenden melden sich nur, wenn sie auch ein Foto zu sehen bekommen. Ich habe doch neulich so ein schönes Bild von dir gemacht, als wir im Park spazieren waren. Weißt du, das, wo du auf der Parkbank sitzt und lachst. Das nehmen wir. Okay?“
„Wenn du meinst … Und was soll ich über mich erzählen?“
„Was du genau schreibst, musst du schon selbst überlegen. Du solltest auf jeden Fall sagen, wie alt du bist, dass du seit zwölf Jahren Witwer bist, dass du gut kochen kannst, gerne wanderst, so etwas eben.“
„Das muss ich mir aber gut überlegen. Dazu brauche ich etwas Zeit. Können wir das fertig machen, wenn du das nächste Mal kommst?“
„Das wird aber dauern. Du weißt doch, dass ich für zwei Wochen auf einen Lehrgang nach Detroit geschickt werde.“
„Ach ja. Kein Problem, dann warte ich eben. Ich hab‘s nicht eilig. Andererseits – vielleicht schon. Wer weiß, wie lange ich noch lebe“, scherzte Eckhard.
„Opa! Rede nicht so ein dummes Zeugs. So fit, wie du bist, wirst du bestimmt steinalt“, sagte Renzo.
„Man weiß nie. Aber zwei, drei Wochen werde ich schon noch durchhalten. Wer weiß, vielleicht habe ich dann auch gar keine Lust mehr auf ein solches Abenteuer.“
„Opa! Du willst doch nicht kneifen, oder? Ich fände es gut, wenn du jemanden kennenlernst. Du bist so viel allein. Das ist nicht gut. Ich habe ja leider viel zu wenig Zeit, etwas mit dir zu unternehmen.“
„Ja, wäre schon schön, wenn ich jemanden hätte, mit dem ich ab und zu wandern könnte. Mein alter Freund und Wanderkamerad Josef hat es ja leider mit den Knien.“
„Weißt du was? Als ich nach dem geeigneten Portal für dich gesucht habe, bin ich auf ein Angebot für einen Senioren-Computerkurs gestoßen. Der findet sogar hier in Grünwald statt und beginnt nächsten Montag. Willst du dich nicht dort anmelden? Da kann man dir bestimmt helfen, dein Profil einzustellen.“
„Ich weiß nicht. Das ist doch peinlich. Da sind doch auch andere Leute. Es muss doch nicht jeder wissen, dass ich so etwas mache.“
„Das ist doch keine Schande. Heutzutage lernen sich wahrscheinlich mehr Paare über das Internet kennen als auf Partys oder am Arbeitsplatz.“
„Bei jungen Leuten ist das ja auch in Ordnung. Aber so ein alter Knacker wie ich – mache ich mich da nicht lächerlich?“
„Bestimmt nicht. Geh doch einfach mal hin zu dem Kurs, und schaue, wer da so ist und wie die Leute sind. Du musst ja nicht gleich als Erstes sagen, dass du dich bei Dritter Frühling anmelden willst.“
„Stimmt auch wieder. Ich kann in dem Kurs bestimmt auch viele andere Sachen lernen und muss dann nicht für jede Kleinigkeit dich fragen. Wo muss ich denn anrufen, um mich anzumelden?“
Renzo lachte.
„Die Anmeldung machen wir auch online. Wir leben in modernen Zeiten! Ich zeige dir, wie das geht.“
***
Karsten Grießheimer betrat die Lobby des Hotels Frenzels. Er wollte seine Freundin Ella abholen, die gleich Feierabend hatte.
Da Ella noch mit zwei Hotelgästen im Gespräch war, winkte er ihr nur kurz zu und bedeutete ihr mit einer Geste, dass er in der Bar auf sie warten würde.
„Mensch, Karsten, was ziehst du denn für ein Gesicht?“, begrüßte ihn der Barkeeper Franz. „Welche Läuse sind dir über die Leber gelaufen?“
„Wie immer, meine Ex“, entgegnete Karsten und verdrehte genervt die Augen zur Decke. „Sie lässt mir einfach keine Ruhe. Jetzt will sie sogar einen Anwalt einschalten.“
„Wegen des Unterhalts für eure beiden Kinder?“
Karsten nickte. „Aber da kann sie sich auf den Kopf stellen, von mir bekommt sie nichts!“
„Nun ja, ich denke, das ist nicht so einfach. Für deine Kinder wirst du schon zahlen müssen“, sagte Franz.
„Aber nur, wenn man herausfindet, wo ich bin. Ich werde auswandern.“
„Ist das nicht ein bisschen übertrieben?“, fragte Franz und runzelte die Stirn. „Es sind immerhin auch deine Kinder. Du solltest schon zahlen. Das ist doch nur gerecht.“
„Nee, nix da. Die Alte kriegt keinen Cent von mir. Ich mache eine Tauchschule irgendwo in der Karibik auf, und dann bin ich weg. Kein Karsten, kein Geld. So einfach kann das gehen.“
„Ja, ja so einfach könnte das gehen!“ Franz lachte. „Aber soweit ich weiß, hast du nicht annähernd so viel Geld, dass du eine Tauchschule aufmachen kannst. Du wirst schon zahlen müssen, alter Drückeberger.“
Franz hatte das Gejammer seines guten Bekannten über die finanziellen Forderungen seiner Exfrau schon so oft gehört, dass er es gar nicht mehr ernst nahm.
„Schließlich hat Vera mich verlassen. Jetzt soll ich auch noch zahlen. Ist das gerecht?“, ereiferte sich Karsten.
„Sie hat dich verlassen, weil du die Finger nicht von anderen Frauen lassen konntest. Außerdem zahlst du nicht für sie, sondern für deine Kinder. Und das ist nur recht und billig!“
„Vera arbeitet, sie hat genug Geld. Ich sehe das gar nicht ein“, beharrte Karsten.
„Das Gericht wird das anders sehen“, entgegnete Franz und zuckte resigniert mit den Schultern. „Und was ist mit deiner Arbeit? Willst du deinen guten Job aufgeben, um auszuwandern?“
„Guter Job! Ha!“ Karsten lachte bitter. „Seit der alte Chef den Laden an den Junior übergeben hat, werde ich ständig kontrolliert. Vorher hatte ich meinen Freiraum, aber jetzt muss ich für jeden Schritt Rechenschaft ablegen. Außerdem habe ich es satt, reichen Säcken Häuser zu verkaufen.“
„Bisher hast du immer behauptet, du wärest gern Immobilienmakler.“
„War ich auch, unter dem alten Chef. Da konnte ich nach einer Hausbesichtigung auch mal für ein paar Stunden meinen ganz privaten Interessen nachgehen. Der hat nie gefragt, wo ich war.“
„Ich finde es ganz normal, dass dein Arbeitgeber wissen will, was du in deiner Arbeitszeit machst. Das ist bei mir nicht anders.“
„Mir geht das tierisch auf die Nerven. Ich habe keine Lust mehr, von einem Chef – der dazu auch noch jünger ist als ich – gegängelt zu werden. Ich will mein eigener Herr sein.“
„In der Karibik mit einer Tauschschule? Glaubst du nicht, dass du dir da etwas vormachst?“
„Nein. Tauchen ist schon lange mehr als ein Hobby für mich. Was könnte schöner sein, als am Strand in der Wärme zu leben, umgeben von jungen Frauen, die ihren Tauchlehrer anhimmeln?“ Karsten grinste.
„Och, sag mal. Kannst du eigentlich auch an etwas anderes denken als an Frauen? Und was ist eigentlich mit Ella? Ihr seid doch zusammen. Ich will nicht hoffen, dass du nur mit ihr spielst. Ella ist eine ganz tolle Frau und eine supernette Kollegin. Tu ihr nicht weh“, mahnte Franz.
„Keine Sorge. Ich werde ihr schon nichts tun. Sie kann ja mitkommen.“
„Du und deine Spinnereien! Ella will bestimmt nicht auswandern.“
„Woher willst du das denn wissen? Wer von uns beiden ist mit ihr zusammen?“, fragte Karsten scharf.
„Na, ist ja auch egal. Träum weiter. Du hast ja eh nicht das Geld, um deine Pläne zu verwirklichen.“
„Ich hab da schon eine Idee“, raunte Karsten geheimnisvoll und beugte sich verschwörerisch über den Tresen. „Schenk mir einen Whiskey ein, dann sollst du mehr erfahren.“
Franz goss ein Glas voll und schob es über die Theke.
„Du musst noch ein bisschen warten, ehe du mir deine Superidee verrätst. Es sind gerade neue Gäste gekommen“, sagte er und deutete mit dem Kopf auf eine Gruppe von fünf Personen, die sich einen Platz an einem der Tische in der Bar gesucht hatten.
Karsten schaute dem Barkeeper dabei zu, wie er mit freundlichem Lächeln die neuen Kunden beriet. Er überlegte, ob es überhaupt schlau war, Franz in seine Pläne einzuweihen.
Franz war immer so korrekt und kritisierte ihn, weil er keinen Unterhalt zahlen wollte. Außerdem mochte Franz seine Kollegin Ella sehr gern. Der Barkeeper hatte Karsten schon mehrmals ins Gewissen geredet, er solle die Finger von Ella lassen, wenn er es nicht ernst mit ihr meine.
Was würde Franz dazu sagen, wenn er ihm nun eröffnete, dass er mit Ella – und natürlich in erster Linie mit Ellas Geld – seinen Traum von einer Tauchschule verwirklichen wollte?
Aber Karsten musste sich gar nicht entscheiden, ob er Franz in seinen Plan einweihen wollte, denn auf einmal füllte sich die Bar. Der Barkeeper hatte alle Hände voll zu tun und keine Zeit mehr, mit dem Gast am Tresen zu plaudern.
Karsten trank seinen Whiskey und schaute erwartungsvoll zum Eingang der Bar. Ella musste jeden Moment kommen. Als er sie sah, sprang er auf, lief ihr entgegen und schloss sie in die Arme.
„Da bist du ja, Baby. Ich will mit dir essen gehen.“
„Oh, warum hast du nicht angerufen, dass du heute mit mir etwas unternehmen willst? Jetzt habe ich mit Omi abgemacht, dass ich zum Essen komme.“
„Dann rufe sie an und sag ab.“
„Das geht nicht; sie hat extra für mich gekocht.“
„Ach, komm schon. Ihr könnt das doch auch morgen essen.“
„Nein, ich will sie nicht vor den Kopf stoßen. Aber komm doch einfach mit. Es wird genug da sein; Oma kocht immer für eine Großfamilie“, bot Ella an.
„Ich weiß nicht.“ Karsten zog die Stirn kraus. „Deine Oma hat, glaube ich, nicht viel für mich übrig. Als du mich vor ein paar Wochen vorgestellt hast, hat sie versucht, mich mit Blicken zu töten.“
„Jetzt spinnst du aber rum! Omi kann keiner Menschenseele etwas zuleide tun. Sie ist vielleicht ein bisschen eifersüchtig. Das war schon früher so, niemand scheint ihr gut genug für mich“, sagte Ella lachend.
„Ist ja auch egal, warum sie mich nicht leiden kann. Ich habe jedenfalls keine Lust, einen ganzen Abend mit einer senilen Alten zu verbringen. Und du musst auch mal etwas anderes sehen.“
„Meine Oma ist nicht senil. Sie ist total fit. Wenn ihr euch richtig kennenlernt, dann werdet ihr euch schon verstehen. Gib ihr eine Chance. Sie ist eine ganz liebe und herzliche Frau. Du wirst sie bestimmt ganz schnell lieb gewinnen.“
„Ich will dich, Baby, und nicht deine Oma“, sagte Karsten und küsste Ella auf die Nase. „Ruf sie jetzt bitte an und sag ab!“
Ella fühlte, wie sich ein dicker Kloß in ihrem Hals festsetzte. Karsten war genauso stur wie ihre Oma. Nur mit Mühe hatte Ella Dorothea das Versprechen abgerungen, dass sie beim nächsten Zusammentreffen freundlicher zu Karsten sein würde. Und jetzt spielte Karsten nicht mit. Dabei hätte Ella es so gern gesehen, dass sich ihre Großmutter und ihr Freund verstanden.
„Was hältst du denn von folgender Lösung: Wir essen mit Omi, und dann gehen wir beide ins Kino. Wäre das ein Kompromiss?“, fragte Ella, die nicht aufgeben wollte, die beiden Menschen, die ihr wichtig waren, doch noch zusammenzubringen.
„Ungern. Aber wenn dir so viel daran liegt, dann in Gottes Namen“, gab Karsten nach.
Ella rief ihre Großmutter an, um sie zu informieren, dass sie Karsten zum Essen mitbringen würde. Sie merkte, dass Dorothea sich zusammenriss, als sie behauptete, dass sie sich freuen würde.
***
Eine knappe Stunde später saßen die drei am Esstisch.
Ella war sehr angespannt. Ein ungezwungenes Gespräch kam nicht in Gang. Sowohl ihre Großmutter als auch Karsten bemühten sich, aber es reichte nicht für ein entspanntes Plaudern und zwangloses Kennenlernen.
„Ella sagte, Sie waren verheiratet. Haben Sie aus dieser Ehe Kinder?“, fragte Dorothea.
„Nein“, antwortete Karsten knapp. Er hatte keine Lust, über seine Ex-Familie zu sprechen – schon gar nicht mit der neugierigen alten Großmutter seiner neuen Freundin.
„Wie lange sind Sie denn schon geschieden?“
„Fast ein Jahr. Wozu ist das wichtig?“
„Es interessierte mich eben“, entgegnete Dorothea. „Aber wenn Sie nicht darüber reden wollen …“
„Nein, will ich nicht.“
Wieder breitete sich Schweigen am Tisch aus.
„Meine Oma hatte sich vor Kurzen den Fuß gebrochen“, sagte Ella in die Stille der Gesprächspause. „Jetzt ist alles wieder gut, sie plant sogar schon wieder längere Bergwanderungen.“
„Ach so. Glauben Sie denn, Frau Brandau, dass es in Ihrem Alter klug ist, noch wandern zu gehen? Und noch dazu mitten im Winter?“
„Ich bin erst sechsundsiebzig und topfit. Der Luis Trenker ist mit neunzig noch auf die Berge gestiegen“, wies Dorothea Karsten zurecht.
„Solche Leute gibt es, aber die meisten leben in diesem Alter schon in einem Altenheim.“
„Aber ich nicht“, gab Dorothea trotzig zurück. „Ich hole jetzt mal das Essen.“
„Ich mach das schon, Omi, bleib sitzen“, bot Ella an und wollte aufstehen.
„Nein, du bleibst sitzen. Ich habe doch gesehen, dass du wieder Schmerzen in der Hüfte hast, so, wie du hier hereingehumpelt bist. – Sehen Sie, Herr Grießheimer, ich kann im Moment sogar besser laufen als meine Enkelin.“
„Es geht schon wieder besser“, versicherte Ella. „Ich habe gerade eine Tablette genommen. Ich komme mit in die Küche und helfe dir auftragen.“
Als die beiden in der Küche waren, schloss Dorothea die Tür.
„Also, Kind, ich gebe mir ja echt Mühe, aber ich weiß nicht … Dein Freund will mich wohl am liebsten aufs Altenteil abschieben.“
„Ach, Omi, so war das bestimmt nicht gemeint. Er macht sich Sorgen um dich, genau wie ich“, versuchte Ella die Situation zu retten.
„Du solltest dir lieber Sorgen um dich machen. Dieser Mann ist nicht der Richtige für dich, das spüre ich.“
„Das kannst du doch gar nicht wissen. Ich mag ihn sehr gern.“
„Ich hoffe von ganzem Herzen, dass du dich nicht in ihm täuschst. Ich möchte doch nur, dass es dir gut geht und du glücklich bist.“
Ella nahm ihre Großmutter in den Arm und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
„Ich hab dich lieb, Omi.“
„Ich hab dich auch lieb, Ella. Und wenn man liebt, dann macht man sich halt so seine Gedanken. Ich bin auch sehr besorgt, weil du in den letzten Tagen wieder so starke Schmerzen hast. Helfen die Schmerztabletten denn gar nicht?“
„Doch, doch, sie helfen, aber ganz verschwinden die Schmerzen nicht. Ich muss mich wohl doch zu einer baldigen Operation durchringen. Aber das kann ich erst, wenn der Posten des Hoteldirektors neu besetzt ist. Hoffentlich mit mir!“
„Ich finde es ja gut, dass du etwas erreichen willst, aber deine Gesundheit sollte vorgehen …“
„Jetzt redest du schon wie Schwester Martha“, unterbrach Ella sie. „Wenn ich noch ein paar Wochen warte, wird mir das schon nicht schaden. Schließlich habe ich die Hüftdysplasie von Geburt an, da kommt es auf zwei, drei Monate auch nicht an.“
„Sagt Dr. Frank das auch?“
„Ja, so ähnlich“, schwindelte Ella.
„Aber du hast doch immer Schmerzen. Kannst du denn damit vernünftig arbeiten?“
„So schlimm ist es nicht. Komm, wir wollen Karsten jetzt nicht länger auf dein köstliches Gulasch warten lassen.“
Die beiden Frauen trugen die Schüsseln mit dem herrlich duftenden ungarischen Gulasch, Kartoffeln und Rotkohl an den Tisch. Ella füllte die Teller.
„Schmeck es Ihnen, Karsten?“, fragte Dorothea und zwang sich zu einem freundlichen Lächeln.
„Geht so, Frau Brandau. Ich finde, dass Sie mit dem Würzen übertrieben haben, und der Rotkohl hat zu viel Biss.“
Ella schaute betroffen zur Seite. Warum konnte Karsten nicht einfach sagen, dass es ihm schmeckte? Warum musste er an dem Essen herummeckern?
„Wir mögen es gern, wenn das Gulasch kräftig gewürzt ist“, versuchte sie zu beschwichtigen. „Das ist sozusagen unser Familiengeschmack“, ergänzte Ella bemüht lachend.
„Von dem Familiengeschmack solltest du dich langsam verabschieden, Baby! Die moderne Küche würzt raffiniert“, sagte Karsten und stocherte in seinem Essen.
„Sie müssen nicht aufessen, wenn es Ihnen nicht schmeckt“, sagte Dorothea pikiert.
„Nein, nein, ich will ja nicht unhöflich sein. Ich bin halt eher ein Freund der feinen Küche. Hausmannskost ist nichts für mich.“
Ellas Großmutter zuckte mit den Achseln und verkniff sich eine Bemerkung. Schließlich hatte sie ihrer Enkelin versprochen, sich ihrem Freund gegenüber freundlich zu zeigen.
„Aber Omis Nachtisch, eine Quarkspeise mit frischen Beeren, wirst du bestimmt mögen“, sagte Ella und blickte versöhnlich zu ihrer Großmutter.
„Quarkspeise? Oje, das konnte ich schon als kleiner Bub nicht ausstehen. Vielen Dank, aber auf Nachtisch möchte ich gern verzichten. Ich würde stattdessen einen Espresso nehmen, aber nur, wenn Sie mir einen richtigen zubereiten können. Also nicht einen Kaffee aus der Tüte“, sagte Karsten.
„Wir haben eine Profikaffeemaschine, die macht richtig guten Kaffee“, beeilte sich Ella zu sagen. „Ich mache dir gleich einen Espresso.“
„Lass nur, Kind, ich mache das schon. Ich würde mich dann auch gern zurückziehen, ich bin etwas müde“, verkündete Dorothea und stand auf.
Als ihre Oma in der Küche verschwunden war, warf Ella einen vorwurfsvollen Blick zu Karsten.
„Warum musstest du an ihren Essen herumkritisieren? So wirst du nie einen guten Draht zu Omi kriegen. Sie ist so stolz auf ihre Kochkünste.“
„Baby, ich war noch sehr höflich. Das Essen ist einfach ungenießbar.“
„Das stimmt doch gar nicht. Wenn es dir nicht schmeckt, gut. Aber du hättest echt die Klappe halten können“, sagte Ella zornig, und ihre dunklen Augen funkelten.
„Du und deine Oma“, stöhnte Karsten. „Es wird langsam Zeit, dass du dich von der alten Frau befreist. Willst du ewig am Rockzipfel der Alten hängen?“
„Was heißt denn am Rockzipfel hängen? Omi ist die liebste Frau der Welt und hat so viel für mich getan. Ohne sie wäre ich in einem Heim gelandet. Ich bin ihr sehr dankbar und liebe sie“, entgegnete Ella heftig.
„Das ist ja schön. Aber du musst auch an dich und dein eigenes Leben denken. Du könntest doch das Haus verkaufen, und wir beide bauen uns zusammen ein eigenes Leben auf.“
„Ich soll das Haus verkaufen? Warum? Und was wird dann aus meiner Oma?“
„Wir suchen für sie ein schönes Altenheim. Und wir beide, Baby, wir ziehen in die Karibik. In den ewigen Sommer, leben am Strand und genießen unser Leben.“ Karsten legte den Arm um Ella und zog sie zu sich heran.
Ella befreite sich aus seinem Griff und schaute ihn verständnislos an.
„So ein Quatsch! Was soll ich denn in der Karibik?“
„Du kannst ein kleines Hotel eröffnen für unsere Gäste. Ich mache eine Tauchschule auf, und du führst das Hotel. Du willst doch gern Hoteldirektorin werden. Ist es nicht noch besser, sein eigener Herr zu sein und ein eigenes Hotel zu besitzen?“
„Ein eigenes Hotel wäre schon schön“, gab Ella zu. „Aber nicht um den Preis. Omi hat mir zwar vor ein paar Jahren das Haus überschrieben, aber doch nicht, damit ich es verkaufe und sie in ein Altenheim abschiebe!“
„Davon ist doch gar nicht die Rede. Es gibt so viele superschöne Seniorenresidenzen. Da lernt Dorothea neue Menschen kennen, da hat sie viel Ansprache und Ablenkung. Das wird ihr sicher gefallen.“
„Nein, das kommt gar nicht infrage. Ich will …“
„Pssst, Baby. Reg dich nicht auf. Es ist doch nur eine Idee. Denk einfach in Ruhe darüber nach, vielleicht kannst du dich mit dem Gedanken nach einiger Überlegung doch noch anfreunden.“
„Kann ich bestimmt nicht“, erwiderte Ella und schüttelte heftig den Kopf.
„Wir reden später noch einmal darüber“, raunte Karsten, der befürchtete, dass Dorothea gleich mit seinem Espresso zurückkam.
Der Espresso war allerdings schon länger fertig. Dorothea war mit der vollen Tasse vor dem Esszimmer stehen geblieben, als sie entsetzt aufgeschnappt hatte, dass Karsten Ella bearbeitete, das Haus zu verkaufen.
***
Am nächsten Morgen wollte Ella eigentlich ausschlafen, denn sie hatte Spätschicht. Aber sie wurde sehr früh wach und fand nicht wieder in den Schlaf, weil ihr der gestrige Abend nicht aus dem Kopf ging.
Sie war mit Karsten nach dem Debakel beim Essen doch noch ins Kino und danach in eine Bar gegangen. Immer wieder war Karsten auf das Thema „Auswanderung“ zurückgekommen. In den schillerndsten Farben hatte er ihr ausgemalt, wie sie gemeinsam ein wunderschönes, romantisches Leben in der Karibik führen würden.
Nach dem zweiten Cocktail hatte Ella dem sogar etwas abgewinnen können, und sie war ein wenig auf seine Träumereien eingestiegen. Als er ihr jedoch klargemacht hatte, dass sie nur dann das Geld dafür haben würden, wenn sie das Haus verkaufte, hatte sie sofort wieder Abstand genommen. Nichts konnte so faszinierend sein, dass sie dafür ihre geliebte Oma in ein Altenheim geben würde.
Ella wälzte sich im Bett. Ihre Gedanken kreisten um ihre Oma. Als sie nach Hause gekommen war, war Dorothea schon im Bett gewesen.
Ella hatte ein flaues Gefühl im Magen, außerdem schmerzte ihre Hüfte. Warum hatte Karsten sich nur so unmöglich benommen? Wie gut, dass Dorothea nichts davon mitbekommen hatte, dass Karsten sie zum Hausverkauf und den damit verbundenen Folgen für Dorothea drängen wollte.
Also gut, dachte Ella. Ich stehe auf und frühstücke mit Omi.
Sie humpelte ins Bad. Aus ihrer Waschtasche holte sie die Schachtel mit den Schmerztabletten. Erschrocken stellte sie fest, dass alle Blister leer waren. Hatte sie wirklich in den letzten drei Tagen zwanzig Tabletten genommen? Dr. Frank würde ihr bestimmt nicht schon wieder ein neues Rezept ausstellen.
Ella öffnete den Medizinschrank, und ihr Blick fiel auf eine Flasche. Das waren doch die Tropfen, die ihrer Oma bei dem gebrochenen Fuß gegen die Schmerzen verschrieben worden waren. Die Flasche war noch fast voll. Ella suchte nach dem Beipackzettel, aber den hatte Dorothea wohl weggeworfen.
Wie viele Tropfen konnte sie davon einnehmen? Ella entschied sich für eine Dosis von vierundzwanzig. Für jedes Lebensjahr einen Tropfen, das konnte sicher nicht schaden.
Kurze Zeit später setzte sie sich zu Dorothea in die Küche.
„Morgen, Ella, hast du nicht gut geschlafen? Du bist so blass“, begrüßte ihre Großmutter sie mit besorgtem Blick.
„Morgen, Omi.“ Ella gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Es ist alles in Ordnung. Ich habe nur Kaffeedurst“, sagte sie betont fröhlich.
„Dann setz dich mal hin, ich mache dir einen.“
Schweigend tranken sie ihren Kaffee. Mehrmals setzte Ella an, um Dorothea auf den gestrigen Abend anzusprechen, aber sie fand nicht die richtigen Worte.
„Es ist nicht so gut gelaufen gestern“, sagte sie schließlich etwas hilflos.
„Na ja. Meine Meinung zu deinem Karsten hat sich jedenfalls nicht geändert. Aber ich will mich nicht in dein Leben einmischen. Ich will dir nicht im Wege stehen“, sagte Dorothea traurig. Mit Schrecken dachte sie daran, dass Ellas neuer Freund sie dazu bringen wollte, das Haus zu verkaufen. Sollte sie Ella darauf ansprechen?
„Du stehst mir doch nicht im Wege, Omi. Ich wollte doch nur … ich hatte so gehofft, dass du und Karsten … dass ihr euch versteht.“
„Ist gut, Kind. Lassen wir das Thema“, sagte Dorothea mit wegwischender Handbewegung.
Ella nickte. Was sollte sie auch noch dazu sagen? Sie konnte nur hoffen, dass sich mit der Zeit das Verhältnis der beiden doch noch bessern würde.
„Was hast du denn heute vor, Omi?“, fragte Ella.
„Ich habe gleich einen Termin bei Dr. Frank, danach gehe ich einkaufen. Du hast Spätschicht, nicht?“
„Ja, ich werde heute nicht vor Mitternacht zu Hause sein. Was willst du bei Dr. Frank? Geht es dir nicht gut?“
„Doch, mir geht es blendend. Ich wollte mal wieder eine Routineuntersuchung machen lassen.“
„Wenn du was hättest, würdest du es mir aber sagen, nicht?“, hakte Ella besorgt nach.
„Es ist nichts, Kind. Mach dir keine Sorgen.“
Eine Stunde später brach Dorothea auf und machte sich auf den kurzen Weg zu Dr. Franks Praxis.
„Lange nicht gesehen, Frau Brandau“, begrüßte Martha Giesecke die Patientin. „Sie haben einen Termin, nicht?“
„Ja. Ich sollte um zehn hier sein. Muss ich lange warten?“, fragte Dorothea.
„Nein, wir sind heute gut in der Zeit. Haben Sie an Ihre Krankenkassenkarte gedacht?“
„Sicher. Ich habe sie schon in der Hand.“
„Sehr gut. Was führt Sie denn heute zu uns?“
„Nur so allgemeine Sachen“, antwortete Dorothea ausweichend.
„Okay. Dann nehmen Sie doch bitte noch einen Augenblick im Wartezimmer Platz.“
Kurze Zeit später wurde Dorothea von Martha Giesecke ins Zimmer von Dr. Stefan Frank gebracht.
„Grüß Gott, Frau Brandau. Na, da hat Ihre Enkelin ja ganze Arbeit geleistet“, sagte Dr. Frank freundlich. „Dass Sie so schnell kommen, hätte ich nicht gedacht.“
„Wie? Hat Ella gesagt, dass sie mich zu Ihnen schickt?“, fragte Dorothea misstrauisch. „Was hat sie Ihnen über mich erzählt?“
„Was soll sie denn erzählt haben? Fehlt Ihnen etwas?“
„Will Ella, dass Sie mit mir reden, um mich von einem Altenheim zu überzeugen?“, fragte Dorothea und war ganz blass geworden.
„Um Himmels willen, wie kommen Sie denn auf die Idee? Ich habe Ella gebeten, Sie mal wieder an einen Check-up zu erinnern.“
„Lügen Sie mich auch nicht an?“
„Frau Brandau! Natürlich nicht. Aber jetzt sagen Sie mir bitte, wie Sie auf die absurde Idee kommen, dass Ella Sie in ein Altenheim schicken will.“
Dorothea schluckte. Tränen stiegen ihr in die Augen, und es dauerte einen Moment, bis sie sprechen konnte. Stockend erzählte sie Dr. Frank, was sie gestern Abend belauscht hatte.
„Das hört sich vielleicht komisch an, Dr. Frank, aber ich weiß, dass dieser Karsten nicht der richtige Mann für Ella ist. Er wird sie unglücklich machen – und mich auch.“
Dr. Stefan Frank hatte aufmerksam zugehört. Er rieb sich das Kinn und sah seine Patientin an.
„Wenn Kinder – oder in Ihrem Fall die Enkel – erwachsen werden und sich einen Partner suchen, dann ist es nicht ungewöhnlich, dass diese Wahl bei der Familie nicht auf Gegenliebe stößt“, erklärte der Arzt lächelnd. „So, wie Sie das Gespräch schildern, hat Ella doch abgelehnt, das Haus zu verkaufen. Verliebte Menschen haben oft überbordende Ideen, die aber nie in die Tat umgesetzt werden. Sie sollten sich nicht so viele Gedanken machen.“
„Wenn ich wüsste, dass Ella glücklich wird, dann soll sie in Gottes Namen auch das Haus verkaufen. Ich wünsche mir zwar, dass meine Enkelin und ich weiter zusammenleben, aber ich würde sie niemals zwingen wollen, sich um ihre alte Oma zu kümmern. Es ist dieser Kerl, der mir Sorgen macht.“
„Sie haben diesen Karsten doch nur zweimal gesehen. Was ist denn so schlimm an ihm?“
„Ich kann das gar nicht so genau beschreiben. Es ist seine Art, wie er mit Ella umgeht. Er will alles bestimmen, sagt ihr, was sie tun und lassen soll, und nennt sie immer Baby. Er behandelt sie wie ein kleines Kind und versucht, Ella völlig von sich abhängig zu machen. Außerdem ist er viel älter als sie. Er nutzt schamlos aus, dass Ella sich immer nach einem Vater gesehnt hat.“
„Selbst wenn es so ist, Frau Brandau, können Sie Ella nicht helfen. Ihre Enkelin ist eine kluge, attraktive Frau. Wenn ihr Karsten nicht guttut, dann wird sie es bestimmt selbst bald merken“, versuchte Stefan Frank die besorgte alte Dame zu trösten.
„Ich will aber wenigstens versuchen, ihr zu helfen“, sagte Dorothea entschlossen und stemmte ihre Fäuste in die Taille. „Ich habe gedacht … Also, ach, ist ja auch egal …“ Dorotheas Augen funkelten vor Energie, trotzdem brach sie mitten im Satz ab.
„Was haben Sie vor?“, fragte Dr. Frank gespannt. „Ich sehe Ihnen doch an der Nasenspitze an, dass Sie etwas ausgebrütet haben.“
Dorothea knetete ihre Hände. Der Arzt ahnte, dass sie mit sich rang, ob sie ihm von ihrem Plan erzählen sollte. Schließlich räusperte sie sich und sah ihm direkt in die Augen.
„Ich besorge Ella einen besseren Mann!“
Für einen Moment verschlug es Dr. Frank die Sprache, dann lachte er.
„Wie wollen Sie das denn machen?“
„Ganz modern“, sagte Dorothea ganz selbstverständlich. „Über das Internet. Ich habe mich in einem Seniorenkurs angemeldet, in dem einem auch die Internetnutzung beigebracht wird. Und im Internet gibt es doch viele Möglichkeiten, einen Traumpartner zu finden.“
„Aber Frau Brandau“, sagte Dr. Frank mit mildem Tadel. „Mal ganz abgesehen davon, dass das eine recht große Einmischung in Ellas Leben ist – wie wollen Sie es denn bewerkstelligen, dass Ella sich mit einem Mann trifft, wenn sie selbst gar nicht auf der Suche nach einem Partner ist?“
„Das lassen Sie mal meine Sorge sein“, antwortete Dorothea lächelnd.
Dr. Frank überlegte, ob er seiner Patientin ins Gewissen reden sollte, den Plan lieber fallenzulassen, aber er entschied sich, zu schweigen. Zum einen glaubte er nicht, dass der Plan überhaupt gelingen würde, und zum anderen kannte er Frau Brandau gut genug, um zu wissen, dass Gegenrede keinen Zweck hatte.
„Und jetzt sagen Sie mir bitte, was Sie zu mir geführt hat. Geht es Ihnen nicht gut?“
„Mir geht es blendend. Ich komme wegen Ella. Sie hat in letzter Zeit so starke Schmerzen an der Hüfte. Das Mädchen quält sich so. Immer wenn ich von Operation spreche, bekomme ich keine richtige Antwort. Können Sie sie nicht mal ins Gebet nehmen, dass sie sich endlich operieren lässt?“
„Daran arbeite ich bereits, Frau Brandau“, entgegnete Dr. Frank.
***
„Herzlich willkommen! Mein Name ist Heiner Gerber, und ich bin in der nächsten Woche ihr Kursleiter. Ich bin freudig überrascht, wie viele sich für diesen Kurs angemeldet haben. Das ist zwar schön, aber wir haben leider nicht genug Computer, dass jeder seinen eigenen bekommen kann. Ich schlage vor, dass Sie sich der Reihe nach vorstellen, und je nach Kenntnisstand und Interessen setzen wir dann Zweiergruppen zusammen. Einverstanden?“
Lächelnd blickte Heiner in die Runde von mehr als zwanzig älteren Menschen, die ihn erwartungsvoll ansahen und nickten.
„Dann fangen wir hier drüber bei der Dame an. Sagen Sie bitte Ihren Namen, Ihre Vorkenntnisse und was Sie besonders interessiert.“
Dorothea war als neunte Teilnehmerin an der Reihe, sich vorzustellen. Die meisten vor ihr hatten so gut wie keine Ahnung, wie mit einem Computer umzugehen war, und wünschten sich eine allgemeine Einführung.
„Nun zu Ihnen“, sagte Heiner und nickte Dorothea auffordernd zu.
„Mein Name ist Dorothea Brandau. Ich habe einen Computer zu Hause und kann schon ein bisschen was. Ich kann E-Mails verschicken und nach Informationen suchen.“
„Was führt Sie dann zu uns? Was möchten Sie darüber hinaus noch lernen?“, hakte Heiner nach, als Dorothea schwieg.
„Ich … ich würde mich gern bei einer Partnervermittlung anmelden“, gestand Dorothea leise und errötete ein wenig. Die anderen würden jetzt bestimmt denken, dass sie für sich einen Partner suchte, das war ihr ein wenig peinlich. Aber dass sie für ihre Enkelin auf die Suche gehen wollte, das wollte sie ihren Mitstreitern nicht auf die Nase binden, das war ja noch peinlicher.
Vorsichtig blickte sie in die Runde, wie dort ihr Anliegen aufgenommen wurde. Einige sahen sie interessiert an, andere schienen gar nicht zugehört zu haben. Ihr Blick blieb an dem freundlich lächelnden Gesicht eines attraktiven Mannes hängen, der sie offen ansah.
Der weißhaarige Mann mit den jung gebliebenen Augen war ihr sofort sympathisch. Vielleicht hatte sie ja Glück und konnte mit ihm eine Zweiergruppe bilden. Gespannt wartete sie darauf, dass er sich vorstellte. Endlich war er an der Reihe.
„Mein Name ist Eckhard Völker. Ich habe auch schon einige Vorkenntnisse“, berichtete er und sah dabei zu Dorothea herüber. „Ich habe ähnliche Interessen wie Dorothea.“
„Sie möchten sich also auch bei einer Partnervermittlung anmelden?“, fragte Heiner, der gar nicht auf die Idee kam, dass das Anliegen seinem Kursteilnehmer unangenehm sein könnte.
„Na ja, ich wollte halt mal sehen, wie das geht. Nur so aus Interesse. Man hört ja so viel darüber von den jungen Leuten“, erklärte Eckhard etwas verlegen.
Dorothea nahm lächelnd zur Kenntnis, dass er ein bisschen rot geworden war.
Nachdem die Vorstellung durch war, schlug Heiner vor, dass man sich duzen solle, und stellte dann die Gruppen zusammen. Dorotheas Wunsch ging in Erfüllung; sie und Eckhard bekamen einen Computer zugeteilt.
Der Kursleiter begann ganz behutsam die ersten Schritte im Umgang mit einem PC zu erläutern. Da sowohl Dorothea als auch Eckhard die Grundschritte beherrschten, hörten sie nur mit halbem Ohr zu und begannen sich flüsternd zu unterhalten.
„Ich bin froh, dass du den Mut hattest, zu sagen, dass du dich auch für eine Partnervermittlung interessierst, Dorothea. Ich glaube, sonst hätte ich mich nicht getraut, das zu sagen.“
„Da ist doch nichts dabei“, antwortete sie leichthin. „Bist du Witwer?“
„Ja, schon seit vielen Jahren. Ich bin seitdem viel allein. Meine einzige Tochter lebt in Norddeutschland. Aber seit ein paar Monaten arbeitet mein Enkel in München. Er kommt mich zwar ab und zu besuchen, muss aber sehr viel arbeiten.“
„Da haben wir etwas gemeinsam. Ich habe auch nur meine Enkelin. Sie wohnt aber zum Glück bei mir im Haus“, flüsterte Dorothea. „Hat dein Enkel denn auch schon eine Familie?“
„Nein, er sucht noch nach der Richtigen. Er ist es auch, der mich auf die Idee gebracht hat, hier diesen Kurs zu machen und mich, na ja, mal mit einer Partnervermittlung zu beschäftigen. Renzo sucht selbst auch über das Internet.“
„Interessant. Hat er schon Erfolg gehabt?“
„Bis jetzt nicht, aber er hat sich schon mit einigen Frauen getroffen. Bisher ist daraus aber nie mehr geworden.“
„Wo sucht er denn?“
„Die Vermittlung heißt Liebesglück. Aber Renzo sagt, dass dort nur jüngere Leute suchen. Ich soll mich bei Dritter Frühling anmelden. Vielleicht wäre das auch etwas für dich. Hast du davon schon mal gehört?“
Dorothea schüttelte den Kopf.
„Weißt du, Eckhard, ich muss dir ein kleines Geständnis machen. Ich suche gar nicht für mich. Ich möchte einen Partner für meine Enkelin finden.“
„Oh, das ist aber schade“, entfuhr es Eckhard. „Ich dachte … Dann hast du also einen Partner?“
„Nein, mein Mann ist schon sehr früh gestorben. Ich habe mich nie wieder neu gebunden.“
Über Eckhards Gesicht glitt ein Lächeln.
„Dann wird es aber langsam Zeit“, sagte er mutig und blickte Dorothea in die Augen.
„War das jetzt ein Angebot?“, fragte Dorothea kichernd.
„Ich … ich könnte mir schon vorstellen, dass wir mal etwas zusammen unternehmen. Gehst du gerne wandern?“
„Ja, sehr gerne“, antwortete Dorothea und strahlte Eckhard an. Sie musste sich eingestehen, dass sein Angebot sie glücklich machte. Nie hätte sie gedacht, dass sie sich in ihrem Alter noch mal auf den ersten Blick ein bisschen verlieben würde.
„Dann darf ich dich nach dem Kurs auf einen Kaffee einladen?“
„So, nun zu euch beiden“, unterbrach der Kursleiter ihr leises Gespräch. „Habt ihr euch denn schon überlegt, wo ihr euer Profil einstellen wollt?“
„Mein Enkel hat mir geraten, ich soll das bei Dritter Frühling machen“, erklärte Eckhard.
„Gut, dann schauen wir uns das mal an. Ruf bitte mal die Seite auf, Eckhard.“
„Über die Suchmaschine?“
„Ja, kannst du machen.“
Eckhard tippte den Begriff „Dritter Frühling“ ein, und schon wurden ihm auf dem Monitor verschiedene Webseiten angeboten.
„Welche davon soll ich denn nehmen?“, fragte er.
„Die dritte scheint die vom Anbieter zu sein. Öffne sie doch mal.“
„Das sieht gut aus“, meinte Eckhard, nachdem die Seite auf dem Monitor erschienen war. „Und jetzt?“
„Jetzt lest ihr euch alles in Ruhe durch. Die Seite führt euch bestimmt auch zu einem Link, über den ihr euch anmelden könnt. Wenn ihr Fragen habt, dann ruft nach mir. Okay?“
Die beiden Rentner nickten.
Kaum war Heiner gegangen, schloss Eckhard die Seite wieder.
„Ich denke, wir fangen damit an, für deine Enkelin zu suchen. Willst du sie auch bei Liebesglück anmelden? Da ist ja mein Enkel, das scheint also ganz seriös zu sein.“
„Wir können uns ja mal ansehen, was da steht“, schlug Dorothea vor.
„Weiß deine Enkelin eigentlich, dass du für sie suchst?“
„Natürlich nicht“, antwortete Dorothea grinsend. „Das würde sie nie wollen, außerdem hat sie einen Freund.“
„Sie hat einen Freund? Aber, warum willst du dann …?“, fragte Eckhard verständnislos.
„Der Kerl ist unmöglich. Meine Ella hat etwas Besseres verdient! Ich hoffe, wenn sie einen wirklich netten Mann kennenlernt, dann merkt sie, dass sie mit diesem Karsten den Falschen erwischt hat.“
„Aber wie willst du es denn schaffen, dass sie einen Mann trifft, wenn sie gar nichts davon weiß?“
„Ich habe da schon eine Idee. Das erkläre ich dir beim Kaffee. Jetzt lass uns mal schauen, wie man das mit der Anmeldung macht.“
„Mein Enkel hat mir gesagt, man müsste auch ein digitales Foto dazustellen – oder einstellen , glaube ich heißt das. Hast du denn ein Foto von Ella?“
„Ich bin gut vorbereitet.“ Dorothea lachte und zog aus ihrer Handtasche einen Datenstick. „Den habe ich mir von Ella ausgeliehen. Da sind einige Fotos von ihr drauf. Aber ich weiß nicht, wie das geht.“
„Ich auch nicht, aber dafür haben wir ja unseren Kursleiter.“
„Meinst du nicht, dass er es komisch findet wird, wenn das ein Foto von einer jungen hübschen Frau ist und nicht von mir alter Schachtel?“
„Du bist vielleicht nicht mehr ganz jung, aber hübsch bist du immer noch“, schmeichelte ihr Eckhard. „Wir sagen dem Heiner einfach, wir machen nur mal einen Test, und du würdest beim nächsten Mal ein Foto von dir mitbringen.“
„Gute Idee. Wenn wir wissen, wie das geht, dann mache ich das auch lieber zu Hause in Ruhe fertig.“
„Falls du dabei Hilfe brauchst …“
***
„Du bist wirklich raffiniert“, sagte Eckhard anerkennend. „Ich glaube, ich muss mich vor dir in Acht nehmen.“
„Das solltest du tun“, erwiderte Dorothea lachend. „Jetzt können wir nur noch hoffen, dass unser Plan auch aufgeht. Aber es muss doch Schicksal sein, dass ausgerechnet dein Enkel der Erste war, der sich bei Ella gemeldet hat.“
„Na ja, genau genommen hat er sich ja nicht bei Ella, sondern bei dir gemeldet. Eigentlich müsstest du jetzt im Café sitzen und auf Renzo warten. Ich habe schon ein bisschen schlechtes Gewissen, dass wir die beiden so hinters Licht führen. Hoffentlich nehmen sie uns das nicht übel.“
„Was soll denn schon passieren? Im schlimmsten Fall kommt das Treffen gar nicht zustande oder ist sofort vorbei, und im besten Fall finden die beiden Gefallen aneinander. So, wie du deinen Enkel beschreibst, kann ich mir gut vorstellen, dass er zu meiner Ella passt.“
„Hmm, den Eindruck habe ich auch. Hoffentlich sehen das unsere Enkel genauso. Wäre doch schön, wenn wir eine Familie würden“, sagte Eckhard und sah Dorothea verliebt an.
Dorothea lächelte glücklich zurück. Seit sie Eckhard vor gut zwei Wochen in dem Computerkurs kennengelernt hatte, hatten sie sich fast jeden Tag getroffen. Zuerst hatten sie mit einigen Mühen Ellas Profil ausgearbeitet und bei Liebesglück eingestellt, dann hatten sie gespannt darauf gewartet, ob sich jemand melden würde.
Über das gemeinsame Projekt war aus der anfänglichen Sympathie mehr geworden. Beide konnten sich eine gemeinsame Zukunft miteinander vorstellen, obwohl sie sich noch nicht getraut hatten, darüber zu sprechen.
„Ich bin so aufgeregt“, sagte Dorothea. „Wie gern würde ich Mäuschen im Café spielen!“
„Verstehe ich gut. Mir geht es genauso. Aber leider müssen wir hier warten.“
„Um uns die Zeit zu vertreiben, können wir ja jetzt dein Profil ausarbeiten. Schließlich wolltest du dich doch bei Dritter Frühling anmelden“, sagte Dorothea und sah Eckhard betont unschuldig an.
„Muss ich das denn noch?“, fragte er und griff nach ihrer Hand. „Wenn es nach mir geht, dann habe ich mein großes Glück schon gefunden.“
Dorothea überließ ihm ihre Hand und schlug die Augen nieder.
„Soll das heißen, dass du und ich …?“
„Willst du das denn auch?“
Statt einer Antwort nahm Dorothea Eckhards Kopf zärtlich in beide Hände und küsste ihn auf den Mund.
„Ich hätte nie gedacht, dass man sich in meinem Alter noch einmal richtig verlieben kann“, strahlte Eckhard, als sich ihre Münder voneinander gelöst hatten.
„Ich auch nicht“, flüsterte Dorothea und küsste ihn erneut.
Während die beiden Großeltern zu Hause warteten, was der Nachmittag für ihre Enkel bringen würde, betrat Ella das kleine, gemütliche Café, in dem sie Dorothea zu treffen glaubte. Sie sah sich suchend um. Das Café war gut gefüllt, nur ein Vierertisch war noch frei. Ihre Großmutter war noch nicht da, aber Ella war auch zehn Minuten zu früh.
Mit einem leisen Stöhnen setzte sie sich an den Tisch. Ihre Hüfte schmerzte wieder sehr. Heute war im Hotel so viel zu tun gewesen, dass sie die ganze Zeit auf den Beinen gewesen war. Wenn sie nicht ab und zu mal sitzen konnte, bekam das ihrer Hüfte gar nicht.
Ella griff in ihre Handtasche und holte das Fläschchen mit den Schmerztropfen ihrer Oma heraus. Es war fast leer. Sie musste wohl in den sauren Apfel beißen und Dr. Frank um neue Medikamente bitten. Ella seufzte. Wenn sie ihrem Arzt erzählte, dass ihr zusätzlich zu den Hüftproblemen seit zwei Wochen ständig übel war und sie unter heftigen Kopfschmerzen litt, dann würde er ihr wohl nicht so einfach neue Medikamente aufschreiben.
So, wie sie Stefan Frank kannte, würde er darauf bestehen, sie genauer zu untersuchen. Und das gerade jetzt, wo die Entscheidung über die Neubesetzung der Stelle des Hoteldirektors immer näher rückte. Ella beschloss, zu Hause noch mal den Medikamentenschrank zu durchforsten, vielleicht fanden sich dort noch weitere Schmerzmittel.
Sie bestellte einen Kaffee und ein Glas Wasser bei der freundlichen Bedienung. Dann holte sie das Buch Hundert Jahre Bauhaus aus ihrer Handtasche, das sie gerade in der Buchhandlung abgeholt hatte.
Sie blätterte durch das reich bebilderte Werk und wunderte sich, wie zeitlos und modern das Design der Bauhaus-Künstler war. Sie war so vertieft in ihre Lektüre, dass sie aufschreckte, als eine angenehm tiefe Stimme sie ansprach.
„Entschuldigung“, sagte der attraktive Mann mit einem Dreitagebart und lächelte sie gewinnend an. „Darf ich mich setzen?“
„Ähhh. Ich bin … Ich bin verabredet. Aber nehmen Sie nur Platz, ich erwarte nur eine Person“, sagte Ella etwas irritiert.
Noch irritierter wurde Ella, als Renzo lachte, als hätte sie einen Scherz gemacht.
„Wollen wir uns nicht duzen? Ich bin Renzo.“
„Ja, wenn Sie … ähh … du meinst. Ich bin Ella.“
„Wie schön, dich kennenzulernen“, sagte Renzo.
Schon auf dem Foto hatte er gesehen, dass Ella eine sehr schöne Frau war. Makellose Haut, volle Lippen, ausdrucksstarke Augen und lange dunkle Haare, die ihr ebenmäßiges Gesicht umschmeichelten. Aber als er sie jetzt leibhaftig vor sich sah, erschien sie ihm noch anziehender als auf dem Foto.
Ella wusste nicht, was sie von dem Mann halten sollte, der sie so wohlwollend betrachtete. Es war doch sehr distanzlos, ihr gleich das Du vorzuschlagen und so vertraulich mit ihr zu reden. Aber auf der anderen Seite wirkte Renzo so vertrauenserweckend und freundlich, dass sie ihm das nicht übel nehmen konnte.
„Bist du häufiger hier?“, fragte sie aus Verlegenheit.
„Nein, ich bin zum ersten Mal hier. Aber es ist ein sehr schönes Café, das du ausgesucht hast.“
Wieder sah Ella ihn verwirrt an. Er redete so, als hätte sie ihn in das Café bestellt. Stimmte etwas nicht mit dem Mann? Ein harmloser Irrer? Oder eine Masche, um sie kennenzulernen? Hoffentlich würde ihre Oma bald kommen und sie aus dieser komischen Situation befreien. Wo blieb Dorothea nur? Sie war schon fast eine Viertelstunde überfällig.
„Wie ich sehe, interessierst du dich für das Bauhaus“, fuhr Renzo fort, als Ella schwieg. „Ich bin auch ein großer Fan von Architektur und Design der damaligen Zeit. Ich war dieses Jahr schon in Weimar, in dem neu eröffneten Museum. Sehr interessant.“
„Da wollte ich auch hin“, sagte Ella. „Warst du auch in Dessau?“
Renzo nickte eifrig. Durch das gemeinsame Thema war das Eis schnell gebrochen. Sie unterhielten sich angeregt über das Bauhaus, über Kunst und Theater. Schnell stellten sie fest, dass sie viele gemeinsame Interessen hatten. Ella verschwendete keinen Gedanken mehr daran, ob ihre Zufallsbekanntschaft vielleicht ein Spinner war, und sie vergaß auch, dass sie eigentlich auf ihre Großmutter wartete.
„Wo du gerade das Deutsches Theater erwähnst“, sagte Ella. „Ich habe schon mehrmals versucht, für die hochgelobte Inszenierung des neuen Jelinek-Stückes Karten zu bekommen. Leider unmöglich. Hast du das Stück schon gesehen?“
„Bisher noch nicht. Ich habe nur viel darüber gelesen. An dem Stück und der Inszenierung scheiden sich die Geister. Die einen finden es skandalös, die anderen grandios.“
„Deshalb würde ich mir gern selbst ein Bild davon machen. Hoffentlich wird es nicht so bald vom Spielplan genommen“, sagte Ella.
„Ich könnte ja versuchen, für uns Karten zu bekommen. Ich kenne jemanden beim Theater“, schlug Renzo vor.
„Wenn du das hinkriegst, wäre das super“, freute sich Ella und strahlte ihn an.
„Du würdest dich also wieder mit mir treffen wollen, um ins Theater zu gehen?“
Erst durch die Frage merkte Ella, dass sie sich mit einem ihr völlig unbekannten Mann, der sie im Café angesprochen hatte, ohne Probleme erneut verabredet hätte. Aber warum auch nicht? Karsten hatte kein Interesse an Theaterbesuchen. Warum sollte sie also nicht mit Renzo gehen? Da war doch nichts dabei. Obwohl sie sicher war, dass Karsten das nicht gut finden würde.
Ella sagte zu – für den Fall, dass es ihm gelingen würde, an die heiß begehrten Karten zu kommen.
„Wenn ich die Tickets habe, bringe ich sie dir im Frenzels vorbei. Du hast ja die nächsten drei Tage frei, weil du zwei Wochenenden durchgearbeitet hast. Also komme ich in vier Tagen“, schlug Renzo vor.
Ella schluckte. Woher wusste Renzo, wo sie arbeitete und wann sie frei hatte? War er ein Hotelgast? Aber sie war sicher, dass Renzo ihr aufgefallen wäre. Einen so attraktiven Mann hätte sie bestimmt nicht vergessen.
„Bist du Hellseher?“, fragte sie mit unsicherem Lachen. „Was weißt du noch von mir?“
Renzo griff über den Tisch, nahm ihre Hand, drehte die Handinnenfläche nach außen und starrte theatralisch darauf.
„Du bist vierundzwanzig Jahre alt und lebst mit deiner Großmutter in einem Haus in Grünwald“, begann er mit geheimnisvoller Stimme zu sprechen. „Bei deiner Oma bist du auch aufgewachsen. Du arbeitest im Hotel Frenzels an der Rezeption, aber du hoffst, bald Hoteldirektorin zu werden. Du gehst gern ins Theater und interessierst dich für moderne Kunst, aber du bist auch sehr sportlich. Dein großer Traum ist es, einmal den Jakobsweg abzuwandern. Du hast …“
Ehe Renzo weitersprechen konnte, riss Ella ihre Hand aus der seinen.
„Was soll das?“, fuhr sie ihn wütend an. „Wer bist du, und was willst du von mir? Warum hast du mich ausspioniert?“
Renzo zuckte zusammen, und nun war es an ihm, Ella irritiert anzusehen.
„Ich … Ich verstehe nicht, warum du so wütend bist. Das steht doch alles in deinem Profil.“
„In meinem Profil? Wo hast du mein Profil gelesen?“
„Na, wo wohl? Bei Liebesglück natürlich.“
„Bei dem Datingportal? Aber da bin ich doch gar nicht!“
„Wie? Aber du hast doch vorgeschlagen, dass wir uns heute hier treffen … Und du bist da … Ich weiß jetzt gar nicht mehr, was los ist. Du hast mich nicht hierherbestellt?“, fragte Renzo erschrocken.
„Nein. Ganz bestimmt nicht.“
„Oh, Himmel! Dann entschuldige, bitte. Was musst du nur von mir gedacht haben, dass ich dich so überfalle.“
„Schon gut. War ja nicht so schlimm“, erwiderte Ella und lächelte. „Wir haben uns doch gut unterhalten. Aber wer hat uns das eingebrockt?“
„Es kann nur eine Freundin oder ein Freund von dir gewesen sein“, mutmaßte Renzo nach kurzem Nachdenken. „Ich bin schon seit einiger Zeit bei Liebesglück , und dein Profil hat mich sofort angesprochen, deshalb habe ich mich bei dir gemeldet – das dachte ich zumindest bis eben. Vielleicht hat dich eine Freundin heimlich angemeldet, weil sie dir etwas Gutes tun wollte?“
„Das kann ich mir nicht vorstellen. – Oder? Mir kommt da gerade so ein Gedanke … Es gibt nur eine Person, der ich eine solche Aktion zutraue.“
„Wem denn?“
„Meiner Oma! Jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Sie hat darauf bestanden, dass sie sich heute mit mir hier trifft, obwohl es mir eigentlich gar nicht passte. Und wer ist zu dem Treffen nicht erschienen? Meine Oma!“