Dr. Stefan Frank 2824 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2824 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Clara Küstner steht im Rampenlicht des Profifußballs - stark, ehrgeizig, diszipliniert. Doch ihr Körper sendet Warnsignale, die niemand wirklich ernst nimmt. Schmerzen begleiten sie durch jede Partie, und der Druck, Leistung zu bringen, wird immer belastender. Erst Hausarzt Dr. Frank erkennt, dass mehr hinter der geschwollenen Achillessehne steckt. Clara flieht auf eine abgelegene Alpaka-Farm - und findet dort mehr als nur Ruhe. Der wortkarge Ben, der die Farm führt, berührt etwas in ihr, das sie lange verdrängt hat. Zwischen Stallarbeit und unerwarteter Nähe beginnt Clara, sich selbst neu zu entdecken. Doch die erschütternde Diagnose einer seltenen Krankheit stellt alles auf den Kopf. Was, wenn der größte Umbruch auch eine neue Chance bedeutet?

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Seitenzahl: 127

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Zwischen Spielfeld und Schicksal

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Zwischen Spielfeld und Schicksal

Sportlerin Clara erholt sich auf einer Alpaka-Farm

Clara Küstner steht im Rampenlicht des Profifußballs – stark, ehrgeizig, diszipliniert. Doch ihr Körper sendet Warnsignale, die niemand wirklich ernst nimmt. Schmerzen begleiten sie durch jede Partie, und der Druck, Leistung zu bringen, wird immer belastender. Erst Hausarzt Dr. Frank erkennt, dass mehr hinter der geschwollenen Achillessehne steckt.

Clara flieht auf eine abgelegene Alpaka-Farm – und findet dort mehr als nur Ruhe. Der wortkarge Ben, der die Farm führt, berührt etwas in ihr, das sie lange verdrängt hat. Zwischen Stallarbeit und unerwarteter Nähe beginnt Clara, sich selbst neu zu entdecken.

Doch die erschütternde Diagnose einer seltenen Krankheit stellt alles auf den Kopf. Was, wenn der größte Umbruch auch eine neue Chance bedeutet?

Aufgeregt wartete Clara Küster an einem sonnigen Nachmittag auf die Maklerin. Clara hatte die geräumige Dachgeschosswohnung mit ausgebauter Terrasse bisher nur auf Fotos gesehen und hoffte, dass sie in echt genauso hübsch aussah wie auf der Website.

Was Clara bei ihrem morgendlichen Spaziergang bereits herausgefunden hatte, war, dass die Lage perfekt war. Der Münchner Vorort Grünwald, in dessen Herzen ihr zukünftiges Zuhause lag, würde der Achtundzwanzigjährigen Profifußballerin genug Ruhe und Anonymität bieten. Denn Clara war kein unbekanntes Gesicht. Gerade weil sie – oder besser gesagt ihre Leistung – konstant in den Medien stattfand, war es für die junge Frau wichtig, einen Wohnort zu finden, an dem sie sich wohl und sicher fühlte. Paparazzi vor der Haustür konnte sie nicht gebrauchen.

»Frau Küster!«, ertönte plötzlich eine hohe Stimme.

Clara drehte sich um und sah eine Frau in einem eleganten Kostüm und Pumps aus einem weißen Porsche aussteigen.

»Entschuldigen Sie bitte die Verspätung!«, bat die schlanke Dame. »Ich hatte noch einen VIP-Kunden, und der Verkehr in der Innenstadt war mal wieder ein Drama!«

Clara lächelte die Frau verständnisvoll an und reichte ihr die Hand. Die Maklerin legte ihre perfekt manikürte Hand in Claras und beugte sich zu ihr, um ihr zwei Küsschen zu geben. Süßes Parfüm hüllte Clara in eine betäubende Wolke.

»Willkommen in München!«, trällerte die Maklerin. »Jetzt, wo wir uns endlich kennenlernen, können wir uns doch duzen, oder?«

Clara nickte ihr freundlich zu.

»Carmen«, stellte sich die Maklerin mit ihrem Vornamen vor, hakte sich bei Clara unter und führte sie zu der Villa, in deren oberen Stockwerk Claras neues Zuhause war. »Ich habe gestern noch mal einen Rundgang gemacht, um sicherzustellen, dass alles zu deiner Zufriedenheit ist. Die Stagerin hat sich besonders viel Mühe gegeben, als sie erfahren hat, für wen sie da dekoriert.«

Clara lächelte schief. Es war der Fußballerin unangenehm, wenn eine große Sache aus ihrer Person gemacht wurde. Sie spielte zwar erfolgreich in der Nationalmannschaft und war oft im Fernsehen zu sehen, aber sie hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, erkannt zu werden. Sie bekam auch nicht gerne eine Extrabehandlung, nur weil Menschen glaubten, dass sie als Prominente besonders extravagant war oder sich wie eine Diva verhielt. Genau das Gegenteil war nämlich der Fall.

»Ich bin nicht so anspruchsvoll«, erklärte Clara bescheiden. »Ich brauche nur ein gutes Bett und ein paar bequeme Liegen auf der Terrasse.«

»Guter Schlaf ist wichtig«, stimmte die Maklerin zu. »Nach dem ganzen Training und den ständigen Spielen brauchst du bestimmt viel Erholung.«

Die Fußballerin lächelte. »Genauso ist es.«

»Wir haben darauf geachtet, alles so zu designen, dass es zu deinem besonderen Lifestyle passt.«

»Ich wusste gar nicht, dass ich einen besonderen Lifestyle habe«, lachte Clara.

Die Achtundzwanzigjährige konnte nicht verstehen, dass viele Menschen sie als Star sahen und sich dementsprechende Vorstellungen von ihr und ihrem Leben machten. Sie war eine Sportlerin, die hart trainierte, um einen guten Job zu machen – das war alles.

»Die meisten Leute denken, ich lebe im Luxus. Dabei brauche ich das gar nicht«, erzählte Clara.

»Sehr bescheiden«, lobte Carmen und schüttelte dann doch den Kopf. »Aber ich sage dir, ein bisschen Luxus darfst du dir schon gönnen, bei deinem Status!«

Unangenehm berührt verzog Clara ihr Gesicht, doch die Maklerin plapperte einfach weiter.

»Deine männlichen Kollegen bewohnen hier in München die prunkvollsten Hütten«, plauderte Carmen aus dem Nähkästchen. »Manche von ihnen haben sogar Zweit- oder Drittwohnungen.«

Clara schüttelte sich. Sie hasste es, in einen Topf mit Leuten gesteckt zu werden, mit denen sie nichts verband, außer ihr Beruf. Zwischen Männer- und Frauenfußball bestand hinter den Kulissen ein großer Unterschied. Während die männlichen Spieler sich oft wie abgehobene Filmstars verhielten, führten die weiblichen Fußballerinnen ein bodenständiges, einfacheres Leben. Das lag nicht zuletzt daran, dass die Frauen einfach schlechter verdienten als die Männer, obwohl sie genauso hart auf dem Platz arbeiteten wie ihre männlichen Kollegen und auch nicht weniger erfolgreich waren.

»Für mich ist das Verschwendung«, sagte Clara, als sie an die Fußballer mit ihren vielen Wohnungen dachte. »Es herrscht doch sowieso schon Wohnungsnot! Warum sollte ein Mensch mehr als eine Wohnung haben?«

»Luxus, meine Liebe, Luxus!«, antwortete Carmen, und Clara kam der Gedanke, dass ihre Maklerin ganz schön von dieser Form des Luxus profitierte. Je teurer die Menschen mieteten oder kauften, desto mehr verdiente eine Frau wie Carmen vermutlich.

Auf der anderen Straßenseite angekommen, zückte die Maklerin einen Schlüssel und öffnete die prunkvoll verzierte Haustür. Als die beiden das Treppenhaus betraten, war Clara beeindruckt. Ein schwarz-roter Teppich mit goldenem Rand zog sich über die Stufen nach oben, und zwischen weißem Stuck und den polierten Marmorwänden sorgten antike Kristalldeckenleuchter für eine royale Atmosphäre.

»Wow!«, staunte Clara. »Das ist ja wie in einem Palast hier.«

»Ich habe nur gute Objekte im Portfolio«, verkündete Carmen stolz und zeigte ihr den Weg nach oben.

Clara schaute ihrer Maklerin dabei zu, wie diese auf ihren dünnen Absätzen schnell und geschickt die vielen Treppenstufen hinaufbalancierte. Alles hier glänzte blitzblank und war so elegant – ob Clara sich hier wirklich zuhause fühlen konnte?

Als sie ganz oben angekommen waren, schaute die Sportlerin unsicher auf das goldene Klingelschild, auf dem bereits ihr Name stand, und seufzte leise. Nun war es zu spät. Sie hatte den Mietvertrag bereits vor Wochen unterschrieben, weil mit dem Vereinswechsel alles schnell gehen musste und sie keine Zeit gehabt hatte, sich den Münchner Wohnungsmarkt lange anzusehen. Hoffentlich hatte sie keinen Fehler mit ihrer überstürzten Entscheidung gemacht. Aber als Carmen die Tür öffnete und Clara eintreten ließ, stellte die Fußballerin erleichtert fest, dass sie Glück gehabt hatte.

»Und?«, fragte die Maklerin gespannt, nachdem sie Clara ein paar Augenblicke Zeit gegeben hatte, sich zu orientieren. »Gefällt es dir?«

»Es ist toll!«, freute sich Clara und ging durch die helle Wohnung, die mit modernen Holzmöbeln eingerichtet war. »Wahnsinn«, staunte Clara und ließ ihre Hand über die Anrichte in der Küche gleiten, die aus Beton war. »Es ist viel besser, als ich es mir vorgestellt habe.«

»Die Stagerin weiß, was sie tut«, sagte Carmen zufrieden. »Ich habe ihr von dem dänischen Naturhotel erzählt, das dir so gut gefallen hat. Davon hat sie sich inspirieren lassen.« Die Maklerin warf einen kurzen Blick auf ihre Unterlagen und führte Clara herum. »Die Küche ist sehr einfach gestaltet: klare Formen, kein unnötiger Schnickschnack. Es wurde viel mit Naturmaterialien gearbeitet. Die Anrichte in Betonoptik wurde mit Mikrozement gegossen – äußerst pflegeleicht und sehr nachhaltig, das war dir ja wichtig.«

Fasziniert stand Clara am großen Esstisch, der in der offenen Wohnküche stand.

»Ein Einzelstück. Monoblock Eiche«, erklärte Carmen weiter. »Die meisten Möbel sind in Bayern hergestellt, um die hiesigen Schreiner zu unterstützen und lange Transportwege zu vermeiden.«

Die ungleichmäßige Holzscheibe, die als Tischplatte diente, war genau das, was Clara liebte. Nicht zu sehr bearbeitet oder verkünstelt, sondern simpel und ursprünglich.

»Hier kannst du abends mit deinen Freunden die angesagtesten Dinnerpartys feiern«, schlug die Maklerin vor.

Dabei hatte Clara noch gar keine Freunde in München. Außer einer Kollegin, die sie aus der Nationalmannschaft kannte, war ihr die Frauenmannschaft des Münchner Fußballvereins nur aus der Presse und der Sportschau bekannt. Und Freunde außerhalb der Welt des Fußballs zu finden, war Clara leider immer schwergefallen.

»Ich kenne noch niemanden in der Stadt«, gab Clara zu und ging durch den schmalen Flur ins Schlafzimmer.

»Immerhin kennst du jetzt mich«, grinste Carmen und zwinkerte ihr zu. »Und ich kenne alle.«

»Gut zu wissen«, lachte Clara verlegen.

Das Letzte, was ihr einfallen würde, wäre, ihre Schickimicki-Maklerin zu sich nach Hause zum Abendessen einzuladen. Aber das behielt sie lieber für sich.

Auf dem Flur sah sie ihr Spiegelbild auf der beschlagenen Metallverkleidung, die den Gang wie das Innere eines alten Transportschiffs wirken ließ. Clara trug eine lockere Jeans, weiße Turnschuhe und ein hellblaues T-Shirt, das ihr ihre Mutter aus ihrem letzten Türkeiurlaub mitgebracht hatte. Hinter ihr tippelte die schicke Maklerin in Minischritten mit ihr ins Schlafzimmer.

»Das kühle Metall ist ein Bruch zu dem warmen Holz«, las Carmen aus ihren Unterlagen weiter vor. »So trennt der Flur den Wohnbereich thematisch vom Schlafzimmer ab.«

Clara öffnete die Schiebetür, die das Schlafzimmer vom Rest der Wohnung abtrennte und die sich beinahe lautlos auf Stahlschienen auf und zu machen ließ.

»Tiefgebürstetes Kiefernholz, im Stil einer Scheunentür. Das ist gerade der letzte Schrei!«

Clara gefiel die Funktionalität und die Einfachheit.

»Sag deiner Stagerin bitte ein ganz großes Dankeschön! Sie hat meinen Geschmack wirklich perfekt getroffen.«

Das massive Holzbett mit der hellgrauen Leinenbettwäsche lud Clara ebenso zum Entspannen ein wie der grob geknüpfte Juteteppich, der sich in der Mitte des Schlafzimmers befand. Clara schlüpfte aus ihren Turnschuhen, ging langsam über die kleinen, aber groben Knubbel und schloss dabei die Augen.

»Ist fast wie eine Massage«, sagte sie und ließ sich aufs Bett fallen. »Hier kann ich es gut aushalten.«

Carmen nickte zufrieden und kramte in ihrer Sakkotasche.

»Dann darf ich dir hiermit feierlich die Schlüssel übergeben«, sagte sie und reichte Clara den Schlüsselbund. »Ich hätte ja gerne Champagner mitgebracht zum Anstoßen, aber ich dachte, du trinkst bestimmt keinen Alkohol.«

Clara schüttelte den Kopf und rappelte sich wieder auf.

»Erst wieder, wenn wir die Meisterschaft geholt haben.«

»Das höre ich als Münchnerin natürlich gerne«, freute sich Carmen und ließ Clara nach ein paar Abschiedsworten in ihrem neuen Zuhause zurück.

Endlich allein!

Clara streifte sich die Socken von den Füßen und ging zur Fensterfront, die sich zur Dachterrasse hin öffnen ließ. Warme Sonnenstrahlen fielen auf ihr Gesicht, und Clara sah, dass die Inneneinrichterin tatsächlich an die Liegen gedacht hatte. Vorsichtig setzte sie sich auf die Polster und legte sich der Länge nach hin. Sie hörte die Vögel zwitschern, die sich von Baumkrone zu Baumkrone unterhielten, und seufzte erlöst. Der erste Tag in der neuen Stadt war ein voller Erfolg geworden! Hoffentlich, dachte Clara, würde es morgen bei der offiziellen Vorstellung auf dem Fußballplatz genauso gut laufen.

***

»Sind Sie schon aufgeregt?«, wollte Marie-Luise Flanitzer zwei Tage später von ihrer Kollegin wissen. »Ich habe mich heute extra schick gemacht.«

Martha Giesecke musterte ihre deutlich jüngere Kollegin verblüfft.

»Für wen denn schick gemacht? Kommt der Papst und ick weiß nichts davon?«, fragte Martha in ihrem unverwechselbaren Berliner Akzent.

»Der Papst nicht, aber ...«, Marie-Luise tippte auf Claras Namen, den sie vor einer Woche ungläubig in den Terminkalender geschrieben hatte.

»Clara Küster«, las Schwester Martha laut vor und runzelte die Stirn. »Wer soll das sein?«

»Also, Sie kennen ja wirklich niemanden, der Rang und Namen hat!«, regte sich Marie-Luise auf, die immer bestens über die Münchner Schickeria informiert war.

»Ick hab Besseres zu tun, als meine Nase den ganzen Tag in eins von deinen Klatschmagazinen zu stecken«, verteidigte sich Martha.

»Wenn Sie meine Klatschmagazine lesen würden, wüssten Sie wenigstens, mit wem wir es da heute zu tun haben!«

»Jetzt mach es doch nicht so spannend!«, forderte die neugierig gewordene Martha. »Wer ist denn die Gute? Eine Schauspielerin? Oder irgendeine von diesen sogenannten Influencerinnen?«

Marie-Luise seufzte genervt.

»Wie oft soll ich Ihnen noch erklären, dass Influencer ein richtiger Beruf ist?«

»Det kannst du mir jeden Tag aufs Neue erklären, ick werd's dir nie glauben!«

Gerade als Marie-Luise überlegte, ob sie erneut einen Versuch unternehmen sollte, Martha aufzuklären, oder sie doch in ihrer unverbesserlichen Sturheit ungestört zu lassen, ging die Praxistür mit einem Ringen auf.

»Frau Küster!«, japste Marie-Luise, zog sich ihren weißen Kittel glatt und trat hinter der Rezeption nach vorne. »Wie schön, Sie in unserer Praxis empfangen zu dürfen. Wir sind alle ganz große Fans von Ihnen!«

Martha Giesecke zog die Augenbrauen nach oben und versuchte, ihren Einspruch zu unterdrücken. Ganz offensichtlich war es ihrer Kollegin sehr wichtig, einen guten Eindruck zu machen, und so sehr sie es auch liebte, Marie-Luise aufzuziehen und hier und da ein wenig zu ärgern, erkannte sie doch, dass diese gerade einen wichtigen Moment erlebte.

»Ähm ..., danke, das freut mich«, entgegnete Clara verlegen und streckte der Praxisschwester die Hand entgegen.

Entzückt erwiderte Marie-Luise den Händedruck und schaute Martha dabei selig lächelnd an.

»Ich bin Clara«, sagte die Fußballerin und brachte Marie-Luise noch mehr zum Schwärmen.

»Marie-Luise«, tat die aufgeregte Praxisschwester es ihr nach, »und das hier ist Martha Giesecke, unsere gute Seele. Der Herr Doktor ist sicher auch gleich da. Martha ist aus Berlin, genau wie Sie«, erzählte Marie-Luise aufgeregt.

»Wie du«, korrigierte Clara sie. Sie hatte Marie-Luise sofort in ihr Herz geschlossen und wollte ihr ihre Nervosität gerne nehmen.

»Haben Sie das gehört? Ich duze mich mit Clara Küster!«, flüsterte Marie-Luise Martha ungläubig zu, die den ganzen Heckmeck immer noch nicht verstand.

»Ick muss gestehen, dass ick zwar aus Berlin komme, aber keine Ahnung habe, wer Sie sind«, bekannte Martha und erntete einen empörten Blick von ihrer Kollegin.

»Das ist völlig in Ordnung«, versicherte Clara und lächelte die rüstige Praxisschwester warm an. »Ich mag es, wenn Menschen mich nicht erkennen. Ich kann Ihnen versichern«, Clara beugte sich über die Rezeption und senkte ihre Stimme, »dass ich gar nicht so toll bin, wie alle denken.«

»Doch, das sind Sie!«, protestierte Marie-Luise. »Ähm, ich meine, das bist du! Clara hat die Frauen 2022 ins Finale der Europameisterschaft geschossen. Und das quasi im Alleingang!«

Anerkennend pfiff Martha durch die Zähne.

»Und ick dachte, Sie sind eine Influencerin.«

»Clara influenct auch«, ereiferte sich Marie-Luise. »Dabei beeinflusst sie die Jugend sehr positiv. Clara ist ein Vorbild für viele junge Mädchen, die sich durch sie ermutigt fühlen, eine Männerdomäne zu erobern.«

»Als Influencerin sehe ich mich eigentlich nicht, aber ich weiß, was du meinst. Wissen Sie, Martha, ich versuche, meinen Einfluss schon zu nutzen und das Bild zu beeinflussen, das die Gesellschaft leider immer noch vom Frauenfußball hat.«

»Ick finde das klasse«, sagte Martha anerkennend. »Warum soll eine Frau nicht genauso gut Fußball spielen können wie ein Mann? Da bin ick ganz bei Ihnen.«

»Natürlich können Frauen genauso gut Fußball spielen wie Männer«, mischte sich Dr. Frank, der gerade aus seinem Sprechzimmer kam, in die Unterhaltung ein. »Wenn man sich die Titel ansieht, sind die Frauen sogar noch ein bisschen besser als die Männer.«

»Unser Chef ist sehr gut informiert«, sagte Marie-Luise stolz und übergab dann an den Grünwalder Allgemeinmediziner. »Clara Küster ist Ihr elf Uhr Termin.«

»Ich habe mich schon gefreut, Sie kennenzulernen«, begrüßte der Arzt die Fußballerin und ging mit ihr zusammen in sein Büro. »Ich wette, meine beiden Praxisengel haben sich schon ausführlich bei Ihnen vorgestellt.«

»Ja«, lachte Clara.

»Ich hoffe, Marie-Luise ist nicht übers Ziel hinausgeschossen. Sie ist ein wirklich großer Fan von Ihnen.«