Dr. Stefan Frank 2829 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2829 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Cellistin Elisa Thalbach kämpft um ihren Lebenstraum - ein Vorspiel am renommierten Gärtnerplatztheater soll ihre Karriere endlich ins Rollen bringen. Doch auf dem Weg dorthin geschieht das Unfassbare: Ein unglücklicher Sturz an der Straßenbahnhaltestelle reißt sie brutal aus ihrem Leben. Nach einer Notoperation wacht sie auf und muss erkennen, dass ihr Unterschenkel nicht gerettet werden konnte. Der Schock sitzt tief. Alles, wofür sie jahrelang gekämpft hat, scheint verloren. Dr. Stefan Frank, ihr einfühlsamer Hausarzt, begleitet sie durch die dunkelste Zeit ihres Lebens. Mit Verständnis und Engagement versucht er, Elisa wieder Lebensmut zu geben. Unterstützung erhält sie auch von Alan Aldovic, einem humorvollen Mann, der trotz Arm-Amputation seine Zuversicht nicht verloren hat. Doch Elisas Weg zurück ins Leben ist steinig ...

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Seitenzahl: 125

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Schicksalsschlag Amputation

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Schicksalsschlag Amputation

Doch Elisa trotz allen Widerständen und kämpft sich zurück

Cellistin Elisa Thalbach kämpft um ihren Lebenstraum – ein Vorspiel am renommierten Gärtnerplatztheater soll ihre Karriere endlich ins Rollen bringen. Doch auf dem Weg dorthin geschieht das Unfassbare: Ein unglücklicher Sturz an der Straßenbahnhaltestelle reißt sie brutal aus ihrem Leben. Nach einer Notoperation wacht sie auf und muss erkennen, dass ihr Unterschenkel nicht gerettet werden konnte. Der Schock sitzt tief. Alles, wofür sie jahrelang gekämpft hat, scheint verloren. Dr. Stefan Frank, ihr einfühlsamer Hausarzt, begleitet sie durch die dunkelste Zeit ihres Lebens. Mit Verständnis und Engagement versucht er, Elisa wieder Lebensmut zu geben. Unterstützung erhält sie auch von Alan Aldovic, einem humorvollen Mann, der trotz Arm-Amputation seine Zuversicht nicht verloren hat. Doch Elisas Weg zurück ins Leben ist steinig...

»Vorsicht, junge Frau!«, rief Dr. Stefan Frank, konnte den Zusammenstoß aber nicht mehr verhindern.

Die Mappe fiel Elisa Thalbach aus der Hand. Notenblätter flatterten durch die Luft.

»Entschuldigung.« Verwirrt blickte sie auf. Es war ihr anzusehen, dass ihre Gedanken von sehr weit weg zurückkehrten. Einen Moment später leuchteten ihre Augen auf. »Doktor Frank! Ich habe Sie gar nicht gesehen.«

»Das habe ich gemerkt.« Lächelnd rieb er sich die Schulter.

»Oh, nein, Sie haben sich wehgetan. Das tut mir so leid.«

»Halb so wild«, winkte Stefan Frank ab und schmunzelte. »Zum Glück bin ich nicht aus Zucker. Aber Sie sollten sich lieber auf Ihre Umgebung konzentrieren. Ein Laternenpfahl ist nicht so nachgiebig wie ich.«

Er bückte sich und half seiner Patientin, die Notenblätter aufzusammeln.

»Sie haben ja recht«, seufzte Elisa. »Normalerweise bin ich auch nicht so schusselig.« Sie bedankte sich für die Unterlagen und legte sie zurück in die Mappe. »Aber heute Nachmittag habe ich mal wieder ein Vorspiel. Diesmal am Gärtnerplatztheater.«

Sie setzte große Hoffnungen in dieses Vorspiel, mehr als in jedes andere seit dem Abschluss ihres Musikstudiums.

Nach unzähligen ergebnislosen Versuchen bei allen erdenklichen Orchestern in Deutschland hatte sie diesmal ein richtig gutes Gefühl.

»Sie können sich gar nicht vorstellen, wie nervös ich bin«, verriet sie ihrem Hausarzt.

»Keine Sorge. Ein gewisses Maß an Nervosität kann Ihnen helfen, fokussierter und aufmerksamer zu sein.«

Elisa lachte auf. »Dann kann ich nur hoffen, dass das mit der Aufmerksamkeit später besser klappt als gerade eben.«

Stefan Frank lachte mit ihr. »Sie schaffen das«, sprach er ihr Mut zu. »Ich freue mich schon, Sie im Gärtnerplatztheater spielen zu hören.« Er nickte ihr zu. »Jetzt muss ich mich leider verabschieden. Meine Patienten warten nicht gerne auf mich.«

Erschrocken sah Elisa auf die Uhr.

»Oh nein, ich komme auch zu spät zur Arbeit.«

Sie winkte ihm zum Abschied und eilte davon. Ihr langes, blondes Haar flatterte im Frühlingswind.

Sekunden später hatte sie die Begegnung mit Dr. Frank schon wieder vergessen. Ihre Gedanken waren längst weitergeeilt. Hoffentlich drückte ihr Kollege Carlos ein Auge zu und verpfiff sie nicht beim Chef.

Die Haltestelle kam in Sicht, die Straßenbahn fuhr gerade ein. Die Bremsen quietschten. Elisa verfiel in Laufschritt. Auf keinen Fall durfte sie die Bahn verpassen! Dann wäre sie ihren Aushilfsjob schneller wieder los, als ihr lieb war. Dabei brauchte sie das Geld!

Elisa hatte ihr Ziel vor Augen und machte sich zum Sprung in die aufbruchbereite Straßenbahn bereit, als sie stolperte. Sie ruderte mit den Armen durch die Luft und hatte das Gefühl, in Zeitlupe zu Boden zu fallen. Ein scharfer Schmerz schoss durch ihren Körper. Scharfkantige Kieselsteine bohrten sich in ihre Hände. Ihr Herz trommelte in ihrer Brust.

»Alles in Ordnung?« Ein rothaariger Mann beugte sich über sie. Sein Blick aus grünen Augen war besorgt.

Elisa fasste sich an den Kopf. Ihr Haar roch nach Bratfett und Trockenshampoo – gestern Abend hatte sie die Schicht für eine Kollegin übernommen und heute Morgen so lange Cello geübt, dass nur noch Zeit für eine Katzenwäsche gewesen war.

Nach ihrer Ausbildung zur Event-Managerin hatte sich Elisa doch noch ihren Traum erfüllt und Cello an der Musikhochschule München studiert. Seit zwei Jahren durfte sie schon den Titel »staatlich geprüfte Cellistin« tragen, hatte aber immer noch kein Glück gehabt. In letzter Zeit war sie eher Bedienung in einem Schnellrestaurant denn Musikerin. Doch an die nach Fett stinkenden Haare würde sie sich nie gewöhnen. Hoffentlich merkte der nette, rothaarige Mann nichts davon.

Sie wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht und versuchte ein Lächeln.

»Ja, ich glaube schon.« Wie peinlich! Dabei hatte Dr. Frank sie doch noch gewarnt, vorsichtig zu sein.

Der Fuchs, wie Elisa den rothaarigen Mann bei sich nannte, sah kurz auf die Uhr. Dann reichte er ihr die Hand und wollte ihr hochhelfen. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihr Knies. Elisa sank zurück und schnappte nach Luft. Im Sonnenlicht glitzerten Schweißtropfen auf ihrer Stirn.

»Das sieht aber gar nicht gut aus.« Der Fuchs betrachtete sie besorgt, die Stirn in Falten gelegt. »Sind Sie sicher, dass es geht?«

»Ja, alles bestens.« Sein Mitleid war Elisa unangenehm. Sie spannte sämtliche Muskeln an und versuchte, sich aufzurichten, doch die Schmerzen in ihrem Bein waren stärker geworden. In ihren Ohren rauschte das Blut. Sie sank zurück auf den Asphalt.

»Mein Bein ...«, stöhnte Elisa auf. Ihr wurde schlecht. Das Zwitschern der Vögel in den Bäumen schrillte überlaut in ihren Ohren. Was war nur los mit ihr?

»Könnte sein, dass es gebrochen ist.« Der rothaarige Mann musterte Elisas Bein.

Beifälliges Murmeln ertönte. Eine Traube Menschen hatte sich um die beiden gebildet.

»Das darf nicht sein«, heulte Elisa auf. Ihr flehender Blick hing an dem Fuchs. »Ich muss zur Arbeit ... das Vorspiel heute Nachmittag ...«

»Sie müssen in eine Klinik«, unterbrach er sie entschieden. Er fischte sein Handy aus der Sakkotasche und telefonierte mit dem Notruf.

Elisa hatte keine Kraft zu widersprechen. Übelkeit stieg in ihr auf. Die Stimme des Mannes nahm sie wie durch einen Schleier wahr.

Er steckte das Handy wieder ein und sah auf die Uhr.

»Der Wagen ist in zehn Minuten hier.« Sein Schatten fiel auf ihren Körper. »Es tut mir leid, aber ich muss jetzt los.«

Wie in Trance nahm sie seine Worte auf, benommen von den Schmerzen. Ihre Lider flackerten. »Was?« Elisa hob den Kopf, überzeugt davon, sich verhört zu haben. »Warum?«

»Wenn ich mich jetzt nicht auf den Weg mache, verpasse ich meinen Flieger.«

Panik erfasste sie. Er wollte sie doch nicht ernsthaft hier allein liegen lassen?

»Bitte gehen Sie nicht«, flehte Elisa mit heiserer Stimme. Tränen liefen über ihr Gesicht. »Sie müssen bei mir bleiben.« Mit letzter Kraft versuchte sie ein letztes Mal, sich aufzurichten.

In diesem Moment ertönte ein Knall. Ein heftiges, schmerzhaftes Reißen unterhalb des Knies raubte Elisa den Atem. Es dauerte einen Moment, bis ihr bewusst wurde, dass sie schrie.

Dazwischen erklang eine andere Stimme. Eine, die sie kannte.

»Lassen Sie mich durch. Ich bin Arzt.«

Ein verschwommener Fleck schob sich in ihr Blickfeld. Dann wurde alles schwarz.

***

Ein Piepen und Tuten erfüllte die Luft, leise zunächst und weit entfernt, dann immer näher. Blinzelnd öffnete Elisa die Augen und starrte den verschwommenen, hellen Fleck an, der über ihr am Himmel schwebte.

Dann kamen die Schmerzen. Elisa schrie auf.

»Ganz ruhig«, raunte eine fremde Stimme. Ein unscharfes Gesicht verdeckte den hellen Fleck. »Gleich wird es besser.«

Ihre Hand wurde warm. Die Hitze kletterte hinauf in ihren Arm und weiter in den ganzen Körper. Kurz darauf schlief sie wieder ein, bis ein Summen und Rauschen sie erneut weckte.

Der Boden unter Elisa schwankte wie ein Schiff auf hoher See. Eingehüllt in eine weiche, warme Dunkelheit, ließ sie sich treiben. Der Schmerz war immer noch da, schien aber nicht mehr zu ihr zu gehören. Was für ein seltsames Gefühl!

Und was waren das für Stimmen? Waren sie real oder fantasierte sie? Eine Stimme war besonders laut. Wie ärgerlich! Elisa wollte sich die Ohren zuhalten, doch ihr Körper gehorchte ihr nicht. Etwas zerrte an ihrem Arm.

»Nicht«, murmelte sie. Sie wollte nicht gestört werden und einfach ihre Ruhe haben.

»Elli? Hörst du mich?«, fragte eine weibliche Stimme, die ihr irgendwie bekannt vorkam.

»Ich glaube, sie träumt«, antwortete ein Mann.

Wieder fühlte Elisa Hände auf ihren Schultern. Blinzelnd öffnete sie die Augen und starrte in die furchteinflößenden Fratzen, die sich über sie beugten. Grinsend kamen sie immer näher und drohten, sie zu ersticken. Elisa versuchte zu schreien, bekam aber keine Luft. Ein schriller Alarm zerriss die Luft. Hektik brach aus.

»Die Herzfrequenz sinkt.«

»Du musst atmen, Elli!« Die Stimme ihrer Mutter, kaum mehr als ein Flüstern.

Elisa schnappte nach Luft und röchelte.

»Was ist denn nur los mit ihr?«, stöhnte ihr Vater.

»Sie wacht langsam aus dem künstlichen Koma auf«, erklärte die Krankenschwester.

Ihre schwarzen Locken erinnerten Elisa an Schnecken aus Lakritz. Sie versuchte, die Aufschrift auf dem Namensschild zu entziffern. Die Schwester hieß Imani.

»Ein Glück!«, seufzte Elisas Mutter Jessica und betupfte die Augen mit einem zerknüllten Taschentuch. »Ich dachte schon, sie ...« Der Rest des Satzes hing unausgesprochen in der Luft.

»Keine Sorge«, beruhigte Schwester Imani die besorgten Eltern. »Ihre Tochter wird jetzt sehr müde sein. Aber das Schlimmste hat sie hinter sich.«

Langsam wurde Elisas Blick klarer. Sie erkannte ihre Mutter, die mit verweinten Augen am Bett saß. Jessica trug eine zerknitterte grüne Bluse zu ihrer Lieblingsjeans. Ihr langes, silberblondes Haar war zu einem unordentlichen Dutt geschlungen. Mama musste überstürzt von zu Hause aufgebrochen sein, denn unter normalen Umständen wäre sie niemals in ihrer Arbeitskleidung – sie betrieb eine eigene, kleine Töpferei – aus dem Haus gegangen.

Auf der anderen Seite des Bettes tauchte das Gesicht ihres Vaters auf.

»Hallo, mein Schatz.« Berts gütige Augen lagen in dunklen Höhlen. »Wie fühlst du dich?«

Elisas Blick flog hin und her.

»Bin ich im Krankenhaus?«, stellte sie eine Gegenfrage. Sicher war sie nicht, denn noch immer war alles irgendwie verschwommen.

»Ja«, erwiderte Bert heiser und tauschte einen schnellen Blick mit seiner Frau. »Kannst du dich an irgendetwas erinnern?«

Elisa dachte nach. Bilder tauchten aus der Dunkelheit auf. »Ich bin gestolpert und hingefallen.«

»Das stimmt«, erwiderte Bert.

»Jeden Tag stürzen Menschen und stehen einfach wieder auf«, schluchzte Jessica auf. »Nur du musst so ein Pech haben. Das ist so ungerecht. So schrecklich ungerecht.«

Bert legte den Arm um die zuckenden Schultern seiner Frau.

»Ich weiß, Liebes, ich weiß«, murmelte er.

Eine schemenhafte Erinnerung geisterte durch Elisas Kopf. Das Treffen mit Dr. Frank, der Sturz, der rothaarige Mann ... Er hatte sie im Stich gelassen. Aber das war noch nicht alles. Irgendetwas Wichtiges lauerte im Hintergrund. Der Herzmonitor piepte schneller.

»Mein Vorspiel«, keuchte sie. »Ich habe mein Vorspiel verpasst.« Wieder war eine Chance vertan!

»Mein armer Liebling.« Jessicas Tränen hatten einen nassen Fleck auf dem Hemd ihres Mannes hinterlassen.

Elisa versuchte zu verstehen. Warum weinte ihre Mutter? Warum sah ihr Vater so traurig aus?

Die kalte Luft der Klimaanlage streifte über ihre Haut. Sie fröstelte.

Schwester Imani beugte sich über ihre Patientin und schlang ihr etwas um den Oberarm. Ihre goldene Halskette baumelte vor Elisas Gesicht. Ihre Unterarme waren zart gebräunt, sie duftete nach Sonne und Vanille.

Ein Gerät piepte, die Manschette um den Oberarm wurde enger. Panik breitete sich in Elisa aus. Sie bekam keine Luft mehr. Nein, nicht schon wieder!

»Hilfe!«, schrie sie und schlug verzweifelt um sich. »Aufhören!«

»Keine Angst, das ist nur das Blutdruckmessgerät.« Schwester Imanis Stimme war sanft, aber bestimmt. »Es dauert gar nicht lange.«

Sie hielt ihr Versprechen. Wenig später nahm sie die Manschette ab und trocknete Elisas schweißnasse Stirn. Ihre Hand war angenehm kühl.

»Keine Sorge, Elli«, murmelte Bert. »Wir sind hier bei dir.«

Nach und nach beruhigte sich Elisas Puls.

»Was ist denn los? Warum seid ihr so traurig? Ich bin doch nur hingefallen.« Was konnte da schon passiert sein?

Wieder tauschten ihre Eltern diesen merkwürdigen Blick. Mit beiden Händen fuhr sich Bert übers Gesicht.

»Das war nicht nur ein einfacher Sturz ...« Jetzt weinte auch er.

Noch nie in ihrem ganzen Leben hatte Elisa ihren Vater weinen sehen. Aber ihre eigenen Schmerzen waren schlimmer.

»Mein Bein ...«, jammerte sie, »es tut so weh.« Vergeblich versuchte sie, die Zehen zu bewegen. »Was ist mit meinem Bein?«

Jessica schluckte. Sie wollte es hinter sich bringen und dann nach vorne schauen.

»Die Beinarterie und das umliegende Nervengewebe wurden bei deinem Sturz so schwer geschädigt, dass ... dass die Ärzte deinen Unterschenkel abnehmen mussten.«

Das Rauschen in Elisas Ohren wurde wieder lauter.

»Was?« Sie starrte ihre Eltern an.

»Doktor Waldner und sein Team haben getan, was sie konnten«, fuhr Bert mit rauer Stimme fort. »Du warst über zehn Stunden im Operationssaal.«

»Wir haben die ganze Zeit nebenan gewartet«, versicherte Jessica. »Und als sie dich dann endlich herausgebracht haben ... nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Damit hatten wir wirklich nicht gerechnet.«

Verwirrt sah Elli von einem zum anderen. Ihre Eltern redeten viel zu schnell und obendrein so einen Unsinn!

»Ich verstehe nicht«, stöhnte sie und wehrte sich mit aller Kraft gegen die Schatten, die sie schon wieder verschlucken wollten. »Womit habt ihr nicht gerechnet?«

Schwester Imani eilte dem überforderten Paar zu Hilfe.

»Die Chirurgen mussten schnell handeln«, sagte sie. »Sie haben alles getan, was in ihrer Macht stand. Leider war Ihr Bein nicht zu retten.« Sie deutete auf den unteren Teil der Bettdecke.

Ein heftiger Schmerz durchzuckte Elisas Körper. Trotzdem hob sie den Kopf. Auf einer Seite zeichneten sich die Konturen ihres Beines unter der Decke ab. Die andere Seite lag flach auf der Matratze. Nein! Das konnte nicht sein. Das war nur ein Albtraum, sie würde bestimmt gleich aufwachen.

Elisa schloss die Augen und öffnete sie wieder, doch es half alles nichts. Ihr Bein war und blieb verschwunden. Sie öffnete den Mund, um zu schreien. Doch kein Laut kam über ihre Lippen.

***

Bunte Linien fuhren in Wellen über die Monitore. Digitalzahlen leuchteten im Halbdunkel des Zimmers. Das Summen und Piepen war allgegenwärtig. Dazwischen schnaufte ein Beatmungsgerät. Hin und wieder zerriss ein Alarm die Luft. Dann eilten Schritte über den Flur und verstummten wieder.

Vor ein paar Stunden waren Elisas Eltern nach Hause gegangen. Stefan Frank, der regelmäßig nach seiner Patientin sah, hatte sie weggeschickt. Sie brauchten ihre Kraft für später, wenn ihre Tochter entlassen wurde.

In der Hoffnung, die Schmerzen wenigstens etwas erträglicher zu machen, drückte Elisa immer wieder auf die Schmerzmittelpumpe. Um eine Überdosis zu verhindern, war sie mit einem Timer gekoppelt. Trotzdem suchten ihre Finger immer wieder nach dem Knopf und drückten ihn so fest, dass die Knöchel weiß heraustraten.

Hin und wieder übermannte sie die Müdigkeit. Ein gnädiger Schlaf umhüllte sie. Doch viel zu schnell schreckte sie wieder hoch, und die Wirklichkeit schlug erneut wie eine Bombe ein. Ihr Bein war weg!

Im nächsten Augenblick war Elisa überzeugt davon, ihren rechten Fuß zu spüren und wollte mit den Zehen wackeln. Er fühlte sich wie eingeschlafen an. Die irritierten Nervenenden verteilten kleine Stromschläge, unter denen sich ihr ganzer Körper wand.