Dr. Stefan Frank 2830 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2830 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Eigentlich sollte es nur ein Routine-Hausbesuch werden. Ein Kreislaufproblem, hatte man ihm gesagt. Doch als Dr. Manuel Brenner vor Marie Senner steht, ist plötzlich nichts mehr Routine. Sie ist keine gewöhnliche Patientin. Sie ist Leben, Chaos, Wärme - alles in einem. Mit ihrem ungestümen Charme, den schlagfertigen Sprüchen und einer verletzlichen Offenheit bringt sie ihn binnen Minuten aus dem Gleichgewicht. Und kaum hat er sich einige Tage später wieder gefangen, kommt die Nachricht, die alles auf den Kopf stellt: Marie ist schwanger. Eigentlich war Manuel nur für eine Übergangszeit in Grünwald, beruflich fokussiert und entschlossen, keine Komplikationen einzugehen. Doch je öfter er Marie sieht, desto schwieriger wird es, seine Gefühle zu verdrängen. Jede Begegnung mit ihr bringt sein Herz zum Stolpern, jede zufällige Berührung lässt ihn hoffen, gegen jede Vernunft. Ist sie vergeben? Gibt es einen Mann, der auf sie wartet? Einen Vater für dieses Kind? Manuel weiß es nicht - und jeder professionelle Abstand, den er sich geschworen hatte zu wahren, beginnt immer mehr zu bröckeln ...

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Seitenzahl: 129

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Herzklopfen beim Hausbesuch

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Herzklopfen beim Hausbesuch

Als Dr. Brenner als Vertretungsarzt nach Grünwald kam

Eigentlich sollte es nur ein Routine-Hausbesuch werden. Ein Kreislaufproblem, hatte man ihm gesagt. Doch als Dr. Manuel Brenner vor Marie Senner steht, ist plötzlich nichts mehr Routine. Sie ist keine gewöhnliche Patientin. Sie ist Leben, Chaos, Wärme – alles in einem. Mit ihrem ungestümen Charme, den schlagfertigen Sprüchen und einer verletzlichen Offenheit bringt sie ihn binnen Minuten aus dem Gleichgewicht. Und kaum hat er sich wieder gefangen, kommt die Nachricht, die alles auf den Kopf stellt: Marie ist schwanger.

Eigentlich war Manuel nur für eine Übergangszeit in Grünwald, beruflich fokussiert und entschlossen, keine Komplikationen einzugehen. Doch je öfter er Marie sieht, desto schwieriger wird es, seine Gefühle zu verdrängen. Jede Begegnung mit ihr bringt sein Herz zum Stolpern, jede zufällige Berührung lässt ihn hoffen, gegen jede Vernunft. Ist sie vergeben? Gibt es einen Mann, der auf sie wartet? Einen Vater für dieses Kind? Manuel weiß es nicht – und jeder professionelle Abstand, den er sich geschworen hatte zu wahren, beginnt immer mehr zu bröckeln ...

Die Luft war zum Schneiden dick. Früher hatte Manuel nie ganz verstanden, was diese Redewendung bedeutete. Jetzt wusste er es nur zu gut.

In dem beengten Raum drängten sich zwölf medizinische Fachangestellte und vier Ärzte, und nicht nur die stickige Schwüle machte das Atmen schwer. Vor allem lag eine solche Spannung in der Luft, dass diese sich jeden Moment in einem Gewitter entladen könnte.

»Kannst du nachvollziehen, warum Andreas so ein Theater um die Teamsitzung macht?«, wandte sich eine junge Angestellte an ihre ältere Kollegin und beugte sich zu ihr hinüber.

Die Kollegin, Marianne, zuckte verdrießlich mit den schweren Schultern.

»Wir wissen doch alle, was los ist.«

Manuel erhielt einen leichten Stoß von der Seite. Als er neben sich schaute, traf er den verzagten Blick seines Kollegen. Dr. Hämisch war Kinderarzt. Seit Anfang des Jahres stand fest, dass er die Praxisgemeinschaft zugunsten des wohlverdienten Ruhestands verlassen würde. Die Eltern seiner Patienten hatten ihn angebettelt zu bleiben. Nicht nur, weil sich kein Nachfolger für ihn gefunden hatte, sondern weil die ärztliche Versorgung auf dem Land karg war. Da machte der Westerwald keine Ausnahme.

Manuel ahnte, dass Dr. Hämisch mehr wusste als er. Er selbst war gerade erst vor einem halben Jahr hinzugestoßen. Ursprünglich hatte er die Stelle seines Vorgängers übernommen. Dr. Gerhardus hatte einen Herzinfarkt erlitten. Nach monatelangem Ausfall hatte er entschieden, die Tätigkeit als Allgemeinmediziner nicht wieder aufzunehmen. Was für ihn tragisch gewesen war, hatte für Manuel Glück bedeutet. Denn so war seine Anstellung in der Praxis entfristet worden.

Doch von Anfang an hatte es Zweifel bezüglich seiner Arbeit gegeben. Nicht, weil er kein guter Arzt war. Manuel hatte seine Promotion mit Summa cum laude abgeschlossen. Vielmehr wurde immer wieder getuschelt, warum man einen jungen Arzt eingestellt hatte, obwohl es nicht gut um die Praxis stand. Er selbst hatte sich den Gerüchten entzogen und hatte sich lieber auf die Arbeit mit seinen Patienten konzentriert. Nichtsdestotrotz musste er sich eingestehen, dass sich die Stimmung in den Räumlichkeiten der Landpraxis zusehends verschlechtert hatte.

Ein hagerer Mann, dessen Kopf fast den Türrahmen berührte, trat in den Raum. Auf seiner Nase saß eine Brille, deren Gläser seine Augen verkleinerten. Dr. Hübner. Er war nicht nur Gründer der Praxis, sondern auch derjenige, von dessen Entscheidungen alles abhing.

»Wenn ich einmal um Ruhe bitten dürfte«, begann er, ohne den Blick dabei zu heben.

Er studierte den Boden zu seinen Füßen, als beobachtete er ein Insekt. Hinter ihm wehte eine Brise durch das weit geöffnete Fenster. Die Gardine schwang im Takt des Windes.

Manuel verlagerte das Gewicht auf das andere Bein. Da es zu wenig Sitzgelegenheiten gab, stand er mit Dr. Hämisch mit dem Rücken zur Wand. Beide hatten ihre Arme vor der Brust verschränkt. Beide in makellos weißer Hose und weißem Poloshirt. Sie hätten eine Karikatur des anderen sein können, wäre der Anlass nicht so ernst gewesen.

»Unglaublich, dass es so weit gekommen ist«, murmelte der Kinderarzt. Sein Oberlippenbart zitterte beim Sprechen.

Es wäre naiv gewesen, würde Manuel behaupten, er wüsste nicht, warum diese Teamsitzung einberufen worden war. Jeder, der sich in dem Raum eingefunden hatte, wusste es. Und doch war das Bevorstehende von solch erheblicher Tragweite, dass es noch immer unvorstellbar schien.

»Ist schon gut, Chef!«, rief Lukas aus der Runde der Schwestern Dr. Hübner zu. Mit seinen Dreadlocks war er der auffälligste im ganzen Team – und bei den Patienten ausgesprochen beliebt. Vor allem, weil er immer unkompliziert blieb.

»Nett von dir, Lukas«, erwiderte der Chefarzt, der nun endlich seinen Blick hob. Ein trauriges Lächeln lag auf seinem Gesicht. »Aber das, was ich heute zu sagen habe, kann mir niemand erleichtern, geschweige denn abnehmen.«

Sibylle, die stets an der Anmeldung saß, begann zu weinen. Ein leiser Schluchzer entrang sich ihrer Kehle, und sie hielt sich ein Taschentuch unter das rechte Auge.

Dr. Hämisch löste sich von der Wand und bahnte sich seinen Weg durch die Angestellten nach vorne zu seinem Kollegen und Vorgesetzten.

»Wir haben zusammengearbeitet, wir halten auch jetzt zusammen«, sagte er zu dem Chefarzt und klopfte ihm einmal auf die Schulter.

Sein Beistand schien dem Vorgesetzten Kraft zu spenden, denn schließlich straffte er seinen Oberkörper und verkündete: »Liebes Praxisteam, ich habe lange mit mir gehadert. Viele Gespräche sind geführt worden, vor allem mit meinen langjährigen Kollegen. Etliche Bilanzen wurden erstellt. Letztendlich bleibt uns keine andere Möglichkeit. Wir müssen die Praxis schließen.«

***

Die leichte Brise, die über den Viktualienmarkt im Herzen Münchens wehte, transportierte das Aroma süßer Früchte durch die Gänge. Marie blieb stehen, schloss ihre Augen und setzte ein Lächeln auf, als sie die Luft gierig einsog.

»Könntest du mich vorwarnen, wenn du so was machst«, beschwerte sich ihr Bruder Karl.

Karl war vierunddreißig und somit sechs Jahre älter als seine süße, aber auch chaotische Schwester.

Als sie ihre Augen wieder öffnete, sah sie, wie er sich verlegen nach allen Seiten umsah, aber ein neckisches Lächeln auf sein Gesicht getreten war.

»Du bist viel zu vernünftig«, entgegnete sie und hakte sich bei ihm unter.

Er nahm ihre Hand an seinem Arm und streichelte sie kurz.

»Einer muss schließlich vernünftig bleiben, damit Mama und Papa keinen Herzinfarkt erleiden. Kannst du dir vorstellen, wie sie toben würden, wenn ich plötzlich auch noch so werde wie du?«

»Um keine Ausrede verlegen«, neckte sie ihn und kuschelte sich enger an seinen Arm.

Marie Senner liebte ihren Bruder. Genauso, wie sie seinen Geruch liebte und seine Gewohnheit, stets rot zu werden, wenn er auch nur etwas Verbotenes dachte. Als schwuler Mann im konservativen Bayern hatte er es sich angewöhnt, angepasst zu leben und nicht aufzufallen. Daher waren sie so verschieden. Er war der Vernünftige, während sie zum Chaos neigte. Zumindest zeichnete sich eine Tendenz in diese Richtung ab.

»Lass uns lieber noch ein wenig über Laurin lästern. Du warst gerade dabei, mir zu erzählen, wie er verdorbene Muscheln gegessen hat.«

»Meine Güte, hatte ich vielleicht Mitleid mit ihm«, warf sie ein und schlug sich eine Hand vor den Mund.

Laurin war ihr Exfreund. Ein neunundzwanzigjähriger Mann, der schon seit der Pubertät gewusst hatte, wohin es ihn treiben würde. Nämlich hinaus in die Welt. Also war er losgezogen, fast mittellos, und hatte Marie mitgenommen. Ebenso mittellos. Was ihr anfangs noch Angst gemacht hatte, hatte sie mit der Zeit zu schätzen gewusst. Laurin hatte ihr gezeigt, dass es kein gefülltes Portemonnaie bedurfte, um ein interessantes Leben zu führen. Sie waren von einem Ort zum nächsten gezogen, hatten ihre Hilfe angeboten, bei Fremden übernachtet, auf Farmen und Plantagen gearbeitet und in Bars gejobbt. Kurzum: Sie waren über die Runden gekommen und hatten die Welt kennengelernt.

»Ich kann nicht glauben, dass jemand in Nepal eine Lebensmittelvergiftung überlebt«, wandte Karl ein und verzog das Gesicht.

»Ich hatte auch meine Bedenken«, gab sie zu. »Wusstest du, dass man in Nepal die Arztpraxen lediglich an einem Pappschild erkennen kann? Und zwar in den Hinterhöfen. Umso erstaunter war ich, wie gut die Medizin wirkte, als Laurin behandelt wurde.«

»Um ehrlich zu sein, bin ich trotzdem nicht scharf darauf, diese Erfahrung zu machen«, gab Karl zu bedenken.

Sie spazierten an einem Käsestand vorbei. Das fruchtige Aroma wurde von etwas Würzigem abgelöst.

»Meinst du, wir sollten Mama und Papa ein paar kulinarische Kleinigkeiten mitbringen?«

Marie verzog den Mund. »Um sie zu besänftigen, dass ihre gescheiterte Tochter wieder bei ihnen eingezogen ist? Ich glaube nicht, dass das hilft.«

Karl blieb stehen und drehte sich so, dass er direkt vor ihr stand.

»Du bist nicht gescheitert. Das darfst du nicht sagen. Du bist rumgekommen. Du hast die Welt gesehen.«

»Ich habe meine besten Jahre an einen Mann verschwendet, der sein Leben in Sandalen verbringt«, wandte sie ein.

Karl kicherte, hielt sich dann aber erschrocken die Hand vor den Mund.

»Entschuldige! Zugegeben, Laurin war nicht die beste Entscheidung in Sachen Liebe. Aber sieh es mal so: Immerhin hast du über den Tellerrand schauen können. Wärst du ihm nicht gefolgt, säßest du jetzt in irgendeinem Klassenzimmer, um dich von Viertklässlern ärgern zu lassen, die ihre Flatulenzen nicht unter Kontrolle haben.«

Marie lächelte. »Überzeugt«, sagte sie und schmiegte sich an ihren Bruder. »Ich bin so froh, wieder hier zu sein.«

»Und ich erst«, erwiderte er.

Gemeinsam setzten sie sich wieder in Bewegung, bis sie an einem Obst- und Gemüsestand hielten. Äpfel lagen neben Papayas, Ananas neben Bananen. Ein verführerischer Anblick bot sich dem Geschwisterpaar. Während Karl dem Marktarbeiter seine Wünsche äußerte, dachte Marie über ihr neues Leben nach: Gereist war sie. Sie hatte viel von der Welt gesehen und unzählige Menschen kennengelernt. Bräuchen beiwohnen dürfen, und Geschichten lauschen. Aber irgendwann war ihr Hunger nach der Welt gesättigt gewesen. Alles in ihr hatte sich danach verzehrt, sesshaft zu werden. Dabei hatte sie erkannt, dass sie Laurin niemals dazu bewegen konnte, sich mit ihr ein Heim einzurichten. Also hatte sie sich getrennt. Und hier stand sie nun. Ohne Ausbildung, ohne Geld, aber dafür mit einer Unterkunft in ihrem alten Kinderzimmer bei ihren Eltern.

»Na komm, meine kleine gescheiterte Weltenbummlerin. Es wird Zeit, dass wir deine Rückkehr gebührend feiern.«

Karl legte einen Arm um ihre Schultern. Eine durchsichtige Plastiktüte baumelte in seiner freien Hand.

Was auch immer Marie mit Laurin verloren hatte, mit Karl hatte sie das Glück, endlich zu Hause zu sein, wiedergefunden.

***

Alexandra Schubert atmete tief durch.

»Ist das herrlich hier. Kannst du dir vorstellen, dass die Leute von hier extra nach Bayern fahren, um dort Urlaub zu machen? Dabei haben sie das Paradies direkt vor sich.«

Stefan Frank beobachtete seine Freundin, wie sie ins Schwärmen geriet. Seit drei Tagen hielt ihre Begeisterung für den Westerwald bereits an. Obwohl die Westerwälder Seenplatte die Berge vermissen ließ, musste er doch zugeben, dass die Natur wunderschön war. Tiefe Wälder und weite Wiesen wechselten sich ab mit urigen Städtchen und sogar einer herrlichen Klosteranlage.

»Du siehst so süß aus, wenn du glücklich bist«, erwiderte er.

Alexa stemmte die Hände in die Seiten.

»So so«, erwiderte sie. »Dann musst du aber kurz vorm Zuckerschock stehen, du alter Charmeur.«

Lachend nahmen sie sich in die Arme. Stefan betätigte die Zentralverriegelung seines Wagens, sodass ein Klicken verriet, dass das Fahrzeug nun geschlossen war. Gemeinsam überquerten sie den Parkplatz. Die Sonne brannte vom Himmel, als wäre noch immer August. Dabei bewegte sich das Jahr auf das letzte Quartal zu.

»Und wie heißt dein Bekannter noch mal?«, wollte Alexa wissen.

»Manuel«, antwortete Stefan. »Oder besser gesagt Doktor Manuel Brenner. Er hat seine Famulatur bei mir absolviert. Damals war mir schon klar, dass er ein toller Arzt abgeben wird. Mittlerweile ist er in einer Gemeinschaftspraxis untergekommen.«

Dr. Frank dachte gern an seine Zeit mit Manuel zurück. Der junge Mann war stets aufgeschlossen gewesen. Er hatte nicht nur sämtliche Patientinnen verzückt, sondern auch seine medizinischen Fachangestellten immer wieder zum Lachen gebracht. Hoffentlich hatte er sein sonniges Gemüt beibehalten.

»Stefan?« Eine männliche Stimme rief von der anderen Seite der Straße.

Sofort erkannte der Arzt aus Grünwald seinen alten Bekannten wieder.

»Mensch, Manuel, bist du überhaupt nicht älter geworden?« Er sah sich nach links und rechts um, bevor er mit Alexa an der Hand die Straße überquerte.

»Wozu älter werden, wenn du für uns beide alterst?«, scherzte Manuel, reichte ihm die Hand und zog seinen Mentor in eine herzliche Umarmung.

Stefan wurde sofort bewusst, dass sich Manuel nicht verändert hatte. Erleichtert klopfte er dem jungen Mann auf die Schulter und betrachtete ihn.

»So frech und trotzdem ein Doktor.«

»Vielleicht lass ich euch beide lieber allein, damit ihr euch noch ein wenig veralbern könnt«, meinte Alexa nun kopfschüttelnd, musste aber wegen des männlichen Gehabes grinsen.

»Dann bist du also die Frau, die unseren Stefan so glücklich macht.«

Das Haus am See war ein Café-Restaurant, das vor allem den anliegenden Campern und Touristen günstige Speisen bot. Das Ambiente war hell und sauber und bot einen herrlichen Ausblick über den Dreifelder Weiher.

Das Trio hatte es sich auf der Terrasse gemütlich gemacht. Vereinzelte Sonnenschirme spendeten Schatten.

»Also, jetzt erzähl mal, wie es dir in der Praxis gefällt, von der du mir neulich erzählt hast«, forderte Stefan seinen Bekannten auf, nachdem sie bestellt hatten.

Plötzlich wurde Manuels Gesicht ernst.

»Leider so gut, dass es mir schwerfallen wird, mich von ihr zu verabschieden.«

Stefan hielt inne und spürte einen Seitenblick von Alexa auf seinem Gesicht.

»Was ist passiert?«

Daraufhin erzählte der junge Allgemeinmediziner, dass sein Chef beschlossen hatte, die Praxis zu schließen. Zwei Ärzte würden noch in diesem Jahr in den Ruhestand gehen. Und Dr. Hübner gehörte ebenfalls nicht mehr zu den Jüngsten. Die einzige Möglichkeit, die Praxis zu erhalten, wäre, wenn Manuel und seine Kollegin sie übernähmen.

»Aber da Franziska nach Berlin abwandert, bin ich nun der Einzige, der vom Ärzteteam übriggeblieben ist. Und eine Praxis in dieser Größenordnung kann ich mir beim besten Willen nicht leisten.«

Stefan hatte aufmerksam zugehört. Sein Kinn hatte er auf seine Hand abgestützt, wie er es oft tat, wenn seine Patienten ihm ihr Leid klagten.

»Und weißt du schon, wie es jetzt weitergeht?«

Manuel seufzte. In diesem Moment erschien eine junge Servicekraft an ihrem Tisch und brachte die Bestellung: drei Gläser Wasser.

»Ich habe keine Ahnung, um ehrlich zu sein«, antwortete Manuel. »Ich habe schon überlegt, es Franziska gleichzutun und mein Glück in Berlin zu versuchen. Aber ich weiß nicht, ob mich die Großstadt auf Dauer glücklich machen würde. Ich bin ein Junge vom Land«, gab er lächelnd zu. »Ich brauche die Natur um mich herum.«

Da kam Stefan eine Idee. »Und wenn du es erst mal mit einer Übergangslösung versuchst?«, schlug er vor.

»Wie soll diese Übergangslösung denn aussehen?« Manuel lehnte sich nach vorne und trank einen Schluck, ohne seinen alten Mentor aus den Augen zu lassen.

»Na, ist doch klar. Du kommst einfach nach Grünwald und unterstützt mich in meiner Praxis.«

***

Aus dem Ofen stieg Dampf auf, der die gesamte Küche erfüllte.

»Machst du mal das Fenster auf?«, rief Sabine Senner ihrer Tochter zu, während sie den Spießbraten aus dem Ofen hob.

Marie eilte zum Fenster und öffnete es, während sie mit der anderen Hand schon dabei war, den Dampf aus der Küche zu wedeln.

»Schon wieder Braten, Mama? Hast du nicht zugehört, als ich euch erzählt habe, wie ungesund es ist, täglich Fleisch zu essen?«

Sabine verließ die Küche, um ins angrenzende Esszimmer zu gehen, wo sie die Auflaufform mit dem Braten auf einer feuerfesten Unterlage absetzte. Ihr Mann Gerd saß bereits am Tisch und legte die Zeitung beiseite.