Ein Badener in Afghanistan - Sonja Seibel - E-Book

Ein Badener in Afghanistan E-Book

Sonja Seibel

4,6

Beschreibung

Das "Fernweh" war größer als das "Heimweh", so schildert Rudolf Schreiner seine Motivation, eine Reise in ein unbekanntes Land zu unternehmen und die ganze Familie zurückzulassen. Das Taschenbuch handelt von vielen Erlebnissen und Eindrücken diverser Reisen und Aufenthalte in fremden Ländern von unserem Vater Rudolf Schreiner. Mit einigen Unterbrechungen war er ab 1958 über 12 Jahre vorwiegend in Afghanistan tätig. Es sind Auszüge aus seinem Tagebuch sowie Reise- und Arbeitsberichte, teilweise sehr abenteuerreich aber auch mit einigen humorvollen Anmerkungen... "Den ganzen Abend habe ich mich mit Tee richtig betrunken!" Sämtliche Berichte, Gegebenheiten, Bilder und Geschichten stammen aus den 50er- und 60er-Jahren und wurden unzensiert weitergegeben.

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Seitenzahl: 378

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Zur Person Rudolf Schreiner:

1923 in Kappelrodeck geboren und aufgewachsen, erlernte er den Beruf des Kfz-Mechanikers. Er konnte sich dann beim Militär zum Flugzeugmechaniker, aufgrund des Kriegseinsatzes bei der Luftwaffe ab 1941 weiterbilden. Die ersten ungewollten Auslandsaufenthalte führten ihn nach Polen und Russland.

Nach dem Krieg konnte er dann seine Kfz-Kenntnisse in einigen im Aufbau befindlichen Firmen miteinbringen und hatte dadurch für die dortigen Umstände ein sehr gutes Einkommen.

Im schönen Renchtal lernte er seine Frau Gisela (geb. Schlager) kennen, mit ihr bekam er drei Kinder (Jutta geb. 1950, Sonja geb. 1955 und Otmar geb. 1965).

Ein befreundeter Arbeitskollege hatte gute Kontakte zu dem bekannten Bauunternehmen Hochtief, das zu dieser Zeit weltweite Straßenbau-Aufträge abwickelte. Über diese Informationsschiene wurde dann unser Vater auf ein Großprojekt in Afghanistan aufmerksam. Hier war die komplette Verkehrsinfrastruktur rund um Kabul in Planung.

Der Drang nach Neuem und Unbekannten war so groß, das er sich 1954 beim Deutschen Konsulat und beim afghanischen Arbeitsministerium bewarb und es erst nach 1 ½ Jahren zum Vertrag kam. Die Reise konnte beginnen, allerdings ohne Frau und Familie, weil die Gefahren in einem muslimischen Land zu dieser Zeit sehr hoch waren.

Die handschriftlichen Aufzeichnungen meines Vaters inspirierten mich - Sonja Seibel geb. Schreiner - nachdem ich sie gut lesbar abgeschrieben habe, als Taschenbuch für alle zugänglich zu veröffentlichen. Leider waren nicht mehr alle Unterlagen komplett auffindbar, daher gibt es ungewollte Lücken, die aber keinesfalls die Faszination der Geschichten für uns schmälern.

Sämtliche Berichte, Gegebenheiten, Bilder und Geschichten stammen aus den 50er- und 60er-Jahren und wurden unzensiert weitergegeben. Alle Aussagen, Weltanschauungen und Darstellungen spiegeln die persönlichen Meinungen unseres Vaters zu den dortigen wirtschafts-und weltpolitischen Verhältnisse wider.

Alle Bilder sind Privataufnahmen (außer Postkarten-Aufnahmen) und über 50 Jahre alt und mussten eingescannt werden. Daher ist die Qualität mit dem heutigen Standard nicht zu vergleichen.

Manchmal sind Zufälle oder besondere Ereignisse notwendig, um bestimmte Erinnerungen und Erzählungen wieder ins Bewusstsein zu rufen!

Inhaltsverzeichnis

Zur Person Rudolf Schreiner

Vorwort

Reise- und Arbeitsberichte sowie Auszüge aus dem Tagebuch 1958-1969 von Rudolf Schreiner

Schlusswort (im März 1982)

Namensgebung

Vorwort

Als Bürger vom schönen Renchtal möchte ich hiermit meinen Mitbürgern einige Erlebnisse und Eindrücke meiner Reisen und Aufenthalte in fremden Ländern darbringen.

Viele Menschen reisen nach allen Teilen der Erde, doch jeder unter anderen Bedingungen. Einige meiner Reisen und Aufenthalte in fremde Länder standen im Zeichen gegenseitiger menschlicher Hilfe, verbunden mit etwas Abenteuerlust.

Schon als Schuljunge hatte ich den Wunsch hinaus in die weite Welt zu wandern und ganz besonders lockte mich Indien und die großen Gebirge in Asien.

Im Jahr 1954 schrieb ich auf eine Annonce einer Zeitung betreffs Arbeitsvertrag im asiatischen Ausland. Nach Ablauf eines Jahres glaubte ich meine Anfrage wäre vergessen, doch nein, ich wusste ja noch nicht von der Mentalität asiatischer Völker und ihrer Zeitrechnung, denn nach weiteren 6 Monaten also 1 ½ Jahre nach meinem Schreiben bekam ich die Mitteilung, dass man mit meiner Person einverstanden ist.

Nun begann ein reger Schriftwechsel von mir und dem Vermittler über Vertrag und Reisespesen und vieles mehr, wobei wiederum eine Zeit von 20 Monaten verstrich.

Doch dann war es soweit, im November 1957 schickte man mir den Vertrag von zuständiger Stelle beglaubigt und Reisegeld für einen Flug oder Seereise je nach Wunsch.

Das war der eigentliche Anfang von meinem Aufenthalt in Asien, der noch recht lange dauern sollte.

Reise- und Arbeitsberichte sowie Auszüge aus dem Tagebuch 1958-1969 von Rudolf Schreiner

Nach den üblichen Reisevorbereitungen, Visa etc. Papiere, Formulare usw. flog ich dann am 5. Januar 1958 mit der Air France von Frankfurt ab. Die Maschine eine „Super Constellation“ imponierte mir ganz besonders, ich freute mich richtig wieder einmal in so einer Luftschaukel sitzen zu können und stellte Vergleiche an mit unseren deutschen Flugzeugen ähnlicher Bauart. Als ehemaliger Angehöriger der deutschen Luftwaffe im zweiten Weltkrieg war mir das Fliegen nichts Neues, jedoch war natürlich eine Reisemaschine mit einer Kriegsmaschine nicht in allen Dingen vergleichbar.

Der Start in Frankfurt war abends um 10.00 Uhr und bald sah man das Lichtermeer dieser Großstadt verschwinden. Nach einer halben Stunde sah man schon die Lichter von München und dann ging es über die Alpen.

Noch einmal ertönte die Stimme aus dem Lautsprecher wir überfliegen Zagreb und nach einer weiteren Stunde setzte die Maschine zur ersten Landung in Istanbul an.

Eines hat mich allerdings etwas gewundert, der Klassenunterschied, den es auch in der Luft gibt. In der sogenannten First-Class hat man außer der größeren Sitzfläche noch andere Vorteile, z.B. 30 kg Freigepäck und Zigaretten an Bord. Nur wenn der Kasten plötzlich nicht mehr fliegen will oder die Landung nicht klappt, dann ist die ganze Gesellschaft völlig klassenlos und mit demselben Sarg zufrieden. Ich will hiermit niemanden eine Flugreise verbittern, denn ich selbst fliege recht gern und oft und habe einige hunderttausend Flugkilometer hinter mir, aber die Wirklichkeit ist hart und das Leben der Piloten nicht beneidenswert!

Super-G-Constellation – Das schnittige Langstreckenflugzeug der Deutschen Lufthansa, Reisegeschwindigkeit 530 km/h, 64 bis 65 Passagiere, 10 Mann Besatzung. Mit dieser Maschine bin ich etliche Male von Deutschland nach Kabul und zurück geflogen. Dies war jedes Mal ein tolles Erlebnis.

Nach der Landung in Istanbul mussten alle Passagiere aussteigen bis die Maschine wieder zum Weiterflug startbereit war.

Während dieser Zeit wurden alle Leute in einen großen Warteraum geführt, der einer Hotelhalle glich. Es brannten nur einige der vielen Lampen, denn es war schon nach Mitternacht, alle Verkaufsstände waren geschlossen, weder Ansichtskarten, Briefmarken oder sonstiges waren zu bekommen.

Ich hatte meinen Wintermantel über einen Stuhl gelegt und ging zur Toilette. Als ich nach einigen Minuten zurück kam war mein Mantel weg, was mir natürlich peinlich war. Ich fragte einige Mitreisenden betreffs dieser Sache, doch bald hatte es sich geklärt, der Stuart der Maschinenbesatzung hatte den Mantel an sich genommen und mir höflichst erklärt, dass Istanbul nicht mehr Europa ist und man nirgends etwas liegen lassen darf. Das war mein erster Eindruck von Asien, ich sollte später noch recht oft an diese Worte denken.

Um drei Uhr nachts Ortszeit startete die Maschine von Istanbul. Wir flogen dem jungen Tag und der Sonne Richtung Osten entgegen. Bald begann die Dämmerung in einer Flughöhe von achttausend Meter, man sah die gelbweise Sonne emporsteigen. Unter uns war die Erde noch kaum zu erkennen, es war ein überwältigender Sonnenaufgang. Bei grellem Morgenlicht und ganz klarem Himmel konnte ich zur linken Seite das große Elburs-Gebirge und weit dahinter das Kaspische Meer sehen. Die Zeit wurde nie langweilig, es ist in solchen großen Reiseflugzeugen an alles gedacht. Lektüren in verschiedenen Sprachen sind vorhanden. Leselampen mit verstellbarer Lichtstrahlung, ebenso Frischluftstrahldüsen einstellbar nach Wunsch. Die Sitze lassen sich durch einen kleinen Knopfdruck in Liegesitze verwandeln, falls diesen Mechanismus ein Passagier nicht kennt, drückt er einen Klingelknopf und schon erscheint jemand vom Bordpersonal, der dann alles auf Wunsch recht freundlich bewerkstelligt. Um 6.00 Uhr früh wurde das Frühstück gereicht, dem ich mich mit besonderer Aufmerksamkeit widmete, danach konnte ich sogar einen Morgenspaziergang durch den fast vierzig Meter langen Rumpf zur Toilette, die sich im hinteren Teil des Flugzeuges befindet, unternehmen. Der Flug war bis jetzt ruhig und für alle Passagiere sehr verträglich.

Über Lautsprecher und Warnlicht wurden die Passagiere auf die kommende Landung aufmerksam gemacht, das bedeutet Rauchen einstellen, mit den an jedem Sitzplatz befindlichen Anschnallgurt sich festschnallen, damit bei eventuell starkem Landestoß keiner der Passagiere verletzt wird. In wenigen Minuten waren wir gelandet und die Maschine rollte vor das Flughafengebäude in Teheran.

Der Flugplatz in Teheran hat internationales Format und nicht vergleichbar mit dem technischen Stand des Landes Iran. Es gibt in den Warteräumen des Flughafengebäudes alles zu kaufen, vom Andenken über die Opiumpfeife bis zu den schwarzhaarigen Damen, die vor dem Gebäude auf einen zahlungskräftigen Mann warten.

Leider war der Aufenthalt für Transitreisende zu kurz, um all diese Verlockungen zu genießen, denn schon nach 1 Stunde startete unser Flugzeug wieder, um nach Karatschi, der damaligen Hauptstadt von Pakistan zu gelangen. Schon bald nach dem Start sah man auf der Erde in langen Reihen gleichmäßige Löcher, die genau wie Bombentrichter aussahen. Nach befragen eines Mitreisenden wurde ich aufgeklärt über diese Sache. Trotzdem war ich aber nach wie vor verwundert! Die Löcher sind bis zu 30 m tief, rund 1 m im Durchmesser und dienten lediglich dazu, dass Ausschachtmaterial des unterirdischen Wasserkanals ins Freie zu schaffen. Hunderte von Kilometer gibt es in Persien diese unterirdischen Wasserläufe, die ausschließlich zur Bewässerung dienen.

Hiernach gab es 2 Stunden auf der Erde nichts mehr zu sehen, denn nun überflogen wir die zwei Wüsten Kawi und Lut, aber bald danach wurde man mit einem herrlichen Panorama belohnt. Linksseitig das Maran Gebirge und rechterseits der Golf von Oman und die weite blaue See.

Gar zu schnell war der Flug von Teheran nach Karachi zu Ende. So landeten wir dann nach 4 Stunden Flug in Karatschi. Nun hieß es umsteigen, denn mein Ziel lag im Norden und die Maschine der Air France flog weiter nach Tokio, wohin ich auch ganz gerne wollte.

Nach Erledigung der Zollformalitäten wurde ich mit einem weiteren Passagier ins Hotel Metropol zur Übernachtung gefahren. Dieses Hotel ist ein 5-stöckiger großer U-Bau mit einem palmenbepflanzten Innenhof, der mit vielen anderen tropischen Pflanzen bewachsen ist und wie ein zoologischer Garten anmutet. Es gibt alles in diesem Hotel, Zimmer mit Bad, Ventilator oder Temperaturausgleich. Wir hatten nur Stunden zuvor in Istanbul noch 5 Grad Kälte, in Karatschi waren es auch in der Nacht noch 20 Grad Wärme. Ferner einen Aufzug, wenn er auch nicht immer geht, und „Bakschischheischende“ Diener. Bakschisch heißt zu Deutsch „etwas Geschenktes“ und dieser Begriff ist in orientalisch-asiatischen Ländern genau so weit verbreitet wie „Kamerad“ in Europa. Nach einem überdimensionierten Abendessen mit vielen undefinierbaren Gerichten machte ich mit meinem Reisebegleiter (er war Schweizer) einen Bummel durch die Stadt, wobei mich manches sehr beeindruckte.

Am anderen Morgen wurden wir recht früh geweckt, es war eine richtige Hetze. Das Auto brachte uns zum Flugplatz, es sind rund 15 km Weg. Nun war der Eindruck vom Stadtbild ein ganz anderer als bei Nacht, man konnte diese Fahrzeuge, die sich Straßenbahnen nennen, nun auch sehen, nicht nur hören! Fahrtechnisch wohl einmalig und in Deutschland schon längst schrottreif. Auch sah ich Fahrzeuge, die mit Kamelen oder Elefanten gezogen wurden, hinzu die vielen Rikschas, das sind dreirädrige Fahrräder, worin sich hinten eine Sitzbank mit Sonnendach befindet und das Vorderteil einem Fahrrad gleicht. Wenn zwei Erwachsene hinten sitzen, dann hat der Fahrer aus Leibeskräften zu treten, um das Ding fortzubewegen und man staut mit welcher Ausdauer das die Leute machen. Rikschahfahrer ist ein Beruf, denn es ist nicht nur für die Touristen, sondern auch für Einheimische das altbewährte Fortbewegungsmittel. Die ganze Fahrt erfolgt in einem undisziplinierten Verkehrsgewühl aller nur denkbaren Fahrzeuge. Natürlich geschieht dies alles nicht lautlos, sondern mit viel kling kling und Geschrei. Nur so kann man sich den Weg bahnen. Auf dem Flughafen angekommen, begann man sofort wieder mit der Zollabfertigung, das macht den Pakistanis scheinbar ganz besondere Freude, denn nirgends hatte ich bis jetzt eine solche Anzahl von Zetteln ausfüllen müssen.

Nach Erledigung von Zoll und Polizei wurden wir in ein kleineres Flugzeug vom Typ DC-3 gebracht. Der Schweizer Herr und ich waren die einzigen Fluggäste. Die Sonne stand schon hoch am Himmel und ich dachte, dass es schnell losgeht. Aber erst nach einer Stunde Wartezeit im Flugzeug erfolgte der Start. Wir flogen nun nicht mehr mit einer Super-Maschine der Air-France, sondern mit einem alten Kahn der PIA. Rein flugtechnisch gesehen ist diese DC-3 sogar der Super Constellation je nach Verwendungszweck überlegen, doch das Gefühl der Sicherheit richtet sich nach anderen Gesichtspunkten. Schon der Anblick einer neuen Maschine entscheidet hierüber und wenn man diesen alten Schlitten beim Einsteigen gesehen hat, ist man mit gemischten Gefühlen geflogen.

Bei uns ging jedoch alles gut, wir flogen die große grüne Indusebene ungefähr 500 km von Karatschi bis Shikarpur nach Norden und dann mit nordwestlichem Kurs Richtung Quetta.

Schon eine geraume Zeit flogen wir in ungefähr 3.000 m Höhe dem Brahai Gebirge entgegen, dessen Berge bis annähernd 4.000 m ansteigen und zu der Zeit recht wolkenverhangen waren.

Über das Wetter konnte das Flugzeug aus technischem Grund nicht hochsteigen, also versuchte der Pilot in niedrigerer Höhe und mit Erdsicht durch die Berge zu kommen. Auch dieser Versuch misslang, infolge sehr starken Winds, der die Maschine wirklich zu einer Luftschaukel machte und recht oft in beängstigende Nähe der Felswände trieb. Somit waren wir nach dreistündigem Flug zur Umkehr gezwungen und flogen nun dasselbe Stück nach Karatschi zurück, wo wir buchstäblich mit dem letzten Tropfen Benzin landeten.

Die Besatzung (drei Mann) war recht froh, dass sie den Kasten wieder heil am Boden hatten, doch für uns Ausländer begann nun dieselbe Zollkontrolle mit ausfüllen vieler Formulare, bevor wir wieder ins Hotel Metropol gebracht wurden. Wir waren rund 6 Stunden in der Luft und dauernd über pakistanischem Hoheitsgebiet, doch als wir gezwungenermaßen wieder nach Karatschi zurückkamen, wurden Koffer und Taschen trotzdem kontrolliert. Das ist typische asiatische Arbeitsweise, wobei keinerlei Schimpfen oder Belehrung hilft.

Also auf, es ging ins Hotel, die Fluggesellschaften müssen das Risiko über Mehraufwand der durch höhere Gewalt entsteht von vornherein mit einkalkulieren und somit eben auch unseren Hotelaufenthalt, was jedoch nicht ohne ein paar böse Worte geschah. Das zweite Mal Karatschi bei Nacht, doch dieses Mal ließen wir uns nicht alleine von den Lichtern beeindrucken, sondern gingen rein ins Vergnügen, Theater, Varieté, Kino. Viele chinesische Lokale mit chinesischer Kost und recht teurerem Dessert im zweiten Stock. Dies alles kam uns doch sehr befremdend vor, sodass wir es vorzogen recht bald wieder in unser Hotel zurück zu kehren.

Der nächste Tag klärte uns über den vielen Lichterschmuck in der Stadt auf. Es kam Ministerpräsident Suharno von Indonesien zu einem Staatsbesuch nach Pakistan, um 10.00 Uhr Ortszeit landete er auf dem Flughafen Karatschi.

Somit war auch geklärt, warum wir an diesem Tag nicht wie tags zuvor schon um 6.00 Uhr zum Flugplatz gebracht wurden. Gegen 12.00 Uhr, als wir dann wiederum mit dem Auto für den Flug im Hotel abgeholt wurden, sah ich den Präsident Suharno auf seiner Stadtrundfahrt im Auto vorbeifahren.

Es war ein kleiner dicker Mensch mit einem Gesicht ohne Nase, diesen Namen bekam er von mir, obwohl er mir bisher unter dem Namen „Barfüßer“ bekannt war. So drückte sich nämlich eine mir bekannte Holländerin über ihn aus, die Suharno wirklich als Kind kannte und barfuß geht man sicher recht viel in Indonesien. Besagte Holländerin war mit ihrem Mann 18 Jahre in Djakarta und bei der Unabhängigkeitserklärung von Indonesien mussten ja recht viele Holländer oder sonstige Ausländer durch Landesverweis auf ihren Besitz verzichten. Es warten bestimmt noch viele auf das Versprechen der Wiedergutmachung, doch Suharno hat heute andere Sorgen, diese Episode nur nebenbei bemerkt.

Wir hatten auch Sorgen endlich von Karatschi fort zu kommen. Die Abfertigung ging nun zum vierten Mal schon etwas schneller, es kam heute auch noch ein dritter Passagier dazu.

Alles war klar, wir stiegen in die gleiche Maschine wie tags zuvor, der Pilot startete den rechten Motor, als er nicht gleich ansprang, versuchte er es mit dem linken Motor, was auch glückte, wir hofften ja auch mit. Nun kam wieder der rechte Motor dran, aber auch nach längeren Versuchen wollte er nicht anspringen. Es kamen Monteure, Stehleitern wurden herangeschleppt, Bleche abgeschraubt und die Reparatur begann. Nach 20 Minuten weitere Startversuche, doch der Motor tut es nicht, zuletzt fängt er noch Feuer und das war das Alarmzeichen, raus aus dem Kahn. Schließlich konnte das Feuer wieder gelöscht werden, aber die Maschine war nicht mehr flugfähig, außerdem war die Zeit auch fortgeschritten, sodass bis Einbruch der Dunkelheit das Flugziel kaum mehr erreicht werden konnte. In solchen Gebirgen kann man nur bei Tag fliegen.

Nun war es soweit, zum dritten Mal ins Hotel zur Übernachtung, doch heute war das Metropol von Suharno und seinen Begleitern belegt, also auf in das Hotel am Hafen Beach Luxury. Auf der Fahrt in dieses Hotel sahen wir nun die Elendsviertel, die man ja nicht gerne Ausländern zeigt, nur, weil die Stadtdurchfahrt betreffs des Staatsbesuchs gesperrt war, konnten wir diese Kistendörfer sehen. Dreck, Schlamm, Morast links und rechts der ungeteerten Straße, Hütten aus lauter Holzkisten und Pappkartons zusammengenagelt. Menschen mit vielen Kindern, verkommen, krank und aussätzig hausten darin. Man kann dieses Flüchtlingsproblem, das Pakistan zu jener Zeit hatte und auch heute noch anhält, nicht mit Worten beschreiben. Leider werden diese Verhältnisse viel zu wenig bekannt gemacht. Ich war froh im Hotel zu sein und nichts mehr von dem Elend zu sehen, so dachten auch meine beiden Begleiter.

Dieses Beach Luxury Hotel war an Komfort dem Metropol überlegen, nur liegt es zu weit vom Stadtzentrum entfernt. Man hat vom Dachgarten des Hotels einen herrlichen Rundblick auf die Hafenanlagen und das weite Meer. Die Nacht war bald um und nun unternahmen wir den dritten Versuch endlich fortzukommen, Wir hatten Glück, bei wolkenlosem Himmel und schwachem Wind kamen wir dieses Mal über die Berge und landeten in Kandahar, eine Stadt mit rund 10.000 Einwohnern im Südwesten von Afghanistan. Eine Hütte ohne Tisch und Stühle war damals das einzige Gebäude auf dem Flugplatz, heute ist er zum internationalen Großflughafen ausgebaut, wenn auch nur einmal in der Woche ein Flugzeug landet, das von Teheran oder Beirut kommt, glaubt man doch an die Bedeutung dieses Flugplatzes und ist sehr stolz. Man steckte viele Gelder in das Unternehmen, nur um zu präsentieren, denn der Begriff Rendite ist in Afghanistan noch unbekannt.

Nach kurzem Aufenthalt in jener Hütte, man trinkt am Boden hockend eine Tasse Tee, was gar nicht einfach ist, denn die Tassen sind ohne Henkel, ging der Flug weiter nach Kabul.

Dieses Kandahar liegt am Rande einer Salzwüste, man sieht vom Flugzeug weiße Flächen auf der Erde und glaubt es wäre Schnee, jedoch hat es seit Menschengedenken dort noch nie Schnee gegeben, das ist nämlich alles Salz. Erst 200 km nordöstlich von Kandahar sieht man wirklichen Schnee auf den Bergen, der Ausläufer vom Hindukusch. Bald waren wir mitten in den Bergen und überall schienen die Schneegipfel weit höher zu sein, als unsere Flughöhe, es klingt unwahrscheinlich, aber es stimmt, denn die Berge sind zum Teil über 5.000 m hoch.

Nach 2 Stunden war es nun soweit, wir waren am Ziel, unter uns lag Kabul grau und ringsherum weiße Bergkuppen.

Wir landeten auf einem Steppengelände das nur eine schwache Grasnarbe trug und mit weißen Steinen gekennzeichnet war. Es gab auch ein Flugplatzgebäude, nicht groß aber es erfüllte den Zweck, denn Zollformalitäten, so wie es heute ist, gab es damals nur ganz wenig.

Nun musste ich mich von meinem Reisebegleiter trennen. Er wurde schon einige Tage erwartet und von seinen Bestimmungsleuten am Flugplatz abgeholt. Ich jedoch stand alleine da und wusste nicht wohin, denn wer versteht schon „Farsi“ eine exotische Sprache, die in Afghanistan gesprochen wird. Mit Händen und Zeichen kann man sich helfen, das wusste ich. Also fuhr ich mit einer afghanischen Gotti zur Stadt. Eine Gotti ist ein zweirädriges Fahrzeug, das Gewicht gleichmäßig auf einer Achse verteilt mit großen leichten Speichenräder und zwei Bambusleinen. Diese Lamellen sind rechts und links am Pferd befestigt, somit trägt das Zugtier die Balance. Die Pferde sind z.T. ganz abgemagerte Tiere, denn sie bekommen mehr Peitschenhiebe als Hafer, aber man wundert sich mit welcher Ausdauer die Tiere kilometerweit im Trab laufen, natürlich nicht ohne den berühmten Stockhafer.

Es gibt ja in Afghanistan noch kein Tierschutzverein, obwohl ein Gaul der eine Gotti ziehen muss noch nicht als gequält bezeichnet werden kann. Es gibt hier noch recht viele Fahrzeuge, die von menschlichen Pferden gezogen werden und dagegen hat auch kein Europäer etwas einzuwenden.

Jedenfalls kam ich gut und billig diese 8 km zur Stadt, wo ich mich in ein Hotel einquartierte. Der Name Hotel ist überall gleich, jedoch gibt es auch andere Unterschiede so z.B. kostete eine Übernachtung im kalten Zimmer mit Bett und einer Decke damals 16 Afs. Das waren rund 4 DM. Es gab auch einen Ofen im Zimmer, das Rohr geht zum Fenster hinaus dort zieht zusätzlich Kälte herein und wer warm haben will, muss sich das Holz pfundweise im Basar nebenan kaufen. Nun hatte man wohl Holz, aber noch lange nicht warm, denn Ofenrohre sind afghanische Kunstwerke, recht klein in der Öffnung und recht lang vom Ofen bis ins Freie. Hinzu ist jede Steckstelle vom Rohr zu Rohr mit Lehm eingeschmiert damit es nicht raucht. Oben auf dem Blechofen, den es in jeder nur denkbaren Form gibt, schüttet man Sand oder Kies, der ebenfalls rauchdämmend wirken soll, aber beim Anheizen ist die ganze Bude so voller Qualm, dass man lieber im kalten schläft.

Viele Ausländer mussten so etwas zur Begrüßung als erstes Erlebnis in Afghanistan in Kauf nehmen, bedingt ist natürlich zu welcher Jahreszeit man hier ankommt, denn Kabul hat ein ausgesprochenes europäisches Klima, nur mit extremeren Temperaturschwankungen in den einzelnen Jahreszeiten. Mein Hotelaufenthalt war nach einigen Tagen vorbei. Ich hatte meine Arbeitsstelle ausfindig gemacht, das war nicht ganz leicht, denn die paar Deutschen die in Kabul waren konnten mir auch nicht sagen wohin ich mich wenden muss. Auch die damalige deutsche Gesellschaft interessierte sich nicht für solche Anliegen, also wusste ich gleich woran ich bin und machte alle Besorgungen selbst.

Das königliche afghanische Arbeitsministerium, welches mit mir einen Arbeitsvertrag über 3 Jahre abgeschlossen hatte, war 10 km außerhalb der Stadt in einem Schloss des ehemaligen Königs, „Amanullah“ wo ich bei der Vorstellung von Direktoren und dem Arbeitsminister einige Stunden in den kalten 8 m hohen kahlen Räumen gefroren habe. Dieses Schloss wurde in den Jahren 1924 -1929 unter „Amanullah“ mit Hilfe italienischer Fachleute gebaut. Es war für jene Zeit sehr modern eingerichtet worden, doch als dieser neuzeitlich denkende König aus dem Land verjagt wurde, blieben alle Projekte die durch ihn begonnen wurden, vorerst halbfertig liegen oder wurden zum Teil völlig vernichtet. So z.B. war in diesem besagten Schloss, das jetzt schon 20 Jahre das Arbeitsministerium beherbergt, eine zentrale Dampfheizung eingebaut die auch funktionierte, jedoch nach einigen Jahren Stillstand total verrostete.

Eine motorisierte Rikscha, auch hier im Osten vertreibt der Motor immer mehr das Pferd, Auch ich bin in Karachi mit einer solchen gefahren. Der Kilometer kostet ½ Rubie, 6 Rubie sind ca. 1,–DM, aber dieser Kurs schwankt sehr oft.

Nomaden – so ziehen sie im Spätjahr nach Süden und im Frühjahr kommen sie zurück. Kamel, Esel, Kind und Kegel alles wird auf den Kamelrücken geladen. Hühner an den Füßen angebunden, auch die Kinder müssen teilweise „befestigt“ werden.

Im Hintergrund unser Jeep, davor ein afghanischer Wachsoldat, der die Brücke bewacht damit niemand drüber fährt. Aber gegen Bakschisch, d.h. Trinkgeld darf jeder darüber.

Die so typische Gotti und ein Naffer, das ist ein Lastenträger.

Eine Hauptstraße 150 m von meiner Wohnung. Im Bild eine Gotti, das berühmte Verkehrsmittel von Kabul. Daneben der Schupo „Trafik“ genannt, das sind die „Schläfer“ von Kabul! Im Hintergrund das Minarett der Moschee Schare-nau.

Wie ich schon anfangs sagte: Rendite kennt man noch nicht in Afghanistan, denn in 20 Jahren kam noch kein Minister oder Ingenieur dieses Arbeitsministeriums auf die Idee, diese Heizung wieder in Gang bringen zu lassen. So geht man hin und stellt in jeden Raum, ungefähr 250, einen Blechofen mit 5 und mehr Meter Ofenrohr, das natürlich zum Fenster hinausgeht, denn Kamine sind keine eingebaut. Nun wird täglich das Holz nach Gewicht an die einzelnen Abteilungen verteilt, jeder Ofen hat einen Heizer der zugleich „Zimmerputzer“ und Diener des dort arbeitenden Angestellten ist. Mit der Verteilung sind etliche Angestellte beschäftigt, die jeden Tag das Lager auf- und zuschließen. Ich sollte später noch recht oft mit dieser Holz- und Heizungsgeschichte zu tun bekommen und dachte dabei immer an meine erste Vorstellung im Arbeitsministerium. Man zeigte mir mein Arbeitsbereich, den staatlichen Bauhof für Maschinen und Fahrzeuge aller Art, wo ich als Wehrmeister fungierte. Auch da begegnete ich Dingen, die mich in größtes Staunen versetzten. Maschinen und Motoren von 30-40 Jahren zurückliegender Bauart, die erstaunlicher Weise zum Teil noch arbeiteten, der größte Teil war ein Schrotthaufen und diese wieder einsatzfähig zu machen, das war meine Aufgabe. Hierzu hatte ich rund 120 Mann afghanische Mechaniker, so schimpften sie sich, waren jedoch alles andere als das. Beim demontieren große Spezialisten, sie haben mit einem Handgriff mehr kaputt gemacht, als man in einer Woche reparieren kann.

Man hatte mir auf dem Ministerium gesagt, dass noch zwei weitere Deutsche unter Vertrag genommen wurden, die dann auch 6 Wochen nach mir hier in Kabul ankamen. Das war für mich eine Erleichterung, zumal sich nun auch das Wohnproblem gelöst hat. Es ist in Afghanistan nicht möglich für Ausländer, d.h. wenn sie nicht Moslem sind, einfach irgendwo ein Zimmer zu mieten, das geht nicht. Man nimmt ein ganzes Haus, das mit einer Lehmmauer ringsherum abgeschlossen ist, somit ist jeder vom anderen getrennt.

Afghanistan ist heute noch eines der strengsten Moslemländer, da ist es nicht immer einfach, mit den Muselmanen zu arbeiten, dabei gibt es viele Probleme, die noch nicht gelöst werden konnten.

Wir drei Deutsche wohnten dann in einem Haus zusammen und es gab viele schöne Stunden, denn wir verstanden uns prima, sei es bei der Arbeit oder in der Freizeit. So verging die Zeit recht schnell, zumal das Zeitproblem hier nicht so groß ist wie in Europa.

Es gab kein Hetzen schnell, schnell - Zeit hat man hier genug und wenn etwas ganz dringend ist, dann sagt man „Inschallah“, d.h. „mit Gottes Hilfe“. Bald lernten wir auch die Landessprache, dieses „Farsi“, das allerdings nicht im ganzen Land gesprochen wird.

Es gibt viele Dialekte, die jedoch grammatikalisch nicht feststehen. Heute führt man eine allgemeine Landessprache ein - „Paschtu“, das aber recht vielen Leuten große Schwierigkeiten macht. Das Schul- und Erziehungswesen hat keine allgemeine Schulpflicht, weder Schulen noch Lehrer. Heute jedoch versucht man mit Hilfe der Weltorganisationen dies alles recht schnell aufzuholen und das widerspricht der Mentalität vieler Einwohner. Nachdem wir uns eingelebt hatten und die Probezeit von 6 Monaten lt. Vertrag vorbei waren, traten auch größere und schwierigere Probleme an uns heran. So z.B. hatte ich die Aufgabe bekommen einen Großbagger, der im Süden des Landes stationiert war, abzubauen und nach Norden zu transportieren und dann wiederaufzubauen. Ein Kollege von mir bekam die Aufgabe eine Brücke zu bauen, obwohl das nicht sein Fach war. So musste jeder sein Bestes geben, um den Ruf der Deutschen zu wahren und den unserer Väter hier in Afghanistan würdig vertreten, also nicht zu schmälern.

Das ist das Siemenslager. Im ersten Haus mit den vielen Fenstern wohne ich.

Hier hatte ich den „Neuen“ an der Sonne Im Garten stehen, damit er besser gärt. Es war an einem Sonntag und Kollege Hipp hat den Moment der ersten Geruchsprobe festgehalten.

Nochmals meine Bude mit sämtlichem Inventar wie Besen, Bratpfanne, Teekrug, an der Wand Karten, Kalender und die modernste Lampe in Kabul, eine „Konservendose“!

Die Botschaft der UDSSR in unmittelbarer Nähe von meiner Wohnung. Ganz rechts die Schule, dann Wohnblocks und dahinter das eigentliche Botschaftsgebäude.

Meine Presse mit allem „Drum und Dran“, Daneben die zwei Glasbehälter mit Abfüllschlauch. Die Türe rechts im Bild geht in das Zimmer von Kollege Hipp.

Ein „verkrachtes“ Bild im Garten von unserem Haus. Ich komme gerade von der Arbeit nach Hause, da machte eine Kollege der Firma Hochtief diesen Schnappschuss.

Das ist der Sonntag an dem wir das „Kabuler Sauertröpfchen“ von Hipp leeren mussten. Von rechts nach links: Meier, Hipp und ich im Zimmer von Hipp.

Eigenaufnahme in meinem Zimmer, mit Zeitauslösung. Es war noch kurz vor Sonnenuntergang, deshalb sieht man den Schatten vom Fensterkreuz.

Am 26. Nov. 1963 kurz nach meiner Ankunft in Kabul. Aufgenommen im Haus bei Herrn Winkler.

Der Eingang von unserem Haus mit dem Blumenbeet das voll ist von exotischen Blumen.

Tolle Sachen, was? Man meint gerade sie wären echt. Mein Hausmitbewohner hat die Bilder an die Wand geklebt. Es sind Reklamebilder von einem amerikanischen Coca-Cola Kalender.

Eine afghanische Schönheit. Auf dem Bild kann man genau das Los der Frau in diesem Land feststellen. 99% sind arm und das wird von dem übrigen 1% gefördert, daß diese Armen recht lange arm bleiben!

Bei einer Reparatur am Wagen Zephir Six von Herrn Hermann. Er wohnte gerade neben Günther und so kann es, dass Günther ohne unser Wissen das Bild machte. Der Hund, ein echter Tarsi (Windhund) gehört auch Günther. Der Mann mit Zigarre ist Herr Hartmann, er war bei Hochtief und ist vor 1 Monat zurück nach Deutschland.

Das ist mein Feudalzimmer! An der Wand Landkarten und Postkarten. Davor der Ofen, er ist angeheizt. Tisch mit dem unentbehrlichen Dschainak (Teehafen).

Nochmals Herr Hartmann und ich. Hier wussten wir, daß Günther fotografiert. Der Vater von diesem Herrn Hartmann ist noch hier, er ist beim Handelsministerium als Berater. Er war General im letzten Krieg und ist nun schon 6 Jahre hier. Spricht perfekt russisch, hat schwer was drauf auf dem Kasten und ein Bomben Gehalt.

Ein Schnappschuss von Günther als wir mit unserem Moskwitsch mitten in Kabul stehen blieben. Links Kurt Sosnovksi, rechts Kollege Nossek und ich in der Mitte.

„Ganz schön durstig“!

Es kommen ja immer wieder neue Leute hierher, teils mit Arbeitsvertrag bei irgendeiner Firma und teils Touristen oder besser gesagt Weltenbummler. Leute wie die, die nicht zum Arbeiten nach Afghanistan gekommen sind, schwärmen natürlich von diesem alten Land, das noch unangetastet von Industrie und europäischer Kultur ist. Wenn man aber zum Arbeiten und helfen hier ist, wie ich, dann kann man auch eine andere Meinung über Land und Leute haben.

So erging es mir im Frühsommer 1958, als ich den Auftrag bekam einen Großbagger zu transportieren. Mit einem deutschen Tieflader-Fahrzeug (Kaelble 20) mit 45 Tonnen Großtransport-Anhänger, ferner zwei russische Lastwagen (Jos180) und ein russischer Jeep, fuhr ich los um den besagten Transport zu bewältigen. Auf der Anfahrt zum Standort des Baggers sah ich schon die Schwierigkeiten die sich ergeben, denn das Stück von Kabul über den Lataband Pass nach Dschalalabad musste ich wieder beladen zurückfahren und der Lataband Pass ist stellenweise sehr steil mit engen Kehren. Dieser Pass ist praktisch brückenlos, führt um jeden Hügel und in jedes kleine Tal immer am Hang entlang. Die Passhöhe ist 2.040 m, der Anstieg von Kabul kommend ist gering, hingegen Richtung Dschalalabad sehr stark und recht lang. Wer einmal diesen Pass abgefahren hat wird den Blick von oben nie vergessen, man glaubt nur Sandhügel zu sehen, doch sind das alles eingefressene Täler in deren Sohlen Geröllmuren sich langsam vorwärts schieben. Soweit das Auge reicht, kein Baum, kein Strauch, nur Steine. Nun, ich konnte mich später noch genug der afghanischen Steppe oder Bergwelt erfreuen, doch zuerst ging es jetzt weiter vorbei an einem Kraftwerk, das mit deutscher Hilfe von deutschen Firmen gebaut wurde und jedem Vergleich mit ähnlichen europäischen Anlagen standhält. Durch ein enges Fels-Tal mit steilen Wänden beiderseits vom Kabulfluss kamen wir in die Ebene von Dschalalabad, das rund 800 m hoch liegt und schon im Mai recht hohe Temperaturen hat.

Dschalalabad ist eine Distrikthauptstadt und war Wintersitz früherer Könige, wie z.B. Amanullah Khan und dessen Vater Habib Ullah, die auch dort beerdigt sind.

Vom Dschalalabad aus hatten wir nun nicht mehr weit bis zur Grenze nach Pakistan, wo dieser Bagger stand. Die Strecke von Kabul zu der Grenze (ca. 234 km) schafften wir in einem Tag. Es gab noch keine geteerte Straße, sie war zum Teil im Bau, jedoch noch nicht befahrbar. Nach der ersten Nacht im fahrbaren Hotel ging die Arbeit los, auf einem Lastwagen luden wir den Ausleger mit Zubehör, der andere Lastwagen transportierte eine russische Planierraupe um unterwegs Kurven und schmale Straßenstücke für den großen Tieflader befahrbar zu machen.

Der Bagger (42 Tonnen) war nach 2 Tagen verladen und ich machte mich mit dem Jeep an die Spitze des Konvois, nun begann erst die große Fahrt. Dasselbe Stück nach Kabul zurück wurde dieses Mal nicht in einem Tage, sondern in 3 Tagen bewältigt. Beim Anstieg zum Lataband Pass aus dieser Richtung hat ein Moslempriester -Mullahgenannt, eine Wasserstelle, das ist ein großer Tonkrug ungefähr 100 Liter fassend, in den Boden eingegraben, damit das Wasser kühl bleibt. In einem eigens für Wassertransport kunstgerecht abgezogenem Ziegenfell holte er das Wasser auf Eselsrücken weit her, denn ringsum gibt es nirgends Trinkwasser. An dieser Stelle halten alle Lastwagen an, das Wasser kann man auch für den Kühler gebrauchen. Jedenfalls trinkt jeder Mann mal zuerst etwas Wasser, hiernach gibt man diesem Einsiedler Mullah eine Münze und je nach Größe dieses Wertes erfolgt danach die Segnung aller die nun den schwierigen Anstieg beginnen. Diese Segnung geschieht durch ein Gemurmel und „streicheln“ des wilden Vollbartes, ohne den fast kaum ein Mullah zu finden ist.

Der Anstieg bringt allerhand mit sich, was man in Europa nicht kennt, große Hitze, trockene Luft, dazu die Höhe. Hierdurch haben alle Motoren schon einen Leistungsverlust, der sich sehr bemerkbar macht. Man sieht Fahrzeuge ohne Kotflügel und ohne Motorhaube, lediglich der Kühler mit Draht angebunden bildet die Fahrzeugvorderseite. An diesem Kühler sitzt ein Mann buchstäblich wie eine Fliege am Leim, mit flatterndem Hemd und einer Büchse sowie mit Wasser, womit er den Kühler nachfüllt, weil er unten rinnt und oben überkocht. Die Fahrzeuge sind alle überladen, es gibt keine Kontrolle hierfür. Man fährt ohne Anhänger und braucht somit allen Raum und ganz oben drauf sitzen noch Fahrgäste. Nicht selten fällt auch so ein 4-5 m hoch beladenes Fahrzeug um, oder noch schlimmer, stürzt in irgendeine Schlucht, wer dann noch heil davonkam, der geht zu Fuß weiter.

Auch wir hatten Fahrgäste dabei, das ist für die Chauffeure ein kleiner Nebenverdienst und für den Mitfahrenden immer noch billiger als ein Platz in einem Omnibus, der einer Ölsardinenbüchse gleicht. Bald war Kabul erreicht, von wo es dann nach 2 Tagen Unterbrechung Richtung Norden in den Hindukusch zum großen Shibar-Pass weiterging.

In Kabul, der Hauptstadt des Landes, lässt es sich schon einigermaßen leben, wenn auch erst das Jahr 1337 geschrieben wird und vielerlei Verbote bestehen, merkt man doch schon den ausländischen Einfluss.

Man schätzt die Einwohnerzahl dieser Stadt auf rund 1 Million, genau zählen kann man sie nicht, weil man hierbei mit den religiösen Sitten der Mohammedaner im Konflikt kommt. In einer solch großen Ansiedlung mit vielen Ausländern, vor allem Botschaften und Handelsvertretungen, braucht man viel Platz, denn alle Gesetze speziell das Verbot von Alkohol, das ja nur religiös fundiert ist, lassen sich nicht über 1.000 Jahre halten.

So z.B. kauft man Alkohol, sei es Bier oder Whisky, in jedem größeren Basar, natürlich zu horrenden Schwarzmarktpreisen. Ganze Hilfsendungen reiner Alkohol für medizinische Zwecke wurden auf diese Art anderer Verwendung zugeführt, womit auch ich mich in diesen 2 Tagen Rast in Kabul auf die kommende Fahrt nach Norden eindeckte.

Früh am Morgen fuhren wir los um ein recht großes Stück Weg zurückzulegen. Gleich 10 km nach Kabul die erste Panne, auf dem Anstieg zum kleinen Kabulpass, Reifenwechsel, was nur deshalb schwierig war, weil wir den ganzen Weg versperrten und einige Fahrzeuge einen kleinen Umweg fahren mussten.

Nach diesem Pass, der nur 2 km Anstieg hat und rund 1.950 m hoch ist, also vom Kabuler Plateau ungefähr 100 m Unterschied, fällt das Gelände 50 km langsam bis 1.600 m ab. Somit fährt man in einem breiten Tal immer entlang dem Hindukusch bis zu dem Ort Tscharikar.

Von da an beginnt der Anstieg durch das schmale und fast 100 km lange Khorband-Tal zum Shibar-Pass. Auf dem Weg durch dieses Tal, das recht oft von schweren Unwettern bedroht wird, mussten wir zweimal mit der mitgeführten Planierraupe die Straße für unseren Schwertransport befahrbar machen. Nach 3 Tagen standen wir unterhalb des Anstieges zum Pass, noch einmal wurde die Ladung kontrolliert, alle Befestigungen überprüft, danach ein Lastwagen vorgespannt und nun ging es los, im Kriechgang rund 7 km, doch dazwischen lag viel Arbeit, denn bei allen Steigungen von 28-30 %, die auch in den Spitzkehren drin sind, mussten wir die Raupe vorspannen und außerdem 2-3mal zurücksetzen, wegen der Fahrzeuglänge.

Einen vollen Tag haben wir benötigt, um diesen Pass zu befahren, doch es gab keinen anderen Weg als diese Höhe von rund 3.000 m zu überwinden. Der südliche Anstieg ist kurz und steil, hingegen die Abfahrt nach Norden flacher und länger. Die Straße ist sehr schlecht und schmal und führt zwischen steil aufragenden Felswänden hindurch. Entlang der Straße ist ein kleiner Bach, welcher zum reißenden Fluss wird, wenn das Wetter über die 5.000ter der Koh-e-Baba herniedergeht.

So kommen wir nach weiteren 2 Tagen in den Marktflecken Doab d.h. Zweiwasser. Dort gibt es eine Tankstelle und ein Hotel, das man auch Kuhstall nennen kann.

Natürlich war ich froh wieder mal nach 5 Tagen in einem Bett zu schlafen, weshalb man keine besonderen Ansprüche stellt. Es gibt auch Essen in diesem feudalen Hotel, drei Hauptgerichte, die besonders empfehlenswert sind, Reis mit Hammel, gebackene Eier im Hammelfett schwimmend und heiße Milch mit Hammelfett „geschmelzt“.

Wer die Landeskost noch nicht gewohnt ist, wird sich nach dem Genuss von einem dieser Gerichte bestimmt akklimatisieren.

Unsere Fahrt geht weiter, das Gelände wird ebener und wir brauchen die Raupe nicht mehr, deshalb konnte ein Fahrzeug umkehren. Man fährt nun vorbei an ziegelroten Bergen. Ferner durch Hügelland, wo man glaubt, auf dem Mond zu sein, denn kleine Kuppen von 10-50 m Höhe in den Farben grün, braun bis dunkelrot sind über große Strecken zu sehen. Das einzige Wachstum ist Kameldorn, das so stachelig ist wie Disteln. Sonst sieht man kein Baum oder Strauch, nur Steine die von der Sonne richtig schwarz gebrannt sind.

Immer wieder windet sich die Straße über Hügel, durch Felsschluchten, um viele Berge, bis man bei Doshi die Talebene des Flusses „Rotwasser“ erreicht. Doshi ist eine größere Ansiedlung und hat einige Rasthäuser, wo wir einen Tag Ruhe einlegen. Als wir in einem Rasthaus beim Mittagsmahl sitzen, 5 Mann auf dem Boden, um eine große Schüssel herum hockten und den Reis mit Hammel kunstgerecht mit der Hand zum Mund führen, kam das Gespräch auf mich.

Der Khalifa, das ist der Chef, der merkte, dass ich Ausländer bin und als er erfuhr, ich bin „Germany“ wurde er ganz freundlich, was einen speziellen Grund hatte. Er hatte einen 5 KW Generator englischer Herkunft und als einziges Haus am Ort elektrisches Licht. Der Benzinmotor zum Antrieb dieses Aggregats lief seit einiger Zeit nicht mehr und nun bat mich dieser Mann, das Ding zu reparieren. Er meinte, wenn ich Deutscher bin geht das gut, denn die Maschine sei auch deutsch, was zwar nicht stimmte, aber er brachte zum Ausdruck, die Deutschen würden alles können.

Nun, ich betrachtete mir die Maschine, hatte auch bald die Fehlerquelle gefunden, jedoch nichts gesagt. Denn nun machte ich die Sache spannend, um wirklich den Ruf, der mir vorausging, zu wahren. Für den Fachmann sei hier kurz die Fehlerquelle gesagt – die Leitkohle, welche vom Verteilerfinger den Zündstrom abnimmt, klemmte in ihrer Führung. Ich ließ nun Wasser einfüllen und wartete einige Minuten, bis ich mit ein paar geschickten Handgriffen den Fehler behoben hatte.

Hiernach lief ich einige Male um den Motor herum, machte verschiedene Zeichen und Bewegungen, die einiges Staunen bei den Halbwilden, nur so kann man diese Menschen bezeichnen, hervorrief. Auf Befragen was ich denn mache, erklärte ich, dass ich den Teufel aus der Maschine vertreibe, sonst würde sie nicht anspringen, das glaubte man mir sehr gern, mehr als ich selbst, worauf ich dann den Motor mit der Handdrehkurbel anwarf. Das war eine Freude, alles lachte und zum Dank musste ich mit meinen Leuten noch eine Nacht da bleiben, um den Lichterglanz zu bewundern.

Den ganzen Abend habe ich mich dann mit Tee richtig betrunken!

Freie persische Übersetzung

Sogar in der hiesigen Presse wurde über meinen Auslandsaufenthalt in Afghanistan berichtet:

Erschienen in der Badischen Zeitung – Ausgabe 04.10.1960

Natürlich nicht vom Tee alleine, sondern von dem 90 %igen aus Kabul, der für medizinische Zwecke gedacht war. Essen bekamen wir alles umsonst, es kamen an diesem Abend auch viele Leute zum Tee trinken, weil wieder Licht brannte und ich musste viel erzählen, was mir zu jener Zeit infolge Sprachschwierigkeiten nicht leicht viel. Diese Nacht brauchte ich nicht auf dem Teppich am Boden zu schlafen, ich bekam das beste Zimmer, darin stand eine alte Couch, die recht angenehm aussah. Hätte ich jedoch gewusst, dass die Federn einzeln herausdrücken und mir das Liegen zur Qual wurde, dann wäre mir das Parkett doch lieber gewesen, aber ich durfte den Hausherrn aufgrund dieser Gastfreundlichkeit nicht kränken, war jedoch sehr froh als der Morgen anbrach.

Nach dieser Unterbrechung setzten wir die Fahrt zum Amu-darja, dem Grenzfluss zwischen Afghanistan und Russland, fort. Die Straße ist nun breit und verläuft eben, denn das Tal ist breiter und wird zur großen Ebene. Es ist eine fruchtbare Gegend, jedoch ist jegliches Wachstum nur durch Bewässerung möglich. Man pflanzt Zuckerrüben, Weizen, Reis und vor allem Baumwolle an. Die Felder sind in zyklopischen Formen jeder Größe terrassenartig angelegt, somit kann man mit demselben Wasser mehrere Feldstücke nacheinander bewässern. Für den Einsatz von Maschinen, sei es pflügen oder ernten, sind diese kleineren Parzellen nicht geeignet, doch bis jetzt hat man in Afghanistan noch Zeit und Landarbeiter genug und dies ist entscheidender als höhere Erträge oder rationellere Arbeitsweise.

Bald ist der größte Ort in dieser Nordprovinz erreicht, er heißt Kunduz und hat schon etwas Industrie. Eine große Baumwollspinnerei, die nach modernem europäischem Vorbild aufgebaut wurde, beschäftigt schon eine Vielzahl von Arbeitern.

Hier wird die Baumwolle entkernt und auf Ballen gepresst, ferner stellt man von den Kernen Speiseöl, Seife und andere Nebenprodukte her. Zur Zeit der Baumwollernte sieht man viele Esel, Pferde und Kamelkarawanen, welche auf ihren Rücken in große Tücher oder Säcken gefüllte Baumwolle täglich in die Fabrik transportieren. In dieser Fabrik sind auch einige deutsche Experten beschäftigt, denn ohne Ausländer läuft so etwas noch nicht, das geht schon ein paar Jahrzehnte bis die Afghanen einen solchen Stand erreicht haben, der ihnen die Möglichkeit gibt, auch industriell von außen unabhängig und selbstständig zu sein. Bei Deutschen, welche schon einige Jahre in diesem Kunduz stationiert sind, bin ich für eine Nacht Gast und am anderen Tag ging die Fahrt weiter.

Rund 60 km durch Steppe und Wüste bis an die russische Grenze. Bei klarem Wetter sieht man von diesem Gebiet aus das Wahan und Pamir Gebirge mit seinen 6- und 7-Tausendern.

Nach 20tägiger Fahrt, eine Strecke von 750 km, ist nun das Ziel erreicht, der Flussumschlagehafen Kiesel-Kala am Amu-Darja. Dort soll dieser Großbagger auf Kettenlaufwerk die ankommenden Schiffe (200-800 Tonnen) entladen.

Ein kleinerer Kran steht schon einige Zeit da und hat Kisten sowie Kleinwaren, alles auf Haufen geschmissen, die nun wie große Kohlenhaufen aussehen. Mehrere Kisten, welche zu einer Sendung gehören, sind nicht mehr festzustellen. Man lädt einfach der Reihe nach auf, die Ware muss sowieso zuerst in Kabul in den Zoll-Hof. Dort bleibt es eben solange liegen bis die Sendung lt. Liste komplett ist.

Beschädigungen der Waren durch werfen, umkippen, falsches Lagern und Witterungseinflüsse gibt es recht viele bei solchen Transporten. Wir entladen nun unsere Fahrzeuge, ich baue den Bagger zusammen und mache ihn betriebsfertig. Nach weiteren 8 Tagen haben wir eine Rückladung von 20 Tonnen geladen, welche die Rückfahrt nach Kabul wesentlich leichter gestaltet. Während dieser Zeit, in der ich unmittelbar an diesem Grenzfluss mit dem Bagger aufbauen beschäftigt war, sah ich auf der anderen Seite des Flusses die russischen Grenzwächter auf den typischen Wachtürmen und unmittelbar musste ich auch an die russische Westgrenze denken, den Stacheldraht und Wachturm, die damals das gleiche Bild abgaben.

Ob in Europa oder Asien, ich weiß bis heute nicht was die Russen eigentlich bewachen. Mit diesen Bildern, die den Blick in ein trostloses Gefängnis geben, nahm ich Abschied von der russischen Grenze um die Rückfahrt nach Kabul anzutreten.

Die Rückfahrt nach Kabul konnte der afghanische Fahrer mit seinem Beifahrer, welcher auch Putzer oder Helfer genannt wird, alleine bewältigen, einmal infolge kleinerer Ladung und zum anderen hatte er ja lange genug Zeit von mir verschiedene Tricks des Fahrens mit überschweren Ladungen zu lernen. So fuhr ich also mit meinem russischen Jeep und dem afghanischen Begleiter dieselbe Strecke nach Kabul zurück, es gab sowieso nur dieses einzige Fahrzeug.

Ungefähr auf halber Strecke machten wir einen Abstecher nach der Provinz Baien, um die dortige Tote Stadt und die großen in Fels gehauenen Buddhas zu betrachten. Es ist schon überwältigend, wenn man vor diesen Riesenstatuen von 37 und 52 m Höhe steht und sich dabei überlegt wie man vor mehr als 1.000 Jahren solche Bauwerke schuf. Die Afghanen hingegen sind nicht sehr stolz auf diese Buddhas, zumal ihre Vorfahren durch den Buddhismus und seine Ausbreitung unter Dschinghis-Khan recht viel zu leiden hatten. Diese großen Figuren sind zum Teil sehr stark beschädigt, einmal durch Witterungseinflüsse und zum anderen durch menschliche Zerstörungswut, denn noch vor Jahren war es Brauch und Sitte, dass jeder Afghane der daran vorbeiging einen Schuss aus seiner überlangen Vorderladerflinte auf den Buddha tat.

Der große Buddha von Bamiyan im Norden des Landes. Ein aus Fels gehauenes Götzenbild das in seiner Größe ihresgleichen nicht hat - 53 m hoch. Die Löcher im Fels sind von einigen Buddha-Anhänger bewohnt.

Moschee in Herat mit Friedhof.

Ein Kamelhirte in der Steppe.

Der große Buddha (53 m hoch). Rechts im Bild die Höhlenwohnungen, wie auch links und oben am Fels. Die Höhlen sind schon 2.000 Jahre alt und das ganze nennt sich die tote Stadt. Das auf dem Bild sind nicht alle Höhlen, noch etliche solcher Berge Drumherum sind ausgehöhlt. Im Vordergrund seht ihr Bauern beim dreschen von Getreide, das auf diese Art vom Vieh ausgetreten wird.