Abenteuerliche Reise- und Tatsachenberichte aus Afghanistan - sonja seibel - E-Book

Abenteuerliche Reise- und Tatsachenberichte aus Afghanistan E-Book

Sonja Seibel

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Beschreibung

Reiseerlebnisse von Afghanistan und angrenzende Länder. Biografie von Rudolf Schreiner

Das E-Book Abenteuerliche Reise- und Tatsachenberichte aus Afghanistan wird angeboten von tredition und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Biografie, Afghanistan, Reiseerzählungen

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Seitenzahl: 303

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Dieses Buch widme ich meinem Vater

Mein Vater hat mir ein Tagebuch hinterlassen, in dem er jeden Tag akribisch aufgeschrieben hat, was er in den 50er- und 60er Jahren in Afghanistan als Entwicklungshelfer erlebt hat.

Sonja Seibel geb.Schreiner

Sonja Seibel

AbenteuerlicheReise- undTatsachenberichteaus Afghanistan

© 2018 Sonja Seibel

Verlag und Druck: tredition GmbH, Hamburg

ISBN

Paperback:

978-3-7469-9528-1

Hardcover:

978-3-7469-9529-8

e-Book:

978-3-7469-9530-4

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Aufzeichnungen und Reiseerzählungen von Rudolf Schreiner „Rudi“ aus

Lautenbach im Renchtal

Aufgewachsen im schönen Renchtal hatte ich schon als junger Mann das Bedürfnis

die weite Welt zu bereisen, um andere Kulturen und Menschen kennenzulernen.

Der Zufall, wie so oft half mir. Ich bewarb mich als Entwicklungshelfer nach Afghanistan

und wurde angenommen. Von diesen Erlebnissen und Eindrücken möchte ich hier berichten.

Die Lebensgeschichte meines Vaters Rudolf Schreiner. 1923 in Kappelrodeck geboren, erlernte er den Beruf des KFZ-Mechanikers.

Es konnte sich dann beim Militär zum Flugzeugmechaniker, aufgrund der Kriegs Einsätze bei

der Luftwaffe ab 1941 weiterbilden. Dabei hatte er die ersten ungewollten Auslandsaufenthalte in Polen und Russland.

In Lautenbach lernte er sein Frau Gisela kennen, mit ihr bekam er drei Kinder.

Ein befreundeter Arbeitskollege hatte gute Kontakte zu dem bekannten Bauunternehmer

Hochtief, das zu dieser Zeit weltweite Straßenbau Aufträge abwickelte.

Über diese Information wurde dann mein Vater auf ein Großprojekt in Afghanistan aufmerksam.

1954 bewarb er sich beim Deutschen Konsulat und der afghanischen Botschaft.

Nach ca. 1 1/2 Jahren kam es dann zum Vertragsabschluss.

Dann konnte die Reise beginnen, allerdings ohne Frau und Kinder, die Gefahren in einem

Muslimischen Land zu dieser Zeit waren

zu unsicher.

Die handschriftlichen Aufzeichnungen meines Vaters inspirierten mich, nachdem ich sie gut

lesbar abgetippt habe, als Taschenbuch für alle zugänglich zu veröffentlichen.

 

Im Jahr 1954 schrieb ich auf eine Annonce einer Zeitung betr. Arbeitsvertrag im asiatischen Ausland. Nach Ablauf eines Jahres glaubte ich mein Anfragen wäre vergessen, doch nein, ich wusste ja noch nicht von der Mentalität asiatischer Völker und ihrer Zeitrechnung, denn nach weiteren 6 Monaten also 1 1/2 Jahre nach meinem Schreiben bekam ich die Mitteilung, dass man mit meiner Person einverstanden ist.

Nun begann ein reger Schriftwechsel von mir und dem Vermittler über Vertrag und Reisespesen und vieles mehr, wobei wiederum eine Zeit von 20 Monaten verstrich.

Doch dann war es soweit, im Dezember 1957 schickte man mir den Vertrag von zuständiger Stelle beglaubigt und Reisegeld für einen Flug oder Seereise je nach Wunsch. Das war der eigentliche Anfang von meinem Aufenthalt in Asien, der noch recht lange dauern sollte. Nach den üblichen Reisevorbereitungen, Visa etc. Papiere Formular usw. flog ich dann am 05.Januar 1958 mit der Air France von Frankfurt ab.

Die Maschine eine Super Konstellation imponierte mir ganz besonders, ich freute mich richtig wieder einmal in so einer Luftschaukel sitzen zu können und stellte Vergleiche an mit unseren deutschen Flugzeugen ähnlicher Bauart. Als ehemaliger Angehöriger der deutschen Luftwaffe im zweiten Weltkrieg war mir das fliegen nichts neues, jedoch war natürlich eine Reisemaschine mit einer Kriegsmaschine nicht in allen Dingen vergleichbar.

Der Start in Frankfurt war abends um 10.00 Uhr und bald sah man das Lichtermeer dieser Großstadt verschwinden. Nach einer halben Stunde sah man schon die Lichter von München und dann ging es über die Alpen.

Noch einmal ertönte die Stimme aus dem Lautsprecher wir überfliegen Zagreb und nach einer Stunde weiteren Stunde setzte die Maschine zur ersten Landung in Istanbul an.

Eines hat mich allerdings etwas gewundert, der Klassenunterschied, den es auch in der Luft gibt. In der sogenannten First Class hat man außer der größeren Sitzfläche noch andere Vorteilen, z.B. 30 kg Freigepäck und Zigaretten an Bord.

Nur wenn der Kasten plötzlich nicht mehr fliegen will oder die Landung nicht klappt, dann ist die ganze Gesellschaft völlig klassenlos und mit demselben Sarg zufrieden. Ich will hiermit niemanden eine Flugreise verbittern, denn ich selbst fliege recht gern und oft und habe einige hunderttausend Flugkilometer hinter mir, aber die Wirklichkeit ist hart und das Leben der Piloten nicht beneidenswert! Nach Landung in Istanbul mussten alle Passagiere aussteigen bis die Maschine wieder zum Weiterflug startbereit war.

Während dieser Zeit wurden alle Leute in einen großen Warteraum geführt, der einer Hotelhalle glich.

Es brannten nur einige der vielen Lampen, denn es war schon nach Mitternacht alle Verkaufsstände waren geschlossen, weder Ansichtskarten, Briefmarken oder sonstiges war zu bekommen.

Der Flugplatz in Teheran hat internationales Format und nicht vergleichbar mit dem technischen Stand des Landes Iran.

Es gibt in den Warteräumen des Flughafengebäudes alles zu kaufen, vom Andenken über die Opiumpfeife bis zu den schwarzhaarigen Damen, die vor dem Gebäude auf einen zahlungskräftigen Mann warten.

Leider war der Aufenthalt zu kurz für Transitreisende, um all diese Verlockungen zu genießen, denn schon nach 1 Stunde startete unser Flugzeug wieder, um nach Karatschi, der damaligen Hauptstadt von Pakistan zu gelangen.

Schon bald nach dem Start sah man auf der Erde in langen Reihen gleichmäßige Löcher, die genau wie Bombentrichter aussehen.

Nach befragen eines Mitreisenden wurde ich aufgeklärt du wunderte mich aber trotzdem noch über diese Sache.

Die Löcher sind bis zu 30 m tief, rund 1 m im Durchmesse und dienten lediglich dazu, das ausschachtmaterial des unterirdischen Wasserkanals ins freie zu schaffen.

Hunderte von Kilometer gibt es in Persien dieser unterirdischen Wasserläufe, das ausschließlich zur Bewässerung dient.

Hiernach gab es 2 Stunden auf der Erde nichts mehr zu sehen, denn nun überflogen wir die zwei Wüsten Kavir und Lut aber bald danach wurde man mit einem herrlichen Panorama belohnt.

Linksseits das Mahren Gebirge und rechtsseits der Golf von Oman und die weite blaue See.

So landeten wir dann nach 4 Stunden Flug in Karachi.

Nun hieß es umsteigen, denn mein Ziel lag im Norden und die Maschine der Air France flog weiter nach Tokio, wohin ich auch ganz gerne wollte.

Nach Erledigung der Zollformalitäten wurde ich mit einem meiner Passagiere ins Hotel Metropol zur Übernachtung gefahren.

Dieses Hotel ist ein 5stöckicher große U-Bau mit einem Palmenbepflanzten Innenhof, der mit vielen anderen tropischen Pflanzen bewachsen ist und wie ein zoologischer Garten anmutet. Es gibt alles in diesem Hotel, Zimmer mit Bad, Ventilator oder Temperaturausgleich. Wir hatten nur Stunden zuvor in Istanbul noch 5 Grad Kälte, in Karachi waren es auch in der Nacht noch 20 Grad Wärme. Ferner Aufzug, wenn er auch nicht immer geht und Bakschischheischende Diener. Bakschisch heißt zu Deutsch „etwas Geschenktes“ und dieser Begriff ist in orientalisch-asiatischen Ländern genau so weit verbreitet wie „Kamerad“ in Europa.

Nach einem überdimensionierten Abendessen mit vielen undefinierbaren Gerichten machte ich mit meinem Reisebegleiter (er war Schweizer) einen Bummel durch die Stadt, wobei mich manches sehr beeindruckte.

Am anderen Morgen wurden wir recht früh geweckt, es war eine richtige Hetze, das Auto brachte uns zum Flugplatz es sind rund 15 km Weg. Nun war der Eindruck vom Stadtbild ein ganz anderer als bei Nacht, man konnte diese Fahrzeuge, die sich Straßenbahn nennen, nun auch sehen, nicht nur hören. Fahrtechnisch wohl einmalig und in Deutschland schon längst schrottreif.

Auch sah ich Fahrzeuge, die mit Kamelen oder Elefanten gezogen wurden, hinzu die vielen Rikschas, das sind dreirädrige Fahrräder, worin sich hinten eine Sitzbank mit Sonnendach befindet und das Vorderteil einem Fahrrad gleicht.

Wen zwei Erwachsene hinten sitzen, dann hat der Fahrer aus Leibeskräften zu treten, um das Ding fortzubewegen und man staut mit welcher Ausdauer das die Leute machen.

Rikschahfahrer ist ein Beruf, denn es ist nicht nur für die Touristen, sondern auch für Einheimischen das altbewährte Fortbewegungsmittel.

In einem undisziplinierten Verkehrsgewühl, aller nur denkbarer Fahrzeuge, natürlich geschieht dies alles nicht lautlos, sondern mit viel kling kling und Geschrei. Nur so kann man sich den Weg bahnen.

Auf dem Flughafen angekommen, begann man sofort wieder die Zollabfertigung das macht den Pakistanis scheinbar ganz besondere Freude, denn nirgends hatte ich bis jetzt eine solche Anzahl von Zetteln ausfüllen müssen.

Nach Erledigung von Zoll und Polizei wurden wir in ein kleineres Flugzeug vom Typ DC-3 gebracht. Der Schweizer Herr und ich waren die einzigen Fluggäste. Die Sonne stand schon hoch am Himmel und ich dachte, dass es schnell los geht.

Aber erst nach einer Stunde Wartezeit im Flugzeug erfolgte der Start. Wir flogen nun nicht mehr mit einer Super-Maschine der Air-France, sondern mit einem alten Kann der PIA. Rein flugtechnisch gesehen, ist diese DC-3 sogar der Super Konstellation je nach Verwendungszweck überlegen, doch das Gefühl der Sicherheit richtet sich nach anderen Gesichtspunkten.

Schon der Anblick einer neuen Maschine entscheidet hierüber und wenn man dieser alten Schlitten beim Einsteigen gesehen hat, ist man mit gemischten Gefühlen geflogen.

Es uns ging jedoch alles gut, wir flogen die große grüne Indusebene ungefähr 500 km von

Karachi bis Shiharpur nach Norden und dann mit nordwestlichem Kurs Richtung Quetta

Schon eine geraume Zeit flogen wir in ungefähr 3000 m Höhe dem Brahai Gebirge entgegen, dessen Berge bis annähernd 4000 m ansteigen und zu der Zeit recht wolkenverhangen waren.

Über das Wetter konnte das Flugzeug aus technischem Grund nicht hochsteigen, also versuchte der Pilot in niedrigerer Höhe und mit Erdsicht durch die Berge zu kommen.

Auch dieser Versuch misslang, infolge sehr starken Winds, der die Maschine wirklich zu einer Luftschaukel machte und recht oft in beängstigende Nähe der Felswände trieb.

Somit waren wir nach dreistündigem Flug zur Umkehr gezwungen und flogen nun dasselbe Stück nach Karachi zurück, wo wir buchstäblich mit dem letzten Tropfen Benzin landeten.

Die Besatzung (drei Mann) waren recht froh, dass sie den Kasten wieder heil am Boden hatten, doch für uns Ausländer begann nun dieselbe Zollkontrolle mit ausfüllen vieler Formulare, bevor wir wieder ins Hotel Metropol gebracht wurden.

Wir waren rund 6 Stunden in der Luft und dauern übe pakistanischem Hoheitsgebiet, doch als wir gezwungenermaßen wieder nach Karachi zurückkamen, wurden Koffer und Taschen trotzdem kontrolliert. Das ist typische asiatische Arbeitsweise, wobei keinerlei Schimpfen oder Belehrung hilft.

Also auf ging es ins Hotel die Fluggesellschaften müssen das Risiko über Mehraufwand, der durch höhere Gewalt entsteht von vornherein mit einkalkulieren und somit eben auch unseren Hotelaufenthalt, was jedoch nicht ohne ein paar böse Worte geschah.

Das zweite Mal Karachi bei Nacht, doch dieses Mal liesen wir uns nicht alleine von den Lichtern beeindrucken, sondern gingen rein ins Vergnügen, Theater, Varieté, Kino. Viele chinesische Lokale mit chinesischer Kost und recht teurerem Dessert im zweiten Stock.

Dies alles kam uns doch sehr befremden vor, sodass wir es vorzogen, recht bald wieder in unser Hotel zurück zu kehren. Der nächste Tag klärte uns über den vielen Lichterschmuck in der Stadt auf.

Es kam Ministerpräsident Suharno von Indonesien zu einem Staatsbesuch nach Pakistan, um 10.00 Ortszeit landete er auf dem Flughafen Karachi

Somit war auch geklärt, warum wir an diesem Tag nicht wie tags zuvor schon um 6.00 Uhr zum Flugplatz gebracht wurden.

Gegen 12.00 Uhr als wir dann wiederum mit dem Auto für den Flug im Hotel abgeholt wurden, sah ich den Präsident Suharno auf seiner Stadtrundfahrt im Auto vorbeifahren.

Es war ein kleiner dicker Mensch mit einem Gesicht ohne Nase, diesen Namen bekam es von mir, obwohl er mit bisher unter dem Namen „Barfüßer“ bekannt war.

So drückte sich nämlich eine mir bekannte Holländerin über ihn aus, die Suharno wirklich als Kind kannte und barfuß geht man sicher recht viel in Indonesien.

Besagte Holländerin war mit ihrem Mann 18 Jahre in Djakarta und bei der Unabhängigkeitserklärung von Indonesien mussten ja recht viele Holländer oder sonstige Ausländer durch Landesverweis auf ihren Besitz verzichten.

Es warten bestimmt noch viele auf das Versprechen, der Wiedergutmachung, doch Suharno hat heute andere Sorgen, diese Episode nur nebenbei bemerkt.

Wir hatten auch Sorgen endlich von Karachi fort zu kommen. Die Abfertigung ging nun zum vierten Mal schon etwas schneller, es kam auch noch ein dritter Passagier heute dazu.

Alles war klar, wir stiegen in die gleiche Maschine wie tags zuvor, der Pilot startete den rechten Motor, als er nicht gleich ansprang, versuchte er es mit dem linken Motor, was auch glückte, wir hofften ja auch mit.

Nun kam wieder der rechte Motor dran, aber nach längeren Versuchen wollte er nicht anspringen. Es kamen Monteure, Stehleitern wurden herangeschleppt, Bleche abgeschraubt und die Reparatur begann.

Nach 20 Minuten weitere Startversuche, doch der Motor tut es nicht, zuletzt fängt er noch Feuer und das war das Alarmzeichen, raus aus dem Kahn.

Schließlich konnte das Feuer wieder gelöscht werden, aber die Maschine war nicht mehr flugfähig, außerdem war die Zeit auch fortgeschritten, sodass bis Einbruch der Dunkelheit das Flugziel kaum mehr erreicht werden konnte, In solchen Gebirgen kann man nur bei Tag fliegen.

Nun war es soweit, zum dritten Mal ins Hotel zur Übernachtung, doch heute war das Metropol von Suharno und seinen Begleitern belegt, also auf in das Hotel am Hafen Bich Luxury.Auf der Fahrt in dieses Hotel sahen wir nun die Elendsviertel, die man ja nicht gerne Ausländern zeigt, nur weil die Stadtdurchfahrt betreffs des Staatsbesuchs gesperrt war, konnten wir diese Kistendörfer sehen.

Deck, Schlamm, Morast links und rechts der ungeteerten Straße, Hütten aus lauter Holzkisten und Pappkartons zusammengenagelt. Menschen mit vielen Kindern, verkommen, krank und aussätzig hausten darin.

Man kann dieses Flüchtlingsproblem, das Pakistan zu jener Zeit hatte und auch heut noch anhält, nicht mit Worten beschreiben.

Leider werden diese Verhältnisse viel zu wenig bekannt gemacht.

Ich war froh im Hotel zu sein und nichts mehr von dem Elend zu sehen, so dachten auch meine beiden Begleiter.

Dieses Bich Luxury Hotel war an Komfort dem Metropol überlegen, nur liegt es zu weit vom Stadtzentrum entfernt.

Man hat vom Dachgarten des Hotels einen herrlichen Rundblick auf die Hafenanlagen und das weite Meer.

Die Nacht war bald um und nun unternahmen wir den dritten Versuch endlich fortzukommen, Wir hatten Glück, bei wolkenlosem Himmel und schwachem Wind kamen wir dieses Mal über die Berge und landeten im Kandahār, eine Stadt mit rund 10.000 Einwohnern im Südwesten von Afghanistan.

Eine Hütte ohne Tisch und Stühle was damals das einzige Gebäude auf dem Flugplatz, heute ist er zum internationalen Großflughafen ausgebaut, wenn auch nur einmal in der Woche ein Flugzeug landet, das von Teheran oder Beirut kommt, glaubt man doch an die Bedeutung dieses Flugplatzes und ist sehr stolz.

Man steckt viele Gelder in das Unternehmen, nur um zu präsentieren, denn der Begriff Rendite ist in Afghanistan noch unbekannt. Nach kurzem Aufenthalt in jener Hütte, man trinkt am Boden hockend eine Tasse Tee, was gar nicht einfach ist, denn die Tassen sind ohne Henkel, ging der Flug weiter nach Kabul.

Dieses Kandāhar liegt am Rande einer Salzwüste man sieht vom Flugzeug weiße Flächen auf der Erde und glaubt es wäre Schnee, jedoch hat es seit Menschengedenken dort noch nie Schnee gegeben, das ist nämlich alles Salz.

Erst 200 km nordöstlich von Kandahār sieht man wirklichen Schnee auf den Bergen, der Ausläufer vom Hindukusch.

Bald waren wir mitten in den Bergen und überall schienen die Schneegipfel weit höher zu sein, als unsere Flughöhe, es klingt unwahrscheinlich, aber es stimmt, denn die Berge sind z.T. über 5.000 m hoch.

Nach 2 Stunden war es nun soweit, wir waren am Ziel, unter uns lag Kabul grau und ringsherum weiße Bergkuppen.

Wir landeten auf einem Steppengelände, das nur eine schwache Grasnarbe trug und mit weißen Steinen geheimzeichnet war.

Es gab auch ein Flugplatzgebäude, nicht groß aber es erfüllte den Zweck, denn Zollformalitäten, sie sie heute sind, gab es damals nur ganz wenig.

Nun musste ich mich von meinem Reisebegleiter trenne. Er wurde schon einige Tage erwartet und von seinen Bestimmungsleuten am Flugplatz abgeholt.

Ich jedoch stand alleine da und wusste nicht wohin, denn wer versteht schon „Farsi“ eine exotische Sprache, die in Afghanistan gesprochen wird.

Mit Händen und Zeichen kann man sich helfen, das wusste ich. Also fuhr ich mit einer afghanischen Gatti zur Stadt.

Eine Gatti ist ein zweirädriges Fahrzeug, das Gewicht gleichmäßig auf einer Achse verteilt mit großen leichten Speichenrädern und zwei Bambusleinen.

Diese Lamellen sind rechts und links am Pferd befestigt, somit trägt das Zugtier die Balance.

Die Pferde sind z.T. ganz abgemagerte Tiere, denn sie bekommen mehr Peitschenhiebe als Hafer, aber man wundert sich mit welcher Ausdauer die Tiere kilometerweit im Trab laufen, natürlich nicht ohne den berühmten Stockhafer.

Es gibt ja in Afghanistan noch kein Tierschutzverein, obwohl ein Gaul der eine Gatti ziehen muss noch nicht als gequält bezeichnet werden kann.

Es gibt hier noch recht viele Fahrzeuge, die von menschlichen Pferden gezogen werden und dagegen hat auch kein Europäer etwas einzuwenden.

Jedenfalls kam ich gut und billig diese 8 km zur Stadt, wo ich mich in ein Hotel einquartierte. Der Name Hotel ist überall gleich jedoch gibt es auch andere Unterschiede so z.B. kostete eine Übernachtung im kalten Zimmer mit Bett und einer Decke damals 16 Afs. Das waren rund 4 DM.

Es gab auch einen Ofen im Zimmer, das Rohr geht zum Fenster hinaus dort zieht zusätzlich Kälte herein und wer warm haben will, muss sich das Holz pfundweise im Basar nebenan kaufen.

Nun hatte man wohl Holz, aber noch lange nicht warm, denn Ofenrohre sind afghanische Kunstwerke, recht klein in der Öffnung und recht lang vom Ofen bis ins Freie.

Hinzu ist jede Steckstelle vom Rohr zu Rohr mit Lehm eingeschmiert damit es nicht raucht.

Oben auf dem Blechofen, den es in jeder nur denkbaren Form gibt, schüttet man Sand oder Kies, der ebenfalls rauchdämmend wirken soll, aber beim Anheizen ist die ganze Bude so voller Qualm, dass man lieber im kalten schläft.

Viele Ausländer mussten so etwas zur Begrüßung als erstes Erlebnis in Afghanistan in Kauf nehmen, bedingt ist natürlich zu welcher Jahreszeit man hier ankommet, denn Kabul hat ein ausgesprochenes europäisches Klima, nur mit extremeren Temperaturschwankungen in den einzelnen Jahreszeiten.

Mein Hotelaufenthalt war nach einigen Tagen vorbei, ich hatte meine Arbeitsstelle ausfindig gemacht, das war nicht ganz leicht, denn die paar Deutschen, die in Kabul waren, konnten mir auch nicht sagen, wohin ich mich wenden muss.Auch die damalige deutsche Gesellschaft interessierte sich nicht für solche Anliegen, also wusste ich gleich voran ich bin und machte alle Besorgungen selbst.

Das königliche afghanische Arbeitsministerium, welches mit mir einen Arbeitsvertrag über 3 Jahre abgeschlossen hatte, war 10 km außerhalb der Stadt in einem Schloss des ehemaligen Königs, „Aman Ullah“ wo ich bei der Vorstellung von Direktoren, und dem Arbeitsminister einige Stunden in den kalten 8 m hohen kahlen Räumen gefroren habe. Dieses Schloss wurde in den Jahren 1924-1929 unter „Aman Ullah2 mit Hilfe italienischer Fachleute gebaut

Es war für jene Zeit sehr modern eingerichtet worden, doch als dieser neuzeitlich denkende König aus dem Land verjagt wurden, blieben alle Projekte die durch in begonnen wurden, vorerst halbfertig liege oder wurden z.T. völlig vernichtet.

So z.B. war in diesem besagten Schliss das jetzt schon 20 Jahre des Arbeitsministeriums beherbergt, eine zentrale Dampfheizung eingebaut, die auch funktionierte, jedoch nach einigen Jahren Stillstand total verrostete.

Wie ich schon anfangs sagte: Rendite kennt man noch nicht in Afghanistan, denn in 20 Jahren kam noch kein Minister oder Ingenieur dieses Arbeitsministeriums auf die Idee, diese Heizung wieder in Gang bringen zu lassen.

So geht man hin stellt in jeden ungefähr 250 Räume, einen Blechofen mit 5 und mehr Meter Ofenrohr, das natürlich zum Fenster hinaus geht, denn Kamine sind keine eingebaut.

Nun wird täglich das Holz nach Gewicht an die einzelnen Abteilungen verteilt, jeder Ofen hat einen Heizer der zugleich Zimmerputzer und Diener des dort arbeitenden Angestellten ist.

Mit der Verteilung sind etliche Angestellte beschäftigt, die jeden Tag das Lager auf- und zuschließen.

Ich sollte später noch recht oft mit dieser Holz- und Heizungsgeschichte zu tun bekommen, und dachte dabei immer an meine erste Vorstellung im Weerate-Feudama d.h. Arbeitsministerium.

Man zeigte mir mein Arbeitsbereich den staatlichen Bauhof für Maschinen und Fahrzeuge aller Art, wo ich als Wehrmeister fungierte.

Auch da begegnete ich Dingen, die mich in größtes Staunen versetzten.

Maschinen und Motoren von 30-40 Jahren zurückliegender Bauart, die erstaunlicher Weise z.T. noch arbeitenden, der größte Teil war ein Schrotthaufen und diese wieder einsatzfähig zu machen, das war meine Aufgabe. Hierzu hatte ich rund 120 Mann afghanische Mechaniker, so schimpften sie sich, waren jedoch alles andere als das.

Beim demontieren große Spezialisten, sie haben mit einem Handgriff mehr kaputt gemacht, als man in einer Woche reparieren kann.

Man hatte mir auf dem Ministerium gesagt, dass noch zwei weitere Deutsche unter Vertrag genommen wurden, die dann auch 6 Wochen nach mir hier in Kabul ankamen. Das war für mich eine Erleichterung, zumal sich nun auch das Wohnproblem gelöst hat.

Es ist in Afghanistan nicht möglich für Ausländer d.h. wenn sie nicht Moslem sind, einfach irgendwo ein Zimmer zu mieten, das geht nicht.

Man nimmt ein ganzes Haus, das mit einer Lehmmauer ringsherum abgeschlossen ist, somit ist jeder vom anderen getrennt.

Afghanistan ist heute noch eines der strengsten Moslemländer du es ist nicht immer einfach, mit den Muslemannen zu arbeiten, dabei gibt es viele Probleme, die noch nicht gelöst werden können.

Wir drei Deutsche wohnten dann in einem Haus zusammen und es gab viele schöne Stunden, denn wir verstanden uns prima, sei es bei der Arbeit, oder in der Freizeit gewesen.

So verging die Zeit recht schnell, zumal das Zeitproblem hier nicht so groß ist, wie in Europa.

Es gab keine Hetzen schnell, schnell, Zeit hat man hier genug und wenn etwas ganz dringend ist, dann sagt man „Inschallah“, d.h. mit Gottes Hilfe.

Bald lernten wir auch die Landessprache, dieses „Forsi“, das allerding nicht im ganzen Land gesprochen wird.

Es gibt viele Dialekte, die jedoch grammatikalisch nicht feststehen. Heute führt man eine allgemeine Landessprache ein „Pastu“ das aber recht vielen Leuten große Schwierigkeiten macht.

Das Schul- und Erziehungswesen keine allgemeine Schulpflicht weder Schulen noch Lehrer.

Heute jedoch versucht man mit Hilfe der Weltorganisatonen, dies alles recht schnell aufzuholen und das widerspricht der Mentalität vieler Einwohner.

Nachdem wir uns eingelebt hatten und die Probezeit von 6 Monaten lt.Vertrag um waren, traten auch größere und schwierigere Probleme an uns heran. So z.B. hatte ich die Ausgabe bekommen, einen Großbagger der im Süden des Landes stationiert war, abzubauen nach dem Norden zu transportieren und dann wiederaufzubauen. Ein Kollege von mir bekam die Aufgabe eine Brücke zu bauen, obwohl das nicht sein Fach war, so musste jeder sein Bestes geben um den Ruf der Deutschen nachging, und den unserer Väter hier in Afghanistan würdig vertraten, nicht zu schmälern.

Es kommen ja immer wieder neue Leute hierher teils mit Arbeitsvertrag bei irgendeiner Firma, und teils Touristen oder besser gesagt Weltenbummler.

Leute wie die nicht zum arbeiten nach Afghanistan gekommen sind, schwärmen natürlich von diesem alten Land, das noch unangetastet von Industrie und europäischer Kultur ist.

Wenn man aber zum arbeiten und helfen hier ist wie ich, dann kann man auch anderer Meinung über Land und Leute haben.

So erging es mir als im Frühsommer 1958 als ich den Auftrag bekam einen Großbagger zu transportieren. Mit einem deutschen Tieflader-Fahrzeug (Kaleble 20) mit 45 Tonnen Lasaport Anhänger, ferner zwei russische Lastwagen (Jos180) und ein russischer Jeep, fuhr ich los um den besagten Transport zu bewältigen. Auf der Anfahrt zum Standort des Baggers saht ich schon die Schwierigkeiten, die sich ergeben denn das Stück von Kabul über den Lataband pass nach Djellalabad, musste ich wieder beladen zurückfahren und der Lataband pass ist stellenweise sehr steil mit engen Kehren.

Dieser Pass ist praktisch brückenlos, führt um jeden Hügel und in jedes kleine Tal immer am Hang entlang.

Die Passhöhe ist 2.040 m, der Anstieg von Kabul kommend ist gering, hingegen Richtung Jalalabad sehr stark und recht lang.

Wer einmal diesen Pass abgefahren hat, wird den Blick von oben nie vergessen, man glaubt nur Sandhügel zu sehen, doch sind das alles eingefressene Täler in deren Sohlen Geröllmuren sich langsam vorwärts schieben.

Soweit das Auge reicht, kein Baum, kein Strauch nur Steine.

Nun ich konnte mich später noch genug der afghanischen Steppe oder Bergwelt erfreuen, doch zuerst ging es jetzt weiter vorbei an einem Kraftwerk, das mit deutscher Hilfe von deutschen Firmen gebaut wurde und jedem Vergleich mit ähnlichen europäischen Anlagen standhält.

Durch ein enges Felstal mit steilen Wänden beiderseits vom Kabul Fluss kamen wir in die Ebene von Jalalabad, das rund 800 m hoch liegt und schon im Mai recht hohe Temperaturen hat. Jalalabad ist eine Distrikthauptstadt und war Wintersitz früherer Könige wie z.B. Aman Ullah und dessen Vater Habib Ullah, die auch dort beerdigt sind.

Vom Jalalabad aus hatten wir nun nicht mehr weit bis zur Grenze nach Pakistan, wo dieser Bagger stand. Diese Strecke von Kabul nach der Grenze 234 km schafften wir in einem Tag, es gab noch keine geteerte Straße, sie war z.T. im Bau, jedoch noch nicht befahrbar.

Nach der ersten Nacht im fahrbaren Hotel ging die Arbeit los, auf einem Lastwagen luden wir den Ausleger mit Zubehör, der andere Lastwagen transportierte eine russische Planierraupe um unterwegs Kurven und schmale Straßenstücke für den großen Tieflader befahrbar zu machen.

Der Bagger (42 Tonnen) war nach 2 Tagen verladen, und ich machte mich mit dem Jeep an die Spitze des Konvois, nun begann erst die große Fahrt. Dasselbe Stück nach Kabul und zurück wurde dieses Mal nicht in einem Tage, sondern in 3 Tagen bewältigt. Beim Anstieg zum Lataband Pass aus dieser Richtung, hat ein Moslempriester (Mullah) genannt eine Wasserstelle, das ist ein großer Tonkrug ungefähr 100 Liter fasend, in en Boden eingegraben, damit das Wasser kühl bleibt,

In einem eigens für Wassertransport kunstgerecht abgezogenem Ziegenfell holte er das Wasser auf Eselsrücken weit her, denn ringsum gibt es nirgends Trinkwasser.

An dieser Stelle halten alle Lastwagen an, das Wasser kann man auch für den Kühler gebrauchen.

Jedenfalls trinkt jeder Mann mal zuerst etwas Wasser, hiernach gibt man diesem Einsiedler Mullah eine Münze und je nach Größe dieses Wertes, erfolgt danach die Segnung aller die nun den schwierigen Anstieg beginnen.

Diese Segnung geschieht durch ein Gemurmel und streichen des wilden Vollbartes, ohne den fast kaum ein Mullah zu finden ist.

Der Anstieg bringt allerhand mit sich, was man in Europa nicht kennt, große Hitze, trockene Luft, dazu die Höhe. Hierdurch haben alle Motoren schon einen Leistungsverlust, der sich sehr bemerkbar macht. Man sieht Fahrzeuge ohne Kotflügel und ohne Motorhaube, lediglich der Kühler mit Draht angebunden bildet die Fahrzeugvorderseite.

An diesem Kühler sitzt ein Mann buchstäblich wie eine Fliege am Leim, mit flatterndem Hemd und einer Büchse.

Wasser womit er den Kühler nachfüllt, weil er unten rinnt und ober überkocht. Die Fahrzeuge sind alle überladen, es gibt keine Kontrolle hierfür. Man fährt ohne Anhänger und braucht somit allen Raum und ganz oben drauf sitzen noch Fahrgäste.

Nicht selten fällt auch so ein 4-5 m hoch beladenes Fahrzeug um, oder noch schlimmer, stürzt in irgendeine Schlucht, wer dann noch heil davonkam, der geht zu Fuß weiter.

Auch wir hatten Fahrgäste dabei, das ist für die Chauffeure ein kleiner Nebenverdienst und für den mitfahrenden immer noch billiger, als ein Platz in einem Omnibus, der einer Ölsardinenbüchse gleicht.

Bald war Kabul erreicht, von wo es dann nach 2 Tagen Unterbrechung Richtung Norden in den Hindukusch zum großen Schiebarpass weiterging.

In Kabul der Hauptstad des Landes, lässt es sich schon einigermaßen leben, wenn auch erst das Jahr 1337 geschrieben wird, und vielerlei Verbote bestehen, merkt man doch schon den ausländischen Einfluss

Man schätzt die Einwohnerzahl dieser Stadt auf rund 1 Million, genau zählen kann man sie nicht, weil man hierbei mit den religiösen Sitten der Mohammedaner im Konflikt kommt.

In einer solch großen Ansiedlung, mit vielen Ausländern vor allem Botschaften und Handelsvertretungen braucht man viel Platz, denn alle Gesetze speziell das Verbot von Alkohol, da ja nur religiös fundiert ist, lassen sich nicht über 1000 Jahre halten.

So z.B. kauft man Alkohol, sei es Bier oder Whisky, in jedem größeren Basar, natürlich zu horrenden Schwarzmarktpreisen. Ganze Hilfsendungen rein Alkohol für medizinische Zwecke, wurden auf diese Art anderer Verwendung zugeführt, womit auch ich mich in diesen 2 Tagen Rast in Kabul auf die kommende Fahrt nach Norden eindeckte.

Früh am Morgen fuhren wir los um ein recht großes Stück Weg zurückzulegen. Gleich 10 km nach Kabul die erst Panne, auf dem Anstieg zum kleinen Kabulpass, Reifenwechsel, was nur deshalb schwierig war, weil wir den ganz Weg versperrten und einige Fahrzeuge einen kleinen Umweg fahren mussten.

Nach diesem Pass, der nur 2 km Anstieg hat und rund 1.950 m hoch ist, also vom Kabuler Plateau ungefähr 100 m Unterschied, fällt das Gelände 50 km langsam bis 1.600 m ab. Somit fährt man in einem breiten Tal, immer entlang dem Hindukusch bis zu dem Ort Schrikar.

Von da an beginnt der Anstieg durch das schmale und fast 100 km lange Khorband-Tal zum Schiebar Pass. Auf dem Weg durch dieses Tal, das recht oft von schweren Unwettern bedroht wird, mussten wir zweimal mit der mitgeführten Planierraupe die Straße für unseren Schwertransport befahr machen.

Nach 3 Tagen standen wir unterhalb des Anstieges zum Pass, noch einmal wurde die Ladung kontrolliert, alle Befestigungen überprüft, danach ein Lastwagen vorgespannt und nun ging es los, im Kriechgang rund 7 km, doch dazwischen lag viel Arbeit, denn bei allen Steigungen von 28-30 % die auch in den Spitzkehren drin sind, mussten wir die Raupe vorspannen und außer dem 2-3mal zurücksetzen wegen der Fahrzeuglänge.

Einen vollen Tag haben wir benötigt um diesen Pass zu befahren, doch es gab keinen anderen Weg als diese Höhe von rund 3.000 m zu überwinden. Der südliche Anstieg ist kurz und steil hingegen die Abfahrt nach Norden flacher und länger.

Die Straße ist sehr schlecht und schmal und führt zwischen steil aufragenden Felswänden hindurch, entlang der Straße ein kleiner Bach, welcher zum reißenden Fluss wird, wenn die Wetter über die 5.000endern der Koh-i-Baba herniedergehen.

So kommen wir nach weiteren 2 Tagen in den Marktflecken Duab d.h. Zweiwasser. Dort gibt es eine Tankstelle und ein Hotel, das man auch Kuhstall nennen kann. Natürlich war ich froh wieder mal nach 5 Tagen in einem Bett zu schlafen, weshalb man keine besonderen Ansprüche stellt.

Es gibt auch Essen in diesem feudalen Hotel, drei Hauptgerichte, die besonders empfehlenswert sind, Reis mit Hammel, gebackene Eier im Hammelfett schwimmend und Heise Milch mit Hammelfett geschmälzt.

Wer die Landekost noch nicht gewohnt ist, wird sich nach Genuss von einem dieser Gerichte bestimmt akklimatisiert.

Unsere Fahrt geht weiter, das Gelände wird ebener und wir brauchen die Raupe nicht mehr, deshalb kann das eine Fahrzeug umkehren. Man fährt nun vorbei an ziegelroten Bergen.

Ferner durch Hügelland, wo man glaubt, auf dem Mond zu sein, denn kleine Kuppen von 1050 m Höhe in den Farben grün, braun bis dunkelrot sind über große Strecken zu sehen.

Das einzige Wachstum ist Kameldorn, das so stachelig ist wie Disteln. Sonst sieht man kein Baum oder Strauch, nur Steine, die von der Sonne richtig schwarz gebrannt sind.

Immer wieder windet sich die Straße über Hügel, durch Felsschluchten um viele Berge bis man bei Doschi, die Talebene des Flusses „Rotwasser“ erreicht.

Doshi ist eine größere Ansiedlung und hat einige Rasthäuser, wo wir einen Tag Ruhe einlegen.

Als wir in einem Rathaus beim Mittagsmahl sitzen, 5 Mann auf dem Boden, um eine große Schüssel herum hockten, und den Reis mit Hammel kunstgerecht mit der Hand zum Mund führen, kam das Gespräch auf mich.

Der Khalifa, das ist der Chef merkte, dass ich Ausländer bin und als er erfuhr, ich bin Germany wurde er ganz freundlich, was einen speziellen Grund hatte.

Er hatte einen 5 KW Generator englischer Herkunft und als einziges Haus am Ort elektrisches Licht.

Der Benzinmotor zum Antrieb dieses Aggregats lief seit einiger Zeit nichtmehr und nun bat mich dieser Mann, das Ding zu reparieren. Er meinte, wenn ich Deutscher bin, geht das gut, denn die Maschine sei auch deutsch was zwar nicht stimmte, aber er brachte zum Ausdruck, die Deutschen würden alles können

Nun, ich betrachtete mir die Maschine, hatte auch bald die Fehlerquelle gefunden, jedoch nichts gesagt, denn nun machte ich die Sache spannend um wirklich, den Ruf, der mir vorausging zu wahren. Für den Fachmann sei hier kurz die Fehlerquelle gesagt – die Leitkohle, welche vom Verteilerfinger den Zündstrom abnimmt, klemmte in ihrer Führung.

Ich ließ nun Wasser einfüllen und wartete einige Minuten, bis ich mit ein paar geschickten Handgriffen den Fehler behoben hatte.

Hiernach lief ich einige Male um den Motor herum, machte verschiedene Zeichen und Bewegungen, die einiges Staunen bei den Halbwilden, nur so kann man diese Menschen bezeichnen, hervorrief.

Auf Befragen, was ich denn mache, erklärte ich, dass ich den Teufel aus der Maschine vertreibe, sonst würde sie nicht anspringen, das glaubte man mir sehr gern, mehr als ich selbst, worauf ich dann den Motor mit der Handdrehkurbel anwarf. Das war eine Freude alles lachte und zum Dank musste ich mit meinen Leuten noch eine Nacht dableiben um den Lichterglanz zu bewundern.

Den ganzen Abend habe ich mich mit Tee richtig betrunken!

Natürlich nicht vom Tee alleine, sondern von dem 90 %igen aus Kabul, der für medizinische Zwecke gedacht war.

Essen bekamen wir alles umsonst, es kamen diesen Abend auch viele Leute zum Tee trinken, weil wieder Licht brannte und ich musste erzählen, was mir zu jener Zeit infolge Sprachschwierigkeiten nicht leicht viel.

Diese Nacht brauchte ich nicht auf dem Teppich am Boden zu schlafen, ich bekam das beste Zimmer, darin stand eine alte Couch, die recht angenehm aussah. Hätte ich jedoch gewusst, dass die Federn einzeln herausdrücken, und mir das Liegen zur Qual wurde, dann wäre mir das Parkett doch lieber gewesen, aber ich durfte den Hausherrn ob dieser Gastfreundlichkeit nicht kränken, war jedoch sehr froh als der Morgen anbrach.

Nach dieser Unterbrechung setzten wir die Fahrt zum Amu-darja, dem Grenzfluss zwischen

Afghanistan und Russland fort. Die Straße ist nun breit und verläuft eben, denn das Tal ist breiter und wird zur großen Ebene. Es ist eine furchtbare Gegend, jedoch ist jegliches Wachstum nur durch Bewässerung möglich.

Man pflanzt Zuckerrüben, Weizen, Reis und vor allem Baumwolle.

Die Felder sind in zyklopischen Formen jeder Größe terassenmässig angelegt, somit kann man mit demselben Wasser mehrere Feldstücke nacheinander bewässern. Für den Einsatz von Maschinen sei es pflügen oder ernten, sind diese kleineren Bazellen nicht geeignet, doch bis jetzt hat man in Afghanistan noch Zeit und Landarbeiter genug und dies ist entscheidender als höhere Erträge oder rationellere Arbeitsweise.

Bald ist der größte Ort in dieser Nordprovinz erreicht, er heißt Kunduz und hat schon etwas Industrie. Eine große Baumwollspinnerei, die nach modernem europäischem Vorbild aufgebaut wurde, beschäftigt schon eine Vielzahl von Arbeitern. Bildern, die den Blick in ein trostloses großes Gefängnis geben, nahm ich Abschied von der russischen Grenze um die Rückfahrt nach Kabul anzutreten.

Hier wird die Baumwolle entkernt und auf Ballen gepresst, ferner stellt man von den Kernen Speiseöl, Seife und andere Nebenprodukte her. Zur Zeit der Baumwollernte sieht man viele Esel, Pferde und Kamelkarawanen, welche auf ihren Rücken in große Tücher oder Säcken gefüllte Baumwolle täglich in die Fabrik transportieren.

In dieser Fabrik sind auch einige deutsche Experten beschäftigt, denn ohne Ausländer läuft so etwas noch nicht, das geht schon ein paar Jahrzehnte bis die Afghanen einen solchen Stand erreicht haben, der ihnen die Möglichkeit gibt, auch industriel von außen unabhängig und selbstständig zu sein. Bei Deutschen, welche schon einige Jahre in diesem Kunduz stationiert sind, bin ich für eine Nacht Gast und am anderen Tag ging die Fahrt weiter.

Rund 60 km durch Steppe und Wüste bis an die russische Grenze. Bei klarem Wetter sieht man von diesem Gebiet aus das Wahan und Pamir Gebirge mit seinen 6 und 7.000tausendern.

Nach 20 tägiger Fahrt, eine Strecke von 750 km ist nun das Ziel erreicht, der Flussumschlagehafen Kiesel-Kala am Amu-Darja, dort soll dieser Großbagger auf Kettenlaufwerk, die ankommen dem Schiffe (200-800 Tonnen) entladen.

Ein kleinerer Kran steht schon einige Zeit da und hat Kisten, sowie Kleinwaren, alles auf Haufen geschmissen, die nun wie große Kohlenhaufen aussehen.

Mehrere Kisten, welche zu einer Sendung gehören sind nicht mehr festzustellen.

Man lädt einfach der Reihe nach auf, die Ware muss sowieso alle zuerst in Kabul in den Zoll Hof, dort bleibt es eben solange liegen, bis die Sendung lt.Liste komplett ist.

Beschädigungen der Waren durchwerfen, umkippen, falsches Lagern und Witterungseinflüsse gibt es recht viel, bei solchen Transporten.

Wir entladen nun unsere Fahrzeuge ich baue den Bagger zusammen und mache ihn betriebsfertig.

Nach weiteren 8 Tagen haben wir eine Rückladung von 20 Tonnen geladen, welche die Rückfahrt nach Kabul wesentlich leichter gestaltet. Während dieser Zeit in der ich unmittelbar an diesem Grenzfluss mit dem Bagger aufbauen beschäftigt war, sah ich auf der anderen Seite des Flusses, die russischen Grenzwächter auf den typischen Wachtürmen und unmittelbar musste ich auch an die russische Westgrenze denken, dem Stacheldraht und Wachturm geben das gleiche Bild.

Ob in Europa oder Asien und ich weiß bis heute nicht, was die Russen eigentlich bewachen. Mit diesen Bildern, die den Blick in ein trostloste Gefängnis geben, nahm ich Abschied von der russischen Grenze um die Rückfahrt nach Kabul anzutreten.