Ein echter Höllentrip - Hanna Julian - E-Book

Ein echter Höllentrip E-Book

Hanna Julian

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Beschreibung

Der Schrecken wartet schon. Leons Wunsch nach Grusel wird etwas zu gut erfüllt. In den Eingeweiden der Geisterbahn beginnt sein Kampf gegen einen höllischen Feind. Kann er dieser düsteren Welt und den grauenhaften Bildern wieder entkommen, die sein Kontrahent sich für ihn erdacht hat?

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Impressum

Leseprobe „Verräterherz“

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Kapitel 1

"Du bist gemein, Leon! Leih mir doch Geld, dann können wir zusammen Geisterbahn fahren."

Die Stimme seines kleinen Bruders klang nölend und ging Leon unglaublich auf die Nerven. Seit sie auf dem Kirmesplatz waren, ging das in einer Tour so. Erst hatte Sebastian auf den ganzen Kleinkind-Karussells fahren wollen und schließlich hatte Leon dem neunjährigen Bruder noch beim Entchenangeln zusehen müssen – verfluchter Babykram!

Und nun, da Sebastian kein Geld mehr hatte, sollte er ihm auch noch welches leihen? Eher würde jemand den Hauptgewinn beim blöden Loseziehen machen! Leon schnaubte. Er hatte selbst fünf Euro in diese kleinen bunten Papierschnipsel investiert und nur einen mickrigen Stoffbären gewonnen – den Sebastian mit glühenden Augen bewunderte – kurzerhand in der Mülltonne inmitten von Pappschachteln mit Mayo versenkt. Leon hatte das coole Skateboard gewinnen wollen, nicht solchen Scheiß!

Dass seine Mutter ihn gezwungen hatte, Sebastian mitzunehmen, war das Allerletzte! Leon war schon vier Klassenkameraden begegnet, die schnell das Weite gesucht hatten, als sie ihn mit der nervenden Ratte erblickten. Nun standen er und Sebastian vor der Geisterbahn und der eben noch Entchen angelnde Bruder sah begeistert zu den großen Figuren hoch, die sich bewegten und dabei gruselig von der entweichenden Druckluft akustisch in Szene gesetzt wurden – abgesehen von dem schauerlichen Geheule und Gekreische aus den Lautsprechern natürlich. Es war ein Lärm, als würden tausende Seelen zugleich in einen Kessel mit glühender Lava geworfen. Leon musste grinsen. Das war vielleicht ein etwas fantasievoller Vergleich, aber an düsterem Vorstellungsvermögen hatte es ihm schließlich noch nie gemangelt. In der Hand hielt er bereits das passende Geld für seinen Trip mit dem Grusel-Highlight. Sebastians jammernde Stimme riss ihn aus seinen Gedanken; der penetrante Singsang kratzte heftig an seinen Nerven.

"Bitte Leon! Ich geb dir das Geld auch zurück."

"Du wartest hier! Rühr dich nicht vom Fleck, bis ich wieder da bin!", herrschte Leon ihn an. Er schob Sebastian unsanft an die metallene Wand, auf der Geister zwischen Gräbern hervorlugten. "Du bleibst genau hier, bis ich dich wieder abhole!" Leon ließ den quengelnden Bruder einfach stehen. Auf dem Weg zum Kassenhäuschen hörte er Sebastians wütende und zugleich weinerliche Stimme. "Zu Tode sollst du dich gruseln, du gemeiner Blödmann!" Leon tauschte sein Geld gegen eine Plastikmünze und betrat die Stufen der Geisterbahn.

***

Die ankommenden Wagen hielten nicht. Die Fahrgäste mussten während laufendem Betrieb einsteigen. Immer drei der Fahrzeuge hingen aneinander, in denen jeweils zwei Personen Platz fanden. Leon wollte am liebsten ganz allein fahren, aber hinter ihm drängten bereits weitere Personen zu den Wagen.

Ein Ordner sorgte dafür, dass die Fahrgäste rasch aus- und einstiegen. Zwar fuhren die Wagen sehr langsam, aber einige Fahrgäste hatten beim Aussteigen Probleme, weil ihre Augen sich erst wieder an die Helligkeit gewöhnen mussten. Dementsprechend gaben sie sogar nach der Fahrt noch überraschte Laute von sich und stolperten dann leicht desorientiert ihrer Wege.

Das Adrenalin kochte in Leon hoch. Es gab nur wenig, was den Fünfzehnjährigen wirklich interessierte. Aber alles, was mit Horror zu tun hatte, stand hoch im Kurs. Er hatte beinahe sämtliche Filme gesehen, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnten. Über Altersfreigaben lachte er, denn es gab nichts, das ihm etwas ausmachen konnte. War doch alles nur Film! Und immerhin war er beinahe schon Sechzehn – also praktisch erwachsen, auch wenn seine Eltern das anders sahen. Was wussten die schon? Schickten ihn mit dem Pimpf auf die Kirmes – die waren doch nicht ganz dicht!

Leon schüttelte den Ärger ab, als er sah, dass er bald mit Einsteigen an der Reihe war. Er spähte in das dunkle Loch, aus dem die Geisterbahn ihre Besucher wieder in die Realität spuckte. Kreischen war daraus zu hören - echtes, keins aus Lautsprechern. Leon konnte es kaum noch erwarten, endlich ins Innere zu kommen.

Er schwang sich gleich in den ersten Wagen der Dreiergruppe. So war das Gefühl stärker, dieses Abenteuer allein zu bestehen, da vor ihm nur die Schwärze sein würde. Er machte es sich bequem und drückte dem Ordner beiläufig den Chip in die Hand. Ganz lässig musste das kommen, ein gelangweilter Gesichtsausdruck trug den Rest zur nötigen Coolness bei.

Innerlich hüpfte Leon jedoch wie Sebastian auf und ab, wenn Mama ihm versprach, vor dem Schlafengehen noch etwas vorzulesen. Gute-Nacht-Geschichten … nein, aus dem Alter war Leon definitiv raus. Jetzt hieß es Gruselfeeling vom Feinsten! Zumindest hoffte er das, denn ein wenig machte sich die Befürchtung in ihm breit, er könnte hinterher enttäuscht sein. Aber selbst wenn es so wäre, würde er Sebastian vorschwärmen, wie toll die Fahrt gewesen war – seine Rache am kleinen Bruder, der ihm heute die Tour so vermasselt hatte.

Das schwarze Loch, das die Fahrgäste verschluckte, rückte immer näher. Reißzähne waren oben angebracht. Eine dicke, scheinbar klebrige Zunge wölbte sich unter ihnen am Boden und wurde zurückgezogen, als die Dreiergruppe sich näherte. Hinter ihm hörte Leon ein Mädchen aufgeregt mit ihrem Vater sprechen. Der Mann versicherte dem Kind, dass die Fahrt ganz bestimmt nur halb so gruselig werden würde und sie keine Angst zu haben bräuchte. Leon hoffte, dass der Kerl so was von falsch lag!

Die Reißzähne kamen plötzlich viel näher, weil die Wagen über eine Erhebung fuhren, sodass der Eindruck entstand, das sie verschluckende Maul würde sich bewegen. Dann tauchte Leon in die Dunkelheit ein.

***

Nicht das Geringste war zu sehen. Die Luft war so dick, dass man unwillkürlich das Gefühl hatte, die Lungen davon befreien zu müssen. Tatsächlich hörte Leon ein bellendes Husten aus einem der Wagen hinter ihm. Das war ärgerlich, weil so die Illusion schmolz, allein zu sein.

Als direkt vor seinen Augen ein Blitz die Fratze eines knöchernen Monsters für einen Sekundenbruchteil erscheinen ließ, war Leon ein wenig versöhnt. Er war tatsächlich etwas zusammengezuckt. Nicht schlecht, aber steigerbar.

Der Wagen nahm eine Kurve und direkt noch eine. So schwungvoll, dass man noch ganz durchgeschüttelt war, als ein gespenstisches Wesen fast in einen hineinflog, seitlich abdrehte und an den anderen Wagen mit einem höhnischen Lachen vorbei schwebte. "Papa!", rief das Mädchen hinter ihm, Leon verdrehte die Augen.

Drei Mumien tauchten neben ihm auf, rollten mit den Augen, hieben mit dick bandagierten Armen nach ihm und grollten seltsam kindgerechte Flüche. Leon überhörte den Mist, er konzentrierte sich lieber auf die Drähte in den Augenhöhlen, die wie Sehnen aussahen, wenn man genug Fantasie hatte.

Der Wagen machte erneut einen Schlenker, dann ging es bergab. Leon hielt sich fest, denn die Neigung war ziemlich steil. Als die Talfahrt anhielt, wunderte er sich, dass das Mädchen hinter ihm nicht kreischte, denn das Ganze war reichlich unbequem. Leon war erstaunt, dass die Anlage überhaupt eine Freigabe vom TÜV bekommen hatte. Er war davon überzeugt, dass der Sicherheitsbügel an seinem Bauch blaue Flecke hinterlassen würde.

Immer noch fuhren sie steil bergab, ohne dabei eine weitere Kurve zu nehmen. Leon überflog im Geiste die Größe der Geisterbahn … Schließlich die des Kirmesplatzes, denn immer noch fuhren sie geradeaus, und scheinbar bis sehr tief ins Erdreich hinein, was einfach unmöglich war. Das musste ein Trick sein. Vermutlich standen sie in Wirklichkeit und alles war nur Show.

Leon beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen. Er fischte aus seiner Tasche ein Sturmfeuerzeug, das sein Opa ihm mal geschenkt hatte. Leon trug es stets bei sich, um gewappnet zu sein, falls ein hübsches Mädchen ihn um Feuer bat. Jetzt hatte er jedoch ganz andere Gedanken. So gut es ging, stemmte er sich mit den Beinen fest gegen den Boden des Wagens. Er hielt die wild zuckende Flamme neben das Fahrzeug, um zu sehen, ob sie sich tatsächlich bewegten oder ob sie in einer Röhre festhingen, die ihnen die wilde Fahrt nur suggerierte. Der Boden neben ihm raste unablässig vorbei. Leon wandte den Kopf und sein Herz setzte einen Moment aus, bevor es doppelt so schnell die Arbeit wieder aufnahm. Die Wagen hinter ihm waren verschwunden. Leon war allein.

***

Hier musste ein technischer Defekt vorliegen. Eine Fehlfunktion, die ihn das Leben kosten konnte! Die Flamme des Feuerzeugs erlosch. Der Fahrtwind raubte Leon den Atem und die Sicherheitsstange an seinem Bauch tat ihr Übriges, um ihm schwindelig werden zu lassen. Er versuchte, gleichmäßig Luft zu holen. Die rasende Steilfahrt ging weiter. Die Angst, am Ende gegen eine Wand zu schmettern, ließ Leon vor Schreck wie gelähmt sein. Vielleicht sprang der Wagen aber auch schon vorher aus den Schienen. Ein Gedanke, der nicht tröstlich war.

Wie aus dem Nichts wurde sein Gefährt plötzlich in eine scharfe Kurve gerissen und Leon knallte gegen das Wageninnere. Sein Oberarm stieß gegen Metall. Leon schrie. Das alles war eine verfluchte Scheiße! Wenn er hier rauskam, würde es für den Betreiber teuer werden! Er würde Schmerzensgeld fordern, bis dem Hören und Sehen verging!

Der Wagen verlor an Geschwindigkeit. Leon starrte in die Dunkelheit.

Tatsächlich schien die Fahrt nun auf waagerechtem Terrain weiterzugehen. Das Herz in Leons Brust flatterte immer noch wie ein Schmetterling. Nun gut, wo auch immer er war, der Wagen bewegte sich jetzt so langsam, dass die schlimmste Gefahr wohl hinter ihm lag.

Leon überlegte, ob es vielleicht doch Absicht war, dass die Wagen getrennt wurden. Immerhin hatte er tatsächlich einen Mordschreck bekommen! Auch die Illusion, dass er eine viel zu weite Strecke für eine normale Geisterbahnfahrt zurückgelegt hatte, ließ ihn immer noch frösteln. Vielleicht war alles doch nur ein ausgeklügelter Trick?

Aber eines war ganz real – sein schmerzender Bauch und ein entstehender Bluterguss, der auf seinem Oberarm hämmerte.

Als der Wagen mit einem Ruck gänzlich zum Stehen kam, wagte Leon kaum zu atmen. Es war stockfinster. Kein Geräusch war zu hören. Als hätte man ihn irgendwo in einer tiefen Höhle im Erdinneren vergessen.

"Hey", probierte Leon es mit zittriger Stimme. So ironisch wie möglich fügte er an: "Tolle Fahrt … echt! Und wo ist nun der Ausgang, damit ich dem Betreiber mächtig in den Arsch treten kann?"

Wider besseres Wissens lauschte er in die Finsternis. Natürlich kam keine Antwort, doch da war ein leises Geräusch. Es klang so, als würde in der Nähe Wasser fließen. Vielleicht ein Abwasserrohr? Das Rauschen nahm rapide zu. "Scheiße", murmelte Leon. Bereits im nächsten Moment fühlte er, wie der Boden des Wageninneren überschwemmt wurde. Seine Turnschuhe wurden durchnässt. Zum Glück war das Wasser nicht kalt. Es hatte beinahe Körpertemperatur, aber es roch nicht wie Wasser, sondern wie ...

Leon wagte nicht, zu Ende zu denken. Aber er würde sich davon überzeugen müssen, dass er falsch lag – schon allein deshalb, weil er sonst keine Möglichkeit sah, seine durchdrehenden Nerven wieder zu beruhigen.

Er schluckte hart und zündete mit zitternden Händen erneut das Feuerzeug an. Als er sah, was seine Füße umspülte, erlosch die Flamme, weil sein Körper vor Grauen ganz kraftlos wurde.

Leons Panik drängte nach außen. Sie entlud sich in einem gellenden und ebenso unnützen Schrei in die tiefe Finsternis: "Maaaaaaamaaaaaaaaaaaaaaa!"

***

Leon wiederholte seinen verzweifelten Schrei. Diesmal gab es eine Antwort – wenngleich sie wohl kaum wirklich ihm galt. Lachen war zu hören. Weit weg, aber unverkennbar Gelächter. Leon biss sich auf die Lippe. Wenn ihn einer seiner Freunde jetzt sehen könnte, nicht auszudenken! Ohne es verhindern zu können, hatte er wie ein Baby nach seiner Mami geheult. Und das nur wegen Blut … Viel Blut … Einem ganzen Fluss voller Blut! Leon wurde schlecht. Er schluckte mühsam, um nicht würgen zu müssen. Das Gelächter in der Ferne nahm zu. Es schien ihn zu verhöhnen. Stimmen wurden hörbar, dann wieder undeutlich, als bewegten sie sich von ihm fort.

Es waren lachende Menschen, die von gruseligen Figuren in einer Geisterbahn erschreckt wurden. Die Sorte von nervösem Lachen, das ihm immer nur ein Augenrollen entlockt hatte, weil der Kinderkram ihm zu öde war – peinlich und albern. Oh Gott, wie er sich jetzt wünschte, einen harmlosen Schrecken zu erleben, mit einem Monster aus Plastik und mechanisch gesteuerten Bewegungen. Das Blut reichte ihm inzwischen bis zu den Knöcheln. Mit einem klickenden Geräusch öffnete sich der Haltebügel. Leon versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen und die Übelkeit niederzukämpfen. Wenn er Stimmen hören konnte, dann war die normale Strecke der Geisterbahn wohl nicht allzu weit entfernt.

---ENDE DER LESEPROBE---