Zu schön ... - Hanna Julian - E-Book

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Hanna Julian

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Beschreibung

Zu lange Wimpern, zu rote Lippen – der junge Schwule Mika ist todunglücklich wegen seines Aussehens. Dass sein Vater ihn ständig zu einem echten Kerl machen will, ist auch nicht gerade förderlich. Und dann ist da noch Yannick, der vorgibt, sein Freund zu sein, ihn in Wahrheit jedoch ständig drangsaliert. Zumindest bis zu dem Tag, als ein neuer Mitschüler auftaucht. Thorben, der mit seiner kriminellen Vergangenheit auch bei Mika Gänsehaut auslöst, mischt plötzlich alles ziemlich auf. Mika hat Angst vor ihm, dennoch kann er sich der aufregenden Aura des Neuen nicht entziehen. Was hat es mit Thorbens Tätowierungen und seiner einschüchternden Art auf sich?

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Inhaltsverzeichnis

Zu schön ...

1. Kapitel – Eltern zum Abgewöhnen

2. Kapitel – Der neue Mitschüler

3. Kapitel – So gar kein netter Kerl

4. Kapitel – Stille Post und was dabei herauskommt

5. Kapitel – Das Leben ist kein langer ruhiger Fluss

6. Kapitel – Ganz schön viel Tacheles

7. Kapitel – Wennschon, dennschon

8. Kapitel – Das Brennen im Herzen …

9. Kapitel – Winterball is coming

Epilog – Winterwonderland for (Gay) Lovers

Impressum

Leseprobe zu »Sommerfeeling – Sonderausgabe«

Weitere Gay Storys von Hanna Julian (Auswahl)

Zu schön ...

1. Kapitel – Eltern zum Abgewöhnen

»Voll in die Fresse! Ja, hau ihm auf's Maul! Der steht nicht mehr auf … Und der Kampf ist AUS!«

Mika sah voller Unbehagen zu, wie sein Vater sich darüber freute, dass einer der Boxer im Fernsehen auf dem Boden liegenblieb. Der Mann sah verschwitzt und völlig fertig aus. Sein Gesicht war durch die vielen Treffer des Gegners gerötet und angeschwollen. Am schlimmsten hatte es seine Augen erwischt; die Lider hingen herunter wie kaputte Jalousien.

»Das war endlich mal wieder eine richtig gute Show!«, freute sich Mikas Vater. »Nicht so ein zimperliches Rumgehüpfe, als wären's alles Schwuchteln.«

Mika zuckte wegen des Schimpfwortes zusammen – er hasste es abgrundtief. Sein Vater kippte sich das restliche Bier in den immer noch grinsenden Mund, und Mika war verwundert, dass es ihm nicht an den Mundwinkeln einfach wieder hinauslief.

»Thomas, ist das Boxen vorbei?« Das war Mikas Mutter, die ihren Kopf durch die Wohnzimmertür gesteckt hatte.

»Ja, Monika. War ein klasse Kampf. Das hättest du sehen müssen!«

Mikas Mutter schüttelte den Kopf. »Das ist nichts für mich. So etwas überlasse ich lieber euch Männern.«

Mika war nahe dran, ihr zu sagen, dass diese Art von Sport auch für ihn nichts war. Aber dann würde es nur eine erneute Diskussion mit seinem Vater geben, der ihn ständig dazu anhielt, sich endlich wie ein echter Kerl zu verhalten.

»Ab ins Bett, Mika! Morgen ist Schule«, erinnerte die Mutter.

»Nacht«, murmelte Mika seinem Vater zu. Der grunzte eine Erwiderung und goss sich Bier ins Glas nach. Mika verließ das Wohnzimmer, seine Mutter folgte ihm.

»Papa sagt, er will mit dir mal zu einem Kampf gehen, damit du ihn live sehen kannst. Zu deinem nächsten Geburtstag. Ist doch ein tolles Geschenk zum Achtzehnten, oder?« Seine Mutter lächelte, aber Mika erkannte, wie gezwungen es war.

»Ja«, antwortete er knapp und war erleichtert, dass es bis dahin noch fast ein Jahr dauern würde. Vor zwei Monaten erst war er siebzehn geworden und froh, dass er an dem Tag mit seinen beiden besten Freunden Patrick und David hatte ins Kino gehen dürfen. Umso schlimmer war es, dass die beiden Brüder kurz danach weggezogen waren. Das war wie ein Albtraum für Mika gewesen, denn mit ihnen hatte er immer am meisten unternommen. Und nun hatte er die beiden auch nicht mehr, um sich aus einer Verabredung mit seinem Vater herauszuwinden. Aber vielleicht hatte er ja Glück, und sein alter Herr würde das gemeinsame Vorhaben wieder vergessen haben, bis es soweit war.

Die Mutter bog ins Schlafzimmer ab. Mika ging ins Bad und schloss die Tür hinter sich. Ihm war immer noch ein bisschen übel von dem Blut, das dem unterlegenen Boxer etwa bei der Hälfte des Kampfes aus dem Mund gespritzt war. Er atmete tief durch und blickte in den Spiegel über dem Waschbecken. Was war das wohl für ein Gefühl, wenn man so hart geschlagen wurde, dass die Lippe aufplatzte, oder sogar ein Zahn raus brach? Wenn er seinem Vater erzählen würde, wie er für andere Jungs empfand, würde er darüber vielleicht nicht mehr lange rätseln müssen. Mika traute ihm durchaus Handgreiflichkeiten zu, wenn er die Wahrheit erführe. Aber das würde niemals passieren, weil er es einfach für sich behielt. Immer. Auf ewig. Sein ganzes Leben lang. Oder zumindest solange, bis er seinem Vater aus dem Weg gehen konnte. Aber das wäre wohl erst soweit, wenn er sich eine eigene Wohnung leisten konnte. Und das würde zweifelsohne noch sehr lange dauern. Mika seufzte, er drehte den Hahn auf und wusch sich das Gesicht. Ohne sich abzutrocknen, blickte er erneut in den Spiegel. In seinen langen Wimpern hatten sich Wassertropfen gesammelt. Sie glänzten wie kleine Edelsteine in den langen, geschwungenen Härchen. Seine Wimpern waren von Natur aus so dunkel, dass sie beinahe aussahen, als hätte er sie getuscht.

»Du hast Augen wie ein Mädchen! Hat unser Sohn nicht Mädchenaugen?«, hatte sein Vater erst vor ein paar Tagen am Frühstückstisch gefragt und ihn genau angesehen. Das machte er sonst nie. Mika hatte immer das Gefühl gehabt, sein Vater sähe eher durch ihn hindurch – bis zu diesem Sonntagmorgen. Vor Schreck über den Kommentar war Mika beinahe das Herz stehengeblieben. Vor allem auch, weil die Stimme seines Vaters absolut nicht freundlich geklungen hatte. Es war etwas Lauerndes darin gewesen, als erwarte er, dass Mika sich vor seinen Augen womöglich in ein ekliges Insekt verwandeln könnte.

»Er hat schöne Augen – schöne Männeraugen!«, hatte seine Mutter erwidert und dann das Thema gewechselt. Mika war heilfroh darüber gewesen. Jetzt betrachtete er eben jene Augen, und er kam zu dem Schluss, dass seine Mutter entweder gelogen hatte oder blind war. Da sie nachweislich sehen konnte, lag die Antwort auf der Hand. Mika seufzte schwer. Seine Wimpern reichten ihm bei normal geöffneten Augen bis fast an die ebenfalls geschwungenen Brauen. Sein Gesicht war ebenmäßig mit hohen Wangenknochen. Er hatte kaum Bartwuchs. Seine Lippen waren voll und rosig. Ja, er war attraktiv, aber eben nicht auf männliche Art. David hatte ihn mal scherzhaft seine Prinzessin genannt – und Mika hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als von ihm geküsst zu werden. Aber das war natürlich überhaupt nicht infrage gekommen! Und das nicht nur, weil David nicht schwul war, sondern weil Mika Angst vor dem hatte, was passieren würde, wenn er tatsächlich mal einen Jungen küssen würde – so, wie in seinen Träumen. Abermals kamen ihm die argwöhnischen Worte des Vaters in den Sinn: Mädchenaugen ... Die könnten ihn irgendwann mal verraten. Bei seinem Vater, aber auch bei anderen Leuten in seinem Umfeld. Natürlich könnte er leugnen. Behaupten konnte man schließlich vieles. Aber was würde passieren, wenn jemand nicht nur das Äußere sah, sondern auch einen Blick hinter die Kulissen schaffte? Mika war kein guter Schauspieler, deshalb musste er sich schon im Vorhinein schützen, so gut es eben ging. Er biss sich auf die Lippe. Wie musste ein Mann aussehen? Ein richtiger Kerl? So, als hätte er schon x-mal eins auf die Schnauze bekommen, wie dieser Boxer eben? Oder musste er eine auffällige Narbe an der Stirn haben? Vielleicht in der Form eines Blitzes wie Harry Potter? So ein Quatsch! Aber eins stand fest: auf jeden Fall musste er härter aussehen, als Mika es tat! Er verzog seine Mundwinkel, um grimmig zu gucken. Das brachte nicht viel, stellte er fest. An seiner Gesichtsform würde er nichts ändern können. Auch nicht an den vollen Lippen. Aber die Wimpern könnte er bearbeiten …

Mika öffnete die Schublade im Schrank neben dem Waschbecken. Er nahm die Nagelschere heraus. Dann schloss er ein Auge und führte die geöffnete Schere an die Wimpern. Seine Hand zitterte. So vorsichtig wie möglich drückte er die Schneiden der Schere zusammen. Haarspitzen rieselten auf seine Wange. Erschreckt öffnete er das Auge. Borstig, wie im Herbst übriggebliebene Maishalme, stachen seine Wimpern nun in Richtung Lid. Das war zu kurz geworden ... Mika seufzte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als die gleiche Prozedur auch beim zweiten Auge durchzuführen. Erschreckt betrachtete er sich danach im Spiegel. Seine Augen strahlten immer noch in ihrem intensiven Grünton. Die radikal gestutzten Wimpern sorgten dafür, dass sie nun sogar noch mehr betont wurden. Mika tröstete sich damit, dass sie jetzt aber immerhin ein wenig entstellt aussahen. Und ja, daran bestand kein Zweifel. Er legte die Schere zurück in die Schublade und strich sich die Haare aus der Stirn. Vielleicht würde es helfen, wenn er seine dunkle Mähne raspelkurz schneiden lassen würde. Das wollte er dann aber lieber doch nicht selbst machen, darum beschloss er, so schnell wie möglich einen Friseurtermin zu vereinbaren. David trug die Haare auch extrem kurz und sah damit sehr männlich aus. Überhaupt war sein Freund ein durch und durch maskuliner Typ. Wenn sie Basketball gespielt hatten, konnte Mika sich an dessen Muskelspiel kaum sattsehen. Und dann diese kurzen Hosen, die ziemlich gut zeigten, was sich in ihnen verbarg. Mika fluchte leise, als er spürte, dass er allein beim Gedanken daran schon hart wurde. Sein Glied bäumte sich auf und gierte nach Beachtung. Mika verließ eilig das Bad und ging in sein Zimmer. Er zog sich aus und legte sich unter die Decke. Sein Ständer war inzwischen so hart, dass er pochte. Mika legte seine Hand um den Schaft und bewegte sie rhythmisch auf und ab. Er dachte an David – an dessen breite Schultern und an seine Oberarme, die einen ordentlichen Bizeps aufwiesen. Und er dachte daran, wie er einmal beim Zelten Davids nackten Hintern gesehen hatte. Der Freund hatte sich in ihrem Dreimann-Zelt einfach splitterfasernackt ausgezogen, nachdem sie bei einer Wanderung vom Regen überrascht worden waren. Sie waren durchnässt bis auf die Haut gewesen, aber nachdem Mika Davids Knackarsch gesehen hatte, war ihm nichts anderes übriggeblieben, als mit nassen Klamotten und angewinkelten Beinen im Zelt vor sich hin zu bibbern, damit die anderen seine Erektion nicht bemerkten. Wie hätte er Patrick und David auch glaubhaft erklären sollen, dass er eine Keule zwischen den Beinen bekam, ohne dass Davids verführerischer Po dafür der Auslöser gewesen wäre? Ihm war keine Lüge eingefallen, und Ehrlichkeit war völlig ausgeschlossen gewesen. Er wollte doch nicht gleich zwei Freunde auf einmal verlieren … seine einzigen Freunde … die Menschen, mit denen er alle Geheimnisse teilte – bis auf das eine, das sie niemals erfahren durften.

Jetzt dachte Mika jedoch an den Anblick zurück, der sich ihm damals im Zelt geboten hatte. Er sah wieder vor sich, wie Davids Sack und sein schlaffes, aber absolut nicht kleines Glied zwischen dessen Beinen gebaumelt hatte. Er erinnerte sich daran, wie der Pospalt sich ein klein wenig geweitet hatte, als David sich nach seiner Tasche gebückt hatte, um seine Unterhose herauszuholen. Mika rieb sich schneller. Wie wäre es wohl, so einen Hintern zu erobern? Was war das für ein Gefühl, die Latte in ein Poloch zu schieben? Das musste unendlich geil sein! Eng und warm … heiß! Mika atmete heftig. Sein Schwanz schien Feuer gefangen zu haben. Er bearbeitete ihn intensiv, erhöhte die Reibung. Dann kam der köstliche Moment. Mikas Eier zogen sich zusammen und sein Glied begann, den angestauten Saft hervorzuschießen. Das Sperma spritzte zwischen seinen Fingern hindurch. Eine gefühlte Explosion, die so was von fällig gewesen war! Mika rieb noch ein paarmal am Schaft entlang, bis sein Penis erschlaffte. In diesem Moment war die Welt gut. Ja, vielleicht sogar herrlich! Einer der wirklich wenigen Momente in seinem Leben …

Mika wartete, bis seine Atmung auf ein fast normales Maß zurückgegangen war, dann lauschte er. Wenn er sich beeilte, würde er unbemerkt nochmal ins Bad gehen können, um sich das Sperma abzuwaschen. Er kroch unter der Decke hervor und schlich zur Tür; leise öffnete er sie und spähte in den Flur. Der Gang war dunkel. Ohne das Licht anzuschalten, ging Mika schnell ins Bad. Seit ewigen Zeiten fehlte hier der Schlüssel, und seine Eltern fanden es unnötig, dafür Geld auszugeben. Sie meinten, man könne ja vorher klopfen, wenn die Tür geschlossen war – aber gerade sie vergaßen es eigentlich ständig! Er würde sich also wie immer beeilen müssen, wenn er ungestört bleiben wollte. Als Mika ins Waschbecken blickte, fluchte er leise. Die Wimpernspitzen lagen immer noch darin. Schnell drehte er den Wasserhahn auf und spülte sie gemeinsam mit dem Sperma von seinen Händen in den Ausguss, dann trocknete er sich die Hände ab. Als er wieder in den Spiegel blickte, grinste ihn im Hintergrund das Gesicht seines Vaters an. Mika gab einen erschreckten Laut von sich und wirbelte herum. Sein Vater stand unmittelbar hinter ihm. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und ließ seinen Blick nun über Mikas nackten Körper gleiten.

»So habe ich dich schon lange nicht mehr gesehen. Zuletzt als Baby, glaube ich. Aber gut, alles noch dort, wo es hingehört. Und gar nicht mal so klein, dein Penis. Gut so! Den Frauen wird’s gefallen, verlass dich drauf! Du wirst schon sehen ...«

»Papa! Ich finde es echt unmöglich, dass du hier einfach ins Bad kommst, wenn ich drin bin!«, fuhr Mika ihn zornig an. Er griff zu seinem Bademantel, der an der Tür hing und zog ihn rasch an. Während er den Gürtel band, winkte sein Vater ab. »Stell dich nicht so an! Du hast nichts, was ich nicht selbst auch hätte. Hoffentlich machst du in der Schule beim Duschen nicht auch so ein Theater, denn das wirkt … tuntig.« Das letzte Wort hatte er leise aber zutiefst verächtlich ausgesprochen. Dann schien er das Thema jedoch wieder hinter sich lassen zu wollen, und sein Blick wurde verschwörerisch.

»Eigentlich war ich sowieso nur rasch hergekommen, um dir zu sagen, dass ich dir etwas auf dein Bett gelegt habe. Ein paar Magazine. Du wirst ganz sicher deine Freude dran haben. Aber sag deiner Mutter nichts davon! Manche Sachen brauchen die Weiber nicht zu wissen.« Sein Vater zwinkerte ihm zu und verließ dann das Badezimmer. Mika konnte kaum fassen, wie blöd er gewesen war, dass er wirklich geglaubt hatte, unbehelligt nackt ins Bad huschen zu können. Hätte er sich doch bloß vorher seinen Schlafanzug angezogen! Aber mit dem Sperma an den Händen hatte er dazu wenig Lust verspürt. Demnächst würde er sich Feuchttücher besorgen – die verräterische Rolle Küchenpapier hatte er rasch wieder verbannt, nachdem seine Mutter ihn gefragt hatte, ob er damit in seinen Regalen Staub wischen würde. Sich vor Verlegenheit windend, hatte er einfach bejaht, woraufhin sie ihm antistatische Tücher gebracht hatte, von denen sie ihm versicherte, sie wären viel besser geeignet. – Was für eine peinliche Aktion das Ganze! Und auch wenn die Sache mit seinem Vater eben völlig anders gewesen war, war sie ihm noch viel unangenehmer. Warum musste sein Vater auch ausgerechnet jetzt herumschleichen und ihn im Bad überfallen? Das war doch einfach total abartig! Na ja, zumindest hatte er sich so nochmal mit eigenen Augen davon überzeugen können, dass Mika eben doch kein Mädchen war … Aber dass der Vater ihn auf seinen Penis ansprach, war ja wohl megapeinlich! Und dann noch die Sache mit den Magazinen – Mika konnte sich schon denken, was für welche das waren. Immerhin hatte der Vater seine gestutzten Wimpern nicht bemerkt. Vielleicht fiel es also doch nicht so auf … Mika betrachtete sich erneut im Spiegel. Er selbst sah überdeutlich, dass er Mist gebaut hatte. Aber nun war daran nichts mehr zu ändern – und die Wimpern würden ja wenigstens nachwachsen. Allerdings hatte er keine Ahnung, wie lange so etwas dauerte. Bis dahin würden er und seine Umwelt sich zweifellos an seinen neuen Look gewöhnen müssen.

Mika ging zurück in sein Zimmer und schloss die Tür hinter sich ab. Das war zwar nicht mehr unbedingt notwendig, aber es verschaffte ihm zumindest das Gefühl von Privatsphäre – wenn auch ein wenig zu spät. Er zog sich Unterwäsche und seinen Schlafanzug an. Dann ging er zum Bett und plötzlich war es, als hätte ihm jemand einen Eiskübel über dem Kopf geleert. Da lagen tatsächlich Pornohefte! Heten-Pornos natürlich. Er hatte zwar mit Magazinen gerechnet, in denen barbusige Frauen zu sehen waren, aber das, was er da zu sehen bekam, war weit ekliger! Eine nasse Möse prangte ihm auf einem Cover entgegen. Die Schamlippen wurden von einer üppigen Blondine grotesk weit mit den eigenen Fingern gespreizt. Das war also das Geschenk seines Vaters … Einfach widerlich! Mika spürte Wut in sich aufsteigen. Ob seine Mutter wusste, dass er so etwas im Haus hatte? Mika sah sich die anderen Hefte gar nicht erst an. Er nahm sie vom Bett und vergrub sie allesamt in seinem Papierkorb unter ein paar alten Postern, die er erst am Morgen entsorgt hatte. Da konnte es sich Frau Breitmöse gerne bequem machen, bevor sie in die Mülltonne wanderte. Mika hoffte, dass er nicht vergaß, den Papierkorb am nächsten Tag selbst zu leeren. Nicht auszudenken, wenn seine Mutter das übernahm und die Hefte fand!

Erst als Mika das Licht ausgeschaltet hatte, fiel ihm ein, dass in den Pornoheften bestimmt auch ein paar nette Schwänze zu sehen waren. Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, sie wieder aus dem Papierkorb zu holen. Dann entschied er sich jedoch dagegen. Er verspürte momentan ohnehin keine große Lust mehr. Außerdem wollte er nichts zum Wichsen benutzen, das von seinem Vater stammte. Und schon gar nicht, wenn er doch wusste, dass der ihm die Hefte nur gegeben hatte, um ihn in die Form zu drängen, in der er ihn gerne sehen wollte – die Hetero-Form. Dass Mika anders war, als sein Vater es sich wünschte, war schon immer ein Problem gewesen … Zum Beispiel bei der Anmeldung im Fußballverein, dessen Trainingsstunden Mika jedoch regelmäßig geschwänzt hatte.

---ENDE DER LESEPROBE---