Ein Geburtstag mit Folgen - Karo Stein - E-Book

Ein Geburtstag mit Folgen E-Book

Karo Stein

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Beschreibung

Der elfte Oktober ist nicht nur nationaler Coming Out Day, sondern auch Thores Geburtstag. Bisher fehlte Thore der Mut, die imaginären Schranktüren zu öffnen, um sich vor seiner Mutter zu outen. Dabei ist er zum ersten Mal richtig verliebt und kann sich ein Leben ohne Rudi gar nicht mehr vorstellen. Unbewusst hat er allerdings längst Spuren gelegt und seine Mutter ist augenscheinlich hervorragend darin, Fährten zu lesen ...   Es handelt sich um einen Oneshot mit ca 7000 Wörtern.

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Karo Stein

Ein Geburtstag mit Folgen

Eine Coming Out Kurzgeschichte

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Ein Geburtstag mit Folgen

 

Heute, am elften Oktober vor zwanzig Jahren, bin ich auf die Welt gekommen. Meine Mutter behauptet, ich wäre das süßeste Baby des Planeten gewesen, was natürlich Unsinn ist. Als meine Mama muss sie so etwas vermutlich sagen. Wenn ich mir die alten Bilder anschaue, sehe ich kaum einen Unterschied zu anderen Babys. Klein, verschrumpelt, hilflos und ... okay, ich war ziemlich süß.

Zwanzig. Die Zeit ist so schnell vergangen. Haben wir nicht gestern erst meine Jugendweihe gefeiert? Ich war zum ersten Mal besoffen, aber es war eine geile Party. Mein Schulabschluss ... Ich dachte, ich überlebe die mündlichen Prüfungen nicht. Und der erste Tag auf dem Bau. Alles war neu und fremd und hat mich total überfordert. Inzwischen gehöre ich längst zum Team.

Am Wochenende kommen ein paar Freunde zum Feiern. Heute ist jedoch Mittwoch. Die Firma hat mir einen Tag Urlaub genehmigt, den ich nutzen werde, um das neue Spiel, das ich mir zum Geburtstag gegönnt habe, zu zocken. Den ganzen Tag vor der Konsole. Normalerweise schaffe ich es abends nach der Arbeit kaum eine Stunde, ehe mir die Augen zufallen. Der Job ist verdammt anstrengend und dann ist da noch Rudi ...

Vor zwei Wochen habe ich festgestellt, dass der elfte Oktober ein besonderer Feiertag ist: Coming out Day. Seitdem spüre ich dieses nervöse Kribbeln in meinem Bauch, mir wird abwechselnd heiß und kalt und schwindelig. So, wie jetzt. Ich presse mein Gesicht ins Kissen, während mein Körper den Aufstand probt. Verdammt, was für ein Chaos. Am liebsten möchte ich laut schreien. Stattdessen werfe ich meinen Kopf in den Nacken und fülle meine Lungen mit frischer Luft. Hektisch atme ich und versuche nicht in Panik zu verfallen.

Es klopft an meine Tür. Noch ehe ich es schaffe «Herein» zu rufen, wird sie aufgestoßen. Kerzenlicht erhellt flackernd den Raum, meine Mutter beginnt zu singen.

«Zum Geburtstag viel Glück, zum Geburtstag viel Glück ...»

Das Lied begleitet mich, solange ich denken kann. Ich setze mich auf, ziehe die Decke bis zum Hals und habe das Gefühl, wieder Kind zu sein. Rituale, auch die albernen oder peinlichen, sind beruhigend. Meine Mutter singen zu hören, die Kerzen zu sehen und den Hauch Kuchenduft wahrzunehmen, strahlt Geborgenheit aus. Selbst wenn ich mich manchmal darüber aufrege, dass es ihr oftmals schwerfällt, mich als Erwachsenen zu akzeptieren.

Nun steht sie direkt vor mir, lächelt im Schein der Kerzen und der einsetzenden Morgendämmerung. Es ist noch viel zu früh, um aufzustehen. Zumindest an einem freien Tag. Ich habe jedoch ohnehin in der Nacht kaum ein Auge zugemacht. Das geht mir schon so, seitdem ich weiß, welche Bedeutung der elfte Oktober hat. Ich denke ständig darüber nach.

«Alles Liebe zum Geburtstag, mein Schatz», sagt Mama und sieht mich erwartungsvoll an.